Quellen und Darstellungen der Zeitgeschichte/Bildliche Quellen und Darstellungen
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Dieser Artikel über bildliche Quellen und Darstellungen der Zeitgeschichte konzentriert sich auf den Kalten Krieg. Es wird besonders auf die Geschehnisse während der Kuba Krise eingegangen.
Bildliche Quellen
BearbeitenDefinition
BearbeitenAls historische Quellen bezeichnen wir im weitesten Sinn alle Zeugnisse (Überlieferungen), die über geschichtliche (= vergangene) Abläufe, Zustände, Denk- und Verhaltensweisen informieren, d. h. letztlich über alles, was sich in der Vergangenheit ereignet hat, diese kennzeichnet, von Menschen gedacht, geschrieben oder geformt wurde.[1]
Fotografien haben einen besonderen Stellenwert. Sie ermöglichen – jedenfalls in ihrer äußeren Erscheinungsform – eine stärkere Annäherung an vergangene Wirklichkeit als andere Bildarten. Das technisch erzeugte Bild kann nur zeigen, was sich tatsächlich vor der Linse befindet; der Fotograf kann, anders als der Maler, nichts hinzufügen, aber natürlich das Objekt oder die Szene präparieren. Man muss jedoch vorsichtig sein, um bei der Beurteilung des Bildes nicht verallgemeinert, denn ein einzelnes Bild zeigt immer nur einen Einzelfall. Um beurteilen zu können, ob dieser repräsentativ ist, müssen wir entweder über mehrere ähnliche bildliche Darstellungen oder über zusätzliche Informationen verfügen.[2]
Gipfeltreffen in Malta
BearbeitenAm 2. und 3. Dezember 1989 fand ein Gipfeltreffen in Malta statt, bei dem sich der damalige US-Präsident George H. Bush und der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Michail Gorbatschow trafen. Auf diesem Gipfel überraschte Bush Gorbatschow damit, die Vorgänge in Zentralamerika anzusprechen. Gorbatschow versicherte ihm, dass er keinerlei Einfluss auf Zentralamerika ausüben wolle.[3] Weiters diskutierten die beiden Männer die Auswirkungen des sogenannten Mauerfalles. Das Hauptziel des Treffens war der Meinungsaustausch, um weitere Schritte in Bezug auf die neue politische Lage zu besprechen. Ort war ein Schiff (Maxim Gorkiy), welches im Hafen von Marsaxlokk anlegte. Beobachter sahen das Schiff als positive Wahl, da es kein Kriegsschiff sondern ein Zivilschiff war. Außerdem galt Malta als neutraler Ort und liegt geografisch günstig im Mittelmeer.[4]
Das Foto zeigt die Gesprächssituation am Schiff.
Mittelstreckenrakete in der Sowjetunion
BearbeitenAls Beispiel einer bildlichen Quelle wird eine schwarz-weiß Fotografie aus der Sowjetunion in Bezug auf die Kuba Krise analysiert. Diese Fotografie zeigt die Mittelstreckenrakete R-12 Dawina, 8K63 auf dem Roten Platz in Moskau.
Historischer Hintergrund
BearbeitenEiner der Gründe, welche die Sowjetunion dazu bewegt hatte, die Raketen auf Kuba zu stationieren war jener, dass im internationalen Gefüge von Macht und Herrschaft die Hierarchie beibehalten werden musste.[5] Des Weiteren wurde die Stationierung der Raketen so begründet, dass dies Kuba vor einer möglichen militärischen Invasion der USA schützen würde.[6]
Quellenbeschreibung
BearbeitenDie Schwarz-Weiß Fotografie wurde eingescannt. Am rechten Rand befindet sich die Aufschrift P-19 und die Nummer 16. Diese wurde wahrscheinlich nach der fertigen Entwicklung des Bildes hinzugefügt und deutet auf eine Archivierung bzw. Aufbewahrung hin. Das Original befindet sich im National Security Archive in den USA.[7]
Die bildliche Quelle kann anhand der folgenden fünf Punkten beschrieben werden:
- Ursprung: Die bildliche Quelle wurde im September/Oktober 1962 von Dino Antonio Brugioni in Moskau am Roten Platz erstellt. Dino A. Brugioni war Leiter des National Photographic Interpretation Center (NPIC) und half bei der Etablierung der Bildaufklärung über Satelliten und Kameras im Geheimdienst. Er trug maßgeblich dazu bei, dass die stationierten Mittelstreckenraketen auf Kuba entdeckt wurden. Diese bildliche Quelle wurde unbemerkt fotografiert und erst Jahre später veröffentlicht.
- Inhalt: Die bildliche Quelle zeigt, dass die Mittelstreckenrakete R-12 Dawina auf dem Roten Platz in Moskau präsentiert wurde. Dies verweist auf die für den Kalten Krieg typische Form der Propaganda.
- Zweck: Die USA wollten herausfinden, welche Macht die UdSSR bei Bomben und Raketen hat.
- Erkenntniswert: Diese Fotografie ist ein Überrest und hat keinen unmittelbaren Nutzen für die nächste Generation. Allerdings handelt es sich um eine hochinteressante Quelle für die historische Forschung.
- Quellenart: Diese bildliche Quelle ist eine Primärquelle.
Äußere Quellenkritik
Zielpublikum dieser Fotografie war die NPIC und vermutlich analysierten wenige Menschen diese bildliche Quelle zum Zeitpunkt ihrer Entstehung. Nach einem geraumen Zeitraum wurde die Fotografie auch in mehreren Zeitungsartikeln veröffentlicht. Die Echtheit der Fotografie ist anzunehmen.
Innere Quellenkritik
In der Mitte der Fotografie befindet sich die Mittelstreckenrakete R-12 Dawina, 8K63. Die Einsatzzeit dieser Mittelstreckenrakete war von 1959 bis 1987. Die Stationierungsorte der R-12 Dawina waren die Sowjetunion und Kuba. Der Transport dieser Mittelstreckenrakete wurde unter dem Codenamen „Anadyr“ durchgeführt.[8] Diese Bildquelle wurde auf den Roten Platz in Moskau erstellt. Rechts im Bild befindet sich ein Plakat, auf dem Lenin, Marx und Engels (von links nach rechts) abgebildet sind. Auf dem Plakat ist in russischer Schrift zu lesen: "Vorwärts, zum Sieg des Kommunismus!" Nach dem Tod Stalins im Jahre 1953 definierte der neue Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow den Marxismus-Leninismus neu. Die Arbeiterschaft war der Kern des Kommunismus und wurde sehr stark in die Propaganda der Sowjetunion eingegliedert. Auch in dieser bildlichen Quelle erkennt man ein Plakat von Arbeitern. Im Hintergrund befinden sich das Warenhaus GUM und ein Plakat mit russischen Sätzen, die leider aufgrund vom aufsteigendem Rauch nicht zu entziffern sind. Die Nähe zur Situation ist gegeben, da diese Fotografie sehr zeitnah erstellt worden ist.
Karikatur
BearbeitenIm Verlauf des Kalten Krieges sind zahlreiche Karikaturen entstanden, welche die Mächtekonstellationen zum Ausdruck bringen, wie beispielsweise die mit dem Titel „Einverstanden, Herr Präsident, wir wollen verhandeln“ erschien 1962 in der Daily Mail, London.[9]
John F. Kennedy sitzt gegenüber von Nikolai Chruschtschow. Sie liefern sich ein Armdrücken, beide haben einen Knopf neben sich und sie sitzen auf Mittelstreckenraketen. Während der Amtszeit von Kennedy war die Hochphase des Kalten Krieges und der Kubakrise. Die Sowjetunion unter Chruschtschow brachte Raketensprengkörper mit einer Reichweite bis zu 4000km nach Kuba.[10] Erst mit Verspätung gelangten diese Informationen in das Weiße Haus und es folgte eine Reihe hektischer Manöver. Kennedy setzte auf eine Seeblockade, um Chruschtschow zum Rückzug zu zwingen. Zudem existierten 1962 bereits auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs Interkontinentalraketen. Die auf Kuba stationierten sowjetischen Mittelstreckenraketen bewirkten also keine Verschiebung des militärischen Gleichgewichts. Sie spielten vielmehr eine politische Rolle, da die Sowjetunion mit der Raketenstationierung so dicht vor der amerikanischen Küste auf die Stationierung vergleichbarer Raketen in europäischen NATO-Mitgliedstaaten (Türkei, England) durch die USA reagierte.[11]
Die Karikatur zeigt die beiden Männer auf nuklearen Sprengsätzen sitzend: Diese stellen die Bedrohung dar, mit der sich die beiden Staaten ihre Vormachtstellung sichern wollten. Nach einem geheimen Briefwechsel zwischen Chruschtschow und Kennedy kam es schließlich zu einer Absprache, bei der beide Supermächte das Gesicht wahren konnten. Die Sowjetunion zog ihre Raketen aus Kuba ab. Dies gelang Kennedy nur mit dem Geheimabkommen des Abzugs US-amerikanischer Raketen aus der Türkei, welche die Sowjetunion bedrohten. Die USA mussten offen zusagen, dass sie nicht versuchen würden, das kommunistische System auf Kuba gewaltsam abzuschaffen.[12]
Bildliche Darstellungen
BearbeitenIm Vergleich zu bildlichen Quellen, die direkt aus der jeweiligen Zeit stammen, gibt es auch Gemälde, die zu späterer Zeit angefertigt wurden und historische Ereignisse interpretieren. Außerdem können verschiedene Bildquellen in Darstellungen eingefügt werden (z.B. Plakate, Dokumentationen).
Das Historienbild
BearbeitenHistorienmalerei sind Bilder, die Vergangenes zeigen. Viele Historienmaler haben aber auch ihre eigene Gegenwart zum Thema genommen. Im Mittelpunkt steht meisten ein Held, dessen Taten mythisch-sagenhaft und überhöht dargestellt werden. Der Begriff „Historienbild“ ist dennoch berechtigt, denn die Gegenwart wird hier nicht als Gegenwart, sondern als künftige Vergangenheit gezeigt. Der Maler ist davon überzeugt, dass das Gemalte in die Geschichte eingehen wird, er nimmt also den Prozess der Historisierung vorweg. Selbst wenn Künstler unmittelbar Augenzeugen eines Ereignisses waren, haben sie deshalb nicht einfach ein Abbild des Geschehens gemalt, sondern es in ihrem Sinne gedeutet und überhöht.[13]
Die Herrscherpose
BearbeitenDie „Propaganda-Funktion“ von Bildern lässt sich am besten an der sogenannten Herrscherpose erkennen. Herrscherbilder repräsentieren vornehmlich die gesellschaftliche Stellung und Funktion des Dargestellten; psychologisierende Schilderungen des äußeren Charakters und die Visualisierung von Ausdruck und Emotionalität sind zweitrangig. Weiterhin soll es dazu dienen, den Herrschaftsanspruch zu legitimieren. Ein Beispiel wäre Adolf Hitlers Darstellungen in Uniform.[14]
Plakat von Chruschtschow und Castro
BearbeitenDiese Darstellung ist ein Plakat aus den 1960er Jahren, welche die kubanisch-sowjetische Freundschaft symbolisiert. Es zeigt die beiden Regierungschefs Fidel Castro und Nikita Chruschtschow während der Kuba Krise. Im Hintergrund erkennt man zwei Flaggen, eine Flagge der UdSSR und eine Flagge von Kuba. Der Stern wird oft verwendet, um auf eine kommunistische bzw. sozialistische Regierungsform hinzuweisen.
Der Gestalter dieses Plakates, die genaue Entstehungszeit sowie der Entstehungsort sind nicht bekannt. Die bildlichen Darstellungen in der Zeitgeschichte stellen die Historikerinnen und Historiker oft vor eine Herausforderung, da die Autoren oftmals nicht bekannt sind. Dies vermindert die Aussagekraft der Darstellung. Dieses Plakat ist eine gewollte Publikation, um die Menschen an die kubanisch-sowjetische Freundschaft zu erinnern. Auf dem Plakat steht in russischer Schrift geschrieben: „Lang lebe die ewige, unzerstörbare Freundschaft und Kooperation zwischen den sowjetischen und kubanischen Menschen.“ Die beiden Politiker reichen sich die Hände und strecken diese in den Himmel. Diese Geste ist ein Symbol für die Freundschaft und den Zusammenhalt beider Staaten, die sich ab 1960 entwickelt hatte.[15]
Didaktische Aufbereitung
BearbeitenIm nachfolgenden Absatz wird eine mögliche Unterrichtsstunde vorgestellt. Es ist wichtig, dass Schülerinnen und Schüler einen kritischen Umgang mit bildlichen Quellen und Darstellungen lernen. Es soll auch das Problem der Überproduktion von bildlichen Quellen und Darstellungen angesprochen werden.Einführung in das Thema bildlichen Quellen und Darstellungen
- Erklären der Thematik und Ansprechen der Problematik der bildlichen Quellen und Darstellungen
- Vorstellen von unterschiedlichen bildlichen Quellen und Darstellungen
- Zuordnen diverser bildlicher Quellen und Darstellungen in einem Arbeitsblatt und anschließendes Besprechen im Plenum
- Wiederholung des Themas Der Kalten Krieg: Kurz erklärt werden das Wettrüsten, Kuba Krise, Situation USA und UdSSR, Stellvertreterkriege, Weltanschauungen etc.
Analysieren von Bildquellen und bildlichen Darstellungen
- Aufteilen der Klasse in vier Gruppen
- Jeder Schüler bekommt in seiner Gruppe eine unterschiedliche Arbeitsaufgabe (Quelle oder Darstellung in Bezug auf den Kalten Krieg)
- Jeder Lernende analysiert in seiner Gruppe seine Arbeitsaufgabe eigenständig
- Besprechung in den Expertengruppen: Vier Lernende haben jeweils die gleiche Arbeitsaufgabe und besprechen diese gemeinsam.
- Zurückgehen in Gruppen und Erklärung der ausgearbeiteten Arbeitsaufgabe
Diskussion mit der ganzen Klasse
- Zusammenfassen der Arbeitsaufgabe im Plenum
- Diskutieren über die heutigen Geschehnisse in der Welt
- Analysieren der Verhältnisse zwischen den beiden Staaten
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ https://www.sbg.ac.at/ges/people/rohr/quellen.htm
- ↑ https://www.bpb.de/gesellschaft/medien-und-sport/bilder-in-geschichte-und-politik/73099/bilder-als-historische-quellen?p=all
- ↑ Hertle, Hans Hermann. Jarausch, Konrad H. Kleßmann, Christoph (Hrg.): Mauerbau und Mauerfall: Ursachen, Verlauf, Auswirkungen. Berlin, 2002, S. 258-268.
- ↑ https://www.tagesschau.de/jahresrueckblick/meldung118168.html
- ↑ Greiner, Bernd: Kuba-Krise. 13 Tage im Oktober: Analysen, Dokumente, Zeitzeugen. Nördlingen 1988, S. 41-42
- ↑ Brauburger, Stefan: Die Nervenprobe. Schauplatz Kuba: Als die Welt am Abgrund stand. Frankfurt/Main 2002, S. 70 – 72.
- ↑ https://www.globalsecurity.org/wmd/world/russia/r-12.htm
- ↑ Vartanov, Valerij: Die Sowjetunion in Lokalkriegen und bewaffneten Konflikten in der Zeit des kalten Krieges. In Karner, Stefan/Reiter, Erich/Schöpfer, Gerald (Hrsg.): Kalter Krieg. Beiträge zur Ost-West-Konfrontation 1945 – 1990. Graz 2002, S. 61.
- ↑ http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45124537.html
- ↑ https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2012/03/kubakrise-kalter-krieg
- ↑ https://www.tagesspiegel.de/downloads/7248178/1/kubakrise.pdf
- ↑ http://geschichtsverein-koengen.de/KalterKrieg2.htm
- ↑ http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/3793/1/Kirchner_Historienbild_2011.pdf
- ↑ http://www.bpb.de/gesellschaft/medien-und-sport/bilder-in-geschichte-und-politik/73218/herrscherbilder?p=0
- ↑ Niess, Frank: Fidel Castro. Hamburg: 2008, S. 82 – 86.
Literaturverzeichnis
Bearbeiten- Brauburger, Stefan: Die Nervenprobe. Schauplatz Kuba: Als die Welt am Abgrund stand. Frankfurt/Main 2002.
- Greiner, Bernd: Kuba-Krise. 13 Tage im Oktober: Analysen, Dokumente, Zeitzeugen. Nördlingen 1988.
- Hertle, Hans Hermann. Jarausch, Konrad H. Kleßmann, Christoph (Hrg.): Mauerbau und Mauerfall: Ursachen, Verlauf, Auswirkungen. Berlin, 2002, S. 258-268.
- Kennedy, Robert: Dreizehn Tage. Wie die Welt beinahe unterging. Darmstadt 1974.
- Niess, Frank: Fidel Castro. Hamburg 2008.
- Vartanov, Valerij: Die Sowjetunion in Lokalkriegen und bewaffneten Konflikten in der Zeit des kalten Krieges. In Karner, Stefan/Reiter, Erich/Schöpfer, Gerald (Hrsg.): Kalter Krieg. Beiträge zur Ost-West-Konfrontation 1945–1990. Graz 2002.