Wikiversity:Fellow-Programm Freies Wissen/Einreichungen/open.research.spaces
open.research.spacesBearbeitenProjektbeschreibungBearbeitenHochschulen haben sich aufgrund verschiedener Einflüsse in den letzten Jahren mehr und mehr geöffnet. Diese neue Offenheit, im Sinne von Transparenz, Partizipation und Kollaboration manifestiert sich in der Forschung in unterschiedlicher Ausprägung und ist auf unterschiedliche Gründe zurückzuführen. Bereits aus der Open Source Debatte ist bspw. bekannt, dass der Entwicklungsaufwand durch offene, kollaborative Austauschprozesse reduziert werden kann und sich der Know-how-Transfer sehr viel leichter gestaltet. Digitale Technik spielt hierbei eine entscheidende Rolle und verändert die Rolle der beteiligten Akteure und Institutionen. Neues Wissen wird nicht mehr allein in einzelnen Forschungseinrichtungen geschaffen. Vielmehr haben Forschungspartner_innen aus aller Welt aber auch die Zivilgesellschaft die Möglichkeit an Erkenntnisprozessen in Hochschulen teilhaben zu können. Diese Möglichkeiten gehen um ein vielfaches über die Teilnahme an Umfragen in Abschlussarbeiten hinaus (vgl. http://www.buergerschaffenwissen.de/projekte). In diesem Transformationsprozess sind Hochschulen aufgefordert, sich neu zu verorten und ihre Rolle in der Informationsgesellschaft neu zu definieren. Dabei sehen sie sich vor die Entscheidung gestellt, das Zusammenspiel von Mensch und Technik in Forschungsprozessen aktiv zu gestalten. Das wiederum bedeutet, dass Hochschulen zunächst aktuelle Forschungs- und Erkenntnisprozesse verstehen und Rahmenbedingungen definieren, die das Ausschöpfen der Potenziale offener Forschung ermöglichen. Ziel und Ergebnis des hier vorliegenden Forschungsprojektes soll es somit sein, Erfolgsfaktoren für die Unterstützung offener Forschungsprozesse zu identifizieren, wobei insbesondere die Nutzung hinsichtlich digitaler Werkzeuge im Fokus des Forschungsprojektes stehen. Geplant ist, Forschungsprojekte aus drei Dekanaten der TU Hamburg systematisch zu analysieren. Methodisch soll dabei ein partizipatorische Ansatz aufgegriffen werden, der aus der agilen Softwareentwicklung stammt: dem sogenannten User Story Mapping (USM) (vgl. Patton, 2014). Dabei werden im Vorfeld die relevanten Stakeholder aus den jeweiligen Forschungsprojekten der Dekanate identifiziert. Der Workshop selbst ist in drei Phasen unterteilt und verfolgt das Schema, dass jede_r einzelne ihre/seine individuellen Vorstellungen formuliert, die dann in der Gruppe diskutiert werden, so dass sich ein shared understanding für das Forschungsprojekt herausbildet. Basierend darauf wird dann diskutiert wie digitale Tools unterstützen können. AbschlussberichtBearbeitenInfos zum eigenen ForschungsvorhabenBearbeitenGrundsätzlich geht das Projekt der Frage nach, wie Forschungswerkstätten der Zukunft aussehen können. Ziel des Projektes open.research.spaces war es zu analysieren, welche Werkzeuge Forscherinnen und Forscher an Technischen Universitäten benötigen, um frei und kollaborativ weltweit an Forschungsthemen der Zukunft zu arbeiten. Es wurden zwei Workshops durchgeführt in denen Forscher_innen aus der Elektro- und Informationstechnik und den Gewerblich-technischen Instituten ihren Forschungsprozess beschrieben haben. Dabei war zunächst wichtig zu analysieren, welche Schritte sie durchlaufen, bevor dann im Folgenden eruiert wurde, inwieweit die einzelnen Aktivitäten mit digitalen Tools entsprechend unterstützt werden konnten: 1. Literatur finden, sichten, archivieren, sortieren. Der kollaborative Umgang mit Literatur kann hierbei bspw. über ZOTERO (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Zotero) erfolgen. 2. Daten sammeln und teilen. Das Forschungsdatenmanagement ist eine besondere Herausforderung im Bereich Offener Wissenschaft. Wie Daten zugänglich gemacht werden können, in unterschiedlichen Fachkulturen, ist aktuell ein intensiver Diskurs (vgl. bspw. https://www.hamburg.de/bwfg/openscience/12102186/as/). Eine besondere Herausforderung besteht bei qualitativen Daten. Hierbei wurde beschrieben, dass es für diese nur wenige Archivierungsmöglichkeiten gibt, um sie offen zugänglich zu machen (vgl. https://insights.tuhh.de/de/blog/open-discourses/open-science/2019/05/08/forschungsdatenmanagement-in-bridging/). Eine weitere Möglichkeit besteht aber darin, GitLab als Repositorium für Forschungsdaten zu nutzen (vgl. https://insights.tuhh.de/de/blog/tools/2018/11/04/kollaborativ-und-interdisziplinaer-die-digitale-zukunft-gestalten/). 3. Kommunikation über das Forschungsprojekt und Vernetzung mit anderen. Zu Offener Wissenschaft gehört eindeutig, der Austausch mit anderen. Hier verweisen die Forscher_innen bspw. auf die Nutzung von Mattermost, ein freier webbasierter Messenger-Dienst (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Mattermost und https://insights.tuhh.de/de/blog/tools/2018/10/03/transparent-und-effizient-mit-mattermost-kommunizieren/). Dieser kann gekoppelt werden mit den Projekten in GitLab wodurch ein kontinuierlicher Austausch zum aktuellen Stand des Forschungsprojektes möglich ist. 4. Publikationsprozesse. Letztlich läuft vieles daraufhinaus, dass Forscher_innen ihre Ergebnisse publizieren. Auch hierbei kann GitLab zusammen mit draw.io (vgl. https://www.heise.de/download/product/draw-io) genutzt werden. So können Ergebnisse ohne zusätzliche Software visualisiert werden und direkt in einem GitLab Projekt integriert und kommentiert werden (vgl. https://gitlab.com/gitlab-org/gitlab-ce/issues/40719). Dieser Aspekt des Kommentierens ist an der Stelle besonders hervorzuheben. Forscher_innen haben in GitLab die Möglichkeit ihre Ergebnisse transparent zu kommunizieren und einer offenen Gutachtergruppe zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus kann GitLab auch als Projektmanagementtool verwendet werden, um den aktuellen Stand des Projektes zu kommunizieren. Mittels pandoc können dann aus GitLab heraus unterschiedliche Ausgabeformate gewählt werden (digitale Bücher, Webseiten, PDFs, etc.). Den Radius meines Beitrags zu Offener Wissenschaft würde ich zunächst auf die TU Hamburg beziehen aber auch auf das Projekt Hamburg Open Online University. ZUm einen habe ich mein Wissen und meine Erfahrung in die openTUHH-Arbeitsgruppe eingebracht, eine Arbeitsgruppe die sich mit den Schnittstellen zwischen Open Science und Open Education an der TU Hamburg beschäftigt. In der HOOU habe ich Projekte, die sich eher im Themenfeld Open Education bewegen, für Potenzialen von Open Science versucht zu sensibilisieren." Zusammenarbeit mit Fellows sowie Mentorinnen und MentorenBearbeitenMeine Mentorin hat mich die letzten Monate sehr eng begleitet, was ich sehr geschätzt habe. So waren wir in einem regelmäßigen Austausch bspw. via Skype, mindestens einmal im Monat. Sie hat mich sehr darin unterstützt mir Ziele zu definieren, die inhaltlich sehr konkret sind aber auch einen klar definierten Zeithorizont aufweisen. Darüber hinaus sind wir aber auch per Email im Austausch. So hat sie jeden meiner Blogbeiträge kommentiert und mir sehr hilfreiches Feedback gegeben. Der Austausch mit anderen Fellows fand vorwiegend per Email statt. Anfangs haben wir uns auch noch bei Mattermost ausgetauscht. Ich glaube aber, dass es für viele eine zusätzliche Hürde und ein zusätzliches Tool darstellt, neben allen anderen, die sie noch bedienen müssen. Für mich persönlich findet mittlerweile mehr als 60% der Kommunikation im Arbeitsalltag über Mattermost statt. Hier würde ich mir tatsächlich für die nächstenJahrgänge wünschen, dass die Nutzung von Mattermost zum Standard wird. Ich glaube, dass es hilfreich sein kann, wenn z.B. in einem Übergang alle Informationen, die per Mail kommen gleichzeitig auch bei Mattermost gepostet werden. Inhaltlich habe ich darüber hinaus aber auch schon Feedback zu einzelnen Meilensteinen von den anderen Fellows erhalten. Kommunikation und VernetzungBearbeitenIm Rahmen des Fellow-Programm konnte ich diverse Kommunikationsaktivitäten mit Bezug zu Open Science initiieren. Zunächst habe ich als Mitglied der openTUHH-Arbeitsgruppe, eine Arbeitsgruppe die sich mit den Schnittstellen zwischen Open Science und Open Education an der TU Hamburg beschäftigen, die Open Access Week 2018 aktiv mitgestaltet. Von Montag bis Freitag haben wir unterschiedliche Formate organisiert, die den Angehörigen der TU Hamburg die Relevanz und Bedeutung Offener Wissenschaft näher bringen (vgl. https://intranet.tuhh.de/aktuell/pressemitteilung_einzeln.php?id=11802&Lang=de sowie https://www.tub.tuhh.de/blog/2018/10/16/oaweek2018-an-der-tuhh-programm/). Hier habe ich eng mit Vertreter_innen der TU Bibliothek und des TU Rechenzentrums aber auch den Vizepräsidenten Lehre und Forschung zusammengearbeitet. Unseren wöchentlichen Hackerspace haben wir in der OAWeek 2018 auch dem Motto offener Wissenschaft und dem Fellow-Programm gewidmet. Einen wichtigen Meilenstein stellt die open Policy der TU Hamburg dar, die wir gemeinsam mit dem Präsidium der TUHH, dem Rechenzentrum und der Bibliothek veröffentlicht haben. Diese dient als Richtlinie allen Angehörigen der TU Hamburg und soll das Prinzip von Offenheit in Lehre und Forschung unterstützen (https://www.tuhh.de/tuhh/uni/informationen/ordnungen-richtlinien/open-policy.html). Darüber hinaus haben wir im November 2018 einen Blog ins Leben gerufen, der das digitale Experimentierfeld an der TU Hamburg in Forschung und Lehre begleitet. Auch hier habe ich einen ersten Blogbeitrag veröffentlicht (https://insights.tuhh.de/de/blog/project/open-research-spaces/). Zudem stellen wir uns in dem aktuell vom BMBF-geförderten Forschungsprojekt BRIDGING der Herausforderung Interviewtranskripte in einem offenen Repositorium unter CC-Lizenzen zur Verfügung zu stellen. Die Erfahrungen, die wir hier gemacht haben, wurden auch in einem Blogbeitrag veröffentlicht zu den Herausforderungen des Forschungsdatenmanagements qualitativer Daten (vgl. https://insights.tuhh.de/de/blog/open-discourses/open-science/2019/05/08/forschungsdatenmanagement-in-bridging/). Insbesondere im Rahmen der Open Access Week konnte ich mit vielen Kolleg_innen in einen intensiven Austausch über die Potenzial offener Wissenschaft treten. Darüber hinaus haben wir uns aber auch bei unseren Interviewpartner_innen im BMBF-gefördertern Forschungsprojekt BRIDGING für die Nachnutzung und Veröffentlichung der Interviews eingesetzt. Die große Herausforderung hier ist, dass es sich um offene qualitative Interviews handelt, die teilweise auch sehr persönlich sind. Das ist durchaus eine Barriere. Dieses Wissen konnte ich aber auch in diversen weiteren Forschungsprojekten einbringen, in denen ich slebst als Interviewpartner_in zu meinen Erfahrungen mit Offenheit in der Forschung befragt wurde. Förderung von Offener WissenschaftBearbeitenMit der Open Access Week und der Veröffentlichung der Open Policy hat auch die bisher eher informell agierende openTUHH-Arbeitsgruppe einen formalisierten Status erhalten. Damit können wir nun aus den beiden Projekten Hamburg Open Online University und Hamburg Open Science institutionelle Bedarfe ableiten, die Offenheit als Grundprinzip in Lehre und Forschung unterstützen und verankern. Hier könnte eine Art Booklet über die Potenziale offener Wissenschaft sehr hilfreich sein. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Zusammenstellung der wichtigsten Argumente für offene Wissenschaft vielen Wissenschaftler_innen helfen könnte, wenn es darum geht Forschungsprozesse zu öffnen. Diese Idee habe ich auch bereits an das Wikimedia-Team kommuniziert. In diesem Zusammenhang könnten wir uns von der TUHH auch vorstellen, einen Booksprint zusammen mit dem Wikimedia-Team zur Erstellung eines solchen Booklets zu machen. Ein solches Booklet könnte bspw. in GitLab als OER zur Verfügung gestellt werden, aber auch in A5 gedruckt werden. Beispielhaft sei auf das tekethics-Booklet der Hamburg Open Online University verwiesen (https://tubdok.tub.tuhh.de/bitstream/11420/1573/1/tekethics_booklet_v1.0_en.pdf). Um Offene Forschung nachhaltig in einer Institution zu verankern braucht es die Unterstützung von allen Stakeholdern, die in dieser Institution aktiv sind. Dazu zählen natürlich nicht nur die Lehrenden, die Verwaltung und die Service und Supporteinrichtungen aber selbstverständlich auch die Studierenden. Diese sind in vielen Fällen auch die angehenden Nachwuchswissenschaftler_innen. Dementsprechend wäre es hilfreich das Thema Offene Wissenschaft auch bereits früh im Studium im Curriculum zu integrieren. Eine Projektidee, die ich bereits mit einem Mitarbeiter von Wikimedia besprochen habe, ist die Initiierung eines gemeinsamen data literacy Projektes im Bachelor. Vorstellbar wäre es, dass dieses Projekt bspw. im Rahmen des Wissenschaftlichen Arbeitens integriert wird und somit auch von Mitarbeiter_innen der TU Bibliothek betreut wird. Denn eins habe ich in den letzten Monaten bei der Auseinandersetzung mit Offener Wissenschaft gelernt. Es braucht, um dieses Thema an einer Universität zu verankern, viele Unterstützer_innen, viele Perspketiven und viel Austausch. Und die Bibliotheken sind für mich der Raum, in dem alle Stränge zusammenfließen. Grundsätzlich würde ich sagen, dass Offenheit in Forschung und Lehre zunehmend an Bedeutung gewinnt. Damit einher geht auch ein gesteigertes Interesse an Programmen wie das des Fellowships Offene Wissenschaft. Ich würde jedoch eher sagen, dass es nicht das konkrete Programm ist, welches gesteigertes Interesse hervorgerufen hat, aber die gesamte Welt der Wikimedia. Hier kann ich tatsächlich sagen, dass das Interesse an dem Zusammenspiel der verschiedenen Initiativen der Wikimedia sehr groß war. Das war auch für mich eine AHA-Moment, als ich ein wenig tiefer in das Universum der Wikimedia eingetaucht bin. Das Fellowship gab mir die Möglichkeit explizit über das Zusammenspiel von Offenheit in Forschung und Lehre nachzudenken. Bislang habe ich mich im Rahmen der Initiative Hamburg Open Online University vorzugsweise mit der Lehrperspektive auseinandergesetzt. Die Synergien und Gemeinsamkeiten von Offenheit in der Forschung zu entdecken und selbst zu erfahren, waren ein wichter Erkenntnisschritt, den ich so auch im Rahmen des Forschungsprojektes BRIDGING habe einfließen lassen können. Langfristig werde ich versuchen die Perspektive für Offene Wissenschaft auch in weiteren Projekte zu integrieren. So haben wir bspw. geplant gemeinsam mit der Bibliothek der TUHH ein data literacy Projekt zu initiieren, welches ein Lehr- und Lernangebot zu Offener Forschung sein soll. GesamtfazitBearbeitenUm Häuser, Brücken und Straußen zu bauen, braucht es Hammer, Nagel und Maschinen, um ein Stromnetze aufzubauen, braucht es elektroische Messgeräte, Ärzte brauchen ihr Stetoskop und Juristen die Gesetzestexte. Egal in welchen Kontexten wir etwas aufbauen oder entwickeln, nutzen wir verschiedene Werkzeuge. Doch alles sind Fachdisziplinen, in denen es sich lohnt über Offene Wissenschaft und die Unterstützung dieser durch Werkzeuge nachzudenken. Für mich persönlich war es ein aufregendes und erkenntnisreiches Programm. Grundsätzlich ist die Sensibilisierung für Offenheit in Forschung und Lehre gestiegen und ich habe nun auch das Gefühl mehr Argumente zur Hand zu haben, um für Offene Wissenschaft einzutreten.
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