Projekt:Altes Dresden/Stadtteil/Zschertnitz
Zschertnitz
BearbeitenZschertnitz entstand als slawische Siedlung am Südhang des Elbtales und wurde in einer Urkunde vom 16. Oktober 1308 als Scherschiecz erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname ist aus dem Sorbischen abgeleitet und bedeutet vermutlich “Leute des Srsa”. Andere Deutungen weisen auf die Begriffe “cirtica” (= Rodungsort) oder “cert” (= Teufel) hin, wobei damit auch eine so benannte Person gemeint sein könnte. 1348 gehörte das Vorwerk Zschertnitz den Söhnen des Dresdner Bürgers Nycolai de Jochgrimme , denen 1408 die bekannte Familie Münzmeister als Eigentümer folgte. Als Pächter der Freiberger Münze verfügte diese über großen Reichtum und besaß zahlreiche Güter im Dresdner Umland. Hans Münzmeister war außerdem zeitweise Bürgermeister von Dresden. Abgaben mussten an das Meißner Domstift geleistet werden, welches für diesen Zweck in Mockritz eine Garbensammelstelle unterhielt. Als besonderes Privileg waren die Bewohner von Zschertnitz vom Marktpfennig befreit, wenn sie ihre Waren auf dem Dresdner Wochenmarkt anboten.
1568 erwarb Kurfürst August das Zschertnitzer Vorwerk und siedelte hier vier Bauern und vier Gärtner an. Grund war die Anlage des Kammergutes Ostra, für welches die dort lebenden Familien ihre angestammten Felder verlassen mussten und als Entschädigung neue Äcker in Zschertnitz und Neuostra erhielten. Durch diese Umsiedlung entwickelte sich Zschertnitz zum Bauerndorf mit mehreren Gütern und insgesamt 84 Hektar Fläche. Kirchlich gehörte der Ort zur Parochie der Kreuzkirche, ab 1889 zur Lukaskirche. 1813 wurde Zschertnitz durch die Schlacht auf der nahegelegenen Räcknitzhöhe schwer in Mitleidenschaft gezogen. Im Anschluss wurden die sechs abgebrannten Gehöfte wieder aufgebaut und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts landwirtschaftlich genutzt. Das Foto rechts zeigt das letzte noch erhaltene Zschertnitzer Gehöft an der Caspar-David-Friedrich-Straße 52.
Die umfangreichen Lehmvorkommen auf Zschertnitzer Flur führten um 1880 zur Entstehung dreier Ziegeleien, deren Lehmgruben schon bald einen Großteil der Gemeindeflächen einnahmen und letztlich zur Einstellung der Landwirtschaft führten. Stattdessen wurde Zschertnitz zum Wohnvorort. Weit über die Ortsgrenzen hinaus wurde das aus dem früheren Dorfgasthof hervorgegangene Tanz- und Ballhaus “Paradiesgarten” bekannt, welches bis 1945 zu den beliebtesten Dresdner Vergnügungslokalen gehörte. Am 1. Juli 1902 wurde Zschertnitz nach langwierigen Verhandlungen nach Dresden eingemeindet. Festgelegt war im Eingemeindungsvertrag u.a. die Verlängerung der Straßenbahn sowie der Ausbau der Beschleusung und eine Anbindung an das städtische Gas- und Wasserleitungsnetz. Ein großzügiger Bebauungsplan für die verbliebenen Freiflächen rund um den Ortskern blieb jedoch unrealisiert.
Fotos: Der Dorfkern von Zschertnitz vor dem Abriss 1973
(Deutsche Fotothek / Geschichtswerkstatt Zschertnitz)
Trotz der verbesserten Verkehrsanbindung durch die 1904 eröffnete Straßenbahn entstanden bis zum Ersten Weltkrieg nur wenige neue Gebäude außerhalb des Dorfkerns. Am Zelleschen Weg befanden sich einige Handelsgärtnereien; einige wenige Villen säumten die Paradiesstraße. Erst nach dem Ersten Weltkrieg entstanden weitere Ein- und Mehrfamilienhäuser. Mitte der 1930er Jahre wurde mit dem Bau der Knauerschen Siedlung auf dem Gelände eines früheren Sportplatzes begonnen. Dieser Wohnanlage folgten bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges weitere Wohnhäuser an der Runge- und Schinkelstraße. Auch das Gelände der ehemaligen Stadtziegelei wurde 1939/40 teilweise mit Siedlungshäusern bebaut.
Obwohl Zschertnitz 1945 nicht zum Hauptzielgebiet der Luftangriffe gehörte, wurden auch hier zahlreiche Gebäude getroffen. So fielen Teile des Dorfkerns sowie einige Wohnhäuser an der Paradiesstraße und der Swakopmunder Straße (heute Ewald-Schönberg-Straße) den Bomben zum Opfer. Der Gasthof “Paradiesgarten” wurde schwer beschädigt und fortan bis zum Abriss nur noch als Lagerhaus genutzt. Die stillgelegten Lehmgruben an der Südhöhe dienten bis in die 1950er Jahre als Trümmerkippe für die zerstörte Innenstadt und wurden 1989 als Kleingartengelände freigegeben.
Mit dem Beschluss zum Bau eines großen Neubauviertels veränderte sich das Ortsbild völlig. Der Dorfkern Altzschertnitz wurde 1973/74 vollständig abgebrochen. An seiner Stelle entstanden sechs Wohnhochhäuser, die eine neue Dominante auf der Südhöhe bildeten. Weitere Wohnblocks wurden zwischen 1971 und 1976 auf Freiflächen rund um den Ort errichtet (Foto). Neben ca. 3.300 Wohnungen entstanden auch einige gesellschaftliche Bauten zur Versorgung der Bevölkerung. Bereits 1967 war an der Münzmeisterstraße das erste MOTEL der DDR eingeweiht worden.
Nach 1990 wurde an der Räcknitzhöhe ein neuer Einkaufskomplex gebaut, der den Namen des 1977 abgerissenen Gasthofs “Paradiesgarten” übernahm. Auch das Gelände des MOTELS wurde nach dessen Abriss mit modernen Wohnhäusern bebaut. Außerdem befindet sich in der Gleisschleife der Straßenbahn seit Oktober 1995 der moderne Sportkomplex “TSF” mit öffentlicher Gaststätte.
Schulen in Zschertnitz:
Da der Ort nie eine eigene Schule besaß, mussten die Zschertnitzer Kinder ab 1828 die Strehlener Schule besuchen. Später gingen die wenigen Kinder nach Kaitz zum Unterricht, ab 1868 jedoch wieder nach Strehlen. Um die langen beschwerlichen Schulwege abzukürzen und zugleich die bis dahin fälligen Schulgebühren su sparen, trat Zschertnitz 1890 dem Schulverband Mockritz - Räcknitz - Kleinpestitz bei, der an der Gemarkungsgrenze 1893 ein gemeinsames Schulhaus errichtete. Dieses Gebäude ist bis heute an der Südhöhe erhalten und wird von der 70. Grundschule genutzt.
Im Zusammenhang mit dem Bau des Neubaugebietes Zschertnitz entstand an Stelle eines abgerissenen Gehöfts an der Paradiesstraße 1973/74 ein moderner Schulkomplex mit zwei Gebäuden, Sporthallen, Sportplatz und Schulgarten (Foto). Diese Schulen (110. und 111. POS)erhielten später die Namen Theodor Körners und Gottfried Sempers. Am Giebelfeld erinnerte ein 1973 von Bruno Dolinski geschaffenes Wandbild an die Schlacht von Dresden 1813. Dieses befindet sich heute im Militärhistorischen Museum und soll dort künftig im Rahmen einer Ausstellung über die Befreiungskriege zu sehen sein.
Nach 1990 wurden beide Schulen aufgelöst. Die Schulhäuser nutzte noch bis 2007 das Vitzthum-Gymnasium, welches seit 1994 die Geschichte dieser traditionsreichen Schule fortsetzt. 2008 begann der Abriss der vorhandenen Gebäude, welche bis 2010 durch einen modernen Neubau ersetzt wurden. Das moderne Gymnasium entstand nach Plänen der Architektenbüros Heinle, Wischer und Partner sowie Bassin Architekten und besteht aus zwei miteinander verbundenen Schulhäusern sowie einer Dreifeld-Sporthalle. Die an der Fassade angebrachte Uhr (Foto links) stammt vom Dresdner Künstler Sebastian Hempel.
Fotos: Das neue Vitzthum-Gymnasium an der Räcknitzhöhe
Kleingartenanlage “Heimaterde”:
Die Kleingartenanlage an der Caspar-David-Friedrich-Straße entstand 1936 auf dem Gelände der früheren Lehmgrube der Zschertnitzer Ziegelei. Während die eigentlichen Ziegeleigebäude noch bis zum Abriss 1994 gewerblich genutzt wurden, waren die Lehmgruben bereits um 1930 verfüllt und planiert worden. In unmittelbarer Nähe der Anlage befindet sich seit 1975 das Seniorenheim “Olga Körner”.
Kleingartenanlage “Obere Südhöhe”:
Auch diese Kleingartenanlage liegt auf ehemaligem Ziegeleigelände. Nach Schließung der größten Zschertnitzer Ziegelei um 1930 wurde die Lehmgrube zunächst als Müllkippe genutzt. 1944 erhielt sie sogar ein Anschlussgleis der Straßenbahn, welches zum Abfalltransport der Schienenreinigungswagen diente. Nach Zerstörung der Dresdner Innenstadt wurde die frühere Lehmgrube viele Jahre als Abraumhalde für Trümmerschutt genutzt, der per Straßenbahn zur Südhöhe transportiert wurde. Die Ende der 1950er Jahre entstandenen Pläne für einen Schieß- und Sportkomplex der GST kamen nicht zustande. Stattdessen wurde das Gelände Ende der 1980er Jahre für eine neue Kleingartensparte freigegeben, letzte vor der Wiedervereinigung in Dresden entstandene Anlage.
Paradiesgarten
BearbeitenDer bekannte Zschertnitzer Tanzgasthof “Paradiesgarten” entstand 1854 als Dorfgasthof des Ortes und ging aus dem früheren Reiheschank hervor. 1886 ließ der Schankwirt Heide das Gebäude komplett umbauen und zum Ballhaus erweitern (Foto) . In diesem Zusammenhang erhielt der Gasthof auch seinen Namen “Paradiesgarten”. Den Besitzern gelang es, ihr Lokal zu einer der beliebtesten Dresdner Vergnügungsstätten zu machen. Unter dem werbewirksamen Namen “Z bleibt Z” fanden hier regelmäßige Bälle, Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Der große Gästegarten war alljährlich Schauplatz der Zschertnitzer Vogelwiese mit Karussells, Spielgeräten und Schießständen.
Fotos: Ballsaal und Gästegarten des Paradiesgartens
Bis zum Ersten Weltkrieg konnte der “Paradiesgarten” seine Position als eines der fünf bedeutendsten Dresdner Ballhäuser bewahren. Doch auch in den Zwanziger Jahren bemühten sich die Besitzer mit Erfolg, den Niedergang des Hauses aufzuhalten. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg besuchten vor allem an den Wochenenden zahlreiche Dresdner den Gasthof. 1945 wurde das Gebäude durch Bomben schwer beschädigt und musste schließen. In der Nachkriegszeit konnte der Bau zu Lagerzwecken wieder hergestellt werden und diente verschiedenen Gewerbebetrieben als Unterkunft. 1977 fiel der “Paradiesgarten” einem Großbrand zum Opfer und wurde danach abgerissen. An seiner Stelle entstand 1994 ein modernes Einkaufszentrum (Foto) , welches den Traditionsnamen übernahm.
Zellescher Weg
BearbeitenDer Zellesche Weg gehört zu den ältesten Verkehrsverbindungen im Süden der Stadt und bestand bereits im 13. Jahrhundert. Ursprünglich verlief er von der Löbtauer Brücke über den Hahneberg und den Frankenberg bis zum Klosterhof Leubnitz. Da dieser Weg vor allem als Transportweg zwischen Leubnitz und dem Klosters Altzella genutzt wurde, dem der Klosterhof unterstand, erhielt er den Namen Zellescher Weg. An dieser Straße lagen auch die zum Ausgang des Mittelalters untergegangenen Dresdner Vorwerke Auswik (Nähe Fritz-Foerster-Platz) und Boskau (am Beutlerpark).
Im 16. Jahrhundert erlangte der Zellesche Weg neue Bedeutung, da hier die südliche Weichbildgrenze Dresdens verlief. An diese Grenze erinnert noch ein historischer Weichbildstein in der Nähe der TU-Mensa (Foto). Der Stein mit der Nr. 63 stand einst an der Kreuzung des Zelleschen Weges mit der alten Dippoldiswalder Chaussee (Bergstraße) und wurde nach seiner Sanierung Mitte der 1990er Jahre an seinen heutigen Platz versetzt. Der Form des Wappens nach gehört er zu den ältesten Weichbildsteinen der Stadt, die sonst übliche Jahreszahl der Aufstellung fehlt.
Einige Abschnitte des alten Zelleschen Weges wurden nach 1870 mit den Villenvierteln der Südvorstadt überbaut. Der westlich der Zwickauer Straße gelegene Teil erhielt 1881 den Namen Nossener Straße, der Teil bis zur Hohen Straße den Namen Zellesche Straße (heute Altenzeller Straße). Die weiter östlich gelegenen Abschnitte blieben hingegen vorerst von der städtischen Bebauung ausgeschlossen und wurden erst nach 1900 aufgehoben. In diesem Zusammenhang ging der ursprüngliche Verlauf des alten Zelleschen Weges völlig verloren.
Das heute als Zellescher Weg bezeichnete Reststück zwischen Fritz-Foerster-Platz und Teplitzer Straße blieb sogar bis 1950 weitgehend unbebaut. Auf dem heutigen TU-Gelände und an der Ortsgrenze von Zschertnitz bestanden einige Handelsgärtnereien. Ein in den 1930er Jahren begonnener Ausbau der Straße als Teil des geplanten Tangentenringes konnte erst im Zusammenhang mit dem Bau des Neubaugebietes 1975 vollendet werden. Ab 1949 verkehrte hier bis zu ihrer Stillegung 1974 Dresdens einzige O-Bus-Linie.
Heute dominieren am Zelleschen Weg Bauten der Technischen Universität. Bereits in den 1950er Jahren waren die Lehr- und Verwaltungsgebäude der Mathematischen Fakultät (Foto oben rechts von 1962 / Fotothek), des Botanischen Institutes (beide nach Plänen von Walter Henn) und des Institutes für Holztechnologie entstanden. Außerdem wurden einige Studentenwohnheime errichtet. Die von Heinrich Rettig entworfenen Gebäude sind an den Giebelseiten mit Sgraffitti verziert, welche Szenen aus Forschung und Lehre darstellen.
1978 öffnete an der Ecke Zellescher Weg / Bergstraße die Neue Mensa. Vor dem Gebäude steht der “Stahlmast mit Faltungen” (Foto links) , der vom bekannten Dresdner Metallgestalter Hermann Glöckner geschaffen wurde. Eine weitere Stele als “Wegweiser” zur TU befindet sich seit Oktober 1989 an der Ecke Teplitzer Straße. Die verbliebenen Freiflächen, zuletzt als Sportanlagen genutzt, verschwanden nach 1990 zugunsten des Kongress- und Messezentrums “Dre-punkt” (1993/95) und der neuen Staats- und Universitätsbibliothek. Die Eröffnung dieser modernsten Bibliothek Deutschlands erfolgte im Oktober 2002.
Gärtnereien am Zelleschen Weg:
Zwischen dem heutigen Fritz-Foerster-Platz und der Paradiesstraße gab es noch bis Anfang der 1970er Jahre mehrere Handelsgärtnereien. So hatten auf den Grundstücken Nr. 10, 12 und 14 die Gärtnereien von Emil Piesche, Oswald Schumann und Paul Angermann ihren Sitz. Nach Kündigung der bestehenden Pachtverträge mussten diese ihre Produktion um 1950 einstellen. Auf dem Gelände entstanden Neubauten der Physikalischen Institute der TU.
Etwas länger existierten die drei Zschertnitzer Gärtnereien zwischen Heinrich-Greif- und Paradiesstraße (Foto). Die Gartenbaubetriebe von Moritz Hirschfeld (Nr. 26), May Tümpler (Nr. 28) und Reinhold Schwarzbach (Nr. 30), welche alle um 1900 gegründet worden waren, mussten 1970 dem Neubau eines Wohnblocks weichen. Erhalten blieb lediglich ein Wohnhaus an der Heinrich-Greif-Straße.
Einzelne Gebäude:
Willers-Bau (Nr. 12-14): Nach dem notdürftigen Wiederaufbau der 1945 zerstörten Hochschulgebäude erarbeitete Richard Konwiarz 1950 einen Raumentwicklungsplan für die künftige Erweiterung der Hochschule. Schwerpunkt dabei waren Flächen südlich des Zelleschen Weges. Die Planungen sahen hier den Neubau mehrerer Lehrgebäude, beginnend an der Bergstraße vor. Die Umsetzung übernahmen Walter Henn, Karl Wilhelm Ochs, Heinrich Rettig und Georg Funk. Für diese Arbeiten mussten die zuvor hier ansässigen Gärtnereien aufgegeben werden.
Für den im zweiten Bauabschnitt errichteten Willers-Bau begannen die Arbeiten 1954. Die Projektierung stammt von Walter Henn in Zusammenarbeit mit Helmut Fischer und Hans Siegert, die Bauausführung leitete Georg Funk. Bis 1957 wurde das langgestreckte und im Grundriss kammartige Gebäude vollendet. Es besteht aus drei zweistöckigen Gebäudeteilen, die im Norden von Zwischenbauten verbunden sind. Im Inneren sind räumlich getrennt Groß- und Lehrräume sowie die Arbeitsräume der Wissenschaftler untergebracht (Foto: Jörg Blobelt/Wikipedia). Nutzer des Baus waren die mathematischen und physikalischen Institute der Hochschule. 1961 wurde das Gebäude deshalb zu Ehren des Mathematikers Friedrich Adolf Willers Willers-Bau benannt. Heute hat hier die Fachrichtung Mathematik der Technischen Universität ihren Sitz. Ein ursprünglich geplanter Erweiterungsbau bis zur Bergstraße blieb unrealisiert. Heute steht auf diesem Grundstück die Neue Mensa am Fritz-Foerster-Platz.
Der unter Denkmalschutz stehende Willers-Bau blieb bis zur Gegenwart äußerlich weitgehend im Ursprungszustand erhalten. Im Inneren befindet sich ein von Eva-Schulze-Knabe geschaffenes Sgraffito, das den Wissenschaftler Wilhelm Leibniz bei der Vorführung seiner ersten Rechenmaschine in der Royal Society London zeigt. Mehrere Kunstwerke sind auch in der kleinen parkähnlich gestalteten Anlage hinter dem Haus zu finden. Die Planung für diese Anlage stammt von Werner Bauch. Zu sehen sind hier die Plastik "Besinnung" von Charlotte Sommer-Landgraf (1981), die "Heimkehr des Elefanten Celebes" von Jürgen Schieferdecker (1984) sowie Moritz Töpfers "Tritonus" (1993/1997).
Trefftz-Bau (Nr. 16): Der Treffz-Bau entstand zwischen 1950 und 1953 als erster Teil eines geplanten, jedoch nicht vollständig realisierten Bauvorhabens der Technischen Hochschule. Die Grundsteinlegung für diesen Komplex erfolgte am 25. April 1950. Der Entwurf stammt von den Architekten Walter Henn und Heinrich Rettig, die sich dabei an den Formen des bereits kurz zuvor entstandenen Barkhausen-Baus der TH orientierten (Foto: Erich Höhne / Bundesarchiv).
Nach seiner Fertigstellung 1953 bezogen die Fachrichtungen Mathematik und Physik das Gebäude. Hier fanden die beiden großen Hörsäle der Fakultäten ihren Platz. Baulich verbunden ist das Gebäude mit dem benachbarten Willers-Bau durch einen säulengestützten Verbindungsgang, dem eine Freitreppe vorgelagert ist. Auf dem Vorplatz steht die Skulptur "Mensch und Woge" von Karl Lüdecke. Am Giebel des Treffz-Baus befand sich ursprünglich eine astronomische Uhr, die ím Zuge eines Um- und Erweiterungsbaus 2006 entfernt und an die Ostseite des Willers-Baus versetzt wurde (Foto: Wikipedia / SchiDD). Die Uhr ermöglicht neben der Zeitangabe auch das das Ablesen von Sonnenauf- und -untergangszeiten und der Mondphasen. Die Berechnungen dafür stammen von Friedrich Adolf Willers, die Zifferblätter entwarf seine Tochter Annemarie.
Mehrfach wurde der Treffz-Bau erweitert, zuletzt 2008/09 um einen Anbau für das Universätsrechenzentrum. Hier ist auch das Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen untergebracht. Seit 1994 trägt das Gebäude den Namen des früheren TH-Professors für Technische Mechanik und Angewandte Mathematik Erich Trefftz.
Kongresszentrum "DrePunct" (Nr. 17): Der moderne Neubau (Foto) wurde zwischen 1993 und 1995 auf einem zuvor als Sportfläche genutzten Grundstück errichtet. Ursprünglich waren diese für den Akademischen Sportverein der Hochschule angelegt worden. Der Entwurf stammt vom Architektenbüro Brenner & Partner. Im Inneren des langgestreckten Baus sind neben verschiedenen Lehr-, Büro und Veranstaltungsräumen die Zweigbibliotheken mehrerer TU-Fakultäten untergebracht. Außerdem hat hier das Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde seinen Sitz.
Andreas-Schubert-Bau (Nr. 19): Das siebengeschossige Gebäude mit einem dreigeschossigen Nebengebäude entstand 1956-60 nach Entwürfen von Helmut Fischer und Heinz Stoll. Ursprünglich war es Sitz der Fakultät für Kerntechnik der Technischen Universität. Heute sind hier Teile der Fachrichtungen Physik, Biologie und Psychologie untergebracht. Seinen Namen erhielt der Bau nach dem Maschinenbauingenieur Andreas Schubert (1808-1870), der u.a. die erste deutsche Lokomotive und den ersten Elbdampfer "Königin Maria" konstruierte. Im Hauptgebäude befinden sich Büros und Institute, der Flachbau dient als Hörsaal mit 390 Plätzen. Wegen seiner interessanten architektonischen Gestaltung steht das in Stahlbetonskelettbauweise errichtete Gebäude unter Denkmalschutz. In den Grünflächen vor dem Haus erinnert seit 1996 die Werner-Hempel-Eiche an den Gründungsdekan der Fachrichtung Biologie. Der benachbarte Kranichbrunnen stammt von Werner Scheffel.
Institut für Holztechnologie (Nr. 24): Die Gebäude an der Ecke zur Heinrich-Greif-Straße entstanden 1954/56 für das 1952 gegründete Institut für Holztechnologie und Faserbaustoffe (IHF). Am 9.Juni 1956 wurde das Haus als eine der ersten Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen seiner Art in Europa übergeben (Foto links: Trautvetter 1956 / Bundesarchiv). Ab 1973 gehörte es der Vereinigung Volkseigener Betriebe Möbelindustrie an, ab 1980 zum Wissenschaftlich-Technischen Zentrum der holzverarbeitenden Industrie. Heute wird es von einem Trägerverein als gemeinnützige GmbH betrieben.
Zum Institut gehören verschiedene Labors, Forschungsräume und Werkstätten für die Entwicklung neuartiger Materialien auf der Basis des Rohstoffes Holz. Im hinteren Teil des Grundstücks entstanden dafür Werks- und Versuchshallen. An der Fassade des Hauptgebäudes finden sich einige künstlerisch gestaltete Relieftafeln. Die Holzstelen vor dem Haus (Foto: Wikipedia / SchiDD) wurden 2012 von Kerstin Vicent geschaffen.
Nr. 26-30b:Das zur Gemarkung Zschertnitz gehörende Grundstück zwischen Heinrich-Greif-Straße und Paradiesstraße war ab ca. 1900 Standort dreier Handelsgärtnereien. Die Betriebe gehörten um 1930 Moritz Hirschfeld (Nr. 26), May Tümpler (Nr. 28) und Reinhold Schwarzbach (Nr. 30). 1945 richteten Bomben erhebliche Schäden an und zerstörten auch das Eckhaus an der Paradiesstraße. Trotzdem existierten die Gärtereien weiter und mussten erst 1970 dem Bau des U-förmigen Neubaublocks an dieser Stelle weichen.
Drude-Bau (Nr. 40): Das Gebäude wurde zwischen 1950 und 1952 für die Fakultät Biologie der Technischen Universität errichtet (Foto: Fotothek). Die Planungen stammen von Walter Henn, Fritz Schaarschmidt und Karl Wilhelm Ochs. An der Fassade befindet sich über dem Haupteingang ein Flachrelief vom Reinhold Langner. Der in traditioneller Ziegelbauweise errichtete Bau erhielt 1953 seinen Namen nach dem TH-Professor für Botanik und zeitweisem Rektor Prof. Oscar Drude. Im Inneren des heute vom Institut für Hydrobiologie genutzten Gebäudes sind Labors und Büroräume untergebracht, zudem gibt es einen kleinen Hörsaal.
Studentenwohnheime (Nr. 41 - 41d): Die zweigeschossigen Gebäude zwischen Wundt- und Teplitzer Straße entstanden ab 1952 als erste Wohnheimbauten der Technischen Hochschule nach 1945 und stehen wegen ihrer historischen und architekturgeschichtlichen Bedeutung unter Denkmalschutz. Die Entwürfe für diese Gebäudegruppe stammen von Heinrich Rettig, der die Häuser als einfache Putzbauten errichten ließ. An den zum Zelleschen Weg zeigenden Giebelfeldern befinden sich Sgraffitti mit Darstellungen aus dem Studenten- und Wissenschaftsalltag. Schöpfer dieser Bilder war der Dresdner Künstler Johannes Beutner (1890-1960). 1997 begann die Sanierung der Wohnheime, die heute vom Studentenwerk Dresden vermietet werden. Insgesamt stehen hier ca. 300 Plätze zur Verfügung.
Fotos: Studentenwohnheime am Zelleschen Weg mit Sgraffitto von Johannes Beutner (1952) (Bild links: Konrad Klemm / Fotothek - Bild rechts: Xaver X. Dreißig / Wikipedia)