Theoretische Grundlagen

Wortarten

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(Anmerkung: Der Text dieses Abschnitts wurde übernommen aus dem Kurs:Kontrastive Syntax Deutsch-Englisch (SS 2017))

Die Wortart (lexikalische Kategorie) ist ein festliegendes Merkmal eines Wortes, das in der Syntax auf größere Einheiten weitervererbt wird (siehe nächster Abschnitt). Wir verwenden folgende Kategoriemerkmale:

  • N (Nomen, Substantiv)
  • V (Verb),
  • A (Adjektiv), schließt auch solche Adjektive ein, die in adverbieller Funktion gebraucht werden. Es ist strittig, ob englische Ableitungen wie beautifully weiterhin der Wortart A angehören, oder in eine eigene Wortart Adverb überwechseln.
  • P (Prä-/Postposition), im Deutschen existieren nachgestellte Wörter dieser Kategorie. (Siehe auch: w:Adposition)
  • Adv (Adverb), für eine Restklasse von unflektierbaren Wörtern, die nirgendwo anders eingeordnet werden können, z.B. dt. vielleicht, glücklicherweise, egal, anders.

Diese Wörter bilden sogenannte lexikalische Kategorien (Inhaltswörter), wobei der Status von P in dieser Hinsicht nicht einheitlich ist.

Zusätzlich wird eine Anzahl funktionaler Kategorien angesetzt (grammatische Funktionswörter):

In der generativen Syntax werden diese Merkmale, vor allem die funktionalen Kategorien, auch in Form von „leeren Kategorien" benutzt, d.h. sie sind als Positionen in der Struktur anwesend, auch wenn es kein Wort gibt, das die Merkmale sichtbar ausdrückt. Zum Beispiel kann der Artikel beim indefiniten Plural durch ein leeres D ausgedrückt werden:

  • alte Bäume = D-- [ Aalte NBäume ]

(andere Sprachen, z.B. Französisch, haben hingegen einen Artikel für diese Form).

Phrasen und Phrasenstruktur

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Syntaktischer Strukturaufbau und der Begriff der Phrase

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Der Grundmechanismus der syntaktischen Kombination fügt zwei Ausdrücke zu einem neuen, komplexen Ausdruck zusammen. Dieser Mechanismus arbeitet asymmetrisch, denn einer der beiden eingehenden Ausdrücke verhält sich als Kopf, der andere als abhängiges Gegenstück (Dependens). Der Kopf vererbt seine Eigenschaften bzw. Merkmale auf die entstehende Einheit, also vor allem sein Kategoriemerkmal. Wenn man das Vorhandensein eines Kategoriemerkmals N einmal vorläufig als "[N]" notiert, etc. für andere Merkmale, kann man diesen Vererbungsvorgang folgendermaßen ausdrücken:

 a. [N]         b.  [P]    
   /  \            /  \     
  [A]  [N]        [P]  [N] 
  alte Männer     für  Männer

Die entstehende Einheit "alte Männer" verhält sich also insgesamt wie ein N:

 c. [P]    
   /  \     
  [P]  [N] 
  für  /  \
      [A] [N]
      alte  Männer

Aus den Verhältnissen in c. lässt sich nun auch der Begriff der Phrase ableiten (in einer Definitionsweise dieses Begriffs): In jeder Verzweigung sieht man ein Kategoriemerkmal, das nicht nach oben weitergegeben wird, dessen Projektionslinie also endet: in "alte Männer" ist dies das Merkmal [A]. Insofern ist das Wort "alte" der maximale Bereich, auf den sich das Merkmal [A] ausdehnt, also seine maximale Projektion. Dies ist gerade die Phrase. Im Ausdruck "für alte Männer" ist die maximale Projektion des Merkmals [N] der Bereich "alte Männer". Daher nennt man diesen Ausdruck dann "die maximale Projektion von N" bzw. eine N-Phrase (Nominalphrase). So ergeben sich im Beispiel auch die Adjektivphrase und die Präpositionalphrase:

 d. PP    
   /  \     
  P    NP 
  für  /  \
      AP   N
      alte  Männer

Dies ist also eine "kontextuelle" Definition des Begriffs Phrase: Eine syntaktische Einheit wird für abgeschlossen erklärt, sobald ein neuer Kopf dazukommt, der sich bei der Merkmalsprojektion ihr gegenüber durchsetzt. Es folgt dann, dass alle abhängigen Ausdrücke Phrasen sein müssen, auch dann wenn es sich um ein einzelnes Wort handelt. Solange die Projektion eines Merkmals weiterläuft, werden die zwischendurch entstehenden Einheiten als nicht abgeschlossen markiert, also X’ – im Beispiel hier V’:

e.    CP
     /   \     
    C     VP 
  dass  /    \
      NP       V’
    Männer   /   \
            AdvP   V’
          überall / \
               AdvP   V
              immerzu  reden

Dies führt zu folgender Merkliste für die Eigenschaften von Phrasen: Eine Phrase

  • hat eine Kategorie: NP, PP, VP, AP, AdvP, …
  • hat einen Kopf, der die Kategorie bestimmt
  • kann eine grammatische Funktion im Satz übernehmen (z.B. direktes Objekt (vom V abhängig))
  • kann ein einzelnes Wort sein
  • ist zu trennen von ihrer Satzgliedfunktion.

Der Begriff der Adjunktion

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Die "Adjunktion" ist ursprünglich Bestandteil einer Theorie der Phrasenstruktur, wie sie in den 1980er Jahren mit der "X-bar-Theorie" vorlag. Die Annahmen über Phrasenstrukturen sind seither revidiert worden, der Begriff jedoch ist geblieben... Die ursprüngliche Definition ist wie folgt:

Adjunktion (klassisch)
Ein Mechanismus der syntaktischen Kombination, bei der zu einem vorhandenen Ausdruck ein Ausdruck hinzugefügt wird, ohne dass sich die Projektionsstufe ändert.

Dies bedeutet: Adjunktion an eine Phrase liefert wieder dieselbe Phrase (siehe unten, a.: AP wurde an VP adjungiert), Adjunktion an eine Zwischenprojektion (X') liefert wieder die Zwischenprojektion (b.: AP wurde an V' adjungiert), Adjunktion an einen Kopf liefert wieder dieselbe Kopfkategorie (c.: P° wurde an V° adjungiert). Die Adjunktion könnte im Prinzip natürlich links oder rechts erfolgen.

a.  VP         b.   V'        c.   V°
   /  \            /  \           / \
  AP   VP        AP    V'        P°  V°

Kommentare:

  • Die phrasale Adjunktion (a.) sieht aus wie eine unlogische Idee: Wenn eine Verbal-Phrase definiert ist als die "maximale Projektion" des Merkmals V – warum kann dann VP (unten) nochmals erweitert werden, und eine neue VP (oben) ergeben? Diese Regel darf man vielleicht als einen Trick bezeichnen, sie wurde in einer älteren Theorievariante von Noam Chomskys Grammatiktheorie erfunden und heißt daher auch "Chomsky-Adjunktion" (in der späteren Theorievariante des "Minimalistischen Programms" erwies es sich bereits als äußerst schwierig, die Idee hinüberzuretten). Der Mechanismus erwies sich allerdings als äußerst praktisch und hat sich insofern einfach bewährt. Man kann Adjunktion an eine Phrase so interpretieren, dass es Fälle geben könne, in denen eine Einheit (hier: AP) an einer anderen Phrase sozusagen nur „außen dranklebt“, ohne richtig in ihr enthalten zu sein. Die beiden übereinander geschriebenen VP-Knoten sollen dann auch nicht als zwei verschiedene zählen, sondern werden als "2 Segmente eines VP-Knotens" bezeichnet. Diese Analyse wird heute unter anderem für die Verschiebung von NPs an den Anfang der VP beim sogenannten "Scrambling" im Mittelfeld des deutschen Satzes benutzt.
  • Die X'-Adjunktion (b.) ist im hier benutzten Modell der Phrasenstruktur trivial; sie entfällt als eigenständige Regel. Man beachte, dass die deutsche VP so analysiert wurde, dass alles Material, das im Mittelfeld steht, solange an V' hinzugefügt wird, bis mit VP ein (vorläufiger) Abschluss erreicht wurde. Hierbei wurde zwischen Argumenten und Adverbialen nicht unterschieden. Die klassische Phrasenstruktur-Theorie hingegen sah Adjunktion nur für Modifikatoren vor, und Komplementation mit Schaffung einer höheren Projektionsstufe bei Argumenten. Daraus ergibt sich allerdings, dass pro Phrase nur 2 Argumente untergebracht werden können (Komplement und Spezifikator der Phrase), und dies ist für die deutsche VP zuwenig (scheint aber richtig für die englische VP mit ihrer "Schalenstruktur" – diese wird im vorliegenden Kurs nicht behandelt; siehe Haider 2010).
  • Die Kopfadjunktion (c.) kann benutzt werden, um das zusammengesetzte Prädikat des Deutschen zu analysieren, nämlich Adjunktion eines V° an ein anderes V° (im Beispiel sieht man ferner eine mögliche Analyse von Partikelverben mit einer Partikel P°). — Man wird auch hier fragen, warum ein solcher Adjunktionsmechanismus zulässig sein sollte, denn regulär wurde davon gesprochen, dass nur ein Teil einer syntaktischen Kombination ein Kopf und der andere ein Dependens, und daher eine Phrase, sein müsse. Man beachte aber, dass das Resultat der Kopfadjunktion wiederum ein Kopf ist; die Anfügung von Dependentien soll irgendwie erst danach beginnen. Die Idee wird dadurch gestützt, dass auch ein anderer semantischer Interpretationsmechanismus vorliegt, nämlich statt Sättigung einer Funktion die Komposition zweier Funktionen...

Ist ein Satz eine Phrase?

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Es gibt mehrere Darstellungen der Kategorie von Sätzen. Eine alte Idee, die in Lehrbüchern immernoch begegnet, ist: "Ein Satz S besteht aus einer NP (als Subjekt) und VP (als Prädikat):[1]

a.  S
   /  \
 NP   VP

Ein solches "S" ist jedoch keine regulär aufgebaute Phrase: S hat keinen Kopf!

Der Satz als CP

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Wir verwenden für das Deutsche die Darstellung des Satzes aus Sternefeld (2006) und Haider (2010) (die auf frühere Arbeiten von Haider zurückgeht): Der Satz wird als eine Projektion der Kategorie "C" aufgefasst; C ist die Kategorie der Komplementierer / (unterordnenden) Konjunktionen, und, etwas abstrakter, die Kategorie der "linken Klammer" aus dem Feldermodell, die jedoch mit einem V gefüllt wird. Während diese Rolle von C Allgemeingut ist, ist das Spezifische an Haiders Modell, dass im Deutschen als Ergänzung dieses C sofort VP angesetzt wird:

b.   CP
    /  \
  ...   C'
       /  \
      C   VP

In jedem Fall enthält dieses C solche Merkmale von Sätzen wie "Frage" / "Aussage" etc., also den "Satztyp". Im Verbzweit-Satz wird das V in die "linke Klammer", d.h. die zunächst leere C-Position bewegt. Die einfachste Möglichkeit, dies auszudrücken, ist die "Kopfadjunktion", die im vorigen Kapitel eingeführt wurde, also V° wird an ein ansonsten leeres C° adjungiert. (Sternefeld 2006 wendet sich allerdings gegen diese Lösung, seine Gründe sind theorie-interne Probleme für das "Minimalistische Programm" und müssen hier nicht besprochen werden). -- Die Existenz eines solchen leeren C° ist kein Problem, da es ja ein syntaktisches Merkmal trägt, es ist nur "phonetisch leer". In der generativen Syntaxtheorie wird aber generell zugelassen, dass es syntaktische Einheiten gibt, die keine phonetische Füllung haben; sie verraten sich durch Merkmale oder eine semantische Deutung etc. Spuren einer Bewegung sind ein weiteres Beispiel für phonetisch leere Elemente.

In diesem Modell ist dann die VP der Bereich des Verbs mit allen seinen Ergänzungen und Modifikatoren. Eine VP kann finit oder infinit sein, je nach dem morphologischen Merkmal, das ihr Kopf trägt. Außerhalb der VP sind also nur noch die C-Merkmale und die deutsche Verbzweit-Struktur. Man beachte, dass sich für die englische VP (im "IP-Modell", siehe unten) eine geringere Ausdehnung ergibt; vor allem ist im Englischen das Subjekt (meist) außerhalb der VP. Dies führt auch zu der Redeweise, dass das Subjekt ein "externes Argument" sei, und dieses Bild der Trennung zwischen Subjekt und VP wird oft auch auf das Deutsche übertragen. Die Gründe, das deutsche Subjekt im Inneren der VP zu haben, manchmal sogar unterhalb des Akkusativobjekts, sind jedoch sehr stark, wie in Haider (2010) ausführlich nachgewisen.

Der englische (Kern-)Satz als IP

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Für das Englische ist die Standardanalyse noch abstrakter: Man geht davon aus, dass die Finitheitsmerkmale ("finit" / "infinit") einen eigenständigen syntaktischen Knoten ergeben (oft phonetisch leer), dieser wird "I" genannt. Dieses I ist dann der Kopf des Satzes im Sinne einer Einheit von "Subjekt+Prädikat" — ein C, das den Satztyp codiert, wird allerdings immer noch außen zu IP dazutreten:

c.   CP
    /   \
   C    IP
       /  \
     NP    I'
          /  \
         I   VP

Das Finitheitsmerkmal "I" wird also syntaktisch vom Verb abgespalten, obwohl es morphologisch meist am Verb erscheint. Der sogenannte "do-support" ist allerdings ein Fall, wo man das I separat zu sehen bekommt: das "do" in "He did not say anything" ist also ein I-Element.

Während diese Analyse fürs Englische sehr gut bewährt ist, gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass sie aufs Deutsche übertragen werden sollte — dieses Problem ist allerdings nicht Stoff des vorliegenden Seminars (siehe Haider 2010, Sternefeld 2006, Bd. 2). Wie im vorigen Abschnitt schon gesagt, folgt aus dem Vergleich b./c., dass im Deutschen die Subjekt-NP innerhalb der VP steht, im Englischen jedoch außerhalb (so wie auch schon in a. — auch dieses alte Modell trifft demnach nur auf das Englische zu, nicht auf das Deutsche).

Aufbau des Mittelfelds

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Das Mittelfeld des Feldermodells wird in Strukturbäumen mit der VP identifiziert, allerdings ist der Kopf der VP, der Verbkomplex, dazuzunehmen, er wird im Feldermodell als rechte Klammer getrennt bezeichnet, im Strukturbaum ist dies jedoch einfach der rechte Rand der VP. Die VP ist damit eine Phrase, deren Kopf am Ende steht, und alle Ergänzungen werden auf der linken Seite angefügt. (CP, NP und meist PP sind im Deutschen also anders aufgebaut als VP: sie zeigen den Kopf vor dem Komplement).

Im deutschen Mittelfeld herrscht viel Wortstellungsfreiheit. In der generativen Grammatik wird aber argumentiert, dass es eine Grund-Abfolge gibt, die durch Bewegung ("Scrambling") abgewandelt werden kann. Die Grundabfolge zeigt sich in der Regel darin, dass sie eine neutrale Aussage ohne Hervorhebungen oder Kontraste bildet, die sich als Antwort auf generelle Fragen eignet wie "Was ist los?". Die normale Satzbetonung fällt dabei auf die Konstituente direkt vor dem Prädikat oder den ersten Teil des Prädikats, ohne dass dies eine Kontrast-Lesart auslöst. Wenn Kontrast-Lesarten bestehen, gilt dies als Hinweis darauf, dass die Reihenfolge umgestellt worden ist. Bei den meisten deutschen Verben (aber nicht allen!) lautet die Grundreihenfolge ihrer Ergänzungen:

  • Nominativ < Dativ < Akkusativ < Oblique Ergänzung < Prädikat
(typische Beispiele für oblique Ergänzungen sind Präpositionalobjekte oder Richtungsadverbiale)

Die folgenden Beispiele zeigen die Diagnose der Grundreihenfolge (Betonung durch Großbuchstaben symbolisiert):

  • dass er Sachen in die SCHUBlade tat.
    • markierte Abfolge dagegen: dass er in die SCHUBlade NICHTS getan hat.
  • wenn man Nachbarndat jemandenakk VORstellt...
    • markiert: wenn man jemanden NACHBARN vorstellt (= Kontrast zwischen Nachbarn und anderen)

Bewegungstransformationen

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Bewegung ist ein Begriff aus der Transformationsgrammatik Noam Chomskys. Es ist eine, womöglich rein metaphorische, Bezeichnung für eine Operation, bei der eine syntaktische Einheit mit zwei verschiedenen Positionen im Baum zugleich verbunden wird. Die Deutung, die in diesem Kurs verwendet wurde, besagt, dass Bewegung eine Operation ist, die einen bestehenden Baum außen erweitert, und zwar nicht indem ein neues Element hinzugefügt wird (wie beim normalen Phrasen-Aufbau), sondern indem eine Kopie eines Elements hinzugefügt wird, das weiter unten in der Struktur bereits vorliegt. Dieses zuvor vorhandene Element wird dann getilgt und durch eine Spur („t“) ersetzt, die einen gemeinsamen Index mit der neuen Position weiter oben trägt. Dynamisch gesprochen: Ein Element hat sich von der tieferen in die höhere Position „bewegt“ und dabei eine Spur „zurückgelassen“. Die soeben dargestellte Deutung („Kopiertheorie der Bewegung“) hat die wichtige Konsequenz, dass „Bewegung“ immer nur nach oben im Baum gehen kann, nie nach unten.[2]

  • Beispiel für V nach C Bewegung siehe Bild.
 
Beispiel für Bewegungstransformation von V nach C in einem deutschen Satz.
  • Beispiel für NP-Bewegung nach Spezifikator von C siehe Bild.
 
Beispiel für Bewegungstransformation von NP-Basis nach Spezifikatorposition von C in einem deutschen Satz. (Klassische Hauptsatzstruktur)

Für eine detailliertere Darstellung dieser Bewegungen siehe auch: Kontrastive_Syntax_Deutsch-Englisch:_Syntaktische_Grundlagen#Bewegungstransformationen

Beispielanalysen

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Beispiel 1

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Irgendwo hat sie ihn schon einmal gesehen

Im Feldermodell

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Vorfeld linke Klammer Mittelfeld rechte Klammer Nachfeld
Irgendwo hat sie ihn schon einmal gesehen

Phrasenstruktur

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Kommentare:

                CP
              /    \
            AdvPi     C'
         Irgendwo   /    \
                  C°       VP
                 +V°k     /   \
                 hat    DP      V'
                        sie    /    \
                             DP        V'
                            ihn      /    \
                                  AdvP      V'
                                  ᐃ       /   \
                           schon einmal  AdvP   V°[+finit]
                                         ti    /  \
                                              V°    V°
                                          gesehen   tk

Beispiel 2

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Peter hat einen Satz gelesen, der ihn schockiert hat.

Im Feldermodell

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   Vorfeld     linke Klammer    Mittelfeld   rechte Klammer      Nachfeld
     Peter           hat        einen Satz      gelesen       der ihn schockiert hat
      der                        ihn         schockiert hat

Phrasenstruktur

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Beispiel 3

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Obwohl es regnete, fand der Wandertag statt.

Im Feldermodell

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Vorfeld linke Klammer Mittelfeld rechte Klammer Nachfeld
Obwohl es regnete, fand der Wandertag statt.
Vorfeld linke Klammer Mittelfeld rechte Klammer Nachfeld
Obwohl es regnete

Begriffs-Lexikon

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  • Antezedens (lat. = "vorausgehend"): Der Satzteil, der eine Spur bindet (bei einer Bewegungstransformation) bzw. der Satzteil, mit dem ein Pronomen koindiziert ist (bei der Bindung von Pronomen und Reflexiva).
  • Morphem = die kleinste bedeutungstragende Einheit in der Sprache
  • Wort = kleinste grammatikalische Einheit die alleine stehen kann
    • Lexikalisches Wort = Wort mit Bedeutung und im Wörterbuch steht (offene Klasse)
    • Funktionales Wort = Wort mit grammatischer Funktion (geschlossene Klasse)
  • Wortkategorien = Kategorien von lexikalischen Wörtern und funktionale Kategorien: Verben (V), Nomen (N), Adjektive (A), Präpositionen (P), Adverben (Adv), Artikel (D = Determiner), Komplementierer (C = Complementizer). Diese Kategorien werden als Merkmale aufgefasst, also bei der Bildung einer Phrase nach oben projiziert.
  • Phrase = eine Wortgruppe, die die maximale Ausbreitung eines Kategoriemerkmals darstellt (daher auch "maximale Projektion" genannt). Es sind damit die Einheiten, die selbständig eine grammatische Funktion im Satz tragen können (Subjekt, Objekt, etc). Ein syntaktisches Wort bildet den Kopf, weitere Phrasen bilden den Ausbau, der als Argument oder Adjunkt mit dem Kopf verbunden wird und zu größeren syntaktischen Projektionen führt.[3] Siehe Bild rechts für eine Grundstruktur des Phrasenaufbaus. (Hinweis: WP-Artikel w: Phrase (Linguistik) ist relativ unzureichend)
 
Phrasen-Aufbau: Einfache Baumstruktur mit Basisbegriffen.
  • Kopf = Kern einer Phrase, von dem die Merkmale der Phrase stammen (u.a. die Kategorie der Phrase) (siehe auch: w:Kopf (Grammatik))
    • Kopfprinzip = Prinzip, wonach in einer regulären Phrase die Merkmale der Phrase von einem Element in ihrem Inneren stammen (dem Kopf).
  • Komplement = Phrase, die die Schwester zum Kopf X ist (siehe auch: w:Komplement (Syntax)). Beachten: Die Schwester einer größeren Projektion (X') wird nicht als Komplement bezeichnet.
  • Schwester = zwei Konstituenten sind Schwestern, wenn sie unmittelbar vom gleichen Knoten dominiert werden
  • Spezifikator: Bezeichnung für die letzte Ergänzung, die bei der Bildung einer Phrase zur Kopflinie hinzukommt. In älteren Theorien wurde dies als ein fester Platz in der Phrase verstanden, während unser System einen flexibleren Phrasenaufbau annahm. Bei funktionalen (grammatischen) Köpfen wie der Kategorien C kann eine Phrase nur aus einem Komplement und einem Spezifikator bestehen (siehe die Baumdiagramme #Ist ein Satz eine Phrase?), insofern ist der Spezifikator von C ("SpecC(P)") eine fest identifizierbare Position — das Vorfeld. Für VP haben wir jedoch keine feste Besetzung für eine Spezifikatorposition angenommen, auch wenn häufig das Nominativsubjekt die letzte Ergänzung des V sein wird.
  • Konstituente = sprachliche Einheit (Morphem, Wort, Syntagma), die von irgendeiner sprachlichen Regel als Einheit behandelt wird.[4] Von daher auch immer Teil einer größeren sprachlichen Einheit.[5]. Konstituenten sind, außer Phrasen, auch diejenigen Teile im Inneren einer Phrase, die enger zusammenhängen, z.B. N' in NP[der N'[alte Mann]].
  • Rekursivität = Eigenschaft von Regeln, dass sie auf ihre eigenen Produkte von neuem angewendet werden können (Beispiel siehe: w:Rekursion#Rekursion in der Grammatik)
  • Argument = In der Semantik ein Ausdruck, der ein Prädikat sättigt; in der Syntax ein Ausdruck, der in der Valenz eines Prädikats gefordert wird. Die Bezeichnung "Ergänzung" ist häufig gleichbedeutend mit "Argument". Siehe auch: w:Argument (Linguistik), w: Ergänzung (Grammatik))
  • Adjunkt: Siehe die Erläuterung unten, in: #Der Begriff der Adjunktion. Klassischerweise war Adjunktion vor allem für Modifikatoren vorgesehen, daher gibt es auch einen Sprachgebrauch, der "Adjunkt" ungefähr mit "Modifikator", "Angabe" und ähnlichem gleichsetzt; dies ist vor unserem Hintergrund aber eine unpräzise Redeweise. (Siehe auch w:Adjunkt (Grammatik)).
  • Scrambling: Bezeichnung für die Wortstellungsfreiheit im Mittelfeld. Die Lehrbuch-Analyse (Sternefeld 2006) besteht darin, dass Phrasen nach vorn gezogen werden, indems sie links an VP adjungiert werden.


Literatur

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  • Haider, Hubert (2010): The Syntax of German. Cambridge (UK): Cambridge University Press. (Kapitel 3: Targeting the clause-initial position: German wh-constructions).
  • Sternefeld, Wolfgang (2006): Syntax. Eine morphologisch motivierte generative Beschreibung des Deutschen. Tübingen: Stauffenburg.

Einzelnachweise

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  1. In einer Bedeutung des Wortes "Prädikat", jedoch nicht die in der deutschen Grammatik zumeist benutzte Bedeutung. Siehe w:Prädikat (Grammatik).
  2. Für diese Darstellung der Bewegung: Sternefeld (2006), S. 304
  3. TU Dortmund
  4. Andrew Carnie (2010): Constituent Structure. Oxford University Press.
  5. Uni Bremen, Einführung in die Sprachwissenschaft

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