Gemeinsam mit vielen anderen Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen aus ganz Deutschland habe ich im Rahmen des Projekts ein Lehrbuch zum Verwaltungs- und Verwaltungsprozessrecht verfasst, das erstmals frei lizenziert veröffentlicht werden soll und damit auch als Grundlage für viele weitere OER-Projekte dienen kann.
Nachdem in einem ersten Schritt das Lehrbuch von mir inhaltlich sowie didaktisch konzipiert und in sinnvolle Kapitel eingeteilt wurde, habe ich in einem zweiten Schritt 35 Autor*innen für das Projekt gewinnen können. Diese waren seit November 2019 mit der Ausarbeitung der ihnen zugeteilten Lehrbuchabschnitte befasst.
Für die Ausarbeitungsphase habe ich den Autor*innen der Vereinheitlichung dienende Autor*innenhinweise zur Verfügung gestellt. Zugleich war ich als Herausgeber für die Autor*innen jederzeit ansprechbar und habe mich um die Koordination und Abstimmung unter den Autor*innen gekümmert. Schließlich habe ich selbst als Autor mehrere Abschnitte im Lehrbuch übernommen.
Die Ausarbeitungsphase wurde ab März 2019 durch einen umfassenden Review-Prozess abgeschlossen, bei dem sämtliche Beiträge in inhaltlicher und konzeptueller Hinsicht von mir durchgesehen und den Autor*innen zur Überarbeitung zurückgesandt wurden. Zum Projektende am 23.5.2019 werden voraussichtlich alle Beiträge in überarbeiteter Fassung vorliegen (Stand 16.5.19 fehlen noch 3 Beiträge).
Da das Lehrbuch also zum offiziellen Projektende am 23.5.2019 nur in der ersten Rohfassung vorliegen wird, wird das Projekt noch über den Förderungszeitraum hinaus fortgeführt. Die aktuelle Arbeitsfassung umfasst rund 800 Seiten juristischen Wissens, das in einem auf die Studierenden zugeschnittenen didaktischen Format präsentiert wird.
Anschließen wird sich jetzt noch die Finalisierungsphase: Dafür ergänzen die Autor*innen Binnenverweise im Lehrbuch, um die Beiträge miteinander zu verknüpfen; sie überprüfen dabei zugleich die Schlüssigkeit ihrer und der Beiträge der anderen Autor*innen innerhalb des Gesamtdokuments.
Zugleich bin ich mit der Sondierung von Publikationsmöglichkeiten befasst, wobei ein erstes Verlagsangebot zum Projektende am 23.5.2019 vorliegt. Das fertige Lehrbuch soll das Projekt abschließend auch auf Wikibooks veröffentlicht werden.
Mein OER-Lehrbuchprojekt hat gezeigt, dass die Idee freier Bildungsmaterialien im Wissenschaftlichen Mittelbau der Rechtswissenschaft sehr gute Aufnahme findet. Mit der Veröffentlichung des Lehrbuchs wird sich die Wirkung noch potenzieren, weil dann alle interessierten Kolleg*innen sowie Studierende und die Professorenschaft frei auf die produzierten Inhalte zugreifen können. Meine Hoffnung ist, mit meinem Leuchtturmprojekt womöglich ein Umdenken zugunsten freier Lizenzen im Bereich der rechtswissenschaftlichen Ausbildungsliteratur auszulösen. Mit der Projektdokumentation konnte ich zeigen, dass das Konzept freier Bildungsmaterialien in der Rechtswissenschaft auf großes Interesse stößt und eine Realisierung auch größerer Projekte funktioniert.
A. Zusammenarbeit mit deiner Mentorin/deinem Mentor
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Mit meiner Mentorin habe ich mich per Email einmal im Monat über den Projektverlauf ausgetauscht und aktuell relevante Probleme angesprochen.
Ein Austausch mit den anderen Fellows fand in intensiver Form zuletzt beim Qualifizierungsworkshop statt.
A. Kommunikationsaktivitäten mit Bezug zum Fellow-Programm
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- Das Projekt wurde mit dem Hinweis auf die Möglichkeit zur Mitarbeit auf der Homepage des Fachbereichs Rechtswissenschaft der Freien Universität Berlin unter "Aktuelles" einen Monat lang eingeblendet.
- Das Projekt wird auf meiner Lehrstuhlhomepage kurz vorgestellt und verlinkt.
- Durch die Suche von Autor*innen für das Lehrbuchprojekt konnte das Thema am Fachbereich und darüber hinaus an Lehrstühlen deutschlandweit bekannt gemacht werden.
- Ein erster Blogbeitrag zum Thema "Open Access in der Rechtswissenschaft" wurde auf dem spezifisch rechtswissenschaftlichen Blog "JuWiss" veröffentlicht, der auch im Presseschau-Newsletter von lto.de erwähnt und verlinkt wurde. Der Blogbeitrag soll weiterhin in der Zeitschrift "Recht Bibliothek Dokumentation (RBD)" veröffentlicht werden.
- Ein weiterer Blogbeitrag zum Thema "Open Educational Resources in der Rechtswissenschaft" ist ebenfalls auf dem JuWiss-Blog und zudem auf dem Blog von Wikimedia erschienen.
- Das Projekt wird umfassend auf der Wikiversity-Projektseite dokumentiert, sodass die gesammelten Erfahrungen der Nachnutzung offen stehen.
- Mit dem Open-Access-Team der Freien Universität ist geplant, Mitte des Jahres 2019 eine Informationsveranstaltung zum Thema Open Access für die Kolleg*innen am Fachbereich anzubieten.
- Die neue Runde des Fellowprogramms wurde am Fachbereich und unter den Autor*innen beworben.
Seit Projektbeginn wurden drei Veranstaltungen besucht, auf denen das Projekt teils zum Gesprächsthema gemacht, teils spezifisch vorgestellt wurde:
- jurOA-Tagung "Open Access für die Rechtswissenschaft - Pflicht oder Privatsache?
- Workshop "Bitte recht offen! Open Access in den Rechtswissenschaften"
- JuWiss-Lab - Gute Lehre im Öffentlichen Recht
Die Veranstaltungen sind näher auf der Projektseite dokumentiert.
Das Interesse an dem Projekt war stets sehr groß, ich konnte mich mit der spezifisch rechtswissenschaftlichen Open-Access-Szene vernetzen und neue Autor*innen für das Projekt gewinnen. Feststellen konnte ich jedoch auch, dass die Themen Open Access und Open Educational Resources in der Rechtswissenschaft (noch) ein Nischenthema sind.
Im Laufe des Projekts konnte ich mich mit an Open Access und Open Educational Resources interessierten Rechtswissenschaftler*innen, aber auch Bibliothekar*innen, Verleger*innen sowie Informatikern vernetzen. Last but not least durfte ich das tolle Team von Wikimedia und auch der Projektpartner näher kennen lernen :)
Mit meiner ersten bei Wikibooks angelegten Testversion für das Lehrbuch wurde ich von der Community herzlich begrüßt und mir wurden weiterführende Hinweise an die Hand gegeben. Zudem war die Wikiversity-Projektseite sehr nützlich, um den Projektverlauf möglichst umfassend zu dokumentieren.
Insbesondere mit den im Fellow-Programm kennengelernten Rechtswissenschaftler*innen unter den Fellows und auch Alumni der letzten Programmjahre wird ein regelmäßiger Kontakt bestehen bleiben. Über die von Hanjo Hamann ins Leben gerufene Plattform jurOA besteht darüber hinaus auch eine institutionalisierte Verbindung.
Es wäre schön, wenn Wikimedia Deutschland noch mehr Grundlagenwissen für die Arbeit mit dem Portal Wikibooks zusammenstellt. Das Potential von Wikibooks als Veröffentlichungsplattform für Lehrbücher ist meines Erachtens nicht zu unterschätzen, wobei die für Laien bestehenden Möglichkeiten der Präsentation der Inhalte dahinter leider stark zurückstehen.
A. Neue Initiativen zur Förderung Offener Wissenschaft
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Es soll Mitte des Jahres in Kooperation mit dem Open-Access-Team der FU Berlin eine Fortbildungsveranstaltung für meine Kolleg*innen zum Thema "Open Access in der Rechtswissenschaft" angeboten werden.
B. Initiativen zur Förderung Offener Wissenschaften
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Ich wurde mehrfach darauf angesprochen, dass es an einer Publikationsplattform spezifisch für freie rechtswissenschaftliche Bildungsmaterialien fehlt. Wikibooks/Wikiversity werden nicht als juristische Publikationsplattformen wahrgenommen. Auch bei meinen Recherchen für Veröffentlichungsmöglichkeiten bin ich bisher auf keine niedrigschwelligen Möglichkeiten zur digitalen Veröffentlichung von Lehr- und Lernmaterialien gestoßen. Dafür eine Infrastruktur zu schaffen, wäre sicherlich ein interessantes Projekt. Ein erster Ansatzpunkt könnte eine fachbereichsinterne Zusammenarbeit sein, indem in Anlehnung an mein Lehrbuchprojekt Strukturen geschaffen werden, auf deren Grundlage die Kolleg*innen gemeinsam Lehrmaterialien erstellen können. Bisher fehlt meiner Einschätzung nach jemand, der die relevanten Akteure gezielt zusammenbringt und eine Plattform schafft, auf der man sich nicht nur bedient, sondern auch beiträgt.
s. bereits B.
D. Anwendung von Prinzipien Offener Wissenschaft
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Meine Bewerbung für das Fellow-Programm sah ursprünglich "nur" die Veröffentlichung eines frei lizensierten Lehrbuchs vor. Im Laufe des Fellowprogramms habe ich den darüber hinausgehenden Gedanken freier Wissenschaft immer stärker auf meinen Arbeitsbereich übertragen. Begonnen habe ich damit, das Projekt möglichst umfassend auf meiner Projektseite zu dokumentieren, um auch den Arbeitsprozess bei der Erstellung des Lehrbuchs offen und nachnutzbar zu gestalten. Auf www.nikolaseisentraut.de beginne ich neuerdings zudem, regelmäßig über meine aktuellen Forschungsvorhaben zu bloggen. Zudem bemühe ich mich darum, meine Veröffentlichungen nach und nach Open Access verfügbar zu machen.
Das Fellowship hat es ermöglicht, der Projektidee die nötige Seriosität zu verleihen, um viele Kolleg*innen zu erreichen. Die Förderung schafft das Gefühl, Teil einer wissenschaftlichen Bewegung zu sein. Weil fast jeder Schritt Neuland zu sein scheint, hatte ich als Fellow den Eindruck, durch mein persönliches Engagement etwas Wesentliches zur Idee freier Wissenschaft beitragen zu können.
Ohne das Fellowship hätte ich mein Lehrbuchprojekt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in Angriff genommen. Als ich im Juni 2018 die Zusage für die Projektförderung bekam, konnte ich noch nicht absehen, was sich alles ereignen würde: Ich erinnere mich noch daran, wie uns Fellows der Kopf nach dem Auftaktwochenende von Begriffen wie Github, Roadmap, Wikidata, Gitlab und ORCID schwirrte. Zum ersten Projektpitch hatte ich als Symbol für mein Projekt einen kleinen Leuchtturm mitgebracht. In den folgenden Monaten wurde aus einer in meiner Studienzeit gereiften Idee ein schlüssiges inhaltliches und didaktisches Konzept. Ich habe 35 engagierte Rechtswissenschaftler*innen kennengelernt, die mit Begeisterung für die Sache bereit waren, ihre Zeit ehrenamtlich in mein Konzept zu investieren und ohne die das Projekt niemals hätte realisiert werden können. Ich habe im Fellowprogramm die Zeit und den Raum gefunden, um über Open Access, Open Educational Resources und Open Science nachzudenken und zu diskutieren. Ich durfte nachts durchs Naturkundemuseum wandeln. Ich habe - auch dank Katjas stetigem Zuspruch - das erste und auch das zweite Mal in meinem Leben gebloggt. Ich habe eine kleine, aber feine juristische Szene kennengelernt, die sich mit vollem Einsatz für die Öffnung unserer Wissenschaft einsetzt. 9 Monate und ungezählte Arbeitsstunden später sitze ich vor einem 800-seitigen Lehrbuch. Zuletzt hat ein in der Rechtswissenschaft renommierter Verlag angeboten, das Lehrbuch Open Access zu veröffentlichen, möchte dafür aber sehr viel Geld haben. Im Rückblick erscheint mir das Fellowship wie ein Leuchtturm im Meer des freien Wissens: Die Erfahrungen, die ich dank euch gemacht habe, werden mich noch weithin begleiten. Vielen Dank!
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