Kurs:Maßtheorie auf topologischen Räumen/Maße als stetige lineare Funktionen

Einführung

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In der Lernressource betrachtet man ein Maß als stetige lineare Funktion auf Funktionenräumen  . Um von Stetigkeit sprechen zu können benötigt.

Lineare Abbildung auf Funktionenräumen

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Sei   eine lineare Abbildung, dann muss   zunächst eine Vektorraumstruktur besitzen, damit die innere und äußere Verknüpfung im Argument der Funktion definiert werden kann.

  •   für  
  •   für   und  .

Maß als stetige Abbildung

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Damit man Stetigkeit eines Maßes   untersuchen kann, benötigt man zusätzlich eine Topologie   auf dem Funktionenraum und eine Topologie   auf dem Körper  . In der Regel wählt man die durch den Betrag   erzeugte euklidische Topologie auf  . Daher verlangt man zusätzlich, dass   ein topologisischer Vektorraum ist. Die innere und äußere Verknüpfung auf   sind damit stetige Verknüpfungen.

Topologisierungslemma

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Nach dem Topologisierungslemma kann damit den Funktionenraum   mit einem System von Gaugefunktionalen   topologisieren. Dabei sind die Gaugefunktionale Abbildung der Form:  

Beispiel - stetige Funktionen auf IR

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Sei   und   mit dem Gaugefunktionalsystem   und

 

Lineare Funktionen auf dem Funktionenraum

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Man betrachtet nun zwei unterschiedliche lineare Funktionale auf dem Funktionenraum  :

  • Maße als Riemannintegrale,
  • Maße als Punktauswertungsfunktionale.

Maße als Riemannintergrale

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Das klassische Riemannintegral ist eine lineare Funktion auf   mit:

 


Linearität des Riemannintegral

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Wie aus der Analysis bekannt, ist das Riemannintegral linear:

  •  
  •  

Stetigkeit des Riemannintegrals

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Die Abbildung   ist stetig, denn für jedes Gaugefunktional im Wertebereich muss man eine Konstante und eine Gaugefunktional im Wertebereich finden, um die Ungleichung aus dem Stetigkeitssatz für lineare Abbildungen nachzuweisen. Da es nur eine Gaugefunktional (den Betrag) als topologieerzeugendes Funktional gibt, muss man nur für den Betrag eine Konstante und eine Abschätzung nach oben zeigen.

Nachweis der Stetigkeit des Riemannintegrals

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Wähle  . Dann gilt folgende Abschätzung:

 

Maße als Punktauswertungsfunktionale

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Punktauswertungsfunktionale "messen" eine Funktion an einer bestimmten Stelle im Definitionsbereich  . Punktauswertungsfunktionale für ein   sind lineare Funktionen auf   mit:

 

Linearität der Punktauswertungsfunktionale

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Für die Punktauswertungsfunktionale liefern die argumentweise definierten Verknüpfungen auf dem Funktionenraum die Linearität

  •  
  •  

Nachweis der Stetigkeit des Punktauswertungsfunktionale

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Wähle  . Dann gilt folgende Abschätzung:

 

Topologie auf dem Definitions- und Wertebereich

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Wenn man eine Teilmenge der stetigen Funktionen   von dem topologischen Vektorraum   betrachtet möchte benötigt man auch auf   und   eine Topologie. Diese ist unabhängig von der Topologie   auf dem Funktionenraum   selbst, der zusätzlich ein topologisischer Vektorraum sein muss.

Multiplikation auf dem Funktionenraum

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Ist auf dem Funktionenraum   zusätzliche ein Multiplikation definiert   (z.B. die Faltung von Funktionen), so verlangt man, dass diese Multiplikation bzgl. der Topologie   eine stetige innere Verknüpfung auf   ist.

Topologische Gruppe

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Den Defintionbereich   wird im weiteren Verlauf durch eine topologische Gruppe   ersetzt, wobei die Inversenbildung und die innere Verknüpfung auf   stetige Abbildungen sind.

Stetigkeit von linearen Abbildung

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In normierten Räumen liefert der Stetigkeitssatz für lineare Abbildungen eine Kriterium, die Stetigkeit über Normabschätzungen bzw. durch Abschätzungen mit Gaugefunktionalen zu überprüfen. Maßen sind im Folgenden stetige lineare Abbildungen auf topologisierten Funktionenräumen.

Vektorraumstruktur auf Y

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Wenn der Wertebereich   des Funktionenraumes   selbst ein  -Vektorraum ist, kann man die Vektorraumstruktur von   auf   bzw.   wie folgt übertragen:

  •   mit  .
  •   mit  .

Bemerkung - Notation

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In der Regel wird " " als Notation für beide Additionen verwendet. Im obigen Beispiel wird dabei mit   die gegebene Addition auf   bezeichnet und mit   ist die zu definierende innere Verknüpfung auf   gemeint. Analog bezeichnet   die zu definierende äußere Verknüpfung auf  .

Definition - Maß auf topologischen Räumen

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Sei   ein topologischer Raum und   ein topologisischer Vektorraum über   und der Funktionenraum   zusammen mit einer Topologie   ebenfalls ein topologisischer Vektorraum über der Körper  . Ein stetiges lineares Funktional   auf dem Funktionenraum   heißt Maß auf  .

Linerarität

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Das Maß   ist linear, wenn gilt:

  • (Homogenität)   für alle   und  
  • (Additivität)   für alle  

Notation

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Die Integralnotation, die aus der Analysis und Wahrscheinlichkeitstheorie bekannt ist, wird verwendet, wenn der Wertebereich des Funktionenraumes   der Körper   ist und mit dem Betrag   zu einem topologischen Raum wird.

 

Integrable Funktion

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Ein Funktion   heißt  -integrabel (bzw. integrabel), wenn   gilt.

Aufgabe - Vervollständigung eines Grundraumes

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Sei   eine Cauchy-Folge von stetigen Funktionen auf  , die gegen eine Grenzfunktion   (z.B. eine Treppenfunktion konvergiert. Wie kann man das Maß der Grenzfunktion definieren?

Gegenbeispiel

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Ist   die Indikatorfunktion der rationalen Funktion in   mit   für   und   für   und ist   das Riemannintegral als lineare Funktion auf dem Funktionenraum, so ist   nicht  -integrabel.

Maß von Mengen

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Ist der Wertebereich des Funktionenraumes   der Körper  . In einem solchen Fall kann man auch das Maß von einer Menge   über   definieren, wenn die Indikatorfunktion   mit   für   und   für   eine integrable Funktion ist, d.h.   ist.

Wahrscheinlichkeitsmaß von Mengen

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Für ein Wahrscheinlichkeitsmaß   müssen bezogen auf eine  -Algebra   noch weitere Eigenschaften für das Wahrscheinlichkeitsmaß gelten. Dabei ist das Wahrscheinlichkeitsmaß in Wahrscheinlichkeitstheorie nicht auf einem Funktionenraum definiert, sondern auf der  -Algebra als Definitionsbereich (z.B. die Borelsche  -Algebra  , die als Erzeugendensystem die Topologie   verwendet).

Zusammenhang - Wahrscheinlichkeitsmaß und Maß auf topologischen Räumen

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Für ein Wahrscheinlichkeitsmaß   und   gibt   die Wahrscheinlichkeit der Menge   an. Man stellt nun   als Indikatorfunktion   dar und verwendet eine Wahrscheinlichkeitsdichte  , kann man die Wahrscheinlickeit einer Menge als Maß auf einem Funktionenraum ausdrücken:

 

Bemerkung - Notation dx

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Beim Riemann-Integral kennt man die Notation   in

 

In der Analysis ist dabei aus dem Kontext klar, welches Integral als Maß gemeint ist. In Anlehnung an die Integralnotation aus der Analysis ergänzt man   zu  , um in der Integralnotation das verwendete Maß als lineare stetige Funktion zu benennen.

Maße in der Wahrscheinlichkeittheorie

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In der Wahrscheinlichkeitstheorie   ein Maß auf dem Messraum  . Das Maß hat also als Definitionsbereich ein Mengensystem und mit dem Satz von Radon-Nikodým ist   eine bezüglich   integrierbare oder quasiintegrierbare messbare Funktion, so wird durch

  für alle  ,

ein signiertes Maß   auf   definiert.

Notation für das verwendete Maß

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Die Notation   in   bzw. : , welche dominierende Maß für die Dichtefunktion   verwendet (z.B. Lebesgueintegral oder Riemann-Integral)

Maße auf Funktionenräumen

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In der Maßtheorie auf topologischen Räumen operiert das Maß auf einem Funktionenraum und ordnet den Funktionen   ein Wert zu (z.B. das Riemann-Integral über ein Intervall  . Die integrablen Funktionen unterscheiden sich bzgl. des Riemann-Integral und des Lebesgueintegrals.

Beispiele für Maße auf Funktionenräumen

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Sei   der Funktionenraum der stetigen Funktionen auf  .   mit   ein normierter Raum. Wir betrachten nun mit   die Abbildung:

 

Aufgabe 1

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Zeigen Sie, dass die oben definierte Abbildung

 

ein Maß auf einem Funktionenraum   ist!

Aufgabe 2

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Zeigen Sie, dass die oben definierte Abbildung

 

ein kein Maß auf einem Funktionenraum   ist! Dabei sei   wie folgt definiert:  .

Hinweis zu Aufgabe 2

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Die Abbildung   ist zwar linear aber nicht mehr stetig wie in Aufgabe 1. Betrachten Sie dazu die folgende Animation einer Funktionenfolge   mit   für alle  .

Animation zu Aufgabe 2

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Lineare Funktion, die nicht stetig bzgl. der Intergralnorm ist

In der Animation wurde   gewählt und wenden Sie den Stetigkeitssatz für lineare Abbildungen auf normierten Räumen an!

Aufgabe 3 - Messen an unterschiedlichen Stellen

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In der Praxis kennt man von einer Funktion   nicht notwendigerweise die Funktionsvorschrift und damit den gesamten Graphen. Durch Messungen an den Stellen   kennt lediglich einzelne Funktionswerte. Übertragen auf Nachhaltigkeitsfragen gibt die Funktion   zum Zeitpunkt   für   mit   die Mengen der emittierten Schadstoffe an. Nun wollen wir entscheiden bzgl. der Messstellen, ob sich die Gesamtemission von Schadstoffen von   zu   verbessert hat. Definieren Sie dazu ein Maß, dass z.B. den Vergleich   erlaubt.

Aufgabe 4 - Messen auf Teilflächen des Grundraum

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Wir betrachten nun Funktionen der Form

 

Auf Teilflächen des Rechtecks   (hier ebenfalls Rechtecke) wurde die Emission von Treibhaushgasen gemessen. Außerhalb dieser Messflächen ist die durch   definiert Emission nicht bekannt.   ist dabei die Dichtefunktion der Emission pro Flächeneinheit.

Aufgabe 4.1

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Definieren Sie ein Maß, das für eine Teilfläche die mittlere Emissions pro Teilfläche angibt!

Aufgabe 4.2

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Definieren Sie ein Maß, das auf Basis der Emissiondaten aus den Teilflächen, die hochgerechnet Emission für den gesamten Grundraum angibt.

Aufgabe 4.3

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Können Sie auch ein Gütekriterium für ein Maß angeben, dass dabei hilft, die Güte der Vorhersage für die Gesamtemission abzuschätzen?

Aufgabe 4.4

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Kann man für Aufgabe 4.3. auch ein Maß   definieren, das Indikatorfunktionen   verwendet und die Güte über   angibt?

Aufgabe 4.5

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Wie kann man die Funktionaldeterminante dazu verwenden, um bei Integration über eine Funktion   das Integral über eine Kreisscheibe   berechnen kann?

Siehe auch

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