Projekt:Altes Dresden/Stadtteil/Borsberg
Borsberg wurde 1378 im Lehnsbuch Friedrich des Strengen erstmals urkundlich erwähnt Der vermutlich deutliche ältere Ort entstand als Platzdorf und wurde von slawischen Siedlern gegründet. Der Ortsname ist von einem Personennamen, möglicherweise einem Ortsgründer Bores, abgeleitet. Mehrfach wechselte die Schreibweise von Bornsberg über Bursenberge (1414) zu Borsperg (1465). Bis 1904 wurden Ort und Berg auch Porsberg genannt, bevor sich die heutige amtliche Schreibweise durchsetzte.
Die kleine Ansiedlung liegt auf einer Hochfläche zwischen Meix- und Friedrichsgrund am Fuße des gleichnamigen Berges und gehörte einst den Markgrafen zu Meißen. Kirchlich unterstand Borsberg der Schönfelder Parochie, wo sich bis zur Einweihung des Reitzendorfer Schulhauses auch die zuständige Schule befand. 1702 erwarb Heinrich von Bünau mehrere Bauerngüter, um hier ein Vorwerk einzurichten. Das zu diesem gehörende Wohnhaus wurde 1883 an den Staatsforst Pillnitz verkauft und diente bis 1918 als königliche Jagdhütte der Wettiner. Nach dem Ersten Weltkrieg zog eine Revierförsterei ein.
Der landschaftlich reizvoll gelegene Ort entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert zum Ziel für Ausflügler, was zu Bestrebungen führte, Borsberg zum Kurort auszubauen. Sogar eine Drahtseilbahn ins Elbtal war einst geplant. Letztlich scheiterten die Pläne jedoch an den hohen Kosten und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Lediglich einige Villen erinnern an dieses Projekt. Noch im März 1945 zerstörten amerikanische Bomber zahlreiche Gebäude des Dorfes, wobei 12 Menschen ums Leben kamen. Der Wiederaufbau erfolgte in der Nachkriegszeit weitgehend auf dem vorhandenen Grundriss, so dass dieses tragische Kapitel der Ortsgeschichte heute weitgehend in Vergessenheit geriet.
Nach 1945 entwickelte sich Borsberg zum Wohnvorort Dresdens. Die wenigen Bauern schlossen sich in den 1960er Jahren zur LPG “8. April” zusammen, welche später an die Weißiger Genossenschaft “20. Jahrestag der DDR” angeschlossen wurde. 1994 kam Borsberg zur Gemeinde Schönfeld-Weißig und wurde am 1. Januar 1999 Ortsteil von Dresden. In den vergangenen Jahren entstanden mehrere neue Einfamilien- und Doppelhäuser.
Gasthof “Zum Meix”: Das Gasthaus entstand im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und war einst Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens im Ort. Benannt wurde das Lokal nach in der Nähe gelegenen Meixgrund und der damit verbundenen Sage um den Drachen “Meix”. 1894 entstand ein Tanzsaal für öffentliche Veranstaltungen. Nach 1945 richtete die Deutsche Post hier ein Kinderferienlager ein. Das seit vielen Jahren leer stehende Gebäude an der Meixstraße 60 wurde 2010 verkauft und im Anschluss zum Wohnhaus umgebaut.
Borsberg
Der 356 Meter hohe Borsberg gehört zu den schönsten Aussichtspunkten im oberen Elbtal und trug bis zum 18. Jahrhundert den Namen Golk (slawisch “kahle Kuppe”). Geologisch bildet er den äußersten Rand der Lausitzer Granitplatte und war bereits in der Bronzezeit besiedelt. Um 1400 v. Chr. gab es zwischen Friedrichs- und Vogelgrund eine Wallanlage, deren Reste noch erkennbar sind. Später bewohnten Sorben die Region und nutzten diese als Schutzburg.
Im Zusammenhang mit dem Ausbau des Friedrichsgrundes zum romantischen Landschaftspark durch Graf Marcolini wurde auch der Borsberg in die Gestaltung einbezogen. Auf dem Berg entstand 1780 eine Einsiedlergrotte mit einem hölzernen Aussichtsgerüst. Im Inneren der sogenannten “Eremitage” führte eine versteckte Treppe zur Aussichtsplattform. Darunter lag ein kleines als Speisesaal genutztes Kaminzimmer. Neben den Angehörigen des Hofes weilten hier auch Carl Maria von Weber, Alexander von Humboldt, Jean Paul und Theodor Körner. Humboldt sprach sogar nach seinem Besuch von einem der schönsten Aussichtspunkte Europas. Bereits 1768 hatte Friedrich August III. vom Borsberg mit einem Fernrohr 188 Berge, 274 Dörfer, 11 Städte, 5 Schlösser und eine Festung sowie 32 Vorwerke und Mühlen erkannt, die er auf einer Orientierungsscheibe aufzeichnen ließ.
In den Jahren 1825 bis 1827 ließen die Wettiner auf dem Gipfel eine Hofküche einrichten, welche zugleich auch Wanderer und Ausflugsgäste versorgte. Vermutlich gab es bereits zuvor ein festes Gebäude, worauf eine Inschrift im Türgewände mit der Jahreszahl "1819" hinweist. Trotz Zerstörungen bei einem Unwetter im Jahr 1850 blieb der Berg ein beliebtes Touristenziel. 1871/72 wurde die Bergwirtschaft zum Restaurant unnd Hotel umgebaut und verpachtet. 1897 übergaben die Wettiner die Baulichkeiten auf dem Borsberg an die Gastwirtsbesitzerin Bähr. Leider verfiel die Eremitage im Laufe der Zeit und ist heute nur noch in ruinösem Zustand erhalten. Auch das einstige Gasthaus hat seit vielen Jahren geschlossen.
Foto: Die Borsbergwirtschaft um 1920
Neben der mehrfach erneuerten Aussichtsplattform wurde 1865 eine Säule aufgestellt, die zum Netz der mitteleuropäischen Gradmessung gehört (Foto rechts). Unter Leitung des Geodäten Christian August Nagel (1821-1903) erfolgte zwischen 1862 und 1890 eine landesweite Vermessungsaktion, für die insgesamt 158 solcher Beobachtungspunkte errichtet wurden. Die meisten sind noch erhalten und stehen heute unter Denkmalschutz.
Die Säule am Borsberg ist 8,7 Meter hoch und bekam als Triangulationspunkt I. Ordnung die Seriennummer 7. 1874 fand zu ihren Füßen ein Treffen von Vermessungsingenieuren aus Anlass des 3. Deutschen Geodätentages statt. Seit dem 23. Oktober 2003, dem 100. Todestag Nagels, erinnert eine Gedenktafel an den bedeutenden Geodäten und Professor der Polytechnischen Schule in Dresden. Ein weiteres historisches Denkmal befindet sich mit einem mittelalterlichen Steinkreuz am Hang des Borsberges. Dieses entstand als Sühnemal für einen Mordfall.
Interessante Landschaftsformen weisen auch die Hänge des Borsberges auf. Hier beginnt das markante Kerbtal des “Tiefen Grundes” mit steilen Hängen und Zweiglimmergranodioritklippen. Mächtige Felsblöcke finden sich auch im Bett des hier zum Elbtal fließenden Baches. Unweit des Grundes prägen sogenannte Tilken, kleine wiesenbewachsene Hohlformen das Bild. Diese weisen wahrscheinlich auf frühgeschichtliche Hohlwege hin. Jüngeren Datums sind die im Umfeld des Berges angelegten Jagdwege, welche im 18. Jahrhundert für die Vegnügungen des sächsischen Hofes entstanden. Oberhalb Graupas überspannen die steinernen “Hohen Brücken” von 1789 einen Taleinschnitt.
https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordost/Schonfeld-Weissig/Borsberg/borsberg.html
Der Meixgrund, auch Friedrichsgrund genannt, gehört zu den romantischen rechtselbischen Seitentälern zwischen Pillnitz und Loschwitz und wurde 1403 im Zusammenhang mit der Schenkung von Pillnitz an Euphemia von Karas erstmals als “Vallis Michcz” urkundlich erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Tal gemeinsam mit dem Ort Pillnitz im Besitz der Familie Karas. Die bereits existierende Mühle erhielt schon früh das Schankrecht und diente als Ausspanne der Fuhrleute des Schönfelder Hochlandes auf ihrem Weg ins Elbtal.Später war sie auch zeitweiliger Jagdaufenthalt der Wettiner. Oberhalb des Meixgrundes befindet sich auf einem Bergsporn das sogenannte “Kanapee”, eine aus der Bronzezeit (um 1200 v. Chr.) stammende frühgeschichtliche Befestigungsanlage, die noch bis ins 10. Jahrhundert von der slawischen Bevölkerung als Fluchtburg genutzt wurde. Deutlich zu erkennen sind Reste des einst bis zu 10 Meter hohen Burgwalls und eines Hohlweges, der zum Burgplateau führt.
Ende des 18. Jahrhundert wurde der Meixgrund von Friedrich August III. als Ausflugsziel entdeckt und von dessen Kammerherrn Graf Marcolini als romantischer Landschaftspark gestaltet. 1780 erschloss man den Grund durch einen Fußweg. Außerdem entstanden Spazierwege und Brücken, ein künstlicher Wasserfall, steinerne Ruhebänke und weitere Denkmäler und Kleinbauten. Unmittelbar am Eingang des Grundes befand sich eine kleine, von einer Eiche und einer Linde eingerahmte Holzscheune, die die “Hütte von Philemon und Baucis” symbolisieren sollte. Das Motiv aus der griechischen Mythologie galt in der Romantik als Ideal für Liebe, Treue und Gastfreundschaft.
Unweit davon lagen die Ruinen eines antiken Tempels mit einem zerbrochenen Obelisken. Diese Szene erinnerte an die legendenumwobene “Irminsäule”, dem von Karl dem Großen zerstörten Nationalheiligtum der Sachsen. Für den benachbarten künstlichen Wasserfall ließ Friedrich August III. drei vom Meixbach gespeiste Wasserbecken anlegen, die bei Bedarf geöffnet werden konnten. In der Nähe befand sich mit “Amaliens Rosenhügel” ein romantisch gestalteter Platz zu Ehren der Gemahlin des Kurfürsten Maria Amalie Auguste.
Höhepunkt war die 1785 an Stelle einer frühgeschichtlichen Befestigungsanlage errichtete künstliche Ruine, die von Johann Daniel Schade entworfen wurde. Das kleine neogotische Bauwerk besaß im Inneren einen Speisesaal mit Kamin sowie Nebenräume für die Bewirtschaftung des Hauses. Von dort führte eine Treppe zur Aussichtsplattform im Obergeschoss. Das ursprünglich mit einfachem Mobiliar ausgestattete Gebäude verfiel später, was auch zum Abbruch der Zwischendecke führte. Erst 2019 wurde diese wieder eingebaut und die Ruine restauriert.
Zeitgleich zur Pillnitzer Ruine entstand ein ähnliches Bauwerk auf dem nahegelegenen Borsberg. Friedrichsgrund und Borsberg waren fortan Schauplätze für Hoffeste und Belustigungen, aber auch ein Ort der inneren Einkehr für den naturverbundenen König. Seit dem 19. Jahrhundert waren die Baulichkeiten öffentlich zugänglich, blieben jedoch bis 1918 im Besitz der Wettiner. Reste der einstigen Gartengestaltung finden sich noch im Gelände.
Am 27. Juni 1850 richtete ein Wolkenbruch schwere Schäden im Meixgrund an. Auch nach Wiederherstellung des Talweges blieb der romantische Grund Ausflugsziel der Dresdner. 1886 besuchte August Bebel den Grund und leitete in der abgelegenen Meixmühle eine Landesdelegiertenkonferenz der durch das Sozialistengesetz verbotenen SPD. An dieses Ereignis erinnert heute eine Gedenktafel.
Der im Ortskern von Pillnitz gelegene Teil des Grundes wurde im 19. Jahrhundert befestigt und um 1900 zur Fahrstraße ausgebaut (Foto). Bis 1950 trug diese nach dem benachbarten Ort den Namen Schönfelder Straße, wurde dann jedoch in Meixstraße umbenannt. Hier sind noch einige historische Gebäude des früheren Dorfes erhalten geblieben. Im Haus Meixstraße 6 hatte bis 1915 das Pillnitzer Gemeindeamt seinen Sitz. Weitere Gebäude dienten als Geschäftsräume des Photographen Paul Köhne (Nr. 14) bzw. beherbergten Backstube und Verkaufsräume der Konditorei Heinke (Nr. 5). Die frühere Pillnitzer Mühle am Eingang zum Meixgrund musste 1901 dem Bau eines Wohn- und Geschäftshauses weichen.
Unweit davon befinden sich in der Nähe der Einmündung des Friedrichsgrundes die Überreste eines historischen Eiskellers. Die heute nicht mehr zugänglichen Kellerräume wurden um 1780 von Freiberger Bergleuten als Lagerraum geschaffen und zur Einlagerung von Kühleis für höfische Feste im Pillnitzer Schloss genutzt. Ein Lüftungsschacht verband diesen Keller mit der Bergspitze, wo er in einem gemauerten Schornstein endete. Während des Zweiten Weltkrieges dienten die Gewölbe als Treibstofflager, Luftschutzbunker und zur Einlagerung von Wertsachen. Hier überstand auch das demontierte Reiterstandbild des “Goldenen Reiters” die Kriegsjahre. Um 1960 war ein Ausbau des Bunkers für die DDR-Zivilverteidigung geplant. Unsachgemäße Sprengungen führten dabei zu einem teilweisen Einsturz, woraufhin der Eingang vermauert wurde. Heute leben hier einige seltene Fledermausarten.
Meixmühle:
Die Meixmühle wurde 1403 erstmals erwähnt, als sie gemeinsam mit dem Meixgrund und weiteren Ländereien als Schenkung des Markgrafen Wilhelm I. in den Besitz der Familie Karas kam.1649 ist sie erneut als Mahlmühle der Bauern des Schönfelder Hochlandes erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt befand sie sich im Besitz von Hanß Ulbricht, der ein neues Mühlengebäude errichten ließ. Spätestens 1770 erhielt ihr damaliger Besitzer Johann Samuel Nacke das Schankrecht. Gern wurde die Mühle nun von Fuhrleuten, aber auch von Angehörigen höfischer Jagdgesellschaften besucht. Der Name soll der Sage nach auf den einst im Meixgrund hausenden Drachen Meix zurückgehen, der alljährlich eine Bauernmagd als Opfer verlangte. Erst ein Müllerbursche tötete das Ungeheuer und rettete so die Tochter des Müllers vor dem sicheren Tod.
Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich die Mühle zum beliebten Ausflugsziel der Besucher des Grundes. Am 7. Juli 1895 wurde die alte Meixmühle bei einem Großbrand völlig zerstört. Doch bereits im Folgejahr ließ der Besitzer der Meixmühle Arthur Horn das Gebäude als Gasthaus wieder aufbauen und um die Jahrhundertwende um einige Nebengebäude ergänzen (Foto). Die Pläne für den Neubau stammen von Otto Boeger. 1896 erwarb Horn den “Wendenhof” von der im gleichen Jahr veranstalteten Ausstellung “Die alte Stadt”. 1903 kam die Drachenburg hinzu, die an die Sage vom Drachen Meix erinnern sollte.
1931 kaufte der Landesverein Sächsischer Heimatschutz das Gelände um die Meixmühle und richtete hier eine Herberge ein. Nach 1945 diente die Meixmühle zeitweise als FDGB-Ferienheim und Kinderferienlager. 1992 konnte die seit 1991 unter Denkmalschutz stehende traditionsreiche Gaststätte nach umfangreicher Sanierung wieder eröffnet werden. Für Übernachtungsgäste gibt es außerdem einige Pensionszimmer.
Fotos: Die Meixmühle um 1910 - in der Mitte die Drachenburg mit dem Wendenhof,
rechts das Hauptgebäude der Mühle
https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordost/Pillnitz/Meixgrund/meixgrund.html
Café Pillnitz (Pillnitzer Mühle):
An Stelle des heutigen Gebäudes befand sich einst die Pillnitzer Mühle, die bereits um 1435 als eine von zwei Mühlen im Ort bestanden haben soll. Sie diente als Säge- und Mahlmühle und erhielt 1718 zugleich die Schankgerechtigkeit. Nach Einstellung des Mahlbetriebes um 1867 wurden die Räume von der Bäckerei Otto Wendisch genutzt. 1900 erfolgte der Abbruch der Mühlengebäude zugunsten eines neuen Wohn- und Geschäftshauses (Foto). In diesem Haus entstand nun die Gaststätte “Zur Pillnitzer Mühle” mit Kegelbahn und Lindengarten. Das Lokal wurde 1948 geschlossen und die Gasträume später u.a. als Sparkassenfiliale, Mütterberatungsstelle und Apotheke genutzt, während die Bäckerei noch bis 1978 bestand. In den 1980er Jahren entstand in den Räumen der früheren Backwarenverkaufsstelle das “Café Pillnitz”. Nach 1990 zog hier das griechische Restaurant “Taverne bei Jannis” ein. Heute nutzt eine Zahnarztpraxis die Räume.
https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordost/Pillnitz/Gaststatten_Pillnitz/gaststatten_pillnitz.html