Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Kalender 1813/Dezember
Dezember.
1. December
BearbeitenLauenburg. In der vergangenen Nacht verließen die Franzosen Lauenburg, und mit derselben die starke Position an der Stecknitz. Die Vorposten der Alliirten rückten sogleich daselbst ein, und ihnen folgte die schwedische Division des Generals von Schulzenheim.
Amsterdam. Heute Morgen um 8 Uhr landete der russische General von Benkendorf mit mehreren tausend Mann Infanterie von Harderwyk über den Zuyder-See kommend, hier im Hafen. Gleich nach seiner Ankunft sendete er Truppen nach Muyden und Halfweg, um diese festen Plätze dicht vor Amsterdam wegzunehmen. Es gelang, 20 Kanonen und über 1000 Gefangene fielen den siegreichen Russen in die Hände. Wenige Stunden nachher wurde der Prinz von Oranien als Wilhelm der Erste, zum souverainen Fürsten von Holland durch eine öffentliche Proclamation erklärt. Der Prinz war unterdessen aus England angekommen, und vom Balkon des hiesigen Rathhauses ward eine Proclamation von ihm publicirt. Am darauf folgenden Tage kam er selbst in Amsterdam an. Alles greift zu den Waffen.
2. December
BearbeitenNeuß. Die Alliirten unter dem preuß. Obrist von Hohe gingen von Düsseldorf aus über den Rhein und eroberten Neuß mit Sturm, wobei 20 Offiziere, 200 Gemeine und einige Zollbeamte gefangen, auch ein Adler, ein beträchtlicher Transport Proviant, und viel Schlachtvieh erbeutet worden. Dann gingen die alliirten Truppen wieder zurück. Mehrere junge Leute aus Düsseldorf nahmen bereits an dieser Expedition Theil.
Wesel. Die Truppen des Generals von Borstel hatten ein vortheilhaftes Gefecht mit den Franzosen.
Basel. Ein Tagesbefehl des Fürsten von Schwarzenberg kündigt den Commandanten der Truppen unter seinem Befehl an, daß, da die Schweiz für neutral erklärt sey, so müsse ihr Gebiet genau respectirt werden, und der Zuwiderhandelnde solle in die strengsten Strafen verfallen.
Rom. Die erste Colonne der neapolitanischen Truppen werden von dem General Corajessa commandirt.
3. December
BearbeitenWittenberg. Der General von Dobschütz ließ die beiden Posten an der schwarzen Ziegelscheune und weißen Kanne wegnehmen. Die Expedition verrichtete der Hauptmann von Brösigke und der Lieutenant von Gagern. Von den 80 M. in beiden Posten entkamen nur 8 Mann. Von den Alliirten wurden nur 2 Mann blessirt.
Leipzig. Der Generalmajor von Carlowitz ist zum Anführer der freiwilligen Sachsen ernannt worden, und derselbe erließ heute einen Aufruf in diesem Geiste. Er bemerkt darinnen, daß sich bereits 1500 Freiwillige gestellt haben.
4. December.
BearbeitenTorgau. In der vergangenen Nacht wurde das Fort Zinna, so wie Torgau selbst, bombardirt. Es entstand an mehreren Orten Feuer und ein Magazin und das Schlachthaus mit dem letzten Ochsen brandte ab.
5. December.
BearbeitenLübeck ist Abends um 5 Uhr mittelst Capitulation an die combinirte Nordarmee von Deutschland übergegangen, als der folgende Tag schon zum Sturmangriff bestimmt war. Die Kenntniß die man von Lübeck hatte, und die Vertheidigungsmittel, die dieser Platz einem Manne von Entschlossenheit und Kopf darbietet, machten daß der Marschall Graf von Stedingk, die ihm gethanen Vorschläge nicht verwarf. Der franz. General Lallemand unterzeichnete mit dem Obrist Björnstierna, Chef des Generalstaabes der schwedischen Armee, die Capitulation des Inhalts: daß die franz. Truppen um 10 Uhr des Morgens die Stadt und um 5 Uhr Nachmittags das Thor von Möllen räumen würden, aber nur erst mit Anbruch des folgenden Tages verfolgt werden sollten. Die Einwohner waren entschlossen, durch wirksamere Mittel als bloße Wünsche, die Alliirten zu unterstützen. Die Franzosen zogen sich nach Segeberg, und am andern Morgen verfolgte sie der General Skjöldebrand mit der Kavallerie. Er machte sogleich einige Hundert Gefangene, und erbeutete 2 Kanonen. Stettin capitulirte am 21sten November und heute erfolgte die Uebergabe. Morgens um 10 Uhr rückte die franz. Garnison aus, und streckte das Gewehr. 351 Kanonen, worunter 18 metallene, wurden den preußischen Offizieren übergeben. Die Garnison bestand aus 7 Generalen, 533 Offizieren und 7100 Unteroffizieren und Gemeinen. Von diesen haben 1400 Holländer sogleich mit großer Freude die oranische Cocarde aufgesteckt, um sich mit ihren Brüdern zum Kampf für die Freiheit zu vereinigen. Die französischen Gefangenen wurden über die Oder geführt, und werden jenseits der Weichsel ihren Aufenthalt erhalten. Nachmittags rückte das Belagerungs-Corps, von dem General von Pletz geführt, in die Stadt, und Freude und Rührung wechselten in den Gemüthern. Ohngeachtet alle Bewohner der Stadt versammelt waren, so schienen die Straßen doch leer. Ein Gottesdienst wurde sogleich abgehalten.
6. December.
BearbeitenHannover. Alle von der usurpirten Gewalt erhaltenen Titel, Würden und Orden, sind für aufgehoben erklärt, und die geleisteten Huldigungs- und Diensteide für ungültig.
Holland. Frankreich hat noch eine Flotte in Antwerpen und eine andere im Texel. Die Lähmung dieser Streitkräfte, die dem großen Zwecke sehr nachtheilig werden konnten, mußte ein vorzügliches Augenmerk der großen verbündeten Mächte seyn. Diese Flotten sind zwar noch nicht erobert, aber es ist unmöglich, daß sie gerettet werden, denn der Texel und die Ausflüsse der Schelde sind von den Engländern blokirt, und die Matrosen desertiren bereits stark. Die Operationslinie ist nun die Maas. Bis heute sind bereits 1800 Mann brittische Truppen in Schevelingen gelandet. Die Transportflotte liegt auf der Rhede und die Ausschiffung geht unaufhörlich fort.
Haag. Der Prinz Wilhelm Friedrich, souverainer Fürst der vereinigten Niederlande, fordert zu den Waffen auf, und sagt in seiner Proclamation: "Zu den Waffen Holländer! zu den Waffen! Wir müssen Rache üben für das Blut der unschuldigen Schlachtopfer, welche unter dem Eisen der Feinde darnieder sanken. Zu den Waffen Holländer, damit es dieser Mörderschaar nie mehr gelinge, dieser Land zu betreten.
Zara capitulirte an den englischen Seecapitain Cadogan und General Tomassich. Der franz. Commandant, Brigadegeneral Roize, und 6 bis 700 Mann sind Kriegsgefangene, streckten das Gewehr, und werden mit Zurücklassung alles Geschützes und Munition, dann der im Hafen befindlichen Flottille, bis zu den Vorposten der französischen Armee in Italien geführt, unter der Verbindlichkeit, bis zur erfolgten Auswechselung nicht gegen Oestreich und seine Alliirten zu dienen. Die Zahl der in der Festung eroberten Kanonen ist 286 Stück, meistens von großem Kaliber. Die Munition ist verhältnißmäßig eben so beträchtlich.
8. December.
BearbeitenBerlin. Es trafen ein 183 übergegangene Holländer mit 5 Offizieren, und gingen nach Schwed.
9. December.
BearbeitenTorgau. Nach geschehener Aufforderung an den Gouverneur von Torgau, bat derselbe um einen Waffenstillstand, und that Vorschläge zur Capitulation. Allein diese waren so, daß sie verworfen, und die Festung den 7ten wieder beschossen werden mußte. Am 8ten kam der Superintendent Koch aus der Festung bei dem General Grafen von Tauentzien an, und bat im Namen der Bürgerschaft um Schonung. Der commandirende General bewilligte von neuem einen Waffenstillstand von 12 Stunden. Allein die neuen Vorschläge waren abermals so überspannt, daß sie wieder verworfen werden mußten.
Oldelslohe. Der schwedische General von Tawast erläßt eine Proclamation an die Hollsteiner, in welcher es heißt: "Nicht eher als nachdem Eure Regierung die Vorschläge der verbündeten Mächte zu wiederholten Malen von sich gewiesen, und sich geweigert hat, mit dem ganzen übrigen Europa gemeinschaftliche Sache zu machen, erst nach diesen fruchtlosen Versuchen rückt die verbündete Armee in Eure Grenzen ein."
Utrecht. Hauptquartier des Generals von Bülow. Derselbe erläßt einen Aufruf an die Einwohner von Flandern und fordert diese ebenfalls zur thätigen Theilnahme auf.
10. December.
BearbeitenDresden. Gestern kam der General-Gouverneur von Sachsen Fürst Repnin hier an, und wird nun von hier aus das Land dirigiren. Heute versammelten sich alle Collegien und Dikasterien, und der Fürst machte ihnen seine Bestimmung in einer Rede bekannt. Er sagte unter andern: "die großmüthigen Regenten die sich verbunden haben, um Deutschland dem Despotismus und der Tyrannei zu entreißen, unter denen es seufzte, bis das Gericht Gottes auf dem Felde bei Leipzig entschied, diese fürstlichen Befreier haben in ihrer Weisheit angeordnet, daß das Königreich Sachsen in Ihren Namen verwaltet werden soll, bis zum allgemeinen Frieden. Die beharrliche Feindschaft, welche ihre Regierung bis auf den letzten Augenblick gegen dieselben bewiesen hat, haben sie zu dieser Maßregel genöthigt."
Frankfurt am Main. Der Fürst von Schwarzenberg ging mit seinem Hauptquartier hier ab.
Friedrichsstadt bei Tönningen. Der General von Tettenborn rückte hier ein, und die dänischen Truppen ergriffen die Flucht.
Osterode. Hier wurden einige Bataillons Infanterie und ein Regiment Husaren, welche zur Deckung der Communikation mit dem General von Dörenberg an der Brücke aufgestellt waren, von mehr als 10,000 Dänen angegriffen, und es gelang den Letzteren, sich der nach Rendsburg führenden Straße zu versichern. Die beiderseitigen Truppen wurden besonders bei Seestädt im buchstäblichen Sinne handgemein. Die meklenburgischen Jäger kamen noch zeitig genug herbei, um an dem Gefecht Theil zu nehmen, und entschieden den Sieg. Der Prinz Gustav von Mecklenburg wurde verwundet und gerieth in Gefangenschaft, wurde aber sogleich in Freiheit gesetzt. Das Corps des Grafen Wallmoden hat in dieser Affaire eine Kanone und an Getödteten und Verwundeten 5 bis 600 Mann verloren, die Dänen hingegen nahe an 1000 Mann. Am Tage vorher verloren sie 8 Kanonen und 400 Gefangene.
Rovigo. Am 2ten ging der Feldmarschall-Lieut. Baron Marschall über die Etsch, um die strenge Einschließung Venedigs noch mehr zu beschleunigen. Er besetzte Lendinara und Rovigo, wo am 5ten der Graf Starhemberg zu ihm stieß. Am 3ten griffen die Franzosen an, wurden aber zurück gedrängt. Am 8ten griffen sie vierfach verstärkt wieder an, aber es wurde ihnen alles vereitelt. Am 9ten zogen sie sich gegen Villa die Costa und der Graf Starhemberg besetzte Rovigo. Die Franzosen hatten einen Verlust von 800 Mann an Todten und Verwundeten und 102 Gefangenen.
11. December.
BearbeitenTorgau. Durch das wohldirigirte Feuer der Belagerer, sind die Franzosen genöthigt worden, in der vergangenen Nacht das wichtige Fort Zinna zu verlassen, nachdem sie vorher drei gemauerte Poternen gesprengt und das Geschütz herausgezogen hatten. Der Besitz dieses Werkes läßt den nahen Fall Torgaus erwarten.
Frankfurt am Main. Der Kaiser von Oestreich ging von hier ab.
Neu-Münster. Der Kronprinz von Schweden kam mit seinem Hauptquartier über Oldeslohe und Segeberg hier an.
13. December.
BearbeitenFreiberg im Breisgau. Hauptquartier des Fürsten von Schwarzenberg.
14. December.
BearbeitenFrankfurt am Main. Die hohen verbündeten Mächte haben das bleibende Wohl von Frankfurt heute gegründet, und bekannt machen lassen, daß die Stadt mit ihrem ehemaligen Gebiet für sich bestehen, und eine eigene Verfassung unter dem Schutz der verbündeten Mächte erhalten soll.
Inspruck. Durch die Rückkehr flüchtiger Conscribirten und besonders der von den aufgelößten Tyroler Schützen-Compagnien entlassenen Individuen, hatte sich seit kurzem in einigen Gegenden des Innkreises eine gefährliche Stimmung verbreitet, welche vor mehreren Tagen in hiesiger Gegend in offene Empörung überging. Sie rotteten sich in Haufen zusammen, kündigten den königl. baierschen Beamten den Gehorsam auf, entfernten einige gewaltsam aus ihren Amtssitzen, und wollten wieder östreichisch seyn. Gegen 3000 drangen am 11ten mit gewaffneter Hand in Inspruck ein, verdrängten das wenige Militär, und bemächtigten sich der Effecten des Militärdepots. Die aus der Bürgerschaft gebildete Nationalgarde stellte sich ihnen entgegen, und der Königl. General-Commissarius Freiherr von Lerchenfeld erließ einen Aufruf. Auch der eben durchreisende und zur Armee nach Italien gehende Kais. östr. Feldmarschall Bellegarde erließ eine Proclamation, worinnen er sie zur Ruhe aufforderte. Durch alle zweckdienlichen Maaßregeln ist die Ordnung heute wieder hergestellt worden.
15. December.
BearbeitenFreiburg im Breisgau. Ankunft des Kaisers von Oestreich.
Vicenza. Der Feldmarschall Graf Bellegarde traf hier ein, und übernahm das Obercommando der östreichischen Armee in Italien.
16. December.
BearbeitenKiel. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden. Gestern hatte derselbe in einem Dorfe an der Eyder eine Unterredung mit dem die dänischen Truppen en Chef commandirenden Prinzen von Hessen. In Folge derselben, wurde ebenfalls gestern zu Rendsburg ein zwölftägiger Waffenstillstand abgeschlossen, und dieser späterhin bis zum 6ten Januar 1814 verlängert. Die beiderseitigen Truppen bleiben in der beim Abschluß des Waffenstillstandes eingenommenen Position stehen, die Alliirten räumen aber Schleswig. Friedrichsort und Glückstadt sind jedoch nicht in dem Waffenstillstand begriffen, und können von den Alliirten fortwährend belagert werden. Die Operationen gegen Hamburg haben auch ihren Fortgang. Die alliirten Armee steht im Holsteinschen von Eckernförde bis Husum. Der Waffenstillstand ist unterzeichnet von dem schwedischen Generalmajor Graf Gustav von Löwenhielm und von dem dänischen Major C. von Bordenfleth. Magdeburg. Der franz. General Lemoine machte einen Ausfall und griff mit 5 Bataillonen, 7 Kanonen und einiger Cavallerie die Vorposten-Chaine des General von Puttlitz bei Pechau und Gübs an. Jedoch der Major von Bornstädt warf die Franzosen mit 7 Compagnien Landwehr und 2 Kanonen, nebst einem Detaschement Cavallerie, bis unter die Kanonen der Festung zurück. Zum Plündern hatten die Franzosen keine Zeit behalten. Der preußische Verlust besteht in einigen Todten und 32 Blessirten, und die Franzosen verloren an Gefangenen 1 Offizier und 13 Gemeine. Zu gleicher Zeit griffen die Franzosen unter dem General Joly mit 4 Bataillonen, 4 Kanonen und einigen hundert Pferden den Theil des Puttlitzschen Corps auf dem linken Ufer der Elbe bei Wollmirstädt an, wurden aber gleichfalls unter die Kanonen der Festung zurück getrieben. Jedoch sie hatten Zeit behalten Wollmirstädt zu plündern, und die Einwohner auf das schändlichste zu mißhandeln.
München. Der Kronprinz Ludwig von Baiern erläßt von Salzburg aus einen Aufruf an alle Baiern von 18 bis 60 Jahren, und fordert selbige zu den Waffen. Er sagt unter andern: "Alle Kräfte nimmt Frankreichs Kaiser zusammen, uns wieder in Knechtschaft, in schmählicher noch, zu stürzen; wenden wir auch die unsrigen ganz an, uns auf immer zu befreien. Weltherrschaft war sein Ziel, er hat es auch jetzt nicht aufgegeben; nahe war er daran es zu erreichen, und wird es noch erreichen, wenn wir nun ruhen.
17. December.
BearbeitenBommel. Hauptquartier des Generals von Bülow.
Hüningen. Die alliirten Truppen gehen hier und auf zwölf anderen Punkten über den Rhein.
Der Übergang über den Rhein.
Löwen. Alliirten Truppen rückten hier ein, und die Freude des Volks über ihre nahe Befreiung von der franz. Unterdrückung brach in einen förmlichen revolutionären Tumult aus. Der Pöbel stürmte das Rathhaus und legte Hand an den Präfecten und an den Maire; beide wurden gewaltsam durch die Straßen geschleppt. Der preuß. Major von Colomb rettete sie indeß aus den Händen des Volks und steuerte jeder Gewaltthätigkeit.
18. December.
BearbeitenDresden. Als Zeichen der Zeit verdient bemerkt zu werden, daß die Bewohner Dresdens, obgleich durch vielfache Leiden gedrückt, doch einen rühmlichen Eifer für die Bewaffnung des Landes gegen die Franzosen beweisen. Schon bis jetzt sind außer den sehr bedeutenden Beiträgen an Prätiosen und Naturalien, mehr als 13,000 Rthlr. freiwillige Geldbeiträge zur Ausrüstung unbemittelter Landwehrmänner eingegangen. Eben so geht es in Leipzig und an anderen von den Franzosen hart mitgenommenen sächsischen Oertern.
Hamburg. Nach einem Beschluß des Marschalls Davoust mußten heute viele arme Einwohner Hamburg verlassen. Für andere, welche sich nicht auf 6 Monat verproviantiren konnten, wurde ein Termin zum 24ten bestimmt. Zugleich erschien auf Davousts Befehl eine Warnung das Inhalts: daß, wer zum letzten Termin sich nicht verproviantirt habe, sogleich arretirt und mit 25 Stockschläge bestraft werden solle. Sollte diese Strafe ohne Erfolg bleiben, so wird ein solcher zum zweitenmale arretirt, und nach empfangenen 50 Stockschlägen aus der Stadt transportirt werden. Der Kronprinz von Schweden erließ darauf am 25ten eine Verordnung, worinnen es unter andern heißt: "Durch einen Beschluß verjagt euch der Fürst von Eckmühl aus euren Wohnungen und stürzt euch ins Elend. Ueberlaßt euch nicht der Verzweiflung, faßt wieder Muth. Die Stadt Lübeck und Bremen sind zur Aufnahme der Greise, Frauen und Kinder bestimmt. Man wird ihnen Bekleidung und Lebensmittel liefern. Die Städte Oldeslohe und Segeberg sind zu Versammlungs-Oertern für diejenigen Hamburger bestimmt, welche sich den, mit der Befreiung Hamburgs beauftragten Truppen zugesellen wollen.
Rothenhaus bei Basel. In der vergangenen Nacht ist das Corps von Giulay, nebst der Hälfte des Wredenschen Corps, hier über den Rhein gegangen. Die feindlichen Truppen, welche ihnen gegenüber standen, waren meist frisch zusammen gerafft, alle noch in Bauernkleidung, und nur wenig regulirte Soldaten. Der Widerstand war sehr unbedeutend; nach wenigen Schüssen von ihrer Seite, flüchtete alles in wilder Unordnung, und überließ den Alliirten außer einigen Kanonen und vielen weggeworfenen Gewehren, eine Fahne, an deren Stange ein franz. Adler befestiget war.
19. December.
BearbeitenFriedrichsort, am Eingange der Kieler Bucht, capitulirte heute Mittag. Die dänische Besatzung ist kriegsgefangen. Die Capitulation schlossen ab: der dänische Generalmajor von Hirsch und der schwedische Divisions-General Freiherr von Posse. Die Festung wurde nur einen Tag und eine Nacht beschossen. Man fand 101 Feuerschlünde, 4 bis 500 Centner Pulver und 800 Mann.
Paris. Der Kaiser Napoleon hielt im Pallaste des gesetzgebenden Körpers eine Rede, aus welcher hier folgende Stellen geliefert werden: Ausgezeichnete Siege haben die franz. Waffen in diesem Feldzuge verherrlicht, beispiellose Abtrünnigkeiten haben diese Siege unnütz gemacht. Das Glück hat mich nie verführt, das Unglück wird mich seinen Anfällen gewachsen finden. Ich hatte große Plane für das Wohl und Glück der Welt entworfen und ausgeführt. Es sind mit den koalisirten Mächten Negotiationen angeknüpft worden; ich habe in die von ihnen vorgeschlagene Präliminair-Basis eingewilligt. Ich hatte daher die Hoffnung, daß der Kongreß zu Mannheim vor Eröffnung dieser Sitzung versammelt seyn würde; allein neue Verzögerungen, die Frankreich nicht zu Last fallen, haben den Augenblick noch verschoben, nach welchem die ganze Welt sich sehnt. Von meiner Seite steht dem Frieden nichts mehr entgegen. Ich kenne von dieser Seite die Wünsche der Franzosen. Ich sage der Franzosen, weil ich genau weiß, daß keiner unter ihnen einen andern, als einen ehrenvollen Frieden will.
20. December.
BearbeitenSchafhausen wird von alliirten Truppen besetzt, und die schweizerischen Truppen ziehen sich zurück.
21. December.
BearbeitenBasel. In Folge einer Convention, welche von dem Herrn von Bubna und Herrn Herrenschwand abgeschlossen worden, haben sich die schweizerischen Truppen in der vergangenen Nacht zurückgezogen, und die alliirten Truppen ziehen ein, um durch die Schweiz über den Rhein zu gegen. Dieser Uebergang erfolgte, ohne daß aus Hüningen von den Franzosen ein Schuß geschah. Bei Breisach ging ebenfalls eine Abtheilung von Truppen über den Rhein. Der Fürst von Schwarzenberg erließ einen Armeebefehl an seine Soldaten, worinnen es heißt: "Beweiset den biedern Schweizern, das Oestreichs Krieger mit den Pflichten, welche der Durchzug durch ein befreundetes Land und die Schonung der Bewohner desselben ihnen vorschreibt, nicht weniger bekannt sind, als mit den Eigenschaften die am Tage der Schlacht zum Ruhm und Sieg führen."
Arau. Der eidgenossensche General von Wattenwyl macht an seine Truppen bekannt: "daß die alliirten Armeen auf mehreren Punkten die Schweiz betreten haben, und daß die eidgenossenschen Truppen, wenn sie irgendwo mit fremden Truppen zusammentreffen würden, keinerlei Unannehmlichkeiten erfahren werden."
Lörrach. Hauptquartier des Fürsten von Schwarzenberg. Seine Armee hat heute ihre Operationen begonnen. Nachdem die verschiedenen zu derselben gehörigen Corps sich von dem Mittel- nach dem Ober-Rhein gezogen hatten, bewerkstelligten sie in der vergangenen Nacht den Rheinübergang auf mehreren Punkten. Die Hauptmacht ist im Elsaß, und hat ein Corps zur Belagerung von Hüningen aufgestellt. Der Fürst von Schwarzenberg erläßt eine Proclamation an die Schweizer über seinen Durchzug durch die Schweiz, und sagt zum Schluß folgendes: "Wir kommen zu euch als Freunde eures Vaterlandes, eures Namens, eurer Rechte; von eurem guten Willen, von eurer Mitwirkung versichert, werden wir als solche in allen Umständen handeln; auch hoffen wir euer Land als Freunde zu verlassen und euern Dank und Segen mitzunehmen, wenn wir jenes große Ziel, wornach wir streben, erreicht, und mit dem Frieden der Welt, zugleich eure Freiheit und euer Glück gesichert haben werden." Zugleich erschien noch eine Erklärung über die Schweiz, worinnen die Gründe näher angegeben werden, warum man ihr Gebiet betrete, und daß ihre Neutralität keine ächte Neutralität seyn könne. Bei dem Rheinübergange dieser Armee, erließ der Fürst von Schwarzenberg auch eine Proklamation an die Franzosen. Darinnen heißt es unter andern: "Wir führen nicht gegen Frankreich Krieg, aber wir stoßen das Joch zurück, welches eure Regierung unsern Ländern auflegen wollte. Nichts wollen wir erobern, als den Frieden, aber einen Frieden, welcher Frankreich und Europa einen dauerhaften Ruhestand sichert."
22. December.
BearbeitenFreiburg im Breisgau. Ankunft des Kaisers von Rußland.
23. December.
BearbeitenBraunschweig. Ankunft und höchst feierlicher Empfang des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig. Die Kaufmannschaft hatte ihm ein schönes Reitpferd und eine Kutsche mit 6 Pferden, als Geschenk entgegen geschickt. Seinen Einzug hielt er auf diesem Reitpferd. In einer Rede vom Balkon des Schlosses, forderte er sogleich das Volk auf, die Waffen für die deutsche Sache zu ergreifen. Breda. Die Franzosen waren 10 bis 12,000 Mann stark und mit 25 Kanonen aus Antwerpen gekommen, um Breda, welches die Alliirten inne haben, wiederzuerobern. Der in dieser Festung commandirende russische General von Benkendorf, ließ eine dreimalige Aufforderung unbeantwortet, obgleich er nur 1400 M. und 20 Kanonen hatte. Nachdem die Franzosen 3 Tage lang die Stadt täglich fruchtlos angegriffen hatten, zogen sie sich heute zurück, auf das Gerücht, das Preußen und Engländer zum Entsatz im Anmarsch wären. Es waren aber nur einige preußische Bataillone und einige Cavallerie. Nur die letzte ist zum Gefecht gekommen, und hat den Feind verfolgt. Der Verlust der Russen ist Gering, und nur wenige Häuser in der Stadt haben bedeutend gelitten. Bern. Oestreichische Truppen unter dem General-Feldzeugmeister Grafen von Bubna, rücken hier ein. Der preußische Gesandte bei der schweizerischen Eidgenossenschaft traf ebenfalls ein.
24. December.
BearbeitenKiel. Heute ist der dänische Gesandte Graf Brand mit dem östreichischen Grafen Bombelles hier im Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden angekommen, und sogleich hatten sie mit den hier anwesenden schwedischen und übrigen fremden Ministern große Conferenzen.
Hamburg. Der vor Hamburg stehende russischen General en Chef Graf Bennigsen machte folgendes bekannt: "Denen aus Hamburg verwiesenen Einwohnern wird hierdurch bekannt gemacht, daß jeder Waffenfähige sich in meinem Hauptquartier zu melden hat, um triumphirend mit dem Racheschwerd in der Hand, bald wieder mit mir einzuziehen. Man wird ihnen die Züchtigung ihrer Quäler überlassen." Die Besatzung von Hamburg beträgt 14,000 Mann, und da unter diesen ungefähr 2000 Holländer sind, so erließ der General Graf Bennigsen heute eine Aufforderung an dieselben. Seitdem sind bereits mehrere übergegangen.
25. December.
BearbeitenMünchen. Der östreichische außerordentliche Gesandte Graf Appory überreicht dem Könige von Baiern seyn Creditiv.
26. December.
BearbeitenTorgau kapitulirte. Die Capitulation wurde abgeschlossen zu Wesau, durch die preuß. Seits von dem General Grafen von Tauentzien hierzu commandirten Commissarien, nehmlich Generalmajor von Jeanneret und Major von Puttkammer, und franz. Seits von dem General Baron Brunvillaret. Die alliirten Truppen besetzten sogleich das Fort Mala mit 8 Kanonen und die Lünette Räpitz mit 3 Kanonen. Die Besatzung von 10,000 Mann zieht den 10ten Januar aus, und bleibt als kriegsgefangen bis zur Auswechselung in den preuß. Staaten. Bern. Hauptquartier des Fürsten von Schwarzenberg.
27. December.
BearbeitenBerlin. Eingebracht wurden von Halle als Gefangene 64 franz. Offiziere, worunter der Divisionsgeneral Marie und Obrist Collet, nebst 224 Mann. Lausanne. Die ersten östreichischen Truppen rücken hier ein.
28. December.
BearbeitenBasel. Die kleine Festung Landskron hat sich den alliirten Truppen ergeben, und gestern wurde die Besatzung von 60 Mann hier eingebracht.
29. December.
BearbeitenSchwalbach. Hauptquartier des Feldmarschall von Blücher.
30. December.
BearbeitenWittenberg. Am 28ten verlegte der General Graf von Tauentzien sein Hauptquartier aus der Gegend von Torgau hierher vor Wittenberg, welcher Festung der General von Dobschütz bis jetzt eingeschlossen hielt. In der Nacht zum 29sten wurde die Parallele eröffnet, und man näherte sich der Festung auf 400 Schritt. Am heutigen Tage wurde sie bereits aus 5 Batterien beschossen, und das Armenhaus, welches von den Belagerten zur Vertheidigung gebraucht wurde, wurde in wenigen Stunden gänzlich zerstört.
31. December.
BearbeitenBerlin. Um Gott für die dem Vaterlande durch die Erhaltung Sr. Majestät des Königs und seiner hohen Angehörigen und Alliirten in so vielen Gefahren und durch die den Heeren verliehenen glorreichen Siege, in dem abgewichenen Jahre erwiesenen außerordentlichen Wohlthaten zu danken, wurden heute am Freitag Mittags um 12 Uhr sämmtliche Kirchen der Residenz zum feierlichen Gebet geöffnet.
Frankfurt am Main. Der König von Preußen ging von hier ab. Die öffentliche Verwaltung in Frankfurt a. M. nach der eigenen freien Verfassung, welche die Stadt mit ihrem ehemaligen Gebiete, der Huld der verbündeten Mächte verdankt, nahm heute wieder ihren Anfang. Wittenberg. in der vergangenen Nacht wurde den Franzosen das befestigte Armenhaus genommen und behauptet.
Das neue Deutschland. Geschichte der Bedrückung und der Wiederbefreiung Deutschlands. Berlin 1813, bei der Gebrüdern Gädicke.