Jaspers, K.: Strindberg und van Gogh. Versuch einer pathographischen Analyse unter vergleichender Heranziehung von Swedenborg und von Gogh. Leipzig: E. Bircher 1922.


Die pathographische Studie befasst sich mit August Strindbergs Eifersuchts- und Verfolgungswahn, ohne sich jedoch diagnostisch festzulegen. Ob man von schizophren, paraphren oder Paranoia sprechen muss, lässt Jaspers offen.

Vincent van Gogh litt nach Jaspers Auffassung ebenfalls an einer Psychose. Eine Epilepsie, die Diagnose von van Goghs Ärzten, schließt Jaspers aus. In Frage kämen aus seiner Sicht eine progressive Paralyse oder eine Schizophrenie, wobei Jaspers eine Schizophrenie für wahrscheinlicher hält.

Aus heutiger Sicht spricht die erhalten gebliebene künstlerische Gestaltungsfähigkeit van Goghs für die Diagnose einer schizoaffektiven Störung. Diese Psychose unterscheidet sich von der Schizophrenie durch die deutlich geringere Beeinträchtigungen des Denkens, der Sprache, der Konzentration und der Selbstorganisation.

Der Ausdruck „schizoaffektiv“ geht auf John Kasanin (1933) zurück, der neun Fälle junger Patienten beschrieb, die eine Psychose entwickelten mit sowohl schizophrenen als auch affektiven Symptomen. In der psychiatrischen Nosologie hat sich diese Diagnose erst nach dem zweiten Weltkrieg durchgesetzt.


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