Projekt Diskussion:Sozialgeschichte von Dresden
DIE PROFESSUR FÜR WIRTSCHAFTS- UND SOZIALGESCHICHTE am Institut für Geschichte der Universität Dresden
BearbeitenDIE PROFESSUR FÜR WIRTSCHAFTS- UND SOZIALGESCHICHTE
Die Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte ist eine von neun Professuren am Institut für Geschichte. Seit 2006 ist Prof. Dr. Susanne Schötz Inhaberin der Professur.
An der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der TU Dresden wird eine Auffassung von Wirtschaftsgeschichte präferiert, die sich für die jeweils spezifischen normativen Vorstellungen richtigen und guten Wirtschaftens, die damit verbundenen Institutionen und die konkreten Praktiken der Akteur/innen bei der Sicherstellung von materieller Produktion, Distribution und Konsumtion interessiert. Sozialgeschichte existiert hier vor allem als Geschichte sozialer Ungleichheit sowie als Geschichte sozialer Ideen und Bewegungen.
Mit Blick auf beide Fächer ist es das explizite Anliegen der Dresdner Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, wirtschafts- und sozialgeschichtliche Fragestellungen mit solchen der Frauen- und Geschlechtergeschichte zu verbinden. In der dezidierten Fruchtbarmachung der Kategorie Geschlecht unterscheidet sich sie sich von anderen Professuren für Wirtschafts- und Sozialgeschichte und ist mit diesem Spezifikum in der deutschen Geschichtswissenschaft erkennbar. Ihr Bemühen ist es, das Gewicht ökonomischer Faktoren, sozialer Bezüge und kultureller Prägungen – und hier insbesondere der Geschlechtszugehörigkeit – in jeweils spezifischen historischen Konstellationen zu erforschen. Methodologisch zielt dieser Ansatz auf eine Verbindung von Strukturgeschichte, Historischer Anthropologie und Geschlechtergeschichte ab. In der Lehre ist eine zugleich forschungsorientierte und praxisnahe Ausbildung das Ziel. In diesem Sinne erfolgen verschiedenartige Kooperationen mit Partner/innen an der TU Dresden, so insbesondere der GenderConceptGroup, aber auch mit Archiven und Museen im Rahmen von Dresden-concept sowie darüber hinaus.
https://tu-dresden.de/gsw/phil/ige/wsge
Methodios (Diskussion) 19:36, 16. Mär. 2023 (CET)
Das Fach Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der TU Dresden
Wirtschafts- und Sozialgeschichte interessiert sich primär für ökonomische und soziale Entwicklungen, für die ökonomische und soziale Verfasstheit von Gesellschaften, für dahinter stehende ökonomische und soziale Vorstellungen, Ideen und Theorien und die konkreten ökonomischen und sozialen Praktiken der Menschen – sie erscheint in diesem Sinne als eine deutlich abgrenzbare Teildisziplin der Geschichtswissenschaften. Sie ist eine sogennante systematische Disziplin, deren Erkenntnisgegenstand an keine Epoche speziell gebunden ist. Auch wenn der Begriff Wirtschafts- und Sozialgeschichte suggeriert, dass es sich um ein Spezialgebiet handelt, das wirtschaftliche und soziale Entwicklungen gleichermaßen sowie aufeinander bezogen untersucht, ist dies in der Praxis selten der Fall. An den gegenwärtig in Deutschland existierenden Professuren dominieren zumeist wirtschaftsgeschichtliche Untersuchungsgegenstände, als deren häufigste gemeinsame Schnittstellen die Geschichte der Industrialisierung, die Unternehmensgeschichte und/oder die Globalisierungsgeschichte erscheinen.
Als grundlegende Fragestellung der Wirtschaftsgeschichte lässt sich die nach dem materiellen Überleben der Menschheit oder den materiellen Grundlagen von Gesellschaft im historischen Wandel konstatieren. Arbeitsfelder sind die Geschichte der Unternehmen und Unternehmer/innen, von Krisen und Konjunkturen, die Geschichte einzelner Wirtschaftszweige und -branchen sowie ihrer Institutionen, so von Handel, Banken, Handwerk, Industrie und Landwirtschaft, die Geschichte wirtschaftlicher Systeme, ökonomischer Ideen, Theorien, des ökonomischen Denkens überhaupt, von Wirtschaftspolitik, Staatsfinanzen, Steuerlast ... Mitunter wird auch die Geschichte der Technik hinzugezählt. An der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der TU Dresden wird eine Auffassung von Wirtschaftsgeschichte präferiert, die sich für die jeweils spezifischen normativen Vorstellungen richtigen und guten Wirtschaftens, die damit verbundenen Institutionen und die konkreten Praktiken der Akteur/innen bei der Sicherstellung von materieller Produktion, Distribution und Konsumtion interessiert.
Sozialgeschichte entstand in Abgrenzung zur traditionellen allgemeinen Geschichtswissenschaft, die Geschichte primär als Geschichte großer Männer, bedeutender Mächte und ihrer Beziehungen bzw. als Geschichte von Ideen versteht. So gilt ihr Interesse der Geschichte der Vielen, dem jeweiligen Funktionieren von Gesellschaften oder Gemeinschaften in der Geschichte. Sozialgeschichte zeichnet sich durch große innere Vielfalt aus. Ihre Arbeitsfelder sind die Geschichte von sozialen Ständen, Klassen und Schichten, von Betrieben und Vereinen, von sozialen Beziehungen aller Art, die Geschichte der Arbeit und von Arbeitsverhältnissen im Wandel, die Geschichte von Mobilität und Migration, von Sexualität, Familie, Alltag, Freizeit, schließlich die Geschichte sozialer Ungleichheit unterschiedlichen Typs – der zwischen und innerhalb von Klassen und Schichten, zwischen und innerhalb von Geschlechtern, Generationen, Ethnien, von Menschen unterschiedlicher religiöser oder konfessioneller Zugehörigkeit. Sozialgeschichte wird mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen betrieben, so in der stärkeren Kombination mit der Wirtschaftsgeschichte, eher als politische Sozialgeschichte oder stärker in Verbindung mit Kultur- oder Geschlechtergeschichte. An der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der TU Dresden existiert Sozialgeschichte vor allem als Geschichte sozialer Ungleichheit sowie als Geschichte sozialer Ideen und Bewegungen.
Mit Blick auf beide Fächer ist es das Anliegen, die Dresdner Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte so zu profilieren, dass sie explizit wirtschafts- und sozialgeschichtliche Fragestellungen mit solchen der Frauen- und Geschlechtergeschichte verbindet. In der dezidierten Fruchtbarmachung der Kategorie Geschlecht soll sich die Dresdner Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte von den beiden anderen innerhalb Sachsens in Leipzig und Chemnitz unterscheiden; sie soll mit diesem Spezifikum darüber hinaus in der deutschen Geschichtswissenschaft erkennbar werden. Ihr Bemühen ist es, das Gewicht ökonomischer Faktoren, sozialer Bezüge und kultureller Prägungen – und hier insbesondere der Geschlechtszugehörigkeit – in jeweils spezifischen historischen Konstellationen zu erforschen. Methodologisch zielt dieser Ansatz auf eine Verbindung von Strukturgeschichte, Historischer Anthropologie und Geschlechtergeschichte ab. In der Lehre ist eine zugleich forschungsorientierte und praxisnahe Ausbildung das Ziel. In diesem Sinne erfolgen verschiedenartige Kooperationen mit Partner/innen an der TU Dresden, aber auch in Archiven und Museen im Rahmen von DRESDEN-concept sowie darüber hinaus.
Susanne Schötz
https://tu-dresden.de/gsw/phil/ige/wsge/die-professur/index
--Methodios (Diskussion) 19:41, 16. Mär. 2023 (CET)
Dresdner Geschichtsverein: SOZIALGESCHICHTE & ALLTAGSGESCHICHTE
BearbeitenWie lebt(e) man in Dresden? Wer lebt(e) hier mit- und nebeneinander? Und was bestimmte den Alltag der Menschen? Solche Fragen verschwinden bisweilen hinter den glänzenden Kulissen der Kunst- und Kulturgeschichte. Die »Hefte« schauen dahinter und zeigen Aspekte städtischen Lebens, die nicht immer auf der Hand und vor Augen liegen.
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Dresdner Hefte · Nr. 20 DH 20 (1989) Von der Residenz zur Großstadt, Aspekte kultureller Entwicklung (vergriffen)
Dresdner Hefte · Nr. 16 DH 16 (1988) Dresdner Kultur im letzten Drittel des 18. Jh. (Teil I) (vergriffen)
Dresdner Hefte · Nr. 13 DH 13 (1987) Johann Gottlob von Quandt und die kulturelle Emanzipation des Dresdner Bürgertums (vergriffen)
Dresdner Hefte · Nr. 51 Sonderheft 1990 Sachsen und die Wettiner, Chancen und Realitäten (vergriffen)
https://www.dresdner-geschichtsverein.de/sozialgeschichte.html
Verein Volkswohl
BearbeitenDer Verein Volkswohl war ein sozialreformerischer Wohlfahrtsverein. Er wurde auf Initiative des TH-Professors für Statistik und des Sozialreformers Viktor Böhmert am 7. Dezember 1888 gegründet und existierte bis 1945.[1] Besonders seine etwa 10 Volksheime und der zum Albertpark gehörende Heidepark machten den Verein stadtweit bekannt. Mit weiteren Unternehmungen wie den Volkswohlabenden, dem Volkswohltheater, einer eigenen Zeitschrift und Bibliothek betätigte sich der Verein im Bereich der Bildungsfürsorge ebenso wie mit den zeitweiligen Mädchen- und Burschenheimen und den Heidefahrten für Kinder im Bereich der Kinder- und Jugendfürsorge.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Entstehung und Programm
- 2 Kriegszeit und Weimarer Republik
- 3 NS-Zeit
- 4 Volksheime
- 5 Quellen
- 6 Literatur
Entstehung und Programm
Die Ursprünge des Vereins Volkswohl liegen in dem 1880 in Dresden gegründeten Verein gegen Armennot und Bettelei und dem 1883 als Dresdner Bezirksgruppe gegründeten Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke. Bei der Gründung des Volkswohl 1888 stand Viktor Böhmert ein neunköpfiges "Comité für Volkswohl" zur Seite, dessen Mitglieder bis dahin allesamt dem Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke angehörten. Während mit ersterem eine enge Zusammenarbeit bis zur Zwangsangliederung 1937 bestehen blieb, kam es mit letzterem zum Bruch.
Was die Welt zusammenhält, ist die Treue in der Arbeit. Was uns wahrhaft beglückt, ist die Gesinnung und Freudigkeit, mit der wir an unser Tagewerk gehen und unsere Pflicht im Hause und Beruf erfüllen. All unser Schaffen ist gegenseitiges Dienen. Professor C. V. Böhmert [2]
Maßgeblich für das Programm des Volkswohls waren aus der Reform des Dresdner Armenwesens stammende Ansichten und im Kampf gegen die Trunksucht gesammelte Erfahrungen wie z.B. Kaffeeschänken statt Branntwein in den Fabriken oder öffentliche Lokale ohne Trink- und Verzehrszwang für die Arbeitenden. Gemäß der Genossenschaftidee von Schulze-Delitzsch glaubte man, dass Kleingewerbetreibenden, Handwerkern und Arbeitnehmern in wirtschaftlicher Bedrängnis durch Zusammenschluss zu helfen sei. Zugleich verstand man solche durch Vereinsarbeit zu erringenden sozialen Verbesserungen und die Erziehung der Arbeiter zur Selbsthilfe als Prävention gegen die Volksschäden Armut und Trunksucht.[3]
Im Gegensatz zur Volkshausbewegung, deren Häuser mehrheitlich in enger Kooperation mit sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Organisationen entstanden, sollten die Volksheime jedoch die soziale Befriedung befördern und den Einfluss der Sozialdemokratie zurückdrängen.
Immer stärker versucht er [der Verein Volkswohl] die Arbeiter vom Parteihader wegzulocken und sie zu wissenschaftlichem, künstlerischem, musikalischem Genuß hinzuführen und bei ihnen Freude an der Natur zu erwecken. Professor E. Mencke-Glückert [4]
Das Volkswohl hatte bereits Ende 1889 rund 600 Mitglieder. 1913 nach 25-jährigem Bestehen waren es fast 12300 Mitglieder. Die Spitze bei den Mitgliederzahlen wurde um 1922/1923 mit 19700 Mitgliedern erreicht. Danach sanken die Zahlen bis 1939 auf etwa 4400. 1913 waren hauptsächlich Unternehmer (Handwerker und Gewerbetreibende): 27,6%, Arbeiter: 19%, Frauen (eigenständige Mitgliedschaft im Gegensatz zu Ehefrauen): 16,8% und Beamte: 11,8% Mitglieder im Verein Volkswohl.
Neben den Volksheimen entwickelte sich das Theater des Volkswohls zu einem Besuchermagnet. Nach 1900 begannen Theateraufführungen nach der Idee eines Volkstheaters unter Leitung des Schauspielers Emil Conrad (1858-1918), des Dramaturgen Dietrich Metelmann (1879-1937), und einem von ihnen aufgestellten Ensemble (1913: 20 festangestellte Schauspieler).[5] 1907 wurde dazu der Trianon-Saal von der Feldschlößchenbrauerei gepachtet (Trabantengasse 3, in unmittelbarer Nähe zum solzialdemokratischen Volkshaus) und 1908 für das Theater umgebaut. In guten Jahren gab es mehr als 100 Vorstellungen, darunter Dramen, Märchen, Lustspiele und Opern. Der Trianon-Saal wurde auch für andere Vortrags- und Konzertabende des Volkswohls genutzt und konnte mehrfach pro Woche mit bis maximal 2000 Besuchern gefüllt werden.
Ein weiteres nennenswertes Standbein des Volkswohls, auch zur Werbung neuer Mitglieder, waren die Heidefahrten für Kinder und Jugendliche. Nach einer Dampferfahrt mit der Weißen Flotte und einer Wanderung in den Heidepark konnten die Kinder dort den Tag mit vielfältigen Aktivitäten verbringen.
Kriegszeit und Weimarer Republik
Vor dem Ersten Weltkrieg, 1913, wurden in den Volksheimen etwa 370 000 Mittagsmahlzeiten ausgegeben. Während des Krieges übernahmen die Heime Volksküchen-Aufgaben (7-8 Küchen) im Rahmen der Kriegsorganisation Dresdner Vereine. Außerdem unterhielt der Verein noch zwei von der Stadt gestellte Zentralküchen (in der Terscheckstraße und in der Louisenstraße) und betrieb darüber hinaus drei Gulaschkanonen. Auch hatte der Verein, um die Lebensmittelversorgung sicherzustellen, 1917 drei Höfe in Hausdorf mit insgesamt 115ha erworben. Hohe Preise und zunehmender Mangel an Lebensmitteln zwangen die Leute scharenweise in die Heime zum Essen. Mit denen vom Volkswohl ausgegebenen Portionen wurde etwa 1/10 des Gesamts bewältigt. 1916 wurden 2,5 Millionen Portionen ausgegeben, 1918 waren es 1,8 Millionen.[6]
Die Zeit nach dem Krieg war durch die Bemühungen der Wiederbelebung des Vereinslebens gekennzeichnet. Die Zahl der Volkswohlabende nahm mit etwa 100 Schauspiel-, Musik- und Vortragsabenden im Jahr wieder deutlich zu. Auch hatte der Verein zunehmend mit der Konkurrenz durch Kino und Radio zu kämpfen. Das Theater wurde 1919 eingestellt. Viele der jahrzehntelangen Vereinsaktivitäten verschwanden, entweder ganz, wie der Volkswohlchor und die Mädchenabende, oder zeitweilig, wie z.B. der Jugendverein und die Bibliothek.
NS-Zeit
Nach 1933 folgte das Volkswohl der Gleichschaltung. 1935 schloss sich der Verein der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt an. 1936 gab sich der Verein eine neue Satzung. Zudem erfolgte der Anschluss des Vereins gegen Armennot und Bettelei an das Volkswohl, womit dessen Vermögen und Grundstücke an das Volkswohl übergingen (1937 offiziell aufgelöst).
Was viele der besten deutschen Menschen, unter ihnen Viktor Böhmert, [...] erstrebt hatten, die soziale Versöhnung aller Glieder des deutschen Volkes, die Losreißung der Arbeiterschaft von dem Glauben an ein sozialistisches Zukunftsreich, das herbeigeführt werden sollte mit Hilfe internationaler Verbrüderung, ihre Gewinnung für die Liebe zum eigenen Staat als ihrem Werk und ihrem Mitbesitz, das verstand Hitler erfolgreich in wenigen Jahren durch seine großgedachten Maßnahmen und Gesetze in sozialer Hinsicht zu erreichen. Professor E. Menke-Glückert [7]
Volksheime
Die Volksheime boten jedem Besucher, Arbeitern wie Angestellten und Kaufleuten und deren Familien, "Erholung, Unterhaltung und Bildung ohne Verzehrszwang". Es galt der Grundsatz der Selbstbedienung. Gäste konnten zwischen zwei bis drei Gerichten und einigen Getränken zu niedrigen Preisen wählen. Alle Heime wurden von ausgesuchten Paaren verwaltet. Helligkeit, Sauberkeit, reine Wäsche und Blumen waren Standard.
Um rentabel zu arbeiten, waren die Volksheime auf eine große Kundschaft angewiesen und konnten sich so nur in der Nähe zur Innenstadt halten. Deshalb wurden 1945 fast alle zerstört.
Nummer, Zeitraum, Name, Lage Anmerkungen Bild
Volksheim Nr. 1, 1889 – 1904
Maternihof, Maternistraße 16, ab 1891 Gärtnergasse 3
Wilsdruffer Vorstadt
Trotz verbesserter Räumlichkeiten gegenüber dem alten Haus (Maternihof) und intensiverer Nutzung (das erste Mädchenheim hatte seine Arbeit schon zuvor aufgenommen) kam das Heim in der Gärtnergasse nicht aus den roten Zahlen. Während das Mädchenheim durch weiteren Umzug und dank besseren Programms deutlichen Aufschwung nahm, musste das Heim letztlich doch geschlossen werden.
Volksheim Nr. 2, 1889 – 1902
Paulinengarten, Wasserstraße 7
Innere Neustadt
Es war das beliebteste der Volkswohlheime aufgrund seiner schönen Elblage, des großen Gartens, sowie der reichlich Spielgelegenheit bietenden Elbwiesen. Auf Anregung des Volkswohls (nach dem Tode der letzten Besitzerin Pauline v. Holstein) von der Stadt erworben und an den Verein verpachtet, ließ es die Stadt nach 1900 mit der Höheren Töchterschule und der Weintraubenstraße überbauen; heute befindet sich dort das Romain-Rolland-Gymnasium. Unter Leitung der Lehrerin Olga Heinze wurden hier wöchentliche Frauen- und Mädchenabende ins Leben gerufen, die sich infolge der regen Beteiligung (etwa 90 Frauen pro Abend) zur festen Institution innerhalb des Volkswohls etablierten. Paulinengarten Volksheim 2.png
Volksheim Nr. 3, 1890 – 1920
Musterwirtschaft, Bischofsweg 2
ab 1896 Oppellstraße 12 (früher 4a)
Leipziger Vorstadt
Meistens brauchte diese Lokalität Zuschüsse, nach dem Ersten Weltkrieg musste der Verein es definitiv aufgeben.
1891 – 1909
Hospiz für durchreisende Frauen und Mädchen, Ammonstraße 24
Seevorstadt
Dank des besseren Standortes in Bahnhofsnähe nahm das Mädchenheim erstmals die gewünschte Entwicklung. Sie wurde eine von Hausmädchen viel genutzte Einrichtung, allerdings war das Hospiz, als die Zahl der Dienstmädchen nach 1900 rasant abnahm, nicht länger ausgelastet.
Volksheim Nr. 4, 1893 – 1945 [1]
Heidepark, Fischhausstraße 12
Radeberger Vorstadt
Dies war das berühmteste Lokal des Volkswohls und das erste in eigenen Besitz. Dank der Spielplätze (u.a. Tennis im Sommer, Eisbahn im Winter), des Naturtheaters inmitten des von der Stadt gepachteten Heideparks war es an den Wochenenden für viele Dresdner ein begehrtes Erholungsziel.
Dazu kamen die vom Volkswohl organisierten Heidefahrten für Kinder - mittels ca. 28 Schiffahrten wurden pro Jahr 28465 Kindern Ausflüge und Spiele im Freien geboten. In den meisten Jahren lagen die Zahlen noch höher, aber Ende des Krieges und während der Wirtschaftskrise kam das Programm beinahe zum Erliegen.
Heidepark Volksheim 4.png
1894 – 1905
Lehrlingsheim, Feldgasse 2
Seevorstadt
Dieses erste Lehrlingsheim des Volkswohls wurde maßgeblich dank einer Spende Dr. Max Krenkels eingerichtet.
1905 in die Annenstraße (10. Volksheim) verlegt.
Volksheim Nr. 5, 1899 – 1945 [1]
Schäferstraße 59
ab 1917 Schäferstraße 4
Friedrichstadt
Während des Krieges hatte das Volkswohl Gelegenheit ganz in der Nähe des bisherigen Ortes, Haus-Eigentümer zu werden und ergriff sie. So wurde aus der alten Dresdner Gaststätte "Zum Schwarzen Adler" eine Wirtschaft des Volkswohls.
Volksheim Nr. 6, 1900 – 1904
Trachenberger Straße 8-10
Pieschen
Die erwartete Nutzung durch die Arbeiter Pieschens blieb aus, als zu abgelegene Einrichtung wurde der Betrieb nach wenigen Jahren wieder eingestellt.
Trachenberger Straße 8-10.jpg
Volksheim Nr. 7, 1901 – 1945 [1]
Gutenbergstraße 5
Johannstadt
Mit Freude wurde das Volkswohl Pächter der Wirtschaft im "Marwitz-Haus" des Dresdner Spar- und Bauvereins, doch der große Erfolg blieb aus, häufig waren Zuschüsse nötig. Erst die 1911 einsetzende Jugendarbeit (zweites Jugendheim) brachte mehr Zulauf.
Volksheim 7 innen.jpg
Volksheim Nr. 8, 1902 – 1945 [1]
Nieritzgarten, Königsbrücker Straße 21
Antonstadt
Es wurde von der Witwe Rosa Methe, geb. Nieritz, als Ersatz für den Paulinengarten erworben, und passenderweise nach ihrem Vater, dem Bezirkschuldirektor und Jugendschriftsteller Gustav Nieritz benannt. Schon bald erwies sich das Heim als reger und erfolgreicher Standort. Ein Teil des Hauses wurde ab 1908 vom Jugendverein Volkswohl (erstes Jugendheim) genutzt, mit deutlich mehr Veranstaltungen auch während der Woche. Während des Krieges brach dieser Bereich zusammen.
1931 wurde im Nieritzgarten eine Heimgemeinschaft für erwerbslose junge Mädchen in Kooperation mit dem Dresdner Bezirksverein gegen den Alkoholismus eingerichtet. Das waren Nachmittagsangebote mit Beköstigung, Unterricht und Vorträgen unter Leitung von Gertrud Weidner.
Nieritzgarten Volksheim 8.png
Volksheim Nr. 9, 1904 – 1945 [1]
Crispiplatz 6
Löbtau
In Kooperation mit dem Dresdner Spar- und Bauverein betrieb der Volkswohl-Verein in den Posadowsky-Wehner-Häusern das dortige Kasino mit Saal.
Volksheim 9 innen.png
Volksheim Nr. 10, 1904 – 1945 [1]
Annenstraße 49
Wilsdruffer Vorstadt
War das dritte Heim im Eigenbesitz des Volkswohls, dessen Wirtschaft (ehemals "Rote Amsel") reichlich Überschüsse abwarf. Dieses Heim war das meistbesuchteste der Lokale. Im zweiten Stock zog bald darauf das Lehrlingswohnheim aus der Feldgasse ein. 20 bis 30 Lehrlinge wohnten hier in fünf Schlafsälen, einem Arbeitszimmer, einem Wohn- und Speisezimmer. Vor allem während des Ersten Weltkrieges ausgelastet. Ab 1921 durch einen eigenen Verein übernommen.
Volksheim 10 innen.png
1907 – 1945 [1]
Marienheime, Holbeinstraße 121, Fürstenstraße 42
Johannstadt
Mit diesen beiden Heimen wurde älteren, alleinstehenden Frauen die Möglichkeit einer sicheren, bezahlbaren Wohnung geboten.
Volksheim Nr. 11, 1914 – 1945 [1]
Serrestraße 12
Pirnaische Vorstadt
Gern- und vielbesuchtes Volksheim.
Erst gemietet, seit 1931 im Besitz des Volkswohls.
Volksheim Nr. 12, 1916 – 1945 [1]
Waisenhausstraße 35
Altstadt
Vormaliges Café Français in der Nähe des Neuen Rathauses. Das vierte Volkswohlheim im Eigenbesitz. Ab der 1920er Jahre zum Mittelpunkt des Vereinslebens ausgebaut. Auch hier organisierte der Verein 1931 eine Heimgemeinschaft für erwerbslose Mädchen organisiert, ebenfalls von Gertrud Weidner in Kooperation mit dem Dresdner Bezirksverein gegen den Alkoholismus.
1917 – 1935
Volkswohl-Landgüter in Hausdorf
bei Glashütte
Während des Ersten Weltkrieges erworben, waren die Güter ein unersetzlicher Versorgungsgarant. Einen Teil der vervielfachten Essensleistungen, die der Verein während des Krieges erbrachte, deckte man direkt aus den in Hausdorf angebauten Nahrungsmitteln (besonders Kartoffeln, aber auch Gemüse und Milch) ab. Erst an zweiter Stelle standen die Erholung der Rüstungsarbeiterinnen und der Landeinsatz der Jugendlichen. 1935 mussten die Güter wegen Arbeitskräftemangel und veränderten ländlichen Landbesitzregelungen verkauft werden.
1936/1937 – 1945 [1]
Elbgäßchen 8, Steinstraße 15
Pirnaische Vorstadt
Übernahme der Grundstücke des Vereins gegen Armennot und Bettelei mit der Zwangsangliederung, so dass das Volkswohl im letzten Jahrzehnt auch zwei kleine Altenheime unterhielt.
Quellen
- a b c d e f g h i j k bis 1938 durch E. Menke-Glückert belegt, aber vermutlich bis 1945
- Emil Menke-Glückert: Verein Volkswohl 1888-1938, zugleich ein halb Jahrhundert Dresdner Sozialgeschichte, S. 11, Dresden, 1939.
- Emil Menke-Glückert: Verein Volkswohl 1888-1938, zugleich ein halb Jahrhundert Dresdner Sozialgeschichte, S. 39, Dresden, 1939.
- Emil Menke-Glückert: Verein Volkswohl 1888-1938, zugleich ein halb Jahrhundert Dresdner Sozialgeschichte, S. 58, Dresden, 1939.
- Emil Menke-Glückert: Verein Volkswohl 1888-1938, zugleich ein halb Jahrhundert Dresdner Sozialgeschichte, S. 104f, Dresden, 1939.
- Emil Menke-Glückert: Verein Volkswohl 1888-1938, zugleich ein halb Jahrhundert Dresdner Sozialgeschichte, S. 109f, Dresden, 1939.
- Emil Menke-Glückert: Verein Volkswohl 1888-1938, zugleich ein halb Jahrhundert Dresdner Sozialgeschichte, S. 153, Dresden, 1939.
Literatur
- Satzungen des Vereins Volkswohl. Dresden 1889 (Online) (Digitalisat der SLUB Dresden)
- Verein Volkswohl (Hrsg.): Die Reform der Geselligkeit, dargestellt an den Schöpfungen des Vereins Volkswohl zu Dresden. Dresden 1914 (Online) (Digitalisat der SLUB Dresden)
- Emil Menke-Glückert: Verein Volkswohl 1888-1938, zugleich ein halb Jahrhundert Dresdner Sozialgeschichte. Dresden 1939 (Online) (Digitalisat der SLUB Dresden)
https://www.stadtwikidd.de/wiki/Volkswohl
--Methodios (Diskussion) 20:12, 16. Mär. 2023 (CET)
Gertrud Weidner
BearbeitenGertrud Weidner war Geschäftsführerin des Sächsischen Landesverbandes und des Dresdner Bezirksvereins gegen den Alkoholismus. Sie leitete seit Januar 1931 die Heimgemeinschaften für erwerbslose junge Mädchen des Vereins Volkswohl im Volksheim „Nieritzgarten“ in der Königsbrücker Straße.
Quellen
- Stadtarchiv Dresden/Stadtbund/Akte 5/Bl. 29/30
- MENKE-GLÜCKERT, E: Verein Volkswohl 1888-1938,
https://www.stadtwikidd.de/wiki/Gertrud_Weidner