Einleitung

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Was hat Kolonialisierung mit kultureller Identität zu tun? Welche Rolle spielen dabei die Macht und Dominanz eines Landes, das ein anderes unter sein Protektorat stellt? Als Tunesien 1881 unter dem "Bardo-Vertrag" gestellt wurde durch die Franzosen, entstanden nicht nur wirtschaftliche Beziehungen und Vorteile, sondern Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen trafen gezwungenermaßen aufeinander. Sprachen begegneten sich, Verhaltensweisen standen sich gegenüber.

Eine Koalition, ein Bündnis sagen die Einen. Sezession und Verrat der andere Teil der Bevölkerung. Doch was noch interessanter ist und gleichzeitig auch den Hauptkern dieser Arbeit ausmacht, ist die Frage danach, ob Tunesier frankophil sind oder die französische Kultur zumindest in Teilbereichen ihres Alltags eine zentrale Rolle spielt.

Die Idee dieser Hypothese entstand durch die Herkunft einer der beiden Autorinnen dieser Seite, einer in Deutschland geborenen Tunesierin. Die andere Kursteilnehmerin lebte und arbeitete für einige Zeit in Frankreich. Interessant an diesem Forschungsgebiet ist die Verhaltensweise von Individuen einer Kultur, wenn sie aufeinander prallen und wie sich Kulturen gegenseitig beeinflussen. Eine Faszination für die Sprache, das Essen oder aber auch für den jeweiligen Erziehungsstil gilt es hier herauszuarbeiten und zu beweisen.

Hypothese

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Die Kolonialisierung Tunesiens durch Frankreich beeinflusste das tunesische Volk in kultureller Hinsicht maßgeblich. Dabei entstand im Laufe der Zeit sogar eine Art Frankophilie.

Begriffsdefinitionen

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Frankophonie

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Der Begriff Frankophonie geht auf den französischen Kolonialgeographen Onésime Reclus zurück. Populariät fand er allerdings erst in den 1960er Jahren, als einige der französischen Kolonialgebiete wieder ihre Souveränität erlangten, Französisch aber dennoch als offiziele Sprache beibehalten wollten. Dem zu Folge musste auch eine Entscheidung darüber getroffen werden, in welcher Sprache politische Belange künftig geklärt werden sollten. Einige afrikanische Politiker, darunter der damalige tunesische Präsident Habib Bourguiba, trugen maßgeblich zur Verbreitung des Begriffes der Frankophonie bei.

Unter Frankophonie versteht man zum einen die Gesamtheit aller Länder, Staaten und Gebiete außerhalb Frankreichs, in denen immer oder zumindest teilweise Französisch geschrieben und kommuniziert wird.

Zum anderen ist der Begriff Namensgeber für die internationale politische Übereinfkunft zahlreicher Länder und Einrichtungen („la Francophonie“), die alle die französische Sprache benutzen und deren Belange politischer, wirtschaftlicher und kultureller Natur sind. Im Rahmen der Entkolonialisierung und den damit verbundenen Bemühungen afrikanischer und kanadischer Politiker, eine Neugestaltung der Beziehung zwischen Frankreich und ihrem Staat voranzutreiben, war es Habib Bourguiba, der das Bild eines ‚Commonwealth à la française‘ lancierte (vgl. Erfurt 2005: 9 ff.).

Frankophilie

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Frankophilie ist die Vorliebe für alles Französische, seien es Land, Leute oder Kultur. „Philia“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet Liebe, Zuneigung (vgl. http://www.duden.de/rechtschreibung/Frankophilie [Zugriff am 13.01.2014]).

Geschichte Tunesiens

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Die Fläche Tunesiens ergibt sich aus 164150 Quadratkilometern. Damit kommt sie bis zu 2/3 an die Fläche der Bundesrepublik Deutschland heran. Die Einwohnerzahl umfasst knapp 10 Millionen Menschen, wobei 2 Millionen davon allein in der Hauptstadt Tunis ansässig sind. Tunesien gilt als das am stärksten unter der Arabisation stehende Maghrebland, mit einer isotropen Menschendichte. 97% der Bevölkerung sind demnach tunesische Araber oder arabisierte Berber. Die Zahl der Europäer Heutzutage beläuft sich auf 7% (vgl. http://www.tunesieninformationen.de/tunesien/tunesien.htm[Zugriff am 9.2.2014])

814 v. Chr. wird Karthago gegründet. Der weitere historische Verlauf zeichnet sich dadurch aus, das Tunesien fortan unter dem römischen Machtapparat stand bis zum 4. Jahrhundert nach Christus. Mit dieser Dekade endete zugleich das römische Reich. Seither befand sich das Land unter keiner eindeutigen Herrschaft.

Anfang des 16. Jahrhunderts entwickelte sich ein Machtkampf um Tunesien. Sowohl Spanien als auch die Türkei lieferten sich immer wieder Auseinandersetzungen um das Mittelmeer. Anfangs sahen sich die Spanier als Sieger. 20 Jahre später befand sich Tunesien in türkischem Besitz. Hauptsächlich als Teil des osmanischen Reiches (vgl. http://www.tunesieninformationen.de/geschichte/kurzinfo-geschichte/kurzinformationen.htm[Zugriff am 9.2.2014])


Kolonialisierung

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Tunesien gilt als eines der Maghreb-Staaten ( Algerien, Lybien, Marokko, Westsahara, Mauretanien) und befindet sich am nördlichsten Punkt Afrikas. Durch den für Export begünstigten Anschluss an das Mittelmeer sowie der geringen Distanz zu Europa, erweckte es immer mehr die Aufmerksamkeit Frankreichs. Nachdem Plünderer in algerisches Gebiet eingefallen waren und Algerien zu der Zeit bereits eine französische Kolonie war, nahm Jules Ferry der damalige Ministerpräsident Frankreichs Tunesien in seine Obhut. Das damalige Staatsoberhaupt Bey Muhammed sah sich in keiner günstigen Lage, als 32000 französische Soldaten aus dem benachbarten Algerien Richtung Tunesien marschierten (vgl. http://www.tunesieninformationen.de/geschichte/franzoesisches-protektorat/kolonisation.htm [Zugriff am 9.2.2014])


Bey Muhammed III. unterzeichnete den "Bardo Vertrag" am 12. Mai 1881 und besiegelte somit das Protektorat. Dieses Abkommen bevollmächtigte Frankreich zu verschiedenen Reformen innerhalb des Landes, aber auch die Vertretung international.

Reformen:

  1. Wirtschaft
  2. Unternehmen und Banken
  3. Infrastruktur
  4. Bildungssystem


Zur Verstaatlichung zählten in den Anfängen der Kolonialisierung auch die Enteignung der nicht gemeldeten Anwesen und Ländereien. Folglich wurden diese anderweitig unter italienischen, sowie französischen Einwanderern verteilt. 1911 beheimateten rund 46000 Franzosen, 86000 Italiener und 12000 Malteser das Land. Der erste Weltkrieg bringt die entscheidende Wende in der Kolonialisierung. Dieser schweißt Tunesier und Franzose in einem unerbittlichen Kampf zusammen, der rund 11000 von insgesamt 80000 Seelen das Leben kostet. Aus dem Ende ziehen erneut französischen Migranten Gewinn. Trotz der ungerechten Verteilung innerhalb des Landes, wirtschaftlich gesehen, stieg Tunesien wie Phönix aus der Asche. Die Produktion steigt. Doch die Kehrseite der Medaille spiegelt immer mehr die gesellschaftlichen Probleme. Günstige Massenherstellung ließ dem traditionellem Handwerk in Tunesien keinen Platz mehr. Bauern und Landwirte wurden ausgebeutet und vertrieben. Massenverarmung entstand, aus dem wiederum der idealer Nährboden für Verbrechen wuchs und letztendlich auch eine Welle der Gegenwehr in Kraft setzte. (vgl.http://www.tunesieninformationen.de/geschichte/franzoesisches-protektorat/kolonisation.htm[Zugriff am 9.2.2014])


Doch auch das wurde hart und unerbittlich bekämpft. Resultat waren Zensur bis hin zum Ausnahmezustand. Nach dem ersten Weltkrieg, genau gesagt, am 4. Juni 1920 gründete Habib Bourgiba, der später auch zum Präsidenten gewählt wird und als Leitfigur Tunesiens gilt, die antikoloniale "Nationale Destour-Partei". Bourgiba veröffentlichte die "L`action Tunisienne", eine Zeitung für Unabhängigkeit und gegen Laizismus (=Gesetz zur Trennung von Religion und Staat). Jene klare Forderung brachte eine Spaltung innerhalb der Destour-Partei. Die konservativ-islamistische "Destour" stand der sozia-laizistischen "Neo-Destour"-Partei gegenüber. Beide engagierte sich für eine Entkolonialisierung. Nach dem zweiten Weltkrieg kam es immer mehr und verstärkten Ausschreitungen im Lande. Dies hatte zur Folge, das Frankreich am 20. März 1956 den Bardo-Vertrag aufhob und die Unabhängigkeit Tunesiens anerkannte (vgl. http://de.cij.org/allgemein/tunesien-tunesische-geschichte-von-1881-bis-2011.html[Zugriff am 9.2.2014]).

Koloniale Sprachpolitik

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Allgemeine Definition von Sprachpolitik:

"Maßnahmen staatlicher oder gesellschaftlicher Institutionen, die den gesellschaftlichen Status einer Sprache als Kommunikationsmittel betreffen, d.h. auf die gesellschaftliche Wertung einer Sprache und die Beibehaltung oder Veränderung ihres Anwendungsbereichs gerichtet sind."(Conrad 1981: 246)

Die sprachliche Assimilierung der „Untertanen“, heißt es bei Erfurt, war für die französische Kolonialpolitik und -verwaltung von größter Bedeutung, sollten diese doch dauerhaft an Frankreich gebunden werden. So sollten die Kolonialgebiete künftig –wie auch Frankreich selbst- zentral verwaltet werden und das natürlich in französischer Sprache. Diese wurde im Rahmen der Sprachverbreitungspolitik in den Bereichen Verwaltung, Bildung, Militär, Kirche usw. eingeführt und veränderte die afrikanischen Kulturformen maßgeblich.

Die Einführung von Steuerkarten und Identitätspapieren stellte zunächst einen rein administrativen Akt dar, rückblickend betrachtet war sie jedoch der Übergang von der vorherrschenden Mündlichkeit afrikanischer Kulturen, die fortan verdrängt wurde, zur Schriftlichkeit.

Aus ökonomischen Gründen wurden auch Soldaten rekrutiert, die für Frankreich u. a. auf den Schlachtfeldern des I. und II. Weltkriegs kämpften. Die sogenannten „tirailleurs sénégalais“ wurden nicht nur militärisch gedrillt, sondern lernten auch die französische Kommandosprache, die mit Befehl und Gehorsam verbunden war. Die schriftliche Beherrschung der Sprache versprach ihnen Anerkennung innerhalb der französischen Gesellschaft.

Aber auch mittels französischsprachiger Schulen sollten die Bewohner der Kolonien langfristig an Frankreich gebunden werden. Zunächst waren es praktische Gründe, die für den Aufbau eines Schulsystems sprachen: für die künftigen Kolonialverwaltungen brauchte man Dolmetscher, Verwaltunsgsangestellte, Personal für Stützpunkte, Polizeigehilfen und Soldaten. Retrospektiv lässt sich der Aufbau des Schulsystems als signifikante Assimilationsmaßnahme und als Grundstein für soziale Selektion einstufen (vgl. Erfurt 2005: 104 ff.).

Arabophonie vs. Frankophonie

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Mit der Unterzeichnung des Bardo-Vertrages und dem wachsenden Interesse der Tunesier an der europäischen Kultur, wuchs auch gleichzeitig das Interesse an ihrer eigenen Kultur. Sowohl im ökonomischen und administrativen Sektor als auch auch im militärischen Bereich führte man Reformationen durch und verabschiedete neue Gesetze auf Basis europäischer Gesetzesgrundlagen. Mit dem Bau der „Sadiqiyya Schule“ (eine der berühmtesten Hochschulen Tunesiens), der Neugestaltung des Unterrichts in der „Zaituna-Moschee“, der Eröffnung der Bibliothek „Al-Maktaba al Abdaliyya“ und der Förderung des Pressewesens, wurden die Grundsteine für eine strukturelle Neuordnung des Bildungssektors gelegt. Die Gründung der sogenannten „Verwaltung der Wissenschaften und des Bildungswesens“ dominierte alsbald den gesamten Kultursektor Tunesiens. Bei der Lehrerausbildung setze man zwar ein bilinguales System ein, dieses ließ dem Arabischen aber nur wenig Raum. Französisch wurde zur Sprache des Bildungswesens, ledglich arabische Literatur und Religion wurden auf Arabisch unterrichtet.(vgl. Chaabani 1984: 51-53)

Langfristig konnte sich das Französische jedoch nicht behaupten, da es nicht bedingungslos von den Tunesiern akzeptiert wurde. Wie einleitend in obenstehendem Absatz erwähnt, nutzten die Tunesier die westlichen Mehoden und Erkenntnisse auch zur Wiederbelebung ihrer eigenen Kultur (vgl. Chaabani 1984: 54). „Arabophon durch Islamisierung, frankophon durch Kolonialerbe, also zwischen zwei verschiedenen Kulturen schwankend, gelangten die Tunesier sehr bald in eine Identitätskrise“ (Chaabani 1984: 54). So kam es, dass das Französische automatisch mit Fortschritt und Moderne und das Arabische mit Kultur und Tradition assoziiert wurde.

Nach Ende der Protektoratszeit (1956) wurde die Arabisierung des Landes zum obersten politischen Ziel erklärt. Angesichts der bereits stattgefunden Approximation an die Moderne, wurden der Arabisation jedoch Steine in den Weg gelegt. Bis heute befinden sich die Tunesier in einer ‚doppelten Kultur‘, was sich in ihrem Bilingualismus widerspiegelt (vgl. Chaabani 1984: 54f.).

Sprachsituation heute

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Zwar ist das Arabische die Amtssprache in Tunesien, dennoch hat das Französische in staatlich relevanten Domänen wie der Verwaltung und dem Bildungswesen einen Sonderstatus. Französisch wird meist als Unterrichtsfach in der Schule gelernt, was erklärt warum es der sozialen Elite vorbehalten ist, angesichts des weit verbreiteten Analphabetismus in Tunesien. Eine durchgängige Arabisierung der Gesellschaft wäre gerade im naturwissenschaftlichen, technischen aber auch medizinischen Sektor kaum möglich, da es an finanziellen Mitteln fehlt. So erfolgt die schulische und universitäre Ausbildung in diesen Bereichen nach wie vor auf Französisch, während sich das Arabische hingegen im sozial- und humanwissenschaftlichen Bereich langsam etabliert (vlg. Erfurt 2005: 43 ff.).

Folgende Sprachen/Varietäten werden heute in Tunesien gesprochen:

- Arabe classique

- Arabe moderne standard

- Arabe intermédiaire

- Dialecte tunisien

- Sabir franco-arabe

Beim Dialecte tunisien handelt es sich um die Muttersprache aller Tunesier. Er ist vor allem im mündlichen Sprachgebrauch verbreitet und bildet die Grundlage für das tunesische Nationalbewusstsein. Arabe Classique ist die Amtsprache Tunesiens und wird somit überwiegend im schriftlichen Bereich angewandt. Aber auch die Religionszugehörigkeit definiert sich über das Arabische, das in der Gesellschaft einen wichtigen Platz einnimmt. Da Arabe classique und Dialecte tunisien stark voneinander abweichen, entwickelt sich der Trend zum Arabe intermédiare als Unterrichtssprache in der Elementarschule.

Seit einigen Jahren gehen verstärkt arabische Magazine und Zeitungen in Druck, die mit der höchsten Auflage ist aber nach wie vor „La Presse“ (frankophon). Es gibt auch verschiedene lokale arabische Radiosender, auf internationaler Nachrichtenebene sind es jedoch französische Sender. Kinofilme laufen auf französisch, bis auf tunesische oder ägyptische Filme. Die öffentlichen TV-Sender sind rein arabisch, France 2 ist aber auch sehr beliebt. (vgl. http://www.uni-leipzig.de/~burr/Frankophonie_Italophonie/teaching/2005_06/Studierende/Handout_Tunesien.pdf [Zugriff am 21.01.2014]).

Prozesse der soziokulturellen Prägung

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Sozialisation

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Die Sozialisation bezeichnet „[…] de[n] individuellen Erwerb[] kollektiver Muster des Wahrnehmens, Denkens, Fühlens und Handelns“ (Barmeyer 2012: 148). Aber auch Werte und Normen eignet sich das Individuum im Rahmen der Sozialisation über den Lauf der Zeit an. Das bringt den Vorteil mit sich, dass es sich reibungsslos in seinem sozialen Umfeld zurechtfindet. Durch die automatisierte Überlieferung des Verhaltens innerhalb des Kollektivs profitiert aber auch die Gesellschaft. So wird ihr Fortbestehen mit Hilfe automatisierter Situationsbewältigungsstrategien gewährleistet. Von einem Determinimus darf man hier allerdings nicht sprechen, da das menschliche Kollektivverhalten nur einen Teil seiner Persönlichkeitsstruktur ausmacht (vgl. ebd.: 148).

Enkulturation

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Unter Entkulturation versteht man den „[b]ewusste[n] oder unbewusste[n] Prozess der Aneignung und Verinnerlichung von Werten und kulturellen Praktiken (Sprache, Fertigkeiten etc.) des heranwachsenden Individuums einer bestimmten kulturellen Gruppe oder Gesellschaft im Rahmen der [S]ozialisation“ (Barmeyer 2012: 51). Das durch den Prozess entstehende verbindliche System ermöglicht den Individuen eines Kollektivs gegenseitiges Verständnis, sei es durch die Beherrschung von Sprache und Symbolik aber auch durch ihre Verhaltensweise. Generell nimmt der Mensch seine eigene kulturelle Prägung nicht wahr und verhält sich dementsprechend im Kontakt mit Angehörigen einer anderen Kultur meist unbewusst. Das heißt, dass er seine Normen, deren er sich ja nicht bewusst ist, auf die fremde Kultur überträgt. In Abgrenzung zur Sozialisation umfasst die Entkulturation das gesamte Spektrum des Kulturspezifischen, die Art und Weise wie eine kulturelle Gruppe Informationen verarbeitet (vgl. ebd.: 51).

Beispiel unterschiedlicher Verarbeitung von Informationen: Schon vor über 200 Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass Menschen die eine unterschiedliche Sprache sprechen, auch völlig anders denken. Jede Sprache erfordert divergente Leistungen, da Sprache unser Verständnis von Raum und Zeit, Kausalität und die Beziehung zu anderen beeinflusst. Bittet man beispielsweise eine Europäer Bildkarten mit zeitlichen Abläufen zu sortieren, so ordnet er diese mit fortschreitender Zeit von links nach rechts. Ein Araber hingegen legt die Karten von rechts nach links. Daraus lässt sich schließen, dass die Schreibrichtung die Organisation der Zeit beeinflusst (vgl. http://www.spektrum.de/alias/linguistik/wie-die-sprache-das-denken-formt/1145804 [Zugriff am 10.12.2013]).

Akkulturation

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Sozialpsychologisch versteht man unter „[….] Akkulturation […] einen Prozess, in dem ein Individuum als Mitglied einer kulturellen Gruppe zeitlich und räumlich in eine neue Kultur hineinkommt“ (Zick 2010: 37). Während dieses Prozesses übernimmt das Individuum Werte, Gewohnheiten, Fertigkeiten, Verhalten, Sprache etc. dieses Kulturkreises. Der Begriff der Akkulturation entstand Ende des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Kolonialisierung um die wechselseitigen Auswirkungen des Kulturkontaktes zu beschreiben. Die Akkulturation verläuft auf unterschiedliche Art und Weise und bringt dementsprechend auch unterschiedliche Ergebnisse mit sich. Von einer unilateral verlaufenden Akkulturation spricht man im Falle einer einseitigen Übernahme, während eine beidseitige Übernahme als reziprok bezeichnet wird. Werden nur bestimmte Elemente der anderen Kultur übernommen, handelt es sich um eine partielle, bei der Übernahme aller Elemente, um eine vollständige Akkulturation (= Assimilation) (vgl. Esser 2010: 9 -10).

Exkurs: In vorliegendem Fall (Tunesien – Frankreich) handelt es sich unseres Erachtens um eine reziprok partielle Übernahme. So wurde auch Frankreich (mitunter durch die Migrationswelle an Tunesiern) von der tunesischen Kultur beeinflusst.

Manifestation von Kultur

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„Andere Länder – andere Sitten“ so lautet ein altbekanntes Sprichwort. Jedes Land, bzw. jede Kulturgruppe hebt sich mittels ihrer Symbolik, Helden, Rituale und nicht zuletzt ihrer Werte, die sich über die Zeit hinweg verfestigt haben, von anderen Kulturen ab. Unter die Symbolik fallen Sprache, Gestik, Metaphorik und Objekte, die in ihrer Semantik alleinig von den Angehörigen des eigenen Kulturkreises korrekt rezipiert werden. Aber auch das äußere Erscheinungsbild sowie Flaggen und Statussymbole gehören zur Kategorie der Symbole. Helden dienen einer Kulturgruppe als Vorbildfunktion und können sowohl real als auch frei erfunden sein wie beispielsweise Comicfiguren. Man orientiert sich an ihrem Verhalten und versucht diesem gerecht zu werden. Zu den Ritualen zählen Versammlungen im Bereich der Politik, Wirtschaft und des Glaubens aber auch gesellschaftliche Sitten wie Umgangsformen, Gepflogenheit und Etikette. Sie dienen der Solidarität und dem Wir-Gefühl. Unter Werten versteht man die Einstellung, Denkweise und Haltung einer Kulturgruppe gegenüber Handlungs- und Verhaltensweisen aber auch Äußerlichkeiten. Was empfinden wir als böse und verwerflich, was stufen wir als gut und ethisch ein? Was ist schön und was aber eher hässlich (vgl. Hofstede 2006: 7-9)?

  Abbildung 1: Zwiebeldiagramm (Quelle: Hofstede 2006: 8)

Hofstede gruppiert die Kategorien Symbole, Helden und Rituale unter dem Hyperonym Praktiken ein, da sie von Mitliedern eines fremden Kulturkreises durchaus bewusst wahrgenommen werden, sie diese aber im Gegensatz zu den Kulturangehörigen nicht deuten können. Er veranschaulicht die Tiefenebenen der unterschiedlichen Kategorien an Hand seines „Zwiebeldiagrammes“ (Abb. 1). So gelangt man durch das Schälen der Zwiebel von den oberflächlichen zu den profunden Manifestationen (vgl. Hofstede 2006: 7-9).

Leitfadeninterviews in Originalsprache

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1. Was fällt Ihnen spontan zum Thema "Frankreich" ein?

2. Was ist typisch tunesisch für Sie?

3. Welche Wörter/Begriffe fallen Ihnen ohne langes Überlegen ein, die direkt aus dem Französischen stammen oder diesem entlehnt sind?

4. Stellt das Französische für Sie eine Leitkultur dar oder sehen Sie die Französisierung als Art Bedrohung für Ihre eigene Kultur an?

5. Welchen Einfluss hatte die Französisierung auf Ihre eigene Erziehung?

6. Hatten Sie eher französische oder tunesische Freunde? Worin unterscheiden sich diese? Was hielten Ihre Eltern davon?

7. Wie gestalten Sie Ihre Freizeit?

8. Welchen Stellenwert hat Essen für Sie?

9. Haben Sie jemals darüber nachgedacht nach Frankreich (wie viele Andere) auszuwandern? Wenn ja, wie stellen Sie sich das Leben dort vor?

Proband 1

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N: Koli esmek u koli omrek kadesch?

T: Behi, ismi Tarek u omri 35 sne.

N: Tawa ki neshelek ala Franca, schnowa el hascha eli tschi fi mochek? Schneya el fikra eli andek men Franca?

T: La France c`est le pays, cette une protectorat pendent la Tunisisation. Owel ma dachlet Franca el Tunis fi Adel Bey 1881 u k alet besch heya tschaber hemeya el Tunis mech achtelen ama heya achkelet Tunis hata schalet Tunis, chater Tunis blasetha behia fi bachret arthel mudawaset, kriba lel Europe u hiya ased el chathet wakta machtala tseyer ul machreb maneha besch tada jelsemha tkon andha Tunis. Hetheka esch amlet. Kima el bord.

N: Schnowa el relationship mteyk jani enti fesch tchis ki tchamem ala Franca eschabek wela schnowa el fikra eli andek?

T: Fema chascha Behia u fema chascha chaiba. chascha chaiba ebtbaya eli katlet barscha abed fi Tunis u eli kaumoha u kolschey, ama amlet el kraya fi Tunis ala chater el s chicha. Amlet el Lycieet wel mketeb, bnet el keyeset, bnet el sika mta train u chaletelna hata el Kraya fi Tunis. Nakrau bel francais. Ana men senn theltha tebdeya kol jakrau bel francais. Franca tauwa benesba linachna heya eli tisad mteina. Machrouma beha u kolschey. Men naschmusch methalen rutnchna.

N: Tawa ki neshelek ala Tunis. Fesch tchis?

T: Bledi! Nchebha. Metkaura para bol barscha abed. Feha kolschey. Neksedha chaschet wel mtira schwey ama dowla feha haya behia. Feha sicha behia. Feha tlika behia. Akahau.

N: Tauwa narfou eli locha Tunseya heya mchalta bel locha el francaweya. Ki neshelek tawa ala klem eli schew men Franca u ele mchaltin belarbi. Schnowa el klem methalen?

T: Tawa elklem merci. Kima nkolu "Ce meme de fair". "Flus". "Kif kif". Nkulu methalen "Asseyez-vous". Akahau.

N: Tawa Tarek Franca lekinti kima nkulu la culture generale wela heya jani kima heya dangereux pour les Tunisiennes?

T: Donc heya une bonne culture plus ki heya taula behia u nchaulu ntalmu maaha. Ena Tunsi u andi moch fakad. Nchauel besch nachouth el haschet el behi menandhoum. Chater huma amlulna barscha hasched behin, methalen ana nechdem fi scharika francaweya. Donc nesba leyana hascha behia mesch hascha chaiba.

N: Jani enti kbirt fikra francaise wela kbirt jani omek kifesch rabetek heya? Rabetek traditionelle wela bel francais haka schwey?

T: Turbya mtal weldin dima tradtitionelle. Huma irabiew kima homa trabewou. Kima twensa el kol kima elarab elkol. Ama bad ki kbirt schweya, bdid nakra u ntfaresch fitelfsa bel francaise. Welit naref u memschi akthel el thakafa mta heya men thakafa al arabeya. Lkit rochi stanfa thakafa el francaweya u msaracha mteychoum. El ischa mtechhoum akthar men tradition. Betbia chaletli el tradition mtey, fema anna chaschet lechtraram u turbia u barscha haschet. Mahoumesch kif kif lekin chthit haschet behia.

N: Besch nashelek ala eschabek. Tawa andek akther sochab Francais wela sochab arab?

T: Behi, andi akther aschab arbi ama andi eschab el francawin el bara. Ama andi aschabi el arab etouwensa i schiew fi franca. Andi barscha Huma bidhom seda kifi ana. Kadou twensa ama adleya mteychoum, el mentalite el est plus de francaise. Oui Oui. Fema kif kif chater les francise est son plus. Ils vous recomment des francais, jani ischiew kel francais maneha besch natik mithel: Maneha sachbek francais waktli koli le meneschemsch meneschemsch. Tunsi ikolek chascha ikolek ey taw nschouf, inschallah u howa mineschemsch. U nhar besch i his alik etelefon, jachschem besch ikolek.

N: Tau ki ma techdemsch, schnowa el haschet ele tamelhoum? Jani Hobbies?

T: Bon. Andi Kura. Sport. Schweya kraya. Lecture. Nakra schweya. Barscha Belaa.

N: Fema barscha chaschet Franca chthethoum men Tunis. Ama femeschi chaschet elchthetha Tunis jani men France?

T: Barscha chaschet chthethoum men Franca. Ken fema el kusksi wel makrouna. Tawa schetna narfou lcham namlou roti, tarte patchou, barscha chaschet. Neklou bel francise. Zid zitouna maadsch teybou bi, houma iteybou bi bel mtarka. Les sandwich, le Fastfood. Les Hambourger el kol. Hethoukoum chthinehoum barscha men Franca. Welina namlou kif meklethoum barscha. Par example, akwa hascha fi Tunis kbel kenet ana el chobes taboun. Tawa welina ana el Baguette. Heya e symbol mta Franca.

N: Maschateksch el Fikra fi mochek tuhrub timschi el Franca, jani techdem chadi u tisch chadi u ken, schetel el fikra schey el imagination mteyk el ischa fi Franca?

T: Mschit el Franca. Kbal menimschi kenet ande el fikra eli Franca donc tachki lochethoum. Kolschey besch ischi sehel. Kenet fibeli eli Franca feha barsch chdim, kima tahbet men tajara, telka chidma, telka dar u telka karahba, telka kolschey. Ama kimschit el chadi lkit hascha ochra. Ki maandeksch urak, matelkasch me tichdem. Fama abed barscha eli machabouksch itschi. Behi hethoukoum eli lkithoum fi Franca.

Proband 2

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N: Koli esmek u kadesch omrek?

S: Esmi Samia el Mhiri u 28 sne.

N: Tawa ki nkolek el kilma France, schnowa eli tschik fi mochek?

S: Franca, l´europe, la culture, kolschey ani. Achna eli njechou fi thakafa mtana. Barscha abed chthineha menha, lestamar.

N: U Tawa kinkolek la Tunisie. Narmilek el kilma la Tunisie. Schnowa eli tschik taw?

S: Bledi! Bledi, adetna. El yasmin, el fil, el bhar, el chbil, el ehwe. Etahra. El ischa elchlowa. El basata fel ischa. el mekla el bnina. Kolschey. Kol chascha chlowa heya Tunis.

N: Behi tawa mo el chascha eli maroufa heya eli fema klem mchaltin bel Francais. Koli alehoum el klem, koli kifesch, jani koli elklem u koli chascha aleha?

S: Mousch fema elklem. Achna klem elkol mchalet bel francais. Heya saad telka elklem bel francais, matelkahoumsch belarbi. Ani apart tschi besch tkol kelma, kima hani nachki maak, apart mechir ana hata nchamem. Fhemtni? Les famouent "degage" fel thowra eli tamel. Eli chrasch men Tunis, ani nes elkol heset degage. Kelma Francisa. charschet men Tunis u mschet hata el mey jifehmouhesch elbara, weleo kolo feha. Ey bled ichebou jamlou thaura ikolou feha. "Flus" seda ikolouha, "Kif kif" ikouloha ezouz. Barscha klem. Hata besch nachkiew nkoulou "normalment". Mey jilkoulhesch belarbi. Barscha barsch klem.

N: Nesba lekinti la culture Francaise heya kima nkoulou la culture generale wela tkoul aleha tschikoum dangereux schweya?

S: Le aha culture Francaise c`est pas dangereux chater la culture Francaise les apportez talim ethakafa, el tacharem fhemt? chata fel esprit mteyna ani chthina menha barscha, en fait, le moitier moitier ani. Moitier culture mteyna nachna u moitier culture francaise u la culture Francaise je parle en generale culture francaise est Europe fhemt? Jani Europe. Ki nachkiew ala France, heya bled fi Europe. Ama heya elbled eli dachletelna el Tunis u stamlet. Culture France amletna. Tawa achna ki nebdeu fidar, ftfarschou fi tele francaise. Menchotusch barsch arbi. Klil arbi. Methebina kolschey fi traduction francaise chater nifhemou. Es chab jachkiew bel francais. Mesch beschtamelek kima chascha behia mesch chascha chaiba.

N: Kifesch omek rabetek? Jani rabetek nowa francaise wela nowa arbi?

S: El culture mtey moitier moitier, kima kotlek kbila. Culture francaise u culture arab/ Tunisie. chthina menha barscha chaschet. Laadet mtena bien sur jelsemhoum etchoursu kima methelen aana el nouwled chey hathika ada mta asida. Meneschmousch vestechlek aleha kima elawid mteyna. Kima fil Europa elaied mteychoum, la noel u kemsa. En part, eli heya meiisch aada Tunseya. Namlou aasche u nuchurschu u nefarchou u kolschey. Les parents mteyna, ils nous amprisent jani barscha haschet kima ntaalmou tawib felchram. Hethika matschinisch u hethika tschi! Kima houma culture francaise u culture european taalemna estaracha. Ena kikbel ncheb nochrosch u andi rendez-vous, nkol dwira eli andi rendez-vous. Kifema tfol fitelefon, nachki maa tfol fitelefon. Nsachab ala fremlet. Ki nachki maa chad echir owled wela maa s chabi. Kif kif. Andi schmey jakraw maya fitura eli heya taked mteyna eli iib w netschisch. Touchrouch bnet u tetchaled. Hetheya kbel, mais tawa le! Tawa bneya u owled ineschmou jukadou mabaathhoum. Ineschmou weliew s chab, ineschmou juchurschu. Jimschiew lelkra jokadou mabaathhoum. Ani ena tatrabit ala zouz. Tema la culture francaise wel tabed digdimet.

N: Andek sochab francais u fema fark mebinethoum?

S: Benesba leya ana, maaja ena. Mafemesch fark, chater ena bon personne avec ey mentalite u ey religion. Les jiwif mathelen, le crediant. Ani maandisch un problem, jani enti tschi u tkoli je suis cretienne, wela je suis jwif wla je suis francaise wela je suis tunisienne. ani necheth men aandou u netehoum menaande. Andi nes narafhoum mefemesch fark. Benesba leya ania ikoluli melfem elfrancais mtey. Bel aks ana nefs terisch ana el bleda, ana nefs etukair. Juste quelque detail haka s char eli. Be nesba leya ana: Le!

N: Schnowa el Hobbies mteyk?

S: Amla peinture. Je pain. Naamel penture. J`ecoute la musique. Je regarde la Tele. Je cuisine. Je pris beaucoup men leschem francaise d`European haka, francaise avec un bon desage fhemt? Ani un peut de tout.

N: Heya mekla lekinti schneya wela lel twensa?

S: Bon heya el muans Tunis, ki schi besch jafrach biabed ichotlek barscha mekla. Ki jestadaa abed, chotlou barscha mekla. Totchul achna nebdew neklou jelsmek tekel maana. Homa l`European, ki totchel talka abed jeklou, ikolek samachni tokaad testena nkamel Fturi. Meksch mestadii, majamletiksch chsebek. Ani jelsmek tkon mestadii. Achna le, achna totchul, toukaad enti talka rochek enti metokulsch, tekel bchiri. Achna jeser nafarchou bel bid. Akram ki tschi mteyna. Howa fi aded fitalka nedma. Mais achna nchotou barscha. Ani ncheb nchotlek barscha barscha tenkite. Francais, les Europe kuschina pris, jani el visuelle, fhemt? La visuelle. C`est dire un bon plate avec un bon fresage, avec beaucoup coleur, avec des legumes, un peux de viande u chaschet hethouma. Ifarchouk akther menli tchout el quantite. Kbira, men u meneklousch u tschabani men thoukesch lachlou. Fhemt? Achna haka.

N: Chabitesch tohroub lel Franca?

S: Bien sur, kima ey abed kari u amel metrice u amel le bac plus skat u amel fi mochou l`artiste icharesch elthaka eli andou u malkasch schaar fi bledou, ichamem dima besch jimschi elbara jamel. Chater ana benesba leya ana l`Europe ca y`est jani. L`Eruope tetaba. Fhemt? Icheb i wari schnowa eli andi u maandisch. Fi blasa achra ncheb nesma chel chidemhoum. Mesch kima huni. Nosechrou u nefhemousch. Honeya fema tabakad. Fema telka el fak fhemt? schnowa enti tamel. Louta schnowa hetheka? Mais l`Europe thakad elchelma ani. Meneschemsch bad. Ncheb Tunis u bledi u schnow u ischti u s chabi. Tachalibna abedna u msachna u koschey. Tokad beki Tunis el kol! Tneschem timschi el bled ochra, ama Tranca tawa LE!

Proband 3

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N: Koli esmek u koli omrek kadesch?

R: Rawdha Bachhamba, 53 sne.

N: Behi, taw ki narmilek el kelma la France, schnowa eli tschik schnowa eli fimochek?

R: Behi, manetha heya el Bled eli stamilitna. Heya andhoum haschet behyin kima chthina barscha haschet chaybin. Bon France heya eli dachletelna el kraiya fel Bled. Chthina eya men sana el theltha talmouna el Francais. Nokervour el Hather mteychoum barscha. Akther men Twensa.

N: Ki narmilek tawa La Tunisie. Taw belaks?

R: Hethika Tunis. Tunis Bledi!! Tunis. Tunis termes barscha chaschet. Etwensa rahou. Bel behi mmteycha. Bel chayeb mteycha. Nchebouha barscha Tunis. Tunis takalif mteyna, Bledna, Tunis bien que nachna menesch men bled eltirement ama beki nelkaw swesna bi bledna. Hatharat Tunseya takalid u schdedna. Mekletna. Barscha haschet fi Tunis behia.

N: Tawa heya el locha Tunseya heya mchalta bel Francais. Tneschem tkoli kelmet eli mchaltinn bel Francais u tkoli methalen alesch homa mchaltin?

R: Barscha klem achna nestamlou u achna u homa nestamlou mabaathna. U saad debda tkelem enit belarbi telka rochek fis fisa metoutchoul tetkelem bel francais lechir metaschaar. Fema barscha chaschet ani nestamlouhoum achna u istamlohoum houma el Francise fhemt? Nestamlou "kif kif" elkelma tetkalet i kolouha homa seda fhemt? Barscha ana barscha kilmet manand. Manarefsch achna nestamlou fehoum wela el fracis chtheyhoum menaana. Barscha haschet, barscha barscha haschet itkalou bel francais u koluhoum homa kima nkouloha achna.

N: Tawa heya el culture Francais heya lekinti jani kima nkoulou la culture generale wela culture Francais tschikoum dangereux chweya?

R: Wallahi el culture Francaise benesba lina manetha chthina manaandhoum barscha hachet. Thakafna menhoum. Taalemna menhoum barcha chaschet. Manetha hathara mteychhoum meyisch chaiba. Jani el francise fhemt? Saad ki telka rochek tkelem bel francais lechir metoschur. Telkaha bel francaise, metelkahesch belarbi. u i kolek kifesch tschali lochtek, ama telkaha ken bel francise, metalkahesch bel arbi. El culture mteychhoum chlowa barscha u lochthoum yeser achlowa fhemt? Sin locha mteychhoum. Donc el culture mteychhoum wel chathar mteychoum chlowa barscha. El Francise.

N: Tawa enti rabit bentik, tkoli tawa omek kifesch rabetek? Rabetek ala fikra arbeya wela fikra franceya?

R: Omi rabetni ala. Jani heya tetrabet ala fikra arbeya. Al telkamid u ala. Marebtnisch ala fikret francais. Rabetni alel arab, mais heya tchis firocha trabi feya ala arab u heya jachadha talka rochha bded timschi el tourbiya menhoum houma. Chater homa metroubin behi barscha. Tesma ken: Bonjour, telma ken s`ils vous plait. Hetheya trabetni omi alehoum ama lechir matouchuur. Heya eli tchis rochha ala aded u heya par contre chthet menhoum lechir matouchuur.

N: Tawa enti andek akther sochab Twensa wela sochab francaise u schnowa el fark mebinethoum?

R: Ena Es chabi el kol twensa. Andi sochab Twensa i jischu fi Franca. Maandisch sochab francise. Bon houma i jischou fi Franca, manethoum ikolou feha metasrin bel francise, ncheshoum kel francise. Ama chater Twensa honeya mechthin barscha men Franca. Donc tchis firochek keyenik aischa maal Francise mesch arab.

N: Ki inti tawa metachdimsch, schnowa el Hobbies mteyk. Schnowa eli tamelou fidar chaschet?

R: Maandisch hiweya. Manetha mochada maandisch! Andi Television ntfarasch yeser bel francise kima mentfaresch schweya belarbi. Dima telkani ntfaresch fel ... Ntfaresch ken fil francise u andi ken el Television, maandisch hacha ochra. U el Facebook. El Internet.

N: Tawa Franca heya maroufa ala meklethoum. Jukaadou besweya u jeklou. Heya benesba lekinti mekla? Jani Twensa jeklou kima les francais mabathhoum hekaya?

R: Le le le le. Achna menesch kil francise belkol. Achna mekletna bnina barscha. U mekletna barscha. U homa meklethoum schweya u menetha jeklou bel iin akthar men. Jeklou biinehoum. Tuchsur el chase ichebha mseyna. Ksekes wel makrouna. Nchebou jana la cuisine Tunisienne bnina fhemt? Homa andhoum cuisine behia ama barscha tchis jani jeklou biinehoum. Kima nachna tchot s chan Tunsisi u tchotlou methalen nowara mseyna, comme tomates u schwey hakeya u schweya. Mafrachesch bi benesba lik. Ki tchotlou s chan Makrouna ki narefha ena wela kusksi a i kolek frach beya. Wala belhak ikolek wallah ameli Kusksi bel Allousch, frach bexa. Ama tschi tamelou un peux de mayoniase tra schnowa, ikolek schneya hatheya, win enisch? Fi Franca? Nekel mekla hethi?

N: Fema Haschet chthetha Tunis menaand Franca? Wela belaks Franca menaand Tunis?

R: Wallahi ena nchis eli Franca chthet menaand Tunis. Chater el Couscous welet fi Franca. Makontesch nesma kbel tawa welet taw fi publicite mta Franca yeklou Couscous u manetha fema haschet chthehoum alina kima achna chthina haschet menandhoum. Keli el Fast Food. Kol hethekoum mtechhoum houjna mesch mteyna nachna. Achna chthina alehoum houma u houma chthew aliowna nachna. El arbi fhemt?

N: Chamamtschi enti mara tochrousch lel Franca. Tiisch fi Franca?

R: Niisch fi Franca - Le!! Mschit el Franca u kaad feha schemya ama besch niisch fi Franca Le! Ena meneschemsch niisch biida ala Boukornine mesch ala Tunis. Meneschemsch nimschi el Franca. Meneschemsch nimschi el chata placa. A part houneya meneschemsch nimschi el chata blaca. Tunis benesba leyena oxigen eli tnefes fi! Mafemesch yeched. Kima el chuta, ke tchareschha men bchar, tneschem tiisch? Metneschemsch tiisch! Bon pour passer les vacances - Daccord - jumkoun nimschi, manetha une semaine, dix jours pas plus, ama besch niisch fi placa chir Tunis- Le! Le Franca le chirha.

N: Andek fikra eliischa ki methelen tchot l`imagination fi mochek el iischa fi Franca schneya? Lekinti taw ki inti tachlem u tkol el iischa fi Franca schneya lekinti?

R: Wallahi ena menachlimsch nemschi el Franca. Ama el yachlem besch jimschi lel Franca jechseylou eli Franca el Flus en pas gaye. Jichelmou besch fisa fisa besch jamel karahba, fisa fisa fisa jamel Flus, jahbet el Tunis ifeys bel karahba ulkol. Jwari el howa ken fi Franca. Bon kenet Franca kbel kenet chdim mowschuda wel Flus mowschuda ama taw ki Tunis ki Franca ki borden elkol. Maadesch fema owel owledhoum en chomage. Matnechemsch techlem bchasha meyisch mouschada. Manachlemsch nechlem el Franca. Nachkilek schebeb schnowa jechlem. Jechlem besch jimschi jamel karahba, rohach lhouni itheyef amel dar u Flus barscha. Par contre majadesch el chkeya hethika. Chelmou biid barscha fhemt.

Auswertung der Interviews

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Interview 1 (Tarek, 35 Jahre) Interview 2 (Samia, 28 Jahre) Interview 3 (Rawdha, 53 Jahre)
1)Gedanken zu Frankreich Ambivalenz bezügl. Frankreich France; la culture; l'Europe Franzosen brachten Bildung (Sprache) nach Tunesien; Verbundenheit mit Frankreich
2)Gedanken zu Tunesien Heimatliebe Heimatliebe Heimatliebe
3)Wörter/Begriffe viele franz. Partikeln unbewusste Wortübernahme; code-mixing; code-switching unbewusstes code-mixing/switching
4)Leitkultur oder Bedrohung? Tunesien als Leitkultur - offen gegenüber Frankreich Zwischenkultur Idealisierung der franz. Sprache und Etikette
5)Einfluss auf die Erziehung traditionell tunesisch - das Französische durch Medien präsent Feiertage und Rituale tunesisch; Erziehungsstil im Vergleich zu anderen etwas offener traditionelle arabische Erziehung, Knigge aus dem Französischen
6)Freunde größtenteils tunesische Freunde beide Nationalitäten - kein Unterschied "Gefühl in Frankreich zu leben"
7)Freizeit Sport, Alkohol, sowohl französische als auch tunesische Lektüre/Medien Kunst, Musik, Kochen (oft auch europäisch) französisches Fernsehen, Facebook
8)Essen Fastfood/Baguette Quantität statt Qualität in Tunesien überwiegend tunesisch (Quantität zählt)
9)Wunsch auszuwandern? Nein! Wunschvorstellung nicht erfüllt Reiz ist vorhanden - Heimatverbundenheit stärker Nein! sehr heimatverbunden, höchstens Urlaub in Frankreich

Zunächst einmal lässt sich konstatieren, dass vorliegende Thematik schwer zu erfassen war. Die vorangehende Recherche erwies sich eher faktischer Natur, zumal sich auf emotionaler Ebene keine Informationen finden ließen. Um eine Frankophilie bestätigen zu können, sind emotionale Faktoren und persönliche Präferenzen jedoch ausschlaggebend. Für einen Gesamtüberblick war es im Rahmen dieser Arbeit essentiell auf die Geschichte Tunesiens und im Besonderen auf die Kolonialzeit sowie deren Auswirkung auf Kultur, Sprache und soziales Leben einzugehen. Vor allem letzteres konnten wir durch eine gezielte Fragestellung in unseren Leitfadeninterviews präzise herausarbeiten. Dabei stand die Gegenüberstellung und der Vergleich in Bezug auf Essen, Freizeit, Erziehung, Sprache, etc. beider Länder im Fokus. In vielerlei Hinsicht ließ sich eine Korrespondenz mit französischen Werten feststellen.


Die Auswertung der Interviews bestätigte unsere Hypothese, dass die Kolonialisierung Tunesiens durch Frankreich das tunesische Volk in kultureller Hinsicht maßgeblich beeinflusste und dabei im Laufe der Zeit sogar eine Art Frankophilie entstand. Eine Frankophonie (siehe 3.1) ist zu 100% durch den ständigen Sprachwechsel und die Sprachmischung gegeben. Den Probanden zu Folge dient das Französische vor allen Dingen der Erweiterung des eigenen kulturellen Horizonts. Darin spiegelt sich eine enorme Verbundenheit zu Frankreich wider, welche aber ungeachtet dessen keine Konkurrenz zur Liebe des Heimatlandes darstellt. Aus dieser Doppelkultur resultiert schließlich ein Identitätswechsel. Nach wie vor leben die Tunesier in zwei Welten: Sie schlüpfen gerne in die Rolle des "gebildeten Franzosen", sind aber auch in der Lage diese Rolle schnell wieder abzulegen.


Aus unserer Evaluierung ergibt sich demnach eine Schere aus Tradition und Moderne, wobei das Arabische Kultur und Sitte und das Französische Innovation und Fortschritt repräsentiert.

Literaturverzeichnis:

Barmeyer, Christoph (2012): Taschenlexikon Interkulturalität. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Conrad, Rudi (1981): Kleines Wörterbuch sprachwissenschaftlicher Termini. 3.Auflage. Leipzig: Bibliographisches Institut.

Erfurt, Jürgen (2005): Frankophonie. Sprache – Diskurs – Politik. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag.

Esser, Hartmut (2010): Akkulturation. In: Koop, Johannes (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie. 10. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag.

Hofstede, Geert (2006): Lokales Denken, globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und globales Management. 3. Auflage. München: Beck.

Zick, Andreas (2010): Psychologie der Akkulturation. Neufassung eines Forschungsbereiches. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.


Internetquellen:

Boroditsky, Lera: Wie die Sprache das Denken formt. In: Spektrum der Wissenschaft, Ausgabe 04/2012: online: http://www.spektrum.de/alias/linguistik/wie-die-sprache-das-denken-formt/1145804 [Zugriff am 10.12.2013].

Burr, Elisabeth: Proseminar Französisch in Afrika. online: http://www.uni-leipzig.de/~burr/Frankophonie_Italophonie/teaching/2005_06/Studierende/Handout_Tunesien.pdf [Zugriff am 21.01.2014].

Duden. online: http://www.duden.de/rechtschreibung/Frankophilie [Zugriff am 13.01.014].

Sippel, Paul: Tunesische Impressionen. online: http://www.tunesieninformationen.de/tunesien/tunesien.htm[Zugriff am 9.2.2014].

Sippel, Paul: Tunesische Impressionen. online: http://www.tunesieninformationen.de/geschichte/kurzinfo-geschichte/kurzinformationen.htm[Zugriff am 9.2.2014].

Sippel, Paul: Tunesische Impressionen. online: http://www.tunesieninformationen.de/geschichte/franzoesisches-protektorat/kolonisation.htm [Zugriff am 9.2.2014].

Critical. Internet. Journalism. online: http://de.cij.org/allgemein/tunesien-tunesische-geschichte-von-1881-bis-2011.html[Zugriff am 9.2.2014].


Abbildungsverzeichnis:

Hofstede, Geert (2006): Lokales Denken, globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und globales Management. 3. Auflage. München: Beck.

IPK im WS 2013/14

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Name Studiengang vhb Wiki Thema Forschungsland Homepage Video abgeschlossen
Kursleiterin Eva Sondershaus, M.A. Eva Sondershaus
Spaderna Sabrina LA GS DaF/DaZ Sabrina Spaderna
Peiding Wang BA, DaF/DaZ wangpeiding
Friedl Stefanie LA GS DaF/DaZ Stefanie Friedl
Schmitt Johanna BA Ger,DaZ/DaF Schmitt Johanna
Wessely Julia BA DaF/DaZ Julia Wessely
Schauer Teresa LA HS DaF/DaZ Teresa Schauer
Turmanidze Salome BA DaF/DaZ Turmanidze Salome
Shuyun Kong BA Daf Shuyun Kong
Maryna Franchuk BA DaF/DaZ Maryna Franchuk
Lilly Steiglechner LA GS DaF/DaZ Lilly Steiglechner
Sarah Schmid BA DaF/DaZ Philosophie Sarah Schmid
Yvonne Wagenbrenner LA GS, Erw., DaF/DaZ Yvonne Wagenbrenner
Nakhjavan-Hammada Narjes BA DaF/DaZ, Philosophie Narjes Hammada
Alpaslan Tugce LA HS, DAF/DAZ Alpaslan Tugce
Julia Hawuka BA DaF/DaZ Julia Hawuka
Amelie Kraus BA DaF/DaZ Schulpädagogik Amelie Kraus
Stefanie Mayr BA DaF/DaZ Stefanie Mayr
Baltaci Funda LA HS, DaF/DaZ Funda Baltaci
Eladio Saura Estrada BA DaF/DaZ, Ibero Romanistik Eladio Saura Estrada
Dietz Laura BA HF Kunstpädagogik/ NF DaF/DaZ Laura Dietz