Projekt:Altes Dresden/Geschichte/Napoleonzeit/Gebäude/Römischkatholische Kirche

Neue Ansicht von Dresden 1799

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Nicht ohne Vorsatz habe ich das Herrlichste auf die Lezt gespart, und ich eile zu dem Meisterwerke des Gaetano Chiaveri, zu

Der römischkatholischen Kirche.

Um diesem Tempel einen anständigen Platz zuzutheilen, wurden der Elbbrücke zwei Pfeiler genommen und verschüttet. Im Jahre 1739 legte man seinen Grundstein. Er hat eine länglichte Form, und ein mit Kupfer belegtes Dach ruhet auf ihm, welches Bildsäulen von Heiligen -- Werke von Mattielli's Meisel -- umringen. Mit bewundernswürdiger Leichtigkeit heben sich die Säulenreihen des Thurms in die Luft, dessen Höhe, mit Einschluß des Kreuzes auf demselben, 151 Elen beträgt. Die Hauptthüre der Kirche, welche auf dem Vorplatze der Brücke sind befindet, bringt dem, der über ihre Schwelle tritt, sogleich die Himmelfahrt des Erlösers vor die entzückten Blicke, die che über dem prächtigen, aus sächsischem Marmor bestehenden, Altar sich zeigt. Gewiß gewinnt der große Mengs durch dieses Gemälde in einem Augenblicke mehr Gemüther für eine heilige Erhebung, als es manchem Kanzelredner, durch stundenlange Predigten gelingen mag. -- Mit überirdischen Gefühlen durchwandelt man die hohen, gewölbten, hallenden Gänge, und die gedankennährende Stille, nur von dem Flüstern frommer Beter, bei denen man vorübergeht, sanft unterbrochen, zieht einen, selbst unwillkührlich, in die heilige Region der Andacht hinein. Die Phantasie, mit den reizendsten Bildern angefüllt, kennt keine Ruhe, als bis sie dem Herzen alles mittgetheilt hat, was sie in diesen heiligen Hallen empfing.

An den Plafonds befinden sich Freskogemälde von Balco und Torelli. Die Fussböden, zum Theil auch die Wände, sind mit Marmor belegt und alle Altäre mit Gemälden geschmückt.

Die Kirche wird in verschiedne Kapellen abgetheilt, welche Heiligen geweiht sind. Die kuhrfürstlichen Logen hat man in der Emporkirche, dem Hochaltar zur Rechten, angebracht.

Ein Meisterwerk des berühmten Silbermanns ist die Orgel in dieser Kirche. Nach Kennerausspruch, verdient sie vor der in der Frauenkirche den Vorzug.

Unter den Priestern an der katholischen Hofkirche, zeichnet sich in der Redekunst besonders der Pater Schneider aus. Die Schönheit seines Vortrags bewährt sich wohl am besten durch den Umstand, daß er gewöhnlich unter seinen aufmerksamen Zuhörern, auf viele Anhänger Luthers und Kalvins rechnen kann. Am stärksten sind seine Fastenpredigten besucht, so daß die Gegend um die Kanzel her, oft unzugänglich wird.

Als untergeordnete Aufseher in Kirchenpolizeifachen, schreiten zwei ansehnliche Männer in Hoflivrei, mit ungeheuren Stöcken bewafnet, gravitätisch einher, und bieten den Plauderern, oder denen, welche sich eine etwas heftige Promenade in den Gängen erlauben, Ruhe und Stillstand.

Neue Ansicht von Dresden. Für Reisende von einem Reisenden. Leipzig, bey Friedrich August Leo. 1799.