Projekt:Altes Dresden/Stadtteil/Coschütz

Das Gebiet des heutigen Stadtteils Coschütz war bereits in der Bronzezeit besiedelt, wie zahlreiche Funde an der Heidenschanze beweisen. Die jahrhundertelang genutzte frühgeschichtliche Wehranlage gehört zu den ältesten nachgewiesenen Siedlungsplätzen im Dresdner Raum und ist trotz teilweiser Zerstörung durch den Steinbruchbetrieb ein bedeutendes Kulturdenkmal. Das Dorf Coschütz wurde in einer Urkunde vom 7. März 1267 erstmals als Coswicz genannt und entstand wie die meisten Dörfer im südlichen Stadtgebiet als slawischer Rundweiler. Der Name ist wahrscheinlich von einem Ortsgründer Kos abgeleitet. Andere Sprachkundler vermuten die Herkunft vom slawischen Wort für “Winkel, Ecke” (nach der geografischen Lage) bzw. für Korb (nach hier lebenden Korbflechtern). Auch das slawische Wort “Grodistje” für “Schanze” wird mit Coschütz in Verbindung gebracht. Im Laufe der Zeit wechselte der Ortsname über Koschwicz (1315), Kussewicz (1408), Koschitz (1479) und Kuschwicz (1529) bis zum heute gebräuchlichen Coschütz (1712).

Bereits 1285 sorgten die Bauern des Ortes für Aufsehen, da sie Acker- und Weideland der Meißner Bischöfe ohne deren Zustimmung in ihren Besitz gebracht hatten. 1315 unterstand das Dorf mit einem zugehörigen Vorwerk dem Dresdner Maternihospital. Neben der Landwirtschaft war auch der Obst- und Weinbau von Bedeutung, der am Collmberg (Spittelberg), am Frankenberg und am Lachenberg betrieben wurde. Einzelne Güter befanden sich zeitweise im Besitz verschiedener Adelsfamilien sowie des Dresdner Ratsherrengeschlechts Busmann, was zu einer starken Zersplitterung der insgesamt 15 Hufen großen Flur führte. 1580 erwarb Kurfürst August den gesamten Ort und unterstellte ihm dem kurfürstlichen Amt Dresden. Lediglich kleinere Flächen blieben bis zur Ablösung der Grundherrschaft im 19. Jahrhundert dem Hospitalamt St. Materni sowie den Rittergütern Zauckerode und Krummenhennersdorf unterstellt. Bis heute sind in Altcoschütz noch zahlreiche Gehöfte des 18. und 19. Jahrhunderts erhalten geblieben, so dass der Coschützer zu den schönsten Dorfkernen Dresdens zählt (Foto).

Während des Dreißigjährigen Krieges mussten viele Orte, auch wenn sie nicht direkt von Einquartierungen oder Kampfhandlungen betroffen waren, erhebliche Kontributionen leisten. Für Coschütz und Birkigt ist nachweisbar, das das ärmere Birkigt sich von seinem Nachbarn eine größere Summe zur Bezahlung dieser Abgaben leihen musste. Da eine Rückzahlung nicht möglich war, wurden die Birkigter Sumpfwiesen an Coschütz verpfändet. Im Siebenjährigen Krieg litt das Dorf unter Einquartierungen preußischer und österreichischer Truppen. Glück hatten die Bewohner hingegen nach der Schlacht bei Dresden 1813, da man rechtzeitig den Zugang zum Ort über die Weißeritzbrücke im Plauenschen Grund abgebrochen hatte, was Coschütz vor Plünderungen bewahrte.

Im 18. Jahrhundert wurden auf Coschützer Flur Steinkohlevorkommen entdeckt, die 1788 erstmals kartographisch erfasst wurden. Im Zuge der wachsenden Industrialisierung entstanden ab 1790 am Collmberg zwei Kohlenschächte, denen 1836 das herrschaftliche Claus´sche Kohlenwerk folgte. Bereits 1767 war in einer zum Weißeritztal führenden Schlucht erfolglos nach Kupfererz gesucht worden. Das Huthauses dieses Bergwerkes blieb als “Coselvilla” noch bis nach 1970 erhalten. Das 1794 im Plauenschen Grund entstandene Eisenhammerwerk führte zur Entstehung des Ortsteils Neu-Coschütz,welcher sich zu einer Arbeitergemeinde mit ca. 1400 Einwohnern entwickelte und 1896 nach Potschappel eingemeindet wurde. Aus der ehemaligen Coschützer Pulvermühle ging 1830 die königliche Garnisonsmühle hervor, deren Siloturm bis heute ein Wahrzeichen des Plauenschen Grundes geblieben ist. Im 19. Jahrhundert wurden auf Coschützer Flur einige Steinbrüche zum Abbau des Syenodioritgesteins aufgeschlossen, die die wirtschaftliche Struktur des Ortes weiter veränderten. Dem Steinbruchbetrieb fielen auch Teile des frühgeschichtlichen Burgwalls Heidenschanze zum Opfer. Hinzu kamen zwei Ziegeleien im Osten der Ortsflur.

Am 20. April 1829 wurden große Teile des Dorfkerns bei einem Großbrand zerstört, den nur fünf Höfe überstanden. Ursache des Feuers soll der Überlieferung nach ein Schuss des Hegereiters auf einen Marder gewesen sein, der auf einem strohgedeckten Scheunendach Zuflucht gefunden hatte. Die schon bald wieder aufgebauten Gehöfte erhielten nun ihr heutiges Aussehen (Foto oben rechts um 1900). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs Coschütz über seine früheren Grenzen hinaus. Neue Wohngebäude entstanden u. a. an der Karlsruher Straße, der Windbergstraße (Foto links) und der Saarstraße. 1898/99 erhielt die Gemeinde einen Wasserhochbehälter, 1900 ein eigenes Elektrizitätswerk. Der 1901 geplante Bau einer “gleislosen Bahn” von Plauen über Coschütz und Gittersee nach Potschappel, wie er zwei Jahre später in Klotzsche realisiert wurde, scheiterte jedoch ebenso, wie eine Straßenbahnlinie von Dresden über Coschütz und Birkigt.

1897 schied Coschütz aus der Kreuzkirch-Parochie aus und bildete, zunächst gemeinsam mit Gittersee, eine eigene Kirchgemeinde, für die 1900 ein Pfarrhaus mit Betsaal an der heutigen Windbergstraße errichtet wurde. Zwischen 1924 und 1928 baute der Deutsche Siedlerbund eine Reihenhaussiedlung am Achtbeeteweg. Bereits am 1. April 1921 war Coschütz gemeinsam mit zahlreichen weiteren Orten nach Dresden eingemeindet worden. 1927 erhielt der Ort durch die Verlängerung der Plauener Strecke den langersehnten Anschluss an das Dresdner Straßenbahnnetz.

Zu den bedeutenden Bauvorhaben, die noch vor dem Zweiten Weltkrieg begonnen wurden, gehört das Coschützer Wasserwerk. Kriegsbedingt konnte dieses Werk jedoch erst 1947 vollendet werden und versorgt heute einen Großteil der Dresdner Bevölkerung mit Trinkwasser aus dem Erzgebirge (Foto). In seiner Nachbarschaft wurde eine kleine Wohnsiedlung für die Angestellten des Werkes errichtet. Heute ist der Stadtteil Standort der 1973/81 entstandenen größten Dresdner Brauerei und weiterer Gewerbebetriebe, die sich bevorzugt in einem nach 1990 erschlossenen Gewerbepark östlich der Karlsruher Straße ansiedelten. Zuvor war auf dem früheren Bergbauareal der Bau eines Reinstsiliziumwerkes für die DDR-Mikroelektronik geplant, was jedoch nach heftigen Protesten der Bevölkerung wegen der damit verbundenen Umweltgefahren Ende 1990 aufgegeben wurde. Am 27. Oktober 2000 erfolgte am Rande der Coschützer Flur der Anstich für den zweiten neuen Autobahntunnel der A 17, der den Ort zwischen Plauenschem Grund und Kaitzbachtal unterquert.


Rathaus Coschütz:

Das Coschützer Rathaus entstand 1902/03 an der Körnerstraße (heute Windbergstraße) für die mittlerweile auf über 2.300 Einwohner angewachsene Gemeinde. Zuvor hatte es einen Wettbewerb gegeben, wobei man die Bauplanung dem dabei zweitplatzierten Dresdner Architekten Schleinitz übertrug. Die Ausführung übernahm der Coschützer Baumeister Seiffert. Bereits am 4. März 1903 konnte das Richtfest gefeiert werden. Die feierliche Einweihung des Rathauses erfolgte im Beisein zahlreicher Ehrengäste am 13. September 1903.

Im Erdgeschoss des im Jugendstil gestalteten Neubaus waren die Polizeiwache und der Ratskeller (Foto) untergebracht, während sich im ersten Stock der Sitzungssaal, Versammlungs- und Büroräume sowie die Wohnung des Gemeindevorstandes befanden. Zum Restaurant gehörten auch ein Billardzimmer sowie zwei Vereinsräume. Außerdem gab es hier früher einen Tanzsaal, der unter dem Namen “Demos” bekannt war. 1936 pachtete der Gastwirt Emil Max Rahm den Coschützer Ratskeller und bewirtschaftete ihn bis 1949. Rahm war zuvor Oberkellner im Basteihotel in der Sächsischen Schweiz und “Entdecker” eines noch heute als “Rahm-Hanke” bekannten Kletterpfades unterhalb des Basteifelsens. Von der künstlerisch bemerkenswerten Innenausstattung des Lokals sind heute nur wenige Reste erhalten.

Über dem Haupteingang des Rathauses erinnert das 1903 eingeführte Gemeindewappen des Ortes an die früher wichtigsten Wirtschaftszweige Landwirtschaft, Brauwesen und Steinbruchbetrieb. Nach der Eingemeindung von Coschütz übernahm die Stadt Dresden das Gebäude, welches bis 1990 als Zweigstelle der Polikilinik Süd, heute als Ärztehaus genutzt wird. In den Räumen des früheren Ratskellers war ab 1955 bis nach 1990 ein Klub der Volkssolidarität untergebracht. Seit 2002 befindet sich hier eine private Kindertagesstätte.


Schulen in Coschütz:

Die erste Schule des Ortes existierte bereits im 18. Jahrhundert und befand sich im Hirtenhaus am Dorfplatz. Das Gebäude war klein und dunkel und besaß nur eine Schulstube von ca. 10 x 6 Ellen sowie einen Wohnraum für den Lehrer im Obergeschoss. Ab 1838 bildete Coschütz mit dem Nachbarort Gittersee einen gemeinsamen Schulbezirk, für den ein größeres Schulhaus an der Schulstraße (heute Kleinnaundorfer Straße) 2 erbaut wurde. Das dafür benötigte Land hatte man zuvor für 40 Taler vom Gutsbesitzer Gottfried Rühle erworben. Die Einweihung des Neubaus erfolgte im Oktober 1839. Zunächst besuchten ca. 225 Coschützer und Gitterseer Kinder, die der Bewohner des Ortsteils Neu-Coschütz und der Pulvermühle im Plauenschen Grund diese Schule. 1860 schied Neu-Coschütz jedoch aus dem Verband aus und erhielt ein eigenes Schulhaus. Die alte Coschützer Schule blieb bis heute erhalten und dient jetzt als Wohnhaus (Foto).

Nach dem diese zu klein geworden war, entstand 1875 ein Neubau an der gleichen Straße. Das Grundstück kaufte die Gemeinde vom Gutsbesitzer Lohrmann für 1200 Mark. Die Grundsteinlegung erfolgte am 24. Mai 1875. Die Planung und Bauausführung übernahm der Plauener Baumeister Fichtner. Bereits am 9. Dezember des gleichen Jahres konnte das neue Schulhaus eingeweiht werden. Neben den Klassenräumen erhielt die neue Schule auch eine von den Inhabern der Coschützer Zentralziegelei gestiftete Schulbibliothek. Bereits wenige Jahre später machte sich eine Erweiterung um vier Klassenzimmer erforderlich, die im Jahr 1888 abgeschlossen war. Zehn Jahre später entstand in Gittersee eine Filialschule. Um die Jahrhundertwende zählte die Coschützer Schule bereits über 1000 Schüler, die in 20 Klassen von 13 Lehrern und drei Hilfslehrern unterrichtet wurden.

Nach Auflösung des Schulverbandes mit dem Nachbarort Gittersee 1905 folgte zwei Jahre später der Bau des dritten Schulhauses im Hof des Grundstückes. Im Erdgeschoss gab es nun auch eine Turnhalle, welche nicht nur dem Turnunterricht, sondern auch als Sportstätte des Coschützer Turnvereins und für gelegentliche Ausstellungen und Versammlungen diente. Im Zuge der Eigemeindung von Coschütz wurde die 72. Volksschule in das Dresdner Schulnetz einbezogen. Bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten pflegte man hier ein hauswirtschaftliches Profil. Im Zweiten Weltkrieg befand sich in den Gebäuden zeitweise ein Auffanglager für Flüchtlinge und Ausgebombte, die Turnhalle diente als Lazarett für ausländische Kriegsgefangene. Im Zuge der Schulreformen in der DDR wurde aus der früheren Volksschule 1959 die zehnklassige 72. Polytechnische Oberschule. Nach 1990 wurden beide Häuser zuletzt von der 72. Mittelschule Dresden-Coschütz genutzt und im Sommer 2005 geschlossen (Fotos um 1910 und 2006).

Zwei weitere Schulneubauten entstanden in den 1980er Jahren im Zusammenhang mit dem Neubaugebiet Kohlenstraße an der Cämmerswalder Straße und am Höckendorfer Weg. Die zunächst als 127. POS “Gottfried Ephraim Lessing” bezeichnete Schule wurde 1990 von der 127. Mittelschule übernommen und zum Ende des Schuljahres 2005/06 geschlossen. 2009 schloß auch die 126. Grundschule Cämmerswalder Straße wegen gesunkener Schülerzahlen.

Postwesen:

Alt- und Neucoschütz gehörten postalisch ursprünglich zum Postbezirk Potschappel. Am 1. Juli 1876 erfolgte jedoch die Trennung der beiden Ortsteile. Während Neucoschütz auch weiterhin dem Potschappler Postamt zugeordnet blieb, gliederte man die Altgemeinde einschließlich der Zentralziegelei und der Gebäude am Felsenkeller dem Postamt Plauen an. 1889 wurde im Ort selbst eine Posthilfsstelle eingerichtet. 1897 erfolgte der Anschluss an das Telefonnetz. Nach der Jahrhundertwende befand sich die Coschützer Poststelle auf der Körnerstraße 17a (Windbergstraße), bevor sie 1925 zur damaligen Dresdner Straße 6 verlegt wurde.

Ab 1927 ist das Postamt Coschütz unter der Adresse Karlsruher Straße 7 im Adressbuch verzeichnet. Zum 1. Januar 1930 Jahre erfolgte eine erneute Verlegung zur Karlsruher Straße 30. Hier befand sich die Post des Stadtteils, zunächst als Postamt Dresden A40, später als Postamt 8040 bezeichnet, bis zum 31. Mai 2008. Seit dessen Schließung werden Postdienste heute von einer privaten Postagentur am Eckhaus Karlsruher Straße 3 / Kohlenstraße angeboten. Das alte Postamt (Foto) dient heute als Wohnhaus.

Kleingartenanlage “Nautelweg”:

Die Gartensparte am Nautelweg, einem ehemals beliebten Wanderweg zwischen Coschütz, Kaitz und Mockritz, entstand 1921. Damals überließen Coschützer Bauern Teile ihrer Felder interessierten Einwohnern, um hier eine Gartensparte anzulegen. Bereits zwei Jahre zuvor hatte die Gemeinde ein Darlehen aufgenommen, um Flächen für die Anlage von Schrebergärten und Kartoffeläckern zu erwerben. Innerhalb weniger Jahre wurden auf ca. 3,7 Hektar Fläche 151 Parzellen geschaffen. Der neu gegründete Verein erhielt zunächst den Namen “Höhenluft II”, wurde jedoch 1991, um Verwechslungen mit einer gleichnamigen Sparte in Cotta zu vermeiden, umbenannt. 1935 entstand das Vereinsheim.

Wasserwerk Coschütz:

Die älteste nachweisbare Wasserversorgungsanlage erhielt Coschütz bereits im 17. Jahrhundert. Diese bestand aus Holzröhren und leitete das aus Gittersee stammende Quellwasser in den Gemeindeteich, so dass auch bei längeren Trockenperioden ausreichend Wasser zur Verfügung stand. Mehrfach wurden der Quellstollen und die Leitung erneuert, zuletzt 1868. Zudem profitierte Coschütz von der Gründung der Felsenkellerbrauerei, die ihr Wasser aus dem Kaitzgrund bezog und dafür alljährlich 50 Taler an die Gemeinde bezahlen musste.

Die wachsende Bevölkerungszahl und die Entstehung neuer Wohnsiedlungen machten jedoch Ende des 19. Jahrhunderts den Ausbau einer modernen Wasserversorgung erforderlich. Zunächst plante man einen Anschluss an das 1891 im Kaitzgrund errichtete Bienertsche Wasserwerk, konnte sich jedoch nicht über die Konditionen einigen. Nach mehreren erfolglosen Bohrversuchen entschloss sich die Gemeinde schließlich, in Gittersee ein Flurstück für die Errichtung eines Hochbehälters zu erwerben. Ab 1899 wurde im Kaitzgrund gewonnenes Grundwasser mittels Pumpen in den Behälter transportiert und von dort über ein neu geschaffenes Leitungsnetz an die Häuser verteilt. Der alte Dorfteich konnte daraufhin verfüllt werden. Mit dem Bau der Talsperren im Osterzgebirge bezog der Ort sein Trinkwasser zusätzlich von der Weißeritztalsperrengenossenschaft. Das Wasserwerk mit Sammelbehälter und Pumpmaschine befand sich zum Zeitpunkt der Eingemeindung auf der Schulstraße (Kleinnaundorfer Straße).

Das neue Coschützer Wasserwerk entstand auf Grund eines Vertrages zwischen der Landesregierung und der Stadt Dresden von 1935 auf einer Freifläche an der Kohlenstraße. Zuvor existierte hier zeitweise eine Ziegelei. 1935 wurde ein Vertrag zwischen der sächsischen Landesregierung und der Stadt Dresden abgeschlossen, der die Nutzung der Weißeritztalsperren für die Trinkwasserversorgung der Landeshauptstadt vorsah. Zunächst wurde 1937 mit der Realisierung eines Stollensystems zur Zuführung des Rohwassers begonnen. Baubeginn für das eigentliche Werk war im Jahr 1939. Dabei entschied man sich aus Gründen des Luftschutzes für einen aus fünf Einzelbauten bestehenden Komplex, die sich um einen rechteckigen Ehrenhof gruppieren. Architektonisch vereinen die Gebäude den seinerzeit typischen Heimatschutzstil mit Elementen des Neuen Bauens. Für die Angestellten des Betriebes entstanden die Doppelhäuser Kohlenstraße 27 bis 37.

Kriegsbedingt verzögerten sich die Arbeiten, so dass der Betrieb erst 1946/47 aufgenommen werden konnte. Die offizielle Inbetriebnahme erfolgte am 26. August 1946. Das Werk besteht aus mehreren Funktions- und Verwaltungsgebäuden mit Labor-, Büro-, Werkstatt- und Sozialräumen (Bild oben). Blickfang ist die Filterhalle für die Wasseraufbereitung. Die Halle mit den Wasserbecken ist mit farbigen Glasfenstern versehen, die u.a. das Dresdner Stadtwappen sowie das Signet des ersten DDR-Fünfjahrplanes zeigen (Bilder links und rechts). Schöpfer war der akademische Glasmaler und Glasschleifer Oskar Fritz Beier. Das als einziger Teil beim Luftangriff 1945 zerstörte Werkstattgebäude wurde in der Nachkriegszeit wieder aufgebaut. 1952 entstand mit dem Bau des Pförtnerhauses das sechste und letzte Bauwerk der Anlage.

Das Wasser stammt aus den Talsperren Klingenberg und Lehnmühle und wird durch ca. 20 Kilometer lange Stollenanlagen über Dorfhain und Tharandt bis nach Coßmannsdorf geleitet. Dort beginnt eine Rohrleitung, die bis ins Coschützer Werk führt. Hier wird das ankommende Wasser mit Hilfe von Filteranlagen gereinigt und als Trinkwasser aufbereitet. Das Coschützer Wasserwerk deckt den Bedarf der gesamten südlichen Dresdner Stadtteile und ist bedeutendstes Werk in Dresden. Außerdem befindet sich auf dem Gelände die zentrale Steuerwarte für sämtliche Wasserversorgungsanlagen der Stadt sowie das Trinkwasserlabor zur Überwachung der Qualität des Wassers. Verschiedene Modernisierungsarbeiten erfolgten zwischen 1993 und 1996. In diesem Zusammenhang wurde 1994/96 auch ein neues Laborgebäude errichtet.

Elektrizitätswerk Coschütz:

Das Elektrizitätswerk entstand 1899 auf dem Grundstück der früheren Finkenmühle unterhalb des Collmberges an der Flurgrenze zwischen Coschütz und Birkigt. Zuvor war die 1843 eingerichtete Mühle als Getreidemühle genutzt worden. Ihre Wasserkraft erhielt sie teilweise durch das aus den Gitterseer Kohleschächten abgeleitete Grubenwasser. Nach dem Erwerb des Grundstücks begann der Bau eines modernen Kraftwerkes mit zwei Dampfmaschinen zu je 72 kW und einer weiteren mit 165 kW Leistung. Die technischen Anlagen stammten von dem in Niedersedlitz ansässigen Unternehmen O. L. Kummer & Co. Für den Kohletransport erhielt das Werk einen Gleisanschluss an die vorbeiführende Windbergbahn.

Nach seiner Fertigstellung versorgte es ab 1. Oktober 1900 neben Coschütz auch die Dresdner Vorstadt Naußlitz, die Orte Birkigt, Boderitz, Cunnersdorf, Dölzschen, Gittersee, Groß- und Kleinburgk, Kleinnaundorf, Zschiedge sowie die Rittergüter in Burgk und Cunnersdorf mit Strom. Die elf Gemeinden hatten zuvor 1898 eigens einen Zweckverband gegründet. Zeitgleich erhielt Coschütz eine elektrische Straßenbeleuchtung. 1919 erfolgte ein Zusammenschluss mit den Gemeindeelektrizitätsverbänden Cossebaude, Niederlößnitz und Deuben zum Zweckverband "Vorortsammelschiene", um über eine 15 Kilometer lange Drehstromleitung einen Leistungsaustausch zu ermöglichen. 1937 wurde die Stromerzeugung im Coschützer Kraftwerk eingestellt. Die später gewerblich genutzten Gebäude sind jedoch noch erhalten.

https://web.archive.org/web/20230205144821/http://dresdner-stadtteile.de/Sud/Coschutz/coschutz.html


Der Kaitzbach hat eine Gesamtlänge von ca. 12 km und durchquert in seinem Verlauf die südlichen Dresdner Stadtteile Gittersee, Kaitz, Mockritz und Strehlen. Seine Quelle befindet sich in der Nähe des Sportplatzes von Kleinnaundorf, wo er zunächst Grundbach genannt wird. Bis 1995 versorgte er hier das örtliche Freibad mit Wasser, welches jedoch mittlerweile geschlossen und renaturiert wurde. Erst bei Eintritt ins Dresdner Stadtgebiet wird er offiziell als Kaitzbach bezeichnet. In diesem Bereich gab es vor dem Zweiten Weltkrieg die Gaststätte "Talschänke" mit Veranda und einem kleinen Teich (Foto). Das noch erhaltene Gebäude dient heute als Wohnhaus. Unweit davon stehen mehrere Brunnenhäuschen, die früher Grundwasser für die Felsenkellerbrauerei und die Bienertmühle förderten. Heute sind diese Brunnen nur noch selten in Betrieb.

Im oberen Kaitzgrund zwischen Gittersee und Kaitz befanden sich früher mehrere Wassermühlen. Die erste war die aus der früheren Cunnersdorfer Gutsmühle hervorgegangene Ehrlichsmühle, einst auch als “Knochenmühle” bezeichnet (Zeichnung von 1890). Im 19. Jahrhundert war dieser Talabschnitt beliebtes Ausflugsziel, nicht zuletzt da einige Mühlen auch gastronomische Versorgung und selbsthergestellten Wein anboten. Das klare Wasser des Kaitzbaches ermöglichte sogar das Überleben von Flusskrebsen, die mittlerweile jedoch ausgestorben sind.

Unterhalb der Ehrlichmühle erinnerte ein Gedenkstein an den Medicus und Naturforscher Dr. Grollmus. Grollmus galt zu Lebzeit im 19. Jahrhundert als volkstümlicher Kur- und Wunderdoktor und lebte im nahen Nöthnitz, zuletzt in Kaitz. An einem seiner Lieblingsplätze stellten 1854 Freunde eine ca. 80 cm hohe Sandsteinsäule mit einer Metalltafel auf.

"Zur Ruhe ladet hier dich ein die reine frische Quelle nun soll es Grollmus Ruhe sein, geweiht an dieser Stelle - den 14. Mai 1854"

Bereits 1904 war das kleine Denkmal beschädigt und verschwand später unter unbekannten Umständen.

Im weiteren Verlauf diente der Kaitzbach dem Antrieb der 1779 an Stelle der abgebrannten Adamsmühle entstandenen Clausmühle (später Waltermühle) sowie der Köhlermühle, die zuvor auch Zschachlitzmühle genannt wurde (Foto). Nach Einstellung des Mahlbetriebs wurden die einstigen Mühlteiche zur Eisgewinnung genutzt, das Grundstück der Köhlermühle war zuletzt Standort einer Gärtnerei. Leider verlor der obere Kaitzgrund nach 1945 viel von seinem landschaftlichen Reiz, da die Wismut Teile der Hänge als Abraumhalde und die Talsohle zum Anlegen zweier Schlammteiche nutzte. Nach Schließung der Uranaufbereitungsanlage nutzte die Stadt Dresden das Areal noch bis 1990 als Hausmülldeponie. Im Bereich dieser Halde wurde der Bach in den 1950er Jahren verlegt und verläuft heute in einem unterirdischen Stollen. In diesem Zusammenhang erfolgte 1955 auch der Abriss der Mühlengebäude. Am einstigen Abzweig zum Mühlengrundstück der Waltersmühle befindet sich einer von insgesamt neun Musensteinen. Die künstlerisch gestalteten Steine wurden von der Bildhauerin Christa Donner geschaffen und sind Teil des Kunstprojektes "Mnemosyne-Wasserkunstweg" entlang des Kaitzbaches.

Bedeutendste Wassermühle am Kaitzbach war jedoch das Kaitzer Mühlengut (Altkaitz 6), welches ab 1670 das Privileg des Brot- und Mehlhandels in Dresden besaß und zum Amtslehngut Kaitz gehörte. Diese Mühle in Altkaitz wurde später auch Hofemühle genannt. Das anschließende im Sommer wie im Winter romantische Wiesental (Fotos) läßt heute kaum noch erahnen, dass an seinen Hängen noch 1887 Weinbau betrieben wurde. An der Kreuzung Mittelsteg / Bannewitzer Straße mündet am rechten Ufer die aus Boderitz kommende Zschauke, unweit davon der nur zeitweise Wasser führende Nautelbach. Zum Schutz vor Hochwasser entstand in diesem Bereich 2005 an der sogenannten „Tränenwiese“ ein Hochwasserrückhaltebecken. Alte Weiden säumen das Ufer des Bachs, der hier noch weitgehend naturbelassen seinen Weg nimmt. Das Bild zeigt einen Blick ins Kaitzbachtal von der Terrasse des Café Weinberg

Im Anschluss erreicht der Kaitzbach den Dorfkern von Mockritz. Bemerkenswert ist hier eine steinerne Bogenbrücke, an deren Seiten zwei alte Jagdsäulen an frühere fürstliche Jagdvergnügungen erinnern. Unweit davon lag einst die Palitzschmühle. In der Nähe wurde der Kaitzbach seit dem 17. Jahrhundert zum Münzteich angestaut. Mit Hilfe von Schiebern konnte der Wasserstand reguliert werden, um die Wasserkraft bei Bedarf zum Betrieb der kurfürstlichen Münze im Stadtzentrum nutzen zu können. Gleichzeitig wurde dieser Teich als Feuerlöschteich verwendet. Nach Schließung der Münze vorübergehend als Eisteich genutzt, gestaltete man den früheren Münzteich 1925 zum Mockritzer Bad um.

Anschließend setzt der Kaitzbach seinen Weg bis in den Dorfkern von Strehlen fort. Südlich der Zschertnitzer Straße nimmt er den Nöthnitzbach auf. Wegen der häufigen Hochwasser wurde der Kaitzbach im Bereich Teplitzer Straße teilweise kanalisiert. Schwere Hochwasser sind u. a. für 1445 und 1876 verbürgt, bei denen das Wasser sogar bis zum Neumarkt gestanden haben soll. Die in den Zwanziger Jahren angelegte und auch als Hugo-Bürkner-Park bezeichnete Grünanlage zwischen Teplitzer und Lockwitzer Straße dient als Rückhaltebecken ebenfalls dem Hochwasserschutz (Foto). Nach dem Bau der umliegenden Wohnhäuser wurde der Kaitzbach in unterirdische Rohre verlegt und ist somit heute erst im Dorfkern von Strehlen wieder sichtbar. Hier befand sich einst eine weitere Mühle, die Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden war und 1870 zur Dampfmühle umgebaut wurde. Ein Brand am 9. August 1883 besiegelte das Schicksal dieser Mühle.

Von Strehlen aus führt der Kaitzbach offen entlang des Kaitzbachweges (Foto) zum Gustav-Adolf-Platz und erreicht schon bald den Großen Garten, wo er über einen Abzweiggraben den Carolasee und einige kleinere Gewässer speist. Der Hauptlauf des Baches führt weiter am Zoo vorbei bis zur Bürgerwiese, wird an der Zinzendorfstraße von einem unterirdischen Kanal aufgenommen und mündet in der Nähe des Hasenberges in die Elbe. Ursprünglich verlief der Kaitzbach oberirdisch über die Bürgerwiese bis zur Kreuzstraße, von dort über den Altmarkt und die Schloßstraße, wo er am heutigen Schloßplatz in die Elbe mündete. Bereits 1529 wurde das Flussbett im Innenstadtbereich teilweise überbaut und der Bach zur Versorgung des Stadtgrabens genutzt. Letzte Reste des offenen Baches verschwanden im 18. und 19. Jahrhundert mit der zunehmenden Bebauung.

http://dresdner-stadtteile.de/Sud/Kaitz/Kaitzbachtal/kaitzbachtal.html


Das Gelände der Heidenschanze, einem Bergsporn 75 Meter über dem Plauenschen Grund, war bereits um 1200 v. Chr. besiedelt und gehört zu den ältesten nachgewiesenen Siedlungsplätzen im Dresdner Raum. Die Erstbesiedlung erfolgte wahrscheinlich in der Bronzezeit durch die Illyrer, die die strategisch günstige Lage 75 Meter über dem Weißeritztal als Wohnplatz nutzten. Um 800 v. Chr. wurde der einzige ungeschützte Zugang durch einen ca. 70 Meter langen Wall geschlossen (Foto: Ausgrabungen von 1933). Die Burganlage diente nicht nur Verteidigungszwecken, sondern war auch ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum der Bevölkerung. Bei Ausgrabungen entdeckte man auf dem Gelände Reste von Gebäuden, Pfeilspitzen und Alltagsgegenständen. Hier befand sich auch eine von bislang vier in Sachsen nachweisbaren Bronzegießereien aus illyrischer Zeit.

Mit dem Vordringen germanischer Stämme um 500 v. Chr. gaben die bisherigen Bewohner die Befestigungsanlage auf und setzten diese vermutlich in Brand. Der Legende nach sollen sich in den eingestürzten Kellern der Burg sieben silberne Särge mit den sterblichen Überresten begüterter Bewohner befinden, welche die Heidenschanze später zum Ziel von Schatzgräbern machten. Auch eine historisch nicht nachweisbare Siedlung “Küchendorf” wird mit dem Burgwall in Verbindung gebracht. Tatsächlich wurde die Brandstätte jedoch zunächst nicht wieder besiedelt und blieb bis zur Völkerwanderung verwaist.

Erst im 6./7. Jahrhundert nahmen slawische Stämme den alten Burgwall in Besitz und nutzten diesen für die folgenden 500 Jahre als Zufluchtsort. Während der deutschen Ostexpansion wurde die Siedlung von Soldaten Heinrich I. erobert, die die Slawen von diesem strategisch wichtigen Punkt vertrieben. Vermutlich wurde die Heidenschanze noch bis Ende des 11. Jahrhunderts als Verteidigungswarte genutzt und erst dann bei kriegerischen Handlungen zerstört bzw. von den Bewohnern endgültig aufgegeben. Bis zum 18. Jahrhundert wurde sie Coschützer Burgberg bzw. Coschützer Schanze genannt, bevor im Jahr 1878 erstmals der Name Heidenschanze auftaucht (Kupferstich um 1770).


Foto: Blick über den Plauenschen Grund zur Heidenschanze um 1935 Im 19. Jahrhundert fielen Teile des Burggeländes dem Steinbruchbetrieb zum Opfer. Der verbliebene Rest des ursprünglich bis zu 5 Meter hohen Walles, der die ca. 200 Meter im Durchmesser messende Burganlage umgab, steht heute als frühgeschichtliches Bodendenkmal unter Schutz. 1865 fand auf dem Gelände der Heidenschanze eine Veranstaltung im Rahmen des 1. Deutschen Sängerbundfestes statt. Ein Jahr zuvor hatte die Wissenschaftliche Gesellschaft ISIS den Berg als alten Burgwall identifiziert und ins Interesse der historischen Forschung gerückt. 1870 nahm der Dresdner Hofapotheker Caro gemeinsam mit dem Coschützer Gutsbesitzer Körner einen Durchstich des Burgwalles vor. Zwischen 1871 und 1874 untersuchte der Anthropologe Rudolf Virchow die Anlage und besuchte sie erneut 1896.

Systematische archäologische Ausgrabungen erfolgten zwischen 1933 und 1935 und zuletzt 1956/57. Dabei entdeckte man u.a. Gefäßscherben unterschiedlicher Zeitepochen, Knochen, verkohlte Getreidereste, aber auch Kinderspielzeug und antike Münzen, was auf die einstige Bedeutung der Wallanlage hinweist. 1999 wurde unterhalb der Heidenschanze mit dem Bau des Autobahntunnels nach Kaitz begonnen. Von der Heidenschanze bietet sich ein schöner Blick nach Dölzschen und über das Weißeritztal des Plauenschen Grundes. Die unterhalb des Walls gelegenen und bis 1931 betriebenen Syenitsteinbrüche am Hang des Weißeritztals sind heute wegen ihrer geologischen Bedeutung und dem Vorkommen einiger seltener Pflanzenarten Flächennaturdenkmal.


Foto: Blick von der Heidenschanze auf die neue Autobahnbrücke im Mai 2002 (links) und am “Tag der offenen Tür” im September 2004 (rechts)

https://web.archive.org/web/20230205150247/http://dresdner-stadtteile.de/Sud/Coschutz/Heidenschanze/heidenschanze.html


Der sackgassenartige Dorfplatz des Ortes trägt seit 1926 den Namen Altcoschütz (zuvor Dorfstraße). Hier befindet sich das ursprüngliche Zentrum des Bauerndorfes Coschütz. Es entstand als slawischer Rundweiler und wurde später zum Gassendorf erweitert. Zu beiden Seiten der Straße stehen die früheren Bauernhöfe mit ihren Ställen und Scheunen. Abgegrenzt wurde der Dorfkern einst von einer heute noch in Teilen erhaltenen Plänermauer. 1547 bestand Coschütz aus 12 Gehöften, eine Zahl die sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts nur unwesentlich veränderte. Zu den alteinsässigen Bauernfamilien gehörte die seit 1628 in Coschütz nachweisbare Familie Palitzsch, aus der auch der bekannte Prohliser Bauernastronom Johann Georg Palitzsch stammt. Sein Großvater hatte 1686 neben seinem Coschützer Besitz ein Gut in Prohlis erworben, welches er 1718 an seinen Sohn, den Vater des Astronomen, verkaufte. An ihn erinnert eine Gedenktafel am Grundstück Am Hohen Stein Nr. 48. Das Bild von Otto Schneider zeigt den Dorfplatz Altcoschütz um 1899 (Stadtmuseum).

Die Gesamtanlage mit ihren Bauerngehöften des 18. und 19. Jahrhunderts erhielt ihr heutiges Aussehen nach dem letzten großen Dorfbrand 1829 und steht unter Denkmalschutz (Foto rechts). Bei diesem Brand wurden bis auf fünf Güter alle Gehöfte zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte bis 1834, wobei die Neubauten neben den traditionellen Fachwerkobergeschossen teilweise auch klassizistische Steinfassaden bekamen.

An einigen Häusern haben sich Inschriftstafeln und Hausmarken erhalten, die an frühere Besitzer, historische Ereignisse oder an den früheren Weinbau erinnern. Bemerkenswert sind auch das noch erhaltene Gemeindespritzenhaus der Ortsfeuerwehr von 1868 (im linken Bild ganz rechts) sowie die kleineren Wohn-Stall-Häuser am westlichen Ende des Dorfplatzes. Hinter den Gebäuden in Richtung Heidenschanze sind noch Reste der früheren Umfassungsmauer des Ortes zu sehen. An Stelle des im 17. Jahrhundert angelegten und 1899 verfüllten Dorfteiches vor dem Gasthof besteht heute eine kleine Grünanlage. Hier hatte ab 1900 bis ca. 1970 ein Trafo- und Verteilerhäuschen seinen Platz, nachdem kurz zuvor ein gemeindeeigenes Elektrizitätswerk der in Betrieb genommen worden war.

Nach 1890 entstanden am östlichen Rand des Dorfplatzes und der Einmündung der Windberg- und der Saarstraße mehrgeschossige Mietshäuser. 1980 bzw. nach 1990 wurden diese abgerissen und durch Neubauten ersetzt. In den letzten Jahren erfolgte auch eine Sanierung der meisten historischen Höfe sowie der Umbau der früheren Scheunen und Nebengebäude zu Wohnungen. Auf dem Grundstück des um ca. 1965 abgetragenen Gutes der Familie Gebauer (Nr. 6a) steht seit 1999 ein neues Wohnhaus.


Fotos: Altcoschützer Bauernhöfe: Nr. 15a (links), Nr. 3 und 5 (Mitte) und Nr. 13 (rechts)

Einzelne Gebäude:

Nr. 1: Der den Dorfplatz und den Eingang zum Dorfkern prägende Dreiseithof bildete ursprünglich mit dem Nachbargut eine Einheit, wurde jedoch 1628 geteilt. Besitzer dieses Gehöfts war 1794 die Familie Palitzsch. Die heutigen Fachwerkgebäude entstanden nach dem Dorfbrand von 1829. Noch bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie landwirtschaftlich genutzt (Foto 1978). Ab 1995 erfolgte eine umfangreiche Sanierung. Das heute nach einer im Hof stehenden Bergulme "Ulmenhof" genannte Gut ist seitdem Sitz einer Baufirma, die sich auf ökologische Bautechniken und Lehmbau spezialisiert hat. Zudem gibt es in einer kleinen Galerie regelmäßig künstlerisch-kulturelle Angebote.

Nr. 2: Das zu den jüngeren Bauten im alten Ortskern gehörende Mehrfamilienhaus wurde um 1910 erbaut, ebenso wie das benachbarte Eckhaus zur Saarstraße. In letzterem befand sich ein kleiner Lebensmittelladen. Nach jahrelangem Leerstand wurde dieses Haus um 1980 abgerissen und durch ein Einfamilienhaus ersetzt. Das Wohnhaus Nr. 2 blieb hingegen als Ruine erhalten. Nach 1990 trugen die Besitzer das Ober- und Dachgeschoss ab und bauten das verbliebene Restgebäude ebenfalls zu einem Einfamilienhaus um, das durch seine architektonische Gestaltung die Historie noch erkennen lässt (Foto).

Nr. 3: Das Gebäude auf der linken Seite geht im Kern auf das Jahr 1745 zurück, wie ein Schlusstein belegt. Der Zweiseithof befand sich im Besitz eines Häuslers und gehörte somit zu den kleineren Coschützer Anwesen. Heute wird es nach denkmalgerechter Sanierung als Wohnhaus genutzt. Ein rückwärtiges Nebengebäude wurde nach 1990 durch einen Neubau ersetzt.

Nr. 4: Der ehemalige Dreiseithof an der Nordseite des Dorfplatzes (Foto) wurde nach dem Dorfbrand von 1829 erbaut und befand sich im Besitz der Familie Horn. Erhalten blieb bis heute das frühere Wohnstallhaus, während die einstigen Wirtschaftsgebäude Mitte der 1990er Jahre durch Neubauten ersetzt wurden.

Nr .5: Das einstige Rühlesche Gut war vermutlich einst mit dem Nachbargut Nr. 7 verbunden und wurde später geteilt. Das 1829 errichtete Fachwerkgebäude wurde nach 1990 denkmalgerecht saniert. Im Erdgeschoss befindet sich seit 2004 das Handarbeitsgeschäft "Fadenladen".

Nr. 6: Das heute nicht mehr vorhandene Gehöft gehörte bis zu seinem Abbruch zu den ältesten und architektonisch interessantesten Coschützer Bauerngütern. Das im Winkel angeordnete Wohnstallgebäude (Foto um 1910) besaß einen auf Säulen gelagerten Wandelgang, über dem das vorspringende Fachwerkobergeschoss lag. Im Kern stammte das Haus aus dem 16. Jahrhundert. Es befand sich ab 1745 im Besitz der Familie Gebauer, die über viele Generationen die Dorfschmiede betrieb. Verschiedene Schrifttafeln und Schlusssteine erinnerten an die Geschichte des Hofes.

1945 wurde das Gebauer-Gut bei einem Luftangriff schwer beschädigt und verfiel in der Nachkriegszeit. Trotz seiner historischen Bedeutung erfolgte um 1965 der Abriss der Gebäude. 1999 wurden auf dem Grundstück zwei Wohnhäuser gebaut, die sich in ihrer baulichen Gestaltung an den alten Dorfkern anlehnen.

Gemeindespritzenhaus: Nachdem die Brandbekämpfung jahrhundertelang zu den Aufgaben der gesamten Dorfgemeinschaft gehörte, legte ein Gesetz vom 11. August 1862 die Bildung von Spritzenkassen fest, wonach jeder Einwohner - entsprechend seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit - eine alljährliche Abgabe an die Gemeinde zu zahlen hatte. Diese diente dem Unterhalt der Feuerlöschgeräte. Im Brandfall waren die Dorfbewohner verpflichtet, Pferde und Kutscher zum Transport der Feuerspritze an den Unglücksort zur Verfügung zu stellen. Versäumnisse konnten mit Geldbußen oder bis zu acht Tagen Arrest bestraft werden.

Am 1. März 1863 beschloss der Coschützer Gemeinderat die Gründung einer Spritzenkasse, welche bis 1899 gemeinsam mit dem benachbarten Gittersee bestand. Zudem wurde ein Spritzenmeister, ein Stellvertreter und 12 "tüchtige Mannschaften" bestimmt, die im Brandfalle zum Einsatz kamen. 1901 bildete sich im Ort ein aus 26 Männern bestehender Feuerwehr-Verein, aus dem ein Jahr später die Freiwillige Feuerwehr Coschütz hervorging. Mit der Eingemeindung 1921 wurde der Feuerlöschverband von der Stadt Dresden übernommen.

Das Inventar des Spritzenhauses bestand zunächst aus einer vierrädrigen Spritze, fünf Schläuchen, 10 Feuereimern und diversen kleineren Gerätschaften. Erster Spritzenmeister wurde der Dorfschmied Gebauer, der im benachbarten Gut Nr. 6 wohnte. Zur Unterbringung der Spritze entstand 1868 ein neues Gemeindespritzenhaus, das bis heute erhalten blieb und jetzt als Garage genutzt wird (Foto rechts).

Nr. 7: Das zu den kleineren Anwesen des Dorfes gehörende Gut Altcoschütz 7 entstand in heutiger Form nach dem Dorfbrand 1829, wie ein erhaltener Schlusstein mit den Initialen des früheren Besitzers Johann Christian Rühle über dem Eingang des Wohnhauses belegt. Ursprünglich gehörten neben dem Wohnstallhaus mit Fachwerkobergeschoss Scheune, Schuppen und ein Wirtschaftsgebäude dazu. In einem später errichteten Anbau des Gebäudes befand sich noch bis 1990 ein kleiner Laden. Mitte der 1990er Jahre wurde das Haus saniert und die früheren Wirtschaftsgebäude zu Wohnzwecken umgebaut. Eine Steintafel trägt die Worte (Bild unten links): Diß Haus steht in Gottes Hand von ihm sey alles Unglück abgewand Und alle die hir gehn aus und ein Die möge Gottes Güte erfreun. Nach dem Brande 1829 wieder erbaut von Johan Christian Rühlen


Fotos: Schrifttafeln an Altcoschützer Bauernhöfen - links Nr. 7, rechts Nr. 13 Nr. 9: Auch dieser Dreiseithof entstand in heutiger Form nach dem Dorfbrand, ist im Kern jedoch deutlich älter. An der Giebelseite zur Straße nennt eine Schrifttafel das Jahr 1602. Ab 1928 befand sich im Erdgeschoss des Scheunengebäudes eine bis 1990 existierende Kistenfabrik. Nach 1990 wurde das stark verfallene Wohnstallhaus im vorderen Teil originalgetreu saniert und im ehemaligen Stallbereich in moderner Form neu aufgebaut (Foto). An Stelle des Wirtschaftsgebäudes entstand 1994/95 ein Neubau mit Gewerberäumen. Erhalten blieb das 1998/99 ebenfalls sanierte frühere Altenteilhaus. Diese kleinen Gebäude dienten früher als Wohnung des Altbauern nach der Übernahme eines Gehöfts durch die Kinder.

Nr. 10: Das um ca. 1830 erbaute Gehöft am Eingang zum hinteren Dorfkern befand sich einst im Besitz der Familie Schneider. Diese ließ beim Wiederaufbau nach dem Dorfbrand über dem mittleren Fenster der Giebelseite eine Schrifttafel anbringen:

Denkschrift den 20. April 1829 Mein lieber Leser denke nach Wie traurich war doch dieser Tag Als unvermuth ich mußte sehn Mein Haus in Feuersflam aufgehn Da ich nun meinen Gott vertraut Hab ich doch wieder aufgebaut. Johan Gottfried Schneider.

Um 1880 wurde das frühere Wohnstallhaus ausgebaut und erhielt dabei an der Hofseite einen Außenbalkon mit Treppenaufgang. Die am 24. August 1944 bei einem Bombenangriff zerstörte frühere Scheune wurde 2007/08 durch ein Einfamilienhaus ersetzt (Nr. 10a/b). Die übrigen Wirtschaftsgebäude hatte man bereits Anfang der 1950er Jahre abgerissen.

Nr. 11: Im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden wurde der große Dreiseithof Nr. 11 nach dem Dorfbrand massiv in Stein wiederaufgebaut und mit klassizistischen Fassadenelementen versehen. Das einstige Hornsche Gut (später Familie Köhler) blieb noch bis nach 1945 in landwirtschaftlicher Nutzung. Im Hausflur des Hauptgebäudes zeigen Plaketten mit Reliefbildern einen Reiter mit Gefolge sowie eine Zyklopenschlacht. Im Hof befindet sich ein Taubenschlag. Wohnhaus und Ausgedingehaus wurden nach 1990 saniert und zu Wohnungen umgebaut, die einstige Scheune wird als Lagerraum und Garage genutzt.

Nr. 12: Das ursprünglich in einfacher Blockbauweise errichtete Wohngebäude steht exemplarisch für die bescheidenen Häusleranwesen des Ortes. Hier wohnten Familien, die über keinen oder nur geringen Landbesitz verfügten. Nach 1990 wurde das Haus saniert.

Nr. 13: Das zu den größten Coschützer Gütern gehörte Hilbertsche Gut wurde in heutiger Form nach dem Dorfbrand 1829 gebaut. Im 18. Jahrhundert befand es sich im Besitz von Daniel Lohrmann, der 1790 als Erschließer der ersten Steinkohlengrube am Collmberg urkundlich erwähnt ist. Markant ist die mit klassizistischen Zierelementen gestaltete Giebelseite zum Dorfplatz (Foto um 1910). Wie an mehreren Bauernhöfen erinnert auch hier eine Schrifttafel an den Brand vom 20. April 1829 (Bild oben bei Nr. 7). Noch 1853 wird im Keller des Stall- und Wirtschaftsgebäudes eine Weinpresse erwähnt. Größere Umbauten erfolgten um 1871 (Inschrift am Torbogen). Aus dieser Zeit stammt auch die parkartige Gartenanlage und das mit den Initialien RH (= Hilbert) versehene Ziergitter am Eingang zum Garten. Im Zuge der Bodenreform 1946 wurde das Gut von zwei Neubauern bewirtschaftet. Nach seiner Sanierung wird es heute zu Wohnzwecken und als Pension genutzt.

Nr. 15: Der ehemalige Dreiseithof entstand wie die meisten Alt-Coschützer Anwesen nach dem Dorfbrand 1829 und ist durch einen Schlusstein (MDCCCXXX) auf das Jahr 1830 datiert. Um 1900 zerstörte ein Brand erneut Teile des Haupthauses, das man danach in massiver Bauweise erneuerte. 1945 wurde das Gut zum Teil zerstört, wobei später nur das Haupthaus wieder aufgebaut wurde. In der Nachkriegszeit diente es als Wohnhaus für mehrere Flüchtlingsfamilien. Im Hof befanden sich an Stelle der zerstörten Nebengebäude später Garagen der MTS zur Unterstellung landwirtschaftlicher Maschinen. Das Herrenhaus wurde ab 1978 als Werkstatt und Büro der Firma Uwe Naumann Raumausstattung genutzt. Zum Hof gehört auch das heute als Nr. 15b bezeichnete frühere Gesindehaus mit Fachwerkobergeschoss.

Nr. 17: Das noch erhaltene Wohnstallhaus war ursprünglich Teil eines um 1830 errichteten kleinen Dreiseithofes. Teile des Hofes (Bild um 1950) wurden am 24. August 1944 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen und durch Garagen ersetzt. Die ehemalige Scheune verschwand erst nach 1990 zugunsten eines Wohnhausneubaus. Das verbliebene Hauptgebäude wurde 1995-97 rekonstruiert und beherbergt seitdem u.a. ein Büro für Baustatik und Wohnungen. Für die Umgestaltung des Hofes wurden die Besitzer 2002 mit dem erstmals vergebenen Baupreis Plauen (1. Platz) ausgezeichnet. Im hinteren Teil sind noch Reste der einstigen Trockenmauer erhalten, die einst das gesamte Dorf umschloss.

Nr. 19: Das im Kern aus dem 18. Jahrhundert stammende Fachwerkhaus mit massivem Untergeschoss ist letzter Teil einer größeren Gehöftanlage, zu der einst auch das Gut Nr. 17 gehörte.

Nr. 21: Der durch einen Schlusstein am Eingangsportal auf das Jahr 1760 datierte, später jedoch mehrfach umgebaute Hof wurde bereits nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, sondern war Sitz des Handwerksbetriebes Lehmann zur Polstermöbelherstellung. Auch nach 1945 dienten die Gebäude als Polsterwerkstatt. Ursprünglich war das Haus mit dem Nachbargehöft Nr. 23 durch einen gewölbten unterirdischen Gewölbegang verbunden. Der Überlieferung nach soll dieser Gang einst weitere Coschützer Höfe verbunden haben und früher bis zum Gasthof geführt haben. Später wurde er jedoch verfüllt.


Fotos: Altcoschützer Bauernhöfe: links Nr. 17 und 19 vor der Sanierung, rechts Nr. 21 in den 1950er Jahren Nr. 23: Der Dreiseithof Nr. 23 befand sich im 18. Jahrhundert im Besitz von Andreas Rühle. Auf diesen weist noch eine Inschrift im Schlusstein des Eingangstores hin (A. R. 1767). Im gleichen Jahr hatte Rühle für 150 Taler einen Teil seines Grundstücks an Friedrich August von Cosel verkauft, der im Coselgrund letztlich erfolglose Bergbauversuche nach Kupfer unternahm.

Zwei Schrifttafeln berichten von der Geschichte des Gutes.

Am 27. August 1753 fiel das Haus in Asche nieder den 5. October stant es mit Gottes Hielfe wieder. den 10. December 1816 abgebrennt, 1817 erbauet 1828 der brante die Helfte vor Rettung wie durch Gott und den Menschen. Gottlieb Rühle

Krieg und Brand segnet Gott mit milder Hand. Auch im Kriege ao. 1760 ist dieses Hauß abgebrennt und ao. 1767 wieder erbauet. Andreas Rühle

Demnach brannte der Hof am 27. August 1753 ab, wurde bis zum 5. Oktober wieder aufgebaut und am 10. Dezember 1816 erneut bei einem Brand zerstört. 1817 wiederaufgebaut, fielen Teile des Hofes 1828 erneut einem Brand zum Opfer. Sein heutiges Aussehen erhielt er bei einem größeren Umbau 1898. Links der Haustür befand sich bis 1986 eine historische Ofenplatte, welche vermutlich aus dem Coselschlösschen stammt und die Darstellung einer Römerschlacht zeigt (Foto).

Nr. 25: Der langgestreckte Fachwerkbau wird durch einen Schlusstein über der Tür auf das Jahr 1752 datiert und ist somit ältestes noch erhaltenes Gebäude des Dorfkerns. Ab 1988 wurde das historische Bauernhaus saniert.

Gemeindehaus: Das Gemeindehaus des Dorfes entstand im 18. Jahrhundert und diente ursprünglich als Wohnhaus des Kinderlehrers und des Gemeindehirten. Außerdem wurden hier unbemittelte Personen untergebracht, deren Versorgung der Gemeindearmenkasse oblag. Zudem gab es im Haus ein Arrestlokal für kleinere Vergehen. Sein Standort war am Ende des Dorfes in der Nähe des Fußweges in den Coselgrund.

1898 stellte der Coschützer Gemeinderat fest, dass sich das Gemeindehaus in einem solch schlechtem Zustand befand, dass die Unterbringung kaum noch zulässig erscheint. Aus diesem Grund entschloss man sich zum Abriss und Neubau. 1899/1900 entstand auf dem Grundstück des abzutragenden Armenhauses ein zweigeschossiger Neubau mit mehreren Wohnungen (Altcoschütz 27). Die Finanzierung übernahm die Gemeindearmenkasse, die zusätzlich einen Kredit aufnehmen musste. Zudem fanden alljährliche Sammlungen zugunsten der Gemeindearmen statt. Später diente das Haus bis 1990 als normales Mietswohnhaus, stand dann einige Jahre leer und wurde 2006/07 saniert. Die Bilder zeigen das Haus kurz vor und nach der Renovierung.

Gasthof Coschütz:

Der Gasthof an der Kleinnaundorfer Straße 1 geht auf den früheren Reiheschank zurück, wie er bis ins 19. Jahrhundert in zahlreichen Orten üblich war. 1841 erwarb der Coschützer Dorfschmied Karl Gebauer das Schankrecht und richtete im früheren Schmiedegebäude eine feste Dorfschänke ein. Gebauer hatte zugleich viele Jahre das Amt des Gemeindevorstehers inne. Nach ihm übernahm 1879 Hermann Kippenhahn das Lokal und ließ den früheren Dreiseithof umbauen und um einen Tanzsaal und einen Biergarten erweitern. In diesem Zusammenhang erhielt es den Namen “Gasthof zu Altcoschütz”. Als erster Einwohner des Ortes veranlasste Kippenhahn zugleich den Anschluss seines Hauses an das öffentliche Elektrizitäts- und Wasserleitungsnetz. Fortan fanden hier regelmäßig Bälle, Vereinsfeste und kulturelle Veranstaltungen statt. Auch der 1903 gebildete Coschützer Turnverein nutzte Saal und Garten für seinen Turnbetrieb.

1919 erwarb Max Glöckner den Gasthof. Anfang der 1920er Jahre wurde noch ein kleiner Bühnenanbau errichtet, wodurch der Saal nun auch für kleinere Theateraufführungen nutzbar war. Nach dem tragischen Unfalltod Glöckners bei Baumfällarbeiten führte seine Witwe Hertha den Betrieb zunächst allein weiter. Seit ihrer Hochzeit mit dem Fleischermeister Erich Bukan befindet sich der Gasthof im Besitz dieser Familie. Während des Zweiten Weltkriegs waren im Saal französische Kriegsgefangene untergebracht. Später fanden hier wieder Tanzveranstaltungen statt, bevor in den 1950er Jahren ein Trickfilmstudio den Saal bezog. Danach diente dieser als Materiallager des Transformatoren- und Röntgenwerkes (TuR). Im Seitenflügel gab es zudem zeitweise eine Bettfedernfabrik, im Erdgeschoss eine Fleischerei. 1994 wurde der Gasthof Coschütz komplett renoviert und bietet seitdem auch Übernachtungsmöglichkeiten an.

https://web.archive.org/web/20220525164058/https://dresdner-stadtteile.de/Sud/Coschutz/Strassen_Coschutz/Altcoschutz/altcoschutz.html


Die mit 240 Metern höchste Erhebung auf Coschützer Flur wurde bereits im 12. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt. Frühgeschichtliche Keramikfunde, die 1909 und 1925 an der Ostseite des Collmberges gemacht wurden, belegen jedoch eine Besiedlung der Region bereits deutlich früher. Da die hier gelegenen Flurstücken einst dem Maternihospital gehörten, wurden diese auch als Spitalfelder und der Berg als Spittelberg bezeichnet. Die offizielle Namensgebung Collmberg ist vom slawischen Wort für Hügel abgeleitet. 1822 ist der Berg als "Kolbenberg", 1830 als "Der Kulben" urkundlich genannt. Im 19. Jahrhundert entstand ein Steinbruch.Zudem lagen hier die im Besitz Coschützer Bauern befindlichen Weinberge des Ortes. Letztmals wird eine Weinpresse im Jahr 1887 genannt. Die Felder wurden später für die Salbeipflanzungen des Bombastus-Werkes in Freital-Zauckerode genutzt (Foto). Erst in der Nachkriegszeit mussten diese aufgegeben werden, da der Berg zur Abraumhalde des Wismut-Schachtes in Gittersee wurde. Zuvor wurde am Collmberg über 90 % des deutschen Gesamtbedarfes an dieser Heilpflanze gewonnen.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde am Collmberg das erste Coschützer Steinkohlenbergwerk erschlossen. Inhaber war der Gutsbesitzer Daniel Lohrmann. Bereits um 1816 folgten weitere Gruben, die jedoch nur wenige Jahre Bestand hatten. Zwischen 1832 und 1836 ließ der Gutsbesitzer Pietzsch zwischen Collmberg und Heidenschanze den Pietzsch-Stollen auffahren, dessen 1905 vermauertes Mundloch noch in der Nähe der Straße Heidenschanze zu sehen ist. Bedeutendstes Steinkohlebergwerk des Ortes war jedoch der Claus-Schacht. Diesen hatte der Besitzer des Gutes Kohlsdorf (heute Ortsteil von Freital) Ernst Adolf Claus 1830 anlegen lassen. Zehn Jahre später waren hier ca. 50 Arbeiter mit dem Abbau der Kohle beschäftigt. Der 1836 bis auf knapp 370 Meter erweiterte Stollen besaß zwei Lichtlöcher und blieb bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Betrieb.

1877 ließen neue Eigentümer, unter Ihnen die Claus´schen Erben, Major von Serre und der Gutsbesitzer Gustav Hermann Klöber den Schacht wieder in Betrieb setzen und förderten hier ab 1878 als Coschützer Steinkohlenwerk noch einige Jahre Kohle, bevor der Abbau mangels Rentabilität 1888 endete. Für die Förderung hatte man ein Kessel- und Maschinenhaus errichtet, in dem zwei Dampfmaschinen die Fördermaschine antrieben.

Nach 1945 gerieten die stillgelegten Schächte wieder ins Interesse der Geologen. Grund war jedoch nicht die Steinkohle, sondern die ebenfalls vorkommende sogenannte "Erzkohle" mit Urangehalt. Dieser strategische Rohstoff war unabdingbar für das sowjetische Atomprogramm, weshalb ab Juli 1947 unter strenger Geheimhaltung eine Revision der Stollen erfolgte. Im Oktober bildete die sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) Wismut am Collmberg das "Objekt 6" und begann im Folgejahr mit Probebohrungen und dem Abbau der Erze. Bereits bis Anfang 1950 wurden ca. 90.000 Tonnen gewonnen. Für die Förderung entstand ein Förderschacht an der Ecke Freitaler / Potschappler Straße (Bild rechts). Weitere Gebäude am Collmberg und der Straße Heidenschanze dienten als Mannschaftsbad (Sanitärräume), Verwaltung, Klubraum und Kantine. Hinzu kamen Lagerplätze für Holz, eine radiometrische Kontrollstation und fünf Erzbunker als Zwischenlager. Am Collmberg wurden zudem mächtige Abraumhalden aufgeschüttet (Bild unten links). Umweltschäden entstanden zudem durch häufige Schwelbrände und entweichende Grubengase.

Bis Mitte der 1950er Jahre wurden auf dem militärisch streng abgeschirmten Gelände mehrere Untertagestollen angelegt, die die Abbauggebiete am Collmberg, in Gittersee und Freital-Birkigt verbanden. Im Zuge des Abbaus traten an einigen Gebäuden Bergschäden auf, so dass einige Wohnhäuser in Niedergittersee und Coschütz zeitweise sogar geräumt werden mussten. Für die zahlreichen Arbeiter der Wimsut wurden 1954/55 Wohnungen in der Südvorstadt errichtet. Zu Spitzenzeiten waren über 1500 Bergleute beschäftigt, der Ertrag lag bei monatlich ca. 5000 Tonnen.

1956 beendete die Wismut den Abbau der Erzkohle auf Coschützer Flur. Die Schächte gingen zum 1. Januar 1956 ins Eigentum des VEB Steinkohlenwerk Freital über, das noch bis zum 3. Februar 1958 Kohle für die Energiegewinnung abbaute. Danach konzentrierte man sich auf den Abbau der aufgeschütteten Halden, bevor 1964 die Kohlegewinnung am Collmberg endgültig eingestellt wurde. 1979 wurden die Schachtanlagen durch die Bergsicherung verwahrt. Eine Rekultivierung der verbliebenen Halden erfolgte nach 1990.


https://web.archive.org/web/20220525164429/https://dresdner-stadtteile.de/Sud/Coschutz/Collmberg/collmberg.html


Ursprünglich wurde der gesamte Talabschnitt der Weißeritz zwischen Plauen und Tharandt als Plauenscher Grund bezeichnet. Im engeren Sinne gehören die im Tal gelegenen Fluren der Gemeinden Plauen, Dölzschen, Gittersee und Coschütz bis zur Freitaler Stadtgrenze dazu. Der Grund war schon im Mittelalter Standort mehrerer Mühlen, blieb jedoch ansonsten unbesiedelt. Wirtschaftliche Bedeutung hatte die bis 1875 betriebene Holzflößerei auf der Weißeritz sowie der Anbau von Obst und Wein an den Hängen. Reste ehemaliger Weinbergsterrassen sind stellenweise noch erhalten. Bereits 1366 wurde in Plauen erstmals eine Wassermühle erwähnt. Im 15. Jahrhundert folgte die Walkmühle der Dresdner Tuchmacher, die 1568 Kurfürst August erwarb. Dieser ließ das Gebäude abbrechen und im darauffolgenden Jahr durch eine Mahlmühle ersetzen. Als Hofmühle oblagen zeitweise 66 Orte der Dresdner Umgebung dem Mahlzwang dieser Mühle, welcher erst um 1840 endete. Nach Übernahme der früheren Hofmühle durch Traugott Bienert im Jahr 1852 wurde das Unternehmen als Bienertmühle bekannt.


Bilder: Der Plauensche Grund um 1810 - Gemälde von Carl August Richter (links) und Anton Graff (rechts) Im 17. und 18. Jahrhundert war der romantische Grund kurfürstliches Jagdrevier und Schauplatz prunkvoller Feste. So soll Kurfürst August der Starke 1698 zu Ehren des Zaren Peter I. eine Parade erzgebirgischer Bergleute aufmarschieren lassen haben, was jüngere Forschungen jedoch widerlegen. Am 26. September 1719 fand im Plauenschen Grund das Saturnusfestes anlässlich der Vermählung des Kurprinzen Friedrich August mit Maria Josepha von Österreich statt (historischer Stich). Dabei wechselten Parforcejagden, Komödienaufführungen, Bälle und Illuminationen ab. Das Fest bildete den krönenden Abschluss der insgesamt sieben “Planetenfeste” und gehört zu den bedeutendsten Barockfesten der sächsischen Geschichte. Höhepunkt war der Aufmarsch von 1600 Bergleuten, welche im nächtlichen Fackelschein dem jungen Paar ihre Glückwünsche darbrachten.

Für den Revierförster entstand 1722 das Hegereiterhaus in der Nähe der alten Weißeritzbrücke, welches später als “Forsthaus” beliebte Ausflugsgaststätte war und erst 1964 abgerissen wurde. Die 1779 errichtete neue Bogenbrücke über den Fluss wird seit Verlegung der durch den Grund führenden Tharandter Straße auf das linke Ufer 1921 nicht mehr genutzt, ist jedoch als Baudenkmal noch erhalten. 2006 erfolgte ihre Sanierung im Rahmen der Anlage eines Wanderweges durch den Grund (Foto). Dabei wurden auch die Fragmente der alten Straße in die Gestaltung einbezogen und mehrere Infotafeln zu Geschichte, Geologie und Natur des Plauenschen Grundes aufgestellt.

Erst 1745 wurde der durch das Tal führende Pfad durch Freiberger Bergleute zu einem durchgehenden Fahrweg ausgebaut. Zuvor hatte es bereits 1712 und 1724 Ersuchen der im oberen Weißeritztal gelegenen Gemeinden über einen Ausbau gegeben, welche jedoch wegen der hohen Kosten, der zu geringen Verkehrsbedeutung und der befürchteten Störung des Wildes im kurfürstlichen Jagdrevier abgelehnt worden waren. Nach längeren Verhandlungen genehmigte der Kurfürst am 9. September 1745 den Straßenbau. Nutzungsbeschränkungen galten jedoch in der Jagdsaison. Außerdem mussten die begünstigten Orte selbst für den Unterhalt der neuen Straße aufkommen.

Die verbesserten Verkehrsverbindungen und die reizvolle Landschaft machten das Weißeritztal bei Plauen nun zu einem beliebten Anziehungspunkt für Dresdner Bürger, unter ihnen viele Künstler. Allein zwischen 1770 und 1830 entstanden über 1000 künstlerische Darstellungen des Plauenschen Grundes, darunter Werke so berühmter Maler wie Caspar David Friedrich, Anton Graff und Adrian Zingg. Als “Dichter des Plauenschen Grundes” gilt der Literat Wilhelm Müller, der in seinem Werk “Frühlingskranz aus dem Plauenschen Grunde” der Schönheit des Tales ein Denkmal setzte. 1780 erschien der Roman "Herrmann und Ulrike" von Johann Carl Wezel, in dem der Grund ebenfalls eine Rolle spielte. Die im Plauenschen Grund durch den Steinbruchbetrieb entdeckten geologischen Aufschlüsse mit Fossilien waren Gegenstand von Forschungen Wilhelm von Humboldts und des Geologen Hans Bruno Geinitz. Wichtigstes Bodendenkmal ist die hoch über dem Weißeritztal gelegene Heidenschanze auf Coschützer Flur.

Im 19. Jahrhundert geriet der Plauensche Grund stärker ins Blickfeld einer wirtschaftlichen Nutzung. Existierten bislang nur einige Wassermühlen, entstanden nun erste gewerbliche Unternehmen. So wurde die 1728 erbaute Dölzschener Neumühle deutlich vergrößert, der benachbarte Eisenhammer entwickelte sich ab 1827 zum Eisenhammerwerk Dölzschen. Aus einem früheren Kupferhammer ging 1830 die Garnisonsmühle der sächsischen Armee hervor. Die in Burgk und Zauckerode entdeckten Steinkohlevorkommen erforderten jedoch auch eine Verbesserung der Transportwege. Neben dem Ausbau der Talstraße zur Chaussee zwischen 1807 und 1809 wurde 1855 die Albertbahn mit einem später abgetragenen Tunnel eröffnet. Entlang der Strecke entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts Wohnhäuser und gewerbliche Bauten. Zu den älteren Gebäuden im Plauenschen Grund zählten die mittlerweile verschwundenen Villen von Josef Grassi und Friedrich August von Cosel (Coselvilla). 1857 wurde in ihrer Nähe die Felsenkellerbrauerei eröffnet (Foto: Blick vom Hohen Stein).

Durch diese Entwicklung verlor der Plauensche Grund viel von seinem ursprünglichen Reiz. Dazu trugen auch zahlreiche Steinbrüche bei, die den hier vorkommenden Plänerstein (“Plauenscher Stein”) abbauten. Bedeutendster war der Ratssteinbruch, der sich ab 1872 im Besitz der Stadt Dresden befand. 1902 wurde die Straßenbahnlinie nach Deuben und Hainsberg eröffnet, welche 1974 durch eine Buslinie ersetzt wurde. Als Wahrzeichen des Plauenschen Grundes gelten heute der in den Zwanziger Jahren entstandene Siloturm der früheren Garnisonsmühle und die hoch über dem Grund gelegene Begerburg in Dölzschen (Foto). Jüngere Bauvorhaben waren die Anlage eines 121 Meter langen Straßentunnels in der Nähe der Felsenkellerbrauerei (1992) und der Bau der Autobahnbrücke im Jahr 2001/02. 1998 entstand am früheren Mühlgraben der Hofmühle Dresdens erstes privates Wasserkraftwerk mit einer Maximalleistung von 800 kW.


Foto: Straßenbahnparade im Plauenschen Grund kurz vor der Einstellung am 26. Mai 1974 Verheerende Auswirkungen hatte das schwere Weißeritzhochwasser vom 12/13. August 2002, welches auch den Plauenschen Grund verwüstete. Dabei wurden Teile der Straße sowie die Eisenbahntrasse weggerissen und unpassierbar gemacht. Auch die im Plauenschen Grund stehenden Gebäude sowie das Wasserkraftwerk wurden in Mitleidenschaft gezogen. Während die Straße bereits einige Wochen später wieder hergestellt werden konnte, dauerte die komplette Sanierung der Bahnstrecke nach Chemnitz bis Ende 2003.


Foto links: Die Folgen des Hochwassers von August 2000 sind am Wasserkraftwerk noch deutlich zu erkennen (September 2002) Foto rechts: das wiederaufgebaute Wasserkraftwerk im Sommer 2008

Schwebebahn-Projekt:

Zu den Kuriositäten der Verkehrsgeschichte gehörte der um 1900 erwogene Bau einer Schwebebahn zwischen Rabenau und Dresden. Die Bahn sollte nach dem Wuppertaler Vorbild auf Stelzen über der Weißeritz verlaufen und die heutigen Freitaler Stadtteile Deuben, Döhlen und Potschappel mit Dresden verbinden. In Dresden konstituierte sich dafür eine Aktien-Gesellschaft “Elektra”, die mit den Vorplanungen für die Strecke begann. Als Ausgangspunkt war die Egermühle in Deuben vorgesehen, von der die Bahn bis zur Endstation unterhalb des Hohen Steins schweben sollte. Als Option waren Verlängerungen über Eckersdorf bis Rabenau und zum Postplatz geplant. Von dort könnte, so die Vorstellungen der Projektanten, die Schwebebahn unterirdisch durch das Dresdner Stadtzentrum und dann auf Stelzen weiter bis Pirna verkehren.

Obwohl das Finanzministerium seine Zustimmung signalisierte und die Planungsarbeiten durch die ausführende Maschinenbaugesellschaft Nürnberg bis 1899 weitgehend abgeschlossen waren, kam der Bau nie zustande. Grund waren neben den immensen Kosten Proteste von Naturschützern und Anliegern sowie die 1902 eröffnete Straßenbahnlinie, die der Schwebebahn einen Großteil der Fahrgäste abgezogen hätte.

Einzelne Gebäude:

Buschmühle: Die Mühle entstand um 1559 als Glasschleife des aus Bautzen stammenden Schleifers Ullrich Wegener und war zweitälteste Mühle in Plauen. Neuere Forschungen vermuten an dieser Stelle einen noch älteren Kupferhammer bzw. eine Spiegelschleife. Später wurde sie als Mahlmühle mit drei Mahlgängen genutzt, stand jedoch immer im Schatten der nahegelegenen Hofmühle. Der Legende nach soll hier der sagenhafte sorbische Müllergeselle Pumphut beschäftigt gewesen sein. Gemäß kurfürstlichem Dekret vom 18. März 1613 unterlagen zwölf Orte, u. a. Altfranken, Boderitz, Coschütz, Naußlitz, Dölzschen, Gittersee, Wölfnitz und Zschertnitz dem Mahlzwang der Buschmühle.

1772 erhielten die Besitzer der Buschmühle das Recht zum Bierausschank. Dadurch entwickelte sie sich zum Ausflugsziel. Die romantisch gelegene Mühle, zeitweise auch Schweizer- oder Grundmühle genannt, war in der Romantik beliebtes Motiv für Maler und Zeichner. 1838 pachtete der Unternehmer E. Kittler die Buschmühle, der sich wenig später auch an der Gründung der Felsenkellerbrauerei beteiligte. 1870 wurde die Buschmühle für 15.000 Taler an die Felsenkeller AG verkauft und ein Jahr später zugunsten einer Erweiterung der Brauerei abgerissen. Erhalten blieb bis heute das Buschmühlenwehr auf dem Gelände der Felsenkellerbrauerei.

Villa Grassi: Das Gebäude wurde ursprünglich als Huthaus eines 1767 aufgeschlossenen Kupferbergwerks erbaut. Da die Erkundungen jedoch keinen Erfolg brachten, ließen die aus Dresden stammenden Gebrüder Lehmann, Besitzer des Hauses, dieses fünf Jahre später aufstocken und zu einem Landhaus mit Freitreppe und Terrassen zur Weißeritz umbauen. 1790 erwarb Graf Heinrich von Bünau das Grundstück, verkaufte es jedoch bereits 1800 weiter an den sächsischen Oberlandbaumeister Johann Gottlob Hauptmann (1755-1813). Ab 1799 lebte hier der Maler Josef Grassi (1757-1838), der im August 1800 als Professor an die Dresdner Kunstakademie berufen wurde und ein beträchtliches Vermögen besaß. Grassi ließ in der Umgebung seiner Villa einen kleinen Aussichtspavillon und ein Badehäuschen errichten und das Gelände parkartig umgestalten. Da man bei den Arbeiten eine Quelle entdeckt hatte, ließ Grassi das Mineralwasser durch Dr. David August Ficinus analysieren und machte das Areal zum beliebten Erholungsort.

Nach der Beseitigung der von französischen Soldaten im August 1813 verursachten Kriegsschäden kam die Villa Grassi 1816 in den Besitz des Grafen Friedrich von Kalckreuth. Zeitweise wohnte der mit ihm befreundete Liederdichter Wilhelm Müller (1794-1827) in diesem Haus, der hier u. a. die Verse zu seinem "Frühlingskranz aus dem Plauenschen Grunde" schrieb. Müller ist auch Schöpfer des 1818 erstmals veröffentlichten Volksliedes "Das Wandern ist des Müllers Lust...". Nach 1830 diente das Gebäude als Kaffeehaus, wurde Ende 1856 verkauft und unmittelbar darauf zugunsten von Gebäuden der Felsenkellerbrauerei abgerissen. Der frühere Standort lag ungefähr dort, wo sich später die Gaststätte der Felsenkellerbrauerei (nach 1945 Klubhaus der Eisenbahner) befand.


Bahnhof Plauen: Die Station in der Nähe der Felsenkellerei entstand 1855 als Haltepunkt der am 28. Juni 1855 eröffneten Albertbahn. In unmittelbarer Nähe befand sich einst ein 57 Meter langer Eisenbahntunnel, der 1894/95 dem Streckenausbau zum Opfer fiel. Der Bahnhof war zugleich erster Unterwegshalt der Windbergbahn nach Gittersee und Possendorf. Wegen der ungünstigen Lage abseits des Ortes hielten die Züge hier jedoch nur bei Bedarf. 1900 entstand das noch heute erhaltene Bahnhofsgebäude mit Wartesaal sowie Dienst- und Wohnräumen (Foto).

Als 1923 die Gleise der Eisenbahn im Plauener Ortskern auf einen Hochdamm verlegt wurden, schloss der alte Bahnhof seine Pforten und wurde nach Altplauen verlegt. Das frühere Bahnhofsgebäude im Plauenschen Grund diente nun als Wohnhaus und ist bis heute erhalten. Seit 2003 hat hier eine Kunstglaserei ihr Domizil.

Straßentunnel: Der offiziell Tunnel Plauenscher Grund, während der Bauzeit auch “Ingrid-Tunnel” (nach der Ehefrau des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf) genannte Straßentunnel in der Nähe der Felsenkellerbrauerei entstand 1991/92 als erster Straßentunnel Sachsens. Baubeginn war am 25. Juni 1991, der Durchstich erfolgte am 31. Juli 1991. Das Bauwerk ist 121 Meter lang und wurde am 26. Februar 1992 dem Verkehr übergeben.

Königsmühle: An ihrer Stelle soll 1719 beim Saturnfest anlässlich der Hochzeit des Kronprinzen der Tempel des Saturnus gestanden haben. Im Rahmen der Inszenierung brachten erzgebirgische Bergleute hier dem Gott und dem Brautpaar die Schätze der Berge in Form von Gold, Silber und Mineralien, während sein Begleiter Cupido als Münzmeister fungierte und Gold- und Silbermünzen als Erinnerung an dieses Fest prägte. Einige davon befinden sich noch heute im Münzkabinett. Nach Ende des Festes brach man den hölzernen Bau wieder ab.

1739 entstand auf Initiative des sächsischen Kurfürsten und Königs von Polen Friedrich August III auf dem Grundstück die Königsmühle. Allerdings war dem Unternehmen kein großer Erfolg beschieden, da sie wegen der benachbarten Buschmühle oft unter Wassermangel litt. 1857 und 1872 fielen Teile der Königsmühle Bränden zum Opfer. 1871 war diese Teil der Dampfmühlen-Aktien-Gesellschaft zu Dresden geworden. Die verbliebenen Gebäude wurden 1899 von den Söhnen Traugott Bienerts erworben und zugunsten anderer Industriebauten abgerissen. U.a. befand sich hier zeitweise eine Fabrik zur Herstellung von Kühleis, ein Zweigbetrieb eines Spielzeugherstellers sowie ein Lager der Quedlinburger Saatgutwerke. Das unter Denkmalschutz stehende markante Klinkergebäude an der Tharandter Straße 109 aus dem Jahr 1878 sowie das Nachbargebäude wurden 2011/13 zu Loftwohnungen und Büros umgebaut (Foto).

Goldene Krone: Das Gasthaus “Goldene Krone” geht auf eine einstige Tränke für die Jagdhunde der sächsischen Kurfürsten zurück, welche bereits im 16. Jahrhundert von Kurfürstin Anna eingerichtet worden sein soll. Später erhielt das Areal die Schankgerechtigkeit und wurde als “Weiße Taube” bzw. "Gasthof zum Plauenschen Grund" bezeichnet. Nach mehrfachen Besitzerwechseln und Umbauten entwickelte sich daraus die Schankwirtschaft “Goldene Krone”, die in ihrer heutigen Form 1828/29 entstand. Das historische Gasthaus blieb bis in die Nachkriegszeit geöffnet und steht seitdem in ruinösem Zustand leer.

Neumühle: Die Mühle entstand 1727/28 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Königsmühle als kurfürstliche Mahlmühle auf Dölzschener Flur. Nach einer Erweiterung 1766/68 besaß sie 16 Mahlgänge und gehört damit zu den leistungsstärksten Mühlen im Dresdner Raum. 1839 übernahm die sächsische Weißbäckerinnung den Mahlbetrieb und nutzte die Gebäude nun auch als Bäckerei. 1874 erwarb der Hofbäcker Gottfried Braune das Gelände und richtete hier sowie auf dem Grundstück der benachbarten Garnisonsmühle eine moderne Großbäckerei ein. Erweiterungsbauten entstanden 1903 und nach Ende des Ersten Weltkrieges. Nach 1945 wurde die Mühle vom Konsum-Backwarenbetrieb genutzt. 2016 wurden die Gebäude zur Wohnanlage umgebaut.

Steinbrüche: Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden an verschiedenen Stellen des Plauenschen Grundes Steinbrüche. Älteste waren der um 1740 auf Löbtauer Flur eingerichtete erste Dresdner Ratssteinbruch sowie ein um 1800 aufgeschlossener Bruch in der Nähe der Neumühle. Diese dienten zunächst der Gewinnung von Baumaterial für die Anliegergemeinden, später zunehmend der Fertigung von Pflastersteinen und Schotter für den Ausbau der Dresdner Straßen und Bahnlinien. Zu den bedeutendsten gehörten der 1856 vom Dölzschener Gutsbesitzer Otto Beger eröffnete Steinbruch unterhalb der Begerburg sowie der Forsthausbruch, welcher sich ab 1872 im Besitz des Rates der Stadt Dresden befand und deshalb Ratssteinbruch genannt wurde (Foto). Dieser blieb als letzter der einst bis zu 12 Steinbrüche des Grundes noch bis 1961 im Betrieb. Weitere Steinbrüche befanden sich im Besitz der 1898 gegründeten “Vereinigte Steinbrüche im Plauenschen Grund AG” sowie privater Gutsbesitzer der Anliegergemeinden.

Promenadenweg: Der Weg oberhalb der rechten Seite des Weißeritztales beginnt hinter der Felsenkellerbrauerei und führt von dort zur Heidenschanze und weiter über die ehemalige Garnisonsmühle und Günthers Busch nach Potschappel. Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Sektion Plauen des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz angelegt und mit Treppen, Aussichtspunkten und Ruhebänken gestaltet. Am 11. Oktober 1882 erfolgte die Übergabe des ersten Abschnitts mit einem Festakt in der Felsenkellerbrauerei und anschließendem Ball im Coschützer Gasthof. Am 28. September 1887 wurde der zweite Abschnitt von der Heidenschanze bis Potschappel übergeben.

Schweizerbett: Als "Schweizerbett" wird ein Aussichtspunkt oberhalb der Felsenkellerbrauerei in der Nähe des Fußweges am Eiswurmlager bezeichnet. Der Legende nach soll einst ein Schweizer, entweder nach seiner Herkunft oder von Beruf, auf einem Felsvorsprung seinen Rausch ausgeschlafen haben. Das eigentliche Schweizerbett fiel im 19. Jahrhundert dem Steinbruchbetrieb zum Opfer.

Garnisonsmühle: Diese Mühle gehörte ursprünglich einer Bauernfamilie aus Coschütz und wurde im 17. Jahrhundert als Eisen- und Kupferhammer genutzt. 1770 entstand an dessen Stelle die Pulvermühle der sächsischen Armee, die mehrfach durch Explosionen zerstört wurde, trotzdem jedoch noch bis 1830 bestand. Das frühere Wohnhaus der Pulverarbeiter von 1778, leider mittlerweile stark verfallen, erinnert noch an diese Zeit. Vom einstigen Mühlgraben, dessen letzte Reste erst 1995 verfüllt wurden, blieb lediglich das Weißeritzwehr unterhalb des Collmberges erhalten.

Mit Verlagerung der Pulverproduktion wurden die Gebäude zur Mühle mit Bäckerei umgebaut, welche vorrangig den Bedarf der Dresdner Garnison decken sollte und deshalb Garnisons- bzw. Kommißmühle genannt wurde. Als eine der ersten Getreidemühlen im Dresdner Raum erhielt sie 1839 moderne "amerikanische Mahlgänge" und 1845 eine Dampfmaschine. Ein Castrationsprotokoll der Amtshauptmannschaft Dresden von 1860 listet für die "Commißariats-Mühle" als Inventar drei oberschlächtige Wasserräder mit je 6 1/2 Ellen Durchmesser, die zugehörigen Stirn- und Diagonalräder aus Gußeisen, drei Mahlstühle, Elevatoren und weitere Mühlentechnik auf. Im zweiten Obergeschoss befand sich die eigentliche Mühle, bestehend aus acht Paar Liebethaler Mühlsteinen, Läufersteinen, Wellen und einer Krananlage zum Wechseln der Mühlsteine.

Bald genügte jedoch auch diese Mühle nicht mehr den Anforderungen. Nach Abbruch der vorhandenen Baulichkeiten errichtete man 1885 eine moderne Großmühle mit fünf Walzenstühlen, zwei Mahlgängen und zwei Mehlmischmaschinen. Betreiber war bis zur Fertigstellung der neuen Heeresbäckerei in der Albertstadt die sächsische Armee.


Nach dem Umzug erwarben 1903 die Gebrüder Braune, Besitzer der König-Friedrich- August-Mühlenwerke AG, für 140.000 Taler das Gelände und bezogen es in die benachbarte Großbäckerei ein. 1917 entstand für diese der bis heute erhaltene Siloturm (Foto), im Volksmund auch “Hungerturm” genannt. Leider verschwand die originelle Wetterfahne mit dem Müllerburschen nach dem Zweiten Weltkrieg von der Spitze des Turmes. Seit 1910 besaß die Mühle zudem ein eigenes Anschlussgleis, welches von der Albertbahn abzweigte und über eine Weißeritzbrücke unmittelbar auf das Betriebsgelände führte.

Während des Zweiten Weltkrieges dienten Teile des Gebäudekomplexes als Schmiermittelfabrik für den Rüstungsbedarf. Danach nutzte bis 1990 der Konsum- Backwarenbetrieb das Areal, zuletzt noch die Dresdner Handelsgesellschaft für Nahrungsmittel und Getränke "Goldene Ähre" als Lager für Körnerfrüchte. Seit 1993 stehen die Gebäude der früheren Weizenmühle leer und wurden durch das Weißeritzhochwasser 2002 sowie einen Großbrand im September 2005 schwer beschädigt. 2015 begann der Umbau zu einer Wohnanlage.

Zwei-Pfennig-Brücke: Das 1837 als einfache Holzbrücke errichtete Bauwerk wurde im Volksmund früher als “Zwei- Pfennig-Brücke” bezeichnet, da man hier in den ersten Jahren eine Benutzungsgebühr bezahlen musste. Die Brücke verbindet die durch den Plauenschen Grund führende Fahrstraße (Tharandter Straße) mit den jenseits der Weißeritz gelegenen Häusern des Stadtteils Gittersee. 1897 wurde die Brücke beim Weißeritzhochwasser zerstört und durch eine Fachwerk-Bogenbrücke aus Stahl ersetzt. Diese Brücke war noch bis Anfang der 1990er Jahre erhalten, wurde dann jedoch durch einen modernen Neubau ersetzt. Bis heute steht sie jedoch nur Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung.

Tischersche Schmiede: Das zweigeschossige Wohnhaus entstand Mitte des 19. Jahrhunderts unmittelbar am Weißeritzufer in der Nähe der Gitterseebrücke und befand sich im Besitz des Schmiedemeisters Tischer. Neben der Werkstatt gab es im Haus auch ein Produktengeschäft und mehrere Wohnungen. Am 30. Juli 1897 war es Schauplatz einer Tragödie beim Weißeritzhochwasser. Nach stundenlangen Regenfällen hatte der Fluß das Haus umspült und die Bewohner eingeschlossen. Beim Versuch, diese mittels eines Seils zu retten, kamen der Schmied und ein Helfer ums Leben. Wenig später brach das Gebäude ein. Lediglich eine Frau und ein Kleinkind konnten in Sicherheit gebracht werden, 11 Menschen starben.

Chausseehaus Neucoschütz: Das zweigeschossige Fachwerkhaus wurde 1828 an der damaligen Talstraße als Einnehmerhaus für die Erhebung des Chausseegeldes errichtet. Bis zur Aufhebung des Chausseegeldes 1885 diente es seinem Zweck und wurde dann in ein Wohnhaus umgewandelt. 1896 erfolgte die Eingemeindung des Coschützer Ortsteils Neucoschütz zu Potschappel. 1992 wurde das Gebäude denkmalgerecht saniert und in diesem Zusammenhang das verputzte Fachwerk wieder freigelegt. Heute nutzt es der Kunstverein Freital für Ausstellungen und Veranstaltungen.

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