Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden

E. T. A. Hoffmann Bearbeiten

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (* 24. Januar 1776 in Königsberg, Ostpreußen; † 25. Juni 1822 in Berlin; eigentlich Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann)

Bamberg Bearbeiten

 
Hoffmann-Plastik vor dem E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg

Hoffmann zog im September 1808 gemeinsam mit seiner Frau – die Tochter Cäcilia war bereits gestorben – nach w:de:Bamberg, wo er im Oktober mit seinem Debüt als Musikdirektor wegen unzureichender Leistungen des Orchesters und der Sänger bei der von ihm dirigierten Oper scheiterte. Intrigen gegen ihn bewirkten, dass Hoffmann die Stelle schon nach zwei Monaten wieder verlor. Seine Theaterkompositionen waren nicht einträglich genug, aber dafür erhielt Hoffmann das Angebot des Verlegers der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung, Musikkritiken für das Blatt zu schreiben, nachdem er dort 1809 seine Erzählung Ritter Gluck hatte veröffentlichen können.

In dieser Zeit entwickelte er auch die fiktive Figur des Kapellmeisters Johannes Kreisler, sein literarisches w:de:Alter Ego, das in der Zeitschrift seine Sicht der zu besprechenden musikalischen Werke darstellte. Sie fand später in w:de:Robert Schumanns Klavierwerk w:de:Kreisleriana bedeutenden musikalischen Niederschlag. Der Kapellmeister Kreisler ist es auch, der dem Leser in den Erzählungen Kreisleriana und im Roman w:de:Lebensansichten des Katers Murr und w:de:Der goldne Topf wiederbegegnet.

Von 1810 an war Hoffmann beim Bamberger Theater als Direktionsgehilfe, Dramaturg und Dekorationsmaler beschäftigt. Nebenbei gab er privat Musikunterricht. In die junge Gesangsschülerin w:de:Julia Mark verliebte Hoffmann sich so heftig, dass es in seiner Umgebung auf das Peinlichste auffiel und Julias Mutter eilends zusah, das Mädchen anderweitig zu verheiraten. Hoffmann hielt nun nichts mehr in Bamberg.

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Ende 1806 rückte Murat’s Armeecorps in Warschau ein; schon nach wenigen Tagen wurde im Namen des Kaisers die preußische Regierung aufgelöst, ein aus Polen gebildetes Obergericht trat an ihre Stelle. H., der sonst unter der französischen Occupation verhältnißmäßig weniger litt, verlor dadurch sein Amt und Einkommen. Seine Familie, die sich im Juli 1805 durch eine (schon im August 1807 gestorbene) Tochter Cäcilia vermehrt hatte, sandte er mit der ersten sicheren Gelegenheit nach Posen; er selbst folgte, nachdem er ein hitziges Nervenfieber überstanden, im Sommer 1807. Den Gedanken, als Componist in Wien ein Künstlerleben zu beginnen, konnte er aus Mangel an Geld nicht ausführen; unter den trübsten Umständen verbrachte er ein Jahr in Berlin. Endlich wurde er auf ein Inserat im „Reichsanzeiger“ von dem Reichsgrafen Fr. Julius Heinr. v. Soden (1754–1831) mit der Stelle eines Musikdirectors bei dem unter Soden’s Auspicien stehenden Theater in Bamberg (vom 1. Sept. 1808 an) betraut. Er vollendete noch im Februar die Composition einer (später in Bamberg aufgeführten) Oper des Grafen „Der Trank der Unsterblichkeit“ und begab sich dann mit seiner Gattin nach seinem neuen Bestimmungsorte, wo er am 1. Septbr. 1808 eintraf. Hier sah er sich bitter enttäuscht. Graf [578] Soden hatte sich nach Würzburg zurückgezogen und das ganze Theaterunternehmen dem durch seine Ritter- und Schauerstücke später bekannt gewordenen Heinr. Cuno übertragen, dem alle Mittel und Kräfte fehlten, um die Organisation des Bamberger Bühnenwesens künstlerisch zu betreiben. Nach wenigen Monaten gab H., der auch beim Publicum nicht die wärmste Aufnahme als Capellmeister gefunden hatte, das Musikdirectorat auf und beschränkte sich gegen einen geringen, nicht einmal pünktlich ausbezahlten Gehalt auf die Composition der in den Schauspielen vorkommenden Gelegenheitsstücke. Jedoch schon im Februar 1809 erklärte sich Cuno insolvent. Seine Hauptgläubiger übernahmen die Direction, verfuhren aber nicht nur völlig unkünstlerisch, sondern waren auch „knauserig“ und „grob“ gegen das Personal, so daß H. im Mai 1809 das Theater ganz verließ und durch Unterricht im Clavierspiel und im Gesang, den er auf Empfehlung des musikalisch gebildeten Generalcommissärs Freiherrn v. Stengel in den besten Familien der Stadt ertheilte, seinen Erwerb suchte. Zugleich bot er in einem launigen Briefe dem Herausgeber der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“, Friedr. Rochlitz in Leipzig, seine rein belletristischen oder der Musikwissenschaft dienenden Beiträge an. Gern ging man auf den Vorschlag ein, und schon nach wenigen Tagen übersandte H. die Erzählung „Ritter Gluck“. Zahlreiche Recensionen (von Beethoven’s C-moll-Symphonie, seiner C-dur-Messe etc.) und Aufsätze, die in näherer oder entfernterer Beziehung zur Musik standen, folgten, namentlich die charakteristischen Bruchstücke aus dem Leben und den Ansichten des Capellmeisters Johannes Kreisler. Dazu schrieb H. die Artikel über das Bamberger Theater in der „Zeitung für die elegante Welt“. Neu erwachte die Lust zur Malerei; vor allem aber erlahmte nie der Eifer des Componisten: von seinen zahlreichen Arbeiten dieser Art fand die Musik zu Soden’s Melodram „Dirna“ (am 11. Octbr. 1809) ungewöhnlichen Beifall. Vollkommen in seinem Element befand sich H., als 1810 Franz v. Holbein (1779–1855), von Glogau her ihm bekannt, die Leitung des Bamberger Theaters übernahm und ihn als Directionsgehülfen annahm, der bald als Architekt, bald als Theatermaler, bald als Compositeur sich versuchte. So brachte er mit dem besten Erfolg einzelne Dramen Calderon’s auf die Bühne – er selbst berichtete über diese Aufführungen 1812 in den von Fouqué und Wilhelm Neumann herausgegebenen „Musen“ – und componirte unter anderem 1811 von Soden die Oper „Aurora“ und das Melodram „Saul“. Gleichwol blieb seine materielle Lage nicht von jedem Druck frei, obgleich ihm das Erbe seines Onkels in Königsberg einige Erleichterung gewährte. Als aber Holbein im Juli 1812 sich von dem Theater zurückzog, wurden seine Umstände immer trauriger. Nur seine schriftstellerischen, malerischen und musikalischen Arbeiten hielten ihn noch aufrecht. Ernstlich beschäftigte ihn der Entwurf eines größeren Werkes über Musik, „Lichte Stunden eines wahnsinnigen Musikers“, dessen Fragmente für die „Kreisleriana“ später verwerthet wurden, und die Composition der Oper „Undine“, zu der Fouqué selbst sein Gedicht für H. dramatisirte.

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Dresden Bearbeiten

Als er die Stelle des Musikdirektors bei w:de:Joseph Secondas in Dresden und Leipzig auftretender Operngesellschaft angeboten bekam, sagte er zu.


 
Erstausgabe der Nachtstücke
 
Bauer-Haderlein schuf die vor der Landeszentralbank in Bamberg errichtete Skulptur der Undine, der Titelfigur in E.T.A. Hoffmanns Oper

Der Bruch mit Joseph Seconda erfolgte schon 1814, aber nach dem Sieg Preußens über Napoleon bestand für Hoffmann die Möglichkeit, in den preußischen Staatsdienst in Berlin zurückzukehren.

Es ist eine bewegte Zeit, 1813, Russland, Preußen und Österreich kämpfen gegen den französischen Kaiser, um Europa von der napoleonischen Tyrannei zu befreien, und einer der Kriegsschauplätze ist Dresden. Die Stadt wird für einige Wochen belagert, die Bewohner Dresdens befürchten Bombardements, leiden unter Krankheiten, Hunger und Elend in der eingeschlossenen Stadt.

Und inmitten dieser Turbulenzen und kriegerischen Auseinandersetzungen reist E.T.A. Hoffmann in die sächsische Residenz, mit der Secondaschen Operngesellschaft, deren Musikdirektor er ist.

Einen Traum hat er sich damit erfüllt – sein Leben der Musik und Kunst zu widmen, denn ursprünglich hat er Jura studiert.

Nach anfänglichen schwierigen Jahren in Bamberg wird ihm schließlich die Stelle des Musikdirektors bei Joseph Secondas in Leipzig und Dresden spielender Operngesellschaft angeboten, die er annimmt.

Als Musikdirektor dirigiert Hoffmann an Dresdens Hoftheater, bringt Glucks Iphigenie auf Tauris, Carl Maria von Webers Silvana, Mozarts Zauberflöte sowie Ballettwerke zur Aufführung, komponiert aber auch selbst. In Dresden vollendet er seine Oper „Undine“, eine romantische Zauberoper, die 1816 in Berlin uraufgeführt wird. Die Musik der Romantik mit ihrer ausgesprochenen Gefühlsbetontheit, ihrer sehnsuchtsvollen Wesensart und der für sie typischen Verbindung von Musik mit literarischen Themen und Ideen hat es Hoffmann besonders angetan. Und in Webers und Beethovens Kompositionen sieht er diese Charakteristika in vollkommener Weise verkörpert, versucht, deren Werke auch in Dresden zu etablieren.

Aber die Situation in der Stadt ist angespannt und bedrohlich. Eine starke Armee hat um Dresden Stellung bezogen, Kampfhandlungen brechen aus, auch in der Stadt. Knapp werdende Lebensmittel, allerorts lauernde Gefahr – es ist eine düstere und verhängnisvolle Zeit. Hoffmann versucht, das Kriegsgetöse und den Kanonendonner zu übertönen – mit seiner Musik.

Literarisch verarbeitet er seine Eindrücke dieser Kriegstage- und wochen in „Die Vision auf dem Schlachtfelde bei Dresden“, entwirft hier ein fantastisches, visionäres, gespenstisches Bild von der Kriegskulisse in und um Dresden. Spricht vom„...dumpfe[n] Röcheln des Todeskampfes, ...Gewinsel des Schmerzes, … lange[n] Züge[n] leuchtender Gerippe..., in den knöchernen Fäusten Schwerter tragend …“, während sein Erzähler-Ich auf die blutigen Leichen und Sterbenden um die Ruine des Feldschlösschens blickt.

Der düsteren Wirklichkeit und Tristesse des Alltags zu entkommen, versucht Hoffmann über den Weg hin zur Kunst. Das reale Leben wenigstens zeitweise hinter sich lassen, sich dem Fantastischen und Wunderbaren hingeben, dafür schreibt er. Und so entsteht in Dresden sein Märchen aus der neuen Zeit – „Der goldene Topf“.

Den Schauplatz legt Hoffmann gerade hierher, in die kunstsinnige Stadt, die ihm soviel Inspiration verschafft. Manche Orte der Handlung sind heute verschwunden, wie das Linckesche Bad, andere, wie die Kreuzkirche oder die Schlossgasse, gehören nach wie vor zum Stadtbild. Und der Elbstrom fließt wie eh und je.


Während er sich (seit dem Juli 1812) mit ganzer Seele dieser Arbeit widmete, erhielt er am 27. Februar 1813 von Joseph Seconda einen (durch die Leipziger Freunde vermittelten) Ruf als Musikdirector nach Dresden. Am 21. April verließ er Bamberg, wo er für sein Leben und sein schriftstellerisches Wirken die nachhaltigsten Eindrücke empfangen hatte. Eine heftige Leidenschaft zu Julia, einer seiner Schülerinnen im Gesang, die 1812 einem unwürdigen Gatten zu Theil wurde, bereitete ihm neben geträumten Wonnen quälende Schmerzen, und wenn er auch schließlich einzusehen glaubte, daß „ein großes Phantasma“ ihn täuschte, so blieb das Andenken an die Entrissene für den Schriftsteller noch Jahre lang fruchtbar. Sie fand als Cäcilia und Julia in die „Phantasiestücke“ und in [579] Kreisler’s Lebensgeschichte Eingang; ihr Idealbild schwebte dem Dichter bei den meisten edlen Frauengestalten vor, die klar und lichtvoll aus den nächtlichen Wirren seiner Darstellung hervorstrahlen. – In Dresden fand H. Seconda noch nicht; nach einigen unter dem Einfluß der Kriegsereignisse wechselvoll durchlebten Wochen folgte er ihm am 20. Mai 1813 nach Leipzig, kehrte aber schon am 25. Juni mit seiner Gesellschaft nach Dresden zurück, wo Seconda unerwartet die Erlaubniß, in dem Hoftheater zu spielen, erhalten hatte. Eifrige Thätigkeit wartete seiner hier. Die Aufführungen fanden vielen Beifall, erhielten aber die Mitglieder der Gesellschaft in beständiger Arbeit, daneben vollendete H. vom Juli bis zum December 1813 seine „Undine“ und schrieb den „Magnetiseur“, das Gespräch „Der Dichter und der Componist“ und daß Mährchen „Der goldene Topf“. Noch einmal traten im Herbst die Schrecken des Krieges bei den Kämpfen um Dresden in furchtbarer Nähe an ihn heran; am 9. Decbr. ging er wieder mit Seconda’s Truppe nach Leipzig. Eine langwierige, mit gichtischen Anfällen verbundene Brustkrankheit und ein Zerwürfniß mit Seconda bewirkten am 26. Februar 1814 seinen Rücktritt vom Theater; die ihm angetragene Stelle eines Musikdirectors in Königsberg hatte er abgelehnt: so war er wieder ohne sicheres Einkommen, bis ihm durch Hippel’s Vermittelung vom preußischen Justizministerium das Anerbieten gemacht wurde, vorläufig ohne festen Gehalt beim Kammergericht zu arbeiten, um später nach seinem Dienstalter als Rath einzurücken. Wie wenig der Vorschlag ihm auch für den Augenblick bot, so ging H. doch darauf ein: am 27. Septbr. 1814 langte er schon in Berlin an. Mannichfach hatte er sich wieder in Leipzig in verschiedenen Künsten versucht, Caricaturen auf die politischen Ereignisse der letzten Tage gezeichnet, vom 8. bis 10. Mai auf Bestellung ein großes Musikstück „Die Schlacht bei Leipzig“, unter dem Namen Arnulf Vollweiler componirt, vor allem „sich fleißig in literis bewegt“. Noch im December 1813 hatte er einen Aufsatz über die Schlacht bei Dresden geschrieben, von dem nur der Schluß, die „Vision auf dem Schlachtfelde bei Dresden“ dem Druck übergeben wurde; im März und April 1814 verfaßte er den ersten Theil der „Elixiere des Teufels“, im Mai das (als das schwächste seiner Producte später unterdrückte) romantische Schauspiel „Prinzessin Blandina“ und die düstere Novelle „Ignaz Denner“; beständig schrieb er für die „Allgemeine musikalische Zeitung“, Recensionen, skizzenhafte Erzählungen. Mehrere seiner Beiträge zu dieser Zeitschrift sammelte er mit vielen noch ungedruckten novellistischen Versuchen zu den vier Bänden der „Phantasiestücke in Callots Manier. Blätter aus dem Tagebuche eines reisenden Enthusiasten“, welche mit einer humoristischen Vorrede Jean Pauls, den H. schon am 30. März 1811 in Bayreuth besucht hatte, 1814–15 bei seinem Bamberger Freunde C. F. Kunz erschienen und so günstig aufgenommen wurden, daß bereits 1819 eine zweite und 1825 eine dritte Auflage davon veranstaltet werden konnte. Die letzten Aufsätze zu diesem Sammelwerke (die Abenteuer der Sylvesternacht, Kreisler’s Correspondenz mit dem Baron Wallborn) schrieb er erst in Berlin unter dem Eindruck, den des hier wiedergefundenen Hitzig Freunde, unter ihnen Chamisso und Fouqué, auf ihn gemacht hatten. Für Hitzig’s Kinder dichtete er das Mährchen „Nußknacker und Mäusekönig“, für das von Fouqué und Rückert herausgegebene „Frauentaschenbuch“ die Erzählung „Die letzte Fermate“, für die „Urania auf das Jahr 1817“ den „Artushof“; ferner vollendete er bis zum Schluß des J. 1815 den zweiten Theil der „Elixiere des Teufels“, die sogleich (1815–16) gedruckt wurden. Das ansehnliche Honorar, das er von den Berliner Verlegern derselben, Duncker & Humblot, bereits im Sommer 1815 erhielt, befreite ihn von augenblicklicher Verlegenheit.

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E.T.A. Hoffmann, Drei verhängnisvolle Monate (Auszug aus meinem Tagebuch für die Freunde)

Dresden, den 15. August 1813 Schon seit der Feier des Napoleonsfestes am 10. waren täglich Truppen und Geschütz herausgegangen. Heute verließ der Kaiser mit den Garden die Stadt und zog fort auf der Straße nach Schlesien, man spricht von einer nahen, entscheidenden Schlacht.

16., 17., 18., 19. Gänzliche Totenstille. - Man spricht ganz heimlich, daß Österreich den Verbündeten beigetreten.

20. Es sollen sich Preußen und Russen der Stadt nähern.

21. Augenscheinliche Retirade der Franzosen von der schlesischen Seite her; eine zahllose Menge Verwundeter auf Wagen - Kavalleristen zu Pferde - Infanteristen ohne Gewehr ppp.

22. Frühmorgens ein ungewöhnliches Hinundhertreiben in der Stadt - das Militär ist in voller Bewegung - nur mit Mühe gelang es, die schwürige Hauptprobe der "Iphigenia in Tauris", die den Abend gegeben werden sollte, zu beendigen, denn während derselben kam die Nachricht, daß Tore und Schläge gesperrt sind, weil die Russen und Preußen ganz in der Nähe stehen. Polnische Offiziere, die des Morgens in einem Kaffeehause dicht vor dem Freiberger Schlag Billard spielten, wurden von Kosaken überfallen und gefangen abgeführt. Gegen Abend wurde es ruhiger, und "Iphigenia" wurde wirklich gegeben.- Übrigens zog ich in aller Eil vom Sande hinein auf die Moritzstraße.

23. Größere Unruhe als gestern. Man hört ganz in der Nähe Kanonendonner und vor dem Seetor ganz deutlich das Tirailleurfeuer. Auf den Straßen sieht man Verwundete noch unverbunden blutig zurückkommen. Zum Teil werden sie auf Schubkarren hineingebracht; in dieser Art begegnete ich auf der Seegasse einem Offizier, dem beide Augen ausgeschossen waren.

24. Die Unruhe steigt; Kanonen, Pulverwagen werden im Galopp zu den Toren hinausgeführt - immerwährendes Schießen; das Schwarze Tor war offen, und ich eilte nach dem Linckischen Bade, wo man die französischen und feindlichen Batterien von Pirna ganz deutlich arbeiten sehen konnte. - Abends wurde in der Stadt vom Walle bei dem Theater Viktoria geschossen des Sieges bei Löwenberg wegen, den auch ein öffentlicher Anschlag verkündete. Es hieß darin: die Kavallerie habe sehr schöne Angriffe gemacht.

25. VM. alles ganz still und ruhig. NM. hörte man sehr nahe tiraillieren; ich ging mit dem Schauspieler Keller zum Pirnaer Schlage heraus, der geöffnet war, und so weit, daß die Linie der französischen Tirailleurs nur 50 Schritt vor uns stand. 300 Schritt weiter ritten einzelne Kosaken ganz ruhig hin und her und nahmen gar keine Notiz von dem Plänkern der Franzosen. Ich sah, wie einer abstieg und den Gurt des Pferdes fester schnallte. Plötzlich brachen russische Tirailleurs aus einem Gebüsch hervor, und nun wurde das Plänkern hitziger und hitziger - viele Franzosen fielen tot und andere kamen blutig und schreiend zurück. Französische Bataillone formierten sich, und es wurde eine Batterie von vier Kanonen aufgestellt; noch ehe diese anfing zu spielen, kamen aber schon feindliche Kugeln von einer Batterie, die ich nicht bemerkt hatte, und nun sah ich auch, wie eine schwarze Linie sich von den Bergen herab bewegte. Da die Kugeln bis dicht vor den Schlag niederfielen, hielten wir es für ratsam, mit vieler Schnelligkeit durch das Wilsdruffer Tor zu Hause zu eilen. - Die Nacht hat dem Gefecht (dem ersten, das ich so in der Nähe gesehen) ein Ende gemacht. Die Franzosen meinen: es sei nur ein Streifkorps, das sich Dresden genähert; das ist aber nicht wahr, denn von dem Boden des hohen Nebenhauses, auf den ich stieg, sieht man ringsumher eine unzählige Menge Wachtfeuer, auf jeden Fall ist es also eine starke Armee, die Dresden umschließt.

26. Frühmorgens 7 Uhr wurde ich durch den Donner der Kanonen geweckt; ich eilte sogleich auf den Boden des Nebenhauses und sah, wie die Franzosen in geringer Entfernung vor den Schanzen mehrere Batterien aufgestellt hatten, die mit feindlichen Batterien, welche am Fuße der Berge standen, auf das heftigste engagiert waren. Mit Hülfe eines sehr guten Glases konnte ich deutlich bemerken, daß sehr starke russische und österreichische Kolonnen (an der weißen Uniform sehr kenntlich) sich von den Bergen herab bewegten. Eine Batterie nach der andern rückte näher, die Franzosen retirierten bis in die Schanzen, und nun wurde sogar von den Stadtwällen aus grobem Geschütz gefeuert; der Kanonendonner wurde so heftig, daß die Erde bebte und die Fenster zitterten. Die Russen hatten den Großen Garten erstürmt sowie die Preußen die Schanzen vor der Friedrichstadt - ersteres konnte ich sehen. Die Nachricht kam, daß der Kaiser eintreffen würde; ich eilte daher auf die Terrasse des Brühlschen Gartens an der großen Brücke. Um 11 Uhr kam der Kaiser auf einem kleinen falben Pferde über die Brücke schnell geritten - es war eine dumpfe Stille im Volk -, er warf den Kopf heftig hin und her und hatte ein gewisses Wesen, was ich noch nie an ihm bemerkte - er ritt bis vors Schloß, stieg aber nur wenige Sekunden ab und ritt wieder an die Elbbrücke, wo er, umgeben von mehreren Marschällen, stillhielt. Die Adjutanten sprengten ab und zu und holten Orders, die er allemal in kurzen Worten, aber sehr laut erteilte - er nahm sehr häufig Tabak und schaute noch häufiger durch ein kleines Taschenperspektiv die Elbe herab. Die Garden kamen im Doppelschritt über die Brücke und eilten, nachdem sie eine sehr kurze Zeit auf dem Platz vor dem Kaiser gehalten, zu den Toren heraus. Ich mußte fort, weil der Brühlsche Garten besetzt wurde, und ging wieder auf mein Observatorium. Zwischen 4 und 5 Uhr donnerten die Kanonen am heftigsten - Schlag auf Schlag -, man konnte die Kugeln sausen hören. Ich bemerkte es zuerst, man wollte mir es aber nicht glauben, gleich darauf stürzte aber in einer Entfernung von höchstens 25 Schritt eine Feuermauer, von einer Kugel getroffen, ein, und nun war es wohl klar, daß Geschütz auf die Stadt gerichtet worden. - Wir gingen herab, da unser Aufenthalt oben jetzt lebensgefährlich wurde. Eben wollte ich in meine Haustüre treten, als zischend und prasselnd über meinen Kopf eine Granate wegfuhr und nur 15 Schritt weiter, vor der Wohnung des Generals Gouvion Saint-Cyr[1], zwischen vier gefüllten Pulverwagen, die eben zur Abfahrt bereitstanden, niederfiel und sprang, so daß die Pferde, sich bäumend, Reißaus nahmen. - Wenigstens dreißig Personen standen daneben auf der Gasse, und außer dem, daß die Pulverwagen verschont blieben, deren Explosion das ganze Stadtviertel vernichtet hätte, wurde kein Mensch, kein Pferd beschädigt; es ist unbegreiflich, wo die Stücke der Granate geblieben sind, da in unserm Hause nur ein ganz unbeträchtliches gefunden wurde, welches die Fensterladen des untern Stocks zerschlagen und in ein unbewohntes Zimmer gefallen war. Wenige Minuten darauf kam eine zweite Granate und riß ein Stück vom Dache des gegenüberstehenden Cagiorgischen Hauses weg und drückte drei Fenster der Mezzane zusammen, daß das Holzwerk und die Ziegelsteine prasselnd auf die Gasse stürzten - bald darauf fiel eine dritte in der Nebengasse in ein Haus, und es wurde mir klar, daß eine Batterie gerade auf unser Stadtviertel spielte. Alle Bewohner des Hauses - Frauen, Männer, Kinder - versammelten sich auf der gewölbten, steinernen Treppe des ersten Stocks, die aus der Richtung der Fenster lag! - Da gab es bei jeder Explosion der jetzt häufiger, doch in größerer Entfernung hineinfallenden Granaten ein Jammern und Wehklagen! - Nicht einmal ein Tropfen Wein oder Rum zur Herzstärkung - ein verdammter, ängstlicher Aufenthalt - ich schlich leise zur Hintertüre heraus und durch Hintergäßchen zum Schauspieler Keller, der auf dem Neumarkt wohnt - wir sahen ganz gemütlich mit einem Glase Wein in der Hand zum Fenster heraus, als eine Granate mitten auf dem Markte niederfiel und platzte, in demselben Augenblick fiel ein westfälischer Soldat, der eben Wasser pumpen wollte, mit zerschmettertem Kopfe tot nieder - und ziemlich weit davon ein anständig gekleideter Bürger. - Dieser schien sich aufraffen zu wollen - aber der Leib war ihm aufgerissen, die Gedärme hingen heraus, er fiel tot nieder. (Zu bemerken: fünf Minuten später ritt der Kaiser über den Neumarkt, gerade wo der Bürger getroffen, nach dem Pirnaer Tor.) Noch drei Menschen wurden an der Frauenkirche von derselben Granate hart verwundet. Der Schauspieler Keller ließ sein Glas fallen - ich trank das meinige aus und rief: "Was ist das Leben! Nicht das bißchen glühend Eisen ertragen zu können, schwach ist die menschliche Natur!" - Gott erhalte mir die Ruhe und den Mut in Lebensgefahr, so übersteht sich alles besser! - Es gelang mir, den Kaufmann Schmidt aus seinem verschlossenen Gemach hervorzutreiben; der belud mich mit Wein und Rum für mich und meine Hausgenossen. Ich trat wieder ein wie eine Erscheinung des Trostes und der Beruhigung. Eine der Frauen (Mad. Stein), die gerade im obersten Stock wohnte, hatte den Mut gehabt, allerlei nützliche Lebensmittel herabzubringen. Das war alles bonum commune, und uns allen, die wir keinen Mittag gegessen, schmeckte es im Biwak auf der Treppe herrlich; das Kelchglas ging fleißig herum, und unter dem Donner der Kanonen, unter dem Prasseln der Granaten ging uns allen ein fröhlicher guter Humor auf, der immer der Nachklang einer durch Gefahr exaltierten Stimmung ist. Erst als es ganz finster war, ließ das Schießen nach. Die Garden hatten, wie man nun erfuhr, die genommenen Schanzen wieder erstürmt und die verbündete Armee sich auf die Höhen zurückgezogen.- Das Kammermädchen der Gräfin Breza trat vor die Haustüre, vor welcher der Wagen stand, der die Gräfin in Sicherheit in ein anderes Stadtviertel bringen sollte; in ebendemselben Augenblicke wurde sie aber von einer Granate im strengsten Sinn des Wortes zerrissen. Einer Hebamme auf der Pirnaer Vorstadt wurde, als sie zum Fenster hinausschaute, der Kopf weggerissen; ebenso verlor ein Handlungskommis, der im Comptoir saß, den Arm. Noch mehrere Bürger sind teils verwundet, teils getötet.

27. Die Nacht verging ruhig. Erst um 8 Uhr morgens ging eine lebhafte Kanonade an, daß die Fenster bebten - es fiel unaufhörlich Regen, man konnte daher nicht viel bemerken. Nachmittags entfernte sich das Schießen, und man erfuhr, daß die russische und österreichische Armee 5 Stunden weit zurückgedrängt worden. Abends kamen ungefähr 2 bis 3hundert russische und preußische und wohl an 10 000 österreichische Gefangene wie auch 4 österreichische Fahnen und 6 Kanonen.

28. Die Russen und Österreicher stehen auf den Höhen von Kesselsdorf, man hört sehr deutlich Kanonen und Pelotonfeuer. Über die Elbbrücke bemerkte ich eine augenscheinliche Retirade der Franzosen, und die Nachricht, daß bei Berlin die Franzosen geschlagen sind, ist daher wahr. –

29. Heute ging ich vor den Mosczynskischen Garten und sah zum erstenmal in meinem Leben ein Schlachtfeld. Erst heute hatte man angefangen aufzuräumen, und zwar wurden, wie ich bemerkte, zuerst die gebliebenen Franzosen nackt ausgezogen und in große Gruben zu 20, 30 verscharrt. Hier hatten die russischen Jäger unter dem wütenden Feuer der französischen Kanonen gestürmt, das Feld war daher überdeckt mit Russen, zum Teil auf die schrecklichste Weise verstümmelt und zerrissen. - So z. B. sah ich einen, dem gerade die Hälfte des Kopfes weggerissen, ein scheußlicher Anblick - Pferde - Menschen - daneben Gewehre - Säbel - gesprengte Pulverwagen - Tschakos - Patronentaschen -, alles in wilder Unordnung durcheinander geworfen -. Auf manchem unverstümmelten Gesicht sah man noch die Wut, den Grimm des Kampfs - einer hatte gerade in die Patronentasche gegriffen, um frisch zu laden. und so hatte ihn der Tod getroffen. - Ein russischer Offizier, ein herrlicher, schöner Jüngling (höchstens 23 Jahr) hielt noch den Säbel über dem Kopf geschwungen in der rechten Hand und war so zum Tode erstarrt. - Eine Kanonenkugel hatte ihn gerade auf der Brust am linken Arm getroffen, diesen weggerissen und die Brust zerschmettert - sein Tod war leicht! - Mir schien es, als bewege sich etwas im Grase in geringer Entfernung; ich teilte es meinem Begleiter, dem Advokaten Cunradi, mit, wir gingen darauf zu, und siehe da, ein Russe, dem beide Füße auf das jämmerlichste zerschossen waren, so daß alles von geronnenem Blute klebte, saß ganz gemütlich aufrecht und zehrte von einem Stück Kommißbrot. So lag der Mensch seit dem 26. August nachmittags und war der starken Verwundung ungeachtet frisch und munter. Er zeigte uns seine leere Feldflasche, und Cunradi eilte, sie mit Wasser zu füllen, wie gut war es, daß ich

(Hier bricht E.T.A. Hoffmanns Bericht ab.)

(zurück zur Interpretation "Der goldne Topf"/Einleitung)


E.T.A. Hoffmann: Die Vision auf dem Schlachtfelde bei Dresden (Auszug) Dezember 1813

Auf den dampfenden Ruinen des Feldschlößchens stand ich und sah' hinab in die mit blutigen Leichen, mit Sterbenden bedeckte Ebene. Das dumpfe Röcheln des Todeskampfes, das Gewinsel des Schmerzes, das entsetzliche Geheul wütender Verzweiflung durchschnitt die Lüfte, und wie ein ferner Orkan brauste der Kanonendonner, die noch nicht gesättigte Rache furchtbar verkündend.

Da war es mir, als zöge ein dünner Nebel über die Flur, und in ihm schwamm eine Rauchsäule, die sich allmähig verdickte zu einer finstern Gestalt. Näher und näher schwebend stand sie hoch über meinem Haupte, da regte und bewegte sich alles auf dem Schlachtfelde; zerrissene Menschen standen auf und streckten ihre blutigen Schädel empor, und wilder wurde das Geheul, entsetzlicher der Jammer!

Ein wunderbarer roter Schein blitzte, wie aus der Tiefe der Erde fahrend, durch die Luft, und aus Osten und Westen kamen lange - lange Züge leuchtender Gerippe heran, in den knöchernen Fäusten Schwerter tragend, und sie erhebend gegen die Gestalt - [...] Und immer wilder und wilder wurde das Geheul, entsetzlicher der Jammer: "Rache - Rache - unsere Qual über dich, blutiger Mörder!"

[...] Es war der Tyrann! - Er streckte seine Rechte aus über die Ebene und sprach: "Was wollt ihr Törichte, bin ich nicht selbst die Rache, bin ich nicht selbst das Verhängnis, dem ihr dienend gehorchen müßt?"

Da schrien die Stimmen von der Ebene herauf: [...] "Verworfener! höhne nicht die Macht, die den Tod sendet. Schaue über dich!"

Doch nicht aufwärts richtete der Tyrann seinen Blick, sondern zur Erde starrend sprach er: "Wahnsinnige, was sucht ihr über meinem Haupt? - über mir nichts! öde ist der finstere Raum da droben, denn ich selbst bin die Macht der Rache und des Todes, und wenn ich meine Arme ausstrecke über euch, verstummt euer Jammer, und ihr sinkt vernichtet in den Staub!"

Und als er dies gesprochen, streckte er seine Arme, wie im roten Feuer glühende Sicheln weit über die Ebene, und es war als öffne die Erde den schwarzen bodenlosen Abgrund, die Leichname und Gerippe versanken und ihr Geheul, ihr schneidender Jammer verhallte in der Tiefe.

Da fuhr es herauf im tosenden Ungestüm wie eine Windsbraut, die Erde bebte, und in dem Sturme heulte und winselte die tiefe Klage von tausend Menschenstimmen. Nun quollen Blutstropfen aus der Tiefe, die das Wiesengrün färbten, und bald gleich rauschenden Bächen im schäumenden Strom zusammensprudelten, der über die Ebene brauste. Immer stärker, immer höher stürmten seine Wellen, und aus dem zischenden gärenden Blut hob bald ein fürchterlicher riesiger Drache sein entsetzliches Haupt empor. Bald tauchte der glühende schuppige Schlangenleib aus den Blutwellen, und mit den schwarzen Fittigen gewaltig rauschend, daß wie vor dem mächtigen Orkan die Wälder sich beugten, flog der Drache auf in die Lüfte, und er faßte den Tyrannen mit den spitzigen Krallen, die er tief in seine Brust eingrub. - Da schrie der Tyrann von dem gräßlichen Schmerz gepackt auf im Krampf der Verzweiflung, daß seine Stimme im heulenden Mißton durch des Sturmes Brausen gellte, aber es erscholl wie Posaunen von oben herab: "Erdenwurm, der du dich erhoben aus dem Staube - wähntest du nicht vermessen, die Macht zu sein, die den Schmerz, die den Tod sendet? - Erdenwurm, die Stunde der Erkenntnis, der Vergeltung ist da! - Aus denen die du opfertest im frevelnden Hohn, wurde die Qual geboren, die dich zerfleischt im ewigen Jammer!" [...] Als ich, wie aus schwerem Traum erwacht, die Ruinen verließ, hatte sich schon tiefe Dämmerung über die Flur gelegt; der Raub schlich gierig spähend dem Morde nach - winselnde Sterbende wurden geplündert. Es hielt schwer durch den Schlag zu kommen, denn der Tumult herein- und herausziehender Soldaten drückte die Menschen zusammen. - Noch hallte die Stimme der ewigen Macht, die das Urteil über den Verdammten gesprochen, in meiner Brust, als ich schon in friedlicher Wohnung von den Schrecknissen des Tages ausrastete. - Ruhiger wurde es endlich in meiner Seele, und bald war es mir, als sei das glänzende Sternbild der Dioskuren segensreich über der Erde aufgegangen, die erquickt den mütterlichen Schoß öffnete, um die Früchte des Friedens in nie versiegendem Reichtum zu spenden. Ich erkannte die strahlenden Helden, die Söhne der Götter: Alexander und Friedrich Wilhelm!

http://home.bn-ulm.de/~ulschrey/literatur/hoffmann/dresden1813.html

Was es bedeuten mag, von einem "Mythos Dresden" zu sprechen, dieser Stadt eine bestimmte "mythische" Qualität zuzuschreiben, das zeigt in besonderer Weise der romantische Dichter E.T.A. Hoffmann in Erzählungen, Tagebuch-Aufzeichnungen und Briefen der Jahre 1813 und 1814. In dieser Zeit, in den Wirren der Befreiungskriege, erlebt er Dresden nicht als "paradiesische Gefilde" wie 10 Jahre zuvor, sondern als Schauplatz eines politischen und militärischen Geschehens von dämonischer Relevanz. Spätestens seit der französischen Niederlage bei Leipzig erscheint Napoleon dem Dichter als "Tyrann" ("Die Vision auf dem Schlachtfelde bei Dresden", 1813) und "Dämon" (in mehreren Werken), als "der schwarze Drache" ("Goldner Topf", Reclam S. 89), der sich aus den "Abgründen" in "die Lüfte" erhoben hat und in absoluter Machtbesessenheit die Welt zerstören würde, wenn er nicht "in Ketten gebunden gehalten" würde (S. 86).

Seine Erfahrungen des Jahres 1813 drückt Hoffmann allgemeiner aus, wenn er den Dämon "Zeit" am Werke sieht: "Wahrhaftig, die große, verhängnisvolle Zeit, die mit furchtbaren, zerschmetternden Donnerschlägen vorüberging, [...] überflügelte mit dem Ungeheuren, das sie geschehen ließ, unsre kühnste Einbildungskraft" (E.T.A. Hoffmann, Der Dey von Elba, 1815). In dieser Situation ist es niemandem mehr möglich, sich "auf dem wogenden Meer der politischen Welt" einfach "hin- und hertreiben" zu lassen. Politik ist totalitär geworden, das ist Hoffmanns Dresdner Erfahrung.

E.T.A. Hoffmanns "Mythos Dresden" ist die Geschichte vom Versuch des Dichters (Musikers, Malers), sich der totalen Überwältigung durch die Politik entgegenzustellen und von der Kunst aus, mit den Mitteln der Phantasie, den "Kampf" aufzunehmen:

"Das wunderbare Utopien liegt [...] dicht vor unseren Füßen" (Tieck); die alltägliche Realität hat, wenigstens stellenweise, mehr zu bieten als nur die öde Langeweile des Bürgerlebens: Die Stadt Dresden in ihrer "paradiesischen" Schönheit beweist, dass die romantische Rede von einer "Präsenz des Wunderbaren im Gewöhnlichen, des Unendlichen im Endlichen", kein leeres Gerede ist.

Diese utopisch-phantastische Realität verkehrt sich aber von einem Augenblick zum andern in ihr genaues Gegenteil; gerade im Wunderbaren ereignet sich der Umschlag ins Furchtbare, ins Dämonisch-Phantastische. Was Hoffmann 1813 in Dresden in Gotthilf Heinrich Schuberts "Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaften" (1808 in Dresden entstanden und erschienen) liest und als "geniale" Einsicht preist, das erlebt er zu gleicher Zeit in der Wirklichkeit, dass nämlich "gerade in der Glut der seligsten und am meisten erstrebten Augenblicke des Daseins, dieses sich selber auflöst und zerstört. Es welkt die Blume sogleich, wenn der höchste Augenblick des Blühens vorüber ist". Die Wirklichkeit Dresdens 1813: "Der Kampf um Dresden dauert drei Tage (25.8. - 28.8.1813); die Stadt erlebt die größte Kanonade ihrer bisherigen Geschichte. Auf dem Schlachtfeld bleiben einige zehntausend Tote zurück." (Safranski S. 283)

Dresden bzw. Sachsen steht als verbündete Macht auf der Seite Napoleons, gegen Preußen, Russland und Österreich. Auch Hoffmann "vertraut [zunächst] ganz auf das Glück von Napoleons Waffen - sonst sind wir verloren" (in einem Brief). Im ersten Satz der Erzählung "Der Dichter und der Komponist" gilt die Anti-Napoleon-Koalition als "der Feind" - im letzten Satz ist dies dann erstaunlicherweise Frankreich mit seinen Verbündeten. Umgekehrt erscheint in der Dezember 1813 entstandenen Erzählung "Vision auf dem Schlachtfelde bei Dresden" der Gegner des "Tyrannen" Napoleon zunächst als "fürchterlicher riesiger Drache" mit "entsetzlichem Haupt" und "glühendem schuppigen Schlangenleib"; als der Ich-Erzähler dann nach der Schlachtfeld-Vision, am Ende der Erzählung, wieder in seine "friedliche Wohnung" zurückgekehrt ist, zeigt sich ihm der fürchterliche Rache-Drache - in einer andersartigen Vision - als "das glänzende Sternbild der Dioskuren", als "die strahlenden Helden, die Söhne der Götter: Alexander [russischer Zar] und Friedrich Wilhelm [König von Preußen]" - aber ironischerweise "war es" dem Ich-Erzähler nur so, "als sei" es in der politischen Wirklichkeit so, wie es gerade den Anschein hat.

"Die Zeit" stellt nach Hoffmanns Auffassung offensichtlich keine Kriterien mehr zur Verfügung, die eine standpunktbezogene und wegweisende Wertung des politischen Geschehens ermöglichen. Hoffmann lässt den Komponisten Ludwig am Schluss der Erzählung klagen: "Alles Bessere geht unter in dem reißenden Strom, der die Felder verheerend dahinstürzt; aus seinen schwarzen Wellen blicken blutige Leichname hervor, und in dem Grausen, das uns ergreift, gleiten wir aus - wir haben keine Stütze - unser Angstgeschrei verhallt in der öden Luft - Opfer der unbezähmbaren Wut sinken wir rettungslos hinab!" Das Verzweifelte der Situation besteht darin, dass auf umfassende Weise an die Stelle von Sinnorientierung reine Machtorientierung getreten ist. In der im Sommer 1813 in Dresden entstandenen Erzählung "Der Magnetiseur" äußert der Machtmensch Alban: "Alle Existenz ist Kampf und geht aus dem Kampfe hervor. In einem fortsteigenden Klimax wird dem Mächtigern der Sieg zuteil, und mit dem unterjochten Vasallen vermehrt er seine Kraft." Für einen solchen "Vasallen", der nicht an der Machtausübung beteiligt ist, bleibt dann im besten Fall eine Existenz als "kränkelnder Charakterloser", also Identitätsverlust.

E.T.A. Hoffmann hat sein Tagebuch "Drei verhängnisvolle Monate" wohl deshalb nicht fertiggestellt und veröffentlicht, weil es in der Unmittelbarkeit und Authentizität seiner Dokumentation nichts - nichts Poetisierendes, Romantisierendes - zu bieten hat, was die Leser über das Grauen des Erlebten hinwegtrösten könnte. Außerdem bleibt auch nach 1813 bei Hoffmann - im Negativen wie vorher im Positiven - die Faszination durch den "Dämon Napoleon"; das belegen seine zahlreichen Napoleon-Karikaturen der Jahre 1814/1815.

Kurze Zeit nach dem Schock der "verhängnisvollen Monate" bedeutet der "Mythos Dresden" für den Autor allerdings dann doch wieder "die Zuversicht", dass der Untergang des "Höchsten" und Schönsten letztlich dazu führt, "daß wir aus diesem [dem Untergang] zu immer höherem Streben, immer höherem Sehnen wiedergeboren" werden - wiederum entsprechend Schuberts "Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaften": "Die Glut aber jener höchsten Augenblicke, welche das Vergängliche an uns verzehrt, weil dieses das Ewige nicht fassen kann, ist das einzige Unvergängliche in uns"; "eben die Glut jener zerstörenden Augenblicke [...] erzeugt den Keim eines neuen höheren Lebens in der Asche des untergegangenen vorigen" und "gehet mit uns hinüber, durch die Tore eines neuen, höheren Aufgangs."

Wohin? Von Dresden aus bricht Theodor Körner auf in den Kampf als Lützower Jäger, in dem er am 26. August 1813 den Tod findet. Für ihn wie für viele der Zeitgenossen bietet die Idee des nationalen Befreiungskampfes eine neue Orientierung. So zieht auch der "Dichter" Ferdinand in Hoffmanns Erzählung "Der Dichter und der Komponist" mit dem "Glauben" in den Kampf: "nur die Kraft bringt das Gedeihen - dem Kampfe entstrahlt das Göttliche, wie dem Tode das Leben!". Offensichtlich ist dieser "Glaube" eine Mischung aus Schubertscher Untergang-Wiedergeburt-Philosophie und dem Pathos des von Hoffmanns Freund Hippel für den preußischen König verfassten "Aufrufs an mein Volk". Der "Komponist" Ludwig in Hoffmanns Erzählung - die Identifikationsfigur des sich selber vor allem als Musiker verstehenden Autors - schließt sich dieser auf den nationalen Kampf ausgerichteten Devise seines Freundes Ferdinand nicht an, er hält ihr vielmehr das Pathos der nicht an Macht, sondern an Liebe als Grundprinzip des Lebens orientierten Schubertschen Philosophie entgegen: "Ewig verbunden zum höhern Sein im Leben und Tode!" Der in diesen Ruf einstimmende Ferdinand meint in seiner "wilden Kampflust" wohl nicht das gleiche.

Der Dichter E.T.A. Hoffmann versucht, abseits vom politischen und militärischen Geschehen in seinem künstlerischen Schaffen, vor allem in der Komposition der dann in Berlin uraufgeführten romantischen Oper "Undine" (1813/1814) und in seinem "Märchen aus der neuen Zeit. Der goldne Topf", eine "Himmelsleiter" bereitzustellen, die aus den "düstern Mauern der Stadt" hinaus- und hinaufführt in ein "fantastisches Zauberreich", in ein "feenhaftes Reich voll herrlicher Wunder" ("Goldner Topf", Reclam S. 35), und auf diesem Weg den Sieg der "inneren" Magie der Liebe und Schönheit über die "von außen hinein ins Innere" wirkende dämonische Magie der Macht, Gewalt und Hässlichkeit (Reclam S. 90) aufzuzeigen.

Damit scheint der Kreislauf vollendet, der nach Auffassung der Romantiker alles Mythische charakterisiert, der Weg aus der ursprünglich utopischen (eigentlich aber immer nur nachträglich poetisierten, ästhetisierten) Realität - über den katastrophalen "Fall" in die dämonische, zerstörerische Realität - wieder zurück in die künstlichen Paradiese und paradiesischen Künste und deren Kunstwerke, die der Phantasie entspringen, aber aus der Wirklichkeit nicht wegzudenken sind. Die Dresdner romantischen Dichter, Maler und Musiker haben in ihren Werken diesen mythischen Weg immer wieder zu rekonstruieren bzw. zu gehen versucht.

Dass auch das Unternehmen der Ästhetisierung der Wirklichkeit "Kampf" bedeutet - das gehört bereits zu Hoffmanns Dresdner Erfahrung: "nur dem Kampfe entsprießt dein Glück im höheren Leben", sagt der Archivarius Lindhorst zu dem Studenten und angehenden Dichter Anselmus im "Goldnen Topf" (Reclam S. 67). Allerdings handelt es sich hier um einen inneren Kampf, um den Widerstand der "inneren Kräfte" gegen die vielfältigen "Anfechtungen" der "feindlichen Prinzipe" (a.a.O.). Denken und "Einbildungskraft" werden in den "verhängsnisvollen Zeiten" durch ständig neue Katastrophen beansprucht und "gewaltsam emporgehoben". Die Augen werden durch die "Blitze" der Schreckensmeldungen geblendet und stellen sich im Laufe der Zeit auf eine Ästhetik des Schreckens ein; sie sind nicht mehr in der Lage, den "Kristall des milden Morgentaus" "funkeln" zu sehen, sich also der kreativen, ins Utopische hineinreichenden Phantasie anzuvertrauen. Darum geht der "Kampf" in "Dresden": dass von dort nicht "die echten Gespenstergeschichten" erzählt werden müssen, die "das Entsetzliche [berichten], was sich in der alltäglichen Welt begibt", sondern dass Geschichten von "Atlantis", wie Hoffmanns Märchen "Der goldne Topf", erzählt werden können.

(zu zwei biografischen Texten Hoffmanns - Dresden 1813)

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Die Vision auf dem Schlachtfelde bei Dresden

Berlin Bearbeiten

Allerdings erhielt er für seine Tätigkeit am Kammergericht noch keine feste Besoldung, sondern nur ein einmaliges Honorar.

Deshalb freute es ihn umso mehr, dass er sich mittlerweile einen Ruf als Schriftsteller erworben hatte. Die Veröffentlichung der Fantasiestücke in Callot’s Manier (1814/1815), vor allem die des in dieser Sammlung enthaltenen Märchens Der goldne Topf war ein Erfolg, an den Hoffmann mit der Arbeit an dem Roman w:de:Die Elixiere des Teufels und den Nachtstücken anknüpfen wollte, was ihm aber nicht gelang. Hoffmann wurde jedoch ein gefragter Autor für Taschenbuch- und Almanach-Nacherzählungen, ein Nebenerwerb, der ihn finanziell über Wasser hielt. Mit besonderem Stolz erfüllte ihn, dass seine Oper Undine 1816 im Nationaltheater in Berlin uraufgeführt wurde. In diesen Jahren unterhielt Hoffmann freundschaftliche Beziehungen zu den Schriftstellern w:de:Karl Wilhelm Contessa, w:de:Friedrich de la Motte Fouqué, Clemens Brentano, w:de:Adelbert von Chamisso und zum Schauspieler w:de:Ludwig Devrient.

Im Jahr 1816 wurde Hoffmann zum Kammergerichtsrat ernannt, womit ein festes Gehalt verbunden war. Gleichwohl zog es ihn immer wieder zur Kunst, insbesondere zur Musik. Seine Bewerbungen um verschiedene Kapellmeisterstellen wurden jedoch alle abschlägig beschieden.

Der goldne Topf Bearbeiten

Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Der goldne Topf

Die Serapionsbrüder Bearbeiten

Die Serapionsbrüder

Programmatisch für das serapiontische Prinzip, das „wie Theodor sehr richtig bemerkte, eben nichts weiter heißen wollte, als daß [die Serapionsbrüder] übereingekommen, sich durchaus niemals mit schlechtem Machwerk zu quälen“, ist die Absage an jede Art von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus. Nicht die Außenwelt soll durch die Dichtung abgebildet werden, sondern es gilt, „das Bild, das [dem wahren Künstler] im Innern aufgegangen“, durch „poetische Darstellung ins äußere Leben zu tragen“. Wie Serapion, der als weltfremder Eremit nur seinen Visionen folgte, soll auch der Dichter sich von der Einsamkeit als idealer Sphäre seines schöpferischen Geistes inspirieren lassen. Je mehr ihm die Welt zum bloßen Störfaktor wird, desto autonomer, genialer und serapiontischer sein Werk. Indem die fiktiven Erzähler der Novellensammlung über die serapiontische Qualität ihrer Texte diskutieren, wird die ästhetische Reflexion – ganz im Sinne romantischer Poetologie – selbst zum Bestandteil der Poesie. Verwirrend für die Interpreten E.T.A. Hoffmanns sind dabei die für ihn so charakteristischen visionär-phantastischen Projektionen, mit denen er die künstlerische Innenschau mit der alltäglichen Wirklichkeit verbindet und dabei eine typisch serapiontische Mischung aus Phantasie und Realität schafft, die für den Leser nur noch schwer zu entwirren ist.

Joseph Seconda Bearbeiten

Johann Christian Joseph Seconda (* 17. Mai 1761 in Dresden; † 14. Juni 1820 in Leipzig) war ein deutscher Prinzipal einer reisenden Operngesellschaft und Schauspieler.

Im Februar 1813 erhielt E. T. A. Hoffmann das Angebot, die Musikdirektorenstelle bei der zwischen Leipzig und Dresden pendelnden Seconda’schen Truppe zu übernehmen. Für diese Position hatte sich Hoffmann bereits 1810 bei einer Neuorganisation der Gesellschaft beworben. Mitte März 1813 bestätigte Seconda den Kontrakt mit Hoffmann, der daraufhin zunächst nach Dresden reiste. Die Stadt war zu jener Zeit jedoch von französischen Truppen besetzt und lag im Zentrum des Kriegsgeschehens der Befreiungskriege gegen Napoleon. Seconda war deswegen in Leipzig geblieben und rief Hoffmann zu sich. Als bis Mitte August 1813 ein Waffenstillstand ausgerufen wurde, erhielt Seconda doch noch eine Spielerlaubnis für Dresden. Allerdings befand sich der übliche Spielort, das Theater am Lincke’schen Bad, außerhalb der Verschanzungen um Dresden und war zudem unter der französischen Besatzung den Aufführungen des Théâtre Français vorbehalten. Durch Vermittlung seines Bruders Franz erhielt Joseph deshalb die Erlaubnis, im Dresdner Hoftheater zu spielen. Dort wechselte sich die Operngesellschaft mit Italienern und Franzosen ab. Im Winter 1813/14 veranstaltete er wiederum in Leipzig Opernaufführungen. Als es zu zunehmenden Differenzen mit Hoffmann kam, kündigte Seconda ihm bereits im Februar 1814 die Stelle wieder. In seinem dramatischen Fragment „Blandina“ soll Hoffmann ein Porträt Secondas entworfen haben.

Nach den Befreiungskriegen nahm Seconda den regulären Spielbetrieb zwischen Dresden und Leipzig wieder auf, auf Hoffmann folgte 1814 Carl Friedrich Ebers als Kapellmeister. 1816 übernahm Friedrich Christian Hermann Uber diese Stelle.

Carl Friedrich Ebers Bearbeiten

w:de:Carl Friedrich Ebers - (* 25. März 1770 in Cassel; † 9. September 1836 in Berlin) war ein deutscher Komponist und Kapellmeister, der 1806 die weltweit ersten Wiener Walzer im Druck veröffentlichte.

Von 1814 an wurde er bei der Joseph Secondaschen Operngesellschaft im Lincke’schen Bad in Dresden Musikdirektor (in der Nachfolge von E. T. A. Hoffmann) und ab 1817 solcher in Magdeburg. In Dresden kam er mit der Freimaurerei in Verbindung, über die er 1816 (Freimaurerjahr 5816) ein umfassendes Werk anonym herausgab.

Matthew Gregory Lewis Bearbeiten

Matthew Gregory Lewis (* 9. Juli 1775 in London; † 14. Mai 1818 auf See)

1794 wurde er Kulturattaché des britischen Botschafters in Den Haag; in dieser Zeit entstand, womöglich angeregt durch den strukturverwandten Schauerroman Das Petermännchen von Christian Heinrich Spieß, sein bekanntestes Werk, The Monk, das ihn mit einem Schlag berühmt machte.

Schon als Student versuchte er, dem englischen Publikum die Weimarer Klassik und die Literatur des Sturm und Drang zu vermitteln; er übersetzte Schillers Kabale und Liebe, genannt The Minister, und Rolla, ein Stück von Kotzebue. Sein anonym publizierter Schauerroman Der Mönch (The Monk, 1796) wurde jedoch sein erster großer Erfolg. Obwohl die meisten Rezensenten, darunter Samuel Taylor Coleridge, das Werk als schwülstig und unnatürlich ablehnten, andere Rezensenten gar von strafrechtlich zu ahndender Blasphemie und Obszönität sprachen, hatte es doch gerade aufgrund seiner Verrufenheit ungeheuren Erfolg.

Die stark kritisierte Erstausgabe wich noch im Jahr ihres Erscheinens einer purgierten Fassung, die insbesondere um sexuell explizite, blasphemische und gewalttätige Passagen bereinigt worden war, aber dennoch den Nimbus des „Unanständigen“ behielt. Als Lewis’ Autorschaft bekannt wurde, explodierte die öffentliche Entrüstung. Byron schrieb, Lewis habe den „Parnass in einen Friedhof verwandelt“; in Lewis’ Kopf könne selbst Satan eine Hölle entdecken, die er noch nicht kenne.

Carl Friedrich August Grosse Bearbeiten

Carl Friedrich August Grosse (* 5. Juni 1768 in Magdeburg; † 15. März 1847 in Kopenhagen)

Als Sohn eines Arztes geboren, besuchte Carl Friedrich August Grosse zunächst das Gymnasium. Im Jahr 1788 begann er sein Medizinstudium in Göttingen und setzte dieses in Halle fort.

Bereits im Jahr 1790 kehrte er „als stolbergischer Hof- und Forstrat, als Malteserritter, Marquis von Grosse und Graf von Vargas[1]“ nach Göttingen zurück. Nachdem er im Jahr 1791 in militärischen Diensten in Spanien gestanden hatte, diente er von 1792 bis 1809 unter dem Namen „Graf Vargas“ in Italien. Ein Großteil seines literarischen Werkes entstand in dieser Zeit.

Grosse selbst sagte über sein schriftstellerisches Schaffen: „Ich bekenne, daß ich bloß für die Unterhaltung geschrieben habe.“, wurde aber von romantischen Schriftstellern wie Ludwig Tieck, Wilhelm Heinrich Wackenroder und E. T. A. Hoffmann sehr geschätzt. Ein Neudruck von Grosses Roman Der Genius erschien 1982 bei Zweitausendeins im Rahmen der von Arno Schmidt angeregten Reihe Haidnische Alterthümer.

  • Über das Erhabene, Göttingen/Leipzig 1788
  • Helim oder über die Seelenwanderung, Zittau 1789
  • Der Genius. Aus den Papieren des Marquis C* von G**, Halle 1790–94
  • Kleine Romane, 4 Bände, Halle 1793–95
  • La Palinière, Halle 1793
  • Der Dolch, 4 Teile, Berlin 1794/95 (auch engl.: The dagger, 1795)
  • Spanische Novellen, 4 Teile, Berlin 1794–96
  • Morgenländische Erzählungen, Berlin 1795
  • Der Blumenkranz, 2 Teile, Zittau 1795/96
  • Chlorinde, Berlin 1796
  • Liebe und Treue, 2 Bände, Halle 1796/97
  • Decameron vom Grafen von Vargas, Berlin 1797
  • Der zerbrochene Ring, 2 Teile, Berlin 1797

Geheimbundroman Bearbeiten

Geheimbundroman

  • Friedrich Schiller, der bereits zuvor in den Dramen Die Verschwörung des Fiesco zu Genua (1782) und Don Karlos (1787) die Themen Verschwörung und Intrige bearbeitet hatte, veröffentlichte von 1787 bis 1789 in der Thalia seinen zeitlebens einzigen Roman, Der Geisterseher. Aus den Papieren des Grafen von O**. Mit diesem Werk gilt Schiller als ein wesentlicher Begründer des Genres; seine Elemente des Geheimnisvollen tauchen bei späteren Autoren immer wieder auf.

Weitere wesentliche Pioniere des Genres sind

  • Wilhelm Friedrich von Meyern mit Dya-Na-Sore oder Die Wanderer (1787) und
  • Carl Friedrich August Grosse mit Der Genius. Aus den Papieren des Marquis C* von G** (1792), letzterer aber schon stark von Schiller beeinflusst.
  • In rascher Nachfolge entstanden viele weitere Titel, u. a.
  • Heinrich Zschokkes Geheimbundromane Abällino der große Bandit (1793) und Die schwarzen Brüder (1795) und
  • Christian August Vulpius’ Aurora (1794), mit denen das Genre allmählich in die – so genannte – Trivialliteratur abzusinken beginnt.

Etliche Werke der romantischen Literatur, so

  • die frühen Romane Ludwig Tiecks,
  • Jean Pauls Die unsichtbare Loge (1793) und
  • insbesondere E. T. A. Hoffmanns Novellensammlung Die Serapionsbrüder (1819/21) führten den Geheimbundroman ins 19. Jahrhundert.

Zu einer eingehenden Gesellschaftsanalyse gestaltete Karl Gutzkow seinen Roman Die Ritter vom Geiste (1850) anhand des gleichnamigen Geheimbundes.

Das Verschwörungsmotiv, das sich unter dem Eindruck der politischen Zeitverhältnisse auch mit dem Motiv der Tyrannenmordes vermischte, beeinflusste auch Achim von Arnims unvollendetes Die Kronenwächter (1817).

Der Stoff war weiterhin produktiv;

  • sowohl satirisch behandelt in Theodor Gottlieb von Hippels Kreuz- und Querzüge des Ritters A–Z (1794) über die Freimaurerei,
  • dann auch im 20. Jahrhundert in der Jugendliteratur über die Zeit des Nationalsozialismus in Martin Selbers Die Grashütte (1967, westdeutsche Ausgabe unter dem Titel Geheimkurier A).

Schauerliteratur Bearbeiten

Mit Das Schloss von Otranto schrieb Horace Walpole 1764 die erste gothic novel und begründete damit ein neues Genre, das sich ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts enormer Beliebtheit erfreute. Namensgebend für diese neue Gattung war dabei der Untertitel von Walpoles Schauerroman A Gothic Story. Während in Walpoles Roman gruselerregende Vorgänge wie der vom Himmel fallende Riesenhelm allerdings noch vergleichsweise lächerlich wirkten, entstand mit Ann Radcliffes The Mysteries of Udolpho (1794) und Matthew Gregory Lewis’ berüchtigtem Roman The Monk mit seiner Orgie sadistischer und sexueller Fantasien endgültig eine neuartige Gattung, die in trivialisierter und vergröberter Form zur dominanten Literaturform am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde.

Bereits in Lewis’ Roman finden sich Nervenkitzel wie Blutschande oder verwesende Leichen, die die Sensationsgier der Leserschaft befriedigen sollen. Den Schlusspunkt der Entwicklung dieser Gattung im engeren Sinne setzte dann Charles Robert Maturin 1820 mit seiner monumentalen, 600 Seiten langen Erzählung Melmoth the Wanderer, deren Protagonist, der ewig ruhelose Wanderer Melmoth, einen faustischen Pakt mit dem Teufel geschlossen und diesem seine Seele vermacht hat, um seinen Wissensdurst zu befriedigen, nun aber vergeblich einen Unglücklichen sucht, der bereit ist, mit ihm zu tauschen.

Richard Hurd beschrieb die neue literarische Richtung in seinen Letters on Chivalry and Romance als „gothic romance“, in der er etwas fand, das „der Sichtweise eines Genies und dem Zweck der Poesie in besonderem Maße angemessen“ sei. Er untermauerte sein Lob mit einem Beispiel aus der Architektur:

  • „Wenn ein Architekt einen gotischen Bau an griechischen Regeln misst, findet er nichts als Unförmigkeit. Doch die gotische Architektur hat ihre eigenen Regeln, und wenn man sie nach diesen untersucht, stellt man fest, dass sie ihre eigenen Qualitäten hat, ebenso wie die griechische.“

Der Aufstieg der Schauerliteratur hängt eng zusammen mit einer Erweiterung des Ästhetikbegriffes, der seit Joseph Addisons Spectator-Essay über „Imagination“ zum einen die verschiedenen Spielarten der Natur und ihrer Wirkung auf den Menschen entdeckt, zum anderen deren gefährliche und unheimliche Seiten. Die erweiterte Ästhetik bezieht sich daher nicht mehr allein auf die arkadische Landschaft, sondern auch auf das Düstere und das Erhabene.

Die theoretische Pionierarbeit für diesen Paradigmenwechsel hatte vor allem Edmund Burke mit seiner Schrift A Philosophical Enquiry into the Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful (1747) geleistet. Für die Schauerliteratur ist das Dunkle und Erhabene auch in dem Sinne entscheidend, dass die Konzeption des Menschen nicht mehr allein die Seite der Vernunft, des balancierten gesellschaftlichen Verhaltens und eines ihnen zukommenden ästhetischen Ausdrucks in den Vordergrund stellt, sondern ebenso die irrationalen, düsteren und zerstörerischen Züge des Ich, so dass sich eine bislang unbekannte Seelenlandschaft in der Spannung von Mensch, Natur und Kultur ergibt, gleichsam eine künstlerisch-literarische Exemplifikation der „Dialektik der Aufklärung“ avant la lettre. Bei Burke hat das Schreckliche als Grund des Erhabenen eine eher rezeptionsästhetische Qualität. Das Erhabene ist Sache der künstlerischen, hier der literarischen Darstellung, die mit ästhetischer Distanz arbeitet. Eine zu mimetische Darstellung stört die Rezeption. Das Gefühl des Erhabenen (beim Leser) stellt sich nach Burke nur ein, wenn das Schreckliche nicht in zu große Nähe rückt ("does not press too nearly.").

Der fremde bedrohliche Raum wird dementsprechend im klassischen englischen Schauerroman zumeist nach Deutschland oder Italien verlegt. Die katholische Kirche erscheint – durchaus anknüpfend an die aufklärerische Tradition der Religionskritik – als Hort der Unterdrückung und des Aberglaubens oder der Perversion. Zu den klassischen Gestaltungselementen des gothic novel gehören im Weiteren der heroische Kampf um die Befreiung einer schönen, unschuldigen Heldin, die in die Klauen eines bösartigen Peinigers geraten ist, die Flucht-Verfolgungsstruktur der Handlung, unterirdische Gefängnisse, Verliese und Grüfte oder Gewölbe sowie das grauenvolle, schreckenserregende Erleben von unerklärlichen Geschehnissen oder schauervollen Erscheinungen, wie etwa schwarzen Messen oder bedrohlichen Naturerscheinungen, und Begegnungen mit unheimlichen oder übernatürlichen Gestalten, wie etwa mysteriösen Fremden, Doppelgängern oder Scheintoten.[4]

Gleichermaßen wird durch Nacht-, Verfolgungs- und Beschwörungsszenen und kunstvoll verzögerte Handlungsverläufe mit vielfachen Spannungs- und Überraschungseffekten eine Welt entworfen, die sich dem Zugriff kausaler Erklärungsmuster entzieht oder sich am Ende als Mystifizierung entpuppt.[5]

Tod, Verfall und düster-erhabene Landschaften vor allem bei Radcliffe liefern ebenfalls Motive und Gestaltungselemente zur Inszenierung des Schreckens, der zunehmend vom Äußeren in das Innere oder Seelische verlagert wird. Die sprachliche Ausgestaltung der Angst und der Schreckhaftigkeit oder des Gruseln wird in der gothic romance bis in die Grenzbereiche des Pathologischen weiterentwickelt, um die extremen Gefühle sprachlich zu durchdringen und zu erschließen. Hierin liegt zugleich die eigentliche Leistung des Schauerromans: Der Leser nimmt aus unmittelbarer Nähe teil an den Seelenqualen der weiblichen oder männlichen Hauptfigur und ihrer Ängste vor Tod, Vergewaltigung, dem vollständig Unbekannten oder – schlimmer noch – der eigenen Schuld. Obwohl die Ursache des Schreckens im Nachhinein häufig rational aufgeklärt wird, ist die Textgewichtung dennoch eindeutig.

Bekannte Vertreter der angelsächsischen Schauerliteratur sind (in chronologischer Folge mit ihren Hauptwerken):

  • Horace Walpole (The Castle of Otranto dt. Das Schloss von Otranto, 1764)
  • Clara Reeve (The Old English Baron, 1778)
  • William Beckford (Vathek, 1786)
  • Ann Radcliffe (The Mysteries of Udolpho, 1794, und The Italian, 1797)
  • William Godwin (Caleb Williams, 1794)
  • Matthew Gregory Lewis (The Monk, 1796)
  • Percy Bysshe Shelley (Zastrozzi, 1810)
  • Mary Shelley (Frankenstein or The Modern Prometheus, 1818)
  • John William Polidoris (The Vampyre, 1819)
  • Charles Robert Maturin (Melmoth the Wanderer, 1820)
  • James Hogg (The Private Memoirs and Confessions of a Justified Sinner, 1824)

Um 1825 war die Blütezeit der gothic novel vorüber. Der Einfluss des Schauerromans auf die englische Erzählliteratur des 19. Jahrhunderts war jedoch nachhaltig. Nach dem Ende der Modeströmung in den 1820er Jahren erweist sich die vielseitige Verwendbarkeit des Repertoires des Schreckensromanes für ein großes Spektrum anderer literarischer Bereiche oder Gattungen wie etwa Science-Fiction, Kriminalroman oder Sozialroman. Auch die psychologisierende romance und die Phantastik greifen immer wieder auf Gestaltungsmittel der gothic romance zurück in ihren Versuchen, neue Erfahrungsbereiche zu erkunden.[7]

Eine außerordentliche Wirkung entfaltete als Ableger der Schauerromantik insbesondere Mary Shelleys Erzählung Frankenstein, or the Modern Prometheus (1818).

Im deutschsprachigen Raum sind vor allen Dingen folgende Werke von Bedeutung für die Schauerliteratur:

  • Christian Heinrich Spieß’ Das Petermännchen (1791–1792) wurde ins Englische und Französische übersetzt und soll Matthew Lewis, der vor der Abfassung seines Schauerromans „The Monk“ Deutschland bereiste, beeinflusst haben.
  • Heinrich von Kleists Das Bettelweib von Locarno (1797),
  • Ludwig Tiecks Der blonde Eckbert (1797), Der Runenberg (1804),
  • Achim von Arnims Die Majoratsherren (1819),
  • Adelbert von Chamissos Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814) und * Friedrich de la Motte Fouqués Undine (1811).
  • Darüber hinaus auch E. T. A. Hoffmann mit Die Elixiere des Teufels (1815) und seinen Nachtstücken, darunter Der Sandmann (1817),
  • ebenso Joseph von Eichendorff mit Das Marmorbild (1818).

Ritterdramatik Bearbeiten

Christian Heinrich Spieß

1783 brachte er ein Trauerspiel „Maria Stuart“ heraus. Sein Ritterdrama „Klara von Hoheneichen“ wurde 1792 in Prag uraufgeführt; es wurde zum Muster der Ritterdramatik und von Goethe am Weimarer Hoftheater zehnmal aufgeführt.

Märchen Bearbeiten

Die meisten Autoren der deutschen Romantik schrieben Kunstmärchen, so Ludwig Tieck (Der blonde Eckbert, 1797), Novalis (die Märchenerzählungen in der Erzählung Die Lehrlinge zu Sais, 1798–1799, und im Romanfragment Heinrich von Ofterdingen, 1800), Friedrich de la Motte Fouqué (Undine, 1811), E. T. A. Hoffmann, der das Oppositionsverhältnis zwischen poetischer Märchen- und prosaischer Alltagswirklichkeit thematisierte (Der goldne Topf, 1814), Adelbert von Chamisso (Peter Schlemihls wundersame Geschichte, 1813) und Clemens Brentano (Gockel, Hinkel und Gackeleia, 1838). Auch die phantasievollen Märchen des französischen Romantikers Charles Nodier zeigen kontrastreiche Momente zwischen Bizarrem und Wunderbarem.

Straßennamen 1813 Bearbeiten

Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Straßennamen 1813

Lokalitäten 1813 Bearbeiten

Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Lokalitäten 1813

Kalender 1813 Bearbeiten

Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Kalender 1813

Dresden 1813 Bearbeiten

Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Dresden 1813

Schlacht um Dresden 1813 Bearbeiten

Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Schlacht um Dresden 1813

Dresden 1814 Bearbeiten

Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Dresden 1814

Exkurs: Jane Pierce (First Lady 1853-57) Bearbeiten

 
Jane Pierce, First Lady of the United States from 1853 to 1857, with her son, Benjamin. This daguerreotype was taken several years before her husband Franklin Pierce's inauguration and Benjamin's death in 1853.

Als Benny vor der Vereidigung am 6. Januar 1853 bei einem Zugunglück ums Leben kam, glaubte Jane, dass Gott mit den politischen Ambitionen ihres Mannes unzufrieden sei. Am 4. März fand die Amtseinführung des Präsidenten statt und Jane war bei der Zeremonie nicht anwesend. Sie distanzierte sich während der Präsidentschaft ihres Mannes, eingehüllt in Melancholie, nachdem sie jedes ihrer kleinen Kinder verloren hatte.

Fast zwei Jahre blieb sie in den oberen Wohnräumen des Weißen Hauses und verbrachte ihre Tage damit, Briefe an ihren toten Sohn zu schreiben. Sie überließ die gesellschaftlichen Aufgaben ihrer Tante Abby Kent-Means und ihrer engen Freundin Varina Davis , der Frau von Kriegsminister Jefferson Davis . Pierce hatte ihren ersten offiziellen Auftritt als First Lady bei einem Neujahrsempfang im Jahr 1855 und diente danach zeitweise als Gastgeberin im Weißen Haus für den Rest der Amtszeit ihres Mannes, die 1857 endete.

Exkurs 2: The Tenement House Bearbeiten

w:de:The Tenement House

Exkurs 3: Soho House Bearbeiten

w:de:Soho House

Museum of Witchcraft and Magic Bearbeiten

w:de:Museum of Witchcraft and Magic

Literatur Bearbeiten

Friedrich Christian August Hasse: Dresden dargestellt aus dem Gesichtspunkte der Cultur: nebst einem Grundrisse von der Stadt und statistischen Tabellen, Band 1, Arnold, 1804 - 488 Seiten

Glossar Bearbeiten

Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Glossar

  1. w:de:Laurent de Gouvion Saint-Cyr: Laurent, marquis de Gouvion Saint-Cyr (* 13. April 1764 in Toul; † 17. März 1830 in Hyères) war ein französischer Offizier, Marschall des Empire und Pair von Frankreich, sowie Kriegs- und Marineminister von Frankreich. ... Im Russlandfeldzug von 1812 erhielt Gouvion das VI. Korps, bestehend aus französischen Truppen und dem bayerischen Kontingent. Am 7. August wurde es dem II. von Charles Nicolas Oudinot unterstellt. Am 16. August wurden beide in der Ersten Schlacht von Polozk verwundet, wobei sich Oudinot zurückzog und Gouvion am folgenden Tag den Russen nochmals eine Schlacht lieferte. Für sein tapferes Verhalten erhielt er den Marschallstab. Zwei Monate später unterlag er am 20. Oktober den gegnerischen Truppen des General Wittgenstein in der Zweiten Schlacht bei Polozk, wurde dabei schwer verwundet und musste sich mit Lefebvres Korps vereinigen und zurückziehen. Im Befreiungskrieg von 1813 erhielt er, mittlerweile genesen, das XIV. Korps und verteidigte am 17. Oktober Dresden gegen General Ostermann-Tolstoi. Napoléons Hauptarmee unterlag derweil in der Völkerschlacht bei Leipzig. Saint-Cyr musste am 14. November eine ehrenvollen Kapitulation abschließen und Dresden verlassen, seine Truppen wurden in Österreich interniert. Als er nach Frankreich zurückkehrte, war Ludwig XVIII. schon auf dem Thron und er auf der Liste der Pairs von Frankreich. + w:de:Ludwig XVIII. (Louis XVIII Stanislas Xavier; * 17. November 1755 in Versailles; † 16. September 1824 im Tuilerienpalast[1] in Paris) war von 1814 bis 1824 König von Frankreich und Navarra. ... Mit dem Vormarsch der Revolutionsarmee ging er mit den übrigen Exilanten nach Hamm. Das Leben dort gestaltete sich deutlich einfacher als in Koblenz. Dort erfuhren die Brüder 1793 von der Hinrichtung Ludwigs XVI. Als ältester lebender Bruder proklamierte er den Sohn des Königs zum neuen König Ludwig XVII. Sich selbst ernannte er zum Regenten Frankreichs. Die folgenden Jahre waren von Isolation, Geldnot und der demütigenden Notwendigkeit bestimmt, bei verschiedenen Regierungen um Aufnahme und Hilfe zu bitten. Dies musste Ludwig selbst am Hof seines Schwiegervaters Viktor Amadeus III. in Turin erleben. Nach dem Tod Ludwig XVII. im Jahr 1795 ließ er sich in Verona von einigen wenigen Anhängern als Ludwig XVIII. zum König proklamieren. Seither verstand er sich selbst nicht mehr als Privatperson, sondern ganz als König. Er legte sich ein größeres Gefolge zu, verfügte sogar über zwei Minister und stand nunmehr auch im Mittelpunkt der Familie. In verschiedenen Erklärungen schlug er in den folgenden Jahren gemäßigte Töne an. Er erkannte die materiellen und rechtlichen Ergebnisse der Revolution weitgehend an und sprach nicht mehr von Vergeltung. Durch den Siegeszug Napoleons musste er wiederholt seinen Aufenthaltsort wechseln. Ein Angebot Napoleons, ihm ein Territorium zu überlassen, lehnte er als unehrenhaft ab. Zwischen dem 24. August 1796 und dem 10. Februar 1798 lebte er etwa in Blankenburg, das zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gehörte. Später ging er nach Jelgava (dt. Mitau) in Kurland, wo er unter dem Schutz des russischen Zaren stand. Zwischenzeitlich musste er nach Warschau umsiedeln, bevor ihm Zar Alexander 1805 erneut die Rückkehr nach Kurland gestattete. Schließlich lebte er seit 1807 im englischen Hartwell House in Aylesbury bei Oxford. Dort lebte er, da es ihm von den Engländern untersagt war, den Königstitel zu führen, als Comte de Lille. Trotzdem gelang es ihm nach dem Tod seiner Frau Maria Josepha von Savoyen 1810, bei der britischen Regierung durchzusetzen, dass seine Frau mit einem königlichen Zeremoniell zu Grabe getragen wurde. Er selbst wurde immer beleibter und war zeitweise so stark an Gicht erkrankt, dass er auf einen Rollstuhl angewiesen war. ... Am 11. April 1814 dankte Kaiser Napoleon I. im Vertrag von Fontainebleau bedingungslos ab. Damit war seiner Ambition, auf den französischen Thron zurückzukehren, aber keineswegs der Boden entzogen worden. In dem Vertrag von Fontainebleau übertrug der russische Zar Napoleon die Mittelmeerinsel Elba. Bonaparte sollte dort seinen kaiserlichen Titel weiterführen und ein Kontingent von 600 Mann seiner Garde behalten dürfen.[21] Von Elba bzw. Napoleons Exilsitz aus sollte noch eine große Bedrohung für Ludwigs Königsherrschaft ausgehen. Während Napoleon am 20. April 1814 das Schloss von Fontainebleau verließ, um nach Elba zu reisen, brach Ludwig wegen seines Gichtleidens erst am selben Tag Richtung Frankreich auf. Er fuhr zunächst nach London, wo ihn eine jubelnde Menge begrüßte. Am 23. April 1814 reiste er nach Dover, um am 24. April 1814 in Calais sein Königreich Frankreich zu betreten. Da er in den meisten Städten bejubelt wurde, war es völlig unvorstellbar geworden, ihn ins Exil zurückzuschicken, wenn er den Eid auf die Senatsverfassung verweigern sollte.