Das Ziel von Offener Wissenschaft (engl. Open Science) ist, die Forschung transparenter zu machen und damit die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit zu verbessern. Damit ist die Arbeitsweise gar nicht so weit entfernt von der gemeinsamen, kollaborativen Arbeit, wie sie auch in Wikipedia praktiziert wird – nur eben übertragen auf den Bereich der wissenschaftlichen Arbeit und Forschung.
Die Ansätze von Offener Wissenschaft umfassen dabei ganz unterschiedliche Ebenen. So können nicht nur Ergebnisse und Prozesse geteilt und weiter verarbeitet werden, sondern es werden auch die Theorien, Methoden, Anwendungsfelder und Zwischenergebnisse einer größeren Zahl von Menschen zugänglich gemacht. Darüber hinaus bietet die Offenlegung von Forschungsprozessen Einblicke in Versuchsabläufe – in solche, die zu Ergebnissen führten genauso wie in die, die nicht funktioniert haben. Das hilft anderen nachzuvollziehen, wie letztlich ein Ergebnis zustande gekommen ist, um z. B. nur Teile eines Versuches wiederholen zu müssen und relevante Ergebnisse für die eigene Forschung zu erhalten.
Manchmal können wissenschaftliche Geräte sogar nachgebaut werden, weil die Anleitung und Materialnutzung zur Erstellung eines kostspieligen Gerätes offen zugänglich gemacht wird. Das spart Zeit, Mühe und räumt mehr Ressourcen für die Forschung selbst ein. Das Rad muss also nicht immer wieder neu erfunden werden.
Was in den Ohren von Wikipedianerinnen und Wikipedianern ganz logisch klingt, stellt aber in der wissenschaftlichen Praxis immer noch die Ausnahme dar. Denn frei zugängliche Forschung ist zwar wünschenswert, bedeutet aber einen Mehraufwand, wenn es beispielsweise um die Veröffentlichung von sensiblen Forschungsdaten geht. Zudem herrscht in der akademischen Welt nach wie vor ein hoher Druck, Forschungsartikel mit einem hohen “Impact Factor” in Fachzeitschriften oder Monographien zu veröffentlichen, was einen großen Teil des Renommees von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausmacht. Hier muss Offene Wissenschaft besser erklärt und erfahrbar gemacht werden, damit offene Forschungspraktiken innerhalb der Wissenschaftsinstitutionen ihre Vorteile entfalten können.
Offene Wissenschaft führt zu mehr Transparenz in Forschung und Lehre, einer effektiveren Verbreitung von Wissen und damit zu einem hohen Innovationspotenzial in der Wissenschaft. Verbunden mit den Potenzialen der Digitalisierung ermöglicht Offene Wissenschaft einen einfachen, schnellen und effizienten Austausch innerhalb verschiedener Forschungsdisziplinen. Darüber hinaus befördert Offene Wissenschaft den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft und verbessert den Zugang zu Wissen, was in einer höheren Bildungsgerechtigkeit resultiert. In der digitalen Welt wird Wissen auf eine neue Art und Weise angeeignet, erstellt, verbreitet und (weiter) genutzt. Eine Gesellschaft, die sich als Wissensgesellschaft versteht, sollte die Prozesse der Wissenserstellung und des Wissenstransfers konsequent öffnen und dabei möglichst viele Menschen involvieren.
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