Singularitäten/Implizite Funktionen/Motivation/Einführung/Textabschnitt
Wir erinnern an den Satz über implizite Abbildungen, wie er in der Analysis II vorkommt.
Es sei offen und sei
eine stetig differenzierbare Abbildung. Es sei und es sei die Faser durch . Das totale Differential sei surjektiv.
Dann gibt es eine offene Menge , , eine offene Menge und eine stetig differenzierbare Abbildung
derart, dass ist und eine Bijektion
induziert.
Die Abbildung ist in jedem Punkt regulär und für das totale Differential von gilt
Das total Differential wird bezüglich der Standardbasen des bzw. des durch die Jacobi-Matrix
beschrieben. Damit das totale Differential surjektiv sein kann, muss gelten. In diesem Fall ist es das „typische Verhalten“, dass surjektiv ist und dass man daher den Satz anwenden kann. Der Satz über implizite Abbildungen gibt Anlass zu einer ganzen Theorie von geometrischen Objekten, den Mannigfaltigkeiten. Eine differenzierbare Mannigfaltigkeit ist ein topologischer Raum, der lokal wie eine offene Menge des aussieht (und wobei die Übergangsabbildungne stetig differenzierbar sein müssen). Der Satz über implizite Abbildungen besagt, dass die regulären Punkte einer Faser eine Mannigfaltigkeit bilden. Wenn man statt die komplexen Zahlen zugrunde legt, und die komplexe Differenzierbarkeit fordert, so gilt auch die komplexe Version des Satzes. Die Fasern sind dann komplexe Mannigfaltigkeiten.
Wir betrachten die geometrische Relevanz des Satzes in kleinen Dimensionen. Schon der Fall und ist sehr aussagekräftig, wir formulieren ihn explizit.
Sei
eine stetig differenzierbare Abbildung, sei und sei die Faser durch . Die Jacobimatrix sei surjektiv.
Dann gibt es eine offene Menge , , ein offenes Intervall und eine stetig differenzierbare Abbildung
derart, dass ist und eine Bijektion
induziert.
Hier kann man sich vorstellen, dass ein Gebirge über der Ebene beschreibt, die Fasern sind dann die Höhenlinien und der Satz besagt, dass diese in regulären Punkten lokal wie ein Graph zu einer stetig differenzierbaren Funktion in einer Variablen aussehen.
Eine Verallgemeinerung des letzten Satzes davon ist durch eine stetig differenzierbare Abbildung
gegeben. Die Menge nennt man auch eine Hyperfläche. In einem regulären Punkt, wenn man also den Satz über implizite Abbildungen anwenden kann, sieht eine solche Hyperfläche lokal wie eine offene Teilmenge des aus. Die „Dimension“ dieses geometrischen Objektes ist also um kleiner als die des umgebenden Raumes . Dies ist mit „Hyper“ gemeint, bei
ist eine Hyperfläche eine Fläche.