Kurs:Numerik I/Störungsresultate für Matrizen

Störungsresultate für Matrizen Bearbeiten

Wie das numerisches Problem auf Störungen in den Anfangsdaten reagiert, wird mit der Kondition gemessen. Hat ein Problem eine große Kondition, so hängt die Lösung des Problems empfindlich von den Anfangsdaten ab, d.h. bei leichten Veränderungen des Anfangszustand kann sich die Lösung des numerischen Verfahrens stark verändern. Dies hängt insbesondere mit Rundungsfehler zusammen, die als Störung der Anfangsdaten aufgefasst werden können.

Störung - absoluter Fehler Bearbeiten

In der folgenden Formulierung wird die Störung als absoluter Fehler  . In den Komponenten der Matrix steht der Wert für die Abweichung vom tatsächlichen Wert. Diese "Störungen" können in der Praxis durch externe Einflüsse entstehen, die dann die Messungenauigkeiten verschlechtern.

Beispiel Bearbeiten

Stellen wir z.B. ein Bild als quadratische Pixelmatrix  , das von einem optischen Teleskop bei der Beobachtung von Sternen generiert wird. Die Lichtverschmutzung bei der Sternbeobachtung stört die Aufnahme von   um  . Das resultierende Bild ist dann  .

Aufgaben - Anwendungsbezug Bearbeiten

  • Geben Sie weiter Anwendungsbespiele für störende Einflüsse, die Messungen verfälschen können (z.B. Verkehrsprognosen, Wettervorhersage, Klausurergebnisse, Börsenkurse,...)!
  • Betrachten Sie nun eine Übergangsmatrix   im Kontext von Markow-Ketten und erläutern Sie, wie relative Häufigkeiten mit dem Gesetz der großen Zahlen einen Näherungswert für eine theoretische Wahrscheinlichkeit darstellen. Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede können Sie zwischen einem numerischen und statistischen Zugang erkennen?

Konditionszahl und invertierbar Matrizen Bearbeiten

Für eine reguläre/invertierbare Matrix   mit einer Matrixnorm   wird die Konditionszahl über

 

berechnet. Das folgende Lemma ist hilfreich, um für die Konditionszahl die Matrixnorm   mit   nach oben abzuschätzen.


Lemma - Regularität und induzierte Matrixnorm Bearbeiten

Sei   eine durch eine Norm auf   induzierte Matrixnorm und   eine Matrix mit  . Dann ist die Matrix   regulär, und es gilt

 

Beweis - 1 - Regularität und induzierte Matrixnorm Bearbeiten

Die umgekehrte Dreiecksungleichung liefert für  

 

Also ist für   auch  .

Beweis - 2 - Regularität und induzierte Matrixnorm Bearbeiten

Wenn für alle   auch   gilt, ist der Nullvektor   das einzige Element im Kern von  . Damit die Invertierbarkeit von   impliziert.

Beweis - 2 - Regularität und induzierte Matrixnorm Bearbeiten

Mit der Setzung   liefert die obige Ungleichung in Beweisschritt 1:

 

und damit

 

was den Beweis des Lemmas durch Maximumsbildung in der Matrixnorm komplettiert.

q.e.d.

Störungen als Differenzmatrizen Bearbeiten

Wenn man eine Matrix   gegeben hat und eine Störung als Veränderung   auffasst, ist es wesentlich die Konditionszahl   der Matrix   zu berechnen. Nach Definition der Konditionszahl   muss man für   die induzierte Matrixnorm   abschätzen. Das folgende Korrolar liefert das als Resultat.

Korollar - Regularität und induzierte Matrixnorm Bearbeiten

Sei   die durch eine Vektornorm induzierte Matrixnorm und   sei eine reguläre Matrix. Für jede Matrix   mit   ist dann die Matrix   regulär, und es gelten unter der Bedingung   die Abschätzungen

 

Beweis - 1 - Korollar Bearbeiten

Mit der Submultiplikativität   der induzierten Matrixnorm erhält man

 

Dabei erhält man die Abschätzung nach oben gegen 1 unter der gegebenen Voraussetzung  .

Beweis - 2 - Korollar Bearbeiten

Nach Lemma über die Regularität ist somit die Matrix   eine reguläre Matrix. Da nach Voraussetzung   ist auch das Produkt von regulären Matrizen   wieder regulär und man erhält:

 

Beweis - 3 - Korollar Bearbeiten

Mit   und der Darstellung aus dem vorherigen Schritt erhält man die folgende Darstellung:

 

Beweis - 4 - Korollar Bearbeiten

Durch Anwendung des Lemmas über Regularität und induzierte Matrixnorm erhält man man nun die Abschätzung:

 

Beweis - 5 - Korollar Bearbeiten

Mit   erhält man die folgende Darstellung:

 

Beweis - 6 - Korollar Bearbeiten

Zusammen mit der ersten Ungleichung des Korollars in Beweisschritt 3 folgt und der Verwendung der Submultiplikativität der Matrixnorm:

 

q.e.d.

Bemerkung zu Beweisschritt 6 Bearbeiten

In der zweiten Ungleichung liefert mit   bzw.   im Nenner   die Abschätzung nach oben.

Fehlerabschätzungen für gestörte Gleichungssysteme Bearbeiten

Wir beweisen nun als nächstes ein Resultat, welches den Einfluss einer Störung der rechten Seite eines Gleichungssystems auf seine Lösung zeigt. Mit   seien gleichzeitig eine Vektornorm auf   und die durch sie induzierte Matrixnorm auf   bezeichnet. Weiter sei   eine reguläre Matrix.

Satz - Fehlerabschätzung gestörter Gleichungssysteme Bearbeiten

Sei   und   und   seien Vektoren mit

(FG1)  

Dann gelten für den absoluten bzw. den relativen Fehler von   bezüglich   die Abschätzungen

(FG2)  
(FG3)  

Beweis 1 - Fehlerabschätzung gestörter Gleichungssysteme Bearbeiten

Aus (FG1) folgt unmittelbar über Multiplikation mit   die Aussage (FG2) mit  

 

Beweis 2 - Fehlerabschätzung gestörter Gleichungssysteme Bearbeiten

 

  bzw.   líefert damit mit (FG2) die Behauptung (FG3). q.e.d.

Bemerkung Bearbeiten

Wenn die Kondition einer Matrix   groß, also   ist, ist auch die obere Schranke für den relativen Fehler in der Lösung der fehlerbehafteten Version des linearen Gleichungssystems   groß. In einem solchen Fall spricht man von einem schlecht konditionierten Gleichungssystem. Wir geben ein Beispiel für eine Matrix mit großer Kondition.

Beispiel 1a Bearbeiten

Sei   sehr klein und   gegeben durch

 

Beispiel 1b Bearbeiten

Dann ist bei sehr kleinem   die Matrixnorm von  , von   und somit die Kondition

 

sehr groß. Ein Gleichungssystem mit   ist also ein schlecht konditioniertes Gleichungssystem.

Ähnliches gilt auch im Falle gestörter Matrizen.

Satz - Fehlerabschätzung und Konditionszahl Bearbeiten

Mit   seien gleichzeitig eine Vektornorm auf   und die durch sie induzierte Matrixnorm auf   bezeichnet. Weiter sei   eine reguläre Matrix und   sei eine Matrix mit  . Dann gilt für beliebige Vektoren   und   mit

(FK1)  

die Abschätzung

(FK2)  

Beweis 1 - Fehlerabschätzung und Konditionszahl Bearbeiten

Aus (FK1) folgt mit   unmittelbar

 

Insgesamt erhält man:  

Beweis 2 - Fehlerabschätzung und Konditionszahl Bearbeiten

Korollar zur Regularität und Spektralnorm liefert nun die Invertierbarkeit der Matrix   sowie die Abschätzung

 

Beweis 3 - Fehlerabschätzung und Konditionszahl Bearbeiten

Mit der Abschätzung des absoluten Fehlers im Beweisschritt 2 erhält man bei Division durch   ein Abschätzung für den relativen Fehler mit  .

 

Beweis 4 - Fehlerabschätzung und Konditionszahl Bearbeiten

Da   regulär ist, gilt  . Durch Erweiterung des Ausdruck auf der rechten Seite der Ungleichung mit   erhält man:

 

Beweis 5 - Fehlerabschätzung und Konditionszahl Bearbeiten

Wegen   wird der Nenner nach unten und der Ausdruck aus Beweisschritt 4 weiter nach oben abgeschätzt und man erhält

 

Beweis 6 - Fehlerabschätzung und Konditionszahl Bearbeiten

Wegen   sowohl im Zähler als auch im Nenner die Konditionszahl der Matrix   und damit die Behauptung:

 

q.e.d.


Bemerkung 1 Bearbeiten

Das Resultat liefert also eine Abschätzung des relativen Fehlers   einer Lösung   des Gleichungssystems   nach oben gegen eine Ausdruck, der

  • von der Konditionszahl der Matrix   und
  • von relativen Fehler der Matrix   und des relativen Fehlers des Vektors  

abhängt.

Bemerkung 2 Bearbeiten

Der Nenner in der Konstanten auf der rechten Seite in obigen Gleichung wird manchmal auch in der Form   geschrieben.

Aufgabe - Tabellekalkulation Bearbeiten

Berechnen Sie näherungsweise die induzierte Matrixnorm für eine beliebige  -Matrix   bzgl. der euklischen Norm.

 . Ferner sei  
  • Berechnen Sie fehlende Spalteneinträge in E und F und bestimmen Sie dann in LibreOffice-Calc das Maximum aus Spalte G.
näherungsweise Berechnung - induzierte Matrixnorm
(A) k (B) Winkel (C)  (D)  (E)  (F)  (G) 
1   =cos(B2) =sin(C2) ... ... ...
2   =cos(B2) =sin(C2) ... ... ...
... ... ... ... ... ... ...
n   =cos(B ) =sin(C ) ... ... ...
  • Überprüfen Sie in der Tabellenkalkulation, ob die Determinante der Matrix von 0 verschieden ist.
  • Berechnen Sie mit der Tabellenkalkulation die inverse Matrix von A, unter der Bedingung, dass die Matrix   invertierbar ist.
  • Berechnen Sie dann die Konditionszahl   der Matrix  !
  • Wählen Sie   und   und schätzen Sie den Fehler mit der Störungsresultaten ab!

Siehe auch Bearbeiten

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