Projekt:Altes Dresden/Stadtteil/Leipziger Vorstadt

Leipziger Vorstadt

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Als Leipziger Vorstadt wird heute allgemein der nordwestlich des rechtselbischen Stadtkerns gelegene Teil der Neustadt bezeichnet. Er umfasst das zwischen Elbe - Oschatzer Straße - Weinböhlaer Straße - Stauffenbergallee und der Bahnlinie Dresden - Görlitz gelegene Gebiet. Historisch entwickelte sich die Leipziger Vorstadt in verschiedenen Etappen. Ältester Siedlungsteil ist das um 1550 gegründete Neudorf, eine im Zusammenhang mit dem Festungsbau in der Inneren Neustadt entstandene Kleinbauern- und Häuslersiedlung an der heutigen Moritzburger Straße (Foto). Diese vorstädtische Gemeinde besaß bis zu ihrer Eingliederung nach Dresden 1866 einen Sonderstatus, der immer wieder zu Konflikten zwischen der örtlichen Bevölkerung und dem städtischen Rat führte. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wuchs das bis dahin ländlich geprägte Neudorf mit dem benachbarten Pieschen zusammen, so dass die ehemalige Flurgrenze heute nicht mehr erkennbar ist. Heute dominieren hier mehrgeschossige Wohn- und Geschäftshäuser in geschlossener Bauweise. Hinzu kommen mehrere Kleingartenanlagen und gewerblich genutzte Flächen. Ab 1874 setzte sich für die ehemalige Neudorfer Flur und das angrenzende Gebiet der vom Stadtrat am 29. Oktober offiziell eingeführte Name Leipziger Vorstadt durch, wobei sowohl die Leipziger Straße als auch die hier entlang führende Eisenbahnlinie für die Namensgebung Pate standen.

Auch das Gebiet zwischen Großenhainer und Friedensstraße bildet faktisch eine “Ausgliederung” aus der eigentlichen Neustadt. Nach dem großen Stadtbrand von 1685 wurden hier die Scheunenhöfe angelegt, um diese besonders durch Feuer gefährdeten Gebäude außerhalb der Stadtmauer anzusiedeln (Foto). Außerdem entstand 1732 in unmittelbarer Nähe der Innere Neustädter Friedhof als Begräbnisplatz der Dreikönigskirche. Später wurde auch dieses Areal bebaut und ist alten Dresdnern noch unter dem Namen “Scheunenhofviertel” geläufig.

Im 19. Jahrhundert begann sowohl auf Neudorfer Flur als auch im Umfeld der Scheunenhöfe die Ansiedlung gewerblicher Unternehmungen. Begünstigt wurde diese Entwicklung ab 1836 durch den Bau der ersten deutschen Ferneisenbahn zwischen Dresden und Leipzig. Die für deren Betrieb erforderlichen Bauten und technischen Anlagen, darunter der alte Leipziger Bahnhof und die Eisenbahnwerkstätten, entstanden auf damals noch unbebautem Gebiet zwischen Leipziger und Großenhainer Straße. Nach Eröffnung des Neustädter Bahnhofes im Jahr 1901 diente der Leipziger Bahnhof als Güterbahnhof der Neustadt (Foto: Bahnbrücken am Bischofsplatz).

Dem Eisenbahnbau folgten schon bald verschiedene Industriebetriebe, u.a. die Drogenappretur-Anstalt von Ludwig Gehe, das Dampfsägewerk Grumbt, die Steingutfabrik Villeroy & Boch und der Dresdner Schlachthof. An der Großenhainer Straße entstanden Produktions- und Verwaltungsgebäude der bekannten Nähmaschinenfabrik Clemens Müller. Hinzu kamen kleinere Handwerksbetriebe, Lagerhallen, aber auch Kleingarten- und Sportanlagen. Per Ortsgesetz vom 5. Februar 1878 wurde die Leipziger Vorstadt offiziell zum Industriebezirk erklärt.

Trotz dieser Entscheidung entstanden rund um die Industriezonen auch Wohnhäuser für die Arbeiter und Angestellten. Im nördlichen Teil der Vorstadt hatte 1836 der Dresdner Polizeidirektor Hans Ludwig von Oppell ein größeres Grundstück erworben, um hier auf planmäßigem Grundriss eine Arbeitersiedlung zu errichten. Nach ihm hieß dieser Bereich inoffiziell zunächst Oppellvorstadt, bevor sich später der volkstümliche Name Hechtviertel durchsetzte. Erst um 1875 begann der zunehmende Ausbau des Stadtteils, welcher vor 1945 zu den am dichtesten besiedelten Gebieten Dresdens gehörte. Zur kirchlichen Betreuung der hier lebenden Bevölkerung entstanden 1889 die St. Petri-Kirche am Großenhainer Platz sowie 1891 die St. Pauli-Kirche am Königsbrücker Platz (Foto links).

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde auf den noch verbliebenen Freiflächen an der Hechtstraße eine genossenschaftliche Wohnsiedlung erbaut. 1945 fielen Teile des Hechtviertels, aber auch Wohn- und Gewerbegebäude in den übrigen Teilen der Leipziger Vorstadt dem Luftangriff zum Opfer. Getroffen wurden u. a. der Güterbahnhof Neustadt sowie Wohnhäuser und Industrieanlagen an der Großenhainer und der Leipziger Straße. Bomben fielen auch auf Teile des alten Neudorfer Dorfkerns sowie in den angrenzenden Wohnvierteln. Heute weist der Stadtteil ein stark zergliedertes Bild auf. Neben bereits sanierten Wohnhäusern warten nach 1990 aufgegebene Industriebrachen auf ihre künftige Neugestaltung.

Jüngstes Projekt ist die geplante Umgestaltung des Areals zwischen Marienbrücke, Leipziger Straße und Elbufer zur “Hafencity” mit Wohnhäusern und Freizeiteinrichtungen. Zunächst war hier ein Projekt mit hochwertigen Wohnhäusern unter dem Namen "Marina Garden" vorgesehen. Hohe Auflagen, der Hochwasserschutz und ein nicht beizulegender Streit mit der Stadt führten schließlich zur Aufgabe. 2019 wurde das Areal an eine tschechische Immobilienfirma verkauft, die unter Leitung der Architektenbüros Barcode Architects und Lola Landscape Architects mit dem Bau begannen. Als erstes Gebäude konnte am 31. Januar 2020 das Richtfest für ein neues Hotel gefeiert werden.


Schulen in der Leipziger Vorstadt:

Das erste Schulhaus der späteren Leipziger Vorstadt entstand 1689 als Dorfschule des Ortes Neudorf und befand sich am heutigen Moritzburger Platz. 1855 folgte ein Neubau an der Konkordienstraße 12, der ab 1866 als 8. Volksschule in das Dresdner Schulnetz eingegliedert wurde. Heute setzt die 8. Grundschule deren Tradition fort. Nachdem die Bevölkerung in diesem Teil der Neustadt deutlich angewachsen war, machte sich der Bau eines weiteren Schulhauses erforderlich. 1866 wurde in der Oppelvorstadt, dem heutigen Hechtviertel, ein großzügiger Schulneubau am Königsbrücker Platz eingeweiht. Eine weitere Schule entstand 1903 an der Windmühlenstraße 12 (Foto). Beide Gebäude fielen 1945 dem Luftangriff zum Opfer.

Pestalozzi-Gymnasium: Das Gymnasium geht auf die frühere XI. Bürgerschule zurück. 1910/15 entstand am damaligen Riesaer Platz 22 ein moderner Schulneubau nach Entwürfen des Dresdner Stadtbaurates Hans Erlwein, dessen Eröffnung am 11. Oktober 1915 er jedoch nicht mehr miterleben konnte. Nach 1919 als 29. Volksschule genutzt, trug der Bau zwischen 1934 und 1945 den Namen Adolf-Hitler-Schule. Während des Zweiten Weltkrieges diente er als Reservelazarett Dresden VII. Ab 9. Mai 1945 befand sich hier bis 1946 die Sowjetische Stadtkommandantur der Roten Armee unter Leitung von Generaloberst Alexej Semjonowitsch Schadow.

Danach konnte das Schulhaus wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden und beherbergte nun eine Grund- und eine Oberschule. Zeitgleich erhielt diese den Namen des Reformpädagogen Pestalozzi verliehen. Die im gleichen Komplex untergebrachte 29. POS trug ab 1971 den Namen "Arthur Ullrich". Arthur Ullrich (1894-1969) war in den 1920er Jahren Abgeordneter der KPD im Reichstag, schloss sich nach 1933 dem Widerstand an und wurde mehrfach inhaftiert. Nach 1945 hatte er verschiedene Funktionen im öffentlichen Bereich inne und war u.a. Kreisvorsitzender der SED in Görlitz, Mitglied der SED-Bezirksleitung Dresden und Vorsitzender des Rates des Kreises Meißen.

Seit Schließung der 29. POS wird das Gebäude seit 1992 ausschließlich vom Pestalozzi-Gymnasium genutzt und wurde 1996/99 saniert. Der markante Turm misst 35 Meter. Am Giebel über dem Hauptportal befindet sich der Spruch: "Die Kraft eines jeden Volkes liegt in seiner Jugend", der von Wilhelm Leopold Colmar Freiherr von der Goltz (1843-1916) stammt. Goltz war preußischer Generalfeldmarschall und arbeitete auch als Militärhistoriker und -schriftsteller. 2001 folgte der Neubau einer Turnhalle, welche sowohl von der Schule als auch mehreren Vereinen genutzt wird. Die frühere Turnhalle dient heute als Mehrzweckraum. 2013/14 entstand eine neue Mensa.

145. Oberschule: Die 145. Oberschule wurde zwischen 2017 und 2019 an der Gehestraße auf dem zuvor von der Deutschen Bahn genutzten Gelände des Neustädter Güterbahnhofs errichtet. Der moderne Neubau enstand nach einem städtebaulichen Wettbewerb und bietet Platz für eine fünfzügige Oberschule mit ca. 800 Schülern, was die Schule zur größten Oberschule Dresdens macht. Im gleichen Komplex befindet sich das neu gegründete Gymnasium Pieschen. Die Eröffnung erfolgte im Spätsommer 2019.

148. Grundschule: Eine weitere neue Schule entstand 2018/19 an der Friedensstraße / Marta-Fraenkel-Straße. Der Neubau wurde auf dem früheren DREWAG-Gelände des einstigen Neustädter Gaswerks errichtet und am 31. August 2020 eröffnet. Die am 1. August 2019 gegründete Schule war zuvor provisorisch in den Räumen der 153. Grundschule an der Fröbelstraße untergebracht.


Neustädter Hafen:

Der Neustädter Elbhafen entstand Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde 1872-1876 im Zusammenhang mit der zunehmenden Industrialisierung und zur Entlastung des Pieschener Hafens ausgebaut. Das ca. 380 m lange und 70 m breite Hafenbecken bot bis zu 40 Schiffen Platz. Als erster Verkehrshafen Sachsens erhielt er zugleich Anschluss an das Eisenbahnetz und ermöglichte somit die direkte Verladung von Gütern vom Wasser- auf den Schienenweg. Für den Umschlag wurden drei Dampfkräne angeschafft, die später Verstärkung durch zwei elektrische Kräne und eine Elevatoranlage erhielten. 1888/89 erfolgte nochmals eine Erweiterung des Hafenbeckens, um dieses zugleich als Winterhafen für die Passagierdampfer nutzen zu können. Das Foto zeigt eine Luftaufnahme des Hafens, am oberen Bildrand ist die Marienbrücke zu erkennen.


Seine letzte Blütezeit als Umschlagplatz erlebte der Neustädter Hafen in der Nachkriegszeit. 1950 wurde auf der Moritzburger Straße sogar ein 425 m langes Gleis der Straßenbahn bis zum Elbkai verlegt, welches jedoch nur dem innerbetrieblichen Transport von Kies und Sand für die Verkehrsbetriebe diente. Später nutzte man das Hafenbecken nur noch als Winterdomizil der “Weißen Flotte”. Die Hafenanlagen stehen seit 1993 unter Denkmalschutz und sollen künftig Teil einer Elbuferpromenade werden. Auch die Einrichtung eines Yachthafens wird erwogen. Außerdem liegen hier zwei ehemalige Ausflugsdampfer der “Weißen Flotte” (Foto). Das 1963 in Roßlau gebaute dieselelektrische Seitenradschiff “Karl Marx” (ab 1991 “Daniel Pöppelmann”) dient seit 2000 als Touristenherberge “Die Koje” und wurde bis 2012 von der städtischen Gesellschaft QAD betrieben. Danach wurde es zeitweise als Unterkunft für Asylbewerber genutzt und befindet sich heute als Beherbergungsschiff D. Pöppelmann in Privatbesitz. Ein zweites baugleiches Schiff, bis 1992 als “Friedrich Engels” bzw. “Johann Friedrich Böttcher” im Einsatz, wird vom CVJM als Jugendbildungs- und Begegnungszentrum genutzt.

Straßen der Leipziger Vorstadt

https://web.archive.org/web/20220123132539/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/leipziger_vorstadt.html


Innerer Neustädter Friedhof

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Der Innere Neustädter Friedhof enstand ab 1731 auf einem Areal außerhalb der Stadtbefestigung. Zuvor wurden die verstorbenen Einwohner Altendresdens auf einem unmittelbar an der Dreikönigskirche gelegenen Gottesacker beerdigt. Sowohl aus Platz- als auch aus hygienischen Gründen hatte man bereits 1556 eine Verlegung erwogen. Ausschlaggebend für die Umsetzung des Vorhabens waren aber die Bebauungspläne August des Starken für seine “Neue Königstadt”. Der neuen Hauptstraße stand dabei die Dreikönigskirche im Wege, die deshalb abgerissen und auf einem neuen Grundstück wieder aufgebaut werden sollte. Als Bauplatz wählte man das bisherige Friedhofsgelände, so dass ein neuer Begräbnisplatz gesucht werden musste.

Nach längeren Diskussionen entschied man sich für ein Areal in der Nähe der Scheunenhöfe. Am 10. November 1731 wurde das vom Kurfürsten zur Verfügung gestellte Grundstück abgesteckt und nach Plänen des Architekten Georg Maximilian von Fürstenhoff gestaltet. Die Leitung der Arbeiten übernahm Stadtrichter und Religionsamtsverwalter Friedrich Schlintzig. Neben den Grabstellen entstanden mehrere Grufthäuser, ein Wohnhaus für den Totengräber sowie eine Umfassungsmauer. An den Entwurfsarbeiten war auch der Dresdner Ratsmaurermeister Johann Gottfried Fehre beteiligt. Einige historisch wertvolle Epitaphien und Grabsteine setzte man vom alten Friedhof nach hier um. Die erste Beisetzung auf dem Inneren Neustädter Friedhof, eine Frau aus Neudorf, erfolgte am 31. Januar 1732.

Obwohl das Gelände mit ursprünglich ca. “200 Ellen in´s Geviert” relativ großzügig geplant war, machten sich schon bald Erweiterungen des Friedhofs erforderlich. 1759 und zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnten diese angrenzenden Flächen erworben werden, so dass das Areal nun ca. 38.000 m² umfasste. Noch heute trennen Begrenzungsmauern mit zwei Durchgängen diese drei Friedhofsbereiche.

Heute stellt der Innere Neustädter Friedhof vor allem wegen seiner zahlreichen barocken Grabdenkmale ein besonderes Zeugnis der Dresdner Kultur- und Friedhofsgeschichte dar. Die ältesten Grabsteine stammen noch vom alten Dreikönigskirchhof. Weitere entstanden im 18. und 19. Jahrhundert für Dresdner Bürger, aber auch für Militärangehörige und die Bewohner von Neudorf. Auch einige bekannte Dresdner Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Ein Obelisk erinnert an die 1849 beim Dresdner Maiaufstand gefallenen Revolutionäre, ein weiteres Mahnmal an 28 Dresdner, die im Mai 1945 von den sowjetischen Besatzungstruppen erschossen wurden.


Einzelne Gebäude und Grabstätten:

“1. Land” (ältester Friedhofsteil):

Dieser Friedhofsteil entstand als erster der drei Bereiche und wurde ab 1732 genutzt. Am Eingang Friedensstraße weist eine Tafel am früheren Wohnhaus des Totenbettmeisters auf die Gründung des Friedhofes hin. Die wertvollsten Grabstellen befinden sich an der Friedhofsmauer. Bemerkenswert sind u.a. das Grabmal des russischen Staatsrates und Generals Wassili von Armstrong (1817-1869) mit Darstellung eines Schiffes und die Gruft des Hofbildhauers Gottfried Knöffler (1715-1779). An Stelle des früheren “Totentanzes” stehen heute mehrerer Sandsteinplastiken, die zum Teil noch vom alten Dreikönigskirchhof stammen. 1799 entstand das heute als Trauerhalle genutzte einstige Grufthaus.

Gruft- und Leichenhalle: Das Gebäude wurde 1799 als “Kirchengruft” errichtet und besaß zwei Leichenstuben und ein Wächterzimmer. Ein besonderes Kuriosum stellte früher ein “Klingelapparat” zur Erweckung Scheintoter dar. Mit Hilfe von Schnüren, die an den Fingern und Zehen der aufgebahrten Toten befestigt wurden, und einem ausgeklügelten System von Rollen und Glöckchen sollten eventuelle Lebenszeichen des Verstorbenen registriert und so die Beerdigung Scheintoter verhindert werden. In den unterirdischen Gewölben fanden bis zur Schließung der Gruft 1880 69 Personen ihre letzte Ruhestätte.

Die Entwürfe für den schlichten klassizistischen Bau stammen von Christian Traugott Weinlig und Friedrich Christian Hünich. Über dem Portal befindet sich ein Ausspruch Klopstocks: “Unsterbliches Leben wird der uns schuf, uns geben. Gelobt sey Er”. 1891 erfolgte der Umbau des Gebäudes zur Parentationshalle. Bei Sanierungsarbeiten wurde 1994 ein Marmorrelief des Bildhauers Johannes Schilling entdeckt. Das Relief befand sich ursprünglich am Grab des Juristen Ludwig Winkler (1766-1856) und kam 1911 in die Trauerhalle.

Gregory-Gruft: Das Grufthaus (Nr. 89) unmittelbar am Friedhofseingang entstand 1754 für die Familie Gregory. Beisetzungen erfolgten zwischen 1757 und 1932. Viele der hier Beerdigten waren Militärs der sächsischen bzw. der kaiserlichen Armee. Einige Schrifttafeln erinnern an die im Ersten Weltkrieg gefallenenen Familienmitglieder.

Grabmal Wassili Armstrongs: Die Grabstätte (Nr. 4) an der Friedhofsmauer jenseits der Toreinfahrt gehört zu den künstlerisch bedeutendsten des Friedhofs. Ihr Schöpfer ist unbekannt. Eine Relieftafel zeigt ein in den Hafen einlaufendes Schiff, welches die Vollendung des Lebens mit dem Tod symbolisieren soll (Foto). Beigesetzt wurde hier der 1869 verstorbene Kaiserlich-Russische Staatsrat, Ritter und General Wassili Armstrong.

Grabmal Carl Spitzner: In dieser Grabstelle (Nr. 5) wurde 1899 der Arzt und Kunstsammler Dr. med. Carl Gustav Adolf Spitzner (1831-1899) beigesetzt. Der zeitweise auch als Stadtverordneter und Mitglied des sächsischen Altertumsvereins tätige Mediziner besaß eine der bedeutendsten Dresdner Privatsammlungen Meißner Porzellans. 1890 verkaufte er diese für 90.000 Markt an die Königliche Generaldirektion für Kunst und Wissenschaft (heute Staatliche Kunstsammlungen), wo sie noch heute zum Bestand der Porzellansammlung gehört.

Knöffler-Gruft: Das Grufthaus (Nr. 7) wurde noch zu Lebzeiten von Gottfried Knöffler selbst entworfen und 1750 fertiggestellt. Knöffler schuf u.a. die Figurengruppen am Eingang des Coselpalais und den Delphinbrunnen auf der Brühlschen Terrasse. Für die Erhaltung der Familiengrabstätte stiftete der Hofbildhauer ein Legat von 600 Talern an die Dreikönigskirche. In der Gruft fanden neben dem Bildhauer selbst (1715-1779) auch seine Frau Sophie Charlotte, sein Sohn sowie die befreundete Familie des Bildhauers Benjamin Thomae ihre letzte Ruhestätte. Knöffler war mit einer Tochter Thomaes verheiratet. 1997 wurde die zu den bedeutendsten Dresdner Grabstätten gehörende Gruft saniert.

Grabmal Christoph Ernst von Reitzensteins: Das zu den älteren Grabdenkmalen aus der Barockzeit gehörende Monument erinnert an den am 2. Januar 1746 an den Folgen seiner Verwundung in der Schlacht von Kesselsdorf gefallenen Obristen Ch. E. von Reitzenstein und steht stellvertretend für eine Reihe von Militärgräbern, die nach der Schlacht auf dem Inneren Neustädter Friedhof angelegt wurden. Der leider stark verwitterte Stein informiert auf der Vorderseite über die Leistungen des Offiziers: “Nachdem er seinem Könige 33 Jahr rechtschaffen gedient, so setzte er auch vor Höchst Dieselben sein Leben auf”. Die Rückseite trägt die nur noch schwer lesbare Inschrift: “Was hilft Commando Stab, der Adel und der Orden? Der alles dieses trug, ist doch zu Asche geworden” (B.6. 12/13).

Grabmal Christian Friedrich von Beust: Die 2,70 m hohe barocke Stele wurde zu Ehren eines 1735 verstorbenen Kadetten der sächsischen Armee aufgestellt. Der Obelisk besteht aus einer großen Inschriftenkartusche, die mit Fahnenbündeln umgeben ist. Die Rückseite des Grabmals stellt einen Lindenbaum dar, der mit seinen Wappen den weitverzeigten Stammbaum der Familie von Beust symbolisiert (D.).

Grabmal Friedrich Garadet: Die Grabstätte (Nr. 22) des Reformierten Predigers Friedrich Garadet (1789-1841) an der Südmauer des Friedhofs ziert eine interessante Barockplastik, die einen weiblichen Engel mit Kreuz darstellt. Der Schöpfer der Plastik ist unbekannt.

Totentanz: Das 12,5 Meter lange Relief wurde 1534 von Christoph Walther I. geschaffen und befand sich ursprünglich am Georgentor des Dresdner Schlosses. Das Kunstwerk zeigt einen Trauerzug von 24 Personen, die hinter der Gestalt des Todes herziehen und so die Gleichheit aller Menschen vor dem Tod symbolisieren. 1701 gelangte der Totentanz als Schenkung an die Dreikönigskirche, die ihn 1733 an der Mauer des Inneren Neustädter Friedhofes anbringen ließ. Um einer weiteren Verwitterung zu begegnen, wurde er dort jedoch 1975 entfernt und ist nach erfolgter Restaurierung seit 1991 an der Orgelempore der Dreikönigskirche zu bewundern.


Foto: Der Totentanz an seinem ehemaligen Standort auf dem Inneren Neustädter Friedhof

Saturnplastik: Die barocke Grabplastik entstand 1726 für den Kaufmann Dietrich Schmidt, der sich auch als Wohltäter für die Armenversorgung der Dreikönigskirchgemeinde engagierte. Als eines der wenigen erhaltenen Grabmale stammt es noch vom alten Dreikönigskirchhof und wurde später zum Inneren Neustädter Friedhof umgesetzt. Die stark verwitterte Sandsteinplastik befindet sich heute an Stelle des früheren “Totentanzes”.


2. Land” (mittlerer Friedhofsteil):

Nachdem der alte Friedhof zu klein geworden war, erwarb das Neustädter Religionsamt 1759 fünf Scheffel Land und erweiterte ihn in Richtung Osten. Grund war u. a. die Anlage von über 400 Soldatengräbern für die preußischen Gefallenen des Siebenjährigen Krieges. Auch auf dem sogenannten “2. Land” befinden sich einige wertvolle Grabdenkmale und die Ruhestätten bekannter Dresdner Unternehmer, wie z. B. der beiden Gründer der ersten deutschen Schokoladenfabrik Jordan & Timaeus.

Gemeinschaftsgrabmal Elisa von der Recke und Christian August Tiedge: Auf eigenen Wunsch wurden die beiden befreundeten Schriftsteller in einem gemeinsamen Grab beigesetzt. Es befindet sich in der Nordostecke der II. Abteilung und gehört zu den künstlerisch interessantesten in diesem Bereich. Elisa von der Recke verstarb 1833, Christian August Tiedge 1841. Beide unternahmen gemeinsam mehrere Reisen und bewohnten ab 1819 ein Haus am Kohlmarkt, wo sie einen Kreis von Schriftstellern, Wissenschaftlern und Künstlern um sich versammelten. Das Grabmal ist im klassizistischen Stil gestaltet und wurde 1995 durch die Tiedge-Stiftung erneuert (Foto).

Grabmal Christian August Eberhardts: Das Grab befindet sich in der Nähe des Recke - Tiedge- Grabes auf dem zweiten Teil des Friedhofes (G. 24.65) und beherbergt die sterblichen Überreste des Schriftstellers Dr. Christian August Gottlob Eberhardt (1769-1845). Die Grabplatte wurde von August Schreitmüller geschaffen und zeigt ein Motiv aus seinem bekanntesten Werk “Hanne und die Küchlein”.

Zschinsky`sche Gruft: Die Gruft (Nr. 73) an der Nordmauer entstand in der Zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Familie von Zschinsky. Bedeutendstes Familienmitglied war der sächsische Jurist Ferdinand von Zschinsky, der 1845 Vizepräsident des Appellationsgerichtes Dresden wurde. Am 7. März 1848 übernahm er die provisorische Leitung des Innenministeriums und war während der Maiunruhen 1849 sächsischer Innen- und Justizminister. Für seine Verdienste erhielt er sieben Jahre später von König Johann den erblichen Adelstitel verliehen.

Grabstätte Julien Vogel: Die künstlerisch wertvolle Grabplastik schuf der Bildhauer Franz Pettrich für die 1828 mit nur 20 Jahren verstorbene erste Ehefrau des Hofmalers Carl Christian Vogel von Vogelstein (Nr. 86).

Gedenkstätte “Sächsischer Heimatschutz”: Die Grabstätte, bestehend aus drei grün gestrichenen Metallkreuzen, erinnert an den Begründer des Landesvereins “Sächsischer Heimatschutz” Karl Schmidt (1853-1922) und zwei seiner engsten Mitstreiter. Oswald Hempel (1895-1945) wurde als Puppenspieler bekannt und kam am 13. Februar 1945 beim Luftangriff ums Leben. Sein Leichnam konnte nie gefunden werden. Werner Schmidt (1868-1952) übernahm 1945 das Amt des Direktors und war maßgeblich am Wiederaufbau des Vereins nach dem Krieg beteiligt.


“3. Land” (jüngster Friedhofsteil):

Dieser Abschnitt entstand als dritte und letzte Erweiterung des Inneren Neustädter Friedhofes zwischen 1818 und 1843. Im Gegensatz zum 1. und 2. Land sind hier nur relativ wenig bemerkenswerte Gräber vorhanden. Außerdem wurden Teile der Anlage durch Bombenangriffe 1945 in Mitleidenschaft gezogen. Historisch interessant ist das Grab der Eltern des Schriftstellers Ludwig Renn (Bertha und Johann von Vieth) im nördlichen Teil.

Grabmal Carl Friedrich von Rumohr: Der Grabstein wurde von Gottfried Semper für den Kunstschriftsteller und -sammler Carl Friedrich von Rumohr (1785-1843) geschaffen. Rumohr befasste sich mit verschiedenen kunsthistorischen Aspekten, gilt als einer der Begründer der Denkmalpflege in Deutschland und verfasste 1832 seine gastronomische Schrift “Der Geist der Kochkunst”. Ursprünglich befand sich das Grab im Feld H, 4. Reihe, wurde 1845 jedoch an die Friedhofsmauer umgesetzt. Der im Auftrag des dänischen Königs geschaffene Stein trug die Inschrift: “Dem geistreichen, kundigen Schriftsteller ueber Staats- und Lebens-Verhaeltnisse der Vor- und Mitwelt / Dem Begruender eines tiefen Studium der Kunstgeschichte des Mittelalters / Dem vielseitigsten Kenner frueherer / Dem edlen Foerderer neuerer Kunst / weihete dieses Denkmal Christian VIII., Koenig von Daenemark”. Leider fiel die historische Grabstätte (Nr. 106) 1945 den Bomben zum Opfer und blieb nur noch in Resten erhalten. Mit Unterstützung der Nachfahren Rumohrs und mehrerer Stiftungen konnte das Grabmal 2010 nach historischem Vorbild wieder hergestellt werden.

Familiengrabstätte Calberla: Das große Familiengrab an der westlichen Quermauer (Nr. 21) beherbergt die Gräber des Unternehmers Heinrich Wilhelm Calberla (1774-1836) und seiner Nachkommen. Calberla gründete 1817 eine Zuckerraffinerie am Theaterplatz, deren Gebäude bis zur Zerstörung 1945 als Hotel “Bellevue” bekannt waren. Außerdem gilt er als Initiator des Dampfschiffverkehrs auf der Oberelbe. Im Familiengrab liegen auch der Schöpfer des Gänsediebbrunnens, Robert Diez (1844-1922) und seine Ehefrau Luise, geb. Calberla (1852-1933) begraben.


Gräber bedeutender Persönlichkeiten:

Grabstätte

Todesjahr

Standort*

Adam Zürner, Geograph, Schöpfer der Postmeilensäulen

1742


Johann Christian Feige, Bildhauer

1751


Benjamin Thomae, Bildhauer

1751

I / Nr. 7

Gottfried Knöffler, Bildhauer

1779

I / Nr. 7

Samuel Gotthelf Locke, Architekt und Generalakzisebaudirektor

1793

I / Nr. 82

Christian Friedrich Exner, Oberlandbaumeister

1798


Johann Christoph Adelung, Bibliothekar und Sprachwissenschaftler

1806


Karl Wilhelm Daßdorf, Bibliothekar

1812


Wilhelm Gottlieb Becker, Dichter und Kunsthistoriker

1813


F. J. von Rackwitz, Kunstwissenschaftler und Goethe-Freund

1818


Elisabeth von der Recke, Schriftstellerin

1833

II / Nr. 56

Christiane Karoline Schlegel, geb. Lucius, Brieffreundin Ch. Gellerts

1833

II / Nr. 58/59

Friedrich Adolf Ebert, Herausgeber der Lucius-Gellert-Briefe

1834

II / Nr. 43

Heinrich Wilhelm Calberla, Unternehmer

1836

III / Nr. 21

F. Berthold, Zeichner und Radierer

1838


v. Tromlitz (eigentl. v. Witzleben), Schriftsteller

1839


Christian August Tiedge, Schriftsteller

1841

II / Nr. 56

Dr. Christian August Gottlob Eberhardt, Schriftsteller

1845

II /G. 24.65

Ferdinand von Zschinsky, sächs. Justizminister

1858

II / Nr. 73

Gottfried Heinrich Christoph Jordan, Schokoladenfabrikant

1860

II

Karl Theodor Kunz, Eisenbahningenieur

1863


Dr. Julius Ludwig Klee, Rektor der Kreuzschule

1867

II / Nr. 15

von Craushaar, Generalmajor

1870


Dr. Hermann Walther, Leibarzt König Johanns

1871

II / F. 20.8

Franz Eduard Gehe, Jurist und Stadtrat

1875


Ludwig Ferdinand Stolle, Schriftsteller und Verleger

1872

1977 aufgelöst

Friedrich Timaeus, Schokoladenfabrikant (“Jordan & Timaeus”)

1875

II

Gustav Nieritz, Lehrer und Schriftsteller

1876

I / D.2. 9.10.

Familiengrabstelle von Oppell / von Werthern, u. a. Hans Ludwig von Oppell, Polizeidirektor und Gründer der Oppellvorstadt

1876

I / Nr. 48/49

Carl August Emil Grützner, Unternehmer

1888

II / Nr. 7/8

Friedrich August Quosdorf, Gründer des Kurbades Königswald

1889


Dr. Gottlob Friedrich Heinrich Küchenmeister, Medizinalrat, Wegbereiter der Feuerbestattung in Sachsen

1890

I / Nr. 18

Karl August Fischer, Komponist und Organist der Dreikönigskirche

1892


Wilhelm August Roth, Militärarzt und Hygieniker

1892

II / G. 9.32.33

Rudolph August Luboldt, Chemiker (Gehe-Werk)

1894


Dr. med. Carl Spitzner, Porzellansammler

1899

I /Nr. 5

Gustav Moritz Calberla, Partikulier

1906

III / Nr. 21

Prof. Adolf Stern, Literaturhistoriker und Erzähler

1907

I / Nr. 13/14

Emil Sulze, Pfarrer der Dreikönigskirche

1914

I / A

Max Freiherr von Hausen, Generaloberst und sächs. Kriegsminister

1922

II / E. 2.6/7

Robert Diez, Bildhauer

1922

III / Nr. 21

P. Schreiber, Begründer der modernen sächs. Meteorologie

1924


Dr. Johann von Vieth, Privatlehrer der sächs. Prinzen, Vater des Schriftstellers Ludwig Renn

1938

III

Prof. Dr. phil. Friedrich Kummer, Theaterkritiker und Schriftsteller

1939

II / Nr. 92

Prof. Dr. phil. Erich Haenel, Direktor des Grünen Gewölbes

1940

III / Nr. 12

Hans Körnig, Maler und Graphiker

1989

I / B. 3.7.

Gertrud Döhnert, Schauspielerin

1992

I / D. 14.12.

  • Die Grabstätten wurden, soweit mir bekannt, mit Ihrem Standort aufgenommen. Die römischen Ziffern bezeichnen dabei den Friedhofsteil (1. - 3. Land), die Angaben dahinter den entsprechenden Standort. Gräber mit Nummern sind Wandgräber an der Friedhofsmauer, die mit Buchstaben und Zahlen benannten Grabstätten Reihengräber. Die Angaben erfolgen ohne Gewähr.

https://web.archive.org/web/20220520014211/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Innerer_Neustadter_Friedhof/innerer_neustadter_friedhof.html

Die Geschichte von Neudorf begann am 15. März 1546, als der sächsische Herzog Moritz eine Verfügung zur Umsiedlung von 29 Familien aus Altendresden erließ. Grund war die geplante Inanspruchnahme deren Grundstücke für den Ausbau der rechtselbischen Stadtbefestigung. Als Entschädigung erhielten die Betroffenen Flächen in der Nähe des Bischofsweges nordwestlich der Stadt sowie die Nutzungsrechte am Neudorfer Werder, einer ehemaligen Elbinsel am Südende der Moritzburger Straße. Außerdem mussten die übrigen Bewohner Altendresdens beim Abriss und Wiederaufbau der Gebäude helfen. Auch das Baumaterial wurde kostenlos gestellt.

Innerhalb weniger Jahre entstand nun ein Straßendorf mit kleinen bäuerlichen Anwesen zu beiden Seiten der heutigen Moritzburger Straße (Foto). Allerdings war dieses Areal vermutlich bereits in der Stein- und Bronzezeit besiedelt gewesen, da entsprechende Funde gemacht wurden. Die Existenz einer hier vermuteten slawischen Siedlung konnte bislang jedoch nicht belegt werden. Da die neuen Bewohner vor ihrer Zwangsumsiedlung Bürger Altendresdens gewesen waren, durften sie verschiedene städtische Privilegien behalten, so die Befreiung vom Brückenzoll und vom Marktpfennig. Später versuchte der städtische Rat, diese Rechte einzuschränken, was regelmäßig zu Konflikten zwischen der Gemeinde und der Stadt Dresden führte. In Urkunden wurde die neue Ansiedlung als “Nawe Stadt” bzw. “Nawe Sorge” bezeichnet, später auch als “Stadt Neudorf”, obwohl der Ort nie das Stadtrecht besaß. Aus diesem Grund durften die Bewohner nur eingeschränkt städtischen Gewerben nachgehen. Allerdings besaß Neudorf einen eigenen Gemeindevorstand, der in örtlichen Angelegenheiten die Entscheidungsbefugnis besaß und auch kleinere Streitfälle schlichten konnte.

Schwer getroffen wurde der Ort immer wieder in Kriegszeiten. Begünstigt durch die Lage am Rande zweier Fernstraßen zogen wiederholt Truppen durch Neudorf, die hier plünderten und zerstörten. Auch unter den häufigen Einquartierungen von fremden Soldaten, u. a. 1745, 1759, 1778 und 1813 hatten die Bewohner zu leiden. Da der Ort offiziell als Bestandteil der Dresdner Neustadt galt, mussten die Einwohner auch einheimische Soldaten beherbergen. Zudem waren sie zur Zahlung von Militärgeld als eine Art Neudorfer Sondersteuer verpflichtet. Größere Dorfbrände sind aus den Jahren 1738 und 1741 überliefert, als ca. die Hälfte aller Gebäude den Flammen zum Opfer fiel. Letztmalig brannten am 7. August 1802 16 Gehöfte des Unterdorfes nieder, konnten jedoch schon bald wieder aufgebaut werden.

Wirtschaftlich lebte Neudorf vor allem von der Landwirtschaft und vom Gartenbau. Außerdem verdienten sich einige Einwohner ihren Lebensunterhalt als Elbschiffer. Größere Bauerngüter entwickelten sich jedoch nicht. Wichtigste Einnahmequelle war der Verkauf der angebauten Produkte auf dem Dresdner Markt. Somit blieb Neudorf bis ins 19. Jahrhundert eine arme Gärtner- und Häuslergemeinde am Rande der sich entwickelnden Großstadt. Erst nach dem Bau der Eisenbahnstrecke nach Leipzig siedelten sich ab 1840 auf Neudorfer Flur, angelockt durch günstige Grundstückspreise und Steuervergünstigungen, verschiedene Industriebetriebe an. Bedeutendstes Unternehmen war die 1854 gegründete Keramikfabrik Villeroy & Boch an der Leipziger Straße. Außerdem gab es Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Gasthöfe, von denen das spätere Tanz- und Ballhaus “Stadt Bremen” (Leipziger Straße 58) am bekanntesten war.

Am 1. Januar 1866 wurde die Gemeinde Neudorf nach mehrjährigen Verhandlungen mit der Stadt Dresden als Vorstadt Neudorf eingemeindet, womit sich ein lange gehegter Wunsch der Einwohner erfüllte. Auf Beschluss des Stadtrates vom 29. Oktober 1874 erhielt Neudorf gemeinsam mit den angrenzenden Scheunenhöfen offiziell die Bezeichnung Leipziger Vorstadt. Mit der Einbeziehung des ehemaligen Dorfkerns in die ständig wachsende Großstadt wandelte sich auch die Struktur Alt-Neudorfs. An Stelle landwirtschaftlicher Anwesen traten handwerkliche Kleinbetriebe, Läden und Gaststätten. Bereits um 1880 mussten die ersten Gebäude an der Moritzburger Straße mehrgeschossigen Mietshäusern weichen. Auch die verbliebenen Felder und Gärten wurden nun mit Wohnhäusern und Betriebsgebäuden bebaut.

Ebenso wie das benachbarte Pieschen entwickelte sich die Leipziger Vorstadt zu einem dichtbesiedelten Arbeiterwohnort mit allen sozialen und wirtschaftlichen Problemen. Bis um 1900 war fast die gesamte Neudorfer Flur vollständig bebaut, im stadtnahen Teil vorrangig mit gewerblichen Unternehmen, in Richtung Pieschen mit Wohn- und Geschäftshäusern. Auf dem früheren Elbwerder und an der Hansastraße entstanden nach 1900 Kleingartenanlagen. In den 1930er Jahren wurden schließlich auf einigen Baulücken bzw. Abrissgrundstücken Wohnblocks errichtet. Die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges trafen auch Teile der Neudorfer Flur.

Die Nachkriegszeit war vom zunehmenden Verfall vieler Gebäude gekennzeichnet, der erst mit der politischen Wende 1989 gestoppt werden konnte. 1996 verschwanden die letzten Reste des ehemaligen Dorfes zugunsten einer modernen Wohnanlage an der neu angelegten Ilmenauer Straße. Lediglich zwei Wohnhäuser des alten Dorfkerns blieben bis heute an der Moritzburger Straße erhalten ( Foto: Moritzburger Straße 76).

Neudorfer Schiffsmühle:

Die Neudorfer Schiffsmühle war eine von ursprünglich drei derartigen Mühlen im Dresdner Raum und wurde 1661 erstmals genannt. Wiederholt wechselte sie ihren Standort und lag ab 1789 oberhalb der heutigen Erfurter Straße in der Nähe des Neustädter Hafens. Die Mühle, die sich bis 1779 im Besitz des kurfürstlichen Kammergutes Ostra befand, übte den Mahlzwang über Pieschen, Trachau und Mickten aus und erwirtschaftete so gute Erträge.

1779 erwarb sie der bisherige Pächter Eichler als Eigentum. Nach seinem Tod 1795 übernahm dessen Witwe die Schiffsmühle und richtete hier im Nebenerwerb eine kleine Schankstätte ein. Mehrfach wurde die Mühle durch Hochwasser und Eisgang beschädigt. 1823 erhielt die Müllersfamilie die Erlaubnis, zusätzlich eine Windmühle zu errichten, die bis 1856 existierte und dann den Produktionshallen von Villeroy & Boch weichen musste. Die Neudorfer Schiffsmühle bestand noch bis 1860, wurde dann jedoch wegen Schadhaftigkeit stillgelegt. Zwei Jahre später besiegelte ein Elbehochwasser endgültig deren Schicksal. Das Mühlenschiff trieb bis nach Serkowitz ab, blieb dort am Ufer liegen und wiurde wenig später zur Holzgewinnung demontiert. Das Bild (rechts) zeigt die Schiffsmühle auf einem Gemälde von C. G. Nieritz um 1820.

Elbfähre:

Die Neudorfer Elbfähre wurde um 1840 in Verlängerung der heutigen Eisenberger Straße eingerichtet und verband den Ort mit dem gegenüberliegenden Ostragehege. Betreiber war bis 1923 die Dresdner Fischerinnung, danach der Pieschener Fährmeister Albert Jacob. Bis 1945 wurde sie gern von den Besuchern der Gartenwirtschaft “Onkel Toms Hütte” im Ostragehege genutzt, welche unmittelbar an der Fährstelle lag. Zurückgehende Passagierzahlen führten 1992 zur Einstellung des Betriebes. Das Foto zeigt die ehemalige Fährstelle im Frühjahr 2013.


Schulen in Neudorf:

Dorfschule: Obwohl es bereits frühzeitig Bestrebungen gab, in Neudorf eine eigene Schule einzurichten, mussten die Kinder des Ortes noch bis 1687 die Schule der “Mutterstadt” Altendresden (Neustadt) besuchen. Erst nach dem Bau eines eigenen Schulhauses um 1689/90 und Bestellung eines Kinderlehrers erfolgte der Unterricht direkt im Ort. Standort dieses Gebäudes, welches 1881 abgerissen wurde, war der heutige Moritzburger Platz.

Auf Grund der starken Bevölkerungszunahme genügte die alte Dorfschule Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr den Anforderungen. Deshalb beschloss der Gemeinderat 1852 den Bau einer neuen Schule, die am 4. Juli 1855 an der Ecke Hauptstraße / Bischofsweg (heute Konkordienstraße 12) eingeweiht werden konnte. Mit der Eingemeindung Neudorfs kam diese Schule in den Besitz der Stadt Dresden und wurde ab 1866 als 8. Bezirksschule in das Städtische Schulnetz eingegliedert. 1871 musste dem Haus ein zweites Stockwerk aufgesetzt werden, um Platz für neue Klassenräume zu schaffen. Nach Eröffnung eines Neubaus an der Konkordienstraße diente das zweite Neudorfer Schulhaus noch bis zu seinem Abbruch 1902 als Schifferschule und Asyl für mittellose Familien (Foto).

8. Volksschule: Trotz Erweiterungen und verschiedener Provisorien machte sich 1881 ein weiterer Schulneubau an der Konkordienstraße 12 erforderlich (Eröffnung am 27. April 1881). Ein Ergänzungsgebäude entstand 1892. Zugleich konnte auch eine eigene Schulturnhalle eingeweiht werden, womit sich der lange Weg bis zur Turnhalle im Hechtviertel erübrigte. Die Turnhalle, zugleich als Versammlungsraum genutzt, fiel im April 1945 den Bomben zum Opfer. Auch die Schulhäuser, ab 1919 als 8. Volksschule bezeichnet und 1928/29 modernisiert und erweitert, wurde schwer beschädigt. Nach Behebung der Kriegsschäden konnten beide Gebäude später wieder als 8. Polytechnische Oberschule “Rosa Luxemburg” bzw. 8. Mittelschule genutzt werden. Nach Schließung der Mittelschule im Juli 2005 hat hier heute nur noch die 8. Grundschule ihr Domizil.

https://web.archive.org/web/20220123114457/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Neudorf/neudorf.html

Moritzburger Straße

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Die Moritzburger Straße, bis 1866 Dorfgasse, Hauptgasse bzw. Hauptstraße bezeichnet, bildete einst den Kern von Neudorf. Zu beiden Seiten lagen die ca. 50 kleinen Anwesen des Ortes, die meist aus Wohnhaus, Scheune und weiteren Nebengebäuden bestanden (Foto). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die zuvor dominierende landwirtschaftliche Nutzung immer stärker durch kleine Handwerks- und Gewerbebetriebe und Läden verdrängt. Außerdem gab es hier mehrere Gastwirtschaften. Im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbau entstand 1839 ein Bahnübergang, der 1875 durch einen Tunnel ersetzt wurde. Bei der Umgestaltung der Bahnanlagen nach 1890 und der Schaffung der Hochgleise verschwand dieser Tunnel wieder. Dabei wurde 1898 auch der Moritzburger Platz angelegt.

Im Zuge der großstädtischen Entwicklung der Dresdner Vororte wurden ab 1880 die ersten Alt-Neudorfer Häuser abgerissen und durch mehrgeschossige Mietshäuser ersetzt (Foto) . In einem dieser Gebäude (Nr. 59) befand sich das Stadtbüro der Flugschule von Hermann Reichelt, welcher am 10. April 1914 in Kaditz bei einer Flugschau ums Leben kam. Zwischen 1938/39 und 1941 errichtete die Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAG an der Moritzburger Straße zwei Wohnblocks, denen ebenfalls zahlreiche Häuser des alten Dorfkerns zum Opfer fielen. Weitere Gebäude wurden 1945 zerstört bzw. zu DDR-Zeiten aufgrund ihres schlechten Bauzustandes abgerissen. Als letzte Häuser der ursprünglichen Bebauung verschwanden 1996 die Häuser Moritzburger Straße 10, 12 und 14 zugunsten einer modernen Wohnanlage. Heute erinnern lediglich die Gebäude Nr. 76 und 78 an die dörfliche Vergangenheit der Moritzburger Straße.


Fotos: Wohnhäuser an der Moritzburger Straße 76 - 78 um 1935 und 2013

Unterer Gasthof:

Der Gasthof entstand vermutlich im 17. Jahrhundert als eine von zwei Neudorfer Schankstätten und wurde zur Unterscheidung zum Oberen Gasthof an der Leipziger Straße (später “Stadt Bremen”) Unterer Gasthof genannt. Die Gaststube befand sich im früheren “Uhleschen Gut” (Neudorf Nr. 64) und stellte eine ernsthafte Konkurrenz zum Reiheschank dar, was wiederholt zu Streitigkeiten zwischen den Betreibern und der Gemeinde führte. Mehrfach wechselten die Besitzer, zu denen zeitweise auch die Försterfamilie Hecht gehörte. Johann August Hecht hatte das Uhlesche Gut nach 1715 erworben und verpachtet. Ab 1739 besaßen die Besitzer des Gasthofes auch das Recht, Gäste zu beherbergen.

Nach Hechts Tod 1743 übernahmen seine Nachkommen die Gastwirtschaft. Trotz wiederholter Eingaben und Petitionen seitens der Gemeinde behielt die Försterfamilie die Schankkonzession. 1823 wurde der Untere Gasthof an den bisherigen Pächter verkauft. Später fiel das Gebäude der Neubebauung des Ortskerns zum Opfer.


Elbkies-Ladegleis:

Jenseits der Leipziger Straße führte seit 1950 ein ca. 425 Meter langes Gleis der Straßenbahn bis zum Elbkai. Dieses diente bis Mitte der 60er Jahre dem Transport von Kies und Sand für den Bedarf der Dresdner Verkehrsbetriebe. Das vorrangig als Bremssand benötigte Material stammte aus Pirna-Posta und wurde von dort per Lastlahn zur Anlegestelle verbracht. Hier erfolgte das Umladen auf Straßenbahn- Güterloren, die den Sand in die Betriebshöfe transportierten. Gelegentlich nutzte man die Gleisanlage auch für Sonderfahrten bei sportlichen Großveranstaltungen im nahegelegenen Paul-Gruner-Stadion.

Mitte der 60er Jahre erwies sich diese Transporttechnologie als unwirtschaftlich und wurde zugunsten des Lkw- Transports aufgegeben. Die Gleise dienten nun noch einige Jahre dem Abstellen ausgemusterter Straßenbahnwagen und als Lagerplatz der Verkehrsbetriebe und des Wasser- und Schifffahrtsamtes. 1969 erfolgte der Ausbau der Weiche zur Leipziger Straße und damit die Stilllegung des Anschlussgleises. Reste sind jedoch noch heute im Straßenpflaster der Moritzburger Straße zu finden.


https://web.archive.org/web/20220520014251/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Neudorf/Moritzburger_Strasse/moritzburger_strasse.html


Neudorfer Werder

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Der Neudorfer Werder, eine frühere, nur durch einen schmalen Flussarm vom Ufer getrennte Elbinsel, lag am Südende der heutigen Moritzburger Straße. Die Ausdehnung des Elbwerders, auch als Neudorfer Heger bezeichnet, betrug in der Länge ca. 675 Meter, in der Breite ca. 135 Meter, was einer Fläche von ungefähr 5,5 Hektar entspricht. Bereits im 18. Jahrhundert verlandete der Elbarm, so dass der Werder seine Inseleigenschaft verlor und heute nicht mehr als solche erkennbar ist.

1546 erhielten die aus Altendresden umgesiedelten Neudorfer Bauern den Elbwerder als Entschädigung für ihre verlorenen Grundstücke zugesprochen und durften diesen gegen Zahlung einer jährlichen Pacht als Weideland nutzen. Da sich auf der Insel auch einige aus dem Ostragehege entkommene Fasane und Rebhühner ansiedelten, kam es zum Streit zwischen den Forstbehörden und der Gemeinde, da die Nutzung der Insel zur Gras- und Holzgewinnung mit den kurfürstlichen Jagdinteressen kollidierten. Daraufhin wurde der Werder dem Ostragut unterstellt und den Neudorfern das Betreten der Insel untersagt.

In der Folge entwickelte sich ein langwieriger Rechtsstreit zwischen Forstbehörden und Bauern, da sich die Neudorfer auf das ihnen zugesicherte Nutzungsrecht beriefen und die Abtretung nicht akzeptierten. 1721 eskalierte die Situation, nachdem sich die Bewohner entgegen behördlicher Anordnungen eigenmächtig Zutritt zur Insel verschafft hatten. Nach Anhörung beider Parteien durch den Stadtrichter verfügte August der Starke ein Verbot für alle Beteiligten, den Neudorfer Werder zur Grasgewinnung zu nutzen und stationierte zwei Wachposten auf der Insel. Nachdem auch diese Anordnung keinen dauerhaften Erfolg gebracht hatte, erhielt die Försterfamilie Hecht die Insel wieder als Weideland für ihre Dienstpferde zugesprochen.

Erst 1781 bekam Neudorf den Elbwerder per Vertrag vom 13. August wieder übereignet. Allerdings durfte das Areal lediglich als Weideland und zur Grasgewinnung, nicht jedoch zum Holzeinschlag genutzt werden. Außerdem mussten sich die Neudorfer bei Bedarf für Jagddienste zur Verfügung halten. Mittlerweile war der Wasserarm weitgehend verlandet und konnte nur mit aufwendigen Schachtarbeiten entschlammt werden. Ende des 18. Jahrhunderts gab man diese Arbeiten auf und wandelte die neu gewonnene Fläche ebenfalls in Weideland um. Ein Teil des früheren Elbarms wurde 1859 für die Anlage des Pieschener Elbhafens verwendet (Foto).

Am 22. März 1864, zwei Jahre vor der Eingemeindung des Ortes nach Dresden, erwarb der Staatsfiskus das Grundstück des Elbwerders und errichtete hier 1866 den Wasserbauhof. Heute werden die Gebäude vom Sächsischen Wasser- und Schifffahrtsamt genutzt. Weitere Flächen nehmen verschiedene Kleingartenanlagen ein. 1933 entstand außerdem ein Sportplatz an der Eisenberger Straße. U.a. finden hier Fußballspiele des Vereins TSV Rotation 1990 statt.


TSV Rotation Dresden:

Der Verein wurde 1945 unter dem Namen SG Pieschen von ehemaligen Mitgliedern des Fußballvereins Sportfreunde 01 gegründet und nutzte zunächst einen Sportplatz an der Wurzener Straße in der Nähe des Sachsenbades. Wenig später wechselte man jedoch in das ehemalige Allianz-Stadion (Paul-Gruner-Stadion) zwischen Moritzburger und Eisenberger Straße (Foto). Ab 1950 beteiligte man sich als BSG Sachsenverlag bzw. als BSG Rotation Dresden am Spielbetrieb und schaffte es bis in die DDR-Oberliga. Trägerbetrieb war zeitweise der Verlag der “Sächsischen Zeitung”. Zu den größten sportlichen Erfolgen gehörte der vierte Platz in der Meisterschaftssaison 1952/53 sowie der Gewinn des FDGB-Pokals 1958.

Ab 1954 war neben dem Paul-Gruner-Stadion das Heinz-Steyer-Stadion Austragungsort vieler Fußballspiele. Als SC Einheit gehörte der Verein bis 1962 der Oberliga, danach der 2. DDR-Liga an. 1965 wechselte die Namensgebung erneut in FSV Lokomotive. 1990 erhielt der Traditionsverein seinen Namen TSV Rotation zurück.

https://web.archive.org/web/20220516045938/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Neudorf/Neudorfer_Werder/neudorfer_werder.html

Straßen

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Die Auenstraße geht auf einen alten, jedoch nicht benannten Fußweg zwischen Leipziger Straße und den Scheunenhöfen zurück. Durch den Bahnbau und die Anlage des Städtischen Schlachthofes wurde dieser Weg später unterbrochen und überbaut. Seit 1861 trägt das Reststück an der Großenhainer Straße den Namen Auenstraße.

Bärnsdorfer Straße Die Bärnsdorfer Straße existierte bereits im Mittelalter und verband als Alte Radeburger Straße die Stadt Altendresden mit Radeburg. Gleichzeitig bildete sie bis 1866 die Grenze zwischen Neudorf und den zur Neustadt gehörenden Scheunenhöfen. Das Gelände war noch bis nach dem Ersten Weltkrieg zum Großteil unbebaut und wurde von ausgedehnten Feldern bzw. Gartenkolonien eingenommen. Am nördlichen Ende gab es die beliebte, um 1960 abgerissene Schankwirtschaft “Zur Grünen Aue” (Foto links).

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Alte Radeburger Straße ausgebaut und am 26. Februar 1925 nach dem kleinen Ort Bärnsdorf bei Moritzburg benannt. Aus einem früheren Sportplatz ging später das Stadion der Bauarbeiter hervor, welches später noch um eine Radrennbahn erweitert wurde. Um 1925 entstand zwischen Bärnsdorfer Straße und Hechtstraße eine Wohnsiedlung des Heimstättenvereins Dresden-Nordwest (Foto rechts). An der Einmündung der Straße in die Hechtstraße steht eine Stiel-Eiche, die als Naturdenkmal ausgewiesen ist.

Stadion Dresden-Neustadt: Die Anlage entstand ursprünglich als Sportplatz des 1902 gegründeten Fußball-Clubs "Dresdner Fußballring 02". Größte Erfolge waren die Endspielteilnahmen im Kampf um die Mitteldeutsche Meisterschaft 1917 und 1919. Zudem gewann der "Fußballring" zwischen 1913 und 1922 sechsmal die Ostsächsische Fußballmeisterschaft. Zu dieser Zeit gehörte der Verein neben dem DSC zu den besten Fußballmannschaften Sachsens. 1921 wurde das Stadion umfassend saniert und mit einem Spiel gegen den FC Bayern München eingeweiht. Neben Spiel- und Trainingsflächen gehörte auch eine moderne Radrennbahn zu dieser nun als "Stadion Dresden-Nord" bezeichneten Sportstätte.

1930 erhielt der "Dresdner Fußballring 02" nach seinem Hauptsponsor, der Zigarettenfabrik Greiling, den Namen "Ring-Greiling Dresden". Im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltungspolitik folgte 1933 die Zwangsfusion mit dem SV Brandenburg 01 und dem VfR Rasensport zum neuen Verein Sportfreunde 01. Gespielt wurde auch weiterhin an der Bärnsdorfer Straße. Bereits im gleichen Jahr qualifizierte man sich für die damals höchste Spielklasse, die Gauliga Sachsen, der man insgesamt fünf Spielzeiten angehörte.

1945 wurde der Verein, wie alle anderen Vereine auch, durch die Besatzungsmächte verboten und aufgelöst. Als Nachfolger entstand 1946 die SG Neustadt, die bis 1989 unter den Namen BSG Bau-Union-Süd Dresden und BSG Aufbau Dresden-Mitte im Amateursport aktiv war. Das Stadion erhielt in diesem Zusammenhang den Namen "Stadion der Bauarbeiter". Am 4. Mai 1990 wurde der Verein Sportfreunde 01 Dresden neu gegründet und schloss sich 2001 mit dem SV Nord Dresden zu den Sportfreunden 01 Dresden-Nord zusammen. Gleichzeitig erfolgte eine Verlagerung des Fußballspielbetriebs von der Bärnsdorfer Straße zur Meschwitzstraße.

Neben Fußballspielen fanden im Stadion an der Bärnsdorfer Straße regelmäßig auch Radsportveranstaltungen statt. Unter anderem gab es im August 1962 ein Auswahlrennen des DDR-Radsportverbandes. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Radrennbahn kurzzeitig sogar für Motorradrennen genutzt. Seit März 1994 dient das Stadion Dresden-Nord als Trainings- und Heimspielstätte des American Football Clubs "Dresden-Monarchs".

Kleingartenverein “Rudolphia”: Die Kleingartenanlage zwischen Bärnsdorfer und Johann-Meyer-Straße wurde 1902 angelegt und sollte nach dem Willen ihres Initiators Erich Rudolph vorrangig der Erholung der Arbeiter im dichtbesiedelten “Hechtviertel” dienen. Anfangs standen dafür insgesamt vierzig Gärten zur Verfügung. 1914 erfolgte nach Ankauf weiterer Flächen eine Erweiterung des Geländes auf 6,8 Hektar mit insgesamt 310 Parzellen.

In den 1920er Jahren entstand das nach einem weiteren Förderer der Sparte, dem Schlosser Otto Stamm, benannte Kulturheim, welches Schauplatz verschiedenster Veranstaltungen war. Beliebt waren regelmäßige Konzerte und Sportwettbewerbe sowie das alljährliche Sommerfest des Vereins. 1938 mussten auf Weisung der Behörden in der Sparte Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht gepflanzt werden. Seide war ein wichtiger Rohstoff für Fallschirme. Heute gehören zur “Rudolphia” 271 Gärten, was den Verein zu einem der größten in Dresden macht. An den Vereinsgründer Erich Rudolph, dem die Sparte auch ihren Namen verdankt, erinnert seit 1952 ein Gedenkstein (Foto).

Kleingartenverein “Rosenhain”: Der zu den kleineren Vereinen in diesem Gebiet gehörende KGV “Rosenhain” wurde 1902 von einem Herrn Schwips gegründet. Die Anlage erstreckt sich entlang des Bahndamms und der Hansastraße und besitzt heute 51 Parzellen. Angrenzend befindet sich die 1920 entstandene Gartensparte "Grüne Hoffnung".


Die Bärwalder Straße wurde in den 1920er Jahren beim Bau des Wohnviertels um den Niederauer Platz angelegt und am 23. September 1926 nach dem Ort Bärwalde bei Radeburg benannt. Die Wohngebäude entstanden nach Plänen Otto Schuberts für den Kleinwohnungs-Bauverein Dresden. Während des Luftangriffs vom 2. März 1945 entstanden an den Gebäuden teilweise Schäden. Stark zerstört wurden u.a. die Häuser Nr. 5 und 7. Eine umfassende Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Wohnanlage erfolgte ab 2000.


Fotos: Wohnsiedlung Bärwalder Straße um 1930 - Blick in die Bärwalder Straße Berbisdorfer Straße Die Berbisdorfer Straße wurde nach dem Ersten Weltkrieg im Zusammenhang mit dem Bau einer genossenschaftlichen Wohnsiedlung angelegt. Die meisten Straßen in diesem Viertel sind nach Orten nördlich von Dresden benannt. Deshalb erhielt auch diese Straße am 12. Mai 1927 ihren Namen nach dem Ort Berbisdorf bei Radeburg.

Bischofsplatz Als Bischofsplatz wird seit 1892 die Straßengabelung am westlichen Ende des Bischofsweges im früheren Scheunenhofviertel benannt. An seiner Südseite liegt der Innere Neustädter Friedhof, während die Ostseite von den Bahnunterführungen der Strecken nach Leipzig und Görlitz beherrscht wird. Seinen Namen verdankt er dem Bischofsweg, einem bereits im 13. Jahrhundert von den Meißner Bischöfen angelegten Verbindungsweg von Meißen nach Stolpen.

Schon vor 1945 war der Bischofsplatz ein wichtiges Geschäftszentrum für das angrenzende Hechtviertel und die Scheunenhöfe. Zu den hier ansässigen Geschäften gehörte das Konfektionshaus Weiß und Lederer (Nr. 4/6) und bis 1938 das Warenhaus des jüdischen Unternehmers E. Meidner (Nr. 8) (Foto rechts). Das 1945 beschädigte Gebäude wurde in der Nachkriegszeit abgerissen und 2017 durch einen Neubau ersetzt. Architektonisch bemerkenswert sind die sogenannten "Römmler-Häuser" (Nr. 12-16) an der Einmündung der Johann-Meyer-Straße, die unter Denkmalschutz stehen. Bauherr war der bekannte Fotograf und Unternehmer Emil Römmler (1842-1941), Inhaber der Lichtdruckanstalt Römmler & Jonas. Die in der Platzmitte stehende Blockstation der Dresdner Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke (DREWAG) stammt von 1930 und war einst mit einer Blumenhalle kombiniert. Architekt des Kleinbaus war Otto Röder.

Da der Bischofsplatz 1945 von größeren Kriegsschäden verschont blieb und so sein Bild als typisches Arbeiterviertel der Gründerzeit bewahren konnte, drehte Kurt Maetzig hier in den 1950er Jahren verschiedene Szenen seines Thälmann-Films. Die Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz. Bemerkenswert war bis zu ihrer Demontage 2011 eine noch erhaltene Leuchtwerbung der Meißner Schuhfabrik an einer Giebelwand zur Hechtstraße (Foto). Die 1961 von der Dresdner Firma “Neon-Müller” geschaffenen Elemente wurden beim Abbau geborgen und sollen nach ihrer Restaurierung an anderer Stelle wieder angebracht werden. Am 18. März 2016 wurde am Bischofsplatz ein neuer S-Bahn-Haltepunkt eingeweiht.

T.B.-Lichtspiele: 1926 entstand am Bischofsplatz im Hinterhof des Grundstücks Nr. 4/6 nach Plänen von Martin Pietzsch das Kino “TeBe”, später auch als T.B.- Lichtspiele (= Theater am Bischofsplatz) bezeichnet. Das Filmtheater besaß 500 Plätze und hatte bis Ende der 1960er Jahre geöffnet. Nach seiner Schließung dienten die Räume zeitweise als Polstermöbellager, später auch als Verkaufsstelle. 2002 erfolgte der Abriss.

Buchenstraße Die Buchenstraße wurde 1859 im Zusammenhang mit dem Ausbau des Hechtviertels angelegt und zwei Jahre später offiziell benannt. Zu den ersten Gebäuden gehörten die vom Dresdner Kaufmann Johann Meyer finanzierten Arbeiterwohnhäuser der nach ihm benannten “Johann- Meyer-Stiftung” (Nr. 24-27). Mit dem Bau wollte der durch Großhandelsgeschäfte zu Wohlstand gekommene Unternehmer menschenwürdige Unterkünfte für Arbeiterfamilien schaffen. Die 1873-76 von Carl Lisske entworfene Anlage gehört zu den ältesten Sozialsiedlungen in Dresden und steht unter Denkmalschutz.

Weitere Wohngebäude entstanden Ende des 19. Jahrhunderts bzw. nach 1990, darunter das Comfort Hotel (ab 2007 Best Western Macrander) mit öffentlicher Gaststätte “Orangerie” (Foto rechts) (Nr. 10). Im Eckhaus zur Oppelstraße (Rudolf-Leonhard-Straße) befand sich vor dem Ersten Weltkrieg das Lokal “Petzbräu” (Nr. 6 - Foto links). Im Nachbarhaus Nr. 8 hatte bis nach 1930 die Möbelfabrik Türpe ihren Sitz. Später nutzte die Zentralgenossenschaft Deutscher Drogisten die Räume.

Möbelfabrik Türpe (Nr. 8): Das Unternehmen wurde 1841 von August Türpe als Kunsttischlerei gegründet und hatte seinen Sitz zunächst auf der Marienstraße 24 in der Nähe des Postplatzes. Hergestellt wurden verschiedene Holz- und Metall-Marqueterie-Möbel, Salonuhren und ähnliche Wohnausstattungen. Spezialisiert war die Firma auf intarsienähnliche Einlege- und Furnierarbeiten (Marketerien) und Holzmosaiken. Nach 1860 trat auch sein Sohn Alwin (1843-1918) in das Unternehmen ein. 1867 ließ Türpe, der sogar als Hoflieferant werben durfte, auf der Buchenstraße eine größere Fabrik erbauen und verlegte dorthin seinen Firmensitz. In der Marienstraße blieb lediglich eine Verkaufshalle, in der am 16. Dezember 1882 erstmals in Dresden eine elektrische Beleuchtungsanlage in Betrieb genommen wurde. Bis Mitte der 1930er Jahre war das Unternehmen als Dresdner Fabrik für Möbel aus gebogenem Holz tätig. Danach übernahm die De-Dro Zentralgenossenschaft deutscher Drogisten eGmbH die Räumlichkeiten.

Conradstraße Die heutige Conradstraße wurde einst als “Marienwegel” bzw. Rosmarienweg bezeichnet und verband die Scheunenhöfe mit der Landstraße nach Großenhain. 1874 bekam sie ihren heutigen Namen nach dem Wettiner Konrad dem Großen (1099-1157). Konrad erhielt 1130 die Mark Meißen zum Lehen und war maßgeblich am Ausbau der wettinischen Macht im Elbe-Saale-Gebiet beteiligt. Als Begründer der über 800-jährigen Herrschaft des Fürstenhauses in Sachsen führt er den Fürstenzug an.

Die Wohnhäuser der Eisenbahner-Wohnungsbau-Genossenschaft zwischen Conrad-, Hansa- und Großenhainer Straße entstanden zwischen 1927 und 1930 nach Plänen von Curt Herfurth (Nr. 11-23 - Foto). Außerdem gab es hier um 1918 die Zigarettenfabrik Compagnie Macedonia (Nr. 6) und auf dem Grundstück Nr. 34 einen Betrieb zur Herstellung vom Holzhäusern und Baracken. Zu DDR-Zeiten hatte hier der VEB Holzverarbeitung seinen Sitz.


Der Ebersbacher Weg entstand Mitte der 1920er Jahre beim Bau der Wohnsiedlung “Oberer Hecht” rund um den Niederauer Platz. Seine Benennung erfolgte 1927 nach dem Ort Ebersbach in der Nähe von Radeburg.


Die 1901 so benannte Eisenbahnstraße befindet sich südwestlich des Bahnhofes Dresden-Neustadt. Jenseits der Straße lag der teilweise auf dem Gelände des einstigen Leipziger Bahnhofes entstandene Güterbahnhof Dresden-Neustadt. Seit dessen Schließung 2005 liegt das Gelände brach, eine Bebauung ist jedoch geplant. Die Eisenbahnstraße ist zudem Teil einer bei Umleitungen und Verkehrsstörungen genutzten Gleisschleife der Dresdner Straßenbahn.

Eisenberger Straße Die Eisenberger Straße wurde 1888 an Stelle eines Feldweges angelegt und erhielt ihren Namen nach dem Ort Eisenberg, der heute unter dem Namen Moritzburg bekannt ist. In der Folge wurden hier im Abschnitt nördlich der Leipziger Straße mehrgeschossige Wohnhäuser errichtet. Außerdem existierten bereits um 1890 zwei Gastwirtschaften, die den Namen “Stadt Oschatz” (Nr. 1) und "Restaurant Kurfürst Moritz" (heute “Lilienstein” - Nr. 15) trugen. 1911 folgte das Doppelhaus Eisenberger Straße 16/18 als Teil einer Wohnanlage des Kleinwohnungsbauvereins.

Der südliche Abschnitt der Straße bis zum Elbufer blieb hingegen unbebaut, Aus einem hier 1933 von der Allianz-Versicherung auf dem Gelände des früheren Elbwerders angelegten Sportplatz ("Allianz-Arena") ging das heutige Stadion des Sportvereins “TSV Rotation Dresden 1990 e.V.” hervor (Foto vor 1945). Nach einem Dresdner Antifaschisten wurde es bis 1990 offiziell als “Paul-Gruner-Stadion” bezeichnet. Gegenüber befindet sich das Kinderfreizeitzentrum “Eselnest”. Am Ende der Straße lag bis 1992 die Anlegestelle einer Elbfähre zum Ostragehege. Heute erinnert noch der Name der 1946 gegründeten Kleingartensparte “An der Fähre” an diese Verkehrsverbindung.

Erfurter Straße Die Erfurter Straße entstand Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der planmäßigen Bebauung der Neudorfer Flur und wurde 1897 nach der Stadt Erfurt benannt. Vorrangig befanden sich hier gewerbliche Einrichtungen, die zum Neustädter Güterbahnhof bzw. zum Schlachthof gehörten. Das Eckhaus am Großenhainer Platz (Nr. 32) beherbergte um 1910 die Gaststätte "Erfurter Hof". 1920 errichtete die Dresdner Fleischerinnung an der Erfurter Straße den Gebäudekomplex Nr. 1-13 als Wohnungen für ihre Mitglieder. 2019 entstand auf einem früheren Bahngrundstück an der Erfurter und Gehestraße das neue Gymnasium Dresden-Pieschen.


Fotos: Die Wohnanlage der Dresdner Fleischerinnung an der Erfurter Straße



Die Erlenstraße entstand 1859 im Zuge des Ausbaus des Hechtviertels und wurde, wie auch die benachbarten Buchen-, Fichten- und Kiefernstraße, nach einer Baumart benannt. Wenig später entstanden hier mehrgeschossige Wohnhäuser in geschlossener Bauweise, welche überwiegend an Arbeiterfamilien vermietet wurden.

In den Erdgeschossräumen waren oft Läden und kleine Handwerksbetriebe untergebracht. So gab es auf der Erlenstraße 10 früher die Schankwirtschaft “Erlenschänke”, welche noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg existierte. Im Eckhaus zur Johann-Meyer-Straße (Erlenstraße 22) hat sich mit der “Erlenklause” noch bis heute eine der einst typischen Eckkneipen des Stadtviertels erhalten. Die gastronomische Nutzung der Räume begann vermutlich bereits kurz nach Fertigstellung des Hauses. 1913 ist das Lokal unter dem Namen “Neustädter Reichelbräu” im Adressbuch verzeichnet und befand sich im Besitz von Ernst Eiselt.


Fotos: Die “Erlenschänke” (Nr. 10) um 1930 Peterbrunnen (Nr. 6): Das Unternehmen wurde 1896 als Fabrik zur Herstellung von alkoholfreien Getränke gegründet. Inhaber war der Biergroßhändler Gustav Herrmann Borkmann. Unter Nutzung eines eigenen Brunnen produzierte Borkmann Tafelwasser, Fassbrause und andere nichtalkoholische Getränke, die unter den Marken "Peterbrunnen" und "Triumph" vertrieben wurden. In den 1930er Jahren übernahm Hermann Otto Borkmann, später Egon Borkmann den Betrieb, der mit seinen 10 Mitarbeitern auch zu DDR-Zeiten in Privatbesitz blieb. In den 1980er Jahren konnten hier täglich bis zu 18.000 Flaschen abgefüllt werden. Seit 1969 gab es zudem eine Produktion im "Drucktankverfahren" direkt beim Endverbraucher, z.B. bei der Mitropa in den beiden großen Dresdner Bahnhöfen und an der TU Dresden. Nach 1990 wurde die Getränkeherstellung eingestellt. Heute nutzt ein Getränkegroßhandel das Areal.


Die Fichtenstraße entstand Mitte des 19. Jahrhunderts beim Ausbau des Hechtviertels und wurde 1859 benannt. Wie auch einige Straßen in der Nachbarschaft erhielt sie ihren Namen nach einer Baumart.

Wie in vielen Straßen rund um den Königsbrücker Platz gab es auch hier kleine Läden und Lokale. So existierte in der Nr. 4 bereits vor dem Ersten Weltkrieg das “Restaurant von Peschel”, ab 1911 von einem ehemaligen Feldwebel nach der nahegelegenen Trainkaserne in der Albertstadt "Zum Sächsischen Train" genannt. Später änderten neue Inhaber den Namen in “Königsbrücker Hof”. Im Nachbarhaus (Nr. 6) betrieb Hulda Fabig 1910 ihr Restaurant "Zum sächsischen Gardereiter". Auf der Fichtenstraße 15 konnten die Anwohner in der Schankwirtschaft von Böhnisch einkehren, die sogar eine Asphaltkegelbahn besaß (ab 1916 "Zum Königswald"). Zu den kleineren Gewerbebetrieben des Viertels gehörte die “Chocolade- und Zuckerwaaren-Fabrik” von Paul Meissner (Nr. 7). Im Eckhaus zum Königsbrücker Platz (Fichtenstraße 2) befand sich das Pfarrhaus der St.-Pauli-Kirche.

Friedensstraße Die Friedensstraße war einst Teil der alten Radeburger Landtraße und stellte zugleich die für die Versorgung der Stadt wichtige Verbindung zwischen Altendresden und Rähnitz her. An diesen mittelalterlichen Verkehrszug erinnert heute noch die Rähnitzgasse. Mit Ausbau der Festungsanlagen verlor dieser Weg an Bedeutung, da hier kein Stadttor vorhanden war. Auf dem Areal außerhalb der Stadtmauern wurden 1685 die Scheunenhöfe errichtet, die man wegen der Feuersgefahr aus dem Zentrum verbannen wollte. Die kleine Siedlung war später unter dem Namen “Gemeinde auf den Scheunenhöfen” bekannt und wegen der hier befindlichen Ausflugslokale ein beliebtes Ziel der Dresdner Bevölkerung. Das historische Foto zeigt das sogenannte Scheffelsche Gut (Nr. 41) um 1910, welches damals noch landwirtschaftlich genutzt wurde und später Domizil einer Futtermittelhandlung war.


1732 legte man in unmittelbarer Nachbarschaft den neuen Friedhof der Dreikönigskirche an, da sein Vorgänger den Bauplänen August des Starken für die “Neue Königstadt” weichen musste. Als Innerer Neustädter Friedhof beherbergt er zahlreiche bedeutende Grabdenkmale der Barockzeit sowie die Grabstätten verschiedener Prominenter. In diesem Zusammenhang entstand auch ein neuer Weg von der Neustadt, der jedoch erst seit 1874 offiziell als Friedensstraße bezeichnet wird. Wenig später begann die zunehmende Bebauung des Areals mit Wohnhäusern. Nach den historischen Gegebenheiten wurde dieser Stadtteil im Volksmund “Scheunenhofviertel” genannt und 1874 in die neu gebildete Leipziger Vorstadt eingegliedert.

Wie in vielen Straßen der Vorstadt ließen sich auch hier Kleingewerbetreibende, Händler und Gastwirte nieder. Lokale gab es früher u.a. im Eckhaus zur Lößnitzstraße (Nr. 1), in der Nr. 23 (Weißer Adler), Nr. 24 (Zur Friedensburg) und 33 (Schankwirtschaft von Schurig). Im Haus Nr. 19 betrieb Oskar Zacharias eine Likörfabrik mit zugehöriger Weingroßhandlung (Schinke & Zacharias). Spezialität der Firma war der "Echt Original-Sanitäts-Wermutwein". 1917 warb die Firma damit, ältester Wermutweinhersteller in Sachsen zu sein. Verkauft wurden aber auch Spirituosen und Tee, u.a. die Eigenmarke "Vater Schinke". Das Bild links zeigt ein typisches Wohn-und Geschäftshaus (Nr. 18) aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Die Ladenräume wurden damals von einer Bäckerei, später von einem Fleischer genutzt. Bis heute prägen vor allem Wohngebäude der Gründerzeit das Straßenbild. 2019 entstand an der Ecke Fritz-Reuter-Straße eine aus mehreren Einzelhäusern bestehende Wohnanlage mit über 100 Wohnungen (Quartier Friedenseck).


Filmtheater “Casablanca”: Das kleine Kino wurde am 1. Mai 1991 im Eckhaus Friedensstraße 23 eröffnet und war mit nur 50 Plätzen kleinstes Dresdner Filmtheater. Zuvor hatten die Räume zeitweise als Gaststätte (“Weißer Adler”) bzw. um 1940 als Buchdruckerei gedient. Betreiber des Filmtheaters war zunächst die Nickelodeon Dresden GmbH, ab 1996 der Filmvorführer Michael Rudolph. Das Programm bestand hauptsächlich aus Dokumentar- und Spielfilmen jenseits des Mainstreams. Zudem wurde bis 1996 allwöchentlich der namengebende Filmklassiker “Casablanca” gezeigt. 2003 übernahm Wolfhard Pröhl das Kino, der 2009 einige Umbauten und Modernisierungen vornahm. Zuletzt wurde das Ende August 2013 aus finanziellen Gründen geschlossene Programmkino von seinem Sohn Sebastian geführt.

Fritz-Hoffmann-Straße Die heutige Fritz-Hoffmann-Straße im “Scheunenhofviertel” der Leipziger Vorstadt wurde ursprünglich Radebeuler Straße genannt und verbindet Hansa- und Friedensstraße. Am 8. Februar 1956 erhielt sie den Namen des Dresdner Antifaschisten Fritz Hoffmann (1907–1942). Hoffmann gehörte ab 1924 der KPD an und leitete die KPD-Straßenzelle „Hansa“ in der Oppelvorstadt. Während der NS-Zeit wurde er mehrfach wegen illegaler Untergrundarbeit und dem Verteilen von Flugblättern verhaftet und 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.


Foto: Die ehemalige Schankwirtschaft "Goldene Sonne" (Fritz-Hoffmann-Straße 10) Fritz-Reuter-Straße Die heutige Fritz-Reuter-Straße verband einst als Teil des Bischofsweges den Briesnitzer Burgwart mit den bischöflichen Besitzungen in Stolpen. Auf Anregung des Vereins “Schurr Murr”, einer Vereinigung zur Pflege norddeutschen Brauchtums, erhielt der auf Neudorfer Flur gelegene Abschnitt 1891 den Namen des Dichters Fritz Reuter (1810-1874). Reuter verfasste zahlreiche Erzählungen und Gedichte, meist in norddeutscher Mundart.

An der zunächst unbebaut gebliebenen Straße siedelten sich nach 1900 verschiedene Unternehmen der Baustoffindustrie an. Zu den wichtigsten Firmen gehörte die Holzgroßhandlung Höhne, die hier große Lagerplätze besaß (Nr. 41). Wohnhaus des Besitzers war die noch erhaltene Villa Fritz-Reuter-Straße 37. Im Hinterhaus von Nr. 10 gab es die Maschinenfabrik Liebig & Ludewig, die Blechscheren, Stanzen und ähnliche Maschinen zur Metallverarbeitung herstellte. Das erhaltene Produktionsgebäude wurde nach 2010 zum Wohnhaus umgebaut.

Um die Jahrhundertwende entstanden auch auf den benachbarten Grundstücken Wohn- und Geschäftshäuser mit Läden und kleinen Ecklokalen, u.a. im Eckhaus zur Johann-Meyer-Straße der "Johann-Meyer-Tunnel" (Nr. 2 - Bild rechts) und die Schankwirtschaft Berger an der Einmündung der Helgolandstraße (Nr. 11). An Stelle des zerstörten Eckhauses zur Conradstraße (Nr. 1), welches bis 1945 Sitz der Verwaltung des Stadtbezirkes 15 war, wurde 2019 ein modernes Wohn- und Geschäftshaus gebaut.

Fritz-Reuter-Hof (Nr. 21): Das um 1900 errichtete Eckhaus zur Friedensstraße (Foto links) wurde bereits vor dem Ersten Weltkrieg unter dem Namen “Fritz-Reuter-Hof” gastronomisch genutzt. Unter wechelnden Betreibern existierte die Gaststätte bis 1990. Danach übernahm ein Investor das Haus und ließ es zum Hotel umbauen. Zunächst firmierte dieses ab 1991 unter dem Namen "Alpha Hotel", nach einem Betreiberwechsel als “Tryp by Wyndham”. Im Zuge des Flüchtlingskrise übernahm im Dezember 2015 die Stadt Dresden das Hotel und nutzte es bis 2018 als Asylbewerberheim. Heute wird es von der IBIS-Hotelkette unter dem Namen "ibis Styles Dresden Neustadt" geführt.


Gehestraße Die Gehestraße entstand 1887 im Zusammenhang mit der Anlage des Neustädter Güterbahnhofes. Ihren Namen verdankt sie dem Unternehmer Franz Ludwig Gehe (1810-1882), der 1865 auf der Leipziger Straße eine Drogenappretur-Anstalt gründete, aus der später das Arzneimittelwerk hervorging. Gehe engagierte sich auch auf sozialem Gebiet und hinterließ einen Teil seines Vermögens einer Stiftung zugunsten bedürftiger Kinder. Die Gehe-Stiftung existiert bis heute und finanzierte u.a. den Aufbau des Erich-Kästner-Museums und die Sanierung des Schillerhäuschens.

Die Bebauung der Gehestraße mit Wohn- und Geschäftshäusern begann erst nach 1900 und wurde 1911 mit einer Wohnanlage des Kleinwohnungsbauvereins Dresden (Nr. 1a-d) fortgesetzt (Foto rechts). 1930 folgten die Häuser Nr. 23-35, errichtet von der Eisenbahner-Baugenossenschaft (Foto links). Auf dem Gelände des Neustädter Güterbahnhofes wurde 1968 der Containerbahnhof Dresden-Neustadt angelegt, der noch bis 2005 existierte. Heute sind nur noch wenige Bauten des Bahngeländes erhalten. In einem dieser Gebäude, dem ehemaligen Wagenausbesserungswerk, hat seit 2007 die Ateliergemeinschaft “geh 8” ihr Domizil. Der Verein aus Künstlern, Architekten und Designern nutzt die Halle dabei für die eigene Tätigkeit, organisiert aber auch kleinere Ausstellungen und Veranstaltungen. Gegenüber entstand 2019 ein moderner Schulkomplex für das Gymnasium Pieschen und die 145. Oberschule.


Ursprünglich gehörte das Areal zum alten Dresdner Schlachthof und wurde nach dessen Schließung 1907 von verschiedenen Gewerbebetrieben genutzt. Erst nach 1990 entschloss man sich, die Zufahrtsstraße und die hier ansässigen Betriebe unter einer neuen Adresse zu führen. Auf Beschluss des Stadtrates erhielt diese am 2. November 1995 den Namen Gothaer Straße. Bei der Namensgebung orientierte man sich an der benachbarten Erfurter und Weimarischen Straße, welche ebenfalls nach Thüringer Städten benannt sind.



Der Großenhainer Platz entstand 1862 als Mittelpunkt einer geplanten, jedoch nie realisierten Wohnanlage und wurde in Anlehnung an die den Platz kreuzende Großenhainer Straße benannt. 1889/90 baute man hier die St. Petri-Kirche. Außerdem gab es am Platz um 1910 die Polizeiwache des 9. Bezirks (Nr. 1) sowie im Eckhaus zur Erfurter Straße (Nr. 32) die Schankwirtschaft "Stadt Erfurt".

Großenhainer Straße Gutschmidstraße Die Ende des 19. Jahrhunderts parallel zum Bahnbogen angelegte Gutschmidstraße im “Scheunenhofviertel” erhielt im Jahr 1900 ihren Namen nach dem sächsischen Kabinettsminister Christian Gotthelf von Gutschmid (1721-1798). Gutschmid übernahm 1762 die Leitung des Geheimen Archivs und war Lehrer des Kurprinzen. Als Dank für seine Tätigkeit wurde er 1770 von Friedrich August II. zum Minister ernannt. Verdienste erwarb er sich vor allem bei Reformen im Justizwesen und als Stifter. Die Wohnhäuser entstanden um 1900 in geschlossener Bauweise. Im Haus Nr. 7 gab es vor dem Ersten Weltkrieg das vom "Kraftwirt" Moritz Büttner betriebene Restaurant "Zur Kraftprobe". Nach 1990 befand sich in den Räumen viele Jahre der Tanzclub "Elypso".


Foto: Blick in die Gutschmidstraße - rechts die Hochgleisanlage der Bahnlinie Dresden - Leipzig

Hafenstraße Die Hafenstraße unterhalb der Marienbrücke wurde 1878 benannt und erhielt ihren Namen nach dem nahegelegenen 1850 eröffneten Verkehrs- und Winterhafen Dresden-Neustadt. Sie verbindet die Ufer- mit der Ludwigstraße und bildet ein kleines Wohnkarree mit Häusern überwiegend aus der Gründerzeit. In einer durch Kriegsschäden entstandenen Baulücke wurden 2016/18 drei Mehrfamilienhäuser mit Miet- und Eigentumswohnungen errichtet, wobei für die Gebäude individuelle architektonische Gestaltungen, u.a. mit japanischen Katagamis und Deckenmalereien nach dem Vorbild des Einsteinhauses in Caputh gewählt wurden.


Foto: Neubauten an der Hafenstraße Hallesche Straße Die Hallesche Straße entstand 1895 beim planmäßigen Ausbau dieses Teils der Leipziger Vorstadt und wurde ab 1901 mit Wohn- und Geschäftshäusern bebaut. Ihren Namen erhielt sie 1899 nach der Stadt Halle, womit an eine Tradition angeknüpft wurde, neue Straßen in diesem Gebiet nach mitteldeutschen Städten zu benennen.

Hansastraße Harkortstraße Die Harkortstraße wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Bahnanlagen des Neustädter Güterbahnhofes angelegt. Ihr seit 1898 verwendeter Name erinnert an den ersten Direktor der Leipzig - Dresdner Eisenbahngesellschaft Gustav Harkort (1795-1865). Hier befanden sich bis 2005 die Anlagen des nach 1870 entstandenen Maschinenbahnhofes, später Güterbahnhof Dresden-Neustadt.

Hartigstraße Auf dem Gelände des früheren Neudorfer Flurstücks Ploschen entstand 1895 die Hartigstraße, die ihren Namen dem Professor und Rektor der Technischen Hochschule Dr. Carl Ernst Hartig (1836-1900) verdankt. Die amtliche Benennung erfolgte nach Hartigs Tod im Jahr 1900.

In dieser Zeit begann auch die Bebauung dieser Straße mit Mietshäusern. Außerdem siedelten sich einige kleinere Unternehmen an. U.a. gab es in der Nr. 1 die Seifen- und Parfümeriefabrik Wilhelm Geissler mit Zweigbetrieben auf der Leipziger Straße und der Erfurter Straße. 1929 siedelte sich auf dem Grundstück die Marmeladenfabrik Ringelhan an. Außerdem gab es hier zeitweise eine Buchdruckerei und eine Wäscherei. Vorhandene Baulücken wurden erst 1995 mit dem Wohnblock Hartigstraße 1-5 geschlossen (im Foto links hinten).

Hechtstraße Hedwig-Langner-Weg Der Hedwig-Langner-Weg entstand 2015 im Zusammenhang mit einem kleinen Wohngebiet an der Flurgrenze zu Pieschen. Das als "Pieschener Melodien" bezeichnete Viertel liegt zwischen Moritzburger Straße und Konkordienplatz. Benannt wurde der Weg nach der Puppenhändlerin Hedwig Langner (1870-1945), die an der Bürgerstraße 40 ein Ladengeschäft besaß.

Hedwigstraße Die 1878 angelegte Hedwigstraße befindet sich in der Nähe der Marienbrücke unmittelbar am Neustädter Elbufer. Ihren Namen erhielt sie nach der sächsischen Kurfürstin Hedwig von Dänemark (1581-1641), Gemahlin Kurfürst Christian II. Die kinderlose Fürstin verwaltete nach dem Tod ihres Mannes 1611 mehrere Ämter und engagierte sich für den Ausbau von Kirchen und Schulen. Außerdem setzte sie sich für die Eindeichung der Elbe zum Hochwasserschutz ein und spendete während des Dreißigjährigen Krieges für Hungernde und Pestkranke.

Das Straßenbild prägen auf der linken Seite heute mehrgeschossige Mietshäuser (Foto). Weitere Flächen gehören zum Areal des angrenzenden Arzneimittelwerks.

Helgolandstraße Die Helgolandstraße entstand 1890 als Seitenstraße der Conradstraße und wurde im gleichen Jahr nach der Nordseeinsel Helgoland benannt. Helgoland war 1890 per Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien zu Deutschland gekommen. Die Bebauung erfolgte mit mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern.

Vor dem Ersten Weltkrieg gab es hier zwei Gaststätten: Das Restaurant "Zum Kuckuck" im Haus Nr. 8 und die Gaststätte "Zur Insel Helgoland" in Nr. 15 (Foto rechts). Auf der Helgolandstraße 19 hatte ab 1910 der von Carl August Döge und Ernst Arno Adam gegründete Kunstverlag Döge & Adam seinen Sitz. Weitere Gebäude beherbergten kleinere Läden wie eine Lebensmittelverteilungsstelle des Konsumvereins Vorwärts im Erdgeschoss von Nr. 10.

Kunstverlag Döge & Adam (Nr. 19): Der Verlag wurde 1910 von Carl August Döge und Ernst Arno Adam gegründet und am 1. Mai ins Handelsregister eingetragen. Adam war zugleich Inhaber einer Ansichtskarten- und Papierwaren-Großhandlung in der Johannstadt (Stephanienstraße 13). Bereits zwei Jahre später trennte er sich jedoch von seinem Geschäftspartner und gründete gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf Adam eine eigene Firma, aus der der bis heute bestehende Ansichtskartenverlag A. & R. Adam hervorging. Carl Döge führte sein Unternehmen fortan allein weiter. Nach seinem Tod 1932 übernahm Sohn Kurt Döge den Verlag, gab diesen jedoch 1939 wegen seiner Einberufung zum Militärdienst auf, womit die Geschichte der Firma endete.

Ilmenauer Straße Die Ilmenauer Straße gehört zu den jüngsten Straßen der Leipziger Vorstadt und wurde erst Ende der 1990er Jahre angelegt. Sie zweigt östlich von der Moritzburger Straße ab und erschließt ein kleines Wohngebiet. Ihren Namen erhielt sie in Anlehnung an benachbarte Straßen nach der Stadt Ilmenau in Thüringen.


Fotos: Neubauten an der Ilmenauer Straße Im Kleingartenpark Die erst im September 2018 amtlich benannte Straße geht auf einen alten Fußweg zurück, der von der heutigen Johann-Meyer-Straße bis zur Großenhainer Straße führte. Nach 1900 entstanden in diesem Gebiet zahlreiche Kleingartensparten, die heute oft als "Hansapark" bezeichnet werden. Mit Errichtung des Pestalozzi-Gymnasiums musste der Weg teilweise verlegt werden und zweigt heute nach einem Knick zum Pestalozziplatz ab. Um den Kleingartenanlagen eine eigene Postanschrift geben zu können erhielt dieser zuvor als "Weg 59" bezeichneten Fuß- und Radweg auf Beschluss des Stadtrates 2018 den Namen Im Kleingartenpark.

Johann-Meyer-Straße Die Johann-Meyer-Straße bildet den westlichen Abschluss des Hechtviertels und wurde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts angelegt. Ihren Namen erhielt sie 1874 nach dem Stifter der hier entstandenen Wohnsiedlung. Der Dresdner Großkaufmann und Ehrenbürger Johann Meyer (1800-1887) hatte damals 100.000 Taler für den Bau von Arbeiterwohnungen zur Verfügung gestellt. Aus diesen Mitteln wurden bis zum Ersten Weltkrieg Wohnhäuser an der Johann-Meyer-, der Buchen- und Hechtstraße sowie in Löbtau gebaut. Einige der Gebäude fielen 1945 dem Bombenangriff zum Opfer. Die Stiftung selbst existierte noch bis 1950.

Die Gebäude (Nr. 22-24) wurden 1873 nach Plänen von Carl Ludwig Lisske auf den früheren Scheffelschen Feldern errichtet und markieren den Beginn des sozialen Wohnungsbaus in Dresden. Zunächst entstanden vier zweistöckige Langhäuser, die seit 1893 teilweise zur Buchenstraße gehören (Nr. 24-27 - Foto). Hinzu kamen zwei Gebäude an der Hechtstraße (Nr. 75-77a). Von den ursprünglich vorgesehenen sechs weiteren Wohnhäusern wurden nur noch zwei realisiert. Bei den Luftangriffen im Februar 1945 wurden vier der insgesamt acht Arbeiterwohnhäuser zerstört, darunter auch die Gebäude an der Johann-Meyer-Straße.

Weitere Wohngebäude entstanden ab 1902 im Stil des Späthistorismus und Jugendstils. Die Entwürfe für die Wohnhausgruppe an der Einmündung der Gutschmidstraße (Nr. 3/5) stammen von Carl Heinrich Kühne. Von 1913 bis 1914 ließ der Kleinwohnungsbauverein Dresden eGmbH an der Ecke zum Bischofsplatz eine dreiflügelige Wohnanlage nach Plänen des Architekten Theodor Richter erbauen. Da die Finanzierung zum Teil vom Dresdner Verleger Emil Römmler übernommen wurde, erhielten diese Gebäude (Johann-Meyer-Straße 2-6b) den Namen "Römmler-Häuser". Im Haus Nr. 8 gab es vor dem Ersten Weltkrieg das Lokal "Zum Sächsischen Kanonier".

Jüngeren Datums sind die Kindertagesstätten in diesem Gebiet. Seit 2010 gibt es den in Holzbauweise errichteten Bau für die Kinderkrippe "Der kleine Hecht" (Nr. 23). 2017 entstand das Gebäude Nr. 35 für die Kindertagesstätte "Kinderspiel e. V.". Weitere Kitas finden sich auf den Grundstücken Nr. 21 ("Neustädter Entdeckerhaus") und Nr. 38 ("Spatzenburg").

Kiefernstraße Die Kiefernstraße im nördlichen Teil des Hechtviertels” erhielt ihren Namen 1859 nach dem nahegelegenen Waldgebiet und den hier vorkommenden Kiefernbäumen. Auch benachbarte Straßen tragen bis heute Baumnamen. Zahlreiche der Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Gründerzeitwohnhäuser wurden 1945 zerstört, so dass die Kiefernstraße noch bis 2008 weitgehend brach lag. Im Zuge eines in diesem Jahr verabschiedeten Bebauungsplan wurden hier in der Folge mehrere individuell gestaltete moderne Wohnhäuser errichtet. 2009 entstand zunächst die Wohnanlage Kiefernstraße 3-15a, ein Jahr später an Stelle eines früheren Garagenkomplexes die Wohnhäuser Nr. 20 und 22. 2012/13 folgten die Baulücken Nr. 8, 12 und 14 und als jüngstes Bauvorhaben 2018/19 der Neubau Kiefernstraße 17/19.

Königsbrücker Platz Der Königsbrücker Platz entstand Mitte des 19. Jahrhunderts als zentraler Platz des Hechtviertels und wurde 1859 nach der Stadt Königsbrück benannt. 1889/91 entstand an der Westseite die 1945 teilweise zerstörte St.-Pauli-Kirche, die seit 1999 als "TheaterRuine St. Pauli" für verschiedene Veranstaltungen genutzt wird.

Kunzstraße Die Kunzstraße verdankt ihren Namen dem Ingenieur Karl Theodor Kunz (1791-1863). Kunz war maßgeblich am Bau der ersten deutschen Ferneisenbahn zwischen Dresden und Leipzig beteiligt. An ihn erinnert auch eine Gedenktafel am Neustädter Bahnhof. Ursprünglich gehörte sie zur Konkordienstraße, die hier ab 1875 mit einer Brücke die Bahnanlagen überquerte. Im Zusammenhang mit der Erweiterung des Neustädter Güterbahnhofs wurde die Concordienbrücke 1886 wieder beseitigt und die Straße damit unterbrochen. Das verbleibende Straßenstück erhielt 1898 den Namen Kunzstraße.

Leipziger Straße Liststraße Die Liststraße in der Nähe des ehemaligen Leipziger Bahnhofs trägt ihren Namen seit 1898 in Erinnerung an den Inititator des Bahnbaus, den deutschen Volkswirtschaftler Friedrich List (1789-1846). List gründete 1819 den Deutschen Handels- und Gewerbeverein und erarbeitete ein Konzept für ein landesweites Eisenbahnnetz in Deutschland. Ende des 19. Jahrhunderts entstand an der Liststraße ein Dampfhammerwerk, welches als störend für die Bewohner später jedoch wieder aufgegeben werden musste. Ein kurzer Straßenabschnitt am Bahndamm, der einst zur Kunzstraße gehörte, kam 1929 hinzu.

Lößnitzstraße Die 1842 erstmals benannte Lößnitzstraße wurde um 1860 ausgebaut und trägt ihren Namen nach dem bis heute für den Weinbau genutzten Höhenzug in Radebeul. Die meisten Wohnhäuser an dieser Straße im “Scheunenhofviertel” folgten wenig später. Einige Gebäude weisen interessanten baukünstlerischen Schmuck auf, so dass 1903 bezogene Wohnhaus Lößnitzstraße 16. Im Eckhaus zur Rudolfstraße befand sich viele Jahre die Gaststätte "Goldener Pfeil", die noch bis nach 1990 existierte. Ein weiteres Lokal gab es im Eckhaus zur Hansastraße (Nr. 27), die anfangs "Bruchmanns Gaststätte", später "Lößnitzburg" genannt wurde (Foto). Das ruinöse Gebäude diente 2005 als Kulisse für den zweiteiligen Fernsehfilm "Dresden" über die Zerstörung der Stadt und wurde ein Jahr später abgetragen.

Nr. 6: Das zweistöckige Wohnhaus wurde 1851 als eines der ersten Wohnhäuser des “Scheunenhofviertels” gebaut, wobei der Baumeister wahrscheinlich Carl Friedrich Lohse war. Vor dem Ersten Weltkrieg erwarb der Unternehmer Emil Leinert das Grundstück und richtete hier seine Maschinenfabrik ein. In den Fabrikhallen hinter dem Wohnhaus entstanden vor allem Küchengroßgeräte für Gastronomie und Lebensmittelindustrie. Während die Hallen 1945 dem Luftangriff zum Opfer fielen, blieb das Wohngebäude bis heute erhalten. Eine Sanierung ist geplant.

Gaswerk Dresden-Neustadt (Nr. 14): Das Werk wurde 1864 gegen den ausdrücklichen Willen der Bürger der Antonstadt auf einem Grundstück an der Lößnitzstraße errichtet und nahm am 1. Juli 1865 den Betrieb auf. Mit einer vorgesehenen Leistung von bis zu 35.000 m³ am Tag gehörte diese Gasversorgungsanstalt zu den größten in Dresden und sollte vor allem die Industriebetriebe der Leipziger Vorstadt mit Stadtgas versorgen. Bereits während des Baus kam es zum Einsturz eines der beiden Gasbehälter, woraufhin die Produktion zunächst wieder eingestellt werden musste. Bis 1873 war das Neustädter Werk nur in den verbrauchsstärkeren Wintermonaten am Netz, wurde dann jedoch auf Ganzjahresbetrieb umgestellt und 1876 nochmals erweitert.


Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm das Gaswerk Reick die Versorgung der gesamten Stadt, was zur Stillegung der noch bestehenden kleineren Werke führte. 1926 endete auch auf der Lößnitzstraße die Produktion. Im Anschluss übernahm die DREWAG das Gelände und nutzte es u.a. als Standort eines Umformerwerkes und als Sitz des Betriebsamtes der Stadt Dresden. Dafür entstanden 1927 einige neue Gebäude nach Plänen des Stadtbaurates Paul Wolf. Nach 1990 wurde das Gelände unter dem Namen "LÖ 14" von Künstlern und einigen Kleinbetrieben als Kreativzentrum und Gewerbehof genutzt, ist jedoch künftig als Schulstandort bzw. für Wohnbebauung vorgesehen. Aus der Entstehungszeit des Gaswerks blieb das 1865 errichtete, 1936 umgebaute und nach Kriegsschäden in den 1950er Jahren in vereinfachter Form wiederaufgebaute Verwaltungsgebäude an der Friedensstraße erhalten. An der Fassade befinden sich verschiedene Reliefs, welche u.a. einen bärtigen Mann darstellen und über die Geschichte des Gebäudes informieren (Fotos).


Ludwigstraße Die Ludwigstraße entstand 1878 in einem kleinen Wohnviertel nordwestlich der Marienbrücke. Über die Namensgebung ist nichts bekannt, möglicherweise erfolgte diese nach einer Privatperson oder dem thüringischen Landgrafen. Um 1880 entstanden hier mehrstöckige Arbeiterwohnhäuser, die bis heute erhalten sind. Im Eckhaus Nr. 1 gab es um 1890 die Gastwirtschaft "Schiffers Ruhe", gegenüber in der Nr. 2 das Lokal "Zum Hafen".

Marta-Fraenkel-Straße Die Marta-Fraenkel-Straße entstand 2019 auf dem Grundstück des ehemaligen Gaswerks Dresden-Neustadt parallel zur Friedensstraße und dient der Erschließung des umgestalteten Areals. U.a. befindet sich hier die Ende August 2020 eröffnete 148. Grundschule. Benannt ist die Straße nach der jüdischen Ärztin Marta Fraenkel )(1896-1976), die u.a. am Aufbau der II. Internationale Hygiene-Ausstellung 1930/31 beteiligt war und zudem zahlreiche Fachpublikationen verfasste. 1935 flüchtete sie nach Brüssel und emigrierte 1938, wo sie später am Department of Health and Hospitals in New York tätig war.

Medinger Weg Der Medinger Weg entstand im Zusammenhang mit der Wohnsiedlung an der Berbisdorfer Straße und wurde gemeinsam mit den benachbarten Straßen am 12. Mai 1927 benannt. Medingen ist ein Ort nördlich von Dresden, der heute als Ortsteil zu Ottendorf-Okrilla gehört.

Moritzburger Platz Der Moritzburger Platz entstand um 1890 am Ende der Moritzburger Straße beim Ausbau der Bahnanlagen und der Unterführung der Bürgerstraße. Die dreieckige Platzanlage wird von mehrgeschossigen Wohnhäusern und dem Damm der Eisenbahn geprägt und erhielt 1898 ihren Namen nach dem Jagdschloss Moritzburg. Im Eckhaus Nr. 5 gab es um 1910 die Gaststätte "Moritzburger Hof". Im etwas abseits des Platzes stehenden Gebäude Nr. 13 befand sich vor dem Zweiten Weltkrieg ein Zweigbetrieb der Berliner Weinessig-, Senf- und Konserven-Fabrik Carl Kühne. 2014 erfolgte im Zusammenhang mit dem Neubau einiger Wohnhäuser eine sackgassenartige Erweiterung der Platzanlage.

Moritzburger Straße Naunhofer Weg Der Naunhofer Weg im Wohnviertel an der Bärwalder Straße erhielt seine Benennung gemeinsam mit den benachbarten Straßen am 12. Mai 1927. Benannt wurde er nach dem Ort Naunhof, einem Ortsteil von Ebersbach in der Nähe von Großenhain.

Neudorfer Weg Der Neudorfer Weg gehört zu den jüngsten Straßen der Leipziger Vorstadt und liegt in einem 2017 erschlossenen neuen Wohnviertel zwischen Moritzburger Straße und Konkordienplatz. Er erhielt seinen Namen nach dem früheren Ort Neudorf, dem eigentlichen Kern der Leipziger Vorstadt. Das hier befindliche Wohngebiet wird als "Pieschener Melodien" bezeichnet

Niederauer Platz Der Niederauer Platz wurde Ende der 1920er Jahre im Zusammenhang mit dem Bau der Wohnsiedlung “Oberer Hecht” angelegt und nach der kleinen Gemeinde Niederau bei Meißen benannt. Die umliegenden Gebäude entstanden zwischen 1926 und 1929 nach Entwürfen von Otto Schubert für den Kleinwohnungs-Bauverein Dresden. Heute befinden sie sich im Besitz der Sächsischen Wohnungsgenossenschaft Dresden und wurden ab 1996 saniert. Die Platzanlage selbst ist mit Ruhebänken und Blumenrabatten gärtnerisch gestaltet.


Fotos: Der Niederauer Platz um 1930 und 2010

Niederauer Straße Die Niederauer Straße im nördlichen Teil der Wohnsiedlung Bärwalder Straße entstand im Zusammenhang mit deren Erschließung Mitte der 1920er Jahre. Sie wurde ab Oktober 1927 zunächst Oberauer Straße genannt. Die an ihrem nördlichen Ende liegende Querstraße erhielt zugleich den Namen Niederauer Straße. Beide Straßennamen nehmen Bezug auf zwei benachbarte Ortschaften in der Nähe von Meißen. Bereits wenige Monate später entschied man sich jedoch, die Straßennamen zu tauschen. Grund war der an die heutige Niederauer Straße angrenzende Niederauer Platz.

Oberauer Straße Die Oberauer Straße wurde gemeinsam wie die von ihr abgehende Niederauer Straße nach einem Ort in der Nähe von Meißen benannt. Nachdem sie im Oktober 1927 zunächst den Namen Niederauer Straße erhalten hatte, entschloss man sich im April 1928 zum Austausch der beiden Straßennamen.

Ottendorfer Straße Die Ottendorfer Straße entstand Mitte der 1920er Jahre beim Bau des Wohngebietes an der Bärwalder Straße und wurde am 12. Mai 1927 benannt. Der Name nimmt Bezug auf den Ort Ottendorf, einem der beiden Gemeindeteile von Ottendorf-Okrilla.

Ottostraße Die Ende des 19. Jahrhunderts in der Nähe des Inneren Neustädter Friedhofes angelegte Ottostraße verdankt ihren 1874 vergebenen Namen dem Wettiner Otto dem Reichen (1125-1190), welcher 1156 die Herrschaft von seinem Vater Konrad übernahm. Otto begründete den Weinbau im oberen Elbtal, verlieh Leipzig 1165 das Stadt- und Messerecht und gilt als Wegbereiter des Silberbergbaus im Erzgebirge. Unter seiner Herrschaft entwickelte sich Sachsen zu einem der wirtschaftlich führenden Staaten Deutschlands. Im heutigen Kreuzungsbereich zur Rudolfstraße befanden sich einst die Scheunenhöfe, eine wegen Brandgefahr aus der Inneren Neustadt ausgelagerte landwirtschaftliche Gutsanlage. Noch bis Anfang der 1920er Jahre erinnerte die Gastwirtschaft "Zum Milchviehhof" (Ottostraße 1) an dieses Gut.

Pestalozziplatz Der 1910 an Stelle einer früheren Kiesgrube angelegte Platz an der Großenhainer Straße trug ursprünglich den Namen Riesaer Platz, wurde jedoch am 18. Dezember 1945 in Pestalozziplatz umbenannt. Der Name erinnert an den bedeutenden Reformpädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827), der in seiner 1775 in Birr (Schweiz) gegründeten Erziehungsanstalt neue humanistische Bildungsideale realisierte. Er gilt als Wegbereiter des Volksschulwesens und der modernen Pädagogik.


Fotos: Der Riesaer Platz um 1935 (links) und die ehemalige Kanonenschänke 2010 Um den parkartig gestalteten Pestalozziplatz stehen mehrgeschossige Mietshäuser aus der Zeit um 1900. An der Nordwestseite befand sich früher die beliebte volkstümliche Kneipe "Kanonenschänke", die jedoch schon viele Jahre geschlossen ist. Markantestes Gebäude ist der von Hans Erlwein 1910 entworfene Schulbau der XI. Bürgerschule, der seit 1992 vom Pestalozzi-Gymnasium genutzt wird. Nach 1945 hatte hier zeitweise die sowjetische Stadtkommandantur ihren Sitz.

Petrikirchstraße Die Petrikirchstraße verbindet den Großenhainer Platz mit der Fritz-Reuter- und der Hansatraße und wurde im August 1905 nach der an ihrem Westende befindlichen St.-Petri-Kirche benannt

Röderauer Straße Die Röderauer Straße verbindet den Pestalozziplatz mit der Hansastraße und führt unmittelbar am Bahndamm entlang. Am 14. September 1933 wurde die nach dem Ort Röderau bei Riesa, heute ein Ortsteil von Zeithain benannt. Bereits nach der Jahrhundertwende waren hier zwei Kleingartensparten entstanden, 1905 der kleine Verein "Erdkugel e.V. mit 47 Gärten, vier Jahre später der "Kleeblatt e.V." mit ca. 100 Gärten und einem Vereinsheim.

Rosa-Steinhart-Straße Die Rosa-Steinhart-Straße wurde im Zusammenhang mit dem Wohnviertel "Pieschener Melodien" zwischen Moritzburger Straße und Konkordienplatz angelegt und am 3. Februar 2015 nach der jüdischen Kauffrau Rosa Steinhart (1885-1943) benannt. Gemeinsam mit ihrem Mann Walter betrieb sie ein Spezialgeschäft für Haus- und Küchengeräte auf der Trachenberger Straße 23. 1942 wurde das Paar von den Nazis in das Judenlager Hellerberge deportiert und am 3. März 1943 im KZ Auschwitz ermordet. Seit 2012 erinnern zwei Stolpersteine vor ihrem ehemaligen Geschäft an das Schicksal der Familie.

Rudolf-Leonhard-Strasse Rudolfstraße Die auf dem Gelände der früheren Scheunenhöfe (Foto) gelegene Rudolfstraße wurde ursprünglich ab 1874 Hermannstraße genannt. Vermutlich entstand diese Namensgebung in Bezug auf das im Folgejahr fertiggestellte Hermann-Denkmal in Westfalen. 1893 erhielt sie ihren heutigen Namen, wobei der Namensgeber unbekannt ist. Das Straßenbild prägen mehrstöckige Mietshäuser aus der Zeit um 1905, die im Erdgeschoss meist kleine Läden beherbergen. Im Eckhaus zur Lößnitzstraße (Nr. 2) befand sich viele Jahre die Gaststätte "Goldener Pfeil", deren Räume bis heute von einer Bar gastronomisch genutzt werden. Auch das heute nicht mehr vorhandene Eckhaus Nr. 38 zur Conradstraße war einst Domizil eines Lokals, welches um 1910 als Schankwirtschaft "Zum Mönchshof" firmierte.

Ältestes Gebäude der Rudolfstraße ist das zweistöckige Wohnhaus Nr. 9, welches um 1850 als Teil der Scheunenhöfe entstand. Anfang der 1920er Jahre errichtete eine Baugesellschaft die Wohnanlage Otto-, Friedens- und Rudolfstraße (Nr. 20/22). Deutlich jünger sind die 2018 errichteten "Rudolfterrassen" mit mehreren Eigentumswohnungen.

Schanzenstraße Die im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts angelegte Schanzenstraße im “Hechtviertel” erinnert an eine 1813 von napoleonischen Soldaten angelegte Schanze in der Dresdner Heide. Die Befestigungsanlage sollte der Verteidigung der von den Franzosen besetzten Stadt dienen, ist heute jedoch nicht mehr vorhanden. 1859 erhielt die Straße offiziell ihren Namen. Das Straßenbild prägen bis heute Wohnhäuser der Gründerzeit. Im Haus Nr. 3 existierte bereits vor dem Ersten Weltkrieg die Gaststätte "Fridericus-Bräu". Ein weiteres Lokal gab es im Eckhaus zur Buchenstraße (Nr. 27) mit dem Namen "Zur Schanzenburg".

Seifersdorfer Straße Die Seifersdorfer Straße entstand Mitte der 1920er beim Ausbau des Wohngebietes Bärwalder Straße und bildet den südlichen Abschluss der Siedlung. Ihren Namen erhielt sie am 12. Mai 1927 nach dem Ort Seifersdorf, heute ein Ortsteil von Wachau.

Seitenstraße Auch die Seitenstraße wurde Mitte des 19. Jahrhunderts beim Ausbau der Oppellvorstadt angelegt und mit Wohnhäusern bebaut. Zunächst trug sie ab 1859 den Namen Windmühlenstraße, da sie in Richtung der 1877 abgebrochenen Pieschener Windmühle führte. Da es mit der Eingemeindung von Niedersedlitz ab 1950 den Straßennamen Windmühlenstraße doppelt gab, beschloss der Dresdner Stadtrat am 30. September 1953 die Umbenennung in Seitenstraße.

Das Straßenbild prägen bis heute Wohnhäuser aus der Entstehungszeit des Hechtviertels sowie einige Gründerzeithäuser. Mehrere Gebäude, u.a. die ehemalige 30. Volksschule, wurden 1945 zerstört und in den 1960er Jahren durch Neubauten ersetzt.

Nr. 3 (Schützenhaus): Ab 1897 existierte in diesem Haus Prüfers Vergnügungs-Local, ab 1900 "Schützenhaus" genannt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Gaststättenbetrieb eingestellt und die Räume bis 1945 von der Dresdner Wirk- & Wollwaren-Fabrik GmbH ("Wollwirker") genutzt.

Nr. 4b ("Saite"): In Anlehnung an den Straßennamen erhielt das Ende der 1990er Jahre im Haus Nr. 4b entstandene Café-Restaurant den Namen “Saite”. Regelmäßig finden hier verschiedene kulturelle Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen statt. Zuvor befand sich in den Räumen das syrische Restaurant “Fata Morgana”.

Volkstheater (Nr. 5): Neben Wohn- und Geschäftshäusern gab es an der Windmühlenstraße bis zum Ersten Weltkrieg auch das “Volks-Theater”. 1920 übernahm mit Bruno Müller ein neuer Betreiber die Räumlichkeiten und richtete das Kino “Paradies-Lichtspiel-Salon” ein. Ab 1921 wurde das mit ca. 220 Plätzen zu den kleineren Dresdner Filmtheatern gehörende Kino in “Metropol-Theater” umbenannt, zeitweise jedoch auch "Volks-Lichtspiele" bzw. "Oppelvorstädter Volkstheater" genannt. Der Spielbetrieb endete jedoch bereits vor dem Zweiten Weltkrieg.

Stöckelstraße Die Stöckelstraße entstand in den 1920er Jahren und wurde im März 1927 nach dem Juristen und Vorsteher der Dresdner Stadtverordnetenversammlung Johann Georg Stöckel (1855-1923) benannt. Stöckel war zwischen 1899 und 1919 im Amt und erhielt für seine Verdienste 1915 die Ehrenbürgerwürde der Stadt. Neben seiner kommunalpolitischen Tätigkeit engagierte er sich auch als Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglied verschiedener Organisationen, u.a. der Siedlungsgesellschaft Dresden Stadt und Land und der Lingner-Stiftung. Heute befinden sich an der Stöckelstraße Kleingärten.

Uferstraße Die Uferstraße, die seit ca. 1840 den früheren Leipziger Bahnhof mit dem Elbufer verband, wurde zunächst An der Elbe genannt. Da es eine gleichnamige Straße jedoch mit dem heutigen Terrassenufer auch in der Altstadt gab, erfolgte 1862 die Umbenennung in Uferstraße. Neben Wohngebäuden siedelten sich auch einige Unternehmen an, u.a. eine Bootsbaufirma, eine Spedition und ein Brennholzgroßhandel. Im Eckhaus zur Hedwigstraße (Nr. 9) gab es vor dem Zweiten Weltkrieg das Hotel "Zu den Bahnhöfen".

1945 wurde die Bebauung der Uferstraße weitgehend zerstört. Erst 2016 entstanden hier einige moderne Wohnhäuser mit Eigentumswohnungen. Dabei wurden die Fassaden der Gebäude mit japanische Katagamis gestaltet und erhielten in einem anderen Haus Deckenmalereien nach Vorbild des Einsteinhauses in Caputh. Das Richtfest fand am 9. November 2017 statt, der Bezug ab 2019.

Weimarische Straße Die Weimarische Straße sowie der heute weitgehend überbaute Weimarische Platz wurden 1890 angelegt und sollten ursprünglich zentraler Mittelpunkt eines neuen Wohnviertels werden. Obwohl um 1900 die ersten Wohn- und Geschäftshäuser errichtet wurden, blieb die Gesamtplanung unvollendet. Auf dem Gelände des Weimarischen Platzes entstand später die Gartensparte Neudorf e.V., so dass die Straße heute aus zwei Teilen besteht. Die 1899 amtlich eingeführte Namensgebung Weimarischer Platz wurde nach 1945 aufgehoben. Architektonisch bemerkenswert ist das Wohnhaus Weimarische Straße 1 mit einem Deckengemälde im Flur in Jugendstilformen. Die Wohnhäuser an der Gehestraße wurden in den 1930er Jahren errichtet (Foto rechts).

Im Eckhaus zur Eisenberger Straße (Nr. 9) existierte bereits vor dem Ersten Weltkrieg die Gaststätte “Weimarischer Hof”. Seit 2011 befindet sich hier das Vereinscafé des Brix e.V., in dem regelmäßig Lesungen, Clubkonzerte und Ausstellungen von regionalen Künstlerinnen und Künstlern stattfinden. Eröffnet wurde das Café am 8. August 2011. 2020 entstand in den Räumen das erste Diabetesmuseum Sachsens, in dem die medizinische und medizintechnische Entwicklung der Behandlung dieser Krankheit gezeigt wird.


Foto: Blick in die Weimarische Straße


Weinböhlaer Straße Die heutige Weinböhlaer Straße entstand als Verlängerung der Neudorfer Hauptstraße (Moritzburger Straße) und diente einst den Bauern des Ortes als Viehtriebe und Verbindungsweg zur Dresdner Heide sowie nach Rähnitz und Wilschdorf. Aus diesem Grund wurde sie früher auch als Heide- bzw. Elbweg bezeichnet. Zugleich bildete sie die Westgrenze zu Pieschen, was mehrfach zu Streitigkeiten zwischen beiden Dörfern führte. Durch den Bahnbau unterbrochen, erfolgte Mitte des 19. Jahrhunderts der Ausbau zur Straße, die zunächst Artilleriestraße, ab 1874 als Kanonenstraße bezeichnet wurde. Diese Namensgebung knüpfte an ihre Nutzung als Weg zum Artillerieschießplatz an. Da beide Namen als “militaristisch” galten, wurde sie am 1. Juli 1946 nach der Gemeinde Weinböhla bei Meißen in Weinböhlaer Straße umbenannt.

Zu den ersten Gebäuden in diesem Teil der Neudorfer Flur gehörte die bereits um 1830 erwähnte Gartenwirtschaft “Zur Goldenen Aue” (Nr. 74), die sich später unter dem Namen "Restaurant zur Zufriedenheit" (Foto rechts) zum beliebten Ausflugslokal entwickelte. 1873 errichtete die Steingutfabrik Villeroy & Boch an der Weinböhlaer Straße fünf Wohnhäuser mit Werkswohnungen, eine der ersten Werkssiedlungen in Dresden. Leider blieben nach Abrissen um 1980 nur zwei dieser Denkmale des frühen sozialen Wohnungsbaus erhalten (Foto links). Weitere Grundstücke wurden früher von Gärtnereien eingenommen. Heute befinden sich hier die Kleingartensparten "Blumenhain" (gegründet 1902), “Eigenheim” (1907), “Erholungsheim” (1913), "Heidegruß" (1915), "Weinböhlaer Straße" (1947) und "Hansadreieck" (1984). 2009 entstand auf der Weinböhlaer Straße 12 die integrative Kindertagesstätte “Sonnenschein”.

Rotax-Werk (Nr. 57): Das Unternehmen wurde 1906 von Friedrich Gottschalk als Fahrradteile-Fabrik gegründet. Hergestellt wurden verschiedene Zubehörteile wie Bremsen, Luftreifen und Sättel sowie Spezialkleidung. Im gleichen Jahr meldete er die "Rotax-Freilaufnabe" zum Patent an, eine Weiterentwicklung nach amerikanischem Vorbild. Zugleich wirkte Gottschalk als Förderer des Radsports und war an der Organisation von Radrennen beteiligt. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Ersten Weltkriegs führten 1920 zur Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, die 1930 an die bekannte Firma Fichtel & Sachs verkauft wurde, was mit einer Verlegung nach Schweinfurt verbunden war. Heute hat die unter dem Traditionsnamen Rotax weitergeführte Motorenproduktion ihren Sitz in Gunskirchen.

Wilschdorfer Straße Die Wilschdorfer Straße entstand im Rahmen der Erschließung des Wohngebietes Bärwalder Straße und erhielt ihren Namen gemeinsam mit weiteren Straßen des Viertels am 12. Mai 1927. Benannt ist sie nach dem heute zu Dresden gehörenden Ort Wilschdorf.

Würschnitzer Weg Auch der benachbarte Würschnitzer Weg gehört zu den neu entstandenen Straßen des Wohngebietes Bärwalder Straße. Zeitgleich mit den Nachbarstraßen erhielt er am 12. Mai 1927 seinen Namen nach dem Ort Würschnitz, heute ein Ortsteil von Tauscha.

https://web.archive.org/web/20220519235947/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Strassen_Leipziger_Vorstadt/strassen_leipziger_vorstadt.html

Hechtstraße

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Die Hechtstraße bildet die Hauptachse eines seit Mitte des 19. Jahrhunderts planmäßig angelegten Wohnviertels. Bereits 1836 hatte der Dresdner Polizeidirektor Hans Ludwig von Oppell hier Grundstücke für die Bebauung mit Wohnhäusern erworben. Die meisten Gebäude entstanden allerdings erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und machten die Oppellvorstadt, die im Volksmund bis heute meist als “Hechtviertel” bekannt ist, zu einem der am dichtesten besiedelten Stadtteile Dresdens. 1862 wurde an der Hechtstraße der St.-Pauli-Friedhof angelegt. Unweit davon befindet sich der sogenannte “Hechtpark”, eine grüne Oase am Rande des Hechtviertels.

Ihren Namen verdankt die Hechtstraße dem früheren Neudorfer Revierförster Johann August Hecht, der 1715 ein Grundstück am Rande der Hellerberge erwarb und hier einen Weinberg anlegte. Neben ihrem Weingut betrieb die Familie Hecht eine kleine Schankwirtschaft für ihre Angestellten. Aus dieser ging später die Restauration “Zum Blauen Hecht” an der Radeburger Straße hervor, deren Name 1859 auf die hier einmündende Straße übertragen wurde (Foto rechts). Der anschließende, bereits auf Trachenberger Flur liegende Straßenteil wurde ab 1887 Friedhofstraße genannt. 1927 ging auch dieser Abschnitt in der Hechtstraße auf. 1891 fuhr erstmals die Straßenbahn durch die Hechtstraße bis zum Endpunkt Buchenstraße, ab 1926 bis zum St.-Pauli-Friedhof. Nach kriegsbedingter Betriebseinstellung wurde der Verkehr nach 1945 nicht wieder aufgenommen und die Gleisanlagen in den 1950er Jahren demontiert.

Zu DDR-Zeiten verfielen die meisten Altbauten in diesem Gebiet, nachdem es bereits 1945 durch den Luftangriff zu Verlusten an Bausubstanz gekommen war. Dafür entwickelte sich im “Hechtviertel” wie auch in der Äußeren Neustadt eine alternative Szene mit illegalen Treffs und Cafés. Einer der bekanntesten war das im Obergeschoss des Wohnhauses Hechtstraße 26 entstandene “Café Stillos”. Nach 1990 wurden die meisten Gebäude saniert. Trotzdem konnte die Hechtstraße mit ihren zahlreichen kleinen Läden, Bars und Gaststätten ihr Flair bis heute weitgehend bewahren. Im oberen Teil der Hechtstraße prägen hingegen Neubauten aus den 1950er und 60er Jahren das Straßenbild (Foto), da hier zahlreiche Gebäude durch Bomben zerstört worden waren.


Einzelne Gebäude:

Im unteren Teil der Hechtstraße finden sich bis heute hauptsächlich mehrgeschossige Wohn- und Geschäftshäuser aus der Gründerzeit. Die meisten entstanden zwischen 1880 und 1900 und waren an Arbeiterfamilien vermietet. Im Erdgeschoss gab es oft kleine Geschäfte und Schankwirtschaften, während sich in den dichtbebauten Hinterhöfen Handwerker und Kleingewerbetreibende angesiedelt hatten. Im Haus Hechtstraße 9 befand sich ab 1912 die Sparkassenfiliale der Oppellvorstadt, während in der Nr. 39 die Polizeiwache des XIII. Bezirk untergebracht war.

Kleine Lokale sind u.a. für die Hausnummern 15 ("Zur Schmiede"), 21 ("Zur Gleichheit", später Felsenkellerquelle), 46 ("Zum deutschen Lied"), 55 ("Zum Rosental", 63 (Schankwirtschaft von Trümper) und 65 (1945 zerstört) und im Eckhaus zur Buchenstraße (Nr. 70 - Restaurant "Sächsische Kavallerie") nachweisbar. Nach 1945 nutzte die SED die frühere "Schmiedeschänke" viele Jahre als Partei- und Jugendheim, bevor nach 1990 wieder eine Gaststätte einzog. Beliebt war auch die Gartenwirtschaft des Restaurateurs Alfred Haufe gegenüber dem St.-Pauli-Friedhof (Friedhofstr. 49, heute Hechtstr. 143), die als "Haufe's Konzertgarten" zum Besuch einlud. Von den zahlreichen Läden soll das 1874 gegründete Kaufhaus Julius Caspar auf der Hechtstraße 14 erwähnt werden. Das 1911 erweiterte Warenhaus befand sich in den beiden untersten Etagen des Gebäudes und wurde 1944 als Wollwarenhaus Hoffmann & Krause genutzt.

Nr. 10: Das ursprünglich als Mietshaus errichtete Gebäude (Foto links) war ab 1997 Domizil eines der ersten Dresdner Hostels. Unter dem Namen "Die Boofe" gab es hier in 32 Zwei- und Vier-Bett-Zimmern eine preiswerte Übernachtungsmöglichkeit, ergänzt um Sanitärräume, eine Küche zum Selbstkochen sowie dem Restaurant "Schwemme". Anfang 2009 gaben die Betreiber das Hostel auf, welches seit 2012 als Übergangswohnheim genutzt wird.

Nr. 21d: In diesem Gebäude befand sich ab 1878 die Klinik des Vereins “Kinderheilstätte für Neu- und Antonstadt Dresden”. Die Einrichtung war 1876 im Erdgeschoss des Wohnhauses Königsbrücker Straße 44 als Kinderpoliklinik mit stationärer Abteilung gegründet worden. Ziel des von privaten Spendern finanzierten Vereins war es, die hohe Säuglingssterblichkeit in der vor allem von Arbeiterfamilien bewohnten Oppellvorstadt zu verringern. Mit Verlegung zur Hechtstraße 21d standen 10 Betten zur Verfügung, wobei hier nur Kinder sehr armer Familien aufgenommen wurden,welche sich eine reguläre medizinische Versorgung nicht leisten konnten. 1883 wechselte die Klinik zunächst zur Hechtstraße 67, bevor 1891 ein Grundstück in Trachenberge erworben werden konnte. 1895 entstand dort als Nachfolgeeinrichtung das Maria- Anna-Kinderhospital .

Nr. 27: In diesem Haus betrieb Ende des 19. Jahrhunderts der stadtbekannte Fischhändler August Paschky sein Geschäft. Paschky besaß zahlreiche Filialen in verschiedenen Stadtteilen und galt als umtriebiger Kaufmann. Zugleich engagierte er sich in der sozialdemokratischen Partei und war einer der Mitbegründer der Dresdner SPD. Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde er 1880 zur Zeit des Sozialistengesetzes zu 1 1/2 Jahren Haft verurteilt. Nach seinem Tod 1891 übernahm Paschkys Ehefrau den Betrieb, der noch bis in die 1930er Jahre existierte. Im Hintergebäude des Grundstücks befindet sich seit 2011 ein kleines Hostel. Vor dem Zweiten Weltkrieg war hier zeitweise die Dresdner Bisquit-Fabrik Schneider & Co. ansässig, die verschiedene Dauerbackwaren unter dem Markennamen "Alpenrausch" anbot.

Nr. 30: Im Erdgeschoss und im Hinterhaus des Grundstückes Hechtstraße 30 (Foto) befanden sich um 1900 die Lager- und Geschäftsräume des Fleischermeisters Franz Augustin. Augustin war ein Onkel Erich Kästners und wurde von diesem in seinen Kindheitserinnerungen “Als ich ein kleiner Junge war” verewigt. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg kam er als Pferdehändler zu erheblichem Wohlstand und erwarb die Villa Antonstraße 1 am Albertplatz (heute Erich-Kästner-Museum).

Auch nach Augustins Wegzug blieben die Räumlichkeiten ihrer Verwendung treu. Während im Vorderhaus weiterhin eine Fleischerei existierte, nutzte das Stallgebäude in den 1920er und 1930er Jahren der jüdischer Pferde- und Viehhändler Paul A. Grosch. Sein Sohn Abraham Paul führte den Betrieb noch bis zu seiner Auswanderung in die USA 1936. 1943 wurde das Ehepaar Grosch aus seiner Wohnung an der Erlenstraße deportiert und starb vermutlich im Vernichtungslager Auschwitz. Das Fuhrgeschäft führte nun der frühere Geschäftsführer Hirsch weiter. Nach Aussagen von Zeitzeugen war der Betrieb nach dem Luftangriff vom 13. Februar 1945 mit dem Transport der auf dem Altmarkt gesammelten Toten zum Heidefriedhof beauftragt. Obwohl die Räumlichkeiten an der Hechtstraße heute anderweitig genutzt werden, blieben die ehemaligen Stallgebäude im Hinterhof erhalten.

Nr. 32: Im Erdgeschoss des Gebäudes gab es bereits vor dem Ersten Weltkrieg eine von zahlreichen Gaststätten des Hechtviertels. Zunächst als Schankwirtschaft von Zscheile bzw. von Zieschang bezeichnet, wechselte der Name 1913 in "Restaurant zur Wachtelschänke". Heute dient das Grundstück mit seinem Hintergebäude als soziokulturelles Zentrum des Stadtteils. U.a. haben hier das Stadtteilbüro des Hechtviertels und der "St. Pauli Salon" (bis 1997 "Club Hecht") ihre Räume.

Nr. 55 (Schule): Das heute von der 30. Grundschule "Am Hechtpark" genutzte Gebäude wurde 1964 auf dem Areal mehrerer zerstörter Wohnhäuser erbaut. Dem Luftangriff war auch die frühere Schule des Hechtviertels an der Windmühlenstraße zum Opfer gefallen, die mit der bis 1990 als 30. Polytechnische Oberschule "Wilhelm Pieck" bezeichneten Einrichtung einen Neubau erhielt.

Blei- u. Zinnwerk Hugo Morgenstern (Nr. 57): Das Unternehmen wurde 1912 von Hugo Morgenstern gegründet und nutzte bis 1934 die Hintergebäude des Grundstücks Hechtstraße 57 als Produktionsstätte. Hergestellt wurden vor allem Blei- und Zinnrohre, Bleche, Drähte, Lötzinn und verschiedene Rohprodukte für Schriftgießereien und ähnliche Abnehmer. 1935 wurde der Betrieb zur Hamburger Straße auf das Grundstück des ehemaligen Cottaer Hofbrauhauses verlegt und in den 1940er Jahren in "Morgenstern-Werk Hugo Morgenstern - Blei-, Zinn- und Leichtmetallwerk" umbenannt. Während die früheren Gebäude an der Hechtstraße dem Luftangriff zum Opfer fielen, blieb das Werk in Cotta weitgehend unbeschädigt, wurde jedoch im Herbst 1945 demontiert und unter Treuhandverwaltung gestellt. Die Löschung der Firma aus dem Handelsregister erfolgte Ende 1954. Eine Neugründung erfolgte wenig später als VEB Blei- und Zinnwerk Dresden.

Nr. 65/67: Das Doppelhaus (Foto) gehört zu den jüngsten Bauten des Hechtviertels und wurde erst 2015 fertig gestellt. Im zerstörten Vorgängerbau Nr. 67 hatte von 1882 bis 1896 die Kinderheilstätte für Neu- und Antonstadt ihren Sitz. Von 1907 bis 1923 befand sich hier die Poliklinik des Vereins Kinderheilstätte.

Nr. 78a: Das Gebäude wurde ursprünglich als Verwaltungsgebäude des St.-Paul-Friedhofs erbaut. Nach einem Umbau 1994 dient es heute als Gemeindehaus der Evangelisch-Mennonitischen Freikirche.

Nr. 137: Hier lädt seit April 2008 das Lokal “Am Hecht” seine Gäste ein. angeboten werden vorrangig Fisch- und Fischgrillgerichte. Zuvor wurden die Räume von einem Lokal mit dem Namen “Zum Fritz” genutzt.

Wohnanlage “Oberer Hecht”: Die Siedlung zwischen Hechtstraße, Bärwalder und Bernsdorfer Straße entstand zwischen 1926 und 1929 nach Plänen des Architekten Prof. Dr. Otto Schubert. Bauherr war der Kleinwohnungs-Bauverein Dresden e.V., welcher hier seine größte Wohnanlage mit insgesamt ca. 570 Wohnungen errichtete. Auf den angrenzenden Flächen folgten kurz darauf zweigeschossige Siedlungshäuser des Allgemeinen Sächsischen Siedlerverbandes - Heimstättenverein Dresden Nord-West. Diese befinden sich heute in Privatbesitz, während die Häuser des Bauvereins ab 1954 zur AWG des Transformatoren- und Röntgenwerkes, jetzt zur Sächsischen Wohnungsgenossenschaft Dresden gehören.

https://web.archive.org/web/20220520002851/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Strassen_Leipziger_Vorstadt/Hechtstrasse/hechtstrasse.html

Hechtsches Weingut

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Die Geschichte des Hecht´schen Weingutes begann im Jahr 1715, als der kurfürstliche Förster Johann August Hecht ein Grundstück an der heutigen Maxim-Gorki-Straße erwarb und hier einen Weinberg anlegen ließ. Hecht war als Revierförster für das Revier Neudorf verantwortlich und bezog ein Haus auf seinem neuen Besitz. Bereits 1706 hatte er für dieses Gebäude das Schankrecht erhalten, welches jedoch nur für seine Bediensteten und die Waldarbeiter galt.

Auch in Neudorf selbst erwarb Johann August Hecht ein Bauerngut und richtete dort eine Schankwirtschaft ein. Als “Unterer Gasthof” gehörte dieses Gut zu den beiden Alt-Neudorfer Schankstätten und besaß ab 1739 auch das Recht, Gäste zu beherbergen. Dieses Privileg sowie die zusätzliche Konkurrenz der Weinbergswirtschaft zum Reiheschank führten immer wieder zu Streitigkeiten zwischen der Gemeinde und der Förstersfamilie. Hinzu kam der Konflikt zwischen Einwohnern und Revierförster Hecht um die Nutzungsrechte des Neudorfer Elbwerders.

Nach Hechts Tod 1743 übernahmen seine Nachkommen das Weingut sowie die Gastwirtschaft im Ort. Trotz wiederholter Eingaben und Petitionen seitens der Gemeinde konnte die Familie die Schänke mit kurfürstlicher Erlaubnis weiter betreiben. 1823 wurde der Untere Gasthof an den bisherigen Pächter verkauft. Auch die Weinbergswirtschaft war inzwischen an einen neuen Betreiber übertragen worden, da sich der Enkel Christian August Hecht nicht im Stande sah, das Anwesen neben seiner Haupttätigkeit als Revierförster zu bewirtschaften. 1835 wurde das gesamte Hecht´sche Grundstück verkauft und wenig später bebaut. Heute befindet sich auf dem Gelände der “Marienhof”, eine Einrichtung für gehörlose Kinder und Jugendliche.

In Erinnerung an den früheren Weinberg und dessen Besitzer erhielt eine am Fuße der Hellerberge zum Bischofsweg führende Straße im 19. Jahrhundert den Namen Hechtstraße. Dieser ging später auch auf das hier ab 1842 entstandene Wohnviertel über, welches zuvor als Oppellvorstadt bekannt war. An der Ecke Radeberger/ Marienhofstraße existierte noch bis in die 1930er Jahre die Gaststätte “Zum blauen Hecht” als Nachfolger der einstigen Weinbergsschänke (Fotos). Zwischen 1891 und 1945 befand sich hier ein Endpunkt der Straßenbahn.

https://web.archive.org/web/20220516053358/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Hechtviertel/Hechtsches_Weingut/hechtsches_weingut.html

Leipziger Straße

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Die heutige Leipziger Straße verdankt ihre Existenz Kurfürst Friedrich August dem Gerechten, der im Jahr 1786 den Auftrag zum Bau einer neuen Poststraße nach Meißen gab, um die alte, hochwassergefährdete Wegführung am Elbufer zu verlegen. Zuvor verlief diese wichtige Verbindung vom Weißen Tor aus (Palaisplatz) bis zum Pieschener Elbwinkel, zweigte in Höhe des Ballhauses Watzke ab und führte im Verlauf der heutigen Kötzschenbroder Straße weiter nach Serkowitz und Kötzschenbroda. Im Zuge der Vermessung der sächsischen Poststraßen durch Zürner wurden auch hier um 1700 Meilensteine aufgestellt, von denen allerdings keiner die Zeiten überdauerte.

Vor allem die schweren Überschwemmungen von 1784 führten zur Überlegung, den Trassenverlauf auf hochwassersicheres Gelände zu verlegen. Nach nur zwei Jahren Bauzeit war am 10. November 1787 die neue Straße fertiggestellt. Die nun als “Neue Meißner Post- und Landstraße” bezeichnete Verbindung führte zum wirtschaftlichen Aufschwung der Anliegergemeinden und zum Bau neuer Häuser entlang dieser Straße. Aufgrund ihrer Richtung erhielt sie im 19. Jahrhundert den Namen Leipziger Straße.

1899 wurde vom Straßenbahnhof Mickten aus die schmalspurige “Lößnitzbahn” nach Radebeul eingerichtet, die 1929/30 in Stadtspur umgebaut wurde. Zuvor verkehrten bereits ab 1882 Pferdebahnen durch die Leipziger Vorstadt bis nach Mickten. Heute gehört die Leipziger Straße zu den am stärksten befahrenen Verkehrszügen der Stadt und wurde in den vergangenen Jahren saniert und neu ausgebaut.

Leipziger Vorstadt:

Die Leipziger Straße beginnt an der Bahnunterführung in der Nähe des Neustädter Bahnhofes und durchquert zunächst die Flur des ehemaligen Neudorfs, welches 1866 nach Dresden eingemeindet und seit 1875 offiziell als Teil der Leipziger Vorstadt gilt. In diesem Abschnitt siedelten sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Gewerbebetriebe an, die von der Eisenbahnlinie Dresden - Leipzig, dem nahegelegenen Neustädter Güterbahnhof, aber auch von dem 1868 hier angelegten Neustädter Elbhafen profitierten. Bekannteste Unternehmen waren die Steingutfabrik Villeroy & Boch, die Drogen-Appretur-Anstalt Gehe (Vorgänger des Arzneimittelwerkes), die Farbenfabrik Geißler & Lüders, die Holzgroßhandlung Grumbt, der Städtische Schlachthof, die Maschinenfabrik und Schiffswerft Schlick und die Sächsische Champagner-Fabrik. Hinzu kamen Wohnhäuser, Gaststätten und kleinere Gewerbebetriebe. Um 1900 war die bauliche Entwicklung in diesem Bereich im Wesentlichen abgeschlossen (Foto: Leipziger Straße 32/34).

Nr. 10: Das heute nicht mehr existierende Gebäude im hinteren Teil des Grundstücks entstand vermutlich im Zusammenhang mit dem Bau des Alten Schlachthofs und beherbergte um 1905 eine Werkzeugfabrik für die Herstellung von Fleischergeräten, die sich im Besitz des Hoflieferanten Hänselmann befand. Ab 1911 war hier das sogenannte "Petriheim", ein Jugendheim des Vereins Christlicher Junger Männer (CVJM) untergebracht. In den 1920er Jahren firmierte es unter dem Namen "Rothkirch-Heim", benannt nach dem Vater der deutschen CVJM-Bwegung Eberhard von Rothkirch (1852-1911). Heute befindet sich auf dem Grundstück ein Automarkt.

Nr. 11 (Villa Adolpha): Das Mitte des 19. Jahrhunderts im Stil der Neorenaissance entstandene Gebäude (ehem. Nr. 6) war ab 1873 Sitz der Chemischen Fabrik Dr. Friedrich von Heydens, der in einer zugehörigen Remise sein Labor einrichtete. Hier gelang ihm die erstmalige Herstellung von künstlicher Salicylsäure, einem Grundstoff für das Medikament Aspirin. Nach Verlegung des Firmensitzes nach Radebeul diente die Villa als Büro und Packerei der Firma. 1908 erfolgte der Abbruch zugunsten des Neubaus der benachbarten Chemischen Fabrik Gehe & Co.

Gasthaus “Elbschlößchen” (Nr. 15): Die Gastwirtschaft zwischen Leipziger Straße und Elbe ging vermutlich aus der ehemaligen Neudorfer Schiffsmühle hervor, die 1860 ihren Betrieb einstellen musste. Später befand sie sich im Besitz der Familie Schwabe und wurde als “Schwabes Restauration Elbschlößchen” bezeichnet. Das Grundstück ist heute Teil der sogenannten "Hafencity".

Nr. 22: Das repräsentative Geschäftshaus entstand um 1900 im Jugendstil und gehört wegen seiner Fassadengestaltung zu den markantesten Gebäuden in der Leipziger Vorstadt (Foto). Auf dem Dach befindet sich die überlebensgroße Gestalt eines Ritters in altdeutscher Tracht. Im Erdgeschoss existierte früher die Gaststätte “Zum deutschen Ritter”. Weitere Räume nutzte die Lilien-Drogerie. 1995 wurde das Haus am Erfurter Platz umfassend saniert.

Maschinenfabrik Schlick (Nr. 27): Die Firma entstand 1861 und befand sich im Besitz des Mechanikers Ernst Otto Schlick. Zunächst fertigte das Unternehmen Maschinenteile unterschiedlichster Art, spezialisierte sich später jedoch auf den Schiffbau. Ab 1872 firmierte es als Sächsische Dampfschiff- u. Maschinenbau-Anstalt vorm. Schlick & Co. 1884 übernahm die Österreichische Nordwest-Dampfschifffahrts-Gesellschaft die Fabrik und baute hier Binnenschiffe, Schleppkähne und Prähme, aber auch Dampfmaschinen, Lokomobile und andere Fahrzeuge. 1899 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und 1905 mit der Übigauer Werft vereinigt.

Im Anschluss siedelten sich auf dem früheren Werftgelände verschiedene Unternehmen an. Das Adressbuch von 1944 nennt die Metallwarenfabrik Wirsing, die Glashandlung Krüger und eine Niederlassung des Biergroßhandels “Augustinerbräu” (Foto links). Zeitweise gab es hier auch eine Gurkenfabrik und eine Niederlassung der Mannheimer Maschinenfabrik Siegerin-Goldmann-Werke. Nach 1945 nutzte die bekannte Dresdner Autowerkstatt des Rennfahrers Heinz Melkus die Gebäude als Verwaltung, Werkstatt und Fahrschule (Foto). Im Frühjahr 2016 begann die Sanierung des früheren Verwaltungsgebäudes und dessen Umbau zu zehn Wohnungen.

Eisenberger Hof (Nr. 28): Das Eckhaus an der Eisenberger Straße beherbergte bereits vor dem Ersten Weltkrieg eine Gaststätte, die unter dem Namen "Eisenberger Hof" bis in die DDR-Zeit bestand. Als Familiengaststätte bot das Lokal an den Wochenenden auch regelmäßig Unterhaltungsmusik an. Nach 1945 übernahm die HO die Bewirtschaftung. Später firmierte das Lokal bis zu seiner Schließung um 2010 als "Neustädter Faß", bevor eine Tauchschule in die Räume einzog.

RHEOSTAT (Nr. 31): Dass Unternehmen wurde im August 1911 von Edmund Kussi und den Brüdern Johann und Friedrich Cruse als Spezialfabrik elektrischer Apparate gegründet und hatte seinen Sitz zunächst auf der Freiberger Straße 75. Kussi stammte aus Böhmen und war ab 1906 als Generalvertreter für Staubsaugeapparate und Inhaber einer Entstaubungsmaschinenhandlung auf der Waisenhausstraße 24 tätig. Bereits zwei Jahre später, im September 1913 bezog die Firma neue Produktionsräume auf der Leipziger Straße 31. Zuvor hatte hier die Max Stahl GmbH, eine Fabrik für Jutewaren, Säcke und Planen, ihren Sitz.


1914 trennten sich die Geschäftspartner. Die Cruse-Brüder gründeten in der Friedrichstadt die "Spezialfabrik elektrischer Steuerapparate Gebr. Cruse & Co.", während Kussi seinen Betrieb unter dem bisherigen Namen "RHEOSTAT" weiterführte. 1919/20 verlegte er seinen Betrieb zur Großenhainer Straße 130/132. Hier wurden bis 1945 verschiedene elektrische Kleinteile und Zubehör gefertigt. Zur Blütezeit waren bei Rheostat Anfang der 1930er Jahre über 600 Angestellte beschzäftigt, womit die Firma zu den größten mittelständischen Firmen in Dresden gehörte. Nach dem Tod des Firmengründers übernahmen seine beiden Söhne, Victor und Werner Kussy (Kussi senior hatte den Familiennamen in Kussy geändert) das Unternehmen. Als Juden wurde die Familie nach Machtantritt der Nationalsozialisten drangsaliert und 1939 zum Verkauf des Werkes an den Düsseldorfer Unternehmer Hans Hitzbleck gezwungen. Beide Familien flohen daraufhin in die Niederlande, wurden dort im Sommer 1942 verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Lediglich Werner Kussy überlebte diese Zeit und kehrte nach Ende des Krieges nach Dresden zurück.

Zunächst übernahm Kussy den unbeschädigten Betrieb und engagierte sich auch beim Wiederaufbau der Dresdner jüdischen Gemeinde. Die Entwicklung in der frühen DDR und erneute antisemitische Strömungen veranlassten ihn jedoch 1953 zur Flucht in den Westen und 1954 zur Übersiedlung in die USA. Der daraufhin verstaatlichte Betrieb kam 1954 als Werk 6 zum VEB Elektroschaltgeräte Dresden mit Stammsitz auf der Fritz-Lehmann-Straße in Mickten. Hier existierte die Firma noch bis zur Liquidierung durch die Treuhand 1991.

Nr. 32/34: 1901/02 entstand nach Plänen des renommierten Architektenbüros Schilling & Gräbner das Doppelhaus Leipziger Straße 32/34, welches im Eingangsbereich ebenfalls Jugendstilformen und -malereien aufweist. Bauherr des Wohn- und Geschäftshauses war der Dresdner Spar- und Bauverein, der es nach einem seiner Stifter "Von-Boch- Haus" nannte. Noch heute erinnert eine Relieftafel an Stifter und Verein (Foto rechts).

Dampfsägewerk Grumbt (Nr. 33): Das Unternehmen wurde 1857 von Friedrich August Krüger als Holzgroßhandlung und Dampfsägewerk gegründet. 1868 pachtete Carl Ernst Grumbt diese Firma und konnte sie bereits im Folgejahr käuflich vom Vorbesitzer erwerben. Diese profitierte von ihrer günstigen Lage am Elbufer und bezog das Holz auf dem Wasserweg aus Tschechien, Schweden und Rußland, welches dann zu Bauholz und Brettern verarbeitet wurde. Der wirtschaftliche Erfolg ermöglichte Grumbt den Bau einer repräsentativen Villa, welche nach dem Zweiten Weltkrieg als “Puschkinhaus” der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft diente. Zugleich war er auch politisch engagiert und gehörte dem Reichstag sowie dem Sächsischen Landtag an. Auf dem Grundstück siedelten sich später weitere Unternehmen an, darunter eine Metallgießerei und die Autowerkstatt Nicht, die nach 1945 von der Familie Melkus übernommen wurde. Heinz und Ulli Melkus wurden zu DDR-Zeiten als Motorsportler bekannt und entwickelten in den 1970er Jahren den einzigen DDR-Seriensportwagen.

Nach 1990 lag das Areal einige Jahre brach und wurde 2005 vom Verein "Freiraum Elbtal" übernommen, der hier ein alternatives Wohn- und Arbeitsprojekt einrichtete. Zur Anlage gehörten eine Begegnungsstätte, Gemeinschaftsgärten, Ateliers, Selbsthilfewerkstätten und verschiedene Arbeitsräume für Handwerker und Künstler. Mit fortschreitender Planung für das Neubauviertel "Hafencity" musste der Verein das Grundstück 2015 räumen, bemüht sich jedoch um neue Räume nach Abschluss der Arbeiten.

Nr. 35: Auf diesem Grundstück befand sich seit Ende des 19. Jahrhunderts das Büro der Firma Petzoldt & Schliephacke, einem Hersteller von Maschinenölen und -fetten. Die Rohstoffe wurden vom gegenüberliegenden Schlachthof bezogen, wo es eine Dampf-Talgschmelze und Knochenöl-Raffinerie gab. Dabei verarbeitete man die beim Schlachten übrig gebliebenen Knochen und Fette zu hochwertigen Industriefetten.

Nr. 40: Das Gebäude an der Ecke zur Hartigstraße beherbergte früher das Postamt Dresden 11, später N 11. Zu DDR-Zeiten wurde es ab 1964 Postamt 8011 genannt, nach der Wende jedoch geschlossen. Heute dient das Gebäude als Ärztehaus.

Nr. 43 (Villa Martha): Die zweigeschossige Villa (Foto) entstand 1871/72 als Wohnsitz für den Kammermusikus Alexander Richter und gehört zu den wenigen Villenbauten der Leipziger Vorstadt. Architekten des im Stil der italienischen Neorenaissance gestalteten Gebäudes waren die Gebrüder Ziller aus Radebeul, die sich bei der Fassadengestaltung an den Ideen Gottfried Sempers orientierten. Ursprünglich besaß das Haus zur Straßenseite einen Balkon und eine Terrasse, die jedoch dem späteren Straßenausbau zum Opfer fielen. 1985 und nach 1990 wurde die Villa saniert.

Goldener Anker (Nr. 45): Die Gaststätte “Zum Goldnen Anker” wurde um die Jahrhundertwende von Gustav Veit im Wohn- und Geschäftshaus Leipziger Straße 45 eingerichtet (Foto). Neben Gaststube und Gesellschaftsraum gehörte auch eine Gartenwirtschaft auf der Elbseite dazu. Mehrfach wechselten die Besitzer, die das Lokal als Schankwirtschaft Goldener Anker bzw. Restaurant Goldener Anker bezeichneten. In den 1930er Jahren kam die Gaststätte in den Besitz der Familie Feist und existierte noch bis in die Nachkriegszeit.

Gaststätte “Zur Einheit Deutschlands” (Nr. 51): Die kleine Schankwirtschaft “Zur Einheit” war eines von zahlreichen Arbeiterlokalen der Leipziger Vorstadt. Gegründet wurde sie bereits vor dem Ersten Weltkrieg von Julius Missbach, der sie "Gaststätte zur Einheit" nannte. Unter diesem Namen blieb sie bis 1989 geöffnet. Für Aufsehen sorgte in den Wendemonaten 1989/90 die Umbenennung in “Zur Einheit Deutschlands”, mit der den zunehmenden Forderungen nach der deutschen Wiedervereinigung Rechnung getragen werden sollte. Seit 1993 befindet sich in den Räumen ein Küchenstudio.

Lackfabrik Gebrüder Stintz (Nr. 51): Das Unternehmen wurde 1883 von den Brüdern Traugott und Hermann Stintz gegründet und stellte zunächst hauptsächlich Öllacke und Spirituslacke für die Spielwarenindustrie her. Produktionstandorte waren das Hintergebäude der Leipziger Straße 51 und die Querallee 8 in der Nähe des Neustädter Bahnhofs. 1921 trat Traugotts Sohn Max, ein studierter Chemiker, in die Firma ein. Fortan konzentrierte man sich auf die Herstellung von Speziallacken, Appreturen und Steifen für die Hutindustrie. Diese Spezialisierung ermöglichte die Erweiterung des Absatzgebietes, so dass Stentz´ Produkte sogar nach Südamerika und Australien geliefert wurden.

1945 entstanden auch an den beiden Lackfabriken erhebliche Schäden. Dennoch konnte die Herstellung bald wieder aufgenommen werden. Im Zuge der Umstrukturierung der DDR-Wirtschaft wechselte Ende der 1950er Jahre das Produktprofil hin zu Lacken für das grafische Gewerbe. 1972 wurde die Firma Gebrüder Stintz verstaatlicht. Heute existiert das Unternehmen nicht mehr.

Galerie Nord (Nr. 56): Die in einem Ladenlokal untergebrachte Galerie für bildende Kunst entstand als erste Dresdner Stadtbezirksgalerie im Jahr 1974. Initiatoren waren die Künstler Joachim Böttcher, Veit Hofmann, Marlies Lilge, Stefan Plenkers, Rainer Zille und anderere. Zwei Jahre später konnten weitere Räume im Nachbarhaus Nr. 54 angemietet werden. Nach Umbauten standen fortan fünf Galerieräume für wechselnde Kunstausstellungen zur Verfügung. Zudem fanden häufig kleinere Konzerte und Lesungen statt. Nach 1990 geriet die Kulturstätte jedoch in finanzielle Schwierigkeiten und wurde am 20. Juli 1991 geschlossen. Anschließend nutzte bis 1996 die Künstlergruppe Dresdner Sezession 89 die Räume, die heute gewerblichen Zwecken dienen.

Gasthof “Stadt Bremen” (Nr. 58): Die Gaststätte ging auf den alten Neudorfer Gasthof zurück, der bereits 1619 das Schankrecht bekommen haben soll. Ursprünglich hieß dieser zur besseren Unterscheidung zu einem weiteren Lokal im Dorfkern “Oberer Gasthof” und wurde vor allem von durchreisenden Fuhrleuten besucht. 1856 ist erstmals der Name “Stadt Bremen” erwähnt. Das ein Jahr später auf den Fundamenten dreier kleinerer Häuser als Tanz- und Ballsaal erbaute Gebäude Leipziger Straße 58 (Foto um 1900) wurde bis Anfang der 1920er Jahre als Vergnügungslokal genutzt, bevor 1928 das Kino “Lichtspiele Stadt Bremen” (ab 1929 “Astoria”) mit ca. 400 Plätzen einzog. Außerdem gab es im Erdgeschoss die Gaststätte “Bremer Biertunnel”. Weitere Räume im Haus dienten zeitweise als Kaffeerösterei. Im hinteren Grundstücksteil hatte ein Photographisches Atelier sein Domizil.

Das Filmtheater blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst bestehen und wurde ab 1966 Jahre als Programmkino und für Vorführungen des des Camera-Programms des Staatlichen Filmarchivs der DDR genutzt. 1970 wurde es geschlossen. Der Saal diente dann von 1978 bis 1993 als Probebühne des Staatsschauspiels. Nach mehrjährigem Leerstand und Verfall konnte das Haus 1993 verkauft und saniert werden. Eine hier eingerichtete Gaststätte schloss jedoch bereits kurze Zeit später wieder. Im Anschluss nutzte ein Party-Veranstalter das Haus unter dem Namen “Der Nachtgarten” für verschiedene Veranstaltungen. 1996 zog das lateinamerikanische Kulturzentrum “Casa Latina” in die Räume und organisierte im Saal Tanzkurse. Heute befindet sich hier das China-Restaurant “Sonne”.

Waffelfabrik Seim (Nr. 70):Das Grundstück war ab 1923 Sitz der Süßwarenfabrik Seim. Das Unternehmen wurde 1890 vom “Bonbonkocher” Ernst Seim gegründet. Hauptsächlich wurden später jedoch Waffeln hergestellt. 1905 hatte die Waffel- und Oblatenfabrik Seim ihren Sitz auf der Windmühlenstraße 8. Wenig später verlegte Seim seine Fabrikation zur Hechtstraße 69. Drei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges bezog Nachfolger Richard Seim das zuvor von der Sächsischen Kofferfabrik "Stabilist" und dem Rohproduktenhändler Julius Gubisch genutzte Fabrikgebäude auf der Leipziger Straße 70. Eine Niederlassung gab es im böhmischen Bodenbach (heute Decin). Ein anderes Familienmitglied, Georg Seim, siedelte 1910 nach Nürnberg über und gründete dort gemeinsam mit seinem Bruider Otto die erste Waffelfabrik der Stadt.

Hauptprodukt des Betriebes waren Waffeln der Marke "Eisblume", die Seim sogar 1908 auf einer internationalen Ausstellung präsentierte. 1923 übernahm Ewald Wagner das Unternehmen. 1945 zerstörten Bomben das Vordergebäude. Die Produktionsräume im hinteren Teil des Grundstücks blieben jedoch erhalten. Auf dem Grundstück siedelte sich später eine Autowerkstatt an. Im Frühjahr 2019 wurde das Areal geräumt und die baulichen Reste der einstigen Waffelfabrik beseitigt. An ihrer Stelle entstand bis 2020 ein Mehrfamilienhaus.

Nr. 72: Auf diesem Grundstück eröffnete 1931 in den Räumen der früheren Möbelfabrik Richard Rentzsch & Co. der Tischler Kurt Schlosser seine Werkstatt, nachdem er zuvor in den Deutschen Werkstätten Hellerau die Kündigung erhalten hatte. Schlosser gehörte viele Jahre dem Betriebsrat dieses Unternehmens an und engagierte sich auch nach 1933 politisch. 1943 wurde er als einer der leitenden Köpfe einer Dresdner Widerstandsgruppe verhaftet und am 16. August 1944 im Hof des Landgerichts am Münchner Platz hingerichtet. Kurt Schlosser leitete zwischen 1927 und 1933 den Sächsischen Bergsteigerchor, der seit 1949 seinen Namen trägt. An ihn erinnert ein am 28. September 2015 vor dem Haus verlegter Stolperstein. Das Gebäude selbst wurde 1945 zerstört und soll 2020 durch Wohn- und Geschäftshaus ersetzt werden.

Kleingartenverein “Am Hafen” (Nr. 75): Die Gartenanlage an der Leipziger Straße entstand 1931 auf einer früheren Grube der Keramikfabrik Villeroy & Boch, die das Unternehmen als Deponie für Scherben und andere Reste der Produktion nutzte. Nachdem diese mit Erde aufgefüllt worden war, wurde das Areal an Sozialfürsorgeempfänger abgegeben, damit diese sich hier mit Obst und Gemüse selbst versorgen konnten. Nach 1945 entwickelte sich aus diesen Parzellen die Gartensparte “Am Hafen”, welche heute 47 Kleingärten und ein Vereinsheim besitzt.

Faunpalast (Nr. 76): Das Gebäude Leipziger Straße 76 wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Gasthof “Stadt Leipzig” eröffnet und war ein bekannter Treffpunkt Neustädter Arbeiter, die hier ihre politischen Versammlungen abhielten. Außerdem fanden im 1895 angebauten, ca. 1.000 Personen fassenden Saal regelmäßig Tanzveranstaltungen und andere Vergnügungen statt. Hinzu kamen eine Kegelbahn ("Neustädter Keglerhaus") sowie eine Stehbierhalle. Zu den Großereignissen im “Stadt Leipzig” gehörte im November 1908 eine Wahlrechtskundgebung gegen das herrschende Drei-Klassen-Wahlrecht sowie am 28. Juli 1914 eine Protestkundgebung der SPD gegen den drohenden Krieg.

Nach dem Ersten Weltkrieg sank die Nachfrage nach großen Ballsälen spürbar ab. Hinzu kam die Konkurrenz ähnlicher Etablissements in der näheren Umgebung. 1923 entschieden sich die Besitzer des Hauses deshalb, im Saal der Gaststätte die “Original Bühnenschau Faun-Lichtspiele” einzurichten. Nach einem großzügigen Umbau durch den bekannten "Kino-Architekten" Martin Pietzsch besaß das 1929 eröffnete Filmtheater ca. 600 Plätze und gehörte damit zu den größeren Dresdner Kinos. Durch die Zerstörung der Filmtheater der Innenstadt war der "Faunpalast" zeitweise nach der "Schauburg" zweitgrößtes Kino der Stadt. Pläne, den Saal auch für Varietévorstellungen zu nutzen, blieben unrealisiert.

1964 erhielt das Kino eine gekrümmte Leinwand, um hier Filme im neuartigen Totalvisions-Verfahren zu zeigen (Cinemascope). Zugleich erfolgte eine Erweiterung der Bühne und einiger Nebenräume. Mit dem Einbau einer modernen Kinomaschine vom Typ "Dresden 21" war der Faunpalast bis zur Eröffnung des Rundkinos an der Prager Straße 1972 das modernste Filmtheater Dresdens. Die Einweihung erfolgte kurz vor Ostern 1964 mit dem Film "Festung am Rhein". Nach einer umfassenden Sanierung des Zuschauerraums in 1982/82 Jahren blieb der "Faunpalast" noch bis 1991 Spielstätte und wurde dann aus baupolizeilichen Gründen geschlossen. Danach nutzten verschiedene Geschäfte das Haus als provisorische Verkaufsstätte bzw. als Lager. Mit Ausnahme des denkmalgeschützten Vorderhauses (Foto links) wurde der ehemalige Ballsaal 2003 abgerissen. An gleicher Stelle entstand ein Supermarkt mit einer Ladenpassage im früheren Kinofoyer.

Firma Carl Stoll (Nr. 78): Das Unternehmen wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Carl Stoll gegründet. Stoll hatte nach bestandener Meisterprüfung die alte Plauener Dorfschmiede übernommen und zu einer Werkstatt für den Bau von Kutschen und Wagen ausgebaut. Das ab 1890 “Dresdner Geschäfts-, Luxus- und Straßenbahnwagenfabrik” genannte Unternehmen baute im Auftrag der beiden Dresdner Straßenbahngesellschaften auch die ersten Straßenbahnen für die Stadt. Nachdem die beengten Verhältnisse in Plauen eine Erweiterung des Betriebes nicht mehr zuließen, verlegte Carl Stoll seine Firma 1898 auf die Leipziger Straße 78.

Hier konnte er seine erfolgreiche Geschäftstätigkeit zunächst fortsetzen. 1901 entwickelte er ein schienenloses Fahrzeug mit elektrischem Antrieb, Vorläufer der späteren O-Busse. Da sich kein Auftraggeber für sein Projekt fand, ließ er auf eigene Rechnung 1902 die “Haidebahn” zwischen Arsenal und Klotzsche errichten, die am 24. März 1903 ihren Betrieb aufnahm (Foto links). Technische und wirtschaftliche Probleme ließen das Unternehmen jedoch scheitern. Bereits 1904 musste Stoll nach dem Scheitern eines weiteren Projekts im rumänischen Hermannstadt (Foto rechts/Wikipedia) den Betrieb wieder einstellen. Der durch diesen Misserfolg und wegfallende Aufträge im Ausland völlig ruinierte Unternehmer beging am 10. Januar 1907 Selbstmord. Sein Sohn Hans-Ludwig Stoll übernahm den väterlichen Betrieb und verlegte ihn nach Wien, wo die Firma noch bis 1914 als Erbauer von O-Bus-Anlagen tätig war. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Räume um 1930 von der Metallwaren-Fabrik Ernst Julius Arnold Nachf. und zuletzt bis zur Demontage 1946 vom Reifendienst Müller & Co. genutzt.


Pieschen:

An der Einmündung der Oschatzer Straße erreicht die Leipziger Straße die Flurgrenze Pieschens. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts waren Pieschen und die Leipziger Vorstadt baulich weitgehend zusammengewachsen. Beide Viertel gehörten zu den dichtbesiedelten Arbeiterwohnorten der Stadt und werden bis heute von mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern, Läden und kleinen Gewerbebetrieben geprägt. 1993 entstand an der Einmündung Leipziger/ Bürgerstraße mit dem “Elbcenter” ein modernes Stadtteilzentrum.

Video: Mit der Straßenbahn von der Oschatzer Straße bis Altpieschen (2009)


Nr. 80 - 88: Auftakt zur folgenden geschlossenen Bebauung bis zur Torgauer Straße bildet das Eckhaus zur Oschatzer Straße (Nr. 80). Der kleine Laden beherbergte einst eine Fleischerei und war dann viele Jahre Filiale der stadtweit bekannten Fischhandelskette Paschky. Zu DDR-Zeiten setzte das "Fisch-Eck Nord" die Tradition fort. Im gegenüberliegenden Eckhaus Nr. 82 (Foto) war einst die Hirsch-Apotheke beheimatet. Nach 1990 gab es hier verschiedene Modegeschäfte. Zu den traditionsreichsten Läden im Stadtviertel gehörte die Firma "Farben-Hitzer", ein Fachhandelsgeschäft für Farben und Tapeten, das aus der 1921 gegründeten Lackfabrik Franz Hitzer & Co. hervorging (Nr. 84).


Zur goldenen Quelle (Nr. 85): Das 1898 erstmals genannte Restaurant wurde von Christian Ludwig Trommer gegründet, wenig später jedoch an Ernst Bauer übergeben ("Ernst Bauer's Restaurant Zur goldnen Quelle"). Das bis Angang der 1990er Jahre ununterbrochen bewirtschaftete Lokal mit Biergarten zur Elbe diente zu DDR-Zeiten zeitweise als Broilerbar des Konsum. In den 1990er Jahren wurde das verfallende Gebäude abgetragen (Foto rechts).

Nr. 90: Das Eckhaus Leipziger Straße 90 / Torgauer Straße beherbergte bereits vor dem Ersten Weltkrieg eine Gaststätte, die 1910 "Kuchengarten" genannt wurde. 1945 fiel das Haus wie auch die angrenzenden Gebäude Nr. 92 und Torgauer Straße 1 und 3 den Bomben zum Opfer. Die Fläche wurde bislang nicht wieder neu bebaut.

Zur Börse (Nr. 95): Die Gaststätte auf der Leipziger Straße 95 war Ende des 19. Jahrhunderts ein Treffpunkt der Pieschener Arbeiter. Hier entstand 1882 der “Sozialdemokratische Verein für Pieschen und Umgebung”, der in den Räumen der “Börse” sein Vereinslokal hatte. Der politisch sehr aktive Verein organisierte regelmäßige Veranstaltungen, für die z.T prominente Redner der Sozialdemokratie eingeladen wurden. U. a. weilten August Bebel, Wilhelm Liebknecht und Rosa Luxemburg in Pieschen und sprachen hier vor den Arbeitern. Das zu DDR-Zeiten verfallene Haus wurde nach 1990 abgerissen und ein neues Wohn- und Geschäftshaus ersetzt.

Nr. 99: Das markante Eckgebäude am Abzweig des Elberadwegs unmittelbar an der Pieschener Molenbrücke entstand um 1900 als Kopfbau der Häuserzeile Leipziger Straße 99 bis 111 im zeittypischen Stil des Historismus. Im Erdgeschoss befand sich von Beginn an ein Restaurant, welches sich ab 1914 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Besitz der Familie Saupe befand. Nach 1990 wurde es einige Jahre unter dem Namen "Elbhütte" geführt, später als russisches Spezialitätenrestaurant "Olga" und jetzt als türkisches Lokal "Bosporus".

Nr. 101-111: Auch die angrenzenden Gründerzeithäuser wurden von Beginn an als Wohn- und Geschäftshäuser konzipiert und bilden an der platzartigen Abzweigung von Bürgerstraße und Mohnstraße das Pieschener Stadtteilzentrum. 1895 entstand das Doppelhaus Nr. 103/105 mit Läden im Erdgeschoss. Im 1904 errichteten Mietshaus Nr. 107 befand sich früher die Drogerie zum Schwan. Zuvor hatte an dieser Stelle Fiedler´s Restaurant, eines von zahlreichen Alt-Pieschener Gartenlokalen, mit Kaffeegarten und Weinschank gestanden (Bild). Betreiber war der Pieschener Schmiedemeister Carl Fiedler, das das Lokal im Nebenerwerb bewirtschaftete. Der nach dem Abbruch von Ernst Dreßler gestaltete Neubau erhielt neben einer zeittypischen Klinkerfassade interessante Treppenhausmalereien, die bis heute erhalten sind.

Pieschener Gesellschaftshaus (Nr. 109): Das Lokal befand sich im Erdgeschoss des 1903 erbauten Wohn- und Geschäftshauses Leipziger Straße 109 und besaß einen großem Gesellschaftssaal, welcher für verschiedenste Veranstaltungen genutzt wurde. Vor dem Ersten Weltkrieg fanden hier regelmäßig große Sonntagskonzerte und Tanzveranstaltungen statt. Außerdem war das Haus Vereinslokal des Männer-Turn-Vereins Dresden-N. 1879. Zeitweise war die Gaststätte auch unter dem Namen "Duttlers" (nach dem Inhaber Gottfried Duttler) bzw. bis zur Schließung 1957 als "Elbblick" bekannt. 1997 wurde in den Erdgeschossräumen die “Pälzer Stubb” mit Vinothek typisch Pfälzer Gastronomie eingerichtet (Foto: Werbepostkarte des “Pieschener Gesellschaftshauses”).

Hafenschänke (Nr. 108): Diese Gaststätte an der Ecke Leipziger/ Rehefelder Straße gehörte zu den preiswerteren Pieschener Lokalen und entstand Ende des 19. Jahrhunderts. Um 1900 wurde sie vom Fleischermeister Ewald Paul Mai betrieben. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm Max Merbitz das Lokal und ließ das Haus 1918 umbauen. Neben den Gaststättenräumen gab es im Erdgeschoss auch eine Fleisch- und Wurstwarenhandlung, im Obergeschoss befanden sich Wohnungen

Besonders die im Pieschener Elbhafen beschäftigten Männer nutzten das Lokal mit seinem Biergarten. Zudem war die Gaststätte Versammlungslokal der Dresdner Geflügelzüchter. 1906 wurde in der Hafenschänke der Klub der Maltesertaubenzüchter Deutschlands gegründet. Hier war auch der Mittelpunkt des erstmals 1923 begangenen Pieschener Hafenfestes. Nach 1945 wurde die Hafenschänke geschlossen, blieb als Gebäude jedoch noch bis 2009 erhalten. 2016 entstand an ihrer Stelle die Wohnsiedlung "Markus-Projekt" mit der neu angelegten Hans-Fromm-Straße.

Deutscher Kaiser (Nr. 112): Das Konzert- und Ballhaus an der Leipziger Straße 112 entstand 1883 für den Gastwirt Gustav Reißig und war nach der Jahrhundertwende wichtigstes Versammlungslokal der Pieschener Arbeiter. Zum Haus gehörte ein Konzert- und Biergarten, ein großer Speisesalon sowie ein in einem separaten Gebäude befindlicher Ballsaal. Am 11. Dezember 1911 sprach hier Rosa Luxemburg auf einer Wahlkampfveranstaltung. Außerdem fanden regelmäßig Tanz- und Varietéveranstaltungen, Theateraufführungen, Konzerte sowie Vereinstreffen statt. Eine 1989 vom Dresdner Künstler Martin Hänisch angefertigte Gedenktafel befindet sich derzeit im Archiv der Rosa-Luxemburg-Stiftung Dresden.

Ab 1910 gab es zudem ein Kino, welches zunächst Varieté- und Lichtspieltheater Deutscher Kaiser, später Deutsche-Kaiser-Lichtspiele genannt wurde und über 600 Plätze bot. Nach seiner Schließung um 1930 diente das Gebäude bis 1945 als Produktionsstätte einer Hutfabrik. Auch die Gaststätte wurde nach 1945 geschlossen, blieb als Gebäude jedoch erhalten und wurde zuletzt von einem Pizzaservice genutzt. Lediglich der beim Luftangriff 1945 beschädigte Saalbau musste abgerissen werden. 2019 erfolgte auch der Abbruch des früheren Gaststättengebäudes zugunsten neuer Wohnhäuser und eines Einkaufsmarktes.

Elbcenter mit Sparkassenmuseum (Nr. 116-120): Das moderne Geschäftshaus entstand 1993/94 auf dem Grundstück Leipziger / Rehefelder / Bürgerstraße und nimmt auch das Areal der heute nicht mehr benannten Schiffsstraße ein. Neben Ladengeschäften im Erdgeschoss befinden sich in den oberen Etagen Büro- und Wohnräume. Zeitweise gab es hier auch eine Gaststätte. Außerdem besteht eine Postfiliale. Heute wird das Gebäude u.a. von der Ostsächsischen Sparkasse genutzt.

Sparkassenmuseum: Einige Räume im zweiten Obergeschoss des "Elbcenters" beherbergten von 1999 bis 2015 das von einem ehemaligen Angestellten gegründete Dresdner Sparkassenmuseum mit einer Sammlung historischer Dokumente und Sachzeugen aus der Geschichte des Kreditinstitutes. Zu sehen waren u.a. alte Rechenmaschinen und die ersten DDR-Geldautomaten. Zudem waren in dem in der Regel nur nach Voranmeldung zu besichtigenden Museum über 500 historische Sparbücher aus ganz Deutschland, alte Kundenverzeichnisse und frühere Zahlungsmittel ausgestellt. Auch die ersten DDR-Kreditkarten, Plakate, Spardosen und Werbemittel gehören zum Bestand. Zu den besonderen Exponaten gehört ein Kontrollkasten der Dresdner Wach- und Schließgesellschaft, in dem der Nachtwächter nach seiner Runde eine Markierung machte. Da die Räume anderweitig benötigt wurden, schloss das Museum 2015 seine Pforten. Ein Teil der Exponate wird temporär in der Hauptfiliale der Ostsächsischen Sparkasse Dresden am Güntzplatz gezeigt.

Zur goldenen Weintraube (Nr. 122): Das kleine Lokal befand sich in einem der älteren Gebäude am Rande des Pieschener Dorfkerns. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Ort zu einem beliebten Ausflugsziel der Dresdner, was zur Gründung zahlreicher Wein- und Ausflugslokale führte. Neben den zeittypischen Gast- und Gesellschaftsräumen gehörte auch eine Weinhandlung und ein Gartenbereich zum Lokal. Um 1890 warb Besitzer Friedrich Franze mit einem "fein decorirten Gesellschaftssaal" und einem "schönen schattigen Garten mit heizbarer Marquise". Die Gaststätte existierte bis Ende der 1920er Jahre. 1930 wurde sie mit der gesamten Häuserzeile zwischen der heute nicht mehr existierenden Schiffstraße und der Mohnstraße abgerissen.

Moltke-Apotheke (Nr. 150): Das Gründerzeithaus an der Einmündung der Robert-Matzke-Straße entstand 1897/98 und war, wie die meisten in dieser Zeit an der Leipziger Straße entstandenen Häuser von Beginn an als Wohn- und Geschäftshaus geplant. Während sich in den oberen Etagen Wohnungen befanden, gab es im Erdgeschoss zwei Ladenlokale, die als Apotheke und Filiale des Süßwarengeschäftes Richard Selbmann genutzt wurden. Die 1902 eröfnete Apotheke trug zunächst nach der angrenzenden Moltkestraße (heute Robert-Matzke-Straße) den Namen Moltke-Apotheke und befand sich im Besitz des Apotheker Dr. Heinrich Kappes, der zuvor das Gebäude erworben hatte. Im Obergeschoss gab es in den 1930er Jahren eine Kinderarztpraxis.

Spätere Besitzer änderten den Namen der Apotheke in Pfauen-Apotheke. Durch fehlende Werterhaltung verfiel das Gebäude jedoch zu DDR-Zeiten und wurde schrittweise freigezogen. Als einer der letzten Mieter verließ die Pfauen-Apotheke 1994 das Haus und verzog ins nahegelegene Elbcenter. Nach mehrfachem Besitzerwechsel erfolgte 2019/20 die Sanierung.

Zur guten Quelle (Nr. 156): Das zweistöckige Haus unmittelbar gegenüber dem Straßenbahnhof Mickten, welches jedoch noch zur Pieschener Flur gehört, diente ab 1898 als Gaststätte "Zur guten Quelle". Besitzer war Robert Anton, der für sein Lokal auf der damaligen Leipziger Straße 20 mit geräumigen Lokalitäten, einem Gesellschaftszimmer, einer Asphalt-Kegelbahn und einem großen schattigen Garten warb. Die Gaststätte blieb bis nach dem Zweiten Weltkrieg in Familienbesitz, wurde später von der HO übernommen und als "Express Mickten" bis 1990 betrieben. Nach 1990 erfolgte eine Sanierung des Hauses und der Umbau zu zwei Ladenlokalen.


Mickten:

Klax (Nr. 131): Das kleine Gebäude an der Einmündung zur Sternstraße diente ursprünglich als Wohnhaus; im Erdgeschoss befand sich eine Fleischerei. Später wurden die Räume als Imbiss genutzt. 1990 erwarb der bekannte Dresdner DJ und Partyveranstalter Wolfgang "Wolle" Förster das Haus und richtete hier die Nachtbar "Klax" ein. Ursprünglich war in den Räumen eine Spielothek geplant, woran noch heute der Name (nach einem Spielautomatenmodell) erinnert. Als Nacht- und Stripteasebar ist das "Klax" heute Dresdens wohl bekanntestes Lokal seiner Art.

Straßenbahnhof Mickten (Nr. 133): Der Straßenbahnhof Mickten entstand 1892/97 und war bis 1930 zugleich Ausgangspunkt der schmalspurigen Lößnitzbahn nach Radebeul. Zur Anlage gehörten neben dem Verwaltungsgebäude an der Leipziger Straße mehrere Fahrzeughallen und Werkstätten, die das gesamte Areal zwischen Leipziger, Stern- und Franz-Lehmann-Straße einnehmen. Während in der zentralen Wagenhalle Fahrzeuge der Dresdner Straßenbahn abgestellt und gewartet wurden, nutzte die schmalspurige Lößnitzbahn die hölzerne Wagenhalle an der Lommatzscher Straße. Zum Komplex gehörte ein umfangreiches regel- und schmalspuriges Gleisnetz sowie zwei Schiebebühnen, über welche die Straßenbahnfahrzeuge zu den jeweiligen Abstellgleisen befördert wurden.

Mit Umstellung der Lößnitzbahn auf die Dresdner Stadtspur wurden deren Anlagen nicht mehr benötigt und fortan als Kfz-Werkstatt für Busse und Lkw der Verkehrsbetriebe genutzt. 1992 schlossen die Dresdner Verkehrsbetriebe den Straßenbahnhof und verkauften das Areal vier Jahre später an einen privaten Investor. Nach jahrelangem Leerstand und der Übergabe an neue Eigentümer entstand in der unter Denkmalschutz stehenden großen Wagenhalle 2009 ein Einkaufszentrum. Zahlreiche Nebengebäude und die frühere Lößnitzbahnhalle wurden ganz oder teilweise abgerissen und in die Neugestaltung des Areals integriert. Das frühere Verwaltungsgebäude beherbergt ein Ärztehaus, Büros und Wohnungen.

Gasthof Mickten (Nr. 170): Die Schankwirtschaft entstand Ende des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Ausbau des Stadtteils Neu-Mickten an der Leipziger Straße 10 (heute Nr. 170). 1889 befand sie sich im Besitz des Gastwirts Karl Mäser und bot als Ausspanne an der wichtigen Fernstraße sogar Übernachtungsmöglichkeiten. Um die Jahrhundertwende warb das Lokal mit "gutbürgerlichem Mittagstisch" und wöchentlichen Schlachtfesten. Auch nach 1945 blieb der Gasthof zunächst in Privatbesitz, wurde dann von der HO übernommen und bis zur Wende als Milchbar Mickten genutzt. Heute ist hier eine Spielothek untergebracht.


Trachau:

Nach dem Ausbau der neuen Meißner Poststraße über Trachau entstanden hier außerhalb des Dorfkerns einige neue Häuser, darunter der 1787 gegründete Gasthof. Im Folgejahr baute der aus Serkowitz stammende Schmied Johann Christoph Wenzel eine Schmiede, der bald weitere Handwerker- und Häusleranwesen folgten. Die Schmiede musste 1898 dem Wohnhausneubau Leipziger Straße 206 weichen. Weitere mehrgeschossige Wohnhäuser folgten nach 1900 und veränderten das einstige Ortbild.


Tabakfabrik A. R. Jedicke & Sohn (Nr. 153/55): Das Wohn- und Geschäftshaus Leipziger Straße 153/55 (Foto) wurde 1899 für den Zigarrenfabrikanten Friedrich Otto Jedicke errichtet. Mit der Ausführung des Baus beauftragte er den Kaditzer Architekt Emil Rösler. Das Gebäude entstand als Kopfbau einer geschlossenenen Häuserzeile und wurde nach seiner Fertigstellung 1900 vermietet. Im Hintergebäude betrieb der Eigentümer die Zigarrenfabrik A. R. Jedicke & Sohn. In Anspielung an die “Internationalität” dieser Branche zieren das Haus Reliefköpfe verschiedener menschlicher Rassen. Eine zweite Zigarrenfabrik mit Namen "Gebrüder Jedicke" gab es ab 1900 auf der Leipziger Straße 224 (heute Pettenkoferstraße 10).

Das Unternehmen war bereits 1886 in der Leipziger Vorstadt von den Brüdern Friedrich Otto und Hermann Jedicke gegründet worden und verlegte seinen Sitz aus Platzgründen 1889 nach Trachau. In diesem Jahr 1889 genehmigte die damals noch selbständige Gemeinde Trachau den Bau einer Wohnvilla (Villa Louise - Nr. 151) und eines Fabrikgebäudes (Nr. 153/55) auf dem Grundstück. 1929 wurde der Firmensitz zur Holbeinstraße 36 in die Johannstadt verlegt, wo sie bis zur Zerstörung 1945 unter gleichem Namen weiterproduzierte. In den nun nicht mehr benötigten Räumen in Trachau richtete die Stadt Dresden 1930 ein Asyl für Obdachlose ein. Seit 1945 werden die Gebäude als Wohnhäuser genutzt und 2012 saniert.

Nr. 159: Das Eckhaus zur Micktener Straße entstand Ende des 19. Jahrhunderts an der Einmündung der Micktener Straße. Ab 1892 befand sich hier eine Filiale der 1855 von August Julius Bernhard Hecker gegründeten Eisen- und Kurzwarenhandlung Hecker's Sohn. Außerdem hatte in diesem Gebäude für einige Jahre die Reichspost eine Filiale. Im Obergeschoss lebte um 1900 der Schneidermeister Franz Hummitzsch, Vorsitzender des Radfahrerverein für Trachau und Umgegend. Nach 1990 bezog eine Filiale der Deutschen Bank die Erdgeschossräume.

Nr. 163: Das zweistöckige Wohn- und Geschäftshaus war vor 1945 Sitz der Adler-Drogerie von Paul Berner. Zu DDR-Zeiten befand sich hier eine sogenanntes "Mach-Mit-Zentrum" mit Selbsthilfewerkstatt, in dem sich Bürger Werkzeuge und Geräte für kleinere Bau- und Reparaturarbeiten ausleihen konnten.

Zur Münze (Nr. 181): Das um 1900 erbaute Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke zur Bunsenstraße (im Bild rechts) befand sich viele Jahre im Besitz der Familie Pfennig, die hier, wohl in Ableitung ihres Nachnamen, das Lokal "Zum Pfennig" betrieb. Um 1910 warb die Schankwirtschaft mit "musikalischer Unterhaltung und angenehmem Familienaufenthalt". Auch nach 1945 gab es hier eine Gastwirtschaft, nach 1990 unter dem Namen "Saustall" bzw. "Almhütte" mit österreichischer Küche. 1997 wurde das Gebäude saniert.

Nr. 187: Das moderne Gebäude entstand 2016 an Stelle eines abgerissenen Vorgängerbau und wurde vom Architekten Michael Koenitz entworfen. Das Einfamilienhaus ist unter Einsatz von Naturmaterialien gestaltet, Bauherr war der Gastronom Jujhar Singh, Inhaber mehrerer indischer Restaurants in Dresden.

Nr. 210: 1899 ließ der Eigentümer des Grundstückes Leipziger Straße 210 Heinrich Moritz Berger an der Einmündung der Henricistraße ein repräsentatives Wohn- und Geschäftshaus im Stil des Historismus errichten (Foto links). Mit der Ausführung wurde der Kaditzer Architekt Emil Rösler beauftragt, der an verschiedenen Wohn- und Geschäftshäusern im Dresdner Nordosten beteiligt war. Im Gegensatz zur Dresdner Bauordnung durften in Trachau auch Stuckornamente an der Fassade angebracht werden. Die Reliefs zeigen zum Teil Jugendstilornamente und sind bis heute erhalten geblieben. In den Anfangsjahren gab es im Erdgschoss eine Gastwirtschaft (Schankwirtschaft von Rotzsche). Heute dienen die Räume als Ladenlokal.

Weinschänke Kockel (Nr. 212): Die kleine Schänke wurde um 1860 eröffnet und war bis 1888 im Besitz eines Trachauer Winzers, der hier einen Ausschank betrieb. 1929 wurde das Haus zugunsten der Wohngebäude Leipziger Straße 212/214 abgerissen. Im Gegensatz zu den meisten Nachbarhäusern aus der Gründerzeit besitzt der Neubau eine expressionistische Fassade.

Elisabeth-Apotheke (Nr. 218): Das Gebäude an der Leipziger Straße 218 entstand 1899/1900. Für den Bau musste eine der alten Scheunen des Dorfkerns und das frühere Blumenbergische Gut weichen. Das dreigeschossige Wohn-und Geschäftshaus wurde im Erdgeschoss zunächst von einer Bäckerei genutzt, deren Besitzer Arthur Gierisch hier das beliebte “Café Germania” betrieb. Seit 1921 befindet sich in den Räumen die Elisabeth-Apotheke, erste Trachauer Apotheke. Gründer war der Apotheker und Nahrungsmittelchemiker Dr. Max Heinze, der sein Geschäft am 1. Oktober 1921 eröffnete. Als einzige Dresdner Apotheke blieb die Elisabeth-Apotheke auch zu DDR-Zeiten in Privatbesitz. Neben dem üblichen Medikamentenangebot wurden hier auch homöopathische Präparate hergestellt und verkauft.

Größere Umbauten in den Räumen erfolgten 1980/81 und 1991. Im Inneren stellt ein von Alfons Garn geschaffenes Kupferrelief das Leben der Heiligen Elisabeth und die Bedeutung der Pharmazie dar. Garn ist auch Schöpfer des zweiten Wandbildes “Lebensbaum”.

Goldenes Lamm (Nr. 220): Der Gasthof entstand als erstes Gebäude auf Trachauer Flur an der neu angelegten Poststraße und erhielt am 13. Juni 1787 die Schankkonzession. Besitzer war der Häusler und Fleischer Johann Gottfried Ockert. Seit 1839 tagte hier auch der Trachauer Gemeinderat. 1881 wurde der alte Gasthof “Zum Lämmchen” durch den damaligen Besitzer Hermann Heinrich Hanke in heutiger Gestalt neu aufgebaut und in diesem Zusammenhang in “Goldenes Lamm” umbenannt (Foto links). Im Jahr 1895 entstand nach Plänen des Baumeisters Gustav Richard Martin noch ein vergrößerter Tanzsaal. Weitere Umbauten erfolgten 1918.

Der Saal diente in den 1920er Jahren zeitweise auch als Turnsaal des Trachauer Turnvereins und seit 1925 als Kino, wobei die Firmierungen "Lichtspiele Goldenes Lamm" bzw. "Tonfilm-Theater Goldenes Lamm" üblich waren. Ab 1962 wurden die Räumlichkeiten bis 1997 als Domizil des Dresdner Puppentheaters genutzt. Danach stand das Gebäude leer, lediglich im Erdgeschoss befand sich noch eine kleine Gaststätte.

2005 übernahm die Freie Evangelische Gemeinde das Haus, um hier ihr Gemeindezentrum einzurichten (Foto rechts). Nach erfolgter Sanierung konnte dieses im September 2007 eröffnet werden. Neben dem Kirchensaal mit ca. 230 Plätzen stehen weitere Räume für die Gemeinde- und Jugendarbeit der Freikirche zur Verfügung. Im Unterschied zur evangelisch-lutherischen Kirche werden ausschließlich Erwachsene nach entsprechendem Bekenntnis zu Christus getauft.

Nr. 230/232: Auch diese beiden Wohnhäuser entstanden kurz vor der Eingemeindung Trachaus und tragen zum städtischen Erscheinungsbild der früheren Vorstadt bei. Die Fassaden wurden ganz im Stil der Zeit mit neogotischen und Jugendstilornamenten verziert und mit farbigen Klinkern verkleidet. Derartige Fassadengestaltungen finden sich an zahlreichen Trachauer Wohn- und Geschäftshäusern im alten Ortskern.

Trachauer Markthalle (Nr. 242): Das einstöckige Gebäude befindet sich gegenüber dem heute als "Theaterhaus Rudi" genutzten Neukaditzer Gasthof und diente ursprünglich als Verkaufsstelle für Waren des täglichen Bedarfs. Später wurde es als Obst- und Gemüsehandel genutzt. Nach dem Abriss des Nachbarhauses 1986 erwarb der private Inhaber auch dieses Grundstück und nutzte es als Parkplatz. Nach 1990 bezog eine Gaststätte die ehemaligen Verkaufsräume, bevor 2007 die Familie Keyl das Haus sanieren ließ und dort eine Produktionsstätte für Speiseeis einrichtete. Neben Großabnehmern und Supermärkten betreibt die Firma "Eis-Keyl" heute auch mehrere Filialen in Dresden und Radebeul.

Nr. 258: In diesem Haus wurde am 15. August 1878 der Maler Otto Fischer (1878-1858) geboren, der sich seit 1907 nach seinem Geburtsort Fischer-Trachau nannte. Nach seinem Studium an der Kunstgewerbeschule und der Kunstakademie arbeitete er ab 1908 freischaffend in Hamburg, später in Leipzig. Bekannt wurde er vor allem als Raumkünstler, der zahlreiche Innenräume für Hamburger Bauten gestaltete. Außerdem schuf Otto Fischer-Trachau expressionistische Gemälde und Zeichnungen, entwarf Plakate und verfasste Artikel für Fachzeitschriften. Zu seinen bedeutendsten Schöpfungen gehört die 2010 wiederhergestellte Ausmalung der Pfeilerhalle des Leipziger Grassimuseums.

Eisenbahnbrücke: Die unmittelbar vor der Stadtgrenze zu Radebeul befindliche Eisenbahnunterführung entstand 1837 und ist eine der ältesten in Deutschland überhaupt. Ursprünglich war sie als gemauerte Sandsteinbogenbrücke ausgeführt, über die die Bahnstrecke Dresden - Leipzig führte. 1898/99 wurde sie deutlich verbreitert und durch eine Eisenkonstruktion ersetzt.

Foto: Die Eisenbahnunterführung Trachau auf einer Lithografie um 1840


Waldvilla (Nr. 300): Das Gasthaus entstand 1875/76 als “Balletablissement Waldvilla Trachau” und wurde von seinem Besitzer Johann Moritz Gebler zu einem der beliebtesten Tanzlokale im Nordwesten Dresdens ausgebaut. Zur Gaststätte gehörten neben dem Saal auch ein großer Gästegarten und eine Kegelbahn. 1922 wurde die “Waldvilla”, von den Anwohnern liebevoll “Wilde Wally” genannt, geschlossen. Das Haus Leipziger Straße 300 war seitdem Firmensitz der Arzneimittelfirma “Li-il GmbH”.



Foto: Blick zur Trachauer “Waldvilla” (Bildmitte) um 1900

Firma Li-il: Das Unternehmen wurde 1910 von Richard Carl Pittlik als “Deutsche Arzneibäderfabrik Li-il Werk” in der Johannstadt gegründet. Der Name leitet sich von den lateinischen Begriffen “Lithium” (wurde als Trägersubstanz für die Essenzen genutzt) und “ilatium” (von außen nach innen) her und weist auf das Grundprinzip der hergestellten Produkte her. Diese von Ärzten, Apothekern und Chemikern entwickelten ätherischen Öle und Badezusätze sollten “von außen nach innen” wirken und galten seinerzeit als neuartige Naturheilmittel, welche in Kurkliniken und ähnlichen Einrichtungen zum Einsatz kamen.

1922 bezog das “Li-il”-Werk die ehemalige Gaststätte “Waldvilla” und stellte hier, ab 1928 unter Leitung von Dr. Ernestine Gabriele Böhme, verschiedene medizinisch-badeheilkundliche Erzeugnisse her, u.a. das bis heute verwendete Camphoderm und Tussidermil. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Fabrik ohne größere Schäden, wurde 1972 jedoch zwangsweise verstaatlicht und 1975 an das Arzneimittelwerk Dresden angeschlossen. 1992 erwarb ein hessischer Unternehmer den Betrieb von der Treuhand und ließ diesen schrittweise modernisieren. Heute werden hier neben traditionellen Gesundheitsbädern und Emulsionen auch verschiedene kosmetische Produkte hergestellt und zum Teil exportiert.


Neukaditz:

Der Stadtteil Neukaditz entwickelte sich ab 1872 auf den früheren Feldern des wüsten Dorfes Gleina, welche später von Kaditzer Bauern bewirtschaftet wurden. Begünstigt durch die industrielle Entwicklung in den Nachbarorten entstanden hier, abseits des alten Kaditzer Dorfkerns, Wohnhäuser, die zum Teil von Genossenschaften, zum Teil auch von privaten Bauherren errichtet wurden. Bemerkenswert ist die ab 1887 entstandene Wohnsiedlung zwischen Leipziger Straße, Kolbe- und Roscherstraße, die zu den ersten genossenschaftlichen Bauvorhaben in Dresden gehörte. Erstes Gebäude war jedoch der heute als Theaterhaus “Rudi” genutzte ehemalige Gasthof “Zum Feldschlößchen”.

Ranke-Drogerie (Nr. 199): Das dreigeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Einmündung zur Rankestraße entstand 1929/30 im Auftrag der Stadtgemeinde Dresden. Markant ist die eingeschossige "runde Ecke", die ursprünglich als Wartehalle für Straßenbahnfahrgäste diente (Foto um 1935). Das ansonsten weitgehend schmucklose Haus wird lediglich durch einen leicht hervorstehenden Erker und die großen Rundbogenfenster des Ladenlokals im Erdgeschoss gegliedert. Zunächst hatte in diesen Räumen der Korbmachermeister Arthur Wenzel seine Werkstatt, bevor wenig später die "Ranke-Drogerie" einzog. Die nach der angrenzenden Rankestraße benannte Drogerie wurde von Alfred Mißbach gegründet und am 1. April 1931 eröffnet. Neben klassischen Drogeriewaren wurden hier auch Fotoapparate und Zubehör verkauft. 1966 übernahm eine frühere Angestellte die Geschäftsleitung und führte das traditionsreiche Unternehmen noch bis 2006 und zog dann zur Industriestraße um. Heute befindet sich in den Räumen das italienische Restaurant “La Dolce Vita”. Bei dessen Einzug wurde die frühere Wartehalle in die Gasträume integriert.

Wohnhausgruppe Nr. 203-209: Die vier Häuser entstanden Ende des 19. Jahrhunderts im Auftrag des Kaditzer Architekten Friedrich August Jähnig und wurden von diesem baukünstlerisch gestaltet. Nach ihrem Fassadenschmuck werden sie als Kaiser-Wilhelm-Haus (Nr. 203), Lutherhaus (Nr. 205), Gustav-Adolf-Haus (Nr. 207) und Kronenhaus (Nr. 209) bezeichnet und stehen als Zeugnisse des Späthistorismus unter Denkmalschutz.

Friedrich-August-Haus: Das Gebäude an der Einmündung Kolbestraße (Kolbestraße 1 / Roscherstraße 2) wurde 1899 als erstes Haus des ein Jahr zuvor gegründeten gemeinnützigen Dresdner Spar- und Bauvereins gebaut. Schirmherr des Bauvorhabens war der damalige Prinz Friedrich August, der 1904 die Nachfolge König Georgs antrat. Friedrich August unterstützte den Unterhalt des Gebäudes mit einer jährlichen Zahlung von 50 Mark. Die Finanzierung des Baus übernahm der Vorstand der Chemischen Fabrik von Heyden, die auch über das Belegungsrecht für fünf Wohnungen verfügte. Das architektonisch anspruchsvoll gestaltete Doppelhaus mit 20 Wohnungen und zwei Ladengeschäften wurde vom Architekten Thüme entworfen und zeigt an der Fassade Anklänge an den Jugendstil sowie Spruchbänder. Eine umfassende Erneuerung fand 1993/94 statt.


Foto: Das Friedrich-August-Haus an der Leipziger Straße. Inschrift am Giebel (links):

“Wer dieses Haus jetzt tadeln will, der stehe nun ein wenig still,

und denk in seinem Herzen frei, ob er ganz ohne Tadel sei”.

https://web.archive.org/web/20220123130059/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Leipziger_Strasse/leipziger_strasse.html

Alexander-Puschkin-Platz

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Der heutige Alexander-Puschkin-Platz wurde 1895 angelegt und ab 1898 nach der Thüringer Stadt Erfurt als Erfurter Platz bezeichnet. Markantestes Gebäude ist die frühere Villa des Holzgroßhändlers Ernst Grumbt, die ab 1949 als “Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft” genutzt wurde. In diesem Zusammenhang erhielt der Platz am 6. Juni 1949 aus Anlass des 150. Geburtstages des russischen Dichters Alexander Sergejewitsch Puschkin (1799-1837) seinen jetzigen Namen. Puschkin gilt als bedeutendster Vertreter der russischen Literatur und schuf verschiedene Dramen, Erzählungen und Romane. 1953 entstand auf einer Brachfläche der Kleingartenverein “Am Erfurter Platz”, der mit seinen 13 Parzellen zu den kleinsten in Dresden gehört.

Villa Grumbt (Puschkinhaus):

Die Villa wurde 1888 als Wohnhaus des Holzgroßhändlers Carl Ernst Grumbt im Stil der Neorenaissance errichtet. Grumbt hatte 1869 in der Leipziger Vorstadt ein Dampfsägewerk erworben und war dadurch zu erheblichem Wohlstand gekommen. Das benötigte Holz kam in der Regel auf dem Wasserweg nach Dresden, wurde hier maschinell verarbeitet und als Baumaterial weiter verkauft. Für seine Verdienste erhielt der Unternehmer den Titel eines Kommerzienrates verliehen und gehörte zeitweise dem sächsischen Landtag, ab 1897 auch dem Deutschen Reichstag an.

Die Entwürfe für die Villa stammen vermutlich von einem Schüler des Architekten Lipsius. Bemerkenswert ist die gut erhaltene Innenausstattung mit Stuckdecken und aufwendigen Holzverkleidungen. Das Haus blieb bis nach 1945 in Familienbesitz, wurde dann jedoch enteignet und zunächst als Offizierskasino der sowjetischen Armee bzw. als Bibliothek genutzt. Am 17. Mai 1949 übergab der damalige Dresdner Oberbürgermeister Walter Weidauer die Villa als “Haus zum Studium der Sowjetkultur” an die Dresdner Ortsgruppe der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, die die Räume bis 1989 als Kultur- und Begegnungszentrum nutzte. Nach der Wende wurde die Villa an die Erben Grumbts rückübertragen, 1993 verkauft und vom neuen Besitzer umfassend saniert. Im Anschluss beherbergte sie bis zur Insolvenz 2012 unter der Bezeichnung “Villa Sofa” ein exklusives Einrichtungshaus für Wohnmöbel.

https://web.archive.org/web/20220525162704/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Strassen_Leipziger_Vorstadt/Alexander-Puschkin-Platz/alexander-puschkin-platz.html


Ballhaus Watzke

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An Stelle des heutigen Ballhauses Watzke an der Kötzschenbroder Straße 1 entstand um 1790 als erstes Gebäude außerhalb des Dorfkerns eine kleine Bauernschänke, welche 1804 aufgestockt und vergrößert wurde. Das Haus gehörte dem Häusler Johann Gottlob Dietzen, der hier eine Branntwein-Destillerie einrichtete. Die erhoffte Schankgenehmigung blieb ihm jedoch verwehrt, so dass er sein Haus für 855 Taler an den Brauer Gottlieb Wilhelm Hübel verkaufen musste. Dieser bekam am 30. September 1821 eine Konzession zum Ausschank und Verkauf von Dresdner Stadtbier und richtete auf dem Grundstück eine Gaststätte ein.

Am 27. Juli 1838 wurde die Gastwirtschaft an Carl Joseph Watzke verkauft, dem sie ihren Namen verdankt. ”Watzkes Bier- und Gartenrestaurant” blieb auch später im Familienbesitz und wurde mehrfach erweitert. Nach Abbruch des alten Hauses (Foto oben) entstand 1897/98 der heutige Bau mit dem großem Ballsaal im Obergeschoss (Foto rechts). Architekt des Gebäudes war Benno Hübel, die Deckenmalerei im Saal stammt von Emil Schulz. Offiziell eröffnet wurde der Neubau am 2. Oktober 1898. Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Ballhaus Watzke größtes und wichtigstes Tanz- und Vergnügungslokal des Dresdner Nordwestens. Die Geschäftsführung oblag Wilhelmine Watzke und ihrem Sohn Paul, ab 1937 seiner Witwe Alma Watzke. Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges dienten die Räume zeitweise als Soldatenquartier.

Da im zerstörten Dresden in der Nachkriegszeit Mangel an geeigneten Räumlichkeiten war, zog 1946 ein Varieté in das Ballhaus ein. Einige Jahre wurde der Gaststättenbetrieb noch aufrecht erhalten, bevor das Ballhaus Watzke im Jahr 1950 geschlossen wurde. Viele Jahre diente das Gebäude nun als Lager der HO für Sportartikel. Erst 1993/96 erfolgte eine umfassende Rekonstruktion des Hauses. Dabei wurde der historische Saal weitgehend originalgetreu wieder hergerichtet. Er wird heute für vielfältige Veranstaltungen genutzt. Im Erdgeschoss entstand eine Gasthausbrauerei, die eigenes Bier produziert (“Watzke-Pils”). Zum Gasthaus gehört auch ein Biergarten unmittelbar am Elbufer. Filialen entstanden am Dr.-Külz-Ring und am Neustädter Markt. 2018/19 erfolgte die Sanierung eines gegenüber des Ballhauses gelegenen kleinen Gebäudes für Verwaltung und Ticketverkauf.


Foto: Der Ballsaal des “Watzke” im Ursprungszustand um 1910 Video: Die Jazzband “Lamarotte” bei einem Auftritt im Ballsaal des “Watzke”

https://web.archive.org/web/20220126082205/http://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Mickten/Ballhaus_Watzke/ballhaus_watzke.html


Die heute Kötzschenbroder Straße genannte Verbindung zwischen Mickten, Kaditz und Radebeul-Serkowitz war einst Teil der bereits im Mittelalter genutzten Landstraße nach Meißen. Im 18. Jahrhundert erhielt diese ihren heutigen Verlauf, womit die bisherige Alte Meißnische Landstraße an Bedeutung verlor. Beginnend am Ballhaus Watzke in Mickten folgte die alte Straße zunächst dem Elbufer, bevor sie an der Trachauer Straße in nordwestlicher Richtung abknickt.

Der auf Kaditzer Flur gelegene nördliche Abschnitt hieß seit 1899 Meißner Straße, der südliche Dresdner Straße. Diesen Namen trug die Straße damals auch in Mickten. Um Namensdoppelungen zu vermeiden, wurden diese Straßenabschnitte nach der Eingemeindung von Kaditz und Mickten zusammengefasst und 1904 nach dem damals noch selbständigen Ort Kötzschenbroda, seit 1935 ein Stadtteil von Radebeul, in Kötzschenbroder Straße umbenannt. An der Stadtgrenze von Dresden geht sie in die Kötzschenbrodaer Straße in Radebeul über.


Mickten:

Noch bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts waren die Flächen an der Kötzschenbroder Straße weitgehend umgebaut. An Stelle des heutigen Ballhauses Watzke (Kötzschenbroder Straße 1) stand ab 1790 als erstes Gebäude außerhalb des Dorfkerns eine kleine Bauernschänke. Auf dem Grundstück Nr. 9 befand sich die Micktener Windmühle, deren Baukörper später in die Brotfarik “Saxonia” einbezogen wurde. Ab 1880 siedelten sich auf dem Areal zwischen Kötzschenbroder und Sternstraße die ersten Fabriken an. Zu diesen gehörte die 1919 auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei gegründeten “Dresdner Flugtechnischen Werkstätten” des Luftfahrtpioniers Alfred Lipfert. Lipfert hatte bereits 1914 die Firma AERO Flugzeugbau GmbH seines verunglückten Freundes Hermann Reichelt in Kaditz übernommen, musste diese jedoch aus wirtschaftlichen Gründen 1919 verkaufen. Auch sein neues Unternehmen hatte keinen langen Bestand. Nach Rückübernahme des Kaditzer Betriebes ging das Unternehmen 1921 in Konkurs.

Mit dem Niedergang der örtlichen Industrie nach 1990 stellten auch die Betriebe an der Kötzschenbroder Straße ihre Produktion ein und wurden daraufhin größtenteils abgetragen. Zwischen 1993 und 1995 wurde auf dieser Fläche das Wohnviertel “Elbvillenpark” mit Stadtvillen gehobenen Stils errichtet. Die geplante Bebauung der übrigen Freiflächen zwischen Kaditz und Mickten konnte bislang jedoch nur in Ansätzen realisiert werden.


Fotos: Blick in die Kötzschenbroder Straße mit dem “Elbvillenpark”

Brotfabrik “Saxonia”: Das Gelände der späteren Brotfabrik “Saxonia” war ursprünglich Standort der Micktener Windmühle, deren Mühlenturm noch erhalten ist. Ende des 19. Jahrhundert wurde der Mahlbetrieb auf Elektrizität umgestellt und die Mühle Teil einer Brotfabrik. Das Unternehmen befand sich ursprünglich im Besitz von C. A. Tippmann, später von Wilhelm Rämisch. Hergestellt wurden hier verschiedene Brotsorten für den Verkauf an Dresdner Händler. Nach 1900 entstanden weitere Gebäude.

Der Betrieb blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst in Familienbesitz, stellte jedoch seine Produktion nach dem Tod des Inhabers ein. Stattdessen übernahm der Elektroningenieur Eberhard Päßler das Gelände und richtete hier seine Firma für Mechanik, Elektrotechnik und Keramik ein. Die Firma war am 11. November 1945 auf der Williamstraße 11 in Naußlitz gegründet worden, musste aus Platzgründen jedoch umziehen. Im Mickten gelang es Päßler, sein Unternehmen zum Hersteller elektrischer Haushaltgeräte (“LAVA”) sowie für Spielwaren (“Motec”) zu erweitern. Der bereits in den 1950er Jahren in eine Kommanditgesellschaft mit staatlicher Beteiligung umgewandelte Betrieb wurde 1972 verstaatlicht und stellte bis zur Liquidation 1991 u.a. Heizplatten, Bügeleisen, Kleingeräte und technisches Spielzeug her (Firma ELKO). Heute wird das Gelände von verschiedenen Kleinbetrieben genutzt.

Elbsalon (Nr. 20): Das Gebäude wurde 1889/90 an der damaligen Meißner Straße 26b für den Restaurateur Max Bachmann als Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Im Erdgeschoss existierte bis 1939 die Gaststätte “Elbsalon”. Danach wurden die Räume als Kantine der nahen Spezialfabrik elektrischer Steuerapparate Gebr. Cruse & Co. genutzt. Nach 1990 befand sich hier zeitweise das in Anlehnung an einen Roman von Agatha Christie gestaltete Restaurant “Orientexpress”. Heute wird das Lokal als Gaststätte “Zum Landstreicher” betrieben.



Foto: Das Restaurant “Elbsalon” auf einer historischen Ansicht von ca. 1910

VEB Kofa Dresden (Nr. 24/26): Das Unternehmen entstand 1884 als Konservenfabrik Wachs & Flößner. Gründer war der Unternehmer Carl Hermann Wachs, der gemeinsam mit seinem Geschäftspartner einen Großhandel für landwirtschaftliche Produkte besaß und in Mickten mit der Herstellung von Obst- und Gemüsekonserven, Marmelade und Konfitüre begann. Wachs besaß zudem die noch heute erhaltene Villa Großenhainer Straße 241.

Nach 1945 wurde der Betrieb verstaatlicht und in VEB Kofa Dresden (Konservenfabrik Dresden) umbenannt. Stammsitz blieb das Areal an der Kötzschenbroder Straße 24/26, Zweigbetriebe gab es auf der Bautzner Straße 13 und der Tharandter Straße 38. Unter den Markenzeichen "Kofa" und "Rotsiegel" wurden vorrangig Obstkonserven produziert, im Neustädter Betriebsteil auch Rohkonserven, eingelegte Gurken und Essiggemüse. Die Reinigung der zu einem Großteil aus dem Borthener Anbaugebiet stammenden Ware erfolgte hauptsächlich in Mickten, anschließend deren Abfüllung und Sterilisierung in Konservengläser. In Spitzenzeiten verließen bis zu 22.000 Gläser pro Tag das Werk. Außerhalb der Saison nutzte man die Anlagen für die Konservierung von Fertiggerichten wie Kohlrouladen und Spaghetti. Bis 1989 beschäftige der VEB Kofa ca. 180 Angestellte.

Nach Auflösung des Kombinats VEB OGS Dresden, dem die "Kofa" zuletzt angehört hatte, stellte man den Betrieb kurz nach der Wende ein. Mitte der 1990er Jahre wurden die Produktionsgebäude mit Ausnahme der Villa (Nr. 26 - Foto)abgerissen.

Elbschlößchen (Nr. 42): Auch in diesem Haus befindet sich seit vielen Jahren eine Gaststätte. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde diese unter Namen "Elbschlößchen Mickten" betrieben und befand sich 1912 im Besitz von Pauline Richter. Das "Elbschlößchen" blieb bis in die 1950er Jahre geöffnet und wurde dann bis zu Schließung als Speisesaal einer benachbarten Firma genutzt. Nach 1990 erfolgte eine Sanierung des Gebäudes und die Neueröffnung des Lokals, zunächst unter dem Namen "Saufnichab - Die Piratenbucht" als maritimes Fischrestaurant. Seit April 2011 trägt das umgestaltete Lokal den Namen "Spitzwegerich - Das Landhaus".

Huy Motorenwerk (Nr. 76): In den 1920er Jahren befand sich auf diesem Grundstück die Firma von Walter Huy, einer von zahlreichen kleinen Motorradherstellern dieser Zeit. Das bereits nach dem Ersten Weltkrieg gegründete Unternehmen besaß um 1920 seinen Sitz am Schlachthofring 2; die Produktionsräume befanden sich auf der Moritzburger Straße 19. Eigentlicher Geschäftszweck war die Herstellung von Fleischereiwerkzeugen und Maschinen. Außerdem betrieb Huy 1923 eine Automobilhandlung und -ausbesserungswerkstatt. Wenig später stieg er mit seinen Geschäftspartnern Arthur Bruno Oskar Winkler, Paul Gahr und Hermann Arthur Thiele in den Bau von Leichtkrafträdern ein und nutzte dafür 1924/25 das Grundstück Kötzschenbroder Straße 76. Allerdings war dem Unternehmen kein Erfolg beschieden, so dass der Motorradbau wenig später wieder aufgegeben wurde.


Kaditz:

Nr. 142: Zu den Baudenkmalen im Stadtteil Kaditz gehört das um 1900 errichtete dreigeschossige Mietshaus Kötzschenbroder Straße 142. Das Gebäude entstand kurz vor der Eingemeindung von Kaditz in Formen des Späthistorismus und besitzt eine repräsentative Putzfassade mit hervorgehobenem Mittelrisalit, die an Bauten der Zeit um 1800 erinnert. Es steht exemplarisch für das Vordringen großstädtischer Bauweisen in die Vororte.

Kaditzer Siedlung (Nr. 160-186): Mitte der 1930er Jahre wurde auf Kaditzer Flur mit dem Bau der „Gemeinschaftssiedlung Kaditz“ begonnen, deren Straßen ihre Namen meist nach alten Flurnamen bekamen. Bis dahin standen hier nur wenige Gebäude in der Nähe des Riegelplatzes, darunter die sogenannte “Waldschule” Kötzschenbroder Straße 140. Außerdem gab es im Bereich Spitzhausstraße einige Kiesgruben zur Versorgung der örtlichen Baustoffindustrie.

In mehreren Bauabschnitten wurden zwischen 1936 und 1942 17 preisgünstige Einfamilien- und Doppelhäuser sowie “Volkswohnungen” errichtet, die ganz im Sinne der nationalsozialistischen Siedlungspolitik bevorzugt an kinderreiche Familien mit geringem Einkommen vergeben wurden. Vorschrift war auch eine Mitgliedschaft im “Deutschen Siedlerbund” und die Vorlage eines “Eignungsnachweises”. Die Gebäude gruppieren sich zwischen Kötzschenbroder Straße, Fürstenhainer Straße und Seewiesenweg um begrünte Innenhöfe und eine namenlose zentrale Platzanlage. An der Kötzschenbroder Straße und im Haus Seewiesenweg 8 gab es zudem kleine Läden. Die Planungen stammen vom Dresdner Stadtplanungsamt unter Leitung des Stadtbaurates Paul Wolf. Heute werden die 1998/2000 renovierten Gebäude als “Familien-Wohnpark Kaditz” bezeichnet (Foto). Weitere Häuser befinden sich in Privatbesitz.

Irmgard-Fischer-Eiche: Die zu den Dresdner Gedenkbäumen zählende Stieleiche steht am Südrand der Kaditzer Siedlung im Vorgarten des Wohnhauses Kötzschenbroder Straße 160. Der Baum wurde 1946 von der Anwohnerin Irmgard Fischer aus unbekanntem Anlass gepflanzt und ist mit einem Gedenkstein markiert: "Stieleiche. Geschützt. Gepflanzt von Irmgard Fischer."

https://web.archive.org/web/20220122212215/http://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Mickten/Strassen_Mickten/Kotzschenbroder_Strasse/kotzschenbroder_strasse.html

Übigauer Schiffswerft

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Die Übigauer Schiffswerft entstand 1873 auf dem Gelände der ehemaligen Maschinenbauanstalt Schuberts und befand sich zunächst im Besitz der Dresdner Frachtschiffahrts-Gesellschaft, die hier hölzerne Kähne baute. Im Januar 1878 erwarb die von Ewald Bellingrath gegründete Dresdner Schifffahrtsgesellschaft “Kette” das Areal mit der bestehenden Schiffsbauerei und spezialisierte sich auf den Bau von Binnenschiffen und Dampfkesselanlagen. 1885 entstand dafür nach Plänen des Ingenieurs Otto Intze ein elf Meter hohe Maschinenbauhalle mit ca. 60 Metern Länge. Das im gleichen Jahr erworbene Schloss diente als Verwaltung des Betriebes.

Bereits 1863 war in Dresden-Neustadt eine weitere Werft gegründet worden, die sich im Besitz der Familie Schlick befand und 1899 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Da in Übigau mehr Platz für den Bau der größer gewordenen Schiffe war, siedelte diese Firma nach Übigau um und vereinigte sich 1905 mit dem bestehenden Unternehmen zur Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft Übigau AG. In diesem Zusammenhang entstanden zahlreiche neue Gebäude und Hallen sowie eine moderne Slipanlage. So wurde 1885/86 die große Maschinenbauhalle, 1895 die Kesselschmiede und 1902 ein neues Kessel- und Maschinenhaus errichtet.


Foto: Die Übigauer Werft um die Jahrhundertwende, ganz rechts der bis heute noch erhaltene historische Drehkran In Übigau wurden neben Rad- und Schraubenschleppern, Frachtkähnen und sonstigen Schiffen auch Kesselanlagen und verschiedene Bagger hergestellt. Auch die technischen Einrichtungen der meisten Elbdampfer stammen aus Übigau und wurden in Laubegast in die dort gebauten Schiffskörper eingesetzt. Bis 1910 wuchs das Unternehmen auf ca. 1.200 Beschäftigte. 1921 arbeiteten bereits 1.500 Arbeiter und Angestellte im Betrieb, der zu diesem Zeitpunkt größte Binnenschiffswerft Europas war. 1924 erwarb die Waggon- und Maschinenbau AG Görlitz die Übigauer Werft. In Folge der Weltwirtschaftskrise geriet das Unternehmen jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten und wurde 1930 stillgelegt.

Zu den für die damalige Zeit ungewöhnlichen Neuerungen gehörte die in Übigau praktizierte enge Zusammenarbeit zwischen der Werft und der Technischen Hochschule. Auf Anregung des TH-Professors Hubert Engels, Inhaber des Lehrstuhls für Wasserbau, richtete man 1892 auf dem Werftareal eine “Anstalt zur Prüfung von Schiffswiderständen und hydrometrischen Instrumenten” ein. Hier konnten in einer Versuchsanlage mit einem eigens errichteten Wasserbecken technische Neuerungen im Schiffs- und Wasserbau praktisch erprobt werden (Foto). Generaldirektor Ewald Bellingrath ermöglichte zudem TH-Professor Gustav Zeuner, seinen Turbinenpropeller mit Kontraktor praktisch auszuführen und in einem Versuchsschiff testen zu lassen. Die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit der Werft endete erst mit deren Schließung 1930.

1935 entschlossen sich drei ehemalige Ingenieure zur Übernahme eines Teils der Werft und gründeten die “Übigau-AG Schiffswerft, Maschinen- und Kesselfabrik”, welche bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hier Motoren, Bagger und Schiffe herstellte. Zugleich richteten die Gebrüder Birke auf dem verbliebenen Restgrundstück eine Fabrik zum Bau von Dampfkesseln ein, so dass nun zwei Nachfolgebetriebe existierten. Während des Zweiten Weltkrieges wurden hier u.a. U-Boot-Teile für Hitlers Marine hergestellt.

Zwei Luftangriffe am 16. Januar und 2. März 1945 richteten große Schäden im Betriebsgelände an. Beide kriegswichtige Unternehmen fielen 1946/47 unter die Enteignungsverfügungen und wurde zum VEB Schiffswerft bzw. zum VEB Dampfkesselbau Dresden-Übigau. Hergestellt wurden u.a. Frachtschiffe für die sowjetische Binnenschifffahrt, Motorgüterschiffe, Schwimmkräne und Pontons. Auch der erste in der DDR gebaute Eisbrecher entstand in Übigau. 1958 wurde die Werft geschlossen und nach Laubegast bzw. Boitzenburg verlegt. Fortan nutzten der VEB TuR (Transformatoren- und Röntgenwerk) sowie der weiter bestehende VEB Dampfkesselbau die Flächen. Bis 1989 befand sich im Übigauer Schloss die Verwaltung des Betriebes. Das Bild rechts zeigt den Eingang zum Betriebsgelände mit einer bis heute erhaltenen Leuchtwerbung.

Die Firma wurde 1990 privatisiert und von der TTU aus Ulm übernommen. In Folge wurden hier in Einzelfertigung komplette Kesselanlagen sowie Zubehörteile für den Schiffsbau produziert und an verschiedene Unternehmen im In- und Ausland geliefert. 1998 musste die Firma jedoch unter Zwangsverwaltung gestellt werden und ging 2001 in Insolvenz. Heute haben auf dem früheren Werftgelände die HSI Turbinenstahlbau Dresden-Übigau GmbH und mehrere Kleinbetriebe ihren Sitz. Am Elbufer erinnert ein alter Drehkran von 1891 an die Geschichte der Übigauer Werft.

Der historische Drehkran (Foto) wurde von den Eisenwerken Hamburg errichtet und geht auf das System des britischen Maschinenbauers William Fairbairn zurück. Der auf einem Sandsteinsockel stehende Kran diente der Umsetzung schwerer Großteile und wurde zunächst von Hand, ab 1904 von einem Elektromotor mit Hilfe einer Kette angetrieben. Mit dem 14 Meter langen Lastenausleger konnten Lasten bis zu 30 Tonnen gehoben werden. Hauptsächlich wurde er zum Einbau der schweren Dampfkessel und Schiffsmaschinen genutzt. Die Gesamthöhe des Krans beträgt ca. 18 Meter. Obwohl der Kran wegen fehlendem Antrieb heute nicht mehr funktionstüchtig ist, steht er als bedeutendes Zeugnis der Industriegeschichte seit 1982 unter Denkmalschutz und wurde 2005 vom Sächsischen Umschulungs- und Fortbildungswerk restauriert.

https://web.archive.org/web/20220419140437/http://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Ubigau/Schloss_Ubigau/Schiffswerft_Ubigau/schiffswerft_ubigau.html

Schloss Übigau

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Schloss Übigau wurde 1724-26 durch Johann Friedrich Eosander (von Göthe) als Lustschloss für den sächsischen Kabinettsminister Jakob Heinrich Reichsgraf von Flemming errichtet. Der Barockbau entstand auf vier ehemaligen bäuerlichen Weinbergsgrundstücken unmittelbar am Elbufer und sollte mit seiner Gondelanlegestelle “Gegenstück” des Wasserschlosses Pillnitz sein. Zudem bildete er den optischen Abschluss einer Allee, die vom Residenzschloss zum Ostragehege führte und heute noch in Fragmenten erhalten ist.

Das wesentlich kleinere Übigauer Schlösschen besteht aus einem zweigeschossigen Hauptgebäude mit neun Fensterachsen und offener Bogenhalle, über der eine Figurengruppe mit dem sächsisch-polnischen Wappen angebracht ist. Ursprünglich plante Eosander noch zwei Seitenflügel, die jedoch nicht realisiert wurden. Vom Schloss führt auf der Elbseite eine Freitreppe in einen kleinen französischen Park und bis ans Elbufer. Einst gehörten zu diesem Park zwei Torhäuser, vier Pavillons, eine Orangerie und verschiedene Wasserspiele, die jedoch der späteren industriellen Nutzung des Geländes zum Opfer fielen. Von den einst zahlreich vorhandenen Figurengruppen und Schmuckvasen sind heute nur noch wenige erhalten geblieben.

1726 kam Schloss Übigau noch vor einer vollständigen Vollendung in den Besitz der Wettiner und war gelegentlich Schauplatz für prunkvolle Hoffeste. So feierte am 28. August 1727 Kaiserin Elisabeth, Gemahlin Karl VI., ihren Geburtstag in Übigau. Ein Jahr später war Preußenkönig Friedrich I. zu Besuch. Zwischen 1733 und 1736 besaß Graf Alexander Joseph von Sulkowski, neben Brühl einer der engsten Vertrauten des Kurfürsten Friedrich August II., das Schloss, welches er als Anerkennung für seine langjährigen Dienste geschenkt bekommen hatte. Später nutzten vor allem die Söhne des Kurfürsten das Lustschlösschen als Jagdaufenthalt. 1753 fand in Übigau ein großes militärisches Lustlager mit Truppenparade und verschiedenen Manöverübungen statt. Ende des 18. Jahrhunderts verloren jedoch die Wettiner das Interesse an ihrem Besitz, so dass das Schloss meist ungenutzt leer stand. Der letzte Besuch eines Mitglieds des Hofes ist für 1770 verbürgt. Stattdessen richteten die Hofgärtner 1783 eine kleine von den Bewohnern der umliegenden Orte gern besuchte Schankwirtschaft ein. 1813 plünderten napoleonische Soldaten das Anwesen und zerstörten den größten Teil der Inneneinrichtung.

1831 erwarb der Dresdner Ratszimmermeister Paul Siemen im Rahmen einer Versteigerung das verfallende Schloss und baute es um. Im früheren Park entstanden die Produktionsstätten der Übigauer Maschinenbauanstalt, die 1836 als “Dresdner Actien-Maschinenbau-Verein” gegründet wurde. 1837 wurde hier nach Plänen von Andreas Schubert das erste sächsische Personendampfschiff “Königin Maria” vollendet und zwei Jahre später die erste deutsche Lokomotive “Saxonia”gebaut. Das Schloss selbst beherbergte neben Büros und Konstruktionsräumen im Obergeschoss auch die Wohnung Schuberts.

Aufgrund der verkehrstechnisch ungünstigen Lage und der fehlenden Schienenanbindung konzentrierte sich die Firma später auf den Bau von Dampfschiffen und -kesseln, ging jedoch 1845 ein. Nachdem zwischenzeitlich eine Dampfmühle, eine Essig-, eine Branntwein- und eine Papierfabrik bestanden, erwarb 1877 die Elbeschiffahrtsgesellschaft “Kette” das Gelände und nutzte es als Schiffswerft, woran ein noch erhaltener Drehkran von 1898 am Elbufer erinnert. Das Unternehmen war um 1910 größte Binnenwerft Europas mit über 1200 Mitarbeitern. Schloss Übigau selbst diente ab 1854 als Wohnhaus der Familie von Oppen, nach dem Ersten Weltkrieg als Verwaltungsgebäude der Werft. Zwischen 1886 und 1916 existierte hier die Gaststätte “Schloßschänke Übigau”.

Die Übigauer Werft bestand bis 1930 und wurde dann in Folge der Weltwirtschaftskrise stillgelegt. Das zum Abbruch vorgesehene Schloss pachtete daraufhin die KPD und nutzte es bis 1933 als Vereinsheim des “Zentralvereins für Arbeitersport Dresden 1885 e. V.” Nach Besetzung und Enteignung durch die neuen nationalsozialistischen Machthaber diente es zeitweise als Wohnhaus der Werftbesitzerfamilie Birke, die zu besonderen Anlässen im Park Bälle und ähnliche Veranstaltungen durchführte. 1945 zog die Verwaltung des VEB Dampfkesselbau Dresden-Übigau in das Schloss. Bis 1990 nutzte das Unternehmen das historische Gebäude. Nachdem 1993 der Verkauf an einen Investor scheiterte, der im Schloss Künstlerateliers einrichten wollte, steht Schloss Übigau seidem leer. Seit einigen Jahren befindet es sich in Privatbesitz. Im Garten wurde 2008 eine kleine Sommerwirtschaft eröffnet. Außerdem finden seit 2019 in den Sommermonaten Freilicht-Theateraufführungen statt. Eine Sanierung des historischen Gebäudes ist geplant.

Video: Eröffnung der Sommerwirtschaft Schloss Übigau am 8. Mai 2008


https://web.archive.org/web/20220520003540/https://dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Ubigau/Schloss_Ubigau/schloss_ubigau.html

Das Dorf Gleina lag einst zwischen Trachau und Serkowitz in der Nähe der heutigen Autobahnauffahrt Dresden-Neustadt. 1250 wurde der Ort erstmals urkundlich als “Glina” erwähnt. Der Name leitet sich vom slawischen Wort für Lehm her, was auf die hiesige Bodenbeschaffenheit hindeutet. Das kleine Dorf bestand nur aus wenigen Gehöften und besaß insgesamt sieben Hufen Land. Unterstellt war die Siedlung dem Meißner Domkapitel. Mehrfach taucht Gleina auch später noch in den Urkunden auf, so im Jahr 1302 und 1350.

Aus welchem Grund die Siedlung von ihren Bewohnern Ende des 14. Jahrhunderts aufgegeben wurde, ist nicht bekannt. Vermutlich spielten wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Die wüsten Felder wurden daraufhin von Kaditzer Bauern übernommen und lange Zeit noch “die Gleinen” genannt. 1633 ist Gleina zum letzten Mal als “wüstes Dorf” in den Urkunden verzeichnet. Seit 1937 erinnert die Gleinaer Straße in der Kaditzer Siedlung nördlich der Kötzschenbroder Straße an den verschwundenen Ort.

https://web.archive.org/web/20220506080515/http://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Kaditz/Gleina/gleina.html

Großenhainer Straße

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Die heutige Großenhainer Straße geht auf die frühere “Haynische Straße” zurück, die schon im Mittelalter die Residenzstadt mit Großenhain verband. Diese wichtige Verbindung hatte ihren Ausgangspunkt am Leipziger Tor (Palaisplatz) und führte über Pieschener und Trachauer Flur weiter nach Großenhain. 1517 ist sie als "der Hainische Weg" erwähnt. Da sie als Poststraße von Bedeutung war, wurden um 1700 auch hier Meilensteine nach Plänen des sächsischen Vermessers Zürner aufgestellt, u.a. am heutigen Trachenberger Platz und am Abzweig Radeburger/ Hansastraße. Leider sind die Steine heute verschollen.

Ende des 18. Jahrhunderts bürgerte sich für diese wichtige Verbindung der Name Moritzburger Chaussee bzw. Berliner Straße ein. Nach 1850 wurde sie im stadtnahen Abschnitt offiziell Großenhainer Straße genannt. In Trachau und Trachenberge bekam sie erstmals 1897 eine Benennung und wurde nach der Kleinstadt Dahlen bei Oschatz Dahlener Straße genannt. 1912 erfolgte die Übertragung des Namens Großenhainer Straße auch auf diesen Abschnitt. Während der der Bahnlinie zugewandte Teil bereits um 1840 als Standort für verschiedene Gewerbebetriebe attraktiv wurde, entstanden die meisten Wohnhäuser der Nordseite erst nach 1890. Ab 1891 fuhren über die Großenhainer Straße die ersten Straßenbahnen, zeitweise sogar mit Gasmotorantrieb, zum Betriebshof Trachenberge und zum Wilden Mann (Foto: Haltestelle Liststraße).

Zu den Firmen, die einst an der Großenhainer Straße ihren Sitz hatten, gehörten u.a. die Nähmaschinenfabrik Clemens Müller, die Zigarrenfabrik Bürckner & Siebmann, die Kammgarnspinnerei Creuznach, die Maschinenfabriken Jahn & Beyer sowie Schilling & Co., die Blechwarenfabrik Mayer & Co., die Farbenfabrik Franz Pillnay, die Chemischen Fabriken Arlt & Borkowski, Hubert und Böhme, die Firma Schriftguß Gebrüder Butter, die Schokoladenfabrik Wilhelm Jentzsch sowie die Likörfabrik Woldemar & Schmidt. Hinzu kamen verschiedene Kleinbetriebe, Händler, Handwerker und Verkaufseinrichtungen. Fast alle größeren Unternehmen gingen nach 1945 in Volkseigenen Betrieben auf, von denen hier nur der VEB Typoart als Hersteller von Druckformen sowie die Firma DHZ Maschinenbau (ehem. Eisenwaren und Ofenbau Klotz) erwähnt werden sollen.


Leipziger Vorstadt:

Ihren Ausgangspunkt hat die Großenhainer Straße am Neustädter Bahnhof. Unmittelbar an der Eisenbahnunterführung erinnert eine Gedenktafel an den Ingenieur Theodor Kunz, der maßgeblich am Bau der für die weitere Entwicklung dieses Stadtteils wichtigen Eisenbahnstrecke nach Leipzig beteiligt war. Der folgende Abschnitt ist von verschiedenen gewerblichen Unternehmen geprägt. Hinzu kommen Wohn- und Geschäftshäuser unterschiedlichsten Baustils. Markantestes Gebäude ist die am Großenhainer Platz gelegene St.-Petri-Kirche. Unweit der Kirche erinnert ein aus dem 19. Jahrhundert stammender Taubenturm an die ländliche Vergangenheit des Stadtteils. 1925-30 entstand zwischen Großenhainer, Hansa- und Conradstraße eine größere Wohnanlage durch die Eisenbahner-Wohnungsbau-Genossenschaft (Foto). Die sogenannte "Hansasiedlung" besteht aus insgesamt 62 Gebäuden mit ca. 570 Wohnungen und wurde nach Plänen des Dresdner Architekten Curt Herfurth im expressionistischen Stil gestaltet.

VEB Typoart: Das Unternehmen entstand nach dem Zweiten Weltkrieg durch Zusammenschluss mehrerer Schriftgießereien. Zu den Vorläufern gehörte der 1889 gegründete Schriftgußbetrieb von Otto Ludwig Bechert, den 1892 die Brüder Butter übernahmen. Sitz der Firma war zunächst die Großenhainer Straße 92. Nach Umwandlung zur Aktiengesellschaft "Schriftguß AG vorm. Brüder Butter" verlegte der Betrieb 1924/25 seinen Sitz zur Großenhainer Straße 9. Zuvor hatte hier das von Karl August Lingner initiierte Dresdner Hygienemuseum sein Domizil. Neben der Einlagerung der im Rahmen der Internationalen Hygieneausstellung zusammengetragenen Exponate gab es hier um 1920 die Zentralstelle für hygienische Lehrmittel, das Pathoplastische Institut und den Deutschen Verlag für Volkswohlfahrt. Diese Einrichtungen widmeten sich der gesundheitlichen Volksaufklärung sowie der Anfertigung entsprechender Lehrmittel. 1930 fanden Museum und Werkstätten im neu erbauten Deutschen Hygienemuseum ihr neues Domizil.


Im Zuge der Firmenverlegung ließen die Eigentümer der Schriftguß AG die vorhandenen Gebäude modernisieren und erweitern. Der in Form eines Vierseitenhofes gestaltete Komplex verfügte über 4000 m² Nutzfläche und einen eigenen Gleisanschluss. Um 1930 konnte mit 50 Komplettgießmaschinen gearbeitet werden, hinzu kam die Herstellung von Maschinen und Gerätschaften für den Buchdruck. Mit Machtübernahme der Nazis schied 1933 das letzte Mitglied der Familie Butter aus dem Vorstand aus. 1937 erfolgte nochmals eine Rechtsformumwandlung in eine Kommanditgesellschaft (Schriftguß KG).

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb enteignet und 1948 zum VEB Schriftguß Dresden. 1951 ging dieser im VEB Typoart, einem Zusammenschluss mehrerer sächsischer Schriftgießereien auf. Künstlerischer Leiter war bis zu seinem Tod 1963 Herbert Thannhäuser, der mehrere Schriftarten entwarf und weiterentwickelte und für seine Tätigkeit 1960 den Kunstpreis der DDR erhielt. 1970 ging das Unternehmen in den Besitz der SED über und wurde der Zentrag in Berlin unterstellt. 1990 verkauft die Treuhand den Betrieb an den Unternehmer Karl Holzer, der das Produktionsprofil auf Softwareentwicklung und Offsetdruck umstellen ließ, jedoch ohne Erfolg. Mit der Insolvenz 1995 endete die Geschichte von Typoart. Heute haben auf dem Areal mehrere kleinere Unternehmen ihren Sitz.

Schilling & Co. (Nr. 11): Die Armaturen- und Metallwarenfabrik Schilling & Co. wurde 1889 gegründet und hatte ihren Sitz auf der Großenhainer Straße 11. Hergestellt wurden verschiedene Metallerzeugnisse und Armaturen, u.a. patentierte Spundventile für den Brauereibedarf. Zu DDR-Zeiten wurde das Hauptgebäude zum Betriebskindergarten des VEB "Typoart" umgebaut und am 5. Oktober 1983 eröffnet. Heute nutzt die Diakonie Dresden das Areal für die Mobile Arbeit mit Kindern und Familien.

Nr. 19: Auf dem Grundstück hatte vor dem Zweiten Weltkrieg die Maschinenbaufirma Paul Betzmer ihren Sitz, eine Spezialfabrik für Butterformmaschinen. Bis heute wird das Areal gewerblich genutzt.

Thalheims Gasthaus (Nr. 20): Das bis heute erhaltene Gebäude beherbergte bis Mitte der 1920er Jahre unter den Namen "C. Petzold's Restaurant" bzw. "Thalheims Gasthaus" eine Gaststätte mit Pension. Das Lokal warb in Anzeigen für seinen guten Mittagstisch und für "seine bequemen und comfortablen Zimmer á 5 bis 10 Rgr." Für Fuhrwerksbesitzer gab es zudem Stallungen zum Unterstellen der Pferde. Zudem diente das Haus als Arbeitsnachweis und Zahlstelle der Isolierer Dresdens, wurde also vermutlich häufig von reisenden Handwerkern und Gewerbetreibenden genutzt. Nach der Schließung entstanden im Gebäude Wohnungen.

Nr. 28: Das Grundstück wurde 1892 von den Ingenieuren Oskar Schwab und Carl Lührig erworben, die hier ihre 1889 in Leipzig begonnene Entwicklung gasbetriebener Straßenbahnfahrzeuge fortsetzten. Zunächst entstanden verschiedene Testmodelle, die am 28. Juli 1892 ihre erste erfolgreiche Probefahrt absolvierten. 1893/94 folgten weitere Fahrzeuge für den Einsatz auf den Strecken der englischen “Gas Traction Company Ltd.” in London. Schließlich konnten 1894 auch fünf Wagen für die Deutsche Straßenbahngesellschaft in Dresden gebaut werden, die bis zur Betriebseinstellung 1896 als Gasstraßenbahn zwischen dem Albertplatz und dem Wilden Mann verkehrten. Später hatte auf dem Grundstück die Chemische Fabrik Böhme ihren Sitz. Heute dient das Areal an der Einmündung der Petrikirchstraße unter dem Namen "Chemiefabrik" für Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen.

Nr. 29: Auch dieses Grundstück wird seit dem 19. Jahrhundert gewerblich genutzt. 1897 ist hier die Thonwaarenfabrik Seidel u. Sohn ansässig. Später übernahm der Unternehmer Wilhelm Jentzsch die Gebäude und stellte unter dem Markennamen "Eno" in seinem Kakao- und Schokoladen-Werk verschieden Süßwaren her. Nach 1945 kam der Betrieb zum VEB Kombinat Süßwaren Delitzsch. Heute hat auf dem Grundstück die Stahlleichtbau Dresden GmbH ihren Sitz.


Nr. 30: Das Grundstück am Großenhainer Platz befindet sich seit 1885 im Besitz der St.-Petri-Kirchgemeinde. Ursprünglich plante diese, auf dem Areal ein neues größeres Gemeindehaus zu errichten, was jedoch nicht zustande kam. Das vorhandene Gebäude wurde bis zur Zerstörung 1945 als Pfarrhaus genutzt und in der Nachkriegszeit wieder aufgebaut. Im hinteren Teil des Areals befanden sich vor dem Zweiten Weltkrieg die Produktionsstätten der "Dresdener Cognac-Brennerei u. Likörfabrik Saxonia" und der "Dresdener Sodawasserfabrik Máquet", die hier Mineralwasser der Marke "Union-Sprudel" herstellte.


Orgelbau Jehmlich (Nr. 32): Die Orgelbauerwerkstatt wurde 1808 von den Brüdern Johann Gotthold, Gotthelf Friedrich und Carl Gottlieb Jehmlich im Erzgebirgsort Neuwernsdorf gegründet und 1826 nach Dresden verlegt. Johann Gottlieb war hier führend am Umbau der Kreuzkirchenorgel beteiligt und wurde 1836 zum Königlich-Sächsischen Hoforgelbauer ernannt. Unter seiner Regie und der seines Sohnes Carl Eduard entstanden bis 1888 auf dem Firmengrundstück an der Freiberger Straße 14 ca. 60 Orgeln, welche auch in andere europäische Länder exportiert wurden. 1889 übernahmen die Söhne Emil und Bruno Jehmlich das Unternehmen und bauten es weiter aus. Seit 1897 befinden sich die Büro- und Geschäftsräume auf der Großenhainer Straße 32, wo das Unternehmen bis heute von den Nachkommen der Familie fortgeführt wird. 1972 in einen VEB umgewandelt, erhielt Horst Jehmlich seinen Betrieb 1990 zurück.

In den Werkstätten entstanden zahlreiche Orgeln sowohl für sächsische Kirchen als auch für Kirchen und Konzerthallen im In- und Ausland. So baute Carl Eduard Jehmlich im Jahr 1888 die erste pneumatische Orgel Sachsens, welche noch heute in der Kirche in Röhrsdorf bei Wilsdruff zu hören ist. Außerdem erwarb sich die Firma Jehmlich Verdienste bei der Rekonstruktion der noch erhaltenen Silbermannorgeln und war 1964 am Nachbau der Silbermannorgel der Hofkirche beteiligt. In Dresden befinden sich Jehmlich-Orgeln u. a. in der Kreuzkirche, der St. Petri-Kirche am Großenhainer Platz, der Herz-Jesu-Kirche in Striesen, der Thomaskirche in Gruna und in der Pillnitzer Weinbergskirche.

Das Gebäude Großenhainer Straße 32 ist mit seinen verschiedenartigen Balkonen und Erkern auch architektonisch interessant. Errichtet wurde es als Wohn- und Geschäftshaus im Jugendstil. Um 1902 befand sich hier eine Geschäftsstelle der Ortskrankenkasse.

Lackfabrik Franz Pillnay (Nr. 33): Das Unternehmen wurde 1882 von Franz Josef Pillnay (1856-1928) gegründet und hatte seinen Sitz auf dem Grundstück Großenhainer Straße 31-33. Hauptsächlich wurde zunächst neben Holz- und Möbellacken auch Kunstharz, Firnis und Latex produziert. Später spezialisierte man sich auf die Herstellung von Auto- und Schiffslack und auf synthetische Lacke wie Lymanol. Dr wirtschaftliche Erfolg ermöglichte die Einrichtung von Zweigwerken in Freital-Deuben und in Berlin. Nach dem Tod Pillnays wurde das Berliner Werk 1934 an die Firma Teschner & Schwips verkauft. Da der Betrieb während des Zweiten Weltkriegs an der Belieferung des U-Boot-Baus beteiligt war, fiel das Familienunternehmen 1945 unter die Reparationsbestimmungen und wurde in eine Sowjetische Aktiengesellschaft überführt. Am 10. März 1947 übergab die Sowjetunion den Betrieb an die Sächsische Landesregierung zur Verstaatlichung.

Franz Pillnay galt als sozialpolitisch enagierter Unternehmer und gründete den "Verband für Jugendhilfe" zur Unterstützung von Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen. Das Familiengrab ist bis heute auf dem St. Pauli-Friedhof erhalten.

Nr. 33: Die moderne Rettungswache an der Großenhainer Straße 33 entstand 2014 als Ersatzneubau für die alte Wache an der Leipziger Straße. Der Bau beherbergt Aufenthalts-, Schulungs- und Sanitärräume für die Rettungssanitäter und dient zugleich als Depot für zwölf Einsatz- und Krankentransportwagen. Zusätzlich gibt es eine Fahrzeugdesinfektionshalle, Büros und eine Apotheke für die Bestückung der Rettungswagen.

Firma Wecusta (Nr. 34): Die 1895 errichtete Villa entstand als Wohnhaus für die Besitzer der auf dem Grundstück ansässigen Firma Wecusta, welche hier bis 1945 aus Rinderklauen hochwertige Uhrenöle herstellte. Besitzer des 1880 gegründeten Unternehmens waren die Fabrikanten W. Cuypers & Stalling (W. Cuypers & Stalling GmbH). Da der Betrieb als Produzent von Wehrmachtsbedarf in das Naziregime verstrickt war, wurde er 1945 enteignet und 1952 gemeinsam mit der Firma Gehe und dem Madaus-Werk in Radebeul zum Arzneimittelwerk Dresden vereinigt. 1961 erfolgte der Zusammenschluss mit der Chemischen Fabrik von der Heyden zu einem bis 1990 existierenden Kombinat. Zu DDR-Zeiten befand sich in der Villa die Verwaltung des Zweigbetriebs. 2013 begann die Sanierung und der Umbau zum Wohnhaus.

Nr. 35: In diesem Haus hatte einst die 1874 gegründete Robert Werner Likörfabrik ihren Sitz. Vor dem Ersten Weltkrieg befand sich zudem die Böttcherei und Fsshandlung Weber & Thomas auf dem Grundstück. Heute dient das 1995/96 sanierte Gebäude als Wohnhaus.

Restaurant Zur ehemaligen Konkordienbrücke (Nr. 43): Das Eckhaus an der Einmündung der Kunzstraße beherbergte einst das Restaurant "Zur ehemaligen Konkordienbrücke". Um 1910 befand es sich im Besitz von Louis Herrmann, ab 1913 der Gastwirtin A. Pötzschke. Der Name des Lokals erinnert an die frühere Konkordienbrücke, die ab 1875 die Großenhainer Straße mit der Konkordienstraße verband. Im Zuge der Umgestaltung der Bahnanlagen verschwand diese jedoch, so dass die Kunzstraße heute bereits nach wenigen Metern als Sackgasse endet.


Pieschen:

An der Eisenbahnbrücke der Bahnstrecke Dresden - Leipzig und dem dahinter liegenden Pestalozziplatz erreicht die Großenhainer Straße Pieschener Flur. Das markante Schulhaus wurde von Hans Erlwein entworfen, der Vorplatz gärtnerisch gestaltet. In den ersten Nachkriegsmonaten hatte in dem Gebäude die sowjetische Stadtkommandantur ihren Sitz. Die an der Ecke zur Weinböhlaer Straße befindliche Wohnanlage (Foto) entstand nach 1990.


Werkzeugmaschinenfabrik Auerbach & Co. (Nr. 79/81): Das 1890 gegründete Unternehmen hatte seinen Sitz ursprünglich auf der Großenhainer Straße 53/55, wurde jedoch noch vor 1920 zur Großenhainer Straße 79/81 verlegt. Inhaber waren die Fabrikanten Carl Auerbach und Otto Deil, die den Betrieb zunächst als Personengesellschaft, später als GmbH führten. Hergestellt wurden verschiedene Werkzeugmaschinen, vor allem Revolverdrehbänke für die Herstellung von Armaturen. 1931 übernahmen die Hille-Werke den Betrieb und führten ihn als Auerbach-Produktion bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weiter.

Schriftgießerei Brüder Butter (Nr. 92): Das Unternehmen entstand 1892 aus dem seit 1889 existierenden Schriftgußbetrieb von Otto Ludwig Bechert aus Danzig. Inhaber waren die Brüder Butter, die mit zunächst vier handbetriebenen Typengießmaschinen die Herstellung verschiedener Schriftgußtypen aufnahmen. Schwerpunkt lag später auf der Produktion von Schriften für Plakate und anderen Großdruckerzeugnissen. Bis zum Ersten Weltkrieg entwickelte sich die Firma zur bedeutendsten Dresdner Schriftgießerei mit 30 modernen Komplettgießmaschinen und 80 Angestellten.

1922 wurde der Betrieb zur Aktiengesellschaft "Schriftguß AG vorm. Brüder Butter" umgewandelt. Zugleich entstand eine enge Zusammenarbeit mit anderen Schriftgießereien im In- und Ausland, der Austausch von Schriften sowie eigene Entwicklungen. Erwähnt werden sollen die Schriftarten "Ohio-Kraft", eine Weiterentwicklung aus der USA, sowie die vom Litographen und Grafiker Karl Albert Fahrenwaldt entworfene Schrift "Minister". Für die gewachsenen Aufgaben entstanden ab 1923 an der Großenhainer Straße 9 durch Aus- und Umbau neue Betriebsgebäude. Wenig später verlegte der Betrieb auch seine Verwaltung dorthin. Die bisherigen Räume übernahm eine Weingroßhandlung sowie die bereits zuvor auf dem Grundstück ansässige Fleischhacker Lampen-Compagnie. Heute ist das frühere Verwaltungsgebäude Sitz der Regionalstelle Dresden der Sächsischen Bildungsagentur.

Deutsches Haus (Nr. 93): Die Gaststätte (Foto) entstand Ende des 19. Jahrhunderts an der Großenhainer Straße 93 und wurde wegen ihres 1894/95 errichteten großen Saals auch für verschiedene politische Veranstaltungen genutzt. Außerdem fanden hier Bälle, Konzerte und ähnliche Vergnügungen statt. Besitzer war ab 1897 Emil Bergmann, der sein Lokal offiziell "Zum Deutschen Haus" nannte.

Während des Zweiten Weltkrieges richtete die NSDAP eine “Gefolgschaftsloge” in den Räumen ein. Nach 1945 wurde das Gebäude zunächst von einer Elektromotorenfabrik genutzt, bevor 1995 wieder eine Gaststätte einzog. Als “Haus der Begegnung” dient das sanierte Gebäude heute als Stadtgeschäftsstelle der Partei “Die Linke” und ist zugleich Sitz des Jugendvereins "Roter Baum".

Chemische Fabrik J. Richard Zschunke (Nr. 98/100): Das Unternehmen wurde 1876 von J. Richard Zschunke als Fabrik für Chemische, Gummiwaren und Isoliermittel gegründet. Neben dem Dresdner Firmensitz im Hintergebäude des Grundstücks Großenhainer Straße 98 gab es noch eine Zweigniederlassung im böhmischen Warnsdorf sowie einen Vertrieb in Elberfeld. Die Firma stellte verschiedene Produkte für den Maschinen- und Armaturenbau wie Stopfbüchsen sowie Schmier- und Isolierstoffe her, die unter den Warenzeichen "Monopol" und "Metall-Bismarck-Bronze" international vertrieben wurden. Inhaber Richard Zschunke selbst bewohnte eine Villa in Loschwitz (Victoriastraße 44 - heute Veilchenweg), wo er am 6. November 1913 verstarb. Nach seinem Tod wurde das Unternehmen von den Söhnen fortgeführt und existierte bis 1945, seit Anfang der 1930er Jahre unter der Anschrift Hauptstraße 26. Das Gebäude auf der Großenhainer Straße blieb bis heute erhalten und wird jetzt als Bürohaus genutzt.


Sächsisches Druck- und Verlagshaus: Das Gebäude an der Großenhainer Straße 101/ Ecke Heidestraße wurde 1940/41 nach Plänen von Emil Högg als bombensicherer Stahlbetonbau für die Fertigung kriegswichtiger Güter wie U-Boot-Teile gebaut und gehörte zur Firma Zeiss-Ikon (Goehle-Werk). 1945 übernahm das Sächsische Druck- und Verlagshaus den Komplex und richtete eine Druckerei ein. Neben anderen Druckerzeugnissen wurde hier auch viele Jahre die “Sächsische Zeitung” gedruckt. Der Kultursaal diente in der Nachkriegszeit als Veranstaltungsort für Konzerte und Theateraufführungen sowie für politische Versammlungen. In den seit 1996 leer stehenden Räumen wurde 2004 ein Gründer- und Gewerbehof eingerichtet.

Busch´s Gaststätte (Nr. 102): Das Gebäude entstand im 19. Jahrhundert als Ausspanne für Fuhrleute und gehört zu den ältesten Häusern an der Großenhainer Straße. Seit 1870 befand sich hier ein kleines Familienlokal, welches ab 1912 nach seinem Inhaber Franz Bernhard Busch “Busch´s Gaststätte” genannt wurde. Die Gaststätte ist teilweise mit historischem Inventar aus den 1920er Jahren, u.a. einem Kegelbillard, ausgestattet und wird wegen ihrer preiswerten sächsischen Küche auch heute noch gern besucht.

Nr. 109: Dieses Grundstück war in den Anfangsjahren Firmensitz des Nähmaschinenteilewerks von Carl Würker, der zuvor als Kontorist in einem Zulieferbetrieb der Nähmaschinenfabrik Seidel & Naumann gearbeitet hatte. Bereits zwei Jahre nach der Gründung 1897 wurde der Betrieb zur Barbarastraße 43 verlegt.

Nr. 127: In diesem heute nicht mehr vorhandenen Wohn- und Geschäftshaus hatte früher die "Drachen-Drogerie" ihren Sitz. Der Abriss des Gebäudes erfolgte 2004.

Nr. 128: Im Eckhaus zur Hans-Sachs-Straße befand sich vor dem Ersten Weltkrieg das Restaurant "Zum Goldgräber", eine von zahlreichen Eckkneipen der dicht besiedelten nordwestlichen Dresdner Arbeitervororte. Das 1898 erstmals genannte Lokal war zeitweise nach seinem Besitzer auch als "Restaurant Richter" bekannt. Heute befindet sich in den früheren Gasträumen eine Wohnung.

Barbara-Apotheke (Nr. 129): Die Barbara-Apotheke wurde vom Apotheker Johannes Loos gegründet und am 18. Oktober 1906 eröffnet. Ihren Namen erhielt sie in Anlehnung an die angrenzende Barbarastraße nach der Schutzheiligen der Bergleute und Artilleristen. Am und im Gebäude finden sich noch einige Details der Geschichte. So erinnern an den beiden Türmchen die Initialen von Johannes Loos und die Jahreszahl 1906 an die Eröffnung der Apotheke. Außerdem gibt es ein altes Butzenglasfenster. 1938 übernahm Paul Grund die Barbara-Apotheke und führte sie bis zur Verstaatlichung 1945. Bereits 1946 ging sie jedoch wieder an private Besitzer über konnte 2006 ihren 100. Geburtstag feiern. 2011 erfolgte eine Modernisierung der Verkaufsräume und ihrer Einrichtung.

Nr. 131: Das Gebäude (ehemals Nr. 97) entstand kurz nach der Jahrhundertwende als Mietshaus für den Dresdner Spar- und Bauverein und ist erstmals im Jahr 1903 als "Eschebach-Haus" im Adressbuch verzeichnet. Seinen Namen bekam es, da die Eschebachschen Werke die Finanzierung des Baus unterstützt hatten.

Nr. 132 (Rheostat): Das Grundstück war ab 1919/20 Sitz der Firma "Rheostat", einer Spezialfabrik für elektrische Apparate und Bauteile. Das Unternehmen war 1911 von Edmund Kussi und den Brüdern Johann und Friedrich Cruse gegründet worden und hatte seinen Sitz zunächst auf der Freiberger Straße 75, ab 1913 auf der Leipziger Straße 31. Nach Trennung von seinen Geschäftspartnern führte Kussi den Betrieb allein weiter und erwarb kurz nach dem Ersten Weltkrieges das Doppelhaus Großenhainer Straße 130/132. Zuvor war hier die Blattgoldfabrik von Moritz Paul Müller untergebracht. Im Vorderhaus befanden sich die Büroräume, die Fabrikation erfolgte im Hinterhaus. Nach 1945 wurde der Betrieb in Volkseigentum überführt und kam 1954 zum VEB Elektroschaltgerätewerk.

Nr. 133/135: Das dreigeschossige Doppelhaus entstand 1902 als Wohnhaus. Die Fassade ist mit Backstein verkleidet, Teile des künstlerischen Schmucks weisen Jugendstilformen auf.

Accumulatoren-Fabrik Alfred Luscher: Im Hintergebäude von Nr.133/135 befanden sich einige Jahre die Produktionsräume der 1899 gegründeten Accumulatoren-Fabrik Alfred Luscher. Das als Werkstatt für Akkumulatorenbau gegründete Untrnehmen hatte seinen Sitz zunächst auf der Oschatzer Straße 17, wurde jedoch wenig später zur Großenhainer Straße 133/135 verlegt. Einen Zweigbetrieb gab es im böhmischen Bodenbach-Bünauburg. Produziert wurden neben Akkumulatoren auch Taschenlampen, Elektrobaukästen für Schüler und andere elektronische Kleingeräte. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs verzog die Firma zunächst zur Grünen Straße 18/20 in die Wilsdruffer Vorstadt. 1931 erwarb das Unternehmen den ehemaligen Gasthof Goldene Krone in Strehlen (Dohnaer Straße 7/9). Nach 1945 wurde der Betrieb enteignet und in VEB Akkumulatorenwerk Dresden umbenannt. Unter diesem Namen existierte die Firma bis 1977.

Cosmos Parfüm- und Feinseifenfabrik Guthmann (Nr. 137): Das Unternehmen wurde 1760 von Louis Guthmann als Feinseifenfabrik in Dresden gegründet und blieb bis nach dem Zweiten Weltkrieg in Privatbesitz. Unter dem Markennamen "Cosmos" stellte der Betrieb verschiedene Seifenarten und Parfüm her. 1949 nahm die "T. Louis Guthmann KG Dresden-Pieschen Feinseifenfabrik Cosmos" staatliche Beteiligung auf und firmierte ab 1952 als "Cosmos Parfüm- & Feinseifenfabrik" mit Sitz auf der Großenhainer Straße 137. 1964 endete die Seifen & Parfümerieproduktion zugunsten der Herstellung von Verpackungsstoffen & Wollplatten.


Foto: Briefkopfbogen des Unternehmens Nr. 139: Architektonisch interessant ist das im hinteren Teil des Grundstücks 2019/20 entstandene Mehrfamilienhaus. Das als "Holzpalais Wilder Mann" bezeichnete Gebäude mit insgesamt 13 Wohnungen ist komplett aus Holz errichtet und lediglich außen verputzt.

Lichtspieltheater Großenhainer Straße (Nr. 146): Das Filmtheater in der Nähe des Hubertusplatzes (Ecke Rückertstraße) existierte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg und ging aus einer als “Räthelsburg” bezeichneten Gaststätte hervor. Inhaber waren ab 1898 die Eheleute Räthel. Spätere Besitzer veränderten den Namen des Lokals nach dem Ersten Weltkrieg in "Rädelsburg. Ab 1928 befanden sich hier im Hintergebäude die "Rädelsburg-Lichtspiele" mit ca. 600 Kinoplätzen. 1945/46 dienten die Räume zeitweise als Quartier für russische Soldaten. Später wurde es noch bis Anfang 1981 als ”Lichtspiele Großenhainer Straße” weitergeführt, schließlich jedoch geschlossen. Das Gebäude wurde 1990 unter Denkmalschutz gestellt, verfiel jedoch in den Folgejahren mangels geeigneter Nutzung zur Ruine. 1997 erfolgte der Abriss. Erhalten blieb das Wohnhaus mit den ehemaligen Gasträumen (Foto links).

Nr. 148: Die kleine Villa entstand kurz nach 1900 als Wohnhaus eines Gummiwarenfabrikanten. Das originelle Gebäude wurde ganz aus Holz gebaut und erinnert in seiner Gestaltung an altrussische Wohnhäuser (Foto rechts). Bewohner waren Rudolf und Willy Schwieder, Inhaber der F. H. Schwieder Sächsische Gummi- und Guttaperchawarenfabrik. Das Unternehmen hatte seinen Stammsitz auf der Königsbrücker Straße 15. 1892 bezogen die Inhaber die Produktionsräume auf dem Nachbargrundstück Großenhainer Straße 150. Guttapercha ist ein dem Kautschuk ähnlicher Milchsaft des Guttaperchabaumes aus dem südostasiatischen Raum. 1906 übernahm die Vereinigte Berlin-Frankfurter Gummiwaaren-Fabriken AG den Betrieb, der ab 1930 ein Betriebsteil der Veritas Gummiwerke AG war.


Nr. 149: Das heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude entstand 1913 im Auftrag der Kaiserlichen Reichspost und beherbergte zwischen 1914 und 1999 das Postamt Dresden N 23. Über dem Eingang sind noch deutlich Inschriften und Postsymbole aus der Entstehungszeit zu erkennen. 1999 wurde das Amt geschlossen und durch eine Postfiliale in einem nahegelegenen Schreibwarenladen ersetzt.

Hubertushof (Nr. 154): Die Gaststätte entstand um 1900 unmittelbar am Hubertusplatz und ist unter den Namen "Hubertushof" bzw. "Schankwirtschaft Hubertushof" in den Dresdner Adressbüchern zu finden. Sie gehörte jahrzehntelang zu den typischen Pieschener Arbeiterlokalen und war zeitweise Vereinsheim des Turnvereins Dresden-Trachenberge. Nach 1945 wurde sie von der HO betrieben und 1991 privatisiert, Mitte der 1990er Jahre jedoch geschlossen. 2000 zog mit dem "Little Habana" eines der ersten kubanischen Lokale Dresdens in die Räume. 2003 übernahm die Szenekneipe "Coyote", betrieben vom ehemaligen "Dynamo"-Torwart Ignac Kresic, die Räume. Heute befindet sich hier ein chinesisches Restaurant.


Fotos: Das Doppelhaus Großenhainer Straße 116/118 (Hotel Amadeus) links, die Villa Großenhainer Straße 157 (Mitte) und die Weinberg-Drogerie (Nr. 170) rechts.


Nr. 162/164: Das Doppelhaus an der Großenhainer Straße (Foto rechts) wurde Ende der 1920er Jahre nach einem Entwurf des Architekten Paul Müller erbaut und gehört zur Siedlung "Zur guten Hoffnung", einer genossenschaftlichen Anlage. Die heute unter Denkmalschutz stehende Siedlung erstreckt sich zwischen Großenhainer und Döbelner Straße und umfasst zahlreiche Doppel- und Reihenhäuser an der Duckwitz- und der Bolivarstraße.

Nr. 166: Im Erdgeschoss dieses Hauses wurde am 7. November 1957 die erste Selbstbedienungs-Verkaufsstelle der Dresdner Konsum-Genossenschaft eröffnet. Im Angebot waren Gemüsekonserven, Feinfrostprodukte, Spirituosen und Kosmetikartikel. Mit dem neuartigen Konzept sollte dem zunehmenden Mangel an Arbeitskräften begegnet werden. Bis Ende 1959 entstanden in ganz Dresden insgesamt 85 Verkaufsstellen mit Selbstbedienung, welche sowohl vom Konsum als auch von der DDR-Handelsorganisation HO betrieben wurden. Das Foto (links) zeigt die ehemaligen Geschäftsräume 2020.

Trachau und Trachenberge:

Im oberen Abschnitt der Großenhainer Straße erinnern noch einige Villen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an die Vergangenheit des Vorortes Trachenberge als Sommerfrische. Bemerkenswert sind u. a. die Häuser Nr. 194 (Sommerfrische “Phönix”) und die 1885 im italienischen Renaissancestil erbaute Villa Großenhainer Straße 241. Um 1880 wurde am Wilden Mann die einst beliebte, nach 1990 jedoch geschlossene “Bergwirtschaft” eröffnet. Mittlerweile ist sie durch einen Neubau ersetzt, der die gastronomische Tradition fortsetzt. Unweit davon erinnert an der Ecke zur Buchholzer Straße eine Bismarckeiche an den "eisernen Kanzler" Otto von Bismarck. Sie wurde 1895 gepflanzt und 2003 durch eine Neupflanzung ersetzt.


Fotos: Die Großenhainer Straße am Wilden Mann auf historischen Ansichtskarten


Nr. 194: Das Gebäude entstand 1889 als “Villa Phönix” im historisierenden Stil der Renaissance (Fotos) und befindet sich heute innerhalb der Gleisschleife der Straßenbahn. 2010 wurde das nach 1990 viele Jahre leer stehende Haus saniert und heute als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Postalisch ist es mittlerweile der Dippelsdorfer Straße 5 zugeordnet.

Nr. 199: Das Wohn- und Geschäftshaus an der Einmündung zur Burgsdorffstraße wurde um 1900 erbaut. Im Erdgeschoss gab es vor dem Ersten Weltkrieg die Gaststätte "Radeberger Hof". Heute werden die Räume als Ladenlokal genutzt.

Nr. 203: Das freistehende Doppelwohnhaus (Foto) entstand 1902/03 für Gustav Emil Weber, Besitzer des Gasthofes "Wilder Mann". Die Bauausführung oblag dem Baumeister Otto Foerster, der für verschiedene Villen und Mietshausbauten in Dresden verantwortlich zeichnete. Das Gebäude mit Anklängen an den Jugendstil steht beispielhaft für die um diese Zeit errichten künstlerisch qualitätvollen Wohnhausbauten in Trachenberge.


Café Alwina (Nr. 219): In diesem Haus in der Nähe der Endhaltestelle der Straßenbahn befand sich ab 1899 das Café Alwina, welches als "Conditorei, Restaurant und Weinstube" um seine Gäste warb. Die Konzession hatte der Trachauer Bäckermeister Alwin Löffler erhalten und dem Lokal seinen Namen gegeben. Ihm folgte Wilhelm Kreusch, ab 1913 Albert Felix Röder, der das Lokal in Café Röder umbenannte. Nach einem weiteren Inhaberwechsel benannte man das Café in Café Rost um, nach 1945 bis Mitte der 1950er Jahre in Café Marschner. Die Räume werden bis heute gastronomisch genutzt, jetzt unter dem Namen Gaststätte Wilder Mann. Zu DDR-Zeiten gehörte es zur staatlichen Handelsorganisation HO.

Im Hinterhaus dieses Gebäudes wohnte in den 1930er Jahren der bekannte Leichtathlet Rudolf Harbig. Harbig arbeitete als Ableser bei der DREWAG und gehörte zu den populärsten Sportlern seiner Zeit Als “Wunderläufer” stellte er mehrere Weltrekorde auf und wurde mehrfach Welt- und Europameister. 1944 fiel er als Soldat an der Ostfront. An ihn erinnert das Rudolf-Harbig-Stadion an der Lennéstraße.

Nr. 223: Zu den zahlreichen denkmalgeschützten Wohnbauten des Viertels gehören auch die Häuser Großenhainer Straße 223 und 225. Erstere wurde Ende des 19. Jahrhunderts als "Villa Wilhelmine" errichtet. Das Nachbarhaus Großenhainer Straße 225, ungefähr zeitgleich bebaut, wurde 1900 zunächst Villa Amalie, 1905 Villa Marie genannt (Foto links). Beide Gebäude sind typische Stadtvillen der späten Gründerzeit und mit historisierender Fassadengestaltung, Balkonen und reichem Bauschmuck gestaltet.


Nr. 241: Die zweigeschossige Villa entstand 1885 im Stil der italienischen Renaissance auf einem früheren Weinbergsgrundstück. Die Planungen stammen von den in der Lößnitz beheimateten Architektenbrüdern Ziller. Ursprünglich waren diese bereits 1875 für eine Villa in Oberlößnitz (Ortsteil von Radebeul) angefertigt worden, kamen dort jedoch nicht zur Ausführung und wurden 1885/86 in spiegelverkehrter Version in Trachenberge umgesetzt. Charakteristisch ist der das Hauptgebäude überragende Eckturm sowie eine Terrasse auf der Gartenseite. Mit der Gestaltung wurde geschickt auf die Hanglage des Grundstücks Rücksicht genommen.

Bauherr und erster Bewohner der Villa war der Unternehmer Carl Hermann Wachs, Teilhaber der Konservenfabrik Wachs & Flössner. Wachs hatte gemeinsam mit seinem Kompagnon einen Großhandel für landwirtschaftliche Produkte und Kolonialwaren gegründet und stellte Obst- und Gemüsekonserven sowie Marmelade und Konfitüren her. Der Sitz der Firma befand sich auf der Kötzschenbroder Straße. 1909 erwarb der Arzt Dr. med. Albin Gustav Burkhardt die Villa. 1935 wurde sie an den Münchner Rudolf Michael Trinkl verkauft, dessen Nachkommen bis heute Eigentümer sind. 1997/98 erfolgte eine denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes.

https://web.archive.org/web/20220123130552/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Grossenhainer_Strasse/grossenhainer_strasse.html


Hansastraße

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Die Hansastraße wurde 1898 als neue Verbindung zwischen der Inneren Neustadt und dem Dresdner Norden angelegt, blieb zunächst jedoch unbebaut. Ihren Namen erhielt sie nach der Hansa bzw. Hanse, dem mittelalterlichen Bund der norddeutschen Handelsstädte. Nach 1900 entstanden hier ausgedehnte Kleingartenanlagen, die nicht nur der Erholung der Arbeiter der angrenzenden dichtbesiedelten Wohnviertel dienten, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit frischem Obst und Gemüse leisteten. 1927-29 errichtete die Eisenbahner-Wohnungsbau-Genossenschaft den markanten Gebäudekomplex an der Hansastraße / Großenhainer Straße mit ca. 500 Wohnungen (Fotos). Architekt der im expressionistischen Stil mit Klinkerelementen verzierten Häuser war Curt Herfurth. Die aus zwei Wohnanlagen mit über 50 Einzelhäusern bestehende Wohnsiedlung ist eine der größten in Dresden und steht unter Denkmalschutz.

Im Zusammenhang mit dem Bau der Autobahn Dresden - Chemnitz - Hof erfolgte ab 1940 der vierspurige Ausbau der Hansastraße und der anschließenden Radeburger Straße als Autobahnzubringer. Dabei verschwand auch das frühere Gasthaus zum Hecht, ein bereits 1735 erwähntes Lokal des Neudorfer Revierförster August Hecht. Im September 1942 erhielten beide Straßen nach dem Leiter des NS-Autobahnprojektes den Namen Dr.-Todt-Straße. Der Bauingenieur Fritz Todt (1891-1942) war Generalinspektor für das Straßenwesen in Deutschland und kam 1942 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Am 27. September 1945 wurde diese Namensgebung wieder aufgehoben.

Die Fahrbahnen der Straße waren durch einen Grünstreifen getrennt, der in den ersten Nachkriegsjahren durch die Anwohner sogar für den Anbau von Gemüse genutzt wurde. Markantester Neubau der jüngsten Zeit ist das 1994 fertiggestellte Hansa-Zentrum nach einem Entwurf von A. Bader. Kernstück des Gebäudekomplexes an der Kreuzung Hansa-/ Fritz-Reuter-Straße bildet das im Juni 1994 eröffnete Astron-Hotel (heute nH Hotel Dresden).


Hansasiedlung:

Zwischen Hansa- und Großenhainer Straße befindet sich die sogenannte "Hansasiedlung", eine nach dem Ersten Weltkrieg entstandene genossenschaftliche Wohnsiedlung. Zur Anlage gehören insgesamt 62 Einzelhäuser in geschlossener Bauweise, die sich zu beiden Seiten der Hansastraße und auf der Ostseite der Großenhainer Straße zwischen Fritz-Hoffmann-Straße und Conradstraße erstrecken. Die fünfgeschossigen Gebäude entstanden zwischen 1926 und 1930 im Auftrag der Eisenbahner-Wohungsbaugenossenschaft und gehören mit ca. 570 Wohnungen zu den größten Wohnanlagen dieser Zeit in Dresden. Architekt der Gebäude war Curt Herfurth, der sich für eine expressionistische Gestaltung mit grüner Putzfassade roten Klinkern entschied. In den Jahren ab 2000 wurde die Hansasiedlung umfassend saniert.

Kleingartenanlagen an der Hansastraße:

Name der Anlage

Gründungsjahr

Name der Anlage

Gründungsjahr

Eichenkranz e.V.

1900

Erholungsheim e.V.

1913

Rosenhain e.V.

1902

Heidegruß e.V.

1915

Blumenhain e.V.

1902

Kleeblatt e.V.

1919

Erdkugel e.V.

1905

Grüne Hoffnung e.V.

1920

Sommerlust e.V.

1906

Morgensonne e.V.

1920

Eigenheim e.V.

1907

Zum Abendfrieden e.V.

1922

Sommerfrische e.V.

1907

Hansadreieck e.V.

1982

https://web.archive.org/web/20220516060131/https://dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Strassen_Leipziger_Vorstadt/Hansastrasse/hansastrasse.html