Projekt:Die Außenlager des KZ Groß-Rosen/Außenlager/Ober Hohenelbe
Bei Recherchen über die Herkunft des Vaters Franz Rupnow von dem Maler Karl Heinz Nagel stieß dieser auf eine Tätigkeit für die Firma Radio Lorenz im KZ Aussenlager von Gross Rosen in Oberhohenelbe. Franz Rupnow war dort für die Überwachung der Produktion von Radio Röhren bis 1945 beschäftigt. Nagel konnte eine Zeitzeugin ermitten, die nachfolgende kurze Beschreibung über das Lager abgab. Von: "Patricia Horak" pat_horak@gmx.de An: "Karl Nagel" doccumenta@gmx.de Kopie: Aussagen einer Zeitzeugin Betreff: Re: Konzentrationslager Gross Rosen, Aussenlager Oberhohenelbe
Datum: 14.04.2009 23:48:02
Tag Karl!
Also, an vieles konnte sich meine Oma dann doch nicht mehr erinnern, sie arbeitete als sehr junges Mädchen dort. Produziert wurden dort wohl irgendwelche Elektroteilchen, Radioröhren oder sowas-wie weiß sie nicht mehr, es gab dann auch noch eine Abteilung mit irgendwelchen Heizkesseln oder so, daran konnte meine Oma sich nicht mehr genau erinnern, was da gemacht wurde, die genaue Lage der Fabrik ist in Oberhohenelbe, auf der linken Seite der Elbe wenn man Stadt auswärts Richtung Spindler Mühle fährt, danach war da das Tesla Werk und heute glaub ich ist da eine Fabrik die Obtrex heißt. in dieser Fabrik/Lager arbeiteten verschiedene Leute, sowohl Einheimische (wie meine Oma) als auch deutsche und einige Kriegsgefangene aus allen möglichen Ländern. die Jüdinnen wurden wohl noch weiter oben Richtung Spindler Mühle festgehalten, genaueres weiß meine Oma nicht. sie hat mir nur erzählt dass sie die Uhrzeit, an der die Jüdinnen durch die Fabrik zum arbeiten oder so geführt wurden, im Kopf hatte, da sie ihnen immer Brot zugesteckt hat- mit den Jüdinnen kam immer eine Aufseherin die wohl sehr gemein ausgesehen hat. An andere Bewachungsmethoden erinnert sich meine Oma nicht, sie war da ja im "totalen Einsatz" oder so, sprich, sie musste da arbeiten aber war keine Gefangene in dem Sinne. Wie lange es dieses "Lager"gab habe ich vergessen zu fragen...sorry! Meine Oma erzählte mir aber noch, dass im Mai 45 wohl dann alles vorbei war, und als sie da lang lief, wo die Jüdinnen gehalten wurden, schwer schockiert war als sie so Vertiefungen oder eher Löcher im Boden sah(hab mir das irgendwie wie so ne Art Bienenwaben vorgestellt), wo sich ein Mensch reinstellen konnte, und da schliefen die Jüdinnen im Stehen. Sie sagte auch, dass sie sich deshalb gut vorstellen kann, dass mit den Aufsehern oder Betreuern nach dem Krieg schlecht umgegangen wurde und daher auch der Hass gegen die Deutschen kam. Natürlich sei das auch nicht richtig gewesen, die Namen deiner Vorfahren sagen ihr leider nichts. Sie meinte ihre zwei Freundinnen die mit ihr dort arbeiteten wüssten das vielleicht, allerdings ist die eine bereits verstorben und zu der anderen will sie versuchen Kontakt aufzunehmen. Ich hoffe ich konnte dich ein bisschen informieren. So vieles wusste sie dann doch nicht mehr, aber sie ist ja auch mittlerweile 82 Jahre.
liebe Grüße Patricia Horak