Projekt:Altes Dresden/Geschichte/Napoleonzeit/Gebäude/Augustusbrücke

Kriegsschauplatz im Jahre 1813

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Der schönste Standort ist die Elbe- oder Augustus-Brücke.

Mann muß sie des Nachts vom Brühl'schen Garten, von der Allee oder vom Chaussee-Hause, am Wege nach Übigau, sehen. Der erleuchtete Bogen, welcher über dem dunkeln Strome schwebt, und zwei in Nebel schwimmende Städte vereinigt, stellt das Große und Wunderbare vor die Phantasie hin. Am Tage fliegt der Blick von ihr herab über den ruhigen Strom zu den Wohnungen der Fröhlichen hin. Reihen sich nicht dort, wie Perlen an einander, die Altäre des Lyäus? Die Sonne wirft die Strahlen an die Berge hinauf; und aus allen den Gebäuden, die ein leichter, Heiterer Sinn auf die Höhen setzte, schauen vergnügte Menschen in das sanfte Thal hernieder. Die Sonne sinkt, und Gondeln mit farbigen Wimpeln landen an den Rebenhügel. Man schwimmt mit der leichten Welle in die Stadt zurück und erwartet frohen Muthes den Morgen und die Arbeit.

Die Dresdner Brücke ist einfacher und schöner als die Prager und Regensburger: Letztere besonders hat etwas Schwerfälliges in ihrer Form. Die Austritte mit Bänken, welche die runden Pfeiler einfassen, geben der Dresdner einen großen Vorzug. Das Ganze zeigt eine freie Gallerie, die ein leichter, kühnen Bogen trägt. Siebzehn Pfeiler von Quadern bilden sechszehn Bogen. Eiserne Klammern, die in Blei eingegossen sind, befestigen die Grundstücke. Sonst hatte die Brücke 800 Schritt Länge. Allein Kurfürst Moritz ließ der Befestigung wegen, fünf Pfeiler, und August II. wegen des Baues der katholischen Kirche, zwei Pfeiler am linken Ufer ausfüllen. Dadurch hat die Brücke, aber kaum bemerkbar, etwas an Ebenmaß verloren. Sie ist noch 552 Schritt lang. Die erste steinerne Brücke von 24 Pfeilern, welche unter Heinrich dem Erlauchten in den Jahren 1260 bis 1270 von Mathäus Fotius vollendet worden war, hatte die Eisfahrt 1343 fast ganz weggerissen. Sie wurde im Jahre 1344 von Pirna'schen Quadern neu erbaut. Die Geschichte ihrer Verzierungen zeigt, wie sich allmählich der Geschmack veredelte. Noch im Anfange des vorigen Jahrhundertes sah man, dem Crucifixe gegenüber, die Öffnung, durch welche die Kindermörderinn in die Elbe geworfen worden. Auf August's II. Befehl verschönerte sie der Oberlandbaumeister Pöpelmann im Jahre 1727 - 32, durch die Erhöhung des Fahrweges, der 13 ½ Elle breit wurde, durch das Herausrücken und Anlegen der Trottoirs, welche 2 ¼ Elle breit und mit Quadern belegt sind, durch das 1 ¼ Elle hohe eiserne Gitterlehnwerk, das mit 34 eisernen Laternenstöcken versehen ist, und durch die halbzirkelförmigen Austritte mit steinernen Ruhebänken, deren auf jeder Seite 18 sind. Über 800 Personen können bequem auf der Brücke sich vertheilen. Auch ließ August II. das acht Ellen hohe Kreuz, welches unter Johann Georg II. von Herold, nach Hilgers Patrone gegossen werden war, durch Debold neu vergolden, und in dem Hauptpfeiler, ehemals dem mittelsten, der jetzt der fünfter linker Hand und der größte ist, auf einem zwölf Ellen hohen Felsen, den Kirchner aus Pirna'schen Steine gearbeitet hatte, aufrichten. Das Kreuz wiegt 25 Centner; das Ecce Homo 8 Centner. Die Inschrift J.N.R.J. ist nicht daran befindlich. Es wurde durch einen Einguß von 5 Centner Blei im Felsen befestiget. Unter ihm liegt einen kupferne, stark vergoldete 1 ¼ Elle hohe Weltkugel, um welche sich eine 3 Ellen lange Schlange windet. Am Felsen enthält eine Tafel von italienischen Marmor die Inschrift: Joan. Georg II. Elector Aere Fudit. Frider. August. Rex Ornavit et Lapide Substuxit. Die metallenen und vergoldeten Buchstaben hat eine Schildwache im siebenjährigen Kriege ausgebrochen, daher sieht man nur noch die ausgehauenen Züge.

Der Rath unterhält die Brücke von den Einkünften des Brückenamtes und vom Brückenzolle, der jährlich 300 Thaler beträgt. Er wird von Wägen mit Frachtgütern und vom Vieh, das zum Verkauf bestimmt ist, erlegt.

Kriegsschauplatz im Jahre 1813. Beschreibung der Haupt- und Residenzstadt Dresden nebst einer umständlichen Schilderung des Königreichs Sachsen. Breslau 1813.


Der neunzehnte März 1813.

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Der Mann, der so unendlich vielen Jammer in Deutschland anrichtete, -- Davoust, oder Fürst von Eckmühl -- hat auch die Zerstörung der herrlichen Dresdner Brücke befohlen. Seit dem fünfzehnten des Monats März hatte man nach und nach fünf Oefnungen in einen Pfeiler und die anliegenden Bogen gegraben. Gegen dreyßig Bergleute von Freyberg mußten von französischen Artilleristen geleitet, das innere der gewaltigen Steinmasse schichtenweise aushölen, Leitungsschläuche, mit Pulver gefüllt, blickten aus den zugeworfenen Oefnungen und in den ersten Stunden des heutigen Vormittags wurde die Leitung angezündet. Das aufblitzende Zündpulver schlängelte sich zu dem ausgehölten Pfeiler. Man bemerkte schwarzer Dampf auf der Brücke, dann stieg ein weisser Stral empor, hernach eine Feuersäule. Der Pfeiler schien sich zu dehnen und Flammen fuhren aus den geöfneten Fugen; die beeden angliegenden Bogen hoben sich und als in den nächsten Augenblicken Pfeiler und Bogen mit dumpfen Schlägen in die aufbrausenden tiefen Fluten gestürzt waren, verhüllten finstere Rauchwolken die weite Kluft. *) Die Erschütterung war unbedeutend und ohne nachtheilige Folgen für die übrigen Theil der Brücke, weil die Einrichtung so gemacht war, daß die Sprengungsstoffe nach unter zu wirken mußten.

*) S. Züge zur Geschichte Dresdens und des Kriegs in Sachsen im Jahr 1813. Europäische Annalen 10 u. 11te St. von 1813.

Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.

Literatur

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Anmerkungen

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