Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Kalender 1813/Januar
1. Januar
BearbeitenNürnberg. Der franz. General Grenier geht mit seinem Hauptquartier von hier nach dem Norden zur großen Armee.
- w:de:Paul Grenier (ab 1809 Comte de l’Empire; * 29. Januar 1768 in Saarlouis, Saarland; † 17. April 1827 in Dammartin-Marpain, Département Jura) war ein französischer General während der Koalitionskriege. Im Jahr 1812 wurde er Befehlshaber der 35. Division und diente im Korps Charles Pierre François Augereau. Er schützte den Rückzug von Eugène de Beauharnais aus Witebsk im Zuge des Russlandfeldzuges. Während der Befreiungskriege nahm er von Januar bis März 1813 an der Besetzung von Berlin teil. Kurzzeitig übernahm er das 11. Armeekorps. Im Gefecht bei Möckern wurde er verwundet. Kurze Zeit später kommandierte er aber erneut die 35. Division und nahm Merseburg ein. Danach kommandierte er ein Observationskorps an der Etsch. Er siegte in am 6. September 1813 in Feistritz an der Drau und wurde darauf Befehlshaber des linken Armeekorps der Italienarmee. Dabei wurde er zeitweise zum Rückzug gezwungen, siegte aber im Oktober in den Gefechten bei Casoni, Bassano, Caldiero und San Michele an der Etsch.
Stuttgard. Der König von Würtemberg nahm heute die sonst gewöhnliche Gratulation von dem Throne nicht an. Man sagte wegen der traurigen, von der Armee eingelaufenen Nachrichten.
- w:de:Friedrich (Württemberg): Friedrich Wilhelm Karl von Württemberg (* 6. November 1754 in Treptow an der Rega in Hinterpommern; † 30. Oktober 1816 in Stuttgart) war ab 1797 als Friedrich II. der fünfzehnte regierende Herzog von Württemberg, von 1803 bis 1806 auch Kurfürst und von 1806 bis 1816 als Friedrich I. der erste König von Württemberg. Wegen seiner Leibesfülle wurde er auch Dicker Friedrich genannt. - Württembergs Bündnis mit Frankreich hatte zur Folge, dass Soldaten für die Kriege Napoléons gegen Österreich und Russland gestellt werden mussten. Im Russlandfeldzug von 1812 kämpften etwa 12.000 württembergische Soldaten mit, von denen nur wenige hundert wieder zurückkamen. 1814 wechselte König Friedrich die Seite.
Königsberg wurde von dem Könige von Neapel mit der noch vorhandenen franz. Armee zurückgehend verlassen.
- w:de:Joachim Murat (* 25. März 1767 in der Gemeinde Labastide-Fortuniere, heute Labastide-Murat, Frankreich; † 13. Oktober 1815 in Pizzo, Kalabrien) war ein französischer Kavallerieoffizier, der im Dienst Napoleons Karriere machte. Er heiratete Caroline Bonaparte und war damit Schwager Napoleons. Im Jahr 1804 wurde er Maréchal d’Empire, 1805 französischer Prinz (prince français). Er war von 1806 bis 1808 als Joachim I. Großherzog von Berg, von 1808 bis 1815 ebenfalls als Joachim I. (italienisch: Gioacchino I) König von Neapel. - Napoleon hatte, ehe er am 5ten December 1812 aus Smorgonie entfloh, die Trümmer des großen Heeres unter Joachims General Commando gestellt, aber Joachim strengte alle seine Feldherrn-Talente vergeblich an, mit der so ganz zerrütteten Armee sich in Litthauen zu halten. Er mußte schon in der Mitte des Decembers hinter den Niemen zurück, und nahm damals sein Hauptquartier zu Kowno; auch hier war kein Bleiben, vielmehr mußte der Rückzug hinter die Weichsel fortgesetzt werden. So fortdaurende Unglücksfälle wurden in Napoleons Kabinet nicht als unausbleibliche Resultate des rasenden Vordringens nach Moskau, sondern als Folgen der Ungeschicklichkeit des jetzigen Oberfeldherrn betrachtet. Empört über solche kränkende Beleidigungen, verließ Joachim das Heer, und übergab dessen Oberbefehl dem Prinzen Eugen Beauharnois. Napoleon ließ nun sogar öffentlich Joachim beschimpfen; indem der Moniteur erklärte: Der König von Neapel habe gar die Fähigkeit eines Feldherrn nicht, der ein großes Heer befehligen sollte! - Neuer Plutarch, oder kurze Lebensbeschreibungen der berühmtesten Männer aller Nationen von den ältesten bis auf unsere Zeiten. Herausgegeben von Peter Blanchard. Wien, 1807. Im Verlage bey Anton Doll.
- Die Rückwirkung in dem denkwürdigen Feldzug 1812, begann durch Mürat, und wurde durch die Elemente vollendet, in dem Augenblicke, als Napoleon voll Vertrauen auf den guten Erfolg der Unterhandlungen, die er mit dem Russischen Oberbefehlshaber eingeleitet, sich dem Vergnügen sorglos hingab, und Mürat von der nemlichen Sorglosigkeit befangen, mit russischen Offizieren von einem Saufgelage zum andern überging, in denen man ihn, schlau genug festhielt; hier ging plötzlich bei Letzterem die schreckliche Nachricht ein, daß der Feind 15,000 Mann der auserlesensten Reiterei unter seinem Befehle umzingelt und gefangen genommen habe. (Ein Faktum, das durch einen authentischen Augenzeugen verbürgt wird). Diesen Fehler, der Buonaparten zwang, auf der Stelle Moskau zu verlaßen, konnte derselbe dem Mürat niemals verzeihen, und nachdem er, gleichsam als wolle er ihn noch einmal auf die Probe stellen, ihm kurz vorher, ehe er nach unzuberechnendem Verluste, die Ueberbleibsel seines Heeres verließ, nach einmal das Oberkommando anvertrauete, nahm er es ihm gleich nach her auf die auffallendste Weise wieder ab, gleich als wolle er ihm seinen Zorn im Angesichte von ganz Europa erkennen geben. In dem Dekrete, welches den Eugen Beauharnois an seine Stelle setzte, hieß es ausdrücklich, "das dieser junge General das Commando eines Heeres besser als Mürat verstehe." Diese Beleidigung beschleunigte die Rückkehr Mürats- nach Neapel, und machte seinen Haß gegen einen Despoten, der nichts verzieh, und dem man so viel verzeihen mußte, noch stärker. Bei seinem Abgange von dem Heere befahl er, daß die wenigen übriggebliebenen Neapolitanischen Truppen augenblicklich in ihre Heimath zurückkehren sollten. - Mürat, als Privatmann und als Fürst, von einem Landsmann beschrieben. In: Freimüthige Blätter für Deutsche. Zwölftes Heft. 1816.
- w:de:Königsberg (Preußen): Um 1800 zählte Königsberg mit etwa 60.000 Einwohnern zu den größten deutschen Städten (zum Vergleich: Berlin ca. 170.000, Köln und Frankfurt a. M. je ca. 50.000, München ca. 30.000). Im Juli 1807 wohnte Napoleon Bonaparte im Schloss. In den Koalitionskriegen war Königsberg ein wichtiger Schauplatz: Zunächst wurde das Königsberger Umland Flucht- und Rückzugsgebiet der in der Schlacht bei Jena und Auerstedt geschlagenen Preußischen Armee. Im Juni 1807 brandschatzten französische Truppen vier Tage lang die Stadt und steckten Häuser in Brand; die Bürger mussten eine Kontribution in Höhe von 20 Millionen Francs aufbringen.[15] Nach dem Abzug der Franzosen begann in Königsberg die Reorganisation und Restrukturierung des Preußischen Staatswesens. Die Preußischen Reformen wurden im Luisenhaus beraten und beschlossen.
- Feuerbrunst zu Königsberg. Der erste Julius 1811. Diese Feuersbrunst war eine der fürchterlichsten und zerstörendsten. Zwanzig der grösten und reichsten Speicher, meistens fünf Stockwerke hoch, und 114 kleinere Speicher, die fast alle mit Thran- und Oel-Tonnen, Talg, Rum, Tauwerken und Hanf angefüllt waren, neben denen sich noch eine Menge anderer brennbarer Materialien befand, wurden von den Flammen verzehrt. Andere hatten ungeheure Lasten von Getreide und grosse Vorräthe von Branntewein. Einige Speicher borsteten gleich anfangs von der schrecklichen Glut und goßen nun ströme von entzündetem Oel und Thran auf die Strassen und benachbarte Häuser, deren 144 in Ruinen verwandelt wurden. Kaum konnten die Bewohner der Häuser über die Dächer entfliehen und ihr Leben retten; denn auf den Strassen tobten die Feuerströme. Ein Theil derselben ergoß sich gleich Anfangs in die Pregel und ergrief dort mehrere russische Fahrzeuge, die zum Theil von den Flammen verzehrt wurden, zum Theil aber, da sich darauf befindliche Pulver entzündete, mit gewaltigem Krachen in die Luft flogen. Die größte Gefahr drohte der Stadt, als die der grünen Brücke nahe stehenden Häuser vom Feuer ergriffen wurden. Die Börse, die Bank, der grüne Thurm und die grüne Brücke glühten bereits, und das Feuer schien die Eigenschaft des vormals so berühmten griechischen Feuers angenommen zu haben. *) Es brannte nicht nur im Wasser fort, sondern wurde auch durch das darauf gespritzte Wasser, wo noch Feuerspritzen angewendet werden konnten, noch stärker angefacht. Nach vielen vergeblichen Versuchen wurde es endlich in der Tränkgasse aufgehalten. Man rechnete den Schaden, den diese Feuersbrunst anrichtete, auf zehn Millionen Thaler, und sollte auch dies Angabe übertrieben seyn, so ist doch so viel gewiß, daß unschätzbare Vorräthe zu Grunde gegangen sind und der Schade immer einige Millionen Thaler betragen mag. Einhundert und fünfzig der wohlhabensten Familien wurden dadurch ganz verarmt und noch mehrere in die größte Verlegenheit gesetzt. - Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
- w:de:Russlandfeldzug_1812#Auflösungserscheinungen: Am 14. Dezember überschritten Reste der Grande Armée die zugefrorene Memel und erreichten Polen. Murat schrieb an Napoleon: „An einsatzfähigen Soldaten melde ich dem Kaiser 4.300 Franzosen und 850 Hilfstruppen“. Später folgte eine Handvoll Nachzügler.
3. Januar
BearbeitenKönigsberg. Der franz. Marschall Macdonald traf auf seinem Rückzuge hier ein.
- w:de:Jacques MacDonald: Étienne Jacques Joseph Alexandre MacDonald, 1. Herzog von Tarent (* 17. November 1765 in Sedan, Champagne; † 24. September 1840 in Beaulieu-sur-Loire, Département Loiret), war ein französischer Marschall des Empire. - 1812 wurde er zum russischen Feldzug abberufen und erhielt das Kommando über das 10. Korps bestehend aus einer französischen und zwei preußischen Divisionen, welches den linken Flügel bildete. Bis Riga vorgerückt, blieb er dort, während die Grande Armée auf Moskau vorrückte. Nachdem die Grande Armée von den Russen geschlagen worden war und ihre Reste sich in ungeordneter Flucht nach Westen zu retten suchten, war seine Stellung in den Ostseegouvernements unhaltbar geworden. Infolge der zwischen dem preußischen General Yorck von Wartenburg und dem russischen General Hans Karl von Diebitsch am 31. Dezember 1812 geschlossenen Konvention von Tauroggen schieden die preußischen Truppen aus dem Kampf gegen Russland aus. MacDonald kommandierte fortan nur noch 9.000 Mann.
- 1810 bekam er das Commando von Augereau's Corps in Catalonien, und behauptete auch hier, so wie 1812 und 1813, in dem Kriege gegen Rußland seinen Feldherrnruhm. Der Abfall der Preußen unter York, die unter seinem befehle standen, zwang ihn zum Rückzug, den er mit gewohnter Ordnung ausführte. Er nahm im Mai 1813 Merseburg, focht ehrenvoll bei Lützen, Bautzen, Leipzig, Hanau und Nangis. Als im Anfang das April 1814 Napoleons erste Katastrophe eintrat, hatte er verschiedene Audienzen bei Alexander, um für Napoleon zu unterhandeln. Er war es auch, der diesen, da alle andre Bedingungen verworfen wurden, zur Thronentsagung bewog, worauf er Ludwig XVIII. seine Unterwerfung zusandte, "da er nunmehr seines Eides gegen den Kaiser Napoleon entbunden sey." Der König ernannte ihn zum Mitglied des geh. Kriegsraths und St. Ludwigsritter. Während Napoleons Rückkunft 1815 blieb er auf seinen Gütern, und nach dessen Sturz ward er Kanzler der Ehrenlegion und erhielt den Oberbefehl über die Loire-Armee, deren Auflösung er hernach bewirkte. - Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- w:de:Russlandfeldzug_1812#Auflösungserscheinungen: Das 10. Korps, in dem das preußische Hilfskorps war, befand sich noch in Russland und marschierte in Richtung Preußen. Die Division Grandjean des Korps erreichte Preußen mit 6.000 Mann, überwiegend Polen, Bayern und Westphalen. Das preußische Korps hatte noch 15.000 Soldaten von vorher 20.000 Mann. Durch die Konvention von Tauroggen am 30. Dezember wurde es neutral und griff nicht mehr in die Kampfhandlungen ein.
- w:de:Ludwig Yorck von Wartenburg: „Als Friedrich Wilhelm III. ein Hilfscorps von 21.000 Mann an die Seite Napoleons stellen musste, verbreitete sich Hoffnungslosigkeit, und der Kampfgeist der Armee sank. Dreihundert preußische Offiziere gingen nach Spanien oder Russland, um gegen Napoleon zu kämpfen. Die preußische Einheit mit Generalleutnant Yorck und General Grawert an der Spitze marschierte am 28. Juni 1812 über Labiau und Memel nach Kurland. Im Prinzip beschränkte sich das Aktionsgebiet der Preußen auf den Raum zwischen Mitau und Riga. Yorck rief seine Soldaten dazu auf, das Land und seine Bewohner möglichst zu schonen.“ Tchernodarov: Und Frieden aller Welt gebracht. Das preußische Hilfskorps, das als Teil des 10. Armeekorps unter Macdonald an Napoleons Russlandfeldzug teilnehmen musste, „gewann im Herbst 1812 an Bedeutung für die Hauptkräfte der französischen Armee, die im Begriff war, den Rückzug aus dem winterlichen Russland zu beschleunigen.[…] Napoleon versuchte, im Oktober und November, Yorck mit Auszeichnungen, Förderungen und Geldzusagen in Form einer lebenslangen Rente zu beeinflussen. Doch nichts konnte den General bestechen.“ Yorck, der die Gelegenheit, durch eine Vereinbarung mit den ihm gegenüber liegenden russischen Truppen unter preußischen Kommandeuren eine Lösung von der napoleonischen Vorherrschaft einzuleiten, klar erkannte, wurde auch von seinen Offizieren zumindest zu einer Neutralisation der Truppe gedrängt. Mehrere Ersuchen Yorcks um eine Zustimmung König Friedrich Wilhelm III. blieben ohne Antwort. „Am Mittwoch, den 30. Dezember 1812, [unterschrieb er] die Konvention, die unter dem Namen Konvention von Tauroggen bekannt ist. Von russischer Seite wurde sie von General Diebitsch, Clausewitz und Graf Dohna unterschrieben. Der König erfuhr davon bei einem Spaziergang in der Orangerie und war zunächst außer sich vor Wut. Am 22. Januar 1813 erhielt Yorck ein Schreiben von General Bülow, der General-Gouverneur Ostpreußens war, in dem dieser sich zur politischen Perspektive eines Bundes zwischen Preußen, Österreich und Russland äußerte.“ Tchernodarov: „Und Frieden aller Welt gebracht“ Yorck hatte damit seinen Kopf riskiert; aber er und seine Umgebung, wie auch die russische Seite, hatten die Lage zutreffend beurteilt. Die Nachricht des Waffenstillstands zwischen Preußen und Russland löste, beginnend in Ostpreußen, eine offen ausbrechende Erhebung gegen die französische Herrschaft in Norddeutschland aus.
Elbing. Ankunft des Königs von Neapel mit der großen Armee, welche gleich an anderen Tage weiter zurück ging. ?
- Nachricht aus Elbing, vom 20sten Januar. Seit dem 17ten December v. J., wo zuerst mehrere mit Postpferden eiligst durchreisende französische Generale den Rückzug der großen französischen Armee ankündigten, sahen wir mehrere Wochen hindurch eine ununterbrochene Reihe von Flüchtlingen zum Theil im seltsamsten und elendsten Aufzuge hier durchgehen. Endlich kam den 3ten Januar der schon mehrere Tage früher angekündigte König von Neapel nebst mehreren Marschällen hier an, und schlug hier sein Hauptquartier auf, und ihm folgten den andern Tag ungefähr 3000 Grenadiers der Garde. So wurde allmählig unsre Stadt unbeschreiblich voll, sonderlich von Offizieres, deren sich verhältnißmäßig eine weit größere Menge gerettet hatte. Unsere Besorgnisse wurden jetzt sehr groß, weil wir bei der nicht mehr zu bezweifelnden Annäherung der Kaiserl. Russischen Truppen die Zerstörung der großen hiesigen Magazine fürchteten, welche leicht die Verwüstung der Stadt nach sich ziehen konnte. Bis zum 10ten breiteten die Franzosen täglich neue ihnen vortheilhafte Gerüchte aus, von Siegen zwischen hier und Königsberg, und von Wiedereinnahme dieser Stadt, von ankommenden 20,000 Mann Verstärkungstruppen, ja es wurden sogar in einem benachbarten Städtchen 12,000 Mann officiell für den nachfolgenden Tag angesagt. Der König machte Anstalten zur Vertheidigung der Stadt, beritt fast täglich die benachbarten Anhöhen, ließ auf einige Straßen Kanonen bringen, scharfe Patronen austheilen xc. Den 9ten und 10ten waren indessen schon in allen benachbarten Dörfern Kosaken bemerkt worden, und nun fand man die Abreise doch rathsam. Der König, die Marschälle, die Garden und eine sehr große Menge Offiziers gingen den 11ten des Morgens ab, und dafür das Herzogl. Tarentsche Corps hier ein. Nun schritt man zur Zerstörung der hier befindlichen Vorräthe. Viele Wagen wurden zerschlagen, Schiffe und Speicher voll Lebensmittel und Kleidungsstücke wurden der Plünderung Preis gegeben, und Fässer mit Branntwein und Wein, welche die Soldaten in alle Straßen rollten, lösten die wenige noch übrige Zucht völlig auf. Nun kam der Abend heran, und man ließ die Soldaten in der Stadt, auf den Vorstädten, und selbst zwischen den Speichern, wo sonst nach einer weisen Einrichtung nicht einmal eine Laterne brennen darf, große Wachtfeuer anzünden, welche in wenigen Augenblicken Zäune, Fensterladen, Thüren, ja selbst Tische und Kasten der benachbarten Häuser zum Raube wurden. An diesen Feuern bereiteten die Soldaten in herbeigeholten Küchen-Geräthschaften das zusammengetriebene Vieh und Geflügel, wobei Mißhandlungen der Einwohner nicht ausblieben, mehrere verwundet, und einer sogar getödtet wurde. Nun zerstreute sich ein Schwarm trunkener Soldaten zum Plündern durch die Stadt, und wo etwa eine Thüre oder ein Fenster offen gefunden oder gutwillig geöffnet wurde, da entgingen die Bewohner selten dem Raube und andere Unordnungen. Rund um die Stadt loderten ähnliche Wachfeuer, die eine gleiche Zerstörung in der umliegenden Gegend bewirkten. Bei dem heftigen Winde und bei der gänzlichen Nachlässigkeit und Zügellosigkeit der Truppen, ist es fast ein Wunder zu nennen, daß unsere Stadt nicht das Schicksal so vieler russischen Städte hatte, besonders da französischer Seits nichts zur Steuerung dieses Unwesens geschah, und da nur sehr wachsame Polizei und Bürgerpatroullen eine schwache Gegenwehr leisten konnten. Die Angst aller Bewohner dieser Stadt war unbeschreiblich, und hörte erst auf, als um 1 und 2 Uhr des folgenden Morgens die Truppen plötzlich aufbrachen, und eiligst theils nach Marienburg, theils gerade nach Danzig gingen. Bei Tagesanbruch zeigten sich schon Kosaken in der Stadt, welche die Einwohner freundlich grüßten, und bald auch mit Zutrauen und Freude bewillkommt wurden. Um 10 Uhr Vormittags rückte das kaiserlich-Russische Armee-Corps, unter Commando des Herrn General-Lieutenant Grafen von Platow Excellenz, ein, und setzte nach einigen Erholungsstunden seinen Marsch auf Marienburg fort. Die Franzosen haben 1500 Kranke ohne alle Hülfe und Pflege zurückgelassen, deren Elend in den ersten Tagen grenzenlos war, weil der französische Lazareth-Direktor, die französischen Aerzte, Chirurgen und Apotheker sich mit den Truppen entfernt haben. - Rußlands Triumph. Oder das erwachte Europa. Berlin, 1813.
- w:de:Elbląg (ˈɛlblɔ̃k), deutsch Elbing, ist eine kreisfreie Stadt in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren nahe der Ostseeküste. Die Stadt liegt am Südwestrand der Elbinger Höhe in der Elbinger Niederung nahe der Mündung der Flüsse Elbląg (Elbing) und Nogat in das Frische Haff (Zalew Wiślany). Sie liegt etwa 30 Kilometer südwestlich von Frombork (Frauenburg), 30 Kilometer nordöstlich von Malbork (Marienburg) und etwa 60 Kilometer südöstlich von Danzig (Gdańsk). - 1807 besetzten Napoleons Truppen Elbing und erzwangen innerhalb von vier Tagen eine Kontribution von 200.000 Talern. Am 8. Mai 1807 hielt Napoleon I. in Elbing eine große Truppenparade ab. Vom Dezember 1812 bis Januar 1813 musste die Stadt nach seinem gescheiterten Russlandfeldzug 60.000 zurückflutende französische Soldaten, 8.000 Offiziere und 22.000 Pferde ernähren. - 1781: 15.768 Einwohner, von Deutschen bewohnt, fast sämtlich Evangelische, einige mennonitische Familien, in den Vorstädten einige Katholiken; 1817: 18.407
4. Januar
BearbeitenKönigsberg wird von den Franzosen gänzlich geräumt.
Wien. Alle Gouverneure von Oestreich wurden auf heute hierher einberufen, und zugleich wurde bekannt, daß Oesterreich zum Frühjahr eine imponirende Macht aufstellen könne.
5. Januar
BearbeitenKönigsberg. wurde von den Russen besetzt.
- w:de:Königsberg (Preußen): Unmittelbar nach der Niederlage von Napoleons Grande Armée im Russlandfeldzug 1812 und nach der Unterzeichnung der Konvention von Tauroggen ritt General Yorck von Wartenburg in die Stadt ein. Wiederum in Königsberg begann die organisierte Befreiungsbewegung gegen Napoleon, indem Yorck im Haus der Ostpreußischen Landschaft die Aufstellung der Ostpreußischen Landwehr forderte.
- w:de:Ludwig Yorck von Wartenburg: Johann David Ludwig von Yorck, ab 1814 Graf Yorck von Wartenburg (* 26. September 1759 in Potsdam; † 4. Oktober 1830 in Klein Öls bei Breslau)[1] war ein preußischer Generalfeldmarschall, der in Napoleons Russlandfeldzug 1812 das preußische Hilfskorps anführte. Ohne Ermächtigung König Friedrich Wilhelms III. unterzeichnete er am 30. Dezember 1812 mit dem russischen Feldmarschall Hans Karl von Diebitsch die Konvention von Tauroggen.
w:de:Russlandfeldzug_1812#Auflösungserscheinungen: Das österreichische Korps stellte am 5. Januar die Kampfhandlungen ein. Es bestand ursprünglich aus 33.000 Mann und zählte am Ende des Feldzugs noch 20.000 Mann, hinzu kamen Reste des 7. Korps.
6. Januar
BearbeitenWillna. Der Kaiser Alexander reißt zur Armee nach Deutschland ab.
Danzig. Der franz. General Rapp machte einen Tagesbefehl bekannt, nach welchem jedem, welcher Reden zum Nachtheil der Franzosen führe, auf der Parade die Haare abgeschoren werden sollen. Er sagte zugleich: "Wenn die Elemente einen Augenblick den Glücksstern gebleicht haben, so wird er doch bald seinen ganzen Glanz wieder erhalten, und die franz. Adler werden Ehrfurcht gebietender als je wieder erscheinen."
Marienwerder. Klagen des Vicekönigs von Italien über die falschen Berichte der Russen in der Petersburger Zeitung.
7. Januar
BearbeitenBerlin. Der General-Major von Krusemark begiebt sich wieder auf Befehl des Königs auf seinen Gesandtschaftsposten nach Paris. Dahin reißt auch der Preuß. Geheime Staatsrath Begnelin.
Stockholm. Bericht des Staatsministers über das seit 2 Jahren zwischen Schweden und Frankreich bestehende politische Verhältniß, mit 17 Actenstücken.
8. Januar
BearbeitenThorn. Klagen des Fürsten von Eckmühl über die falschen Berichte der Russen.
10. Januar
BearbeitenElbing. Klagen des Herzogs von Elchingen über die falschen Berichte der Russen.
11. Januar
BearbeitenParis. Napoleon hat durch ein Senatuskonsult beschlossen, daß 350,000 Mann zur Disposition des Kriegsministers gestellt seyn sollen, nemlich 100,000 von der Conscription der Jahre 1809, 10, 11 und 12, 100,000, welche die 100 Kohorten des ersten Aufgebots der Nationalgarde bilden, und 150,000 Mann von der Conscription von 1814.
12. Januar
BearbeitenBerlin. Der Fürst von Hatzfeld ging mit Aufträgen von dem Preußischen Hofe nach Paris.
Weichselstrom. Das Oestreichische Armee-Corps unter dem Fürsten von Schwarzenberg hat sich südlich von Warschau in Cantonnements begeben.
13. Januar
BearbeitenBerlin. Der franz. General Grenier traf mit seinem Corps hier ein.
Marienwerder mußten die Franzosen verlassen und den daselbst angelegten Brückenkopf und mehrere Gefangen den Russen überlassen.
Paris. Der preuß. Gesandte General-Major von Krusemark traf hier ein.
15. Januar
BearbeitenPosen. Der König von Neapel traf zurückziehend hier ein, übergab das Commando über die große Armee dem Vicekönig von Italien und reiste nach Neapel ab. Der Moniteur berichtet über diesen Umstand, daß der Vicekönig mehr Uebung in einer großen Administration habe, und das völlige vertrauen des Kaisers besitze.
16. Januar
BearbeitenDanzig wurde von den russischen Truppen eingeschlossen.
19. Januar
BearbeitenDresden. Durchreise des Königs von Neapel.
21. Januar
BearbeitenLyck. In diesem Preußischen Grenzstädtchen traf heute der Kaiser Alexander ein, und wurde von den Einwohnern jubelnd empfangen.
Berlin. Die Ueberbleibsel der französischen Armee fangen an hieselbst einzutreffen.
Dresden. Aufruf des Königs von Sachsen an die Bewohner des Herzogthums Warschau, die Waffen gegen die Russen zu ergreifen.
22. Januar
BearbeitenPotsdam. Abreise des Königs von Preußen nach Breslau.
23. Januar
BearbeitenDresden wird von dem Könige von Sachsen verlassen, und derselbe erklärt, dem politischen Systeme, welchem er sich seit 6 Jahren angeschlossen, treu zu bleiben. Er begab sich nach Plauen im Voigtlande.
Berlin. Tagesbefehl des Herzogs von Castiglione (Augereau) daß die Subaltern-Offiziere, Administrateurs und Employes, zur Armee gehörend, binnen 24 Stunden die Stadt verlassen sollen.
25. Januar
BearbeitenBreslau. Ankunft des Königs und des Kronprinzen von Preußen.
27. Januar
BearbeitenParis. Der heutige Moniteur macht folgendes bekannt: "Deutschland hat jetzt nichts zu fürchten, weder von den Intriguen Englands, noch von dem Einbruche des Feindes, der sein Land nur durch Verwüstung desselben, und seine Hauptstadt nur durch Verbrennung derselben, vertheidigen konnte. Wir sind autorisirt, diese Darstellung zu machen, um die guten Bürger Deutschlands und Frankreichs zu beruhigen."
Ferner: Der König von Neapel hat Unpäßlichkeit halber das Commando der Armee nicht behalten können; die ganze Cavallerie zu Fuße sey bei der Oder angekommen; der König von Preußen reorganisire sein Contingent zwischen Stettin und Colberg.
30. Januar
BearbeitenNeapel. Der König traf wieder in Caserta ein.
- Caserta, Stadt mit einem Bißthum, unter den Erzbischof zu Capua gehörig, in Terra di Lavoro, in Neapel, war sonst der Hauptort eines Fürstenthums, das König Carl 1759. der Familie Gaetani für 489,000 Silber-Ducaten abgekauft hat. Seit 1752. ist ein ungemein kostbarer Palast und Garten daselbst angelegt worden. Die Stadt mit ihren kleinen Gebiete hat 15,912 Einwohner. - Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
Warschau. Der Rath der Minister setzt in 9 Artikeln fest, daß auf 50 Schornsteine ein Mann mit Bewaffnung, Equipirung und einem Pferde, noch vor dem 10. Februar gestellt werden soll, xc. zum Schutz gegen die neuen Ueberfälle der Russen.
31. Januar
BearbeitenBreslau. Ankunft des französischen Gesandten Grafen von Saint Marsan.
Dragebrück unweit Driesen. Die ersten Kosaken gehen über die Grenze der Neumark.