Projekt:Altes Dresden/Stadtteil/Plauen
Plauen wurde, gemeinsam mit Dresden, erstmals in einer Urkunde vom 31. März 1206 als Plawen erwähnt. Der Ortsname ist vom slawischen “plawat” abgeleitet, was übersetzt “schwimmen, flößen” bedeutet. Vermutlich weist diese Namensgebung auf die einstige Flößerei auf der Weißeritz hin. Das ursprüngliche Sackgassendorf bestand im 15. Jahrhundert aus den beiden Gemeindeteilen am heutigen F.-C.-Weiskopf-Platz und an der Wassergasse (Hofmühlenstraße) (Foto) und unterstand ab 1315 dem Maternihospital. Mit über 30 Bauernhöfen gehörte der Ort zu den größeren Dörfern der Dresdner Umgebung und besaß bereits um 1300 eine Kirche. 1329 kam Plauen an den Rat zu Dresden. 1608 entstand an der Klingenberger Straße ein Freigut, welches sich zeitweise im Besitz des Dresdner Bürgermeisters Lehmann befand. Neben der Landwirtschaft war auch der im 16. Jahrhundert eingeführte Obstanbau von Bedeutung. Zum Schutz der Gehöfte war Plauen zeitweise von einer Mauer umgeben, die aus dem einheimischen Plänerstein (= Plauener Stein) errichtet worden war.
Zur Plauener Flur gehören auch Teile des Plauenschen Grundes, der bereits im Mittelalter Standort mehrerer Wassermühlen war. Außerdem blieb das Tal über Jahrhunderte kurfürstliches Jagdrevier und war später Anziehungspunkt für die Künstler der Romantik. Zu den Höhepunkten in der Geschichte dieses Grundes zählt das prunkvolle Saturnfest im Jahr 1719 aus Anlass der Hochzeit des Kurprinzen. Ab 1542 führte vom Weißeritzufer eine vom Festungsbaumeister Caspar Voigt von Wierandt projektierte hölzerne Röhrfahrt (Hochplauensche Wasserleitung) bis ins Dresdner Stadtzentrum. Noch älter ist die schon 1366 erstmals genannte Plauener Mühle, die im 16. Jahrhundert von Kurfürst August zur Hofmühle ernannt wurde. Bis um 1840 waren die Bauern von über 30 Dörfern verpflichtet, ihr Korn in Plauen mahlen zu lassen.
Neben den häufigen Hochwasserfluten richteten auch kriegerische Ereignisse immer wieder Zerstörungen im Ort an. So wurde die Plauener Kirche 1429 durch die Hussiten zerstört. Auch im Dreißigjährigen Krieg, während des Nordischen Krieges 1706 und im Siebenjährigen Krieg 1759 wurde der Ort durch Einquartierungen und Plünderungen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nach der Bombardierung Dresdens im Jahr 1760 fanden zahlreiche Bürger der Stadt vorübergehend in Plauen Zuflucht. Im August 1813 fielen erneut einige Gehöfte den Ereignissen während der Schlacht bei Dresden zum Opfer, nachdem zuvor französische und österreichische Soldaten im Dorf einquartiert waren.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Plauen vom Bauerndorf zum wohlhabenden Dresdner Wohnvorort. Auf dem Gelände des früheren Reisewitz´schen Gartens am Weißeritzufer entstanden Gewerbebetriebe, die zur Ausbildung einer “Industriegasse” zwischen Plauen und Löbtau führte. Zu den bekannten Unternehmen gehörten die Schokoladenfabrik Petzold & Aulhorn, die Blechwarenfabrik Anton Reiche und die Brauerei Plauenscher Lagerkeller. Wichtigster Förderer der kommunalen Entwicklung war jedoch der Mühlenbesitzer Gottlieb Traugott Bienert, der 1852 die frühere Hofmühle gepachtet hatte. Unter seiner Regie wuchs die Firma zu einem modernen Großunternehmen mit über 200 Mitarbeitern. Bienert trat jedoch auch als Mäzen in Erscheinung und finanzierte für seinen Heimatort 1874 die erste Gas-Straßenbeleuchtung, den Bau einer Kinderbewahranstalt (1883) und des Rathauses (1894). Bereits 1855 hatte der Ort Anschluss an die Albertbahn erhalten, die 1868 in den Besitz des Staates überging. Am 12. März 1873 verkehrte zum ersten Mal eine Pferdestraßenbahn (1900 elektrifiziert) über die Chemnitzer Straße bis zum Dorfplatz. Weitere Linien folgten 1898 auf der Tharandter Straße und 1909 über die Nöthnitzer Straße bis zum Plauener Rathaus.
Fotos: Altplauen mit Bienertmühle und Kirche (links) und Rathausplatz (rechts) um 1910 Die verbesserten Verkehrsverbindungen und die zahlreichen gewerblichen Unternehmungen führten gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer verstärkten Nachfrage nach Bauland im Süden der Stadt Dresden. In Plauen übernahm die 1872 gegründete Baugesellschaft “Dresdner Westend” die Planung und Erschließung der Freiflächen um den Ort. Zunächst begannen die Arbeiten zu beiden Seiten der Chemnitzer Straße und wurden nach Verabschiedung eines Bebauungsplanes bis zum Plauenschen Ring fortgesetzt (Foto). Auf Betreiben der Gemeinde entstanden hier vorrangig Villen in offener Bauweise. Lediglich um den früheren Dorfplatz, jetzt Chemnitzer Platz genannt, setzte sich großstädtische Bebauung durch. Diesem Boom fielen auch die meisten noch vorhandenen Bauernhöfe zum Opfer. Bis zur Eingemeindung des Ortes am 1. Januar 1903 war dieser Prozess weitgehend abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt zählte Plauen ca. 12.000 Einwohner.
Auch nach dem Anschluss der wohlhabenden Gemeinde an Dresden blieb die Vorstadt Plauen sowohl wichtiger Gewerbestandort als auch beliebter Wohnvorort. Dazu trugen die bereits im Eingemeindungsvertrag festgelegten Sonderkonditionen für Plauen bei, die u.a. das Fortbestehen der günstigeren Gemeindetarife für fünf Jahre und die Einrichtung von Außenstellen der Stadtverwaltung im Plauener Rathaus vorsahen. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges entstanden 15 neue Straßen auf Plauenscher Flur, die vorrangig mit Wohnhäusern bebaut wurden. Als Bauherren traten die Eisenbahner- Baugenossenschaft (Wohnanlage Münchner Straße) und der Bauverein Gartenheim (Hohenplauen - Foto ) in Erscheinung. 1923 wurde der frühere Eisenbahn-Haltepunkt vom Felsenkeller an die Unterführung in Altplauen verlegt. Seit 1998 dient das Gebäude als Jugendzentrum und Stadtteiltreff. Der Hochlegung der Gleise fielen neben dem alten Bahnwärterhaus auch einige Gebäude Altplauens und an der Zwickauer Straße zum Opfer. Mit der Entstehung der Siedlung rund um den Fichtepark nach 1930 war die Bebauung weitgehend vollendet.
Die Luftangriffe auf Dresden führten auch im Stadtteil Plauen zu schweren Schäden, vor allem im nördlichen Teil. Zu den zerstörten Gebäuden gehörten u. a. die bekannte Schokoladenfabrik Petzold & Aulhorn, die Industriebetriebe an der Zwickauer und Tharandter Straße sowie einige Gebäude am Chemnitzer Platz. Auch der “Plauensche Gasthof” und die Falkenbrauerei wurden Opfer der Bomben. In der Nachkriegszeit gelang es nur teilweise, die entstandenen Baulücken zu schließen. Erst nach 1990 wurden einige moderne Wohn- und Bürokomplexe errichtet, so dass Plauen heute seine Rolle als Stadtteilzenttrum mit Ortsamt und Geschäften wieder ausfüllen kann. An der Bamberger Straße entstand ein modernes Hotel. Größtes Bauprojekt war der auf dem Gelände der früheren Falkenbrauerei angelegte Bürokomplex “Falkenbrunnen” mit Einkaufszentrum (Foto) . Zu den überregional bekannten Plauener Unternehmen gehören heute die Dr. Quendt Backwaren GmbH und die Feinkostfirma Dr. Doerr.
Schwere Schäden richtete die Hochwasserkatastrophe vom 12./13. August 2002 vor allem im unteren Teil Plauens und im Plauenschen Grund an. Mehrere Weißeritzbrücken und Wohnhäuser wurden zerstört bzw. schwer beschädigt. Durch starke Regenfälle im Erzgebirge war der Fluss innerhalb weniger Stunden zur reißenden Flut angeschwollen, vor der sich die Anwohner nur mit Mühe in Sicherheit bringen konnten.
Rathaus:
Das Rathaus Plauen entstand zwischen 1893/94 am Rande des früheren Dorfplatzes. Zuvor fanden die Beratungen des Gemeinderates in den Räumen des ehemaligen Freigutes an der Klingenberger Straße statt. Bereits 1884 hatte der Mühlenbesitzer Gottlieb Traugott Bienert der Gemeinde das Grundstück für den Rathausbau kostenlos zur Verfügung gestellt. Die öffentliche Ausschreibung gewann das renommierte Dresdner Architektenbüro Lossow & Viehweger. Die Bauausführung oblag den Plauener Baumeistern Fichtner. Am 23. April 1893 erfolgte die Grundsteinlegung. Bereits am 18. Oktober 1894 konnte der im Stil der Neorenaissance gestaltete Bau mit seinem 51 Meter hohen Turm feierlich eingeweiht werden. Die Figur des heiligen Georg an der Fassade stammt von Robert Henze. Am Eingang und am Eckerker ist noch das frühere Gemeindewappen zu sehen (Bild rechts). Eine weitere Darstellung dieses Wappens mit Darstellung eines Mühlrades und eines Wehrs findet sich an der 1993 restaurierten Wetterfahne des Turms. Im Turm wurden zwei Schlaglocken aufgehängt, welche um 1467 entstanden und wohl aus der alten Plauener Dorfkirche stammen.
Im neuen Rathaus fanden neben Sitzungs- und Verwaltungsräumen des Gemeinderates auch die Ortskrankenkasse, die Polizeiwache, das Standesamt und die Plauener Volksbibliothek ihr Domizil. Bis 1936 existierte auch eine Gaststätte “Ratskeller”. Nach der Eingemeindung Plauens übernahm die Stadt Dresden das Rathaus als Außenstelle. In die Räumen des früheren Ratskellers zog 1938 eine Filiale der Dresdner Stadtsparkasse ein. Nach 1945 befanden sich hier u.a. Einrichtungen der Volksbildung und ein Turn- und Gmynastikraum im ehemaligen Ratssaal. Eine umfassende Sanierung erfolgte zwischen 1993 und 1998. Heute hat hier das Ortsamt Plauen seinen Sitz.
Postamt:
Das erste eigene Postgebäude erhielt Plauen im Jahr 1873, als an der Ecke Klingenberger / Bienertstraße (Nr. 17) ein repräsentatives Haus mit Sandstein- und Klinkerfassade errichtet wurde (Foto). Nach der Eingemeindung des Ortes befand sich hier der Sitz des Dresdner Postamtes A 27 (ab 1964 Postamt 8027).
1996 wurde das Postamt geschlossen und in den Bürokomplex Falkenbrunnen an der Chemnitzer Straße verlegt. Seit Schließung dieser Postagentur 2015 befindet sich eine Verkaufs- und Annahmestelle im Presseshop Chemnitzer Straße.
Bildungseinrichtungen in Plauen:
Dorfschule: Die erste Dorfschule ist für Plauen bereits 1578 erwähnt. 1785 war diese so stark verfallen, das sich eine umfassende Erneuerung erforderlich machte. Mit wachsender Schülerzahl wurde diese Schule, die sich in der Nähe der Kirche befand, 1857 erweitert. Erst nach einem kompletten Neubau schloss die alte Dorfschule 1876 ihre Pforten. Das Gebäude wurde nun noch für einige Jahre als Vereinslokal des “Evangelischen Jünglingsvereins” genutzt und 1903 abgetragen.
39. Volksschule: Nachdem die bisherige Schule nicht mehr den Anforderungen der stark gewachsenen Gemeinde genügte, wurde 1875 oberhalb des alten Friedhofs mit einem Schulneubau begonnen. Die Entwürfe für das Gebäude stammen von der ortsansässigen Firma Fichtner. Bereits 1876 konnte diese Schule eingeweiht werden. 1893 wurde sie noch um eine 1945 zerstörte Turnhalle erweitert. Ein Ergänzungsbau mit Aula entstand 1895 (Foto rechts). Nach seiner Fertigstellung diente er als Knabenschule, während das ältere Gebäude als Mädchenhaus genutzt wurde.
Nach der Eingemeindung Plauens erhielt die Schule 1903 den Namen 39. Bezirksschule (ab 1919 39. Volksschule). Zu DDR-Zeiten trug sie den Namen des antifaschistischen Malers Fritz Schulze und erhielt 1980 eine neue Turnhalle. Heute wird das Gebäude an der Schleiermacherstraße 8 von der 39. Grundschule genutzt. Der ältere Gebäudeteil, nach einem Umbau 1960 Außenstelle des Plauener Gymnasiums, wurde 2016 abgetragen (Foto links). An seiner Stelle errichtete man einen modernen Erweiterungsbau für die Grundschule.
49. Grundschule: Das Schulhaus vom Typ "Dresden Atrium" an der Bernhardstraße 80 entstand zwischen 1966 und 1968 und war die vierte Neubauschule dieses zu DDR-Zeiten weit verbreiteten Typs in Dresden. Die Einweihung erfolgte am 4. März 1968 als 49. Polytechnische Oberschule. Am 12. April 1970 wurde sie nach dem sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin benannt. Gagarin hatte als erster Mensch der Welt 1961 das Weltall bereist. In Anlehnung an die Namensgebung gestaltete man das Gebäude ab 1977 mit einigen Kunstwerken aus. Für das Foyer schuf der Künstler Dieter Bock von Lennep 1977 ein ca. 5 x 2,60 Meter großes Wandbild "Mensch-Technik-Zukunft". Zwei Jahre später wurde am 26. November in einem der beiden Innenhöfe seine Plastik "Rakete" übergeben. Während diese beiden Kunstwerke bis heute erhalten sind, verschwand sein drittes Werk, eine Collage zum Thema Gagarin, nach 1990 bei Renovierungsarbeiten.
Im Sommer 1992 wurde aus der bisherigen zehnklassigen POS eine Grundschule. Im September 2007 erhielt sie den Namen des früheren sächsischen Staatsministers Bernhard August von Lindenau, der auch Namenspatron der Bernhardstraße ist. 2013 wurden das Schulgebäude und die Turnhalle unter Denkmalschutz gestellt. 2016 begann die Sanierung der Gebäude, die jedoch dabei weitgehend im Ursprungszustand erhalten bleiben sollen.
55. Volksschule: Das Gebäude der späteren 55. Volksschule wurde 1884 an der Räcknitzer Straße (Nöthnitzer Straße 6) errichtet. Das als Höhere Volksschule dienende Schulhaus erhielt 1900 ein weiteres Stockwerk, um der zunehmenden Schülerzahl im Ort Rechnung zu tragen. Zwischen 1903 und 1919 trug diese Schule den Namen XV. Bürgerschule, danach 55. Volksschule. Zu DDR-Zeiten nach einem Dresdner Arbeitersportler als 55. POS “Heinz Steyer” bezeichnet, wird das Haus heute von der 55. Oberschule genutzt (Foto). 2010 wurde dieser der Name “Gottlieb Traugott Bienert” verliehen. Der Plauener Industrielle hatte sich einst große Verdienste für das Bildungswesen seines Heimatortes erworben.
Lehrerseminar: Das Königliche Lehrerseminar Plauen wurde zwischen 1894 und 1896 erbaut und am 18. April 1896 als erstes Lehrerseminar Sachsens in einer Dorfgemeinde feierlich eröffnet. Für diese Bildungseinrichtung entstand an der Kantstraße 2 ein repräsentativer Bau nach Plänen des Baurates Waldow. Finanziert wurde der Schulbetrieb teilweise durch Stiftungen Plauener Einwohner und Vereine. 1922 wurde das Lehrerbildungsseminar als Deutsche Oberschule in ein Gymnasium für Jungen umgewandelt. Zu DDR-Zeiten EOS “Friedrich Engels” genannt, hat heute hier das Gymnasium Dresden-Plauen seinen Sitz. 1961 erhielt die Schule eine kleine, bis heute bestehende Schulsternwarte, die zugleich von der 39. POS genutzt wurde.
In der Aula der Schule befand sich bis 1952 eine Orgel, die dann aus bautechnischen Gründen entfernt werden musste. Im Jahr 2000 konnte durch die Schenkung eines Privatmannes ein neues Instrument der Firma Jehmlich aufgestellt werden. Die Aula diente in der Nachkriegszeit einige Jahre auch als Kino (Filmtheater Kantstraße). Zuvor hatte man diese Räume als Lager für Wertsachen genutzt, welche nach dem Luftangriff aus zerstörten Häusern geborgen bzw. bei Bombenopfern gefunden worden waren. Dieses Lager bestand bis zum Mai 1945, wurde dann jedoch von der Roten Armee geplündert und wenig später aufgelöst.
Volksbibliothek: Die erste öffentliche Bibliothek in Plauen wurde 1877 auf Anregung des Ortsvereins im Schulhaus an der Kirche eingerichtet und existierte bis zu ihrer Auflösung 1931. Die von der Gemeinde finanzierte Volksbücherei war zunächst im Konferenzsaal der Schule untergebracht, zog jedoch 1902 in das neuerbaute Plauener Rathaus um. Mit der Eingemeindung des Ortes kamen die ca. 3.600 Bände in die Obhut des “Gemeinnützigen Vereins Dresden-Plauen”.
Eine weitere Bibliothek wurde am 19. Februar 1906 als “Freie öffentliche Bibliothek” auf Initiative Ida Bienerts eröffnet. Erster Leiter war bis 1913 Walter Hofmann (1879-1952), der als Begründer der Idee der Volksbibliotheken gilt. Hofmann arbeitete zuvor als Graveur, lernte später die ebenfalls sehr kunst- und kulturinteressierte Industriellengattin kennen, die ihn mit dem Aufbau der privat finanzierten Leihbibliothek beauftragte. 1921 wurde die Bücherei durch die Stadt Dresden übernommen und ist heute Teil der Dresdner Stadtbibliothek. Ursprünglich befand sie sich auf der Kielmannseggstraße (heute Agnes-Smedley-Straße 11 - Foto ). Später war sie viele Jahre auf der Altfrankener Straße 6 in Löbtau untergebracht und ist heute in Altplauen Nr. 1 zu finden.
Hochplauensche Röhrfahrt:
Erste Röhrfahrten, d. h. in der Regel aus Holz gefertigte Wasserleitungen, entstanden bereits zu Ausgang des Mittelalters und dienten der Wasserversorgung der Stadt. Zu den bedeutendsten gehörte die 1541/42 von Festungsbaumeister Caspar Voigt von Wierandt projektierte “Hochplauensche Röhrfahrt”, die in der Nähe der Walkmühle von der Weißeritz abzweigte und bis zum Schloss führte. Für die Rohre wurden aufgebohrte Kiefernstämme verwendet. Um 1720 folgte eine Zweigleitung in den Zwingerhof zur Versorgung der dort installierten Wasserspiele des Nymphenbades. Erstmals kamen hier Rohre aus Eisenguß zum Einsatz, die sich wegen ihrer besseren Haltbarkeit bald überall durchsetzten. Zur Füllung des im Kuhturm des Wilsdruffer Tores befindlichen Wasserbehälters entwickelte der Hofmechanicus Andreas Gärtner eine Wasserkunst, welche das Röhrwasser 29 Ellen hoch in das Reservoir pumpte.
Zum Schutz der Einleitung befand sich in Plauen an der Wassergasse (heute Fußweg hinter der Bienertmühle) das sogenannte Wasserhaus, welches zugleich dem Röhrmeister als Arbeitsstelle diente (Foto oben rechts). Dieser war für die ständige Kontrolle der Wasserqualität sowie die technische Instandhaltung der Anlage verantwortlich. Dort wurde das Wasser des Mühlgrabens abgezweigt, in Siebschächte geleitet und im Anschluss über drei Ablaufschächte in ein Rohrsystem verteilt. Mehrfach wurde dieses Gebäude erneuert, wobei sogar die bekannten Ratsbaumeister Johann G. Fehre und George Bähr beteiligt gewesen sein sollen. Die letzte Rekonstruktion des Plauener Wasserhauses erfolgte 1862. Wenig später entstand unmittelbar dahinter der Gartenpavillon der Bienertschen Villa als Sichtschutz. Noch bis zum Ersten Weltkrieg war die Hochplauensche Röhrfahrt in Betrieb, musste dann jedoch modernen Wasserleitungen weichen. Das historische Gebäude fiel um 1980 dem Abriss zum Opfer. Eine Freilegung der Fundamentreste mit den Wasserkammern erfolgte in den letzten Jahren (Foto links). Seit 2013 informiert im sanierten Bienert-Pavillon über die Geschichte der Wasserversorgung.
Gaswerk Plauen:
Die erste Plauener Gasanstalt ließ der Mühlenbesitzer Gottlieb Traugott Bienert 1874 zur Versorgung seines Unternehmens erbauen. Bald wurden auch einige Wohnhäuser und Straßenlaternen angeschlossen, wodurch Plauen zu einem der ersten Dörfer mit Gasstraßenbeleuchtung wurde. Das kleine Werk genügte jedoch schon bald nicht mehr den Anforderungen der wachsenden Gemeinde, so dass Bienert 1878 auf Löbtauer Flur an der heutigen Ecke Tharandter/ Fritz-Schulze-Straße ein weiteres Gaswerk anlegte. Beide Werke gingen 1903 in den Besitz der Stadt der Stadt Dresden über. Während die Plauener Gasanstalt bereits im März 1903 stillgelegt wurde, produzierte das Löbtauer Werk noch bis 1920. Die Gebäude und Gasbehälter wurden schließlich 1923/24 beseitigt. Auf dem Areal steht heute die Tankstelle am Eingang zum Plauenschen Grund.
Plauener Straßen
https://web.archive.org/web/20230205141530/http://dresdner-stadtteile.de/Sud/Plauen/plauen.html
Ursprünglich wurde der gesamte Talabschnitt der Weißeritz zwischen Plauen und Tharandt als Plauenscher Grund bezeichnet. Im engeren Sinne gehören die im Tal gelegenen Fluren der Gemeinden Plauen, Dölzschen, Gittersee und Coschütz bis zur Freitaler Stadtgrenze dazu. Der Grund war schon im Mittelalter Standort mehrerer Mühlen, blieb jedoch ansonsten unbesiedelt. Wirtschaftliche Bedeutung hatte die bis 1875 betriebene Holzflößerei auf der Weißeritz sowie der Anbau von Obst und Wein an den Hängen. Reste ehemaliger Weinbergsterrassen sind stellenweise noch erhalten. Bereits 1366 wurde in Plauen erstmals eine Wassermühle erwähnt. Im 15. Jahrhundert folgte die Walkmühle der Dresdner Tuchmacher, die 1568 Kurfürst August erwarb. Dieser ließ das Gebäude abbrechen und im darauffolgenden Jahr durch eine Mahlmühle ersetzen. Als Hofmühle oblagen zeitweise 66 Orte der Dresdner Umgebung dem Mahlzwang dieser Mühle, welcher erst um 1840 endete. Nach Übernahme der früheren Hofmühle durch Traugott Bienert im Jahr 1852 wurde das Unternehmen als Bienertmühle bekannt.
Bilder: Der Plauensche Grund um 1810 - Gemälde von Carl August Richter (links) und Anton Graff (rechts) Im 17. und 18. Jahrhundert war der romantische Grund kurfürstliches Jagdrevier und Schauplatz prunkvoller Feste. So soll Kurfürst August der Starke 1698 zu Ehren des Zaren Peter I. eine Parade erzgebirgischer Bergleute aufmarschieren lassen haben, was jüngere Forschungen jedoch widerlegen. Am 26. September 1719 fand im Plauenschen Grund das Saturnusfestes anlässlich der Vermählung des Kurprinzen Friedrich August mit Maria Josepha von Österreich statt (historischer Stich). Dabei wechselten Parforcejagden, Komödienaufführungen, Bälle und Illuminationen ab. Das Fest bildete den krönenden Abschluss der insgesamt sieben “Planetenfeste” und gehört zu den bedeutendsten Barockfesten der sächsischen Geschichte. Höhepunkt war der Aufmarsch von 1600 Bergleuten, welche im nächtlichen Fackelschein dem jungen Paar ihre Glückwünsche darbrachten.
Für den Revierförster entstand 1722 das Hegereiterhaus in der Nähe der alten Weißeritzbrücke, welches später als “Forsthaus” beliebte Ausflugsgaststätte war und erst 1964 abgerissen wurde. Die 1779 errichtete neue Bogenbrücke über den Fluss wird seit Verlegung der durch den Grund führenden Tharandter Straße auf das linke Ufer 1921 nicht mehr genutzt, ist jedoch als Baudenkmal noch erhalten. 2006 erfolgte ihre Sanierung im Rahmen der Anlage eines Wanderweges durch den Grund (Foto). Dabei wurden auch die Fragmente der alten Straße in die Gestaltung einbezogen und mehrere Infotafeln zu Geschichte, Geologie und Natur des Plauenschen Grundes aufgestellt.
Erst 1745 wurde der durch das Tal führende Pfad durch Freiberger Bergleute zu einem durchgehenden Fahrweg ausgebaut. Zuvor hatte es bereits 1712 und 1724 Ersuchen der im oberen Weißeritztal gelegenen Gemeinden über einen Ausbau gegeben, welche jedoch wegen der hohen Kosten, der zu geringen Verkehrsbedeutung und der befürchteten Störung des Wildes im kurfürstlichen Jagdrevier abgelehnt worden waren. Nach längeren Verhandlungen genehmigte der Kurfürst am 9. September 1745 den Straßenbau. Nutzungsbeschränkungen galten jedoch in der Jagdsaison. Außerdem mussten die begünstigten Orte selbst für den Unterhalt der neuen Straße aufkommen.
Die verbesserten Verkehrsverbindungen und die reizvolle Landschaft machten das Weißeritztal bei Plauen nun zu einem beliebten Anziehungspunkt für Dresdner Bürger, unter ihnen viele Künstler. Allein zwischen 1770 und 1830 entstanden über 1000 künstlerische Darstellungen des Plauenschen Grundes, darunter Werke so berühmter Maler wie Caspar David Friedrich, Anton Graff und Adrian Zingg. Als “Dichter des Plauenschen Grundes” gilt der Literat Wilhelm Müller, der in seinem Werk “Frühlingskranz aus dem Plauenschen Grunde” der Schönheit des Tales ein Denkmal setzte. 1780 erschien der Roman "Herrmann und Ulrike" von Johann Carl Wezel, in dem der Grund ebenfalls eine Rolle spielte. Die im Plauenschen Grund durch den Steinbruchbetrieb entdeckten geologischen Aufschlüsse mit Fossilien waren Gegenstand von Forschungen Wilhelm von Humboldts und des Geologen Hans Bruno Geinitz. Wichtigstes Bodendenkmal ist die hoch über dem Weißeritztal gelegene Heidenschanze auf Coschützer Flur.
Im 19. Jahrhundert geriet der Plauensche Grund stärker ins Blickfeld einer wirtschaftlichen Nutzung. Existierten bislang nur einige Wassermühlen, entstanden nun erste gewerbliche Unternehmen. So wurde die 1728 erbaute Dölzschener Neumühle deutlich vergrößert, der benachbarte Eisenhammer entwickelte sich ab 1827 zum Eisenhammerwerk Dölzschen. Aus einem früheren Kupferhammer ging 1830 die Garnisonsmühle der sächsischen Armee hervor. Die in Burgk und Zauckerode entdeckten Steinkohlevorkommen erforderten jedoch auch eine Verbesserung der Transportwege. Neben dem Ausbau der Talstraße zur Chaussee zwischen 1807 und 1809 wurde 1855 die Albertbahn mit einem später abgetragenen Tunnel eröffnet. Entlang der Strecke entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts Wohnhäuser und gewerbliche Bauten. Zu den älteren Gebäuden im Plauenschen Grund zählten die mittlerweile verschwundenen Villen von Josef Grassi und Friedrich August von Cosel (Coselvilla). 1857 wurde in ihrer Nähe die Felsenkellerbrauerei eröffnet (Foto: Blick vom Hohen Stein).
Durch diese Entwicklung verlor der Plauensche Grund viel von seinem ursprünglichen Reiz. Dazu trugen auch zahlreiche Steinbrüche bei, die den hier vorkommenden Plänerstein (“Plauenscher Stein”) abbauten. Bedeutendster war der Ratssteinbruch, der sich ab 1872 im Besitz der Stadt Dresden befand. 1902 wurde die Straßenbahnlinie nach Deuben und Hainsberg eröffnet, welche 1974 durch eine Buslinie ersetzt wurde. Als Wahrzeichen des Plauenschen Grundes gelten heute der in den Zwanziger Jahren entstandene Siloturm der früheren Garnisonsmühle und die hoch über dem Grund gelegene Begerburg in Dölzschen (Foto). Jüngere Bauvorhaben waren die Anlage eines 121 Meter langen Straßentunnels in der Nähe der Felsenkellerbrauerei (1992) und der Bau der Autobahnbrücke im Jahr 2001/02. 1998 entstand am früheren Mühlgraben der Hofmühle Dresdens erstes privates Wasserkraftwerk mit einer Maximalleistung von 800 kW.
Foto: Straßenbahnparade im Plauenschen Grund kurz vor der Einstellung am 26. Mai 1974
Verheerende Auswirkungen hatte das schwere Weißeritzhochwasser vom 12/13. August 2002, welches auch den Plauenschen Grund verwüstete. Dabei wurden Teile der Straße sowie die Eisenbahntrasse weggerissen und unpassierbar gemacht. Auch die im Plauenschen Grund stehenden Gebäude sowie das Wasserkraftwerk wurden in Mitleidenschaft gezogen. Während die Straße bereits einige Wochen später wieder hergestellt werden konnte, dauerte die komplette Sanierung der Bahnstrecke nach Chemnitz bis Ende 2003.
Foto links: Die Folgen des Hochwassers von August 2000 sind am Wasserkraftwerk noch deutlich zu erkennen (September 2002) Foto rechts: das wiederaufgebaute Wasserkraftwerk im Sommer 2008
Schwebebahn-Projekt:
Zu den Kuriositäten der Verkehrsgeschichte gehörte der um 1900 erwogene Bau einer Schwebebahn zwischen Rabenau und Dresden. Die Bahn sollte nach dem Wuppertaler Vorbild auf Stelzen über der Weißeritz verlaufen und die heutigen Freitaler Stadtteile Deuben, Döhlen und Potschappel mit Dresden verbinden. In Dresden konstituierte sich dafür eine Aktien-Gesellschaft “Elektra”, die mit den Vorplanungen für die Strecke begann. Als Ausgangspunkt war die Egermühle in Deuben vorgesehen, von der die Bahn bis zur Endstation unterhalb des Hohen Steins schweben sollte. Als Option waren Verlängerungen über Eckersdorf bis Rabenau und zum Postplatz geplant. Von dort könnte, so die Vorstellungen der Projektanten, die Schwebebahn unterirdisch durch das Dresdner Stadtzentrum und dann auf Stelzen weiter bis Pirna verkehren.
Obwohl das Finanzministerium seine Zustimmung signalisierte und die Planungsarbeiten durch die ausführende Maschinenbaugesellschaft Nürnberg bis 1899 weitgehend abgeschlossen waren, kam der Bau nie zustande. Grund waren neben den immensen Kosten Proteste von Naturschützern und Anliegern sowie die 1902 eröffnete Straßenbahnlinie, die der Schwebebahn einen Großteil der Fahrgäste abgezogen hätte.
Einzelne Gebäude:
Buschmühle: Die Mühle entstand um 1559 als Glasschleife des aus Bautzen stammenden Schleifers Ullrich Wegener und war zweitälteste Mühle in Plauen. Neuere Forschungen vermuten an dieser Stelle einen noch älteren Kupferhammer bzw. eine Spiegelschleife. Später wurde sie als Mahlmühle mit drei Mahlgängen genutzt, stand jedoch immer im Schatten der nahegelegenen Hofmühle. Der Legende nach soll hier der sagenhafte sorbische Müllergeselle Pumphut beschäftigt gewesen sein. Gemäß kurfürstlichem Dekret vom 18. März 1613 unterlagen zwölf Orte, u. a. Altfranken, Boderitz, Coschütz, Naußlitz, Dölzschen, Gittersee, Wölfnitz und Zschertnitz dem Mahlzwang der Buschmühle.
1772 erhielten die Besitzer der Buschmühle das Recht zum Bierausschank. Dadurch entwickelte sie sich zum Ausflugsziel. Die romantisch gelegene Mühle, zeitweise auch Schweizer- oder Grundmühle genannt, war in der Romantik beliebtes Motiv für Maler und Zeichner. 1838 pachtete der Unternehmer E. Kittler die Buschmühle, der sich wenig später auch an der Gründung der Felsenkellerbrauerei beteiligte. 1870 wurde die Buschmühle für 15.000 Taler an die Felsenkeller AG verkauft und ein Jahr später zugunsten einer Erweiterung der Brauerei abgerissen. Erhalten blieb bis heute das Buschmühlenwehr auf dem Gelände der Felsenkellerbrauerei.
Villa Grassi: Das Gebäude wurde ursprünglich als Huthaus eines 1767 aufgeschlossenen Kupferbergwerks erbaut. Da die Erkundungen jedoch keinen Erfolg brachten, ließen die aus Dresden stammenden Gebrüder Lehmann, Besitzer des Hauses, dieses fünf Jahre später aufstocken und zu einem Landhaus mit Freitreppe und Terrassen zur Weißeritz umbauen. 1790 erwarb Graf Heinrich von Bünau das Grundstück, verkaufte es jedoch bereits 1800 weiter an den sächsischen Oberlandbaumeister Johann Gottlob Hauptmann (1755-1813). Ab 1799 lebte hier der Maler Josef Grassi (1757-1838), der im August 1800 als Professor an die Dresdner Kunstakademie berufen wurde und ein beträchtliches Vermögen besaß. Grassi ließ in der Umgebung seiner Villa einen kleinen Aussichtspavillon und ein Badehäuschen errichten und das Gelände parkartig umgestalten. Da man bei den Arbeiten eine Quelle entdeckt hatte, ließ Grassi das Mineralwasser durch Dr. David August Ficinus analysieren und machte das Areal zum beliebten Erholungsort.
Nach der Beseitigung der von französischen Soldaten im August 1813 verursachten Kriegsschäden kam die Villa Grassi 1816 in den Besitz des Grafen Friedrich von Kalckreuth. Zeitweise wohnte der mit ihm befreundete Liederdichter Wilhelm Müller (1794-1827) in diesem Haus, der hier u. a. die Verse zu seinem "Frühlingskranz aus dem Plauenschen Grunde" schrieb. Müller ist auch Schöpfer des 1818 erstmals veröffentlichten Volksliedes "Das Wandern ist des Müllers Lust...". Nach 1830 diente das Gebäude als Kaffeehaus, wurde Ende 1856 verkauft und unmittelbar darauf zugunsten von Gebäuden der Felsenkellerbrauerei abgerissen. Der frühere Standort lag ungefähr dort, wo sich später die Gaststätte der Felsenkellerbrauerei (nach 1945 Klubhaus der Eisenbahner) befand.
Bahnhof Plauen: Die Station in der Nähe der Felsenkellerei entstand 1855 als Haltepunkt der am 28. Juni 1855 eröffneten Albertbahn. In unmittelbarer Nähe befand sich einst ein 57 Meter langer Eisenbahntunnel, der 1894/95 dem Streckenausbau zum Opfer fiel. Der Bahnhof war zugleich erster Unterwegshalt der Windbergbahn nach Gittersee und Possendorf. Wegen der ungünstigen Lage abseits des Ortes hielten die Züge hier jedoch nur bei Bedarf. 1900 entstand das noch heute erhaltene Bahnhofsgebäude mit Wartesaal sowie Dienst- und Wohnräumen (Foto).
Als 1923 die Gleise der Eisenbahn im Plauener Ortskern auf einen Hochdamm verlegt wurden, schloss der alte Bahnhof seine Pforten und wurde nach Altplauen verlegt. Das frühere Bahnhofsgebäude im Plauenschen Grund diente nun als Wohnhaus und ist bis heute erhalten. Seit 2003 hat hier eine Kunstglaserei ihr Domizil.
Straßentunnel: Der offiziell Tunnel Plauenscher Grund, während der Bauzeit auch “Ingrid-Tunnel” (nach der Ehefrau des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf) genannte Straßentunnel in der Nähe der Felsenkellerbrauerei entstand 1991/92 als erster Straßentunnel Sachsens. Baubeginn war am 25. Juni 1991, der Durchstich erfolgte am 31. Juli 1991. Das Bauwerk ist 121 Meter lang und wurde am 26. Februar 1992 dem Verkehr übergeben.
Königsmühle: An ihrer Stelle soll 1719 beim Saturnfest anlässlich der Hochzeit des Kronprinzen der Tempel des Saturnus gestanden haben. Im Rahmen der Inszenierung brachten erzgebirgische Bergleute hier dem Gott und dem Brautpaar die Schätze der Berge in Form von Gold, Silber und Mineralien, während sein Begleiter Cupido als Münzmeister fungierte und Gold- und Silbermünzen als Erinnerung an dieses Fest prägte. Einige davon befinden sich noch heute im Münzkabinett. Nach Ende des Festes brach man den hölzernen Bau wieder ab.
1739 entstand auf Initiative des sächsischen Kurfürsten und Königs von Polen Friedrich August III auf dem Grundstück die Königsmühle. Allerdings war dem Unternehmen kein großer Erfolg beschieden, da sie wegen der benachbarten Buschmühle oft unter Wassermangel litt. 1857 und 1872 fielen Teile der Königsmühle Bränden zum Opfer. 1871 war diese Teil der Dampfmühlen-Aktien-Gesellschaft zu Dresden geworden. Die verbliebenen Gebäude wurden 1899 von den Söhnen Traugott Bienerts erworben und zugunsten anderer Industriebauten abgerissen. U.a. befand sich hier zeitweise eine Fabrik zur Herstellung von Kühleis, ein Zweigbetrieb eines Spielzeugherstellers sowie ein Lager der Quedlinburger Saatgutwerke. Das unter Denkmalschutz stehende markante Klinkergebäude an der Tharandter Straße 109 aus dem Jahr 1878 sowie das Nachbargebäude wurden 2011/13 zu Loftwohnungen und Büros umgebaut (Foto).
Goldene Krone: Das Gasthaus “Goldene Krone” geht auf eine einstige Tränke für die Jagdhunde der sächsischen Kurfürsten zurück, welche bereits im 16. Jahrhundert von Kurfürstin Anna eingerichtet worden sein soll. Später erhielt das Areal die Schankgerechtigkeit und wurde als “Weiße Taube” bzw. "Gasthof zum Plauenschen Grund" bezeichnet. Nach mehrfachen Besitzerwechseln und Umbauten entwickelte sich daraus die Schankwirtschaft “Goldene Krone”, die in ihrer heutigen Form 1828/29 entstand. Das historische Gasthaus blieb bis in die Nachkriegszeit geöffnet und steht seitdem in ruinösem Zustand leer.
Neumühle: Die Mühle entstand 1727/28 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Königsmühle als kurfürstliche Mahlmühle auf Dölzschener Flur. Nach einer Erweiterung 1766/68 besaß sie 16 Mahlgänge und gehört damit zu den leistungsstärksten Mühlen im Dresdner Raum. 1839 übernahm die sächsische Weißbäckerinnung den Mahlbetrieb und nutzte die Gebäude nun auch als Bäckerei. 1874 erwarb der Hofbäcker Gottfried Braune das Gelände und richtete hier sowie auf dem Grundstück der benachbarten Garnisonsmühle eine moderne Großbäckerei ein. Erweiterungsbauten entstanden 1903 und nach Ende des Ersten Weltkrieges. Nach 1945 wurde die Mühle vom Konsum-Backwarenbetrieb genutzt. 2016 wurden die Gebäude zur Wohnanlage umgebaut.
Steinbrüche: Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden an verschiedenen Stellen des Plauenschen Grundes Steinbrüche. Älteste waren der um 1740 auf Löbtauer Flur eingerichtete erste Dresdner Ratssteinbruch sowie ein um 1800 aufgeschlossener Bruch in der Nähe der Neumühle. Diese dienten zunächst der Gewinnung von Baumaterial für die Anliegergemeinden, später zunehmend der Fertigung von Pflastersteinen und Schotter für den Ausbau der Dresdner Straßen und Bahnlinien. Zu den bedeutendsten gehörten der 1856 vom Dölzschener Gutsbesitzer Otto Beger eröffnete Steinbruch unterhalb der Begerburg sowie der Forsthausbruch, welcher sich ab 1872 im Besitz des Rates der Stadt Dresden befand und deshalb Ratssteinbruch genannt wurde (Foto). Dieser blieb als letzter der einst bis zu 12 Steinbrüche des Grundes noch bis 1961 im Betrieb. Weitere Steinbrüche befanden sich im Besitz der 1898 gegründeten “Vereinigte Steinbrüche im Plauenschen Grund AG” sowie privater Gutsbesitzer der Anliegergemeinden.
Promenadenweg: Der Weg oberhalb der rechten Seite des Weißeritztales beginnt hinter der Felsenkellerbrauerei und führt von dort zur Heidenschanze und weiter über die ehemalige Garnisonsmühle und Günthers Busch nach Potschappel. Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Sektion Plauen des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz angelegt und mit Treppen, Aussichtspunkten und Ruhebänken gestaltet. Am 11. Oktober 1882 erfolgte die Übergabe des ersten Abschnitts mit einem Festakt in der Felsenkellerbrauerei und anschließendem Ball im Coschützer Gasthof. Am 28. September 1887 wurde der zweite Abschnitt von der Heidenschanze bis Potschappel übergeben.
Schweizerbett: Als "Schweizerbett" wird ein Aussichtspunkt oberhalb der Felsenkellerbrauerei in der Nähe des Fußweges am Eiswurmlager bezeichnet. Der Legende nach soll einst ein Schweizer, entweder nach seiner Herkunft oder von Beruf, auf einem Felsvorsprung seinen Rausch ausgeschlafen haben. Das eigentliche Schweizerbett fiel im 19. Jahrhundert dem Steinbruchbetrieb zum Opfer.
Garnisonsmühle: Diese Mühle gehörte ursprünglich einer Bauernfamilie aus Coschütz und wurde im 17. Jahrhundert als Eisen- und Kupferhammer genutzt. 1770 entstand an dessen Stelle die Pulvermühle der sächsischen Armee, die mehrfach durch Explosionen zerstört wurde, trotzdem jedoch noch bis 1830 bestand. Das frühere Wohnhaus der Pulverarbeiter von 1778, leider mittlerweile stark verfallen, erinnert noch an diese Zeit. Vom einstigen Mühlgraben, dessen letzte Reste erst 1995 verfüllt wurden, blieb lediglich das Weißeritzwehr unterhalb des Collmberges erhalten.
Mit Verlagerung der Pulverproduktion wurden die Gebäude zur Mühle mit Bäckerei umgebaut, welche vorrangig den Bedarf der Dresdner Garnison decken sollte und deshalb Garnisons- bzw. Kommißmühle genannt wurde. Als eine der ersten Getreidemühlen im Dresdner Raum erhielt sie 1839 moderne "amerikanische Mahlgänge" und 1845 eine Dampfmaschine. Ein Castrationsprotokoll der Amtshauptmannschaft Dresden von 1860 listet für die "Commißariats-Mühle" als Inventar drei oberschlächtige Wasserräder mit je 6 1/2 Ellen Durchmesser, die zugehörigen Stirn- und Diagonalräder aus Gußeisen, drei Mahlstühle, Elevatoren und weitere Mühlentechnik auf. Im zweiten Obergeschoss befand sich die eigentliche Mühle, bestehend aus acht Paar Liebethaler Mühlsteinen, Läufersteinen, Wellen und einer Krananlage zum Wechseln der Mühlsteine.
Bald genügte jedoch auch diese Mühle nicht mehr den Anforderungen. Nach Abbruch der vorhandenen Baulichkeiten errichtete man 1885 eine moderne Großmühle mit fünf Walzenstühlen, zwei Mahlgängen und zwei Mehlmischmaschinen. Betreiber war bis zur Fertigstellung der neuen Heeresbäckerei in der Albertstadt die sächsische Armee.
Nach dem Umzug erwarben 1903 die Gebrüder Braune, Besitzer der König-Friedrich- August-Mühlenwerke AG, für 140.000 Taler das Gelände und bezogen es in die benachbarte Großbäckerei ein. 1917 entstand für diese der bis heute erhaltene Siloturm (Foto), im Volksmund auch “Hungerturm” genannt. Leider verschwand die originelle Wetterfahne mit dem Müllerburschen nach dem Zweiten Weltkrieg von der Spitze des Turmes. Seit 1910 besaß die Mühle zudem ein eigenes Anschlussgleis, welches von der Albertbahn abzweigte und über eine Weißeritzbrücke unmittelbar auf das Betriebsgelände führte.
Während des Zweiten Weltkrieges dienten Teile des Gebäudekomplexes als Schmiermittelfabrik für den Rüstungsbedarf. Danach nutzte bis 1990 der Konsum- Backwarenbetrieb das Areal, zuletzt noch die Dresdner Handelsgesellschaft für Nahrungsmittel und Getränke "Goldene Ähre" als Lager für Körnerfrüchte. Seit 1993 stehen die Gebäude der früheren Weizenmühle leer und wurden durch das Weißeritzhochwasser 2002 sowie einen Großbrand im September 2005 schwer beschädigt. 2015 begann der Umbau zu einer Wohnanlage.
Zwei-Pfennig-Brücke: Das 1837 als einfache Holzbrücke errichtete Bauwerk wurde im Volksmund früher als “Zwei- Pfennig-Brücke” bezeichnet, da man hier in den ersten Jahren eine Benutzungsgebühr bezahlen musste. Die Brücke verbindet die durch den Plauenschen Grund führende Fahrstraße (Tharandter Straße) mit den jenseits der Weißeritz gelegenen Häusern des Stadtteils Gittersee. 1897 wurde die Brücke beim Weißeritzhochwasser zerstört und durch eine Fachwerk-Bogenbrücke aus Stahl ersetzt. Diese Brücke war noch bis Anfang der 1990er Jahre erhalten, wurde dann jedoch durch einen modernen Neubau ersetzt. Bis heute steht sie jedoch nur Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung.
Tischersche Schmiede: Das zweigeschossige Wohnhaus entstand Mitte des 19. Jahrhunderts unmittelbar am Weißeritzufer in der Nähe der Gitterseebrücke und befand sich im Besitz des Schmiedemeisters Tischer. Neben der Werkstatt gab es im Haus auch ein Produktengeschäft und mehrere Wohnungen. Am 30. Juli 1897 war es Schauplatz einer Tragödie beim Weißeritzhochwasser. Nach stundenlangen Regenfällen hatte der Fluß das Haus umspült und die Bewohner eingeschlossen. Beim Versuch, diese mittels eines Seils zu retten, kamen der Schmied und ein Helfer ums Leben. Wenig später brach das Gebäude ein. Lediglich eine Frau und ein Kleinkind konnten in Sicherheit gebracht werden, 11 Menschen starben.
Chausseehaus Neucoschütz: Das zweigeschossige Fachwerkhaus wurde 1828 an der damaligen Talstraße als Einnehmerhaus für die Erhebung des Chausseegeldes errichtet. Bis zur Aufhebung des Chausseegeldes 1885 diente es seinem Zweck und wurde dann in ein Wohnhaus umgewandelt. 1896 erfolgte die Eingemeindung des Coschützer Ortsteils Neucoschütz zu Potschappel. 1992 wurde das Gebäude denkmalgerecht saniert und in diesem Zusammenhang das verputzte Fachwerk wieder freigelegt. Heute nutzt es der Kunstverein Freital für Ausstellungen und Veranstaltungen.
Das Hegereiterhaus entstand 1722 in der Nähe der heutigen Felsenkellerbrauerei als Sitz des Plauener Revierförsters. Bereits 1711 hatte der kurfürstliche Oberhofjägermeister von Laubritz den Bau angeregt, konnte zunächst aber keinen geeigneten Standort finden. Erst nach Erwerb eines Teiles vom Grundstück der Buschmühle konnte der schlichte zweigeschossige Fachwerkbau innerhalb weniger Monate errichtet werden. Die Baukosten beliefen sich auf 614 Taler und neun Groschen. Außerdem mussten die zum Dresdner Amt gehörenden Dörfer Holz aus der Dresdner Heide anliefern. Neben den Dienst- und Wohnräumen des Hegereiters gehörten auch Geräteschuppen und Pferdestall zum Objekt. Später entstanden noch ein Schießstand sowie eine Küche zur Versorgung kurfürstlicher Jagdgesellschaften. Im 18. Jahrhundert galt der Plauensche Grund als beliebtes Jagdrevier der Kurfürsten.
Zu den dramatischsten Ereignissen in der Geschichte des Gebäudes gehörte ein Mord am 24. Juni 1740. Nachdem die Frau des Plauener Hegereiters Fickler eine außereheliche Beziehung zum Sohn des Hofpredigers Engelschall, einem Offizier der sächsischen Armee, unterhielt, stellte ihr Ehemann den Liebhaber zur Rede. Im Zuge der Auseinandersetzung erstach Engelschall den Forstbeamten und flüchtete. Die Ermittlungen führten jedoch schon wenig später zur Ergreifung des Täters, der am 4. Juli 1740 wegen Mordes auf dem Neumarkt hingerichtet wurde.
Das Gebäude blieb auch unter den Nachfolgern des ermordeten Revierförsters Amtssitz und wurde 1756 erneuert. Während des Siebenjährigen Krieges waren hier Soldaten einquartiert, die erhebliche Schäden im Haus hinterließen. Auch ein Unwetter am 21. Mai 1790 und die Ereignisse im Zusammenhang mit der Schlacht bei Dresden 1813 führten zu Verwüstungen im und um das Hegereiterhaus. 1840 wurde das baufällige Gebäude auf Weisung des Finanzkollegiums komplett umgebaut. Gleichzeitig erhalten die Bewohner nun auch offiziell die Erlaubnis zum Kaffee- und Bierausschank, der zuvor trotz kurfürstlichen Verbots 1731 bereits heimlich erfolgt war. Während die Bedeutung des Gebäudes für die Verwaltung des Forstreviers sank, entwickelte sich das nun “Forsthaus” genannte Etablissement zu einer beliebten Einkehrstätte mit Gästegarten. Auch nach dem Bau der Albertbahn 1854 und der Entwicklung des Plauenschen Grundes zum Industriestandort blieb das so. Später kam das Hegereiterhaus in den Besitz der Eisenbahn und diente u. a. als Wohnhaus für Bahnbeamte. 1922 wurden in unmittelbarer Nähe bei Bauarbeiten Funde aus slawischer Zeit gemacht, die auf eine nahegelegene Siedlung hindeuten. Evtl. stand diese mit einer vermuteten slawischen Schanze am Hohen Stein im Zusammenhang. Im Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Bahnstrecke Dresden - Chemnitz wurde das baufällige Gebäude 1964 abgerissen.
Die heutige Tharandter Straße wurde Mitte des 16. Jahrhunderts als Fußweg durch den Plauenschen Grund angelegt. 1712 regten die Ämter Dippoldiswalde und die Stadt Tharandt an, den bestehenden Fahrweg über die Höhen von Coschütz und Plauen in das Weißeritztal zu verlegen und zu befestigen. Wegen des hohen Aufwands und der zu geringen Verkehrsbedeutung wurde das Vorhaben jedoch abgelehnt. Erst nach einer erneuten Eingabe erfolgte 1745 der Ausbau des Talweges zur Fahrstraße, um so eine bessere Verbindung zwischen dem Elbtal und den Dörfern Potschappel und Döhlen zu schaffen. Zuvor hatte bereits 1729 der sächsische Oberlandfeldmesser Christoph Moritz Dietze den Abschnitt zwischen dem Reisewitzschen Garten bis zur Plauener Weißeritzbrücke befestigen lassen.
An der Kreuzung Kesselsdorfer/ Tharandter Straße befand sich einst der Löbtauer Weideplatz. Mit Ausnahme einiger Mühlen an der Weißeritz waren die Flächen links und rechts dieses Weges unbebaut. Am Eingang zum Plauenschen Grund lag seit dem 17. Jahrhundert das Areal des Reisewitz´schen Gartens, welcher jedoch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der zunehmenden Bebauung weichen musste. Zeitweise bestanden in diesem Teil Löbtaus auch einige Handelsgärtnereien. Erst mit der Industrialisierung wuchs die Verkehrsbedeutung dieser Straße. Nach der verstärkten Erschließung der Steinkohlevorkommen in Döhlen und Burgk erfolgte 1807/09 auf Betreiben der Königlichen Steinkohlewerke der Ausbau zur Chaussee, die nun den Namen Kohlenstraße erhielt. 1871 wurde sie auf Löbtauer Flur in Plauensche Straße umbenannt, 1904 in Tharandter Straße. Dieser Name wurde nach der Eingemeindung Dölzschens auch auf den anschließenden Abschnitt bis zur Freitaler Stadtgrenze übertragen.
Zu den bedeutenden Gebäuden und Einrichtungen an der Tharandter Straße gehörten das 1897 vollendete Löbtauer Rathaus sowie der Hotelkomplex “Drei-Kaiser-Hof” an der Tharandter Straße, die beide 1945 den Bomben zum Opfer fielen (Foto oben) . Auch zahlreiche Wohngebäude sowie industrielle Anlagen wurden zerstört bzw. schwer beschädigt. Seit 1870 hatte sich der gesamte Bereich zwischen Tharandter Straße und Weißeritz zum Industriegebiet entwickelt. Neben metallverarbeitenden Betrieben wie der Firma Hille (Herstellung von Gas- und Benzinmotoren) und der Eisengießerei Buschbeck & Hebenstreit befand sich hier auch die 1843 gegründete Schokoladenfabrik Petzold & Aulhorn sowie eine Großwerkstatt für Busse und Lkws (Foto) . In der Nachkriegszeit wurden diese Betriebe in volkseigene Unternehmen umgewandelt, so zum VEB Kupplungs- und Triebwerkbau (Nr. 31/33) und VEB Vereinigte Metallgusswerke (Nr. 41). Heute nutzen verschiedene gewerbliche Unternehmen die Gebäude, darunter das Sächsische Druck- und Verlagshaus. Die 1902 entstandene Straßenbahn nach Freital-Hainsberg und Plauen wurde 1974 bzw. 1998 durch eine Buslinie ersetzt.
Foto: Abzweig Tharandter Straße/Altplauen kurz vor Einstellung der Straßenbahn 1998
Firma Schulze & Schultz: Das Unternehmen wurde 1914 von den Ingenieuren Richard Josef Schulze und Hugo Schultz als “Schulze & Schultz Apparatebauanstalt” in Niedersedlitz gegründet. Anfangs besaß der Betrieb nur fünf Mitarbeiter. Hergestellt wurden luft- und wärmetechnische Anlagen für industrielle Zwecke, u.a. Luftbefeuchtungsanlagen für die Textilindustrie. Der wirtschaftliche Erfolg ermöglichte die Aufstockung des Personals auf bis zu 200 Arbeiter und den Erwerb eines Firmengrundstücks an der Tharandter Straße 8. 1932 schied Hugo Schultz aus der Firma aus. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Panzer- und Bunkerbelüftungsanlagen gebaut. Im Zusammenhang mit dem Volksentscheid in Sachsen 1946 wurde die Firma Schulz & Schultze enteignet und in Volkseigentum überführt. Fortan firmierte das Unternehmen als VEB Luft- und Wärmetechnik und nutzte auch die Räume der ehemaligen Lampenfabrik Seifert auf der Gröbelstraße. 1964 erfolgte die Eingliederung als Betriebsteil in den neu gebildeten VEB Lufttechnische Anlagen mit Sitz in Klotzsche. Nach 1990 wurde die Produktion eingestellt, wenig später folgte der Abriss der Gebäude.
Dresdner Strickmaschinenfabrik: Der Betrieb entstand 1868 auf der Freiberger Straße 11, als Georg Laue hier seine Werkstatt einrichtete und mit dem Bau der ersten deutschen Strickmaschinen begann. Zunächst erfolgte die Produktion von Maschinen nach amerikanischem Vorbild, bald jedoch nach eigenen Konstruktionsentwürfen. Der große Erfolg machte wenig später den Neubau einer Fabrik auf Löbtauer Flur erforderlich (Tharandter Straße 31/33). Am 1. Januar 1879 trat Theodor Eduard Timaeus, ein Verwandter des bekannten Schokoladenfabrikanten, in den Betrieb ein, der nun als “Dresdner Strickmaschinenfabrik Laue & Timaeus” firmierte. Hergestellt wurden Strickmaschinen mit Motoren für die Großindustrie, wobei zeitweise bis zu 2000 verschiedene Modellvarianten zum Programm gehörten. Bereits im ersten Jahr gelang der Umbau einer Hand-Strickmaschine zur Musterstrickmaschine, mit der nun auch die Fertigung gemusterter Ware möglich war.
1890 erfolgte ein Besitzerwechsel, so dass das Unternehmen fortan unter dem Name Irmscher & Co (später Irmscher & Witte) tätig war. 1911 wurde der Betrieb in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und per 13. März 1912 ins Handelsregister eingetragen. Die Dresdner Strickmaschinenfabrik Irmscher & Witte AG (ab 1937 Irmscher & Witte Maschinenfabrik AG) wurde nach 1945 enteignet und ging 1952 im VEB Kupplungswerk- und Triebwerksbau auf. 1982 wurde durch Zusammenschluss mit dem Kupplungswerk Freital der VEB Kupplungswerk Dresden gebildet, der bis 1990 existierte.
Kino in der Fabrik (Nr. 33): Das Kino in der Fabrik (KiF) ging aus einer früheren Probebühne des Staatsschauspiels hervor. Ursprünglich wurden die Gebäude vom VEB Kupplungs- und Triebwerksbau genutzt. Nachdem das “Kleine Haus” an der Glacisstraße aus baulichen Gründen geschlossen werden musste, entstand hier eine Interimsspielstätte, die sich als “TiF” (Theater in der Fabrik) vorrangig dem experimentellen Theater widmete und jungen Künstlern eine Spielstätte bot. Die Einweihung erfolgte am 3. Oktober 1993. Leiter war von 1994 bis 1998 Volker Metzler. Danach übernahm eine freie Schauspielertruppe um Eva Johanna Heldrich den Spielbetrieb und sorgte mit zahlreichen Uraufführungen für überregionale Aufmerksamkeit. Am 12. Juni 2004 wurde dieses Theater geschlossen. Seit dem 16. März 2006 dienen die Räumlichkeiten als privates Programmkino. Die drei von der APO Filmtheater GmbH betriebenen Säle bieten insgesamt Platz für ca. 300 Besucher. Außerdem gibt es ein kleines Restaurant.
Nr. 64: In diesem Haus wurde am 4. Dezember 1899 die Malerin Elfriede Lohse-Wächtler geboren. Nach dem Besuch der Kunstakademie gehörte sie der Künstlergruppe Dresdner Sezession um Otto Dix und Conrad Felixmüller an und schuf in den 1920er Jahren zahlreiche expressionistische Gemälde. Nach einem Nervenzusammenbruch 1929 verbrachte sie längere Zeit in verschiedenen psychiatrischen Kliniken, zuletzt in Arnsdorf. 1940 wurde sie in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ein Opfer des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms.
In Plauen verengt sich das Weißeritztal und bildet hier den eigentlichen Plauenschen Grund, der bis ins 19. Jahrhundert wegen seiner romantischen Landschaftsbilder Anziehungspunkt für Naturliebhaber und Künstler war. Neben einigen Mühlen entstand hier auch die zu Dölzschen gehörende Siedlung Niederdölzschen. Wichtigstes gewerbliches Unternehmen war die aus einem Eisenhammer hervorgegangene Friedrich-August-Hütte, später Eisenhammerwerk Dölzschen genannt. Zeitweise bestand auch ein Schlacke-Kurbad. Die früheren Mühlen entwickelten sich später zum Teil zu Großbetrieben wie den Bienert-Werken in Plauen und der König-Friedrich-August-Mühlenwerke AG in Dölzschen mit angeschlossener Brotfabrik (Foto). Durch den Eisenbahnbau und die Industrialisierung verlor der Plauensche Grund an Bedeutung für den Ausflugsverkehr. Heute ist die hier entlang führende Tharandter Straße eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen Dresden und Freital und wurde nach 1990 ausgebaut.
Die Geschichte des späteren Eisenhammerwerkes begann 1794, als der aus Stolpen stammende Hammerschmied Johann Gottfried Ulbricht im Weißeritztal auf Dölzschener Flur einen Eisenhammer einrichtete. Zuvor gab es an dieser Stelle bereits ab 1789 einen Kupferhammer, der sich im Besitz des Roßthaler Rittergutsbesitzers von Nimptsch befand. 1822 wurde der Betrieb durch die beiden Dresdner Handwerksmeister Karl August Richter und Christian Friedrich Pleißner erweitert. Um das beim Produktionsprozess anfallende eisenhaltige Wasser wirtschaftlich nutzen zu können, richteten die Besitzer ein Kurbad ein. Im “Schlacken-, Stahl- und Eisenbad” wurden Patienten mit Rheuma-Erkrankungen nach einem Verfahren des Freiberger Bergrates Johann Friedrich Henckell behandelt. Dieses Kurbad existierte bis 1873 und musste dann der Erweiterung des Betriebes weichen. Erhalten blieb das einstige Wohnhaus der Hüttenbesitzer mit der seit 2011 leider geschlossenen Gaststätte “Hüttenschänke” (Foto).
1827 erwarb Carl Friedrich August Krebs das Eisenhammerwerk. Krebs war auch Eigentümer der Burgker Steinkohlengruben und wurde später als Freiherr Dathe von Burgk in den Adelsstand erhoben. 1828 errichtete er im Plauenschen Grund eine Eisengießerei, der 1835 noch eine Maschinenfabrik folgte. Das ab 1846 nach einem Besuch des Wettiners als König-Friedrich-August-Hütte bezeichnete Unternehmen gehörte zu den modernsten Betrieben der Branche. Zwischen 1842 und 1849 war hier der erste koksbefeuerte Hochofen Sachsens in Betrieb. Außerdem gab es eine Modellwerkstatt, eine Zeug- und Emaillierhütte sowie eine Großschmiede mit 32 Feuern.
Foto: Blick über die König-Friedrich-August-Hütte (1928)
Nach dem Tod Dathes übernahm die in Chemnitz ansässige Sächsische Maschinenfabrik vorm. Richard Hartmann das Eisenhammerwerk und wandelte es 1873 in eine Aktiengesellschaft um. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs produzierte die Firma hier verschiedene Gussteile und Maschinen, darunter nach 1933 auch Rüstungsgüter für den Wehrmachtsbedarf. 1945 wurde ein Großteil der technischen Anlagen von der sowjetischen Besatzungsmacht demontiert. Nach Enteignung und Überführung in Volkseigentum konzentrierte sich das Eisenhammerwerk auf die Herstellung von Gusserzeugnissen für die Kfz-Produktion.
1993 wurde das Unternehmen von ehemaligen Werksangehörigen von der Treuhand erworben und war bis zur Insolvenz 2013 Hersteller von Gussteilen für den Kanalbau. Zu den Innovationen des Betriebes gehörten u.a. besonders geräuscharme “Flüstergullys” zur Kanalabdeckung im Straßenbau. Durch die starke Konkurrenz geriet der Betrieb jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1996 schloss die Gießerei, 2004/05 wurde das Werk 1 auf der rechten Straßenseite der Tharandter Straße abgerissen. Künftig ist auf dem Gelände ein Gewerbepark geplant. Die historische Hüttenschänke konnte bereits Anfang der 1990er Jahre durch ABM-Kräfte restauriert werden und beherbergt im Obergeschoss ein kleines Werksmuseum. Das Foto zeigt im Vordergrund die 1904 errichtete Brücke der mittlerweile stillgelegten Anschlussbahn des Betriebes über die Weißeritz.
Die Albertbahn entstand nach 1850 auf Betreiben der Grubenbesitzer des Steinkohlenreviers um Hänichen und Gittersee, die sich durch die Strecke bessere Absatzmöglichkeiten für ihre Kohle erhofften. 1852 reichten einige interessierte Unternehmer ein Gesuch an die sächsische Regierung ein, um die Genehmigung zum Bahnbau durch den Plauenschen Grund erhalten. Da die Trasse zugleich erster Abschnitt einer geplanten Bahnstrecke zwischen Dresden und Chemnitz war, erteilte der Staat die Genehmigung. Am 4. Mai 1853 entstand in Dresden eine Aktiengesellschaft, die den Bau und Betrieb dieser Privatbahn bewerkstelligen sollte. Der erste Spatenstich erfolgte am 12. September 1853 in feierlichem Rahmen im Plauenschen Grund oberhalb der späteren Felsenkellerbrauerei, gefolgt von einem Galadinner in Tharandt. Unter Leitung des Ingenieurs Guido Brescius wurde die 13,5 km lange Strecke zwischen dem Albertbahnhof an der Freiberger Straße und dem vorläufigen Endpunkt in Tharandt angelegt. Zweigstrecken schlossen die Schächte an diese Bahnlinie an, die nach dem sächsischen Kronprinzen den Namen Albertbahn erhielt. Am 28. Juni 1855 konnte die Eisenbahnstrecke eröffnet werden. Vier Jahre später erfolgte die Inbetriebnahme der Elbezweigbahn bis zum Altstädter Elbkai
Für den Bahnbau entstanden einige Kunstbauten, vor allem im engen Weißeritztal des Plauenschen Grundes. Neben mehreren Brücken wurde hier auch ein 57 Meter langer Tunnel an der Felsenkellerbrauerei angelegt (Foto). Mit diesem sollte die enge Krümmung am sogenannten “Schweizerbett” umgangen und die Bahntrasse zugleich vor Steinschlag geschützt werden. Nachteilig war jedoch, dass die Schienen gleich zweimal von der durch den Grund führenden Straße gekreuzt werden mussten. 1893 entschloss man sich deshalb zu einer Veränderung der Verkehrsführung. In diesem Zusammenhang fiel der Tunnel dem weiteren Streckenausbau zum Opfer. In der Nähe lag bis 1923 auch der alte Plauener Bahnhof, dessen Empfangsgebäude noch erhalten ist und heute von einer Kunstglaserei genutzt wird. Wenige Kilometer weiter zweigt kurz vor der Stadtgrenze von Freital die frühere Hänichener Kohlenzweigbahn ab, die unter dem Namen Windbergbahn als erste mitteleuropäische Gebirgsbahn bekannt wurde.
Die zunächst vorrangig dem Kohlentransport dienende Albertbahn wurde am 1. Juli 1868 vom sächsischen Staat übernommen und bis Freiberg und Chemnitz verlängert. 1923/25 erfolgte im stadtnahen Bereich eine Verlegung auf einen Hochdamm, womit fast alle bislang noch bestehenden niveaugleichen Straßenübergänge verschwanden. In diesem Zusammenhang erhielt Plauen auch seine bis heute bestehenden Haltepunkt im Ortskern. Heute ist die Strecke Teil der wichtigen Fernverbindung von Dresden nach Plauen / Hof und wurde 1963/66 elektrifiziert. Trotz des dafür erforderlichen Streckenausbaus sind im Plauenschen Grund noch zahlreiche Sachzeugen aus der Frühzeit der Bahn erhalten geblieben, u.a. einige historische Bahnwärterhäuser (Foto). Beim Weißeritzhochwasser 2002 wurden die Bahnanlagen in diesem Abschnitt schwer beschädigt und mussten über weite Abschnitte komplett neu gebaut werden. Die Wiederfreigabe der sogenannten “Sachsenmagistrale” als moderne ICE-Strecke erfolgte am 14. Dezember 2003.
Auf einem steilen Felsvorsprung über dem Plauenschen Grund, der wegen seiner Lage und Form ursprünglich “Kanapee” genannt wurde, ließ sich der Roßthaler Rittergutsbesitzer Carl Siegmund von Nimptsch Mitte des 18. Jahrhunderts das Lusthäuschen Carlsburg erbauen. Das hölzerne Bauwerk wurde 1742 bei einem Unwetter zerstört. An seiner Stelle entstand nun ein Steinbau, der jedoch bereits drei Jahre später von Soldaten im Zusammenhang mit der Schlacht bei Kesselsdorf vernichtet wurde. Auch der Nachfolgebau fiel 1759 kriegerischen Ereignissen zum Opfer. Daraufhin wurde ein kleiner Aussichtsplatz mit einem Rondell und Ruhebänken angelegt. Die nun “Belvedere” genannte Plattform fiel im 19. Jahrhundert dem Steinbruchbetrieb zum Opfer.
1852 erwarb der Dölzschener Guts- und Steinbruchbesitzer Johann Gottlieb Beger dieses Grundstück und ließ sich vom Dresdner Architekten Theodor Lehnert eine burgartige Villa im neogotischen Stil errichten. Nach seinem Besitzer Begerburg genannt, diente das Gebäude über dem Plauenschen Grund bis 1871 als Gastwirtschaft (Zeichnung von 1856) . Für den Bau wurde überwiegend der anliegende Plänerstein genutzt. Auch das Innere orientierte sich am Aussehen einer Ritterburg, erzeugt durch den Einsatz von Holz und Holzimitaten. U.a. gab es einen großen Saal, einen Kaffeesalon sowie mehrere Treppenaufgänge, die in die oberen Räume und zum Turm mit Aussichtsplattform führten. Nach dem Absturz eines Gastes über die Klippen des Steinbruchs unterhalb des Hauses wurde die Schankkonzession jedoch wieder entzogen und die Begerburg in ein Wohnhaus umgewandelt. Bis 1934 blieb sie in Familienbesitz.
Wegen seines schlechten Bauzustandes war 1934 sogar ein Abriss des Gebäudes geplant, der jedoch an den Protesten der Einwohner Dölzschens scheiterte. Stattdessen übernahm die Gemeinde das Areal und ließ die verfallene Villa sanieren. Anschließend wurde sie bis 1945 zunächst von den Nationalsozialisten, danach zeitweise als FDJ-Heim “Grete Walther” genutzt. Später diente sie als Domizil der Dölzschener Bücherei und als Lagerraum. 1979 erfolgte der Verkauf an einen privaten Besitzer, der die Begerburg 1985 umfassend renovieren ließ und als Pension einrichtete.
Unmittelbar am Haus führt ein Stufenweg hinab in den Plauenschen Grund. Die Hänge in diesem Bereich stehen als Naturdenkmal unter Schutz und sind Reservat für einige seltene Tier- und Pflanzenarten. Zwischen 1999 und 2003 entstand in direkter Nachbarschaft der historischen Villa eine Autobahnbrücke über das Weißeritztal. Zwei Jahre zuvor hatte es an der auch als Kletterfelsen genutzten Klippe unterhalb der Burg einen spektakulären Felssturz gegeben. Zur Stabilisierung erfolgten deshalb 2000/01 umfangreiche Sicherungsmaßnahmen, um die Gefahr von weiteren Gesteinsabbrüchen zu verringern.
Foto: Blick von der Begerburg ins Weißeritztal - im Vordergrund die Autobahnbrücke
Die Windbergbahn entstand als “Hänichener Kohlenzweigbahn” im Zusammenhang mit der Entstehung der Steinkohlegruben im Revier Burgk - Gittersee - Hänichen. Um den Abtransport der geförderten Kohle zu erleichtern, planten die Besitzer der Schächte den Bau einer Zweigstrecke zur 1855 im Plauenschen Grund eröffneten Albertbahn. Diese war auf private Initiative einiger Grubenbesitzer angelegt worden und sollte über Nebenstrecken die Schächte in Gittersee/Hänichen und Zauckerode/Niederhermsdorf an das Staatsbahnnetz anschließen. Obwohl das schwierige Gelände einen Eisenbahnbau fast unmöglich zu machen schien, gelang es dem Ingenieur Guido Brescius 1854 einen Entwurf vorzustellen, der eine Streckenführung ohne größere kostspielige Kunstbauten erlaubte und den Betrieb mit normalen Dampflokomotiven ermöglichte. Bereits im Juli 1855 begannen die Bauarbeiten, so dass die Strecke am 21. 10. 1856 übergeben werden konnte. Anschlussbahnen führten von der Hauptstrecke zum Moritz- und Meiselschacht in Gittersee, zum Windbergschacht und weiteren Schachtanlagen des Reviers.
Obwohl die Bahn hauptsächlich dem Kohletransport diente, wurden ab 1857 auch Züge mit Aussichtswaggons eingesetzt, die sich an den Wochenenden zu einer Touristenattraktion entwickelten. Da es an speziellen Personenwagen mangelte, wurden einfach Bänke in die zuvor gereinigten Kohlenwaggons gestellt und diese mit Girlanden und Birkenreisern geschmückt. Gelegentlich fuhr sogar eine Blaskapelle im Zug mit. Erst drei Jahre nach Übernahme der Windbergbahn durch den sächsischen Staat am 1. Juli 1868 endeten diese Fahrten. Obwohl der Steinkohlebergbau um 1900 zurückging und schließlich völlig eingestellt wurde, behielt die Bahn ihre Bedeutung für den Güterverkehr. 1907/08 wurde die Strecke deshalb für den regulären Personen- und Güterverkehr umgebaut und bis nach Possendorf verlängert. In diesem Zusammenhang entstand auch der noch heute gebräuchliche Name Windbergbahn. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg blieb sie wichtige Verkehrsverbindung zwischen den Orten Possendorf, Hänichen, Gittersee und Birkigt und dem Dresdner Hauptbahnhof. Die historischen Fotos zeigen einen typischen Windbergbahn-Personenzug vor dem namengebenden Windberg und einen Güterzug in der Nähe der Coschützer Straße in Freital-Birkigt.
Materialmangel und die Bindung von Baukapazitäten für den geplanten Ausbau des Berliner Außenringes führten zur Einstellung des Bahnbetriebes zwischen Possendorf und Kleinnaundorf am 20. April 1951. Die verbliebene Reststrecke wurde noch bis zum 10. November 1957 von Personenzügen befahren . Den Abschnitt zwischen Gittersee und Kleinnaundorf baute man daraufhin ebenfalls ab. Bis 1993 verkehrten noch regelmäßig Güterzüge von Birkigt bis zum Bahnhof Obergittersee, wo ein Anschluss auf das Gelände des Wismut-Schachtes bestand.
Wegen ihrer historischen Bedeutung wurde die Windbergbahn mit ihren Anlagen und Bauten bereits 1980 unter Denkmalschutz gestellt. Für die Erhaltung der Bahn engagiert sich ein Verein, der künftig auch wieder Museumsfahrten, u. a. mit dem letzten erhaltenen Windbergbahn-Aussichtswagen (Foto), durchführen will. Leider musste die Strecke am 1. November 1998 wegen baulicher Schäden gesperrt werden. Die von der Deutschen Bahn 2002 vorgesehene Stilllegung wurde jedoch vom Eisenbahnbundesamt abgelehnt. Nach mehrjährigen Verhandlungen konnte am 22. Dezember 2008 zwischen der DB Netz AG und dem Windbergbahn e.V. ein Pachtvertrag abgeschlossen werden, der die Zukunft der Bahn sichert. Im Herbst 2010 erhielt der Verein zudem die Konzession zum Betrieb der Strecke für 50 Jahre. Seitdem laufen Arbeiten, um die Strecke schrittweise wieder befahrbar zu machen.
Ihren Ausgangspunkt nimmt die Windbergbahn in Freital-Birkigt, wo sie von der Hauptstrecke Dresden - Chemnitz abzweigt. Das Dienstgebäude mit Wasserstation und Wartesaal entstand 1912. In zahlreichen Kehren führt die Strecke am Birkigter Hang hinauf bis nach Obergittersee und überwindet dabei auf ca. 5,4 km Streckenlänge einen Höhenunterschied von 120 Metern. Brücken überqueren die Coschützer Straße, die Karlsruher Straße sowie den Kesselgrund. Das Foto (rechts) zeigt die 1965 abgetragene und durch eine Stahlträgerbrücke ersetzte Bahnbrücke über die Karlsruher Straße.
Der Endpunkt der Windbergbahn befindet sich heute in Obergittersee. Das historische Empfangsgebäude an der Hermann-Michel-Straße wurde von den Mitgliedern des Traditionsvereins Windbergbahn mittlerweile wieder in den Ursprungszustand von 1916 zurückversetzt. Die Station besaß neben Wartehalle, Gepäck- und Dienstraum seit 1920 auch einen massiven Güterschuppen mit Ladestraße. Unmittelbar hinter diesem Bahnhof endet heute die Bahn. Ihr weiterer Verlauf ist jedoch durch den zum größten Teil erhaltenen Bahndamm und verschiedene Bahngebäude noch gut erkennbar. Einige davon wurden in den letzten Jahren historisch getreu wiederhergestellt.
Fotos: Der Endpunkt der Windbergbahn in Obergittersee (links) und der ehem. Haltepunkt Kleinnaundorf (rechts)
An Stelle der späteren Felsenkellerbrauerei lag einst der Lagerplatz einer altsteinzeitlichen Jägerhorde, ältester nachgewiesener Siedlungsplatz im Dresdner Stadtgebiet. Ab 1559 befand sich hier die 1871 abgetragene Buschmühle, eine von mehreren Wassermühlen im Plauenschen Grund. Nach dem Bau der Albertbahn im Jahr 1855 wurde der Plauensche Grund auch als Industriestandort attraktiv. Zu den neuen Betrieben auf Plauener und Coschützer Flur gehörte die 1856 mit einem Stammkapital von 300.000 Talern gegründete Brauerei des “Aktienvereins der Brauerei zum Felsenkeller”. Gegen deren Bau hatte sich bis zuletzt die Dresdner Brauerinnung gestellt, welche Umsatzeinbußen durch den modernen Großbetrieb befürchtete. Erst ein Gutachten der Kreisdirektion vom 26. September 1856 lehnte den Einspruch der Innungsältesten ab und ermöglichte den Beginn der Bauarbeiten. Der Aktienverein erwarb daraufhin das Grundstück von Grassis Villa und ließ diese abbrechen. Am 15. April 1857 erfolgte im Beisein König Johanns die offizielle Grundsteinlegung für die Produktionsgebäude. Die Leitung des Baus oblag dem Baudirektor Schmidt, die Ausführung übernahm der Bauunternehmer August Kochert aus Neucoschütz. Bis zur endgültigen Fertigstellung im Februar 1859 wurden im Plauenschen Grund 59.000 Taler, mehr als das Doppelte der ursprünglich veranlagten Summe verbaut. Bereits Anfang 1858 war jedoch der Braubetrieb aufgenommen worden. Erster Direktor der Brauerei wurde der aus Bayern stammende Philipp Heiß. 1862 übernahm Karl Krimpe die Leitung des Unternehmens und führte dieses erfolgreich über 32 Jahre lang. Für seine Verdienste wurde er 1891 zum Kommerzienrat ernannt.
Das Unternehmen wuchs schnell und entwickelte sich bis 1900 zur bedeutendsten sächsischen Großbrauerei. Für die Lagerung des Bieres wurden bis 1869 von Freiberger Bergleuten neun je 66 Meter lange Stollen in den Fels getrieben, die durch einen 140 Meter langen Gang miteinander verbunden sind. Zu den Kuriositäten aus der Frühzeit des Unternehmens gehört die von einigen Aktionären 1862 verbreitete Legende vom “Eiswurm”, der in den Kühlkellern der Brauerei hausen sollte und so das hier gelagerte Bier verderben würde. In Panik verkauften mehrere Kleinaktionäre ihre Anteile, so dass sich das Kapital nun in wenigen Händen konzentrierte. Der Wurm wurde in Form eines roten Drachens später Markenzeichen der Brauerei und ist auch Namenspatron der Straße Am Eiswurmlager hinter der Brauerei.
Die Felsenkellerbrauerei stellte zunächst bayrisches Lagerbier, ab 1880 vorrangig Bier nach Pilsner Brauart her und war wirtschaftlich äußerst erfolgreich. Moderne Anlagen ermöglichten in der zwischen 1871 und 1895 mehrmals erweiterten Brauerei eine effektive Produktion. Erstmals in Deutschland wurde in der Felsenkellerbrauerei die Kohlefeuerung der Braukessel in einem Großbetrieb angewandt. 1866 wurden ein neues Kontorhaus und eine Malztenne gebaut, 1868/69 der große Lagerkeller am Restaurant geschaffen. Zwischen 1872 und 1874 entstanden zehn weitere Lagerkeller und drei Gär- und Eiskeller, 1887 die dritte Malztenne. Zur Wasserversorgung richtete man 1885 ein eigenes Wasserwerk ein. Das Wasser dafür kam über eine Leitung aus dem Kaitzgrund sowie sechs eigenen Tiefbrunnen. 1891/92 folgten ein Kühlhaus sowie ein Maschinen- und Kesselhaus. Gegenüber den eigentlichen Braugebäuden entstand um 1890 ein Gebäudekomplex für den umfangreichen Fuhrpark (Foto). Außerdem richtete man bereits 1858 eine Brauereigaststätte mit großem Saal ein, die sich zum beliebten Ausflugsziel der Dresdner entwickelte. Dieses Gebäude wurde 1945 durch Bomben schwer beschädigt und 1957 als Kulturhaus der Eisenbahner wieder eröffnet.
1905 erwarb die Brauerei die Malzfabrik in Pirna. 1909 wurde ein neues Verwaltungsgebäude erbaut. Eine Übersicht der vorhandenen Bauten und Anlagen nennt für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg die Malzbereitung mit Mälzerei, Tennen und Darren, Lagerräumen und Schrotanlagen, drei Sudhäuser, ein modernes Kühlhaus mit Flächenberieselungskühlapparaten (Bild links), den Gärkeller mit 382 Gärbottichen, ein betriebseigenes Kraftwerk, Kesselhaus, Dampfmaschinen, Werkstätten für die Faßherstellung (Bild rechts), Schmiede, Zimmerei, Wagenbauanstalt, Schlosserei, ein der Qualitätskontrolle dienendes Laboratorium sowie einen großen Fuhrpark mit Verladehalle, Anschlussgleise und eine Bahnverladungshalle. Ein besonderes Kuriosum war, dass sich das Gelände der Felsenkellerbrauerei bis zur Eingemeindung auf den Fluren der drei Gemeinden Plauen, Coschütz und Dölzschen befand und deshalb auch die Steuern anteilig an diese Orte zu entrichten waren.
Im Gegensatz zu vielen kleineren Brauereien überstand der Großbetrieb Felsenkellerbrauerei sowohl die schwierige Zeit nach dem Ersten Weltkrieg als auch die Weltwirtschaftskrise. Dazu trugen aufwendige Marketingaktionen bei, so die Herstellung von Blechwerbeschildern, Biergläsern und individuell gestalteten Etiketten. 1930 ließ sich die seinerzeit größte Brauerei Sachsens im Zusammenhang mit der Internationalen Hygieneausstellung von der renommierten Firma Boehner einen Reklame-Kurzfilm anfertigen. Erst während des Zweiten Weltkriegs kam es zu drastischen Einschränkungen des Betriebes. Auf Weisung des Reichsministers für Bewaffnung und Munition mussten Teile der Felsenkeller 1944 für ein Drahtwerk der Firma Osram zur Verfügung gestellt werden. Die Bombenangriffe auf Dresden trafen 1945 den Saal der Brauereigaststätte, während die übrigen Gebäude weitgehend unbeschädigt blieben.
1948 wurde die Felsenkeller AG aufgelöst und der Betrieb als VVB Brau- und Malzindustrie in Volkseigentum überführt. Trotz schwieriger Bedingungen gelang es, den Braubetrieb fortzusetzen und den jährlichen Ausstoß bis 1973 auf ca. 500.000 Hektoliter pro Jahr zu erhöhen. Im Zusammenhang mit dem Konzentrationsprozess der Dresdner Brauereien wurde in den 1960er Jahren der Betriebsteil Freital-Döhlen an die Felsenkellerbrauerei angeschlossen und diese selbst 1978 in das VEB Getränkekombinat Dresden eingegliedert. Nach Fertigstellung der modernen Großbrauerei in Coschütz 1981 stellte die Felsenkellerbrauerei die Flaschenbierproduktion ein und produzierte nun nur noch Fass- und Tankbier. 1990 wurde die Brauerei ganz geschlossen. Die Markenrechte gingen 1992 an den Braukonzern Holsten über.
Die noch erhaltenen und zum Teil denkmalgeschützten Gebäude wurden 1999 an einen privaten Investor verkauft und zu einem Kultur- und Gewerbestandort entwickelt. Heute befinden sich hier u. a. verschiedene Handwerksbetriebe, eine Diskothek und eine Cocktailbar (früher “Bierbörse”). Die ehemaligen Lagerkeller waren ab 2001 Veranstaltungsort des regelmäßig durchgeführten Grottenflohmarktes. Außerdem existiert ein Strahlenmesslabor zur Spektralanalyse, welches vom Rossendorfer Verein für Kernverfahrenstechnik und Analytik betrieben wird. Ein privater Braukunstverein stellt seit 2012 auch wieder verschiedene Biersorten in kleinen Mengen her, welche allerdings nicht im Handel erhältlich sind.
Flaschenetiketten der Felsenkellerbrauerei aus den 1970er Jahren
Die frühe Geschichte des Grundstücks, gelegen zwischen Weißeritz und der heutigen Tharandter Straße, Würzburger Straße und Altplauen, liegt weitgehend im Dunkeln. Vermutlich gab es an dieser Stelle zum Ausgang des Mittelalters ein Vorwerk, welches von Mühlenbesitzern erworben und gärtnerisch gestaltet wurde. 1547 bzw. 1549 hatten die alteingesessenen Plauener Matthes und Donat Moses hier zwei Mühlen gekauft, welche jedoch mit Einführung des Mahlzwangs der Plauener Hofmühle 1571 ihre Bedeutung verloren. Nachdem Verhandlungen über einen Verkauf der Grundstücke bzw. eine Entschädigung durch Kurfürst August gescheitert waren, überließ man den beiden Brüdern 1573 die Ober- und Untermühle in Tharandt.
Das durch den Verlust des Mahlrechts entbehrlich gewordene Grundstück verkaufte Matthes Moses 1591 an seinen Sohn, dessen Familie es noch bis 1635 in ihrem Besitz behielt. Bereits auf einer Karte aus diesem Jahr ist zwischen Weißeritz und der heutigen Tharandter Straße eine parkartige Anlage mit Laubengängen und zwei Lusthäusern erkennbar. Hinzu kamen ein Obst- und Weingarten sowie ein Kräutergärtchen. Am 23. April 1635 verkauften die Erben das Areal an den kurfürstlichen Rent- und Steuersekretär Kaspar Christiani. 1659 erwarb der Dresdner Stadtsyndikus Georg Börner das Anwesen im Rahmen einer Versteigerung für 250 Fl. und erweiterte die Fläche durch Zukauf benachbarter Grundstücke. Gemeinsam mit seinem Sohn ließ er seltene Gehölze anpflanzen, Statuen aufstellen und das Areal nach zeitgenössischen Beschreibungen zu einem der schönsten Gärten Dresdens machen (Bild von J. C. A. Richter).
1692 kaufte Kurfürst Johann Georg IV. das Grundstück an der Weißeritz. Der Kaufpreis betrug 8000 Taler und beinhaltete neben dem Grundstück auch das gesamte Mobiliar sowie die Bestände an Korn und Mehl "als zur Brödtung biß zu der Erndte vonnöthen", wie es im Kaufvertrag vom 20. Juli 1692 hieß. Hier ließ er für seine Geliebte Magdalena Sibylla von Neitschütz ein Wasserpalais errichten und den vorhandenen Garten neu gestalten. Erstmals in Dresden wurden hier holländische Tulpen angepflanzt, aber auch Zitronen-, Feigen- und Lorbeerbäume. Hinzu kamen weitere Statuen und Pflanzschalen sowie drei "perspektivische Ansichten", auf Leinwand gemalte Landschaftsszenen. Da Sybilla von Neitschütz auf Betreiben des Kurfürsten 1693 von Kaiser Leopold I. zur Reichsgräfin von Rochlitz ernannt worden war, bezeichnete man das Areal nun als "Rochlitz`scher Garten".
"Von Gottes Gnaden etc. Vor Unß, Unsere Erben und Nachkommen, thun Kund und bekennen männiglich, daß Wir Unserer lieben besondern Fräul. Magdalenen Sybillen von Neitzschitz daß Von Unsern Hoff auch Ober consistorial Rathe Johann George Börnern, unlengst erkauffte Gutt, sambt dem Von ihme angerichteten Garthen zu Plauen, mit allen Zubehörungen, Nutzungen, Freyheiten, iedoch diese ohne gewehr, Wie auf Beschwehrungen, Innhalts des darüber untern Dato, den 12. hujus aufgerichteten, auch Von Unß den 18. darauff gnädigst approbirten und ratificirten Kauff Conracts, auch Wie Wir solch Gutt und Garthen, sambt denen darbey vorhandenen Statuen Frembden und andern Gewächßen, auch Völligen Inventario hierauff von ihme übernehmen laßen."
Aus der Kaufurkunde vom 20. Juli 1692
Wenig später erkrankte Sibylla und verstarb am 4. April 1694 an den Blattern. Ihr Geliebter blieb ihr bis zum Tod treu, steckte sich an und starb nur wenige Tage später, wodurch Johann Georgs Bruder, August der Starke, an die Macht kam. August ließ das Areal daraufhin von der kurfürstlichen Kammer wieder einziehen und verkaufte es wenig später an den Oberkämmerer und geheimen Kriegsrat August von Haxthausen. In dieser Zeit ist erstmals eine Schänke auf dem Grundstück erwähnt. Nach Haxthausens Tod erwarb am 16. Juli 1696 Kammerherr August Edler von der Planitz das Areal, der es zwei Jahre später an seine Frau Henriette Sibylle veräußerte.
1702 erwarb der kurfürstliche Bergdirektor Johann Wladislaus von Reisewitz das Areal, besaß es jedoch nur bis 1709. Nach diesem Besitzer erhielt der Garten seinen Namen Reisewitz´scher Garten, der sich heute noch in der Reisewitzer Straße erhalten hat. Reisewitz ließ die bei einem Weißeritzhochwasser 1704 entstandenen Schäden beseitigen und vergrößerte das Vorwerk durch den Zukauf zweier Äcker, blieb ansonsten für die Entwicklung des Grundstücks aber eher unbedeutend. Nach seinem Tod mussten die Nachkommen Konkurs anmelden und den Garten verkaufen. Ein Teil wurde 1713 an den Plauener Lehrer Kretzschmar veräußert, das Vorwerk selbst kam im Rahmen einer Versteigerung vier Jahre später für 3.050 Taler in den Besitz des Kanzleibeamten Georg Gottfried Viol.
Übersichtsplan des Reisewitzschen Gartens um 1750
1719 bis 1724 hatte hier die kurfürstliche Falknerei ihren Sitz, die sich zuvor am Poppitz in der Nähe der Annenkirche befunden hatte. Für die Abtretung seines Besitzes erhielt Viol 5000 Taler. Am 17. Juli 1719 übernahm die kurfürstliche Kammer das Vorwerk Reisewitz und richtete hier die von August dem Starken gewünschte neue Falknerei ein. Zur besseren Erschließung entstand ein neuer Steg über die Weißeritz. Nach der Verlegung der Falknerei in die Nähe von Großenhain schenkte August der Starke das Grundstück 1727 seinem Akziserat Christian Friedrich Starcke mit allen Feldern, Wiesen, Gebäuden und dem Schankrecht. Starcke ließ die Gartenanlage schrittweise wieder herstellen, legte neue Wege und Alleen an und eröffnete am 15. September 1729 ein Ballhaus für Vergnügungsveranstaltungen. 1731 weilte August der Starke mehrere Tage auf dem Grundstück.
1745 übernachtete Preußenkönig Friedrich der Große nach der Schlacht bei Kesselsdorf im Parkgelände.1757 ging das Areal nach dem Tod Starckes testamentarisch an seinen Geheimsekretär Zacharias Grundig über. Während des Siebenjährigen Krieges wurden die vorhandenen Gebäude von preußischen und österreichischen Soldaten geplündert und demoliert. Wiederholt hatte Grundig in diesen Jahren Einquartierungen erdulden müssen, und gab den entstandenen Schaden später auf 8.000 Taler an. Eine ausgehandelte Steuerbefreiung ermöglichte ihm die schrittweise Wiederherstellung des Grundstücks. 1765/66 besuchten ihn mehrfach Angehörige des Hofes, so der spätere Kurfürst Friedrich August der Gerechte, Landesadministrator Prinz Xaver und andere Prinzen und Prinzessinnen. Trotz aller Bemühungen gelang es ihm jedoch nicht, das Vorwerk Reisewitz wieder zu alter Blüte zurückzuführen und so entschied er sich, es 1770 an den Oberkammerherrn Ludwig Siegfried Graf Vitzthum von Eckstädt zu verkaufen. Dieser nutzte seinen neuen Besitz jedoch nur selten, sondern vermietete das Palais in den Sommermonaten an wohlhabende Dresdner Familien. 1778, ein Jahr nach Eckstädts Tod, übernachtete der Bruder des preußischen Königs, Prinz Heinrich vom 8. bis zum 18. Juli auf Reisewitz (Bild um 1780).
Der Vormund der noch minderjährigen Kinder des Grafen entschied sich, das Vorwerk mit sämtlichem Mobiliar und Zubehör für 12.000 Taler an Henning von Rumohr, Vater des bekannten Kunstexperten Karl Friedrich von Rumohr, zu verkaufen. Der entsprechende Vertrag wurde am 7. September 1781 unterzeichnet. Bereits ein dreiviertel Jahr später erfolgte der nächste Besitzerwechsel an Frau Geheimrätin von Schlauroth. 1787 erwarb der sächsische Kammerherr Karl Friedrich von Berlepsch das Grundstück, dem 1796 der Kabinettsmister Graf von Bose folgte, 1810 Moritz Levin Friedrich Graf von der Schulenburg. Größere Veränderungen gab es trotz dieser häufigen Eigentümerwechsel jedoch nicht.
Auch in der Napoleonzeit stand der Reisewitz´sche Garten im Blickpunkt der Militärs. Zeitweise befand sich hier ein Lazarett für verwundete französische Soldaten. Der französische General Reynier richtete 1813 im Gartenschlösschen sein Stabsquartier ein. Wenig später gingen die Bauwerke bei Kampfhandlungen in Flammen auf.
Trotz der Verwüstungen und Dank des neuen Besitzers des Grundstücks, dem Dresdner Bäckermeister August Bunke, blieb die parkartige Anlage wegen ihres Baumbestandes und der romantischen Laubengänge am Flussufer ein beliebtes Ausflugsziel der Dresdner Bevölkerung (Bild: Zeichnung von Anton Balzer um 1800). Bunke ließ die zerstörten Gebäude und den Park wieder herstellen. Zwischen 1844 und 1854 existierte ein Sommertheater, eines der ersten kommerziellen bürgerlichen Theater der Stadt. Das Hauptgebäude entstand 1844 und wurde 1850 erneuert. Hinzu kam eine Bühne für Freilichtaufführungen. Die erste Vorstellung fand am 27. Mai 1844 statt.
Direktor war später der auch an anderen Orten in Dresden aktive Theaterunternehmer Nesmüller. Zwischen Mai und Oktober wurden hier durch wandernde Theatergruppen Gesangspossen, Schwänke, Operetten und Opern aufgeführt. Zu den Höhepunkten gehörte u.a. eine Aufführung von Webers "Freischütz". Außerdem gab es auf dem Grundstück die Gastwirtschaft "Starckes Garten", die auch als politischer Versammlungsort von Bedeutung war. Am 4. September 1848 fand hier die erste große Massenveranstaltung der Dresdner Demokraten im Vorfeld der Bürgerlich-demokratischen Revolution statt. Häufiger waren verschiedenste Volksfeste und Konzerte, aber auch Auftritte von Schaustellern und professionellen "Feuerwerkern" wie der Magdeburgerin Albertine Emilie Rennebarth, die am 18. September 1871 einen Auftritt im Reisewitzschen Garten hatte. Während des preußisch-österreichischen Krieges 1866 legten preußische Soldaten auf dem Grundstück ein Artillerie-Depot an.
Während die Gartenanlagen zum Großteil der Bevölkerung offen standen, bewohnte das Wasserschlösschen ab 1839 die Gräfin Auguste Charlotte von Kielmannsegge (1777-1863). Diese war für ihre fanatische Napoleon-Verehrung bekannt und gestaltete ihr Wohnhaus als private "Gedenkstätte" für den französischen Herrscher mit zahlreichen Kunstwerken. Eine angebliche Liebesbeziehung zu Napoleon ist jedoch ebenso wenig verbürgt wie ihre Tätigkeit als Agentin während der Befreiungskriege. Allerdings stand sie bis zu Napoleons Tod mit diesem in Verbindung und besaß zahlreiche persönliche Gegenstände und Erinnerungsstücke aus dessen Besitz. Belegt ist auch ihre Unterstützung für die Witwe des 1848 hingerichteten Demokraten Robert Blum. Am 26. April 1863 verstarb die Gräfin in ihrem Haus im Reisewitz`schen Garten (Foto um 1890).
Nach 1860 wurden Teile des Areals durch neue Industrieunternehmen in Anspruch genommen. So entstand auf Löbtauer Flur eine Ziegelei, 1868 die Aktien-Bierbrauerei zu Reisewitz und 1897 die Schokoladenfabrik Petzold & Aulhorn. Das verbliebene Areal wurde bis zur Jahrhundertwende mit Wohnhäusern bebaut, so dass heute vom Garten keine Spuren mehr auffindbar sind. Das ehemalige Wasserschlösschen und die Falknerei waren bereits 1891 abgebrochen worden. Die Brauerei Reisewitz (Reisewitzer Straße 122) bestand noch bis 1930 und geriet erst durch die Weltwirtschaftskrise in Schwierigkeiten. Nach Einstellung des Braubetriebs dienten die Gebäude als Lager. Teile der historischen Anlage sind bis heute erhalten geblieben (Foto). Im Dezember 2002 wurde der Gebäudekomplex bei einem Brand beschädigt. Heute nutzen u.a. das Straßenbauamt und die Firma Plasticard ZFT das Areal.
Obwohl die 1904 eingeführte Straßenbezeichnung Altplauen auf das frühere Dorf Plauen hinweist, wurde hier nicht der alte Dorfanger, sondern die Verbindungsstraße zwischen Oberdorf (F.-C.-Weiskopf-Platz) und Unterdorf (Hofmühlenstraße) so benannt. Vor der Eingemeindung hieß diese Straße ab 1865 Kirchstraße. An der Einmündung der Chemnitzer Straße befand sich bis um 1900 das beliebte Ausflugsrestaurant Glafey. Dieses musste ebenso dem Bau mehrgeschossiger Mietshäuser weichen wie einige hier befindliche Gebäude des früheren Dorfkerns. Die letzten verschwanden in den 1970er Jahren im Zusammenhang mit einer Straßenverbreiterung. Die gegenüber liegende Straßenseite nehmen die Bauten der Bienertmühle ein, welche heute von verschiedenen gewerblichen Unternehmen genutzt werden.
Mit Eröffnung der Straßenbahnlinie durch den Plauenschen Grund hatte Plauen 1902 eine weitere Verbindung an das Dresdner Straßenbahnnetz erhalten Ursprünglich bogen die Wagen von der Tharandter Straße links ab, überquerten in Altplauen die Weißeritz und fuhren dann entlang des rechten Flußufers zur Hegereiterbrücke. 1921 erfolgte die Verlegung der Talstraße auf die andere Uferseite. Zwei Jahre später entstand in Altplauen der neue Eisenbahnhaltepunkt Dresden-Plauen mit Straßenunterführung ( Foto rechts). Zuvor gab es an dieser Stelle einen mit Schranken versehenen Bahnübergang (Foto oben). Das frühere Bahnhofsgebäude (im Bild rechts) nutzt seit einigen Jahren ein Jugendklub. Zugleich dient die Station jedoch auch weiterhin als S-Bahn-Haltepunkt.
Im Zusammenhang mit der Hochlegung der Eisenbahngleise und der Einrichtung des neuen Haltepunktes entstand zugleich eine neue Straßenbahntrasse von der Tharandter Straße über Altplauen zum Chemnitzer Platz. Zusätzlich gab es ab 1926 ein bis 1964 genutztes Gütergleis in den Hof der Bienertmühle. Gleisreste sind noch heute im Hof des Betriebsgeländes zu sehen. Die nach 1945 über die Reckestraße geführte Straßenbahnstrecke wurde 1999 aus verkehrstechnischen Gründen stillgelegt und durch eine Neutrassierung vom Münchner Platz zum Westendring ersetzt. Das Foto zeigt die Eisenbahnunterführung kurz vor Einstellung des Straßenbahnverkehrs im Jahr 1998.
Weißeritzbrücke: Die am Ausgang der Straße gelegene Brücke über die Weißeritz entstand 1833/34 als steinerne Bogenbrücke und wurde 1902 im Zusammenhang mit dem Bau der Straßenbahn durch den Plauenschen Grund nach Hainsberg verbreitert. Sie wurde bei der Hochwasserkatastrophe vom 12./13. August 2002 zerstört und 2006 durch einen Neubau wenige Meter stromaufwärts ersetzt.
Die Falkenbrauerei entstand 1872 außerhalb des Dorfes Plauen auf einem freien Grundstück an der Chemnitzer Straße 52. Chemnitzer, Würzburger, Zwickauer und Bamberger Straße begrenzten das ausgedehnte Betriebsgelände. Ursprünglich trug dieses Unternehmen den Namen “Actien-Bierbrauerei zum Plauenschen Lagerkeller”. Zum Brauereikomplex gehörte auch eine gleichnamige Gaststätte (Chemnitzer Straße 58), die wegen ihres großen Biergartens beliebte Einkehrstätte der Plauener und Dresdner Bevölkerung war. Der zu den größeren Dresdner Brauereien gehörende "Plauensche Lagerkeller" besaß schon früh modernste Einrichtungen, u.a. eine um 1870 patentierte selbsttätige "Schultz´sche Rosteinrichtung" zur Feuerung und eine vom Braumeister Pohl entwickelte Reinigungsmaschine für Bierfässer. 1907 wurde auf dem Gelände ein Brunnen gebohrt, der zur Wassergewinnung für die Bierherstellung genutzt wurde. Das Quellgebiet des wegen seiner Qualität hochgelobten Wassers befindet sich in der Nähe von Altfranken.
Nach Schließung der 1911 in Niederpoyritz gegründeten Genossenschaftsbrauerei e.G.m.H. siedelte sich diese 1920 auf dem Grundstück an. Ab 1930 firmierte das Unternehmen als Falkenbrauerei und stellte verschiedene Biersorten der Marken "Falken" und "Bärenbräu" her.
Die vor 1945 zu den wichtigsten Plauener Unternehmen gehörende Brauerei wurde beim letzten Luftangriff auf Dresden am 17. April 1945 schwer beschädigt. Dabei kamen auf dem Betriebsgelände ca. 70 Personen ums Leben, welche versucht hatten, in den Lagerkellern der Firma Schutz zu finden. Nach Beseitigung der Schäden konnte die Brauerei bereits im gleichen Jahr die Produktion wieder aufnehmen. Erst nach Fertigstellung der Coschützer Großbrauerei wurde die Bierherstellung 1981 eingestellt. Die mineralhaltige Quelle diente nun als Mineralbrunnen des Dresdner Betriebsteils der Firma MARGON, wobei das Wasser unter dem Namen Falken-Quelle in Dresden und Umgebung verkauft wurde. Nach 1990 wurde das Unternehmen geschlossen und vollständig abgetragen. An seiner Stelle entstand in den 1990er Jahren der Bürokomplex “Falkenbrunnen” mit verschiedenen Geschäften und Gaststätten.
Verschiedene Flaschenetiketten
der Falkenbrauerei Dresden-Plauen