Projekt:Altes Dresden/Dresdner Gebäude/Gurlitt/Schlosskapelle
Die Schlosskapelle.
(Evangelische Hofkirche.)
Die Geschichte der Schlosskapelle ist mit der des Schlosses (s. d.) selbst eng verknüpft. Seit 1454 ist in den Akten von einem Altaristen im Schloss und von einer Kapelle die Rede. Sie lag südlich vom jetzigen Schlossthurm (Hausmannsthurm), an diesen angelehnt. Im Jahre 1548 wurde sie abgebrochen. An ihre Stelle wurde eine neue gegen Westen angefügt. Auch dieser Bau ist völlig verbaut, seit der protestantische Hofgottesdienst in die Sophienkirche ver- legt wurde. Wir sind hinsichtlich der Beurtheilung beider Kapellen auf die Modelle im K, Grünen Gewölbe, auf alte Pläne und Ansichten angewiesen.
Mittelalter
Bearbeiten1. Die mittelalterliche Kapelle.
Ueber ihre Entstehungsgeschichte siehe unter K. Schloss; dort auch die Grundrisse. Der Bau vollzog sich allem Anschein nach in den Jahren 1471 — 76. Die Kapelle bestand (Fig. 97) aus einem viereckigen Räume von etwa 9 : IIV2 an der West- und Nordseite waren zwei Geschosse Emporen über den Freipfeilern und Stichbogen angebracht. An der Südwand stand die Kanzel, welche vom Kirchenptlaster durch eine Treppe zugänglich war. Sie hatte die Form eines etwa 2V2 bis 3 m breiten Austrittes. Darüber die Orgel, in der Kammer hinter dieser das Gebläs. Unter der Orgel fanden sich breite Flügel, einem offenen Altar ähnlich, deren Zweck aus der Darstellung im Modell nicht ersichtlich ist.
Es ist dies die Kapelle, in welcher am 25. Juli 1517 Luther vor Herzog Georg predigte. Bemerkenswerth ist sie als üebergang aus der Anordnung der frühmittelalterlichen Doppelkapelle zum Emporenbau und zu der später typisch werdenden Anlage der Schlosskirchen.
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Dresden (Stadt), ScMosskapelle.
Erhalten hat sich aus der Kapelle wahrscheinlich nichts. Hingewiesen sei auf die Notiz des Hauptstaatsarchivs (Wittenberger Archiv, Amtsrechnungen 1479): „ifür den Baw : .... vi Sch. xvii gr. iii pf. von der orgeln m schnitzenn vnd für Bret vnd leymet dar zu . . iii Sch. vor vii taffelnn in die Capelle.^'
Es ist u. A. von W. Schäfer darauf hingewiesen worden, dass die sieben Bilder auf Holz, welche jetzt in der K. Gemäldegalerie unter Nr. 1875 — 81 ver- zeichnet sind, früher in der Schlosskapelle sich befunden hätten. Einen Beweis hierfür habe ich nicht finden können. Woermann, Katalog der K. Gemälde- galerie zu Dresden, 3. Aufl., S. 608, schreibt diese Bilder dem Hans Leonhard Schaeufelin zu. Vergl. dort die Litteratur. Früher hat man sie Alb recht Dürer, neuerdings wieder seiner Schule zugewiesen. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass in den Brückenamtsrechnungen 1506/7 ein Maler Meister Albrecht, freilich nur bei untergeordneten Arbeiten, vorkommt. Es ist dies sicher nicht Dürer. Die Bilder sind schon 1640 im Besitz der Kunst- kammer gewesen. Weiter hinaus lässt sich ihre Herkunft nicht verfolgen. Woermann setzt die Bilder in die ersten Jahre des 16. Jahrhunderts.
Ueber die Gobelins, welche die Schloss- kapelle besass, siehe unter K. Schloss.
Die alte Orgel der Schlosskapelle bildete später noch den Gegenstand eines Streites. Kurfürst Moritz hatte sie dem Hüttenschreiber auf Marienberg, Joachim Kellner, geschenkt, Hans Dehn Rothfelser sie aber zurückbehalten, da man sie in der neuen Kapelle verwenden wollte. Später scheint letzterer sie an sich ge- nommen zu haben, denn am 13. September 1563 Fig. 97. Schlosskapelle, innere Ansicht. wurdcn scine Erben veraulasst, sie Kellner aus-
Zustand vor 1547. Skizze nach dem Schloss- -i .. A' „r^-n modell im K. Grünen Gewölbe. ZUüanQlgen.
Die Kapelle wurde 1548 abgebrochen.
Renaissance
Bearbeiten2. Die ßenaissancekapelle. Ueber die Baugeschichte siehe unter K. Schloss.
Baubeschreibung.
Die Kapelle (Fig. 99 u. 101) füllte einen Erdgeschossraum von 10,2 m Breite und 21,8m Länge im Lichten. Vor die schmalen Fensterpfeiler waren Strebepfeiler innen angesetzt. Im üntergeschoss befanden sich zwischen diesen Sitzplätze, Betstübchen oder die Eingänge. Im Obergeschoss war vor die als hohes Posta- ment gegliederten Streben je eine toscanische Dreiviertelsäule gestellt. Dahinter vermittelten Thüröffnungen Gang und Wandel auf die über Stichbogen angelegten Emporen an beiden Langseiten. In den Ecken zwischen Umfassungsmauer und Streben Viertelsäulen. Ueber den Säulen die Ansätze des reichen gothischen Netzgewölbes.
Von dem Gewölbe der Kapelle sagt der Chronist Weck, es seien daran unterschiedliche grosse Drachen oder lange Schlangen aus weissen Sandsteinen gehauen gewesen, bei deren jeglichen ein Engel angebracht war. Jeder dieser
Mittelalterliche und Eenaissancekapelle. Baubesclireibung.
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trug ein Leidenswerkzeug Christi und führte die Drachen gefangen. Sie seien so künstlich angebracht, als ob sie in der Luft schwebten und dennoch mit den Gewölben und Dinsten in etwas verbunden gewesen, so dass diese schweren Lasten nun schon so lange Jahre beständig geblieben seien. Gedeutet wurde das Ganze auf Offenbarung Johannis 12.
Es handelte sich also um eine jener Künsteleien im Wölbbau, wie sie in der sächsischen Spätgothik mehrfach angewendet wurden. Siehe beispielsweise in der Stadtkirche zu Pirna. Nach den Abbildungen war das Eippenwerk in sehr reichen Kurven angelegt, ja manchmal ganz in Schnörkel aufgelöst. In die Zwickel waren musicirende Engel gemalt.
Einige Reste dieses seiner Zeit berühmten Gewölbes erhielten sich in der Sammlung des Alterthumsvereins (Inv. -Nr. 1938—41) und zwar Kapitäle, Rippen- ansätze, Wolken etc., Bruchstücke in Sandstein.
Gleichen Ursprungs könnte ein mit dem Herzogl. sächsischen Wappen ge-
zierter Schlussstein daselbst (Inv.-Nr. 2584) sein. Ebenfalls Sandstein; in
einem Dreipass, bemalt.
Zwischen den toscanischen Säulen waren breite Brüstungsplatten mit Kreis- medaillons eingefügt, in welchen sich figürliche Darstellungen befanden, und zwar scheinen die Apostel in Relief abgebildet gewesen zu sein. In der Mitte der Brüstung waren Tafeln mit biblischen Sprüchen, welche von Putten gehalten wurden, lieber den Thüren auf der Empore Reliefdarstellungen (oder Bilder?) in rechtwinkeligen Rahmen.
An der Ostseite stand der Altar, darüber die Orgel. Hinter dem Altar be- fand sich ein schmaler Durchgang, der vom Hofe nach dem Zwinger führte. An der Westseite stand ein Pfeiler in der Achse, der die Empore trug. Hinter dem Pfeiler war ein schmaler Raum mit einem Zugang zur nordwestlichen Hof- treppe und einem zweiten zu einer kleinen Emporentreppe in der nördlichen Um- fassungsmauer. Im Obergeschoss waren diese Nebenräume wie auch jener Gang in die Kirche gezogen, so dass hier breite Emporen sich befanden, die Zahl der Joche der Kirche sich von vier auf sechs vermehrte. Der Zugang von den Zim- mern jenseits des Hausmannsthurmes erfolgte über den Altan, da der anstossende Hausmannsthurm damals noch fast ganz undurchbrochene Mauern hatte. XXI. 10
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Dresden (Stadt), Schlosskapelle.
In der ganzen Anlage geht die Dresdner Kapelle unmittelbar auf die im Schlosse zu Torgau zurück. Sie reiht sich in die Zahl ähnlicher Bauten in ver- schiedenen sächsischen und aussersächsischen Schlössern. Besonders hingewiesen sei auf jene zu Freiberg, Augustusburg, Schmalkalden und namentlich auf jene zu Stettin, welche zum Theil von denselben Meistern wie die zu Dresden aus- geführt wurden.
Das Thor.
Von besonderer Schönheit ist das Kapellenthor (Tafel V), welches gegen den Hof zu stand. Es ist eingerahmt von je zwei sorgfältig ausgebildeten korin- thischen Säulen auf je einem Postament. Diese stehen zu zweien gemeinsam auf einer glatten Plinthe. Das Gesims ist unverkröpft, von streng klassischer Bildung. Der Fries zeigt einen Rankenfries in Akanthus, der von einem Kopfe in der Achse ausgeht und mit menschlichen und thierischen Gestalten reich durchwoben ist. An den Ecken je ein Adler. Das reiche Consolengesims ist nach römischen Vorbildern ausgeschmückt. Die Postamente zeigen Füllungen mit Putten, Vasen und Füllhörnern, die sich streng an die lombardischen Arbeiten einer etwa zwanzig Jahre früheren Zeit anschliessen.
In den Intercolumnien befinden sich je zwei Nischen mit Statuen. Links oben Johannes der Täufer mit ofifenem Buche und dem Lamme darauf; die beste Gestalt der ganzen Reihe, von kräftigem Ausdruck, italienischer Form- gebung. Darunter Johannes der Evangelist mit Kelch und Adler; schulmässige Arbeit der Zeit um 1730, mithin spätere Ergänzung. Rechts oben Moses mit den Tafeln, und darunter Petrus mit Tafel und Schlüssel; diese beiden unfreien und übertrieben durchgebildeten Arbeiten wohl eines Deutschen, der die Italiener nachahmt. Auf jeder Seite die Inschrift MDLV.
Zwischen den Säulenpaaren steht der Rundbogen; Pilaster und Archivolte sind reich mit ächt italienischem Flachornament verziert. In den Zwickeln zwei liegende Genien, die jenen am Georgenthore so nahe stehen, dass man sie für deutsch halten muss. Der Schlussstein zeigt dagegen mehr italienische Form.
Die Attika theilen vier Pilaster, deren Plachornament nicht die gleiche Fein- heit hat als das an den unteren Theilen. In den schmalen Zwischenräumen je eine Nische mit den Statuen links des Jesaias rechts des Paulus mit dem Schwerte und den Inschriften: Jesaie VIII und: Rom. IIL
In der Mitte das Hochrelief der Auferstehung Christi. Dieser entsteigt dem geöffneten Sarge, während eine Schaar Krieger in leidenschaftlich übertriebener Bewegung flieht. Im Hintergrunde nahen die Frauen. Die Unzulänglichkeiten im Mittelrelief, namentlich im Knochenbau der Glieder, stehen im Widerspruch mit den grossen, reifen Linien des Faltenwurfes bei den beiden benachbarten Statuen.
lieber der Attika die Statuen Christi als Fahnenträger mit segnend erhobener Rechten, hnks des Glaubens mit dem Kelche und der Stärke mit der Säule. Die gut bewegte Mittelgestalt übertrifft erheblich die unzulänglichen Seitengestalten.
Der Thürflügel ist in Eichenholz geschnitzt. Er zeigt vor einem mit drei ornamentirten Paneelen verzierten Sockel zwei Consolen, die eine Vorlage tragen. Auf dieser befinden sich wieder ornamentirte Paneele, von welchen das mittlere auf kreisrunder Fläche eine Seejungfrau zeigt. Vier korinthische Halbsäulen theilen
Bau- u. Kunstdenkm. d. K. Sachsen. XXI, Dresden Stadt, Beil. V.
9Dresden: Schlosskapelle, %hov am ^üdenhof.
Eenaissancekapelle. Thor. Kanzel. Altar.
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das Hauptfeld der Thüre. Seitlich die Wappen der Ohur und Sachsens, darunter die Inschrift anno mdlvi und Ornament. In der Mitte eine Bogenstellung, in welcher die Darstellung: Christus und die Ehebrecherin.
Im Hintergrund eine perspektivisch vortrefflich durchgeführte Säulenarchi- tektur, üeber der vorgekröpften mittleren Säulenstellung ist eine Verdachung mit der Inschrift v. D. M. i. ^. (Verbum domini manet in aeternum) angeordnet.
lieber die Meister des Thores siehe unter Schloss.
Die Kanzel.
Gleichzeitig mit der Kirche entstand die Kanzel. 16^^ eYhieii der „Bilden- hauer von wegen des predicJcstules vnd historj darunder" 50 fl. Der Name des Bildhauers ist nicht genannt. Die Kanzel hat sich nicht erhalten. Nach alten Abbildungen ragte sie als Eundbau aus einem der Seitenpfeiler hervor und war an der Brüstung mit den Brustbildern der Evangelisten geschmückt. Darunter befand sich in der Wand ein Eelief mit der Erhöhung der ehernen Schlange durch Moses. 1662 wurde sie wesentlich verändert und erhielt einen von Engeln getragenen Schalldeckel, auf dem Christus, Moses und Elias lebensgross in Holz geschnitzt standen.
Der Altar.
Die Tafel des ältesten Altars wurde 1581 zerbrochen nach Hohnstein ge- liefert (Hauptstaatsarchiv III. Akt Handschr. Fol. 25 Nr. 18 Bl. 19) und darauf durch eine neue ersetzt; um 1602 wurde der Altar nochmals verändert. Jetzt befindet er sich in der Schlosskapelle zu Torgau (Fig. 102). Er wurde nach 1662 aus Dresden dorthin übertragen.
Der Mittelbau des Altars zeigte in der Predella das Abendmahl in Relief: den Herrn lebhaft sprechend, die Apostel heftig bewegt um den in starker Auf- sicht dargestellten Tisch. Seitlich Säulen und Geschirr. Dieser Theil und die anstossenden Brüstungsfelder scheinen von einer anderen Hand als die übrigen und gehören dem Stile nach der Zeit um 1555 an. Auf jenen Feldern stehen die Inschriften:
Mich hat hertzig- verlanget | dis Osterlamb mit eveh zu | essen den ich leide den ich | sage evch das ich hinfvrt | nicht mehr davon essen | werde bis das erfüllet | werde im Reich und Gottes I Luc. XXII.
So oft ir von diefsem Brot | esset vnd von diesem | Kelch trincket solt ir | des Hern Todt verkvndi | gen bis er kompt. Cor. XI,
üeber der Predella steht ein 1 m hoher Aufbau mit je zwei korinthischen Säulen über Postamenten und verkröpftem Gesims. Auf den Postamenten Putten, welche links das Kurwappen, rechts das dänische Wappen halten. Dazwischen eine Kartusche mit der Inschrift:
Da die Zeit erfvUet ward sandte | Got seinen Sohn geboren von einem Weibe | vnd vnter das Gesetz gethan avf j das er die kindschaft entpfinge. Gal. IUI.
Die Säulenschäfte sind in ihrem unteren Drittel mit reichem Blattwerk um- geben, im oberen Theile cannehrt. In den Intercolumnien sieht man je vier Wappen und fünf Inschriftstafeln und zwar lauten die Inschriften:
Pleissig Grafen Aldenburgk Graf
Lantzberg Grafen Orlamundt Graf
Pfalz zu Sachssen Pfaltz zv Dvringen
Thvringen Lantgraf Meilsen Marggraf Chur vnd Sachen (I) Dennemargk
Fig. 102. «ehiosskapt-iic. Der iiltcro Altar. Jetzt in der Sehlosskapclle in Torguu.
Keiiaissaneekapelle. Altar.
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Zwischen den Säulenpaaren befindet sich ein Relief mit verschiedenen Dar- stellungen. Unten in klassischer Ruine unter einem Strohdache die Geburt Christi, den die Jungfrau, Joseph und Engel anbeten; Hirten kommen herbei. Daneben der Gekreuzigte, darüber der bethleheraitische Kindermord und Christus, die Kinder segnend. Das Gebälk ist verkröpft und reich figürlich ornamenlirt. In der Achse trägt ein Männerkopf consolenartig die unverkröpfte Gesimsplatte.
Der Aufbau über dem Gesims ist durch drei schlanke, bekleidete Karyati- den in zwei Felder getheilt. In den Feldern die Rehefs des Sündenfalles und der Austreibung aus dem Paradies. Seitlich schöne, schlank ansteigende Con- solen. Ueber dem eigenartig gebildeten Gesims ein halbrundes Rehef mit dem thronenden Gottvater und dem vor ihm knieenden Christus sowie einer Bekrönuug aus Rollwerk und Putten.
Am Sockel einer Karyatide die Marke igh.
An den seitlich nach Art der Altarflngel angelegten Aufbauten über den Brüstungsfeldern Inschriftstafeln mit den Inschriften:
Ein Kint ist vns geborn ein | Sohn ist vns g-egebon. Esa VIT.
und
Ein Gehenckter ist ver: j flucht fvr g-ot. Devt XXI.
Darüber je ein Paar einfache, schön gezeichnete korinthische Säulen, zwischen diesen je eine Nische mit den Statuen des Johannes des Täufers und des Moses. Im unverkröpften Gebälk ein Rankenwerk, darüber ein schlichter Giebelaufsatz mit seitlichen Consolen und den Inschriften:
Adam und Eva efsen | von dem Verbottenen| Bavm vnd ubertrett: | en Gottes Gebot. Gen. III.
und
Vmb der sinden willen | werden Adam vmd Efa avs | dem Paradis g-estofsen. ] Gen. III.
Weck erzählt, der Altar sei anfangs bei der Erbauung der Kirche gar in kleiner Form von Alabaster und an ihm die Geburt Christi abgebildet gewesen. 1602 sei er erweitert, „mit Säulen, Sprengwerk und etlichen Figuren, insonder- heit aber zuoberst der Auferstehung des Herrn" vergrössert worden. Diese Dar- stellung ist unverkennbar ungenau.
Zusammengehörig ist der in Alabaster ausgeführte mittlere Säulenbau mit dem Aufsatze. Nach der stilistischen üebereinstimmung mit dem Positiv von 1584 in der Kunstkammer des Historischen Museums zu Dresden ist dieser Theil für ein Werk des Christoph Walther anzusehen.
Dagegen sind die Predella und die Architektur der Seitentheile unverkennbar älter. Sie bestehen aus Sandstein, sind mit Oelfarbe bemalt und dürften nach der üebereinstimmung mit dem Hauffe'schen Grabmal auf dem Annenkirchhofe (siehe oben S. 67) und mit dem Schlossportal auf den nicht mit Sicherheit fest- zustellenden Meister dieser Arbeiten, wahrscheinhch auf Hans Walther, zurück- zuführen sein.
Das in Fig. 102 nicht mit dargestellte ,, Sprengwerk", derbe korinthische Säulen über mit Engelsköpfen verzierten Consolen und einem Dreipass ge- schwungenes Gebälk, sowie die Statuen des Johannes und Moses gehören erst dem Umbau von 1602 und wohl dem Entwürfe des Nosseni an. Der barocke Aufbau über diesem Gebälk dürfte gar erst bei der Versetzung nach Torgau zu Mitte des 17. Jahrhunderts angeordnet sein. (Schriftliche Mittheilungen des Herrn Oberst z. D. Haedrich in Torgau.)
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Dresden (Stadt), Schlosskapelle.
Der Taufstein.
Taufstein (Fig. 103), in verschiedenen Marmorsorten, 115 cm hoch, 88 cm oberer Durchmesser. Den Fuss der kelchartigen Anlage theilen vier Pilaster, zwischen diesen eine Bogenarchitektur , in den Bogen vier Putten in Trauer- kleidung. Die Ausbauchung gliedern viermal zwei hermenartige Gestalten. Zwischen diesen Blumengehänge mit Putten und Vögeln. Darüber eine Platte mit Diamantquadern in verschiedenen Marmorarten. Auf dem Kelche viermal zwei jonische Säulchen und zwischen diesen je eine Nische in Serpentin, sowie vier vergoldete Alabasterreliefs, dar- stellend die Sintfluth mit der Arche, den Zug der Juden durchs rothe Meer, die Taufe Christi, die Kinder werden zu Christus gebracht. Das Becken ist aus rothem Marmor, der Deckel aus Holz, mit Löwenfratzen und reichem Eankenwerk, am äusseren Bande ein Mäander. In der Mitte das ruhende Lamm Gottes
Der Taufstein gehört der Zeit bald nach Erbauung der Kapellen, und zwar gehören in diese der Fuss und die Eeliefs, sowie der Deckel. Er erfuhr mehrfache Veränderungen, so 1602 die Verzierung mit farbigen Steinen, sowie wohl auch die Be- reicherung durch die Säulen. Auch 1662 soll er verändert worden sein. Seit 1737 befindet er sich in der Sophienkirche.
Denkmäler.
Wie in der Torgauer Kapelle die Denkmäler der Erbauer des Schlos- ses sich befinden, so scheint auch Kurfürst August beabsichtigt zu ha- ben, solche seiner Vorfahren in der Dresdner Kapelle zu errichten. 1554 sendet er an Hans Dehn-Rothfelser ein Verzeichniss darüber, was die Bilder und Contrafacturen der Vorfahren Augusts in den Niederlanden zu fertigen kosten werden. Es handelt sich um Altartafeln von Alabaster, die als „Drefsdenische Altarbilder" bezeichnet werden. Hauptstaats- archiv, Cop. 260, S. 234. Eine dieser Arbeiten scheint thatsächlich eingeliefert worden zu sein. Es ist das schöne Alabasterrelief des Kurfürsten Moritz, jetzt im Historischen Museum, in einem Holzrahmen, welcher niederländischen Stil zeigt.
Dem Neubau der Kapelle gehörte auch eine Seigerglocke an, für welche 1553 Wolf Hi lliger zu Freibergk 201 fl. 10 gr. gezahlt wurden und die die Inschrift trug: mavritius . dei . Gratia . dvx . saxoniae
ELECTOR. AN NO. DOMINI. MD LH WOLFF HILGER CZU FREIBERGK GOS MICH.
Fig. 103. Schlosskapelle, Tauf stein.
Jetzt in der Sophienkirche.
ßenaissancekapelle. Taufstein. Denkmäler. OrgeL — Umbau.
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Die Orgel.
Eine Orgel erhielt die Kapelle 1563, und zwar von Her man Rotten- steen Pock, Orgelmacher aus Dänemark. Der Kurfürst wünschte sie stattlicher, als die von Pock in Kopenhagen gebaute, sie sollte wie die gleichfalls von ihm in Torgau gebaute werden. Das Geding mit ihm ward am 8. April auf 742 fl. festgestellt. Für das Gehäuse forderte man Entwürfe vom Tischler Hans Wiem, den Malern Benedikt Thola, Augustus Cordus und Meister Andressen (B retschneide r) ein. Der Orgelbauer zog von den im Hauptstaatsarchiv er- haltenen Entwürfen jenen des Andres vor. Es scheint, dass man die Ausstattung dem Pock schliesslich überlassen hat. Seine Orgel für Haugk von Schönburgk in Waldenburg (von 1563) und für das Schloss Schellenberg (Augustenburg, von 1569) werden rühmend erwähnt. Er lebte damals in Zwickau.
Ausserdem befand sich in der Kapelle ein Positiv, das der Organist Walther von hier 1578 auf die Borkirche der Freiberger Kapelle schaffte. Die Orgel wurde 1579 von Christoph Georg Kretzschmer gestimmt und 1612 durch eine neue ersetzt.
Statt des nach Freiberg geschafften Positivs dürfte dann jenes Prachtwerk von 1584 aufgestellt worden sein, welches sich jetzt im Historischen Museum befindet, ein Werk des Christof Walther und des Orgelbauers Johann Lang (vergl. M. von Ehrenthal, Führer durch das K. Historische Museum zu Dresden, 1899, S. 32).
Umbauten 1602 und 1662
Bearbeiten3. Der Umbau von 1602 bis 1604 und 1662.
Mit der Wiedereinrichtung der Sophienkirche stand eine Erneuerung der Schlosskapelle in den Jahren 1602—1604 in Verbindung.
Nun entstand das „Gespreng" um den Altar, durch welches dessen Aufbau abermals vergrössert wurde, ferner erfolgte die bereits besprochene Umgestaltung des Taufsteins und der Orgel.
Die Altaransicht erhielt damals und bei dem zweiten Umbau von 1662 im Wesentlichen die Gestalt, welche Fig. 99 zeigt. Man sieht hier die in Holz eingebaute Orgelempore und über dieser Musicirende. Diese sind nicht als Dar- stellungen Lebender zu betrachten, sondern geben ein Musikspielwerk wieder, welches an die alte Orgel angefügt wurde. Reste von diesem kamen mit der alten Orgel 1738 in die Kirche zu Friedrichstadt. Von ihr erhielten sich einige Theile, und zwar:
Acht Figuren, Engelkinder, in Holz, auf Kreidegrund vergoldet, etwa 80 cm hoch. Sechs davon stehend , zwei sitzend. Zwei von den stehenden trommeln, zwei blasen Trompete, und zwar sind sie durch eine eiserne Vorricht- ung so eingerichtet, dass nach Art der Puppen durch einen Zug an einem Stricke die Arme bewegt werden können.
Eye erklärte diese für Werke des 18. Jahrhunderts. Mir scheinen sie dem beginnenden 17. Jahrhundert und der Schlossorgel anzugehören. Dafür spricht der Umstand, dass auf der Abbildung der Kirche auf der Orgelempore zahlreiche Figuren zu sehen sind, welche schon dem Maassstabe nach nicht als lebende gedacht werden können. Diese sind mit verschiedenen Musikinstrumenten ver- sehen und in lebhafter Handlung dargestellt. Zudem weisen die Rechnungen
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Dresden (Stadt), Schlosskapelle.
der Friedrichstädter Kirche mit Sicherheit darauf, dass bei Versetzung der Orgel neue Schnitzereien von Belang nicht hergestellt wurden.
Schnitzereien, Stücke vom Gesims, mit Consolen und Köpfchen, reich geschnitzt, weiss gestrichen and vergoldet, Eeste der älteren, Pock'schen Orgel. Ferner der Kurhut aus dem 17. Jahrhundert u. a. m.
Jetzt in der Sammlung des K. Alterthumsvereins, Inv.-Nr. 2192.
Der zweite Altar.
Der alte Altar wurde bei dem Umbau von 1662 nach Torgau versetzt und an • seiner Stelle ein neuer (Fig. 56) beschafft. Dieser entstand nach Weck (S. 200) im Jahre 1662. Er ist wohl zweifellos ein Werk des Oberbaumeisters Wolf Caspar Klengel, welcher 1659 eine „Revision derer Edelgesteine und Marmorbrüche" vor- nahm und am 8. November darüber berichtete, was noch an edlen Gesteinen vorhanden und welche Brüche noch ergiebig seien. Die Folge der Wiederaufnahme der Be- strebungen Kurfürst Augusts, die sächsischen Gesteine künstlerisch zu verwenden, zeigen sich am Altare deutlich. Denn sein Hauptschmuck sind die verschiedenen Marmorarten, unter welchen die vier Säulenschäfte aus grünem, mit schwarzen und weissen Breccien versehenem Marmor allein nicht aus Sachsen slammen. Sie wurden aus einem Blocke gehauen, den Herzog Albrecht 1476 aus dem heiligen Lande mit- brachte. Er war ihm dort als ein Rest des Tempels zu Jerusalem geschenkt worden.
Den Altartisch deckt eine Platte aus (Schwarzenberger?) rothem, weiss- geaderlem Marmor. Diese tragen schwere toscanische Pilaster aus schwarzem (Grunaer?) Marmor, zwischen diesen eine Bogenarchitektur aus Serpentin und Felder in rothem Marmor.
Der obere Aufsatz zeigt über Postamenten in rothem Marmor je zwei Säulen. Deren Basis ist aus schwarzem (Grunaer?) Marmor, ein mit Blattwerk verziertes Zwischenglied aus weissem, die 97 cm hohen Schäfte aus jenem grünen Jerusa- lemer Marmor. Darüber ein Compositenkapitäl in Alabaster (?) und ein schweres, stark verkröpftes Gebälk. Zwischen den Säulen eine leere Platte aus rothem Marmor. Nach dem Modell im K. Grünen Gewölbe waren die drei Kreuze in Relief auf diese Platte aufgelegt. Der Altar kam unverändert 1737 in die Bus- mannkapelle der Sophienkirche (siehe S. 91). Nur jene drei Kreuze fehlen.
Mit dem Uebertritt Kurfürst Friedrich Augusts I. zur katholischen Kirche verwaiste die Kapelle. Der Gottesdienst für die protestantische Hofgemeinde wurde dort noch abgehalten, bis zum Jahre 1737, wo der König beschloss, den betreffenden Schlossflügel zu Wohnräumen einzurichten. Am 10. Juni 1737 wurde der letzte Hofgottesdienst in der Kapelle abgehalten, dann dieser in die Sophienkirche verlegt. Dahin kamen der Kirchenornat und die heiligen Gefässe, der Taufstein, die Kanzel, das Thor und der Altar von 1662. Die Orgel kam in die Friedrichstädter Kirche (siehe daselbst).
Vergl. J. A. Gleich, Annales ecclesiastiei oder gründliche Nachrichten der Reformations- historie, Dresden und Leipzig, 1730.
Altargerät
Bearbeiten4. Altargerät h.
Das jetzt in der Sophienkirche befindliche Altargeräth stammt aus der alten Schlosskapelle und aus Geschenken, welche nach der Neueröfifnung der Sophien- kirche zumeist vom Hofe hierher gemacht wurden.
Umbau. Zweiter Altar. - Altargei ätli. Silber.
Bemerkenswerth sind die Chorgewänder, deren sich mehrere, einige freilieh nur in Eesten erhielten. Keines von diesen geht auf vorreformatorische Zeit zurück, während einzelne unverkennbar dem 18. Jahrhundert angehören. Es trug also die protestantische Hofgeistlichkeit mindestens bio in diese Zeit Alba (das weissleinene Messhemd) und Casula (den über den Kopf zu ziehenden, auf beiden Seiten mit einem grossen Kreuze versehenen Chorrock). Siehe Aehnliches in der Stadtkirche zu Colditz, Heft IX, S. 39. Nach dem Inventar von 1843 besass die Kirche damals auch eine Mitra.
Das Silber.
Abendmahlkelch, Silber, vergoldet (Fig. 104). Herrliches Werk der Mitte des 13. Jahrh., um 1590 ergänzt. Der untere, aus dem 16. Jahrh. stammende Rand des Sechspasses hat 151 mm Durchmesser. Der alte Fuss misst nur 142 mm. Er setzt mit einer Platte ein, welche mit erhabenen Vierpassen verziert ist. Den Fuss zieren sechs grosse wasserhelle Glasflüsse (?) und zwölf Korallen- perlen am Rande, sowie weiter- hin sechs Rundbilder in Relief, je von 27 mm innerem Durch- messer. Dargestellt sind: Die Verkündigung, der Engel mit der Schriftrolle vor der Jungfrau, beide stehend. Die Geburt Christi, bei der das gewickelte Kind in der Krippe auf hohem Maass- werkfusse liegt. Die Anbetung der Könige; über dem Rinde ein Stern, ein König kniet, die an- deren stehen. Das Abendmahl, Fig. 105 neben dem Herrn nur zwei Apostel am Tische, wovon ein knieender. Die Geisselung Fig 105, mit zwei üeisselnden zu Sei- ten des Herrn; die Kreuzigung (Fig. 106), mit Maria und Johannes zu Seiten des Herrn. Zwischen den Rundbildern von oben herabwachsendes Blattwerk natura- listischer Bildung. Auf dem Stiele über und unter dem Knauf wieder Vierpasse. Am Knauf sechs grosse Rotein je in Form eines übereckgestellten Vierecks von 30 mm Seitenlänge. In dessen Mitte eine Silberrose, darauf eine Korallenperle. Feines romanisches Blattwerk geht von der Mitte aus, ebensolches auf dem Körper des Knaufes. Die Kuppa zeigt am unteren Theile kräftiges, getriebenes Renaissance- Rollwerk mit Früchten und Gehängen, der obere Theil ist glatt. Auf der Innen- seite des Fusses eine Platte mit dem sächsischen Kurwappen, bez.: c. H z. s. c. (Christian, Herzog zu Sachsen, Cliurfürst).
Fig. lOJ, Abendmahlkelch, Evangelische Hofkirche.
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Dresden (Stadt), Schlosskapelle.
Gemarkt am Fusse mit der gravirten Zahl 97, wohl zweifellos einer alten Inventarnummer.
Die Datirung auf die Mitte des 13. Jahrh. erfolgte, obgleich die ßlattformen fast überall rein romaüisch sind, nach den Eeliefs, namentlich nach dem Maass- werke auf der Geburt Christi.
Fig. 105. Theil des Fusscs des Abendmahlkelches (Flg. 104).
Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 189 mm hoch, Fuss 130mm breit. Der Fuss im Sechspass, sehr steil, fast kegelförmig anlaufend. Auf dem unteren schräggestellten Eande die Inschrift:
MAGDALENA CHRISTINA + VO N + MILSN +.
Auf den Fuss aufgelegt ein 30 mm hoher, nebenstehend dargestellter Wappen- schild mit dem sächsischen Wappen und zwar in schwarzem und grünem Schmelz. Am oberen Schildrande die Buchstaben l)a. Auf (^^^^^ der Eückseite gravirt: 1520. Auf dem "-^-^^^^ ziemlich formlosen Knauf sechs a jour gefasste kleine Edelsteine, ein Amethyst mit eingravirtem kleinen Anker. Auf dem sechseckigen Stiele gravirtes Maasswerk. Die Kuppa ist ergänzt. Das interessante Stück gehört in seinem unteren Theile zweifellos dem Jahre 1520 an. Eine Marke ist nicht erkennbar.
P ateno, Silber, vergoldet, 140 mm Durchmesser, gravirt mit einem Antoniterkreuz, dahinter Strahlen, bez. 84.
Das Kreuz deutet darauf, dass die Patene einem Antoniter- kloster gehörte. Die Zeichnung weist auf den Anfang des 16. Jahr- hunderts, die Zahl auf eine wesentlich spätere. Sie ist wohl In- ventar- oder Gewichtsangabe.
Hostienbüchse (Fig. 107), Silber und Bronze, vergoldet, mit Deckel 109mm ohne diesen 67 mm hoch, 92 mm Durchmesser. Die Büchse hat die Form eines kurzen Gylinders und steht auf drei Engelsköpfen mit Flügeln. Auf der Wandung ein sehr malerisch behandeltes feines Eelief, auf dem in Landschaften dargestellt sind: Moses, Wasser aus dem Felsen schlagend, mit vielen Juden; Eliesar mit
Fig. 106. Relief vom Abendmahlkelche (Fig. 101).
Altargeräth. Silber.
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Eebekka am Brunnen; die Taufe im Jordan. Diese zierlichen Arbeiten gehören dem berühmten Nürnberger Meister Peter Flötner an (vergl. 0. Lan^e, Peter Flötner, Berlin 1897, S. 123 flg., Tafel VI). Auf dem mit Scharnier befestigten Deckel ein zierliches, plastisches Ornament mit Muscheln, Blumen, Löwenköpfen- Auf der Rückseite des Deckels eine Rundplatte mit dem gekrönten dänischen und dem ungekrönten sächsischen Wappen und der Jahreszahl 1564.
Das schöne Stück hatte schwerlich von Haus aus kirchliche Zwecke, son- dern dürfte zum Besitz der Kurfürstin Anna, einer dänischen Prinzessin, gehört haben. Flötner starb bekanntlich 1548. Es wurden seine Plakettmodelle also auch hier nachträglich von Anderen benutzt.
Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 251mm hoch, Fuss 140 mm breit.
Fein im Aufbau, namentlich be- merkenswerth durch den handlichen eiförmigen Knauf, mit Pfeifenglie- derung. An der Cuppa ein Zacken- ornament gothischer Form (Rauten- kranz). Eingeritzt: 14^/^ Marke; verwischt. Wohl zweite Hälfte 16. Jahrh.
P ateno, Silber, vergoldet, 152mm Durchmesser, mit einfachem Kreuze vor concentrischen Kreisen, in Gra- virung. Der Zeichnung nach gehört das Kreuz dem Anfange des 16. Jahr- hunderts an.
Taufzeug, in Silber, vergoldet, a) Die Kanne(Fig.l08), 307 mm hoch, Fuss 82 mm breit, von schlan- ker, meisterhaft aufgebauter Form. Auf reich verziertem Fusse der ei- förmige Bauch, an dem Rollwerk mit Blumen, Früchten, Fischen, Schildkröten etc. auf punzirtem Grunde herabhängt. Am oberen Rande zwei Reliefköpfe, vorn ein weiblicher, hinten ein männlicher, aus dem der feine Henkel mit schönem Frauenrumpf als Griff hervorwächst. Die prächtig gezeichnete Schnauze trägt wieder in einem Oval einen Frauenkopf. Der Henkel setzt mit einem Schafkopfe an den Hals an.
b) Die Schüssel, von 491mm Durchmesser, zeigt in der Mitte ein 40 mm messendes ReUef mit der Darstellung eines klassisch gekleideten Mannes (des Marius?) inmitten von Ruinen, vor ihm ein Kind mit dem Todtenkopfe. In mehrfachen Kreisen umgeben Ornamentstreifen dieses Mittel, auf dem Rande in sechs Vierpassen Reliefdarstellungen der Tugenden, sitzende Frauen mit Emblemen.
Beide Stücke tragen die Nummer 540 in Gravirung und neben Nürnberger Beschau nebenstehendes Zeichen des Nürnberger Meisters Martin iTI^ Reh lein, j 1613. Die 540 bezieht sich sicher nicht, wie der ^}^Jff
Fig. 107. Hostienbliohso von 1504. Evangelische llolkireiie.
160
Dresden (Stadt), Schlosskapelle.
Taufkanne (Fig. 110), Silber, vergoldet, 233 mm hoch, Fuss 50 mm breit. Auf zierlichem Fusse eiförmiger, reich getriebener Bauch, darauf in grossen Kartuschen die Verkündigung und die Geburt Christi. Vorn ein barockes Ausgussrohr, aus Fischschnauze und Frauenkopf gebildet; der Henkel als ein nach oben greifender Knabe. Der Deckel ist aufgeschraubt und trägt eine Kindergestalt mit erhobener Rechten. Interessante Arbeit aus dem Anfang des 17. Jahrh. üngemarkt.
Kanne, Silber, vergol- det, mit Deckel 166 mm, ohne diesen 132 mm hoch, Fuss 80 mm breit. Ein- fache gebauchte Form, mit
Henkel, Deckel und Schnauze. Auf dem Deckel gravirt ein Kelch. Wohl erste Hälfte des 17. Jahrh. Gemarkt wie folgend.
Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 260 mm hoch, Fuss 151 mm breit. Schlank im Aufbau, Fuss und birnenförmiger Knauf sechseckig, matt profilirt, unverziert.
Gemarkt mit Augsbur- ger Beschau und der fol- genden Marke
Fig. 110. Tauf kanne. Anfang 17. Jahrh. Evangelische Hofkii-che.
entweder des Augsburger
Meisters Melchior Bayer (t 1634) oder Mathias Bregel
(t 1635, vergl. Rosenberg, a. a. 0. Nr. 163 und 164) oder des Dresdner Michael Botza (ebendas. Nr. 630).
Patene, Silber, vergoldet, 148 mm Durchmesser, mit einem schlichten Kreuze in einem Kranze in Gravirung.
Taufzeug, in Silber, vergoldet, mit Perlmuttereinlage, bestehend aus Giesskanne und Schüssel.
a) Die Giesskanne (Fig. III) ist 344 mm hoch, der Fuss 90:115 mm breit, im Querschnitt ovale mit eiförmig, leicht vierpassicht getriebenem und jedesmal in der Mitte der Buckel wieder eingedrücktem Bauche, Fuss mit vier kräftigen Buckeln, oberem Abschluss durch einen schlanken Hals und breiter Deckelplatte.
Altargeräthe. Silber.
161
Auf dieser ein 57 mm hoher Löwe, der einen schön umrahmten Kartuschenschild hält, darauf die punzirte Inschrift:
Zu dem Chur | fürstl. Säclifs. | TauflFbecken | gehörige | Kanne,
Der Henkel mit schönem Frauenrumpf und -Kopf als Griff ist sehr stark ge- schwungen, die kurze Schnauze als Adlerkopf gebildet. In den Vertiefungen des Bauches getriebenes und gravirtes Ornament, ebenso auf den Buckeln des Fusses. Auf den Eindrücken im Bauche aufgelegte Darstellungen in gravirtem und aus- gesägtem Perlmutter: eine Henne, ein beschädigter Löwe, der Eest eines Greifen. Unter der Schnauze das Ehewappen von Sachsen und Brandenburg in farbiger Emaille auf durchbrochenem Renaissanceschild.
b) Schüssel, 485:626mm breit, 87 mm hoch, in der Hauptform oval, umgeben von einem nach aussen reich ausgebuchteten Eande. Auf diesem vier Schnecken in Perlmuttergehäuse von etwa 55 mm Länge, vier aufge- legte vollplastische Kinderköpfe, acht aufgelegte, ausgesägte und gravirte Perlmutterdarstellungen: Pfau, Adler, Truthahn, Pelikan, Phönix u. dergl., mehrere stark beschädigt. Zwischen diesem Schmuck Ranken. Die eigent- liche Schüssel trennen vier hermen- artig getriebene Gestalten in vier klei- nere Becken, die durch Rankenwerk und phantastisches Gethier in Gra- virung verziert sind. In der Mitte wieder das Ehewappen.
Gemarkt mit Nürnberger Beschau und der nebenstehen- 1^ den Marke. W MÜ?
Vergl. Rosenberg, a. a. 0. Nr. 1296.
Das sehr wirkungsvolle, in der Ausführung jedoch ziemlich derbe
Stück gehört wohl zu der Ausstattung bei Vermählung des Kurfürsten Johann Georg II. und der Markgräfin Magdalena Sibylla von Brandenburg-Bayreuth (1638) und diente zum Handwaschen. Erst später dürfte es der Kirche als Taufzeug überwiesen sein. Im Ornament deutet nichts auf diesen Zweck.
Kanne, Silber, vergoldet, mit dem Deckel 235 mm, ohne diesen 185 mm hoch, Fuss 104 mm breit, in derb gebuckelter Form, mit geschwungenem Henkel, Deckel, Schnauze. Auf den Buckeln getriebenes und punzirtes Ornament. Derbe Arbeit aus der Zeit um 1650.
Gemarkt mit Augsburger Beschau und der Marke des Goldschmieds j^Jk Jäger. Vergl. Rosenberg, a. a. 0. Nr. 203. \^
Fig. III. Evangelische Hofkirche, Giesskaniie von 1038.
XXI.
11
162
Dresden (Stadt), Schlosskapelle.
Kanne, Silber, vergoldet, mit dem Deckel 214 mm, ohne diesen 18 cm hoch, Fuss 155 mm breit. Mit cylinderischen Wandungen, breit geschwungenem Henkel, Schnauze, Deckel und Deckelgriff. Auf dem Deckel gestochen das Chur- wappen mit der Umschrift: J. G. H. z. s. G. C. v. B. c. (Johann Georg, Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, Churfürst). Auf der Deckelspitze gravirt die Jahreszahl 1648. Davor ein kleines emaillirtes Eundschild mit dem Sächsischen und Dänischen Wappen, bezeichnet 1564. Auf den Wandungen zwischen Orna- ment zwei Eundschilde mit Darstellungen des Abendmahles und der Kreuzigung, Alles in Gravirung.
Gemarkt mit Dresdner Beschau und der nebenstehenden Marke.
Anders dargestellt bei Eosenberg a. a. 0. Nr. 627.
Kanne, Silber, vergoldet, mit dem Deckel 223 mm, ohne diesen 186 mm hoch, Fuss 153 mm breit. Auf dem kräftig geschwungenen Henkel unten ein Wappenschild mit der punzirten Zahl 1657. Deckel mit Deckelgriff. Auf dem Deckel ein grosses kurfürstliches Wappen mit den Buchstaben J. G. iL H. z. s. J. c. V. B. c. (Johann Georg IL, Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, Churfürst). Auf den cylinderischen Wandungen zwei grosse Plaketten, umgeben von orna- mentalem und figürlichem Schmuck in Gravirung, darin gravirt das Abendmahl und die Kreuzigung; auch sonst reich, doch ohne hervorragende Kunst gravirt.
Gemarkt mit Dresdner Beschau und nebenstehender Marke.
Vergl. Eosenberg, a. a. 0. Nr. 625. MÜ?
Kanne, Silber, vergoldet, mit dem Deckel 178 mm, ohne diesen 151 mm hoch, Fuss 128mm breit. Dem vorigen ganz ähnlich, doch mit der Jahreszahl 1656.
Gemarkt mit Dresdner Beschau und der gleichen Marke wie die vorige.
Hostienschüssel, Silber, vergoldet, cylinderischer Form mit Deckel 78mm Durchmesser, 54 mm hoch. Gravirt mit einfachem Kreuz. Ungemarkt.
Zwei Altarleuchter, Silber, theilweise vergoldet, 553 mm hoch, Fuss 216 mm breit, in derben bauchigen Formen, mit weit ausladenden Tellern, birn- förmigem oberen Knauf. Auf den Haupttheilen breite, stark vorgetriebene Blumen, die nebst dem Blattwerk vergoldet sind.
Gemarkt mit Leipziger Beschau und der nebenstehenden Marke.
Die Leuchter dürften um 1680 entstanden sein.
Altarleuchter, Silber, unvergoldet, 28 cm hoch, Fuss 162 mm breit, dem vorigen ähnlich.
Altarcrucifix. Auf einem 58 cm breiten, 47 cm hohen Holzfusse das schHchte 1,3 o m hohe Holzkreuz. Auf dem Fusse eine Darstellung des Abend- mahls in Malerschme^z , 25 cm breit, 10 cm hoch, in ziemlich bunten Farben, theilweiser Vergoldung. Der Körper Christi ist in Silber, etwa 60 cm hoch. Die Inschrifttafel und der Todtenkopf am Fusse gleichfalls in Silber. Wirkungsvolle Arbeit des endenden 17. Jahrh.
Crucifix, 1,8 9 m hoch. Um 1700. Der kastenartig behandelte Sockel ist von Holz, mit Schildpatt belegt, durch Ebenholz und passicht behandelte Elfenbeinprofile gegliedert. Mehrfach sind in Silber getriebene Blumen und Banken aufgelegt. In der Mitte eine gravirte Inschrift:
Sanguis JESU CHRISTI FILII DEI emundat nos ab OMNI pecato. 1. Job. 1, V. 7.
Altargeräthe. Silber.
163
Ueber dem Sockel ein Todtenkopf in Elfenbein und das schlanke mit Schildpatt belegte Kreuz, dessen Arme in Dreipassen enden. Diese sind mit getriebenen Blumen in Silber belegt. Der etwa 60 cm hohe Corpus ist von Elfenbein, eine meisterhafte Leistung im Stile des Permoser, von sorgfältigster und zwar ent- schieden barocker, doch maassvoller Behandlung. Namentlich ist der Ausdruck des Kopfes von hohem P]rnst. Die Inschriftstafel ist gleichfalls von Elfenbein. Hervorragendes Werk des endenden 17. Jahrh.
Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 220 mm hoch, Fuss 142mm breit. Einfache, noch gothisirende Grundform, flau in den Profilen. Auf den Eoteln die Buchstaben: ihesvs.
Gemarkt mit Leipziger Beschau, der Jahresmarke V und der neben- stehenden Marke des Meisters.
Eosenberg, a. a. 0. Nr. 972.
Patene, Silber, vergoldet, 167 mm Durchmesser, mit schlichtem Kreuz in Gravirung.
Crucifix, in Birnbaum, schwarz gebeizt mit silbernem 25 cm hohen Korpus, silbernem Todtenkopf und Inschriftschild. Im Ganzen 78 cm hoch. Der Schurz allein vergoldet. Wohl aus dem Ende des 17. Jahrhunderts.
Hausaltar (Fig. 112), Silber auf Holz, 53 cm breit, 86 cm hoch. Das schHchte Holzgestell ist mit sehr zartem, getriebenem und gestanztem Silberblech bedeckt. Es giebt in den Ilauptformen einen Altar wieder, doch gewissermaassen nur im Eelief. Als Predella, getrieben, das Abendmahl, 14 cm breit, 7 cm hoch, die Jünger an einer hufeisenförmigen Tafel, Christus quervor. Darüber, 14 cm breit, 25 cm hoch, die Kreuzigung, in gleicher Technik in starkem Hochrelief, mit den beiden Schachern, der Gruppe um die Jungfrau, vorn ein y ^ n-y- , /.
Eeiter. Bezeichnet mit nebenstehendem Zeichen. ^ i / il uu
Seitlich zwei Emaillen, 37 : 43 mm messend, rother Malerschmelz, darstel- lend die Verkündigung und die Geburt.
Ueber dem Mittelbilde ein Feld mit dünngeschliffenem Achat (?), umgeben von vergoldeten Strahlen, davor die Taube. Als Bekrönung Christus, neben ihm sitzend Glaube und Hoffnung.
Die Arbeit ist leider nicht in bester Verfassung. Sie dürfte einer früheren Schaffenszeit des berühmten Augsburger Meisters Johann Andreas Thelot (geb. 1654, t 1734), etwa der Zeit um 1690 angehören. Nach dem Inventar von 1843 ist der Altar 1747 vom Oberhofprediger Dr. Herrmann zur Kirche abgegeben worden; er soll aus der Weissenfels'schen Verlassenschaft stammen, also aus dem Nachlasse des Herzogs Johann Adolf IL von Sachsen -Weissenfeis, f 1746. Vergl. Eosenberg, a. a. 0. Nr. 301 flg.
Abend mahlkelch, Silber, vergoldet, 15 cm hoch, Fuss 89 mm breit, in noch gothisirenden, schlichten Formen.
Patene, 106 mm Durchmesser mit einfach gravirtem Kreuz.
Hostienbüchse, cylinderisch, 51 mm Durchmesser, 22 mm hoch, mit in Scharnier gehendem Deckel.
Alle drei ungemarkt; sie gehören wohl dem endenden 17. Jahrhundert an.
In modernem Futteral.
11*
Dresden (Stadt), Sclilosskapelle.
Fig. 112» Evangelische Hofkirche, Hausaltar von J. A. Thelot,
Altargerät he. Silber. —
Altarbebleidungen und Kircliengewänder.
165
Abendmahlkelch, Silber, vergoldet, 124mm hoch, Fuss 76 mm breit, schlichte Form mit rundlichem Knauf.
Patene, 9 cm Durchmesser, einfach gravirt mit einem Kelch.
Hostienschachtel, cylinderisch, 46 mm Durchmesser, 24 mm hoch. Gra- virt mit dem I H S, Kreuz und Nägeln.
Alle drei ungemarkt, in altem Lederfutteral.
Altarbekleidungen und Kirchengewänder.
Eeste eines alten Chorgewandes, in weissem Silberbrokat mit goldenen Streublumen. Zusammengesetzt aus wohl dem 17. Jahrh. angehörigen Stoffen, aus goldiger Seide und weissem Silberbrokat mit goldenen Streublumen. Die Goldborde und -Franse am Fusse, sowie jene, welche das Kreuz in der Mitte bildet, gehören wohl der gleichen Zeit an. Auf letzterem ein Crucifixus in ßelief- stickerei, 62 cm hoch, sehr naturalistisch, mit goldenem Schurz, kleinen Perlen an diesem und an der Glorie, und einer farbigen Tafel mit INRI. Schöne Arbeit der ersten Hälfte des 16. Jahrh. Stark mit Oelfarbe bestrichen und mehrmals gebrochen. Die Inschrifttafel wohl etwas jünger.
Dazu noch ein Christus in Eeliefstickerei, 35 cm hoch. Dazu ein grünes Feld mit Todtenkopf, das unter dem Crucifix stand. Schöne naturalistische Arbeit aus der ersten Hälfte des 16. Jahrh. Leider sehr beschädigt.
Tauf decke in weissem Leinendamast, mit Spitzenbesatz. Das Leinen zeigt eine Musterung mit allerhand steif gezeichnetem, in den Formen noch mittel- alterlich gehaltenem Gethier. Einige Streifen haben ein aufsteigendes Ranken- ornament und Vögel in diesem. Die Stücke sind durch 2V2 cm breite Leinen- spitzen zusammengehalten. Am Rande eine prachtvolle 19 cm breite Leinenspitze (Zackenspitze) aus der ersten Hälfte des 17. Jahrh. Das Leinenmuster ist wohl erheblich älter.
Taufdecke aus rother Seide, etwa l,5om im Geviert, in der Mitte ein gesticktes Kreuz, darum in gelbem Brokat applicirt ein Kreis mit weit ausladen- den Strahlen. In den Ecken Kartuschen im Stil der Mauresken. Ausser der Application Verzierungen in aufgenähten Gold- und Silberschnüren.
Dazu gehören wohl die 9 cm hohen rothen Seidenstreifen, auf welchen in 9 cm hohen Buchstaben applicirt ist:
Ego sum panis viviis qiii
de coelo descendi
qui manducat Imnc panem.
Vi^ohl aus der Zeit um 1610.
Altarbekleidung. In der Mitte applicirt ein Christus in Silberbrokat, die Muskulatur angedeutet durch aufgenähte Schnüren, der Körper 34 cm hoch. Um 1610?
Altarbekleidung in hellrothbraunem (erdbeerfarbenem) Sammt. Es er- hielten sich mehrere Schmuckstücke und zwar:
a) Borde, 2,6 2 m lang, 13 cm hoch, mit einer überaus zierlich in Gold- und Silberfäden gestickten Ranke. In dieser fünfmal das Monogramm CH unter dem Kurhute.
166
b) Altarbehang. In der Mitte ein Feld von 27:43 cm gestickt in bunter Seide mit sehr feinem Kreuzstich. Ein Eand aus bunten Blumen und Gethier, in der Mitte die Darstellung Christi als Knaben, im Tempel lehrend, um ihn mehrere Gestalten.
c) Zwei Vorhaltetücher. Am Ende mit 15:50 cm grossen Stickereien auf goldbrauner Seide in Silber, Gold, farbiger Seide und Perlen. Je auf einer Seite das Kurwappen, auf der anderen das dänische Wappen. Unter jedem in Perlen C und H. Prachtvolle Arbeiten von hohem Reiz.
Die Bekleidung ist also eine Schenkung des Kurfürsten Christian II. und der Kurfürstin Hedwig, rauss also zwischen 1602 und 1611 der Kirche gewidmet worden sein.
Altar ausstattung in tiefrothem Sammt mit prachtvoller, die betreffen- den Theile fast ganz überdeckender Reliefstickerei in Plattstich, mit aufgenähten Borden. Die Stickerei zeigt volles derbes Rankenwerk, Goldspitzen an den Rän- dern. Die prachtvolle Arbeit dürfte der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. angehören, Dazu gehören:
a) Zwei Kissen, 25 : 37 cm messend, mit Goldquasten an den Ecken.
b) Kasten zur Aufbewahrung von Kelchtüchern, 30: 25:4 cm messend, aus Pappe, an der Oberseite und den Schmalseiten bestickt.
c) Altar decke, 25 : 37 cm messend.
d) Alba, in weisser Leinwand, mit Stickerei auf den Aermeln und am Fuss- ende des langen, weiten, hemdartigen Gewandes.
e) Altar decke, 80 cm im Geviert messend. In der Mitte ein rundes Feld aus weissem Seidenbrokat mit feinen goldenen Streublumen, am Rande vier Engels- köpfe in stark erhabenem Relief. Einzelne kleine Perlen sind mit eingestickt.
Chorgewand, in weisser Seide, das Kreuz in einem goldigen Brokatstoff mit zierlichen Streublumen. Beide tiberdeckt mit aus Goldfäden aufgenähten Ringen, die sich zu vieren überschneiden. Am Rande prachtvolle Ranken in Gold und farbige Blumen in Plattstich. Gefüttert mit gelber Seide.
Alba dazu, mit entsprechend gestickten Aufschlägen und Fleck am Fussende.
Altarbehang. Auf weisser Seide, 3,75 m lang, l,o7 m hoch, mit Voll- muster aus verschlungenen Kreisen und Blumen, Körben mit Blumen und Ranken in farbiger Seide, Plattstich. Schöne Arbeit des beginnenden 18. Jahrh.
Kelch decket, 17 cm im Geviert messend. Vier Stück mit einem Monogramm aus EJvSS in Plattstich aus Goldfäden, darüber eine dreizackige Krone, zwei weitere, ähnlich, mit gleichem Monogramm und der Jahreszahl 1706.
Drei Kelchdeckel, 17 cm im Geviert, mit Rand in farbiger Seide auf weisser Seide, bezeichnet mit einem Monogramm aus E J v S S.
Zwei Kelchdeckel, 17 cm im Geviert, mit einem Stern in der Mitte und der (hebräischen) Inschrift Jehovah.
Seidenstoff, wohl als Kelchtuch gedacht, himbeerfarben, mit einem Mäandermuster.
Altarbehang. Grosse Altarbekleidung in schwarzem Sammt mit breiter Goldborde.
Alba dazu, in weisser Leinwand, mit schwarzsammtenen Aufschlägen und Fleck am Fussende.
Bau. Umbau. Ausstattung.
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Ohorgewand, in schwarzem Sammt, dem Kreuz, aus rother, gemusterter Seide, mit Goldlitzen eingefasst.
Eine Eeihe von Vorhaltetüchern in weisser Seide oder Batist, bemerkens- werth durch Stickereien oder durch Goldspitzen, seien noch hervorgehoben.