Projekt:Altes Dresden/Geschichte/Napoleonzeit/Personen/Louis-Nicolas Davout
Allgemein
Bearbeitenvgl. Louis-Nicolas Davout
Vollständige Rangliste 1796
BearbeitenDavoust (Ludwig Nikolas), -- Unterlieutenant im 18ten Kavallerie Regiment im J. 88; Bataillonschef; General-Adjutant, und Brigade-General den 24sten Sept. 94.
Guter Offizier, der der Revoluzion gute Dienste geleistet hat; noch jung, und zu früh zum Divisions General gemacht.
Vollständige Rangliste aller Generale und General-Adjutanten in den Armeen der französischen Republik. 1796.
Politisches Journal 1806
BearbeitenDer Marschall Davoust. Eine biographische Skizze.
"Der Marschall Davoust that in der Schlacht bei Jena, auf dem rechten Flügel der Französischen Armee, Wunder mit seinem Corps. Er behauptete sich nicht allein, sondern vertrieb stets fechtend, drei Stunden hindurch das Gros der Preußischen Truppen, die von der Seite von Kösen her debouchiren sollten. Dieser Marschall hat eine ausgezeichnete Tapferkeit und Festigkeit des Charakters bewiesen, die erste Eigenschaft eines Kriegers." Dies ehrenvolle Lob wurde dem Marschall Davoust von dem Kaiser Napoleon in dem fünften Bulletin ertheilt, welches die Beschreibung der Schlacht bei Jena enthält. Man wird dadurch um so aufmerksamer auf einen General, dessen früheres Leben wenigen bekannt ist, und der sich durch sein Verdienst schnell zu den höchsten militärischen Graden hinaufgeschwungen hat.
Louis Nicolas Davoust wurde am 10ten Mai 1770 zu Avaux, im Canton d'Avalon, Departement de L'Yonne, geboren, und mit Bonaparte in der Ecole Militaire zu Paris erzogen. Im Jahr 1785 war er Unter-Lieutenant beim Cavallerie Regimente Royal Champagne. Die Revolution brach aus; die mehresten seiner Kameraden wanderten aus. Davoust theilte ihre Meinungen nicht, und blieb in Frankreich, ungeachtet alle Verdrüßlichkeiten und Neckereien, denen alle Offiziere ausgesetzt waren, die sich für die Revolution erklärten. Allein mit der ihm eignen Festigkeit des Charakters bestand er diese Unannehmlichkeit, und blieb seinem Vaterlande getreu.
Im Jahr 1790 bildeten sich überall Volontär-Bataillons. Davoust legte seine Lieutenants-Stelle in Royal Champagne nieder, und wurde zum Chef des dritten Bataillons de l'Yonne ernannt. Dies Bataillon diente mit Auszeichnung bei der Nordarmee, und besonders legte Davoust eine charakteristische Kühnheit und Bravour an den Tag. Einige Tage vor der Schlacht bei Jemappe überfiel er zu wiederholtenmalen feindliche Posten bei Condi, und führte in den Gegenden dieser Stadt einen sehr gefährlichen kleinen Krieg, aus welchem er sich mit Geschicklichkeit herauszog. Von dieser Epoche an konnte man voraussehen, daß er einst unter den talentvollsten Offizieren der Französischen Heere glänzen würde. Er befand sich bei allen Gefechten des Feldzugs von Dumouriez, und als dieser General sich zurückzog, war sein Bataillon bei mehrern Vorfällen vom größten Nutzen.
Als Dumouriez nach der verlornen Schlacht bei Nerwinden daran zweifelte, dem Convente Gesetze vorzuschreiben, faßte er den Entschluß, mit den Feinden zu unterhandeln und ihnen seine Armee und die von ihr vertheidigten festen Plätze zu überliefern. Seine Absicht wurde entschleiert, und sie empörte alle Krieger, die ein Französisches Herz im Busen trugen. Der Bataillons-Chef Davoust gab bei dieser Gelegenheit einen Beweis der edelmüthigsten Ergebung. Nachdem er sich mit einigen Offizieren vereinigt hatte, entwarf er das kühne Unternehmen, sich Dumouriez's zu bemächtigen; es fehlte nicht viel daran, daß es ihm gelang. Mit Mühe entging Dumouriez der Gefahr, die ihm drohte, indem er sich zu den Oesterreichern flüchtete. Wenn man Davoust's Kühnheit bei diesem Vorschlag in Erwägung zieht, wenn man sie mit den geringen Mitteln vergleicht, die ihm dabei zu Gebote standen, so muß man gestehen, daß der Versuch, eine solche That zu wagen, eine muthige Entschlossenheit voraussetzt, die der auf dem Schlachtfelde erforderlichen Unerschrockenheit nichts nachgiebt. Dieser Zug macht damals viel Aufsehen, und das Bataillon von Davoust erhielt das ihm gebührende Lob.
Durch eine jener Eigenheiten, deren nur eine Revolution fähig ist, wurde Davoust, dessen Patriotismus und Treue nicht mehr zweideutig seyn konnten, genöthigt, seine Entlassung zu nehmen, weil er zur Classe des Adels gehörte. Er war gerade damals, im Junius 1793, zum General ernannt worden. Der neunte Thermidor rief ihn wieder zu den Fahnen; er begab sich zur Mosel-Armee, und wurde bei Luxemburg gebraucht. Hier entwickelte er mehr im Großen die militärischen Talente, die er hatte blicken lassen; blos mit 4000 Mann erhielt er in verschiedenen Gefechten Vortheile über die Oesterreichische Garnison, die 14 bis 16,000 Mann stark war.
Eine seiner Thaten bei der Blokade von Luxemburg verdient einer Erwähnung in den Annalen der Kriege. Unterrichtet, daß der Mangel der Garnison und der Einwohner zunehmen würde, wenn man eine Mühle auf dem Wege nach Lüttich zerstören könnte, faßte er den Entschluß, sie in Brand zu stecken. Diese Mühle lag aber innerhalb der Festungswerke und vor den Thoren. Er nimmt in einer Nacht die Grenadier-Compagnie des ersten Bataillons der Vosges, übersteigt die Palisaden, hebt mehrere Oesterreichische Posten im bedeckten Wege auf, gelangt zur Mühle, macht ein Piquet von 44 Mann nieder, legt Feuer an, und zieht sich nur mit Verlust eines Grenadiers wieder zurück. In der Festung wird der General-Marsch geschlagen, die Garnison machte bis zum Anbruch des Tages ein ununterbrochenes Kartätschenfeuer; endlich verliert sich die Besorgniß eines Sturms, um dem Schauspiele eines vor den Thoren der Stadt niedergemachten Posten Platz zu machen. Damit dieser Act der Entschlossenheit das Selbstvertrauen der Besatzung nicht erschüttern möchte, machte der alte Feldmarschall Bender am folgenden Tage einen Ausfall. Er mußte sich aber mit Verlust von 1200 Verwundeten zurückziehen, deren Zurückbringung in die Festung nicht verhindert wurde, um den Augenblick zu beschleunigen, wo der Hunger die Thore öffnen mußte.
Davoust verließ den Schauplatz von Luxemburg um unter Pichegru am Rheine zu dienen. Dieser ließ ihn mit den Generalen Ducirat und Cavrois in Mannheim, unter den Befehlen des Generals Montaigu. Viele Fehler lähmten in diesem Feldzuge den Muth des Soldaten, und führten die Einnahme von Mannheim herbei. Davoust wurde zum Kriegsgefangnen gemacht, einige Monate nachher wieder ausgewechselt, und dann wieder bei der Rheinarmee angestellt, deren Uebergang über diesen Fluß er leiten half. Er commandirte eines der drei Corps, die unter Duhesme den wahren Angriff machen sollten. So wie die Truppen das rechte Ufer betraten, formirte Davoust sie in Colonnen, die gegen das lebhaft vertheidigte Dorf Diersheim anrückten. Davoust eroberte und behauptete das Dorf nach einem mörderischen Kampfe, der am folgenden Tage wieder erneuert wurde.
Nach diesem Erfolge suchte der Obergeneral Moreau die Oesterreichische Armee zu trennen, gegen deren Centrum er in dieser Absicht sein ganzes Bestreben richtete. Die Oesterreicher hielten diese neuen Angriffe nicht aus, und bestimmten sich zum Rückzuge. So wurde der Feldzug unter günstigen Vorbedeutungen für die Franzosen eröffnet, als der Friede, das Resultat der Siege der Italienischen Armee, plötzlich den Marsch der Rhein-Armee aufhielt. Jetzt wendete sich Davoust zu dem Eroberer Italiens, an den sein Enthusiasmus ihn mit vielen Kriegern fesselte. Auch wurde er zum Theilnehmer an der Expedition erwählt, die im Hafen von Toulon ausgerüstet war.
Die Flotte ging unter Segel, besuchte Malta, landete in Alexandrien; bald waren die Mammelucken aus Aegypten vertrieben. Bonaparte übertug dem General Davoust nebst Desaix das Commando in Ober-Aegypten. Wie er diesen Auftrag erfüllt, wie er nach unzähligen kleinen Gefechten Murad-Bey überwand, und ganze Horden von Arabern bekriegte, kann hier des beschränkten Raums wegen nicht erzählt werden. Eben war er im Begriff die Araber zu verfolgen, als man ihn benachrichtigte, daß Cairo und ganz Nieder-Aegypten im Aufstande wären. Davoust fühlte die Nothwendigkeit, den wesentlichsten Punct von Aegypten zu retten. Er eilte nach Cairo, durchstreifte das Land, zerstreute die Mißvergnügten, und ging nach Cairo zurück, wo er den aus Syrien zurückkehrenden Obergeneral Bonaparte erwartete.
Einige Tage nach der Ankunft desselben in Cairo, landeten 18,000 Türken zu Abukir, und nahmen das Fort und die Verschanzungen ein. Bonaparte verließ Cairo. Sieben Tage nachher erfocht er mit seiner Avantgarde, bei der sich Murat und Lasne befanden, über die Türken einen Sieg, an welchem die einen Tagemarsch entfernten Divisionen Kleber und Regnier keinen Antheil nahmen. Die übriggebliebenen Türken flüchteten sich in das Dorf und das Fort Abukir. Man verlor mehrere Tage hindurch viele Leute bei den auf sie gemachten Angriffen; der General Lasne wurde verwundet. Hier erwarb sich Davoust das Lob des Obergenerals Bonaparte; er griff das Dorf an, schlug die Türken, stürzte tausend derselben in das Meer, und die übrigen in das Schloß. Hiermit endigte sich die Operationen des Generals Davoust in Ober- und Nieder-Aegypten. Nach der Convention von El Arisch schiffte er sich mit Desaix in Alexandrien ein, um nach Frankreich zurückzukehren.
Sie sehnten sich beide nach dem Vaterlande; aber tausend Hindernisse stellten sich ihren Wünschen entgegen. Nach einer dreißigtägigen widrigen und stürmischen Fahrt, nachdem ihr Leben in einem Sicilianischen Hafen bedroht gewesen war, erblickten sie die Hierischen Inseln; und schon überließen sie sich der Freunde, Frankreich wiederzusehen, als sie in einem dichten Nebel plötzlich auf eine Englische Fregatte stießen, die sie nach Livorno zum Admiral Lord Keith führte. Anstatt sie in Freiheit zu setzen, wie er es hätte thun sollen, stellte dieser sie unter Quarantäne, indem er ihnen anzeigte, daß er sie nicht eher freilassen könnte, als bis er durch die Befehle seiner Regierung in Hinsicht der Convention von El Arisch dazu angewiesen seyn würde. Wie gemeine Kriegsgefangene behandelt, brachten Davoust und Desaix einen Monat in einem engen Lazareth zu. Endlich wurden sie in Freiheit gesetzt, und nach fünf Tagen landeten sie in Toulon. Sobald als Bonaparte die Ankunft des Generals Davoust erfuhr, befahl er ihm, sich nach gehaltener Quarantäne nach Paris zu begeben. Er empfing Davoust mit Zuneigung, ernannte ihn zum Divisionsgeneral, und übertrug ihm das Commando der Cavallerie der Italienischen Armee.
Der General Brune führte nach der Schlacht bei Marengo den Oberbefehl in Italien. Er wollte als der Vorhang des Kriegs wieder aufrollte, den Schauplatz desselben jenseits der Etsch verlegen, und beschloß in dieser Absicht den Uebergang über den Mincio, der bei Pozzolo Statt hatte. Die Erbitterung, mit der man um den Besitz dieses Dorfes kämpfte, hat es berühmt gemacht: dreimal wurde es genommen und wiedererobert. Der General Davoust, der Waffengefährte und treue Freund des tapfern Desaix, trug mit einigen Dragoner Regimentern viel zu dem Erfolge der Französischen Waffen bei. Er warf die Ungarischen Grenadiere, und fesselte den lange ungewissen Sieg. Bei den Uebergängen über die Etsch und Brenta, und in mehrern Gefechten leistete er ebenfalls wichtige Dienste in Italien, bis zu dem Waffenstillstand von Treviso, dem der Lüneviller Friede folgte.
Bonaparte, damals noch Oberconsul, säumte nicht, den Muth und die Ergebung des Generals Davoust zu belohnen, der sich seine Achtung in Aegypten eigen gemacht hatte. Er rief ihn an die Spitze des tapfern Corps, welches sich in der Schlacht bei Marengo den Namen Granitsäule erwarb, ernannte ihn zum Chef der Grenadiere der Consularischen Garde. Dies Commando behielt Davoust auch unter dem Titel eines General-Obersten, als Napoleon Bonaparte die Kaiserkrone annahm, und sich mit einer noch glänzenderen und zahlreicheren Garde umgab. Zugleich wurde Davoust zum Marschall des Reiches und zum Großkreuz der Ehrenlegion erhoben. Bald darauf erhielt er den Oberbefehl über eines der Lager an der Küste, deren Errichtung England einen Augenblick mit einer ernstlich gemeinten Landung zu bedrohen schien. Diese Lager löseten sich nachmals in eine große Armee auf, die, in sieben Corps getheilt, unter der Oberleitung Napoleons in das Herz der Oesterreichischen Monarchie drang. Der Marschall Davoust führte eins dieser Armee-Corps nach Ulm und in die Schlacht bei Austerlitz, und blieb nach geschlossenem Frieden mit demselben in Deutschland stehen. Der im verflossenen Octobermonate ausgebrochene, und auch an einem Tage sobald fürs Ganze entschiedene Krieg zwischen Frankreich und Preußen, versetzte das Davoutssche Corps schnell nach Sachsen, und auf das der Geschichte unvergeßliche Schlachtfeld bei Jena, auf welchem es nach dem Französischen Offizialberichte Wunder that. Dem unerschütterlichen, tapfern Anführer desselben, der der Held des Tages gewesen, war, wie man versicherte, von Napoleon, zur Belohnung, ein Fürstenthum in dem nunmehr gänzlich aufgelöseten Deutschen Reiche bestimmt.
Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Hamburg in der Hoffmannschen Buchhandlung. Jahrgang 1806.
Conversations-Lexicon 1816
BearbeitenDavoust (eigentlich D'Avoust), sonst Herzog von Auerstädt und Fürst von Eckmühl genannt, Reichsmarschall,
Davoust, geb. den 10. Mai 1770 zu Annon im ehemaligen Burgund, aus einer angesehenen Familie, studirte zu gleicher Zeit mit Bonaparte auf der Militärschule zu Brienne. Im J. 1785 war er Unter-Lieutenant im Cavallerieregimente Royal Champagne, 1790 wurde er zum Chef des dritten Volontair-Bataillons der Yonne ernannt. Er zeichnete sich unter Dumouriez in den Schlachten von Jemappe und Neerwinden durch kühne Tapferkeit aus. Als Dumouriez nach der Schlacht von Neerwinden mit Coburg unterhandelte, entwarf Davoust das kühne Unternehmen, sich Dumouriez in der Mitte seiner Armee, zu bemächtigen, und es fehlte wenig, daß er es ausführte. Dieser Zug machte damals Aufsehen, und er erwarb ihm die Gunst der damaligen Machthaber. Im Juni 1793 wurde er zum General ernannt, aber durch das Decret, das alle ehemaligen Adligen außer Thätigkeit setzte, genöthigt, seine Entlassung zu nehmen. Der neunte Thermidor rief ihn wieder zu den Fahnen, und er wurde zuerst wieder in der Moselarmee bei der Belagerung von Luxemburg gebraucht. Er diente dann unter Pichegru bei der Rheinarmee, wurde in Mannheim gefangen, aber bald wieder ausgewechselt, und befand sich bei dem berüchtigten Rheinübergange im Jahre 1797, bei welchem er sich durch kluge Anführung eben sowohl, als durch persönliche Tapferkeit auszeichnete.
Bei der Eröffnung der Italiänischen Feldzüge unter Bonaparte fesselte ihn sein Enthusiasmus bald an diesen mit unauslöslichen Banden, und er war einer seiner treuesten Waffengefährten. Er begleitete ihn nach Egypten, zeichnete sich auch hier durch Muth und Kühnheit aus, (er war es, der nach der Affaire von Abukir das Dorf selbst angriff und eroberte) und schiffte sich nach der Convention von El-Arisch mit Desaix in Alexandrien ein, um nach Frankreich zurückzukehren. Sie erblickten schon die Hierischen Inseln, als sie von einer Englischen Fregatte aufgebracht und nach Livorno zum Admiral Keith geführt wurden. Dieser, der wegen jener Convention noch ohne Instruction von seiner Hofe war, behandelte sie als Kriegsgefangene, und erst nach einem Monate erhielten sie ihre Freiheit und Erlaubniss zur Abreise nach Toulon. Bonaparte erfuhr seine Ankunft mit großer Theilnahme, ernannte ihn zum Divisions-General, und übertrug ihm das Commando der Cavallerie der Italiänischen Armee. Zur Belohnung der Dienste, die er namentlich in der Schlacht von Marengo leistete, ernannte ihn Napoleon zum Chef der Grenadiere der Consularischen Garden, die sich in dieser Schlacht mit Ruhm bedeckt und den Namen der Granit-Säulen erworben hatten. Alle diese Auszeichnungen verloren sich jedoch für das größere Publikum unter der Menge ihres Gleichen während dem Revolutionskriege, und als er nach der Thronbesteigung Napoleons (1804) zum Reichsmarschall und Großkreuz der Ehrenlegion auch Obristgeneral der kaiserl. Grenadiergarde ernennt ward, gehörte er, so wie einige Andere, als Mortier, Bessières, Soult, zu denen, die diese Würde nicht sowohl ihrem vorherigen Range in der Armee, als den Gunst des Kaisers und ihrer unverbrüchlichen Anhänglichkeit an seine Person zu verdanken hatten.
Das Glück gab ihm Gelegenheit in dem Feldzug von 1805, namentlich bei der Schlacht von Austerlitz, wo er den rechten Französischen Flügel commandirte, auszuzeichnen. Nach dem Presburger Frieden blieb er mit seinem Corps in Deutschland stehen. Der in October 1806 ausgebrochene Krieg versetzte dasselbe schnell nach Sachsen und auf das in der Geschichte unvergessliche Schlachtfeld bei Auerstädt, auf welchem er ebenfalls mit dem rechten Flügel der Französischen Armee eine isolirte Stellung behauptete, wodurch er so viel zur Entscheidung dieses Tages beitrug. Da er die fast getrennte Schlacht von Auerstädt durch seine geschickten Dispositionen allein gewann, und sich in dem Fortgange des Krieges in den ungetrübten Beifalle das Kaisers Napoleon erhielt, ernannte ihn dieser nach dem Frieden von Tilsit zum Herzog von Auerstädt. Er blieb in Warschau, ging dann nach Breslau und ward, da die große Armee aufgelöst wurde, zum Oberbefehlshaber der sogenannten Rheinarmee erhoben. Bei dem Wiederausbruche des Krieges mit Oesterreich 1809 schloß er sich mit seinem Corps an Napoleon an. Sein Marsch durch Oberpfalz an die Donau und die Tage von Regensburg waren eine sehr gefährliche Aufgabe. Er hatte wesentlichen Antheil an dem Siege von Eckmühl. An der Schlacht von Aspern konnte nur eine seiner 4 Divisionen Antheil nehmen, deren General, St. Hilaire, mit dem größten Theile seiner Truppen auf dem linken Donauufer umkam. In der Schlacht von Wagram commandirte er wieder den rechten Flügel, dessen Bewegungen hauptsächlich den Rückzug der Oesterreicher bewirkten. Nach dem Frieden erhob ihn Napoleon zum Fürsten von Eckmühl und nach Vereinigung der Hansestädte mit Frankreich zum General-Gouverneur der drei hanseatischen Departements.
Weniger ausgezeichnet war die Rolle, die er im Feldzuge 1812 und 1813 spielte. Aber in Schwedisch-Pommern, welches er am Anfange des Feldzugs besetzte, in Sachsen, wo er die Sprengung der schönen Elbbrücke veranstaltete, in Hamburg, wohin er nachher mit einem großen Corps vordrang, und wo er sich eine lange Zeit von allen Seiten eingeschlossen befand, nachdem er vorher mehrere fruchtlose Bewegungen nach allen Seiten gemacht; wird sein Name unvergeßlich seyn. Besonders hat er, während er Hamburg vertheidigte, durch grausame, durch den Zweck der Vertheidigung nicht immer geforderte Maaßregeln, durch die empörendste Härte gegen die Einwohner, durch die willkührlichsten Verletzungen des Privateigenthums, durch unmenschlichen Missbrauch der ihm anvertrauten Gewalt, durch zwecklose Zerstörungen, und durch die Beraubung der Bank seinen Charakter geschändet, und indem er sich bis in die letzten Tage des Aprils sträubte, die weisse Fahne aufzustecken, bewiesen, wie treu er seinem Tyrannen ergeben sey. Das Geschrey von diesem Betragen ging vor ihm voraus, als er nach Frankreich zurückkehrte; deshalb gestattete ihm der König nicht nur keine Audienz, sondern ließ ihn durch den Kriegsminister darüber zur Verantwortung ziehen, daß er mit Kanonen auf die weisse Fahne schiessen lassen, die Gelder der Bank hinweggenommen, und willkührliche Thaten begangen habe, die dahin zweckten, den französischen Namen gehässig zu machen. Davoust vertheidigte sich gegen diese Beschuldigungen in einer ausführlichen Denkschrift, (die er auch dem Drucke übergab) durch Berufung auf die Befehle seines Kaisers, auf die Noth, die ihn drängte, und auf die einem Festungscommandanten zustehenden Befugnisse. Aber die von ihm angeführten Vertheidigungsgrunde reichten nicht hin, ihn in dem Urtheile des Königs zu rechtfertigen. Er blieb deshalb ohne Anstellung; und erst nach vielen Negotiationen erhielt er (im Jan. 1815) die Erlaubniss, sich von seinem Landgute, wo er bisher verweilt hatte, nach Paris zu begeben.
Mit Napoleons Wiederkehr ging ihm ein neuer Stern des Glücks auf. Erst ernannte ihn der Usurpator zum Kriegsminister, und später, als die Feindseligkeiten eröffnet wurden, zum Gouverneur von Paris. Aber bald vernichtete der Schlacht bei la Belle Alliance die Hoffnungen der Bonapartisten, und die Macht der Sieger strömte gegen die Hauptstadt heran. Davoust setzte sich an die Spitze der Trümmer der Armee, verließ mit derselben, vermöge einer am 3. Jul. geschlossenen Convention, Paris, um sich hinter die Loire zurückzuziehen, ermahnte sie in einer Proclamation vom 11. Jul. sich an den König anzuschliessen, und ließ dann die weisse Fahne aufstecken. Am 1. Aug. übernahm der Marschall Macdonald das Commando der Armee; Davoust aber zog sich, mit seiner Familie, nach Louviers zurück, wo er nun, ohne Antheil an öffentlichen Geschäften, in der Stille lebt.
Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.