Projekt:Altes Dresden/Stadtteil/Mickten
Geschichte
BearbeitenMickten entstand als slawischer Rundling und wurde 1378 erstmals urkundlich als Migtin (slawisch: Leute des Mikota) erwähnt. Ebenso wie der nur reichlich 100 m entfernte Nachbarort Übigau entstand Mickten auf einer hochwassergeschützten Erhebung am Elbufer. 1421 existierte in der Nähe der heutigen Sternstraße ein Vorwerk, welches sich im Besitz der Dresdner Bürgerfamilie Ziegler befand. Diese verkaufte Mickten 1468 an den Bischof von Meißen. Nach Auflösung des Vorwerks teilte man dessen Fluren unter die Micktener Bauern auf. Noch bis ins 16. Jahrhundert unterschied man zwischen den Dörfern Großmickten und Kleinmickten. Klein-Mickten wurde nach 1529 ebenso wie die Siedlung Bortzschen von seinen Bewohnern verlassen und kam dadurch zu Mickten.
Neben der Landwirtschaft betrieben die Bewohner früher auch Weinbau. Einige besaßen sogar eigene Weinberge in der Oberlößnitz. Außerdem lebte man vom Fischfang. Grund- und Gerichtsbarkeit lagen bis ins 19. Jahrhundert teilweise beim Amt Dresden, zum Teil beim Prokuraturamt Meißen, so dass Mickten bis 1836 zwei Ortsrichter besaß. Der bis zur Gegenwart weitgehend erhalten gebliebene Dorfkern (Fotos oben) erhielt sein heutiges Aussehen nach dem letzten großen Dorfbrand 1823. 1869 wurden einige Güter erneut bei einem Großfeuer zerstört. Die Fachwerkgehöfte Altmicktens stehen unter Denkmalschutz und zeigen noch alte Laubengänge und Torschlußsteine. Zum Dorfkern gehört auch die 1862 eröffnete Ausflugsgaststätte “Lindenschänke” (Foto links).
Im 19. Jahrhundert veränderte sich auch in Mickten die Sozial- und Bevölkerungsstruktur. Als erstes Haus außerhalb des Dorfkerns entstand 1804 an der Leipziger Straße eine Gastwirtschaft, aus der um 1900 das Ballhaus Watzke hervorging. Weitere Wohnhäuser wurden auf ehemaligen Feldern als Arbeiterquartiere der Übigauer Industrie errichtet. 1864 begann an der Sternstraße der Aufbau des Ortsteils Neumickten, in dem sich später u.a. die Brotfabrik “Saxonia”, die Waffelfabrik Hörmann und ein Sägewerk ansiedelten. Bedeutender waren jedoch die nach der Jahrhundertwende entstandenen Firmen der Elektrotechnik wie Cruse & Co. sowie Koch & Sterzel. Letztere nahm 1923 an der Washingtonstraße die Transformatorenproduktion auf und entwickelte sich als Transformatoren- und Röntgenwerk nach 1945 zum größten Dresdner Industriebetrieb. Heute werden die Gebäude von Siemens und einigen weiteren Unternehmen genutzt. Seit dem 1. Januar 1903 ist Mickten Stadtteil von Dresden.
Zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse richtete man bereits 1892 eine Pferdeomnibuslinie vom Ballhaus Watzke nach Übigau ein, der 1899 die elektrische Straßenbahn folgte. Der im gleichen Jahr entstandene Straßenbahnhof Mickten (Foto) an der Leipziger Straße war bis 1930 Ausgangspunkt der schmalspurigen Lößnitzbahn nach Radebeul. Die unter Denkmalschutz stehenden Hallen wurden 1992 von den Verkehrsbetrieben aufgegeben und nach jahrelangem Verfall 2009 zu einem Einkaufszentrum umgebaut.
Kirchlich unterstand Mickten bis 1938 der Kaditzer Emmauskirche. Erst dann richtete man an der Homiliusstraße in einem Wohnhaus ein eigenes Gemeindezentrum ein, in dessen Türmchen eine 1480 gegossene Glocke aus der Sophienkirche schlägt. Weitere Neubauten entstanden zwischen 1936 und 1941 am Lommatzscher Platz (Foto) und 1955/57 an der Lommatzscher Straße. Diese Wohnsiedlung wurde in den 1980er Jahren nochmals erweitert und nach 1990 saniert.
Auf den verbliebenen Freiflächen zwischen Mickten und Kaditz , für welche es bereits nach dem Ersten Weltkrieg Bebauungspläne gegeben hatte, begann 1990 die Erschließung eines Gewerbegebietes. Dabei wurden zahlreiche neue Straßen angelegt. In diesem Zusammenhang entstand auch das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte größte Dresdner Einkaufszentrum “ElbePark”. Außerdem wurden auf dem Areal der ehemaligen Brotfabrik zwischen Stern- und Kötzschenbroder Straße einige Wohnhäuser errichtet, die als “Elbvillenpark” bezeichnet werden. Weitere Projekte konnten zunächst jedoch nur in Ansätzen realisiert werden. Erst im September 2017 begann man mit der Erweiterung des Wohngebietes Kaditz-Mickten um ca. 2200 Wohnungen.
Schulen in Mickten
BearbeitenDorfschule: Die Micktener Kinder mussten bis Ende des 19. Jahrhunderts die Kaditzer Schule besuchen. Erst 1873/74 errichteten die Gemeinden Mickten und Übigau an der Böcklinstraße 17 ein gemeinsames Schulhaus. Am 12. August 1874 wurde dieses eröffnet. Zunächst wurden hier nur zwei, seit 1877 vier Klassen unterrichtet. Außerdem gab es eine kleine Volksbibliothek. Diese Schule war bis 1898 in Betrieb und diente im Anschluss als Gemeindeamt des Ortes. Das Gebäude ist heute noch als Wohnhaus erhalten (Foto).
9. Oberschule: In den 1980er Jahren entstanden auf Micktener Flur an der Lommatzscher Straße zahlreiche Neubauten, vor allem für die Beschäftigten der zahlreichen Industriebetriebe in diesem Stadtviertel. Im Februar 1987 wurde an der Lommatzscher Straße 121 auch eine neue Schule eröffnet. Diese erhielt den Namen 9. POS "Johann Riesner". Hans bzw. Johann Riesner (1902-1976) war ein Parteifunktionär, der 1951/52 sächsischer Minister für Kultur und Volksbildung war und später verschiedene Funktionen in der Volksbildung der DDR innehatte. Heute nutzt die 9. Oberschule "Am ElbePark" das Schulgebäude.
41. Grundschule: Als das alte Schulhaus nicht mehr für die stark angewachsene Bevölkerung ausreichte, entstand 1899 ein Schulneubau an der damaligen Jahnstraße (heute Hauptmannstraße 15). Zwei Jahre zuvor war der Nachbarort Übigau aus dem gemeinsamen Schulverband ausgeschieden und hatte sich ein eigenes Schulhaus gebaut. Der Neubau, zu dem auch eine Turnhalle gehörte, wurde vom Micktener Baumeister Gustav Richard Martin entworfen und am 31. Mai 1899 übergeben. Zu Beginn lernten hier ca. 600 Kinder in 15 Klassen.
Nach der Eingemeindung übernahm die Stadt Dresden das Gebäude als 41. Volksschule. In den letzten Kriegsmonaten 1945 diente es als Kaserne, Lazarett und Flüchtlingsunterkunft. 1946/47 wurden hier die Kinder der im nahen Übigau stationierten sowjetischen Soldaten unterrichtet, bevor man das Haus wieder an die Dresdner Schulverwaltung zurückgab. 1959 erfolgte im Rahmen der Neugliederung des DDR-Schulsystems die Umwandlung zur 41. POS. 1968 erhielt diese den Namen des Dresdner Antifaschisten Franz Lehmann. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Gedenkstein auf dem Schulhof aufgetellt. Seit 1992 wird das Haus von der 41.Grundschule genutzt (Foto) und in mehreren Bauabschnitten bis 2011 saniert und um einen modernen Anbau ergänzt. Am 20. Juni 2008 erhielt die Schule offiziell den Namen 41. Grundschule "Elbtalkinder".
9. Oberschule: In den 1980er Jahren entstanden auf Micktener Flur an der Lommatzscher Straße zahlreiche Neubauten, vor allem für die Beschäftigten der zahlreichen Industriebetriebe in diesem Stadtviertel. Im Februar 1987 wurde auch eine neue Schule eröffnet (Lommatzscher Straße 121). Heute nutzt die 9. Oberschule “Am ElbePark” das Schulgebäude.
144. Grundschule: Um dem wachsenden Bedarf an Grundschulplätzen im Dresdner Nordwesten zu begegnen, entstand 2013/14 an der Micktener Straße 10 der Neubau einer Schule. Das Gebäude bietet Platz für bis zu drei Klassen pro Jahrgang und ca. 300 Schüler und war bei seiner Eröffnung erster komplett neuer Schulstandort in Dresden nach 1990. Zum Komplex gehören auch ein Schulgarten, eine Einfeld-Sporthalle sowie ein für Schul- und Vereinssport nutzbares Außengelände. Die Eröffnung des ca. 11 Millionen Euro teuren Neubaus erfolgte am 10. Oktober 2014.
https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Mickten/mickten.html
Bortzschen
BearbeitenDie heute nicht mehr existierende Siedlung Bortzschen lag einst zwischen den Orten Übigau und Mickten ungefähr im Bereich der heutigen Flutrinne. Über ihre Geschichte ist nur wenig bekannt. Vermutlich entstand der 1324 erstmals erwähnte Ort als slawische Gründung im 10./11. Jahrhundert. Der Name ist wahrscheinlich von einem sorbischen Personennamen Bores abgeleitet. Bortzschen unterstand wie auch das benachbarte Übigau der Gerichtsbarkeit des Meißner Bischofs und bestand nur aus wenigen Gebäuden, möglicherweise sogar nur aus einem Einzelgehöft.
Letzmalig erwähnt wurde Bortzschen (in den Urkunden auch als Borschen bezeichnet) 1556 und 1570. Die Gründe der Auflösung des Ortes sind nicht bekannt. Die verlassene Siedlung verschwand Ende des 16. Jahrhunderts, ihre Fluren übernahmen daraufhin die Bauern von Mickten und Übigau.
https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Ubigau/Bortzschen/bortzschen.html
Ballhaus Watzke
BearbeitenAn Stelle des heutigen Ballhauses Watzke an der Kötzschenbroder Straße 1 entstand um 1790 als erstes Gebäude außerhalb des Dorfkerns eine kleine Bauernschänke, welche 1804 aufgestockt und vergrößert wurde. Das Haus gehörte dem Häusler Johann Gottlob Dietzen, der hier eine Branntwein-Destillerie einrichtete. Die erhoffte Schankgenehmigung blieb ihm jedoch verwehrt, so dass er sein Haus für 855 Taler an den Brauer Gottlieb Wilhelm Hübel verkaufen musste. Dieser bekam am 30. September 1821 eine Konzession zum Ausschank und Verkauf von Dresdner Stadtbier und richtete auf dem Grundstück eine Gaststätte ein.
Am 27. Juli 1838 wurde die Gastwirtschaft an Carl Joseph Watzke verkauft, dem sie ihren Namen verdankt. ”Watzkes Bier- und Gartenrestaurant” blieb auch später im Familienbesitz und wurde mehrfach erweitert. Nach Abbruch des alten Hauses (Foto oben) entstand 1897/98 der heutige Bau mit dem großem Ballsaal im Obergeschoss (Foto rechts). Architekt des Gebäudes war Benno Hübel, die Deckenmalerei im Saal stammt von Emil Schulz. Offiziell eröffnet wurde der Neubau am 2. Oktober 1898. Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Ballhaus Watzke größtes und wichtigstes Tanz- und Vergnügungslokal des Dresdner Nordwestens. Die Geschäftsführung oblag Wilhelmine Watzke und ihrem Sohn Paul, ab 1937 seiner Witwe Alma Watzke. Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges dienten die Räume zeitweise als Soldatenquartier.
Da im zerstörten Dresden in der Nachkriegszeit Mangel an geeigneten Räumlichkeiten war, zog 1946 ein Varieté in das Ballhaus ein. Einige Jahre wurde der Gaststättenbetrieb noch aufrecht erhalten, bevor das Ballhaus Watzke im Jahr 1950 geschlossen wurde. Viele Jahre diente das Gebäude nun als Lager der HO für Sportartikel. Erst 1993/96 erfolgte eine umfassende Rekonstruktion des Hauses. Dabei wurde der historische Saal weitgehend originalgetreu wieder hergerichtet. Er wird heute für vielfältige Veranstaltungen genutzt. Im Erdgeschoss entstand eine Gasthausbrauerei, die eigenes Bier produziert (“Watzke-Pils”). Zum Gasthaus gehört auch ein Biergarten unmittelbar am Elbufer. Filialen entstanden am Dr.-Külz-Ring und am Neustädter Markt. 2018/19 erfolgte die Sanierung eines gegenüber des Ballhauses gelegenen kleinen Gebäudes für Verwaltung und Ticketverkauf.
Foto: Der Ballsaal des “Watzke” im Ursprungszustand um 1910
Video: Die Jazzband “Lamarotte” bei einem Auftritt im Ballsaal des “Watzke”
https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Mickten/Ballhaus_Watzke/ballhaus_watzke.html
Waffelfabrik Hörmann
BearbeitenDas Unternehmen wurde 1895 in Dresden-Altstadt von den Brüdern Max Ludwig (1866- 1919) und Robert Leo Hörmann (1870-1907) gegründet und zwei Jahre später aus Platzgründen von der Liliengasse 26 zur Sternstraße nach Mickten verlegt. Um 1911 gehörte der als Aktiengesellschaft organisierte Betrieb zu den größten Herstellern der Branche in Deutschland. Produziert wurden vor allem Kekse, Baumkuchen und Lebkuchen, später unter dem Markennamen “Alpenstern” auch Waffeln sowie Frucht- und Schokoladenbiskuits. 1911 ließ sich Firmeninhaber Max Hörmann auf der Wilder-Mann-Straße 29 eine noch heute erhaltene Villa errichten. Auch die Fabrikanlagen wurden mehrfach erweitert und umfassten später das gesamte Areal zwischen Kötzschenbroder, Trachauer und Sternstraße.
Nach 1945 wurde die Gebrüder Hörmann AG enteignet und als Betriebsteil in den VEB Waffelfabrik Radebeul integriert. Zeitweise befand sich auf dem Gelände außerdem eine Produktionsstätte für Struves Mineralwasser. Zwischen 1972 und 1990 hatte hier der VEB Dauerbackwaren Dresden seinen Verwaltungssitz. Auf dem Gelände des 1990 vom Bahlsen-Konzern übernommenen, 1992 geschlossenen und später teilweise abgerissenen Unternehmens entstanden 1995/96 die Wohnhäuser an der neu angelegten Straße Elbvillenweg. Der unter Denkmalschutz stehende Gebäudekomplex zwischen Stern-, Trachauer und Kötzschenbroder Straße (Fotos) beherbergt nach seiner Sanierung heute ebenfalls Wohnungen.
Sammelbilder-Werbemarken der Firma Hörmann aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg
Firma Koch & Sterzel
BearbeitenDas Unternehmen wurde am 1. Oktober 1904 auf der Zwickauer Straße 42 von Franz Joseph Koch und Kurt August Sterzel als Spezialfabrik wissenschaftlicher Apparate und Instrumente gegründet. Innerhalb weniger Jahre gelang es beiden, ihre Firma zu einem der führenden Hersteller elektrotechnischer Anlagen in Deutschland zu machen. In enger Zusammenarbeit mit der damaligen Technischen Hochschule spezialisierten sie sich auf Prüf- und Hochspannungstechnik sowie auf die Herstellung von Röntgengeräten. Zu den herausragenden Leistungen gehörte die Entwicklung des ersten 1-MV-Prüftransformators Europas für die Hochspannungshalle der TH (1921).
Da die Räumlichkeiten an der Zwickauer Straße bald nicht mehr ausreichten, erwarb das Unternehmen 1922 einen Großteil des früheren Kaditzer Flugplatzes mit der ehemaligen Luftschiffhalle. Hier entstanden moderne Produktionsstätten für die Transformatorenherstellung. Schwere Verluste verzeichnete die Firma durch die Folgen des Zweiten Weltkrieges. Während das Röntgenwerk auf der Zwickauer Straße beim Luftangriff 1945 völlig zerstört wurde, blieb der Übigauer Betriebsteil von den Bomben verschont, wurde jedoch kurz nach Kriegsende von der Sowjetunion demontiert.
Nach Aufhebung der sowjetischen Zwangsverwaltung 1948 wurde die Firma Koch & Sterzel in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt und unter dem Namen VEB Transformatoren- und Röntgenwerk Dresden (TuR) zu einem der wichtigsten Exportbetriebe der DDR ausgebaut. Mit über 4300 Angestellten gehörte der Betrieb bis 1990 zu den größten Arbeitgebern in Dresden. Bereits in den 1950er Jahren entstanden umfangreiche Erweiterungsbauten zwischen Kaditz, Mickten und Übigau, darunter 1951-53 die große Montagehalle an der Overbeckstraße 48 nach Entwürfen des Architekten Paul Michael. Der moderne Stahlbetonbau mit über 30 Metern Höhe gehört zu den wichtigsten Industriebauten der Nachkriegszeit in Dresden.
Nach Vereinigung mit einigen weiteren Dresdner Betrieben, unter anderem einem Nachfolgebetrieb der früheren Übigauer Schiffswerft (Werk II - Foto) stellte die Firma verschiedene elektrotechnische Großanlagen, Transformatoren, Spannungsprüfanlagen und Medizintechnik her. Für die Arbeiter wurden in den angrenzenden Stadtteilen Wohnblocks und Sozialeinrichtungen errichtet, so u. a. an der Kötzschenbroder und im Bereich Lommatzscher Straße. Zu Verbesserung der Verkehrsanbindung des Areals wurde 1953 die Kaditzer Industriebahn, 1967 die Verlängerung der Straßenbahnlinie von der Stern- bis zur Washingtonstraße in Betrieb genommen. 1971 erhielt der Betrieb den Namen “Hermann Matern”.
Nach 1990 endete auch die Geschichte dieses traditionsreichen Dresdner Unternehmens. Nachdem eine Übernahme des Bereichs Medizintechnik durch die Firma GE Medical Systems trotz Bestandsgarantie für 10 Jahre und 560 Arbeitsplätze durch die Treuhandgesellschaft abgelehnt worden war, wurde der gesamte Betrieb 1991 an Siemens übertragen, der Transformatorenbau jedoch zwei Jahre später eingestellt bzw. an andere Standorte verlegt. Heute nutzen verschiedene Betriebe und Großmärkte das als Technopark bezeichnete Gelände. Einige Gebäude, darunter die große Transformatorenhalle an der Washingtonstraße, stehen unter Denkmalschutz.
Industriebahn Kaditz
BearbeitenDie Geschichte der Kaditzer Industriebahn begann in den Dreißiger Jahren mit ersten Plänen zum Bau eines Eisenbahnanschlusses für die Industriebetriebe zwischen Kaditz und Übigau. Vor allem die Firmen Dampfkesselbau Übigau und Koch & Sterzel drängten auf einen solchen Anschluss, um ihre Erzeugnisse kostengünstig zum Empfänger transportieren zu können. 1941 begannen sowjetische Kriegsgefangene mit den Erdarbeiten und dem Bau der erforderlichen Straßenüberführungen. Kriegsbedingt wurde das Projekt jedoch bereits ein Jahr später vorerst aufgegeben.
Erst 1952 konnte der Eisenbahnbau zwischen Radebeul-Ost und Übigau fortgesetzt werden. Brückenbauten entstanden u. a. zur Überquerung der Forst- und der Rankestraße (Foto) sowie als größtes Kunstbauwerk der 4,5 km langen Strecke zur Überwindung der Flutrinne. Letztere wurde als Gewölbebogenbrücke errichtet, was ihr eine größere Stabilität verlieh, gleichzeitig aber den Durchfluss des Wassers erschwerte. Am 25. November 1953 konnte die ausschließlich dem Güterverkehr dienende Anschlussbahn eingeweiht werden. Den Betrieb übernahmen in den Anfangsjahren zwei Dampflokomotiven, die später durch modernere dieselbetriebene Loks abgelöst wurden. Diese blieben bis zur Einstellung des Verkehrs 1993 im Einsatz und befinden sich heute im Eisenbahnmuseum in Schwarzenberg.
Nach der politischen Wende erfolgte auch eine grundlegende Umstrukturierung des Kaditz-Übigauer Industriegebietes. Mit Übernahme des ehemaligen Transformatoren- und Röntgenwerkes durch Siemens endete dort die Herstellung von elektrotechnischen Großgeräten, so dass die Anschlussbahn überflüssig wurde. Ein Großteil der Gleisanlagen wurde daraufhin abgebaut, die beim Hochwasser 2002 schwer beschädigte Brücke über die Flutrinne im November 2003 beseitigt.
Die Brücke über die Flutrinne beim Elbehochwasser am 16. August 2002 (Foto: Volkmar Döring)
https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Kaditz/Industriebahn_Kaditz/industriebahn_kaditz.html
Leipziger Straße
BearbeitenDie heutige Leipziger Straße verdankt ihre Existenz Kurfürst Friedrich August dem Gerechten, der im Jahr 1786 den Auftrag zum Bau einer neuen Poststraße nach Meißen gab, um die alte, hochwassergefährdete Wegführung am Elbufer zu verlegen. Zuvor verlief diese wichtige Verbindung vom Weißen Tor aus (Palaisplatz) bis zum Pieschener Elbwinkel, zweigte in Höhe des Ballhauses Watzke ab und führte im Verlauf der heutigen Kötzschenbroder Straße weiter nach Serkowitz und Kötzschenbroda. Im Zuge der Vermessung der sächsischen Poststraßen durch Zürner wurden auch hier um 1700 Meilensteine aufgestellt, von denen allerdings keiner die Zeiten überdauerte.
Vor allem die schweren Überschwemmungen von 1784 führten zur Überlegung, den Trassenverlauf auf hochwassersicheres Gelände zu verlegen. Nach nur zwei Jahren Bauzeit war am 10. November 1787 die neue Straße fertiggestellt. Die nun als “Neue Meißner Post- und Landstraße” bezeichnete Verbindung führte zum wirtschaftlichen Aufschwung der Anliegergemeinden und zum Bau neuer Häuser entlang dieser Straße. Aufgrund ihrer Richtung erhielt sie im 19. Jahrhundert den Namen Leipziger Straße. 1899 wurde vom Straßenbahnhof Mickten aus die schmalspurige “Lößnitzbahn” nach Radebeul eingerichtet, die 1929/30 in Stadtspur umgebaut wurde. Zuvor verkehrten bereits ab 1882 Pferdebahnen durch die Leipziger Vorstadt bis nach Mickten. Heute gehört die Leipziger Straße zu den am stärksten befahrenen Verkehrszügen der Stadt und wurde in den vergangenen Jahren saniert und neu ausgebaut.
Pieschen:
An der Einmündung der Oschatzer Straße erreicht die Leipziger Straße die Flurgrenze Pieschens. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts waren Pieschen und die Leipziger Vorstadt baulich weitgehend zusammengewachsen. Beide Viertel gehörten zu den dichtbesiedelten Arbeiterwohnorten der Stadt und werden bis heute von mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern, Läden und kleinen Gewerbebetrieben geprägt. 1993 entstand an der Einmündung Leipziger/ Bürgerstraße mit dem “Elbcenter” ein modernes Stadtteilzentrum.
Mickten:
Klax (Nr. 131): Das kleine Gebäude an der Einmündung zur Sternstraße diente ursprünglich als Wohnhaus; im Erdgeschoss befand sich eine Fleischerei. Später wurden die Räume als Imbiss genutzt. 1990 erwarb der bekannte Dresdner DJ und Partyveranstalter Wolfgang "Wolle" Förster das Haus und richtete hier die Nachtbar "Klax" ein. Ursprünglich war in den Räumen eine Spielothek geplant, woran noch heute der Name (nach einem Spielautomatenmodell) erinnert. Als Nacht- und Stripteasebar ist das "Klax" heute Dresdens wohl bekanntestes Lokal seiner Art.
Straßenbahnhof Mickten
BearbeitenStraßenbahnhof Mickten (Nr. 133): Der Straßenbahnhof Mickten entstand 1892/97 und war bis 1930 zugleich Ausgangspunkt der schmalspurigen Lößnitzbahn nach Radebeul. Zur Anlage gehörten neben dem Verwaltungsgebäude an der Leipziger Straße mehrere Fahrzeughallen und Werkstätten, die das gesamte Areal zwischen Leipziger, Stern- und Franz-Lehmann-Straße einnehmen. Während in der zentralen Wagenhalle Fahrzeuge der Dresdner Straßenbahn abgestellt und gewartet wurden, nutzte die schmalspurige Lößnitzbahn die hölzerne Wagenhalle an der Lommatzscher Straße. Zum Komplex gehörte ein umfangreiches regel- und schmalspuriges Gleisnetz sowie zwei Schiebebühnen, über welche die Straßenbahnfahrzeuge zu den jeweiligen Abstellgleisen befördert wurden.
Mit Umstellung der Lößnitzbahn auf die Dresdner Stadtspur wurden deren Anlagen nicht mehr benötigt und fortan als Kfz-Werkstatt für Busse und Lkw der Verkehrsbetriebe genutzt. 1992 schlossen die Dresdner Verkehrsbetriebe den Straßenbahnhof und verkauften das Areal vier Jahre später an einen privaten Investor. Nach jahrelangem Leerstand und der Übergabe an neue Eigentümer entstand in der unter Denkmalschutz stehenden großen Wagenhalle 2009 ein Einkaufszentrum. Zahlreiche Nebengebäude und die frühere Lößnitzbahnhalle wurden ganz oder teilweise abgerissen und in die Neugestaltung des Areals integriert. Das frühere Verwaltungsgebäude beherbergt ein Ärztehaus, Büros und Wohnungen.
Gasthof Mickten
BearbeitenGasthof Mickten (Nr. 170): Die Schankwirtschaft entstand Ende des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Ausbau des Stadtteils Neu-Mickten an der Leipziger Straße 10 (heute Nr. 170). 1889 befand sie sich im Besitz des Gastwirts Karl Mäser und bot als Ausspanne an der wichtigen Fernstraße sogar Übernachtungsmöglichkeiten. Um die Jahrhundertwende warb das Lokal mit "gutbürgerlichem Mittagstisch" und wöchentlichen Schlachtfesten. Auch nach 1945 blieb der Gasthof zunächst in Privatbesitz, wurde dann von der HO übernommen und bis zur Wende als Milchbar Mickten genutzt. Heute ist hier eine Spielothek untergebracht.
Kötzschenbroder Straße
BearbeitenDie heute Kötzschenbroder Straße genannte Verbindung zwischen Mickten, Kaditz und Radebeul-Serkowitz war einst Teil der bereits im Mittelalter genutzten Landstraße nach Meißen. Im 18. Jahrhundert erhielt diese ihren heutigen Verlauf, womit die bisherige Alte Meißnische Landstraße an Bedeutung verlor. Beginnend am Ballhaus Watzke in Mickten folgte die alte Straße zunächst dem Elbufer, bevor sie an der Trachauer Straße in nordwestlicher Richtung abknickt.
Der auf Kaditzer Flur gelegene nördliche Abschnitt hieß seit 1899 Meißner Straße, der südliche Dresdner Straße. Diesen Namen trug die Straße damals auch in Mickten. Um Namensdoppelungen zu vermeiden, wurden diese Straßenabschnitte nach der Eingemeindung von Kaditz und Mickten zusammengefasst und 1904 nach dem damals noch selbständigen Ort Kötzschenbroda, seit 1935 ein Stadtteil von Radebeul, in Kötzschenbroder Straße umbenannt. An der Stadtgrenze von Dresden geht sie in die Kötzschenbrodaer Straße in Radebeul über.
- Mickten
Noch bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts waren die Flächen an der Kötzschenbroder Straße weitgehend umgebaut. An Stelle des heutigen Ballhauses Watzke (Kötzschenbroder Straße 1) stand ab 1790 als erstes Gebäude außerhalb des Dorfkerns eine kleine Bauernschänke. Auf dem Grundstück Nr. 9 befand sich die Micktener Windmühle, deren Baukörper später in die Brotfarik “Saxonia” einbezogen wurde. Ab 1880 siedelten sich auf dem Areal zwischen Kötzschenbroder und Sternstraße die ersten Fabriken an. Zu diesen gehörte die 1919 auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei gegründeten “Dresdner Flugtechnischen Werkstätten” des Luftfahrtpioniers Alfred Lipfert. Lipfert hatte bereits 1914 die Firma AERO Flugzeugbau GmbH seines verunglückten Freundes Hermann Reichelt in Kaditz übernommen, musste diese jedoch aus wirtschaftlichen Gründen 1919 verkaufen. Auch sein neues Unternehmen hatte keinen langen Bestand. Nach Rückübernahme des Kaditzer Betriebes ging das Unternehmen 1921 in Konkurs.
Mit dem Niedergang der örtlichen Industrie nach 1990 stellten auch die Betriebe an der Kötzschenbroder Straße ihre Produktion ein und wurden daraufhin größtenteils abgetragen. Zwischen 1993 und 1995 wurde auf dieser Fläche das Wohnviertel “Elbvillenpark” mit Stadtvillen gehobenen Stils errichtet. Die geplante Bebauung der übrigen Freiflächen zwischen Kaditz und Mickten konnte bislang jedoch nur in Ansätzen realisiert werden.
Fotos: Blick in die Kötzschenbroder Straße mit dem “Elbvillenpark”
Brotfabrik “Saxonia”: Das Gelände der späteren Brotfabrik “Saxonia” war ursprünglich Standort der Micktener Windmühle, deren Mühlenturm noch erhalten ist. Ende des 19. Jahrhundert wurde der Mahlbetrieb auf Elektrizität umgestellt und die Mühle Teil einer Brotfabrik. Das Unternehmen befand sich ursprünglich im Besitz von C. A. Tippmann, später von Wilhelm Rämisch. Hergestellt wurden hier verschiedene Brotsorten für den Verkauf an Dresdner Händler. Nach 1900 entstanden weitere Gebäude.
Der Betrieb blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst in Familienbesitz, stellte jedoch seine Produktion nach dem Tod des Inhabers ein. Stattdessen übernahm der Elektroningenieur Eberhard Päßler das Gelände und richtete hier seine Firma für Mechanik, Elektrotechnik und Keramik ein. Die Firma war am 11. November 1945 auf der Williamstraße 11 in Naußlitz gegründet worden, musste aus Platzgründen jedoch umziehen. Im Mickten gelang es Päßler, sein Unternehmen zum Hersteller elektrischer Haushaltgeräte (“LAVA”) sowie für Spielwaren (“Motec”) zu erweitern. Der bereits in den 1950er Jahren in eine Kommanditgesellschaft mit staatlicher Beteiligung umgewandelte Betrieb wurde 1972 verstaatlicht und stellte bis zur Liquidation 1991 u.a. Heizplatten, Bügeleisen, Kleingeräte und technisches Spielzeug her (Firma ELKO). Heute wird das Gelände von verschiedenen Kleinbetrieben genutzt.
Elbsalon (Nr. 20): Das Gebäude wurde 1889/90 an der damaligen Meißner Straße 26b für den Restaurateur Max Bachmann als Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Im Erdgeschoss existierte bis 1939 die Gaststätte “Elbsalon”. Danach wurden die Räume als Kantine der nahen Spezialfabrik elektrischer Steuerapparate Gebr. Cruse & Co. genutzt. Nach 1990 befand sich hier zeitweise das in Anlehnung an einen Roman von Agatha Christie gestaltete Restaurant “Orientexpress”. Heute wird das Lokal als Gaststätte “Zum Landstreicher” betrieben.
Foto: Das Restaurant “Elbsalon” auf einer historischen Ansicht von ca. 1910
VEB Kofa Dresden (Nr. 24/26): Das Unternehmen entstand 1884 als Konservenfabrik Wachs & Flößner. Gründer war der Unternehmer Carl Hermann Wachs, der gemeinsam mit seinem Geschäftspartner einen Großhandel für landwirtschaftliche Produkte besaß und in Mickten mit der Herstellung von Obst- und Gemüsekonserven, Marmelade und Konfitüre begann. Wachs besaß zudem die noch heute erhaltene Villa Großenhainer Straße 241.
Nach 1945 wurde der Betrieb verstaatlicht und in VEB Kofa Dresden (Konservenfabrik Dresden) umbenannt. Stammsitz blieb das Areal an der Kötzschenbroder Straße 24/26, Zweigbetriebe gab es auf der Bautzner Straße 13 und der Tharandter Straße 38. Unter den Markenzeichen "Kofa" und "Rotsiegel" wurden vorrangig Obstkonserven produziert, im Neustädter Betriebsteil auch Rohkonserven, eingelegte Gurken und Essiggemüse. Die Reinigung der zu einem Großteil aus dem Borthener Anbaugebiet stammenden Ware erfolgte hauptsächlich in Mickten, anschließend deren Abfüllung und Sterilisierung in Konservengläser. In Spitzenzeiten verließen bis zu 22.000 Gläser pro Tag das Werk. Außerhalb der Saison nutzte man die Anlagen für die Konservierung von Fertiggerichten wie Kohlrouladen und Spaghetti. Bis 1989 beschäftige der VEB Kofa ca. 180 Angestellte.
Nach Auflösung des Kombinats VEB OGS Dresden, dem die "Kofa" zuletzt angehört hatte, stellte man den Betrieb kurz nach der Wende ein. Mitte der 1990er Jahre wurden die Produktionsgebäude mit Ausnahme der Villa (Nr. 26 - Foto)abgerissen.
Elbschlößchen (Nr. 42): Auch in diesem Haus befindet sich seit vielen Jahren eine Gaststätte. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde diese unter Namen "Elbschlößchen Mickten" betrieben und befand sich 1912 im Besitz von Pauline Richter. Das "Elbschlößchen" blieb bis in die 1950er Jahre geöffnet und wurde dann bis zu Schließung als Speisesaal einer benachbarten Firma genutzt. Nach 1990 erfolgte eine Sanierung des Gebäudes und die Neueröffnung des Lokals, zunächst unter dem Namen "Saufnichab - Die Piratenbucht" als maritimes Fischrestaurant. Seit April 2011 trägt das umgestaltete Lokal den Namen "Spitzwegerich - Das Landhaus".
Huy Motorenwerk (Nr. 76): In den 1920er Jahren befand sich auf diesem Grundstück die Firma von Walter Huy, einer von zahlreichen kleinen Motorradherstellern dieser Zeit. Das bereits nach dem Ersten Weltkrieg gegründete Unternehmen besaß um 1920 seinen Sitz am Schlachthofring 2; die Produktionsräume befanden sich auf der Moritzburger Straße 19. Eigentlicher Geschäftszweck war die Herstellung von Fleischereiwerkzeugen und Maschinen. Außerdem betrieb Huy 1923 eine Automobilhandlung und -ausbesserungswerkstatt. Wenig später stieg er mit seinen Geschäftspartnern Arthur Bruno Oskar Winkler, Paul Gahr und Hermann Arthur Thiele in den Bau von Leichtkrafträdern ein und nutzte dafür 1924/25 das Grundstück Kötzschenbroder Straße 76. Allerdings war dem Unternehmen kein Erfolg beschieden, so dass der Motorradbau wenig später wieder aufgegeben wurde.
Lößnitzbahn
BearbeitenDie Lößnitzbahn entstand ab 1898 im Auftrag des sächsischen Staates, der mit dem Bau eine bessere Verkehrsanbindung der Lößnitzgemeinden mit der Stadt Dresden schaffen wollte. Die Finanzierung der Straßenbahnstrecke erfolgte durch die damals noch selbständigen Orte Mickten, Trachau, Ober- und Niederlößnitz, Serkowitz, Kötzschenbroda und Zitzschewig. Für den Bau war neben Straßenverbreiterungen auch die Errichtung eines neuen Elektrizitätswerkes erforderlich, welches im Lößnitzgrund bei Radebeul entstand. Im Gegensatz zur Dresdner Stadtspur entschied man sich für eine Spurweite von 1000 mm. Die Betriebsführung der zunächst 7,2 km langen Strecke übernahm die Dresdener Straßenbahngesellschaft. Ab 1905 wurde sie als Linie 29 in das damals bestehende Streckennetz einbezogen.
Ausgangspunkt der Lößnitzbahn war der Straßenbahnhof in Mickten (Fotos), wo Anschluss an die Dresdner Straßenbahn bestand. Allerdings mussten die Fahrgäste, bedingt durch die unterschiedlichen Spurweiten, hier umsteigen. Am 21. August 1899 konnte der erste Streckenabschnitt bis zum Weißen Roß in Betrieb genommen werden. Noch im gleichen Jahr erfolgte am 12. Oktober die Verlängerung bis zur Bahnhofstraße in Kötzschenbroda. Ursprünglich sollte die Strecke von dort über Coswig und Weinböhla bis nach Meißen geführt werden, was jedoch aus finanziellen Gründen nicht zustande kam. Neben dem Berufsverkehr diente die Bahn an den Wochenenden der Beförderung von Ausflüglern in die Lößnitz. In den Sommermonaten kamen sogar eigens angeschaffte “Sommerwagen” zum Einsatz, die statt verglaster Seitenfenster mit Segeltuchvorhängen bespannt waren.
Sowohl der Erste Weltkrieg als auch die folgenden Inflationsjahre brachten für die Lößnitzbahn Einschränkungen im Betrieb und zeitweise Stillegungen mit sich. Trotz dieser Schwierigkeiten konnte die Strecke am 25. Oktober 1920 bis zum Gasthof Zitzschewig verlängert werden. Mit dem weiteren Anwachsen der Fahrgastzahlen erwies sich der “Inselbetrieb” aber immer mehr als unwirtschaftlich, weshalb man sich 1926 zum Umbau der Lößnitzbahn in Stadtspur entschloss. Diese Strecke sollte zugleich Teil einer geplanten Überland-Schnellstraßenbahn zwischen Meißen und Pirna werden, die jedoch über erste Vorplanungen nie hinauskam. Im Folgejahr übernahm die Dresdner Überland-Verkehrs- Gesellschaft mbh (DRÜVEG) die Lößnitzbahn.
1928 begannen in Coswig die Arbeiten zum Umbau der inzwischen auch technisch verschlissenen Anlagen auf die neue Spurweite von 1450 mm. Am 20. Juli 1929 ging der neue Straßenbahnhof Coswig in Betrieb. Hier waren während der Bauarbeiten vier Triebwagen stationiert, die im Pendelverkehr zwischen Straßenbahnhof und Gleisbaustelle verkehrten. Erst 1930 war die Verbindung bis Mickten hergestellt, so dass die alte Lößnitzbahn am 27. Juni 1930 ihren Betrieb einstellen konnte. 1931 wurde die modernisierte Strecke schließlich noch bis Weinböhla verlängert.
Die Betriebsführung oblag der Dresdner Straßenbahn AG, welche auf dieser Strecke bevorzugt die modernen großen Hechtwagen einsetzte. In nur 47 Minuten konnten die Fahrgäste vom Endpunkt Weinböhla aus den Neustädter Markt erreichen und von dort weiter durch die Altstadt bis nach Niedersedlitz fahren. 1959 wurde der bisherige Endpunkt Weinböhla durch eine noch heute genutzte Gleisschleife ersetzt. Statt der Hechtwagen fuhren später Einheitswagen aus DDR-Produktion, nach einer Linienreform 1969 Tatra-Straßenbahnen der Linie 5 auf dieser Strecke. Heute kommen moderne Stadtbahnwagen der Linie 4 zum Einsatz.
https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Mickten/Lossnitzbahn/lossnitzbahn.html
Kapelle Mickten
BearbeitenMickten gehörte ursprünglich, ebenso wie seine Nachbarorte, zum Kaditzer Kirchspiel. Während Pieschen, Trachau, Trachenberge und Radebeul Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts aus dieser Parochie ausschieden und eigene Gotteshäuser errichteten, blieben Mickten und Übigau zunächst weiterhin nach Kaditz gepfarrt.
Erst 1938 entschieden sich die Micktener Christen für die Bildung eines eigenen Pfarrbezirks. Dafür erwarb die Gemeinde von der Witwe Gertrud Hübel eine 1902 gebaute Villa auf der Homiliusstraße 15 und richtete hier eine Kapelle ein. Ihr Mann, der Baumeister Benno Hübel, hatte hier von 1910 bis 1926 sein Büro für Architektur und Bauausführungen betrieben. Weitere Räume nutzte man für die Jugendarbeit sowie als Büroräume. Die Ausgestaltung des Andachtsraumes mit Altar, Taufstein und einer kleinen Orgel übernahm der Tischlermeister Walter Selle. Zunächst nutzten Micktener und Übigauer Christen dieses Haus gemeinsam. Erst 1955 wurde auch in Übigau eine eigene Kapelle eingerichtet.
Im Dachreiter des Micktener Gemeindehauses hängt bis heute eine um 1480 von Heinrich Kannegießer gegossene Glocke, die ursprünglich aus der Sophienkirche stammt. Der Legende nach soll diese einen ungewöhnlich hohen Silberanteil besitzen und wurde deshalb auch “die Silberne” genannt (Curiosa Saxoniae 1737). Nach 1945 kam sie aus der zerstörten Kirche nach Mickten. Ihre Rückkehr in die Busmannkapelle ist jedoch geplant.
Im Zuge innerkirchlicher Umstrukturierungen wurden die Gemeinden im Nordwesten Dresdens nach 1990 wieder vereinigt und bilden seit 1999 die Laurentiuskirchgemeinde. Diese nutzt heute die Kirchen in Kaditz und Pieschen (Markuskirche) als Gotteshäuser, während das Micktener Gemeindehaus als Sitz des Pfarramtes gewählt wurde.
https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Mickten/Kapelle_Mickten/kapelle_mickten.html
Straßen in Mickten
Bearbeiten- Altmickten
Als Altmickten wird seit 1904 der frühere Dorfplatz bezeichnet. Um den Platz gruppieren sich die gut erhaltenen Bauernhöfe des Dorfes. Deutlich ist noch die Anlage des slawischen Rundlings erkennbar. Die Gehöfte entstanden in ihrer heutigen Form nach den Dorfbränden von 1823 bzw. 1869 und wurden in den letzten Jahren denkmalgerecht saniert. Zahlreiche Gebäude weisen Fachwerkkonstruktionen in den Obergeschossen auf. An einigen Häusern erinnern Schlusssteine an frühere Besitzer bzw. Ereignisse der Ortsgeschichte.
Foto: Fachwerkhäuser im alten Micktener Dorfkern - in der Mitte Hausanschrift Scharfenberger Straße 12:
“Eine Wohnung welche hier 230 Jahre gestanden hatte, verzehrte die Flamme nebst 12 andern Häusern der Nacht des 24. März 1823”.
- Lindenschänke
Die am Rande Altmicktens am Elbufer gelegene Lindenschänke öffnete 1862 erstmals ihre Pforten und ist seit ihrer Neueröffnung 1998 nicht nur wegen ihres schattigen Biergartens wieder ein beliebtes Ausflugsziel. Ursprünglich ging sie aus dem früher in den meisten Dörfern üblichen Reiheschank hervor. 1862 wurde dieser für 30.000 Taler an Johann Gottlieb Selle verkauft, welcher am 18. Oktober dieses Jahres die Schankgenehmigung erwarb. 1876 ging sie in den Besitz seines Sohnes Wilhelm über und blieb bis 1993 in Familienbesitz.
Das Gasthaus am Elbufer entwickelte sich schnell zum viel besuchten Ausflugslokal und war zugleich Treffpunkt und Versammlungslokal der Dorfbewohner. Während des Zweiten Weltkrieges waren hier französische Zwangsarbeiter untergebracht. Nach mehrjährigem Leerstand erwarb 1997 der bekannte Gastronom Gerd Kastenmeier die Lindenschänke und ließ sie renovieren. Bis heute lädt sie, seit 2010 unter einem neuen Betreiber, im rustikalem Ambiente zum Besuch ein.
- An der Flutrinne
Die Straße An der Flutrinne wurde nach 1990 im neuen Wohn- und Gewerbegebiet Kaditz-Mickten angelegt. Gleichzeitig entstand ein umfassendes Netz neuer Nebenstraßen, die die vorgesehene Bebauung der “Landschaftsstadt” Kaditz-Mickten beschleunigen sollten. 1995 erhielten diese die Namen Flößerstraße, Treidlerstraße und Pieschener Straße. Leider scheiterten die Pläne am fehlenden Bedarf und den wirtschaftlichen Möglichkeiten. Realisiert wurden bislang lediglich eine Wohnzeile direkt an der Flutrinne sowie der Bürobau der Sparkassen-Versicherung.
Foto: An der Flutrinne, links der Neubau der Sparkassenversicherung
- Böcklinstraße
Die heutige Böcklinstraße ist Teil des alten Bischofsweges von Meißen nach Stolpen und wurde früher auch als Hohe Straße bezeichnet. Ihren heutigen Namen erhielt sie 1904 nach dem Schweizer Maler Arnold Böcklin (1827-1901), der mit seinen Bildern zu den Vertretern der Neoromantik gehört.
An der Böcklinstraße ist bis heute das erste Micktener Schulhaus erhalten geblieben (Nr.17), welches seit 1898 als Gemeindeamt und seit 1903 nur noch als Wohnhaus dient. Zwischen 1913 und 1928 verkehrte die Straßenbahn nach Mickten über die Böcklinstraße, wurde dann jedoch durch die neue Gleistrasse an der Sternstraße ersetzt. Nach 1945 nutzten die Dresdner Verkehrsbetriebe die Straße zeitweise als Busabstellplatz, welcher 1985 jedoch wegen der Hochwassergefahr aufgegeben wurde.
- Brockwitzer Straße
Die Brockwitzer Straße wurde erst nach 1990 bei der Erschließung des geplanten Baugebietes zwischen Kaditzer Flutrinne und Lommatzscher Straße angelegt. Ihren Namen erhielt sie am 29. August 1996 nach dem Dorf Brockwitz, einem Ortsteil von Coswig.
- Dahlener Straße
Die zu den kürzesten Straßen Dresdens gehörende Dahlener Straße ist eine kleine Sackgasse, die von der Wurzener Straße in nördliche Richtung abgeht. Einziges Gebäude ist ein Doppelhaus (Nr. 1/3). Ihren Namen erhielt die Straße 1940 nach der nordsächsischen Kleinstadt Dahlen.
- Dettmerstraße
Die Dettmerstraße entstand Ende des 19. Jahrhunderts an der Flurgrenze zwischen Mickten, Trachau und Pieschen und wurde damals Feldstraße genannt. Erst nach der Eingemeindung erhielt sie 1904 ihren jetzigen Namen nach dem Hofschauspieler Friedrich Dettmer (1835-1880), der seit 1856 dem Ensemble des Königlichen Hoftheaters angehörte. Neben Emil Devrient gehört Dettmer zu den bedeutendsten Dresdner Theaterpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts.
- Dreyßigplatz
Als Dreyßigplatz wird die Platzanlage an der Kreuzung Leipziger Straße, Lommatzscher Straße und Wurzener Straße bezeichnet. Hier befindet sich, in unmittelbarer Nachbarschaft zum 1998 stillgelegten Straßenbahnhof Mickten, auch eine Gleisschleife der Straßenbahn. Seinen Namen erhielt der Platz 1927 nach dem Dresdner Hoforganisten Johann Anton Dreyßig (1774-1815), Gründer der Dreyßigschen Singakademie, die sich von 1807 bis zu ihrer Auflösung 1930 der Pflege klassischer Chormusik widmete.
Foto: Der Dreyßigplatz in den Zwanziger Jahren, links im Bild der Straßenbahnhof Mickten
Video: Tatra-Straßenbahn in der Gleisschleife Mickten beim Kirchentag 2013
- Elbvillenweg
Auf dem Areal des heutigen Elbvillenweg befand sich ursprünglich die frühere Waffelfabrik Gebr. Hörmann, welche zuletzt zum VEB Dauerbackwaren Dresden gehörte. Nach Schließung der Firma 1992 wurden die Produktionshallen zum Großteil abgerissen und stattdessen ein kleines Wohnviertel errichtet. Da dieses vom Investor als “Elbvillenpark” vermarktet wurde, erhielt die Erschließungsstraße im November 1995 amtlich den Namen Elbvillenweg.
- Flößerstraße
Die Flößerstraße entstand erst nach 1990 bei der Erschließung eines hier geplanten Wohn- und Gewerbegebietes auf Kaditz- Micktener Flur. Allerdings kam dieses nur in Ansätzen zustande, so dass die Flächen an der Flößerstraße bis heute weitgehend unbebaut blieben. Mit der im November 1995 erfolgten Benennung soll, wie auch bei der benachbarten Treidlerstraße, an einen einst eng mit der Elbe verbundenen Beruf erinnert werden.
- Franz-Lehmann-Straße
Die Franz-Lehmann-Straße in Neumickten trug ursprünglich ab 1892 den Namen Jägerstraße. Johann Gottfried Jäger hatte viele Jahre das Amt eines Gemeindevorstandes in Mickten ausgeübt und ließ in seiner Amtszeit u.a. eine Bauordnung und einen Bebauungsplan für den Ort aufstellen. Nach der Eingemeindung Micktens wurde sie ab 1904 Lützowstraße genannt. Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow (1782-1834) war ein preußischer General und wurde als Führer des Lützowschen Freicorps im Kampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft bekannt.
Am 1. Juli 1946 erhielt die Lützowstraße ihren heutigen Namen Franz-Lehmann-Straße. Lehmann (1899-1945) arbeitete in den Zwanziger Jahren im Leuna-Werk und schloss sich 1922 der KPD an. Ab 1933 wohnte er in Dresden-Kaditz. 1944 wurde er als Mitglied der illegalen Widerstandsgruppe um Georg Schumann verhaftet und kam ein Jahr später während des Luftangriffes im Untersuchungsgefängnis am Münchner Platz ums Leben. An Franz Lehmann erinnert auch ein Gedenkstein vor der Micktener Schule.
Das Straßenbild prägen bis heute vor allem Einzelwohnhäuser aus der Gründerzeit, in deren Erdgeschossen es einst teilweise kleinere Läden gab (Foto: Franz-Lehmann-Straße 7). Das Eckhaus zur Sternstraße (Nr. 20) ist 1910 als "Sternhof" im Adressbuch verzeichnet. Bis heute wird es als Eiscafe Venezia gastronomisch genutzt.
Firma Cruse & Co. (Nr. 5): Die Geschichte des Unternehmens begann im Jahr 1911, als der Fabrikdirektor a. D. Edmund Kussi und die Gebrüder Johann und Friedrich Cruse die Firma „RHEOSTAT- Spezialfabrik elektrischer Apparate“ gründeten. Zunächst befand sich der Firmensitz auf der Freiberger Straße Nr. 75. Zwei Jahre später bezog die Firma im September 1913 eine neue Produktionsstätte auf der Leipziger Straße 31. 1914 trennten sich die Geschäftspartner und Johannes und Friedrich Cruse führten das Unternehmen fortan als „Spezialfabrik elektrischer Steuerapparate Gebr. Cruse & Co.“ weiter. Ab 1916 befand sich der Firmensitz in der Friedrichstadt (Wachsbleichstraße 26/28). Nach dem Tod Friedrich Cruses 1920 stellte sein Bruder den bisherigen AEG-Chefkonstrukteur Herman Wencken ein. Hergestellt wurden verschiedene elektronische Bauteile wie Schalter, Regler und Anlasser. Aus Platzgründen entschloss man sich, das Unternehmen 1928 zur damaligen Lützowstraße 5 in Mickten zu verlegen (Foto: Holger Rohland / Wikipedia). Hier bezog man die früheren Räume der Zigarettenfabrik „L. Kulenkampff & Co. GmbH“.
Nach dem Tod des zweiten Firmengründers übernahm 1931 dessen Witwe den Betrieb. Die Rüstungsvorbereitungen der Nazis führten in den 1930er Jahren zu einem erheblichen Umsatzanstieg. 1939 arbeiteten bereits über 300 Angestellte in dem Betrieb. Mit Kriegsbeginn wurde die Belegschaft noch um ca. 60 Zwangsarbeiter vergrößert. Für die Versorgung der Mitarbeiter erwarb man 1939 die Gaststätte „Elbsalon“ auf der Kötzschenbroder Straße 20.
1945 konnte die Produktion im Juni 1945 wieder aufgenommen werden. Produziert wurden vorerst dringend benötigte elektrische Haushaltgeräte wie Bügeleisen,Kochplatten u.a. Im Zuge der Enteignungen nach dem Volksentscheid 1945 wurde die Firma Cruse & Co. der volkseigenen Industrieverwaltung 4 angegliedert und 1948 zum VEB Elektroschaltgeräte Dresden mit mehreren Betriebsteilen. Betriebsdirektor war bis 1956 der als Kunstsammler bekannt gewordene Friedrich Pappermann (1909–1995). Zum Produktionsprofil gehörten nun bis 1989 Elektroschaltgeräte aller Art für die Bauindustrie, den Schiffs-, Kran- und Anlagenbau. Hinzu kamen kleinere elektronische Geräte und Konsumgüter für die privaten Haushalte. Ab 1960 gehörte der Betrieb zum VVB Elektroapparate Berlin, ab 1970 bis 1975 zum VEB Kombinat Schaltelektronik Oppach und anschließend bis zur Wende zum Elektro-Apparate-Werke „Friedrich Ebert“ in Berlin-Treptow. 1990 erfolgte die Abwicklung und Schließung des Werkes durch die Treuhand. Die Gebäude wurden wenig später abgerissen.
- Hauptmannstraße
Die heutige Hauptmannstraße wurde 1898 im Zusammenhang mit dem Bau der 41. Volksschule angelegt und zunächst nach dem “Turnvater” Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) Jahnstraße benannt. Im Zusammenhang mit der Eingemeindung Micktens erfolgte 1904 die Umbenennung der Jahnstraße in Hauptmannstraße. Moritz Hauptmann (1792-1868) wurde in Dresden geboren und wirkte viele Jahre als Komponist und Kantor an der Thomaskirche zu Leipzig.
- Herbststraße
Die 1899 amtlich benannte Herbststraße entstand Ende des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Bau neuer Wohnviertel in Neumickten und war Teil eines “Jahreszeitenviertels”. Zu diesem gehörte auch die noch heute vorhandene Winterstraße, während die Sommerstraße in den 1930er Jahren in der Lommatzscher Straße aufging. Zuvor war bereits im Zusammenhang mit der Eingemeindung der Vorstadt die ehemalige Frühlingstraße in Wüllnerstraße umbenannt worden. 1993/95 entstand auf dem Areal der früheren Backwarenfabrik “Saxonia” zwischen Stern-, Herbst- und Kötzschenbroder Straße der “Elbvillenpark”. Die Wohnhäuser Nr. 1, 9, 11, 21 und 23 sind als Kulturdenkmale ausgewiesen.
- Homiliusstraße
Ursprünglich wurde diese Straße ab 1898 als Pestalozzistraße bezeichnet. Hier befand sich das neue Micktener Schulhaus, welches die Namensgebung nach dem bekannten Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) erklärt. Nach der Eingemeindung Micktens wurde die Pestalozzistraße 1904 in Homiliusstraße umbenannt. Gottfried August Homilius (1714-1785) wirkte an der Frauenkirche als Organist und war von 1755 bis zu seinem Tod Kreuzkantor und Musikdirektor der Kreuz-, Frauen- und Sophienkirche. Seit 1938 befindet sich an der Homiliusstraße 15 das in einer früheren Villa untergebrachte Gemeindehaus der Micktener Christen. Unweit davon wurde 2006 nach Plänen des Architekten Jens Voigt die kleine Wohnsiedlung “Haselnussgrund” errichtet. Im Haus Nr. 1 befand sich früher die bereits 1916 erwähnte Gaststätte "Zur Baubörse".
- Kötzschenbroder Straße
- Leipziger Straße
- Lommatzscher Straße
Die Lommatzscher Straße entstand Ende des 19. Jahrhunderts und wurde 1898 zunächst in Anlehnung an die benachbarten Frühlings-, Herbst- und Winterstraße Sommerstraße genannt. Da es jedoch bei der Eingemeindung Micktens 1903 bereits eine Sommerstraße in Striesen gab, erfolgte 1904 die Umbenennung in Lommatzscher Straße. Namensgeber war die Kleinstadt Lommatzsch im Landkreis Meißen.
Ursprünglich befand sich in diesem Bereich der Micktener Flur die Siedlung Klein-Mickten, die nach 1529 zur Wüstung wurde. Nach Aufgabe des Ortes wurden deren Felder von den Bauern Groß-Micktens übernommen, die das sumpfige Areal der “Micktener Alm” vor allem als Weideland nutzten.
In den 1930er Jahren erfolgte im Zusammenhang mit einem Neubauvorhaben eine Verlängerung, 1932 zunächst bis zur Rietzstraße, dann bis zur Kötzschenbroder Straße. Dabei entstand auch der 1940 amtlich benannte angrenzende Lommatzscher Platz. Die Pläne für die zwischen 1936 und 1941 errichteten Wohngebäude stammen vom Architekten Steinert. Weitere Wohnhäuser wurden 1955/57 für die Beschäftigten der Micktener und Übigauer Großbetriebe erbaut (Nr. 8-36). Auftraggeber für diesen Wohnkomplex, der von Hans Pistorius und Günther Wild projektiert wurde, war die AWG TRARÖ des VEB Transformatoren- und Röntgenwerkes (Foto). Hinzu kam eine Konsum-Kaufhalle (Nr. 53) und eine am 2. Mai 1985 eröffnete kombinierte Kindereinrichtung aus Krippe und Kindergarten. Heute wird das Gebäude als Integrative Kindertagesstätte "Lommi-Kids" genutzt. Zwei Jahre später erfolgte die heutige 9. Oberschule “Am ElbePark” (Nr. 121).
- Marie-Curie-Straße
Die Marie-Curie-Straße entstand Anfang der 1990er Jahre im Gewerbegebiet zwischen der Autobahn und der Washingtonstraße. Im November 1995 erhielt sie ihren Namen nach der französischen Physikerin Marie Sklodowska-Curie (1867-1934). 1903 erhielt sie für ihre Untersuchungen zur Radioaktivität den Nobelpreis für Physik, 1911 für die Isolierung des Radiums den Nobelpreis für Chemie.
- Naundorfer Straße
Die Naundorfer Straße erhielt ihren ursprünglichen Namen Kaditzer Straße im Jahr 1901, da sie in Richtung Kaditz führte. Um Verwechslungen mit einer gleichnamigen Straße im Nachbarort Übigau zu vermeiden, erfolgte 1904 die Umbenennung nach dem Ort Naundorf, heute ein Ortsteil von Radebeul. Im Eckhaus zur Hauptmannstraße (Nr. 20) befand sich früher das schon vor dem Ersten Weltkrieg genannte Lokal "Zur Sängerburg".
- Overbeckstraße
Die Overbeckstraße war einst Teil des früheren Kirchweges von Mickten nach Kaditz und wurde deshalb ab 1891 Kirchstraße genannt. Die über Micktener und Kaditzer Flur führende Straße erhielt 1904 ihren heutigen Namen nach dem Maler Johann Friedrich Overbeck (1789-1869), der vor allem in Italien tätig war.
Bereits in den Zwanziger Jahren kamen Pläne auf, in diesem Teil Micktens ein großes Gewerbegebiet zu schaffen. Trotz verbesserter Verkehrsanbindung durch den Bau der Flügelwegbrücke konnte die Planungen nur zu einem geringen Teil realisiert werden. 1922/23 gründete die Firma Koch & Sterzel an der Overbeckstraße ihr Zweigwerk Mickten, aus dem nach 1945 der VEB Transformatoren- und Röntgenwerk hervorging. Nach 1933 entstanden außerdem einige Wohnblocks für die Angestellten des Betriebes.
- Pisendelstraße
Der zuvor als Abschnitt der Kötzschenbroder Straße betrachtete Abschnitt zwischen Zelenkastraße und An der Elbaue erhielt im März 2008 den Namen Pisendelstraße. Johann Georg Pisendel (1687-1755) war im Spätbarock einer der bedeutendsten deutschen Geiger und ab 1728 Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle.
- Sternstraße
Ursprünglich lagen im Bereich der heutigen Sternstraße die Felder des Micktener Vorwerks, welches sich ab 1468 im Besitz der Meißner Bischöfe befand. 1864 begann der Ausbau des Ortsteils Neumickten, in dem sich verschiedene Industriebetriebe ansiedelten. Bekannte Fabriken an der Sternstraße waren die Waffelfabrik Gebrüder Hörmann AG (Nr. 35) und Lelanskys Dampfsägewerk (Nr. 12. Die übrigen Flächen wurden bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges mit Arbeiterwohnhäusern bebaut. Im Eckhaus Nr. 13 zur heutigen Franz-Lehmann-Straße gab es einst das Restaurant "Moselschlößchen". 1928 erfolgte eine Verlängerung der Straße bis ins benachbarte Übigau. Dafür entstand die 132 Meter lange im Oktober 1928 übergebene Flutrinnenbrücke. Bis zum Hochwasser 2002 wurde diese Strecke auch von der zum Endpunkt Übigau verkehrenden Straßenbahnstrecke genutzt.
Dampfsägewerk Lelansky: Das Dampfsägewerk Lelansky wurde 1938 auf dem Grundstück Sternstraße 12 gegründet und entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einem bedeutenden Betrieb der Holzverarbeitung in der Stadt. Neben den Produktionshallen, einem Heizhaus und einem Trockenschuppen existierte auch eine ausgedehnte Feldbahnanlage, welche bis zum Elbufer reichte. Hier wurden die meist aus Böhmen stammenden Holzstämme auf Loren verladen und dann per elektrisch betriebener Winde direkt zur Weiterverarbeitung befördert. Die Gleise führten dabei sogar durch einen Tunnel unter der Kötzschenbroder Straße, dann am Areal der Waffelfabrik Hörmann vorbei bis zu den Lagerplätzen an der Sternstraße.
Hauptsächlich wurde das hier verarbeitete Holz in der Bauwirtschaft verwendet, teilweise aber auch an die Papierindustrie geliefert. Im Zuge der Reparationsforderungen der Sowjetunion fiel das Sägewerk 1945 unter die Demontagebestimmungen und konnte erst in mehrjähriger Arbeit mühsam wieder aufgebaut werden. Trotzdem gelang es nicht, an die Leistungsfähigkeit der Anfangsjahre anzuknüpfen. Der in die Rechtsform einer Kommanditgesellschaft überführte Betrieb wurde 1957 in den Besitz der DDR-Staatsbank überführt und kurz darauf geschlossen. Mit der formellen Liquidation endete am 31. Mai 1988 endgültig die Firmengeschichte.
- Winterstraße
Die Winterstraße entstand als eine der ursprünglich vier Micktener "Jahrszeitenstraßen", von denen heute nur noch Winter- und Herbststraße ihren Namen erhalten haben. 1897 erhielt sie offiziell diesen Namen. Im Eckhaus zur Herbststraße (Nr. 12) befand sich früher die Gastwirtschaft "Zur Eintracht".
- Wüllnerstraße
Die Wüllnerstraße enstand als erste der Micktener "Jahreszeitenstraßen" und wurde ab 1896 zunächst Frühlingstraße genannt. In den Folgejahren folgten die Winter-, Sommer- und Herbststraße. Straßendoppelungen nach der Eingemeindung machten später jedoch Umbenennungen der Frühlings- und Sommerstraße (heute Lommatzscher Straße) erforderlich. 1904 erhielt die Frühligsstraße ihren heutigen Namen nach dem Dresdner Hofkapellmeister Franz Wüllner (1832-1902), der dieses Amt zwischen 1877 und 1882 innehatte. Später lebte er in Berlin und Köln und war dort ab 1884 Direktor des Städtischen Konservatoriums. Zwischen 1896 und 1904 wurde die Straße Frühlingsstraße genannt.
In den 1930er Jahren war geplant, die Wüllnerstraße von der Micktener bis zur Rehefelder Straße durchzuführen, was jedoch nicht zustande kam. Heute befinden sich hier Kleingärten. Im Ostteil entstand in den letzten Jahren eine kleine Wohnanlage mit Ein- und Mehrfamilienhäusern (Foto).
- Zelenkastraße
Die kurze Zelenkastraße wurde 1997 in Verlängerung der Homiliusstraße angelegt und nach dem böhmischen Musiker Jan Dismas Zelenka (1679-1745) benannt. Zelenka wirkte als Kontrabassist und Komponist kirchlicher Musik und war viele Jahre Musiker der kurfürstlichen Hofkapelle in Dresden. Ab 2003 entstanden hier in mehreren Bauabschnitten neue Wohnhäuser.
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