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Universität Augsburg

WS 2011/12

Lehrstuhl für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache

Proseminar: Kulturelle Identität und Globalisierung

Eva Sondershaus, M.A.


von

Vera Dittmann und Airina Hahn



Hypothese

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"Die Repräsentation der Frau im italienischen Fernsehen wirkt der Emanzipation entgegen."

Einleitung

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Der erweiterte Kulturbegriff umfasst Denk- Fühl- und Handlungsmuster einer Gruppe von Menschen, die aus dem sozialen Umfeld erlernt werden. In seinem Zwiebelmodell stellt Hofstede verschiedene Manifestationen der Kultur fest: Symbole, Helden, Rituale und Werte. Mit Symbolen sind Worte, Bilder oder Gesten gemeint, die nur in der gemeinsamen Gruppe verstanden werden. Helden sind reale oder fiktive Personen, die als Verhaltensvorbilder dienen, während Rituale sozial notwendige Tätigkeiten sind. Diese drei Manifestationen lassen sich anhand von Praktiken beobachten, entschlüsseln kann sie aber nur, wer die Kultur versteht. Im Kern des Zwiebelmodells liegen die Werte der Kultur, die bereits sehr früh erworben werden und sich im Gegensatz zu den anderen Kategorien nur sehr langsam verändern und tief in den Menschen verwurzelt sind. (vgl. Hofstede 2005: 4 ff.)

 

In unserem Projekt haben wir uns vor allem mit einem Einflussfaktor für die Entstehung und Entwicklung verschiedener Aspekte von Kultur beschäftigt: Dem Fernsehen. In den westlichen Gesellschaften ist das Fernsehen derart allgegenwärtig, dass es sicherlich Symbole und Helden produzieren kann und langfristig vielleicht sogar die Werte einer Gesellschaft mitgestalten und verändern könnte. Wir haben uns bei unseren Untersuchungen auf das italienische Fernsehen und die italienische Gesellschaft konzentriert und haben hier die Darstellung der Frau im Fernsehen und die Auswirkungen auf die Emanzipation der Frau in Italien nachvollzogen.

Medien und Gesellschaft

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Die Rolle des Fernsehens in der Gesellschaft

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Die Modernisierung brachte immer rascher aufeinanderfolgende Innovationen mit sich. In kurzen Zeitabständen entstehen bis heute immer mehr Formen der Medienkommunikation. Der Buchdruck im Jahre 1450 (vgl. Jäckel 2011: 35) war der Ursprung der Medienevolution. Im Mittelpunkt dieser Arbeit soll das Medium „Fernsehen“ stehen. Als der Fernsehapparat erfunden und im Jahre 1928 auf der 5. Großen Funkausstellung in Berlin vorgestellt wurde, galt es als wahres Wunder (vgl. Reichertz 2009: S.19). Heutzutage gibt es kaum einen Haushalt ohne Fernsehapparat, die meisten Familien besitzen sogar mehrere. Hauptsächlich nutzen wir es als Informationsquelle oder zur Unterhaltung. „Die Bedeutung des Fernsehens für moderne oder postmoderne Gesellschaften ist unstrittig“ (Reichertz 2009:23), denn das Medium liefert uns rund um die Uhr eine „parallel zum wirklichen Leben strukturierte mitlaufende „Fernsehwirklichkeit“ (Reichertz 2009:23), die unseren Alltag mitgestaltet und uns langfristig hinsichtlich unseres Verhaltens und unserer Einstellung prägt. Reichertz hat sich neben vielen anderen Wissenschaftlern mit der Relevanz des Fernsehens für unsere heutige Gesellschaft auseinandergesetzt und fasst seine Ergebnisse wie folgt zusammen: In den westlich beeinflussten Kulturräumen befindet sich in fast jeder Wohnung mindestens ein Fernseher. Die Geräte werden von allen Familienmitgliedern regelmäßig genutzt. Das Fernsehprogramm ist sehr vielfältig, so dass jeder etwas Interessantes für sich finden kann. Kurz gesagt ist das Fernsehen in unserer Gesellschaft omnipräsent (vgl. Reichertz 2009: 24). Die Nutzung des Fernsehens nimmt auch weiterhin immer weiter zu. Trotz der Entdeckung des Internets hat in den letzten Jahren der Fernsehkonsum nicht abgenommen, ganz im Gegenteil.

Reichertz beschreibt in seinen Forschungsergebnissen weiter, dass das Fernsehen eine „immerwährende und endlose Zeitachse [liefert], welche den Tages-, Wochen-, Monats- und auch den Jahresablauf begleitet. (…) Fernsehen ereignet sich in festen Zyklen. Diese sind dauerhaft, vertraut und verlässlich. Das Medium ‚Fernsehen‘ hat eine Liturgie konstituiert, welche den Tag und das Jahr gliedert“ (Reichertz 2009: 24). Folglich können wir die Zeit am Fernsehprogramm ablesen und richten möglicherweise auch unseren Zeitplan danach. „Das Fernsehen ist zu einem wichtigen sozialen Zeitgeber unserer Tage geworden“ (Reichertz 2009: 25). Das Fernsehprogramm hat sich im Laufe der Jahre sehr stark weiterentwickelt, so dass sich die Inhalte und Botschaften mittlerweile auf fast alle Bereiche des alltäglichen Lebens beziehen. Es ist an jedem Ort des Alltags und zu jeder Zeit vorzufinden, es äußert sich zu allem und richtet sich an jeden (vgl. Reichertz 2009: 25). Ein weiterer wichtiger Sachverhalt, an dem man die Bedeutung des Fernsehens ablesen kann ist die Tatsache, dass Fernsehen heutzutage für alle Personen zugänglich ist. Während früher ausschließlich die Prominenz ins Fernsehen eingeladen wurde, kann sich heutzutage fast jeder Bürger im Fernsehen äußern, beispielsweise mittels Talkshows. „Das Fernsehen ist mittlerweile ein Mittel, eine Organisation geworden, die von fast jedem genutzt werden kann, um ein Anliegen öffentlich vorzutragen und für es zu werben – auch wenn das Anliegen darin besteht, für die eigene Person zu werben“ (Reichertz 2009: 25). Laut Reichertz sind es die Medien und hier vor allem das Fernsehen, das auf diese Weise die Gesellschaft gestaltet und verändert – „sowohl den privaten als auch den beruflichen Alltag, dessen moralische Fundierung, seine politische Legitimität und seine ästhetischen Formen“ (Reichertz 2009: 26). Das Fernsehen ist fähig, dies zu erreichen, da es ein Medium ist, das nicht nur die Wissensspeicherung und Wissensübertragung bewirkt, sondern außerdem die Art des Wahrnehmens und Sehen verändert (vgl. Reichertz 2009: 26).

Mediennutzung und Medienwirkung

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Die Mediennutzung

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Wie wir schon gehört haben, sind Massenmedien aus den modernen Gesellschaften nicht mehr wegzudenken. Laut einer Statistik nutzt 2012 jeder Deutsche täglich 172 Minuten das Fernsehen (vgl. statista: 2012). Der generelle Medienkonsum in den letzten Jahrzehnten ist stark angestiegen und auch das Medienangebot wird immer vielfältiger. Wie schon Reichertz bemerkte, muss man sich die Frage stellen, inwieweit das Medium Fernsehen unsere Art des Wahrnehmens und Sehens verändert. Mit dieser Fragestellung beschäftigen sich die Mediennutzungs- und die Medienwirkungsforschung. Diese zwei Forschungsgebiete sind stark voneinander zu unterscheiden. Die Mediennutzungsforschung analysiert die Nutzung von Massenmedien in der Gesellschaft. Die Medienwirkungsforschung hingegen beschäftigt sich mit möglichen Medienwirkungsphänomenen. (vgl. Schweiger 2007: 15) Schweiger hat es geschafft die Trennung der beiden Forschungsfelder durch das Zwiebelmodell der Mediennutzung sehr anschaulich darzustellen, sowie auch die wechselseitigen Wirkungen zwischen Medien, Individuum und Gesellschaft. Das Modell stellt die zentralen Komponenten der Mediennutzung und alle relevanten Einflussfaktoren dar. "(...)Jede einzelne Schicht (...) ist Bestandteil der sie umgebenden, größeren Schicht, und die Schichten [dürfen] nicht als exklusive, sich ausschließende Bereiche missverstanden werden (...)" (Schweiger 2007: 30). Beginnend von außen nach innen stellt Schweiger dar, dass das Individuum von einem sozialem Umfeld umgeben ist, also beispielsweise Familie, Freunde, Arbeitsplatz. Darüber hinaus wird das soziale Umfeld von der Gesellschaft geprägt. Diese hat wiederum auch einen indirekten Einfluss auf das Individuum selbst, durch Gesetze, Traditionen und Kultur. Die Schichten beeinflussen sich laut Schweiger wechselseitig. Das Individuum selbst kann durch eine Vielzahl an Eigenschaften beschrieben werden, wie Einstellungen, Werte und Interessen. Zusammenfassend kann man diese Eigenschaften als Kultur eines Menschen bezeichnen, die jedes Individuum mittels des Enkulturationsprozesses in sich trägt. Wie wir aus dem Ansatz von Geert Hofstede wissen, wächst ein Mensch in die jeweilige eigene Kultur hinein, welche ihn sein Leben lang prägt. Laut Schweiger hat ein Teil der Eigenschaften eines Individuums mit den Massenmedien zu tun. Dabei bezieht er sich auf die Einstellungen, Werte, Interessen und Verhaltensweisen, die im Zusammenhang mit dem persönlichen Umgang mit Medien stehen. In der Mitte des Zwiebelmodells liegen die Mediennutzungsepisoden, in denen das Individuum auf direkte Art Medienangebote nutzt, wie beispielsweise ein Fernsehabend. Mediennutzungsepisoden, die häufig oder regelmäßig stattfinden bilden im Laufe der Zeit Mediennutzungsmuster. Diese beschreiben die generelle Mediennutzung einer Person, d.h. ihr Medienverhalten und ihre Gewohnheiten. Das Zusammenspiel von Mediennutzungsepisoden und sonstige Erfahrungsquellen aus dem Alltag bilden längerfristige, subjektive Medienbewertungen und -kompetenzen (vgl. Schweiger 2007: 31). Nutzungsepisoden, Nutzungsmuster und die Medienbewertung beeinflussen sich wechselseitig. Doch nicht nur die inneren Mediennutzungs-Ringe stehen im engen Zusammenhang. Jede Schicht des Zwiebelmodells wirkt sich auf eine andere Schicht aus. Wie man aus dem Modell herauslesen kann, sind alle Wirkungen, die in einem der drei Mediennutzungs-Ringe liegen Gegenstand der Mediennutzungsforschung und alle anderen sind Teil der Wirkungsforschung (vgl. Schweiger 2007: 31). Die Definition der Mediennutzungsforschung nach Schweiger lautet demnach, dass die Mediennutzungsforschung alle Forschungsansätze umfasst, die die Mediennutzungsepisoden, die Mediennutzungsmuster oder die Medienbewertungen von Individuen oder sozialen Gruppen beschreiben (Schweiger 2007: 32).

 

Medienwirkung

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Wie schon erwähnt beschäftigt sich die Medienwirkungsforschung mit möglichen Medienwirkungsphänomenen. In der Kommunikationswissenschaft wurden bis heute zahlreiche Modelle zur Medienwirkung entwickelt.

Das Stimulus-Response-Modell

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Der Ursprung des Wirkungsbegriffes liegt aber in der Tradition des Behaviorismus (vgl. Jäckel 2011: 76). Eine Wirkung wird in der Regel mit einer Veränderung gleichgesetzt. Die Veränderung wiederrum bedeutet, dass man auf der Verhaltens- und Einstellungsebene eine Alternanz beobachten kann. Das Modell, von welchem die Rede ist, wird in der Wissenschaft als Stimulus-Response-Modell bezeichnet und ist im Bereich der Naturwissenschaften weit verbreitet. In der Medienwirkungsforschung bestehen die Stimuli aus Medienangeboten, in unserem Fall dem Fernsehprogramm, deren Wirkung sich in beobachtbaren Reaktionen von Rezipienten wiederspiegeln (vgl. Jäckel 2011: 76).

 

Das Modell kann wie folgt interpretiert werden: Die Stimuli des Medienangebotes erreichen unmittelbar den Rezipienten. Sie sind eindeutig und werden folglich von allen Rezipienten weitgehend gleich wahrgenommen. Auf die empfangenen Stimuli folgen bestimmte Reaktionen und Einstellungen der Person, die hier als Folge, Response, dargestellt werden. Aufgrund der Homogenitätsannahme der Stimuli ähneln sich die Reaktionen der Rezipienten oder sind gar identisch. Dadurch wirkt das Publikum der Massenmedien als eine undifferenzierte Masse (vgl. Jäckel 2011: 77ff.). Zusammenfassend wird im Stimulus-Response-Modell behauptet, dass die Stimuli jedes Individuum der Gesellschaft über die Massenmedien auf die gleiche Art und Weise erreichen, jedes Gesellschaftsmitglied die Stimuli in der gleichen Art wahrnimmt und diese bei allen Individuen eine identische Reaktion bewirken. So kann also laut des Modells auch das Medium Fernsehen seine Zuschauer gleichsam in bestimmte Verhaltensrichtungen lenken. Das Modell ist dennoch nur eine Art Grundgerüst für die Medienwirkungsforschung. Heute kann man dadurch kaum mehr den Einfluss der Medien auf die Menschen beweisen, denn viele Faktoren, die die Wirkung der Medien beeinflussen können, wie beispielsweise Intensität des Medienkonsums und Dauer, werden hier nicht berücksichtigt (vgl. Schenk 2007: 25).

Die Kultivierungsanalyse

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Bisher haben wir uns auf die Medienwirkung auf einzelne Personen beschränkt. Verlassen wir nun die Individuumsebene und wenden uns der Frage zu, welche Formen von sozialer Mediennutzung es gibt und welche Wirkungen Medien auf eine Gesellschaft haben können. In Anbetracht dessen möchte ich auf die Kultivierungsanalyse von George Gerbner (1919 -2005) verweisen, die sich mit der Annahme auseinandersetzt, dass das Fernsehen Weltbilder, Normen und Werte der Gesellschaft langfristig formt (vgl. Rossmann 2008: 28). Gerbner entwickelte zu Beginn der siebziger Jahre mit seinem Forschungsteam eine Kultivierungs-Hypothese, die dem Fernsehen vorab Homogenisierungseffekte unterstellte. (vgl. Bonfadelli & Friemel 2011: 260) Er führte in den USA eine bemerkenswerte Umfrage durch, welche beweisen sollte, dass der Fernsehkonsum Einfluss auf die Realitätswahrnehmung hat. Die Grundhypothese der Forschungsarbeit Gerbners lautete, „(…) Rezipienten, die viel fernsehen, [rekonstruieren] ihre soziale Realität aus der fiktiven Realitätsdarstellung des Fernsehens (…)“ (Rossmann 2008: 28). Das heißt Personen, die viel fernsehen schätzen die Realität so ein, wie sie im Medium dargestellt wird, während andere, die wenig fernsehen, die Realität klarer wahrnehmen. Gerbner teilte für seine Nachforschungen diese zwei Gruppen von Menschen in die sogenannten Vielseher und Wenigseher ein. Als Vielseher wurden Befragte eingestuft, die durchschnittlich mehr als vier Stunden pro Tag fernsehen, als Wenigseher diejenigen, die weniger als zwei Stunden vor dem Fernseher sitzen. Als Variablen dienten die Antworten auf einige speziell ausgewählte Fragen, die sich auf allgemeine Einstellungen und auf die Weltsicht der Befragten bezogen (vgl. Schenk 2007: 590 – 591). Beispielsweise wurde die Frage gestellt „wie hoch der Befragte, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, den Prozentsatz derjenigen einschätzte, die beruflich mit der Durchsetzung von Recht und Gesetz befasst sind (Polizisten, Richter, Detektive usw.)“ (Schenk 2007: 590) Die Auswertung der Antworten ergab, dass Vielseher den Anteil der mit der Durchsetzung des Rechts befassten Personen überschätzten und die Antworten der Wenigseher mehr oder weniger der realistischen Zahl entsprachen. Ähnliche Tendenz zeigte sich auch bei anderen vergleichbaren Fragen. Gerbner sah sich aber schon sehr bald mit dem Problem konfrontiert, dass nicht nur die Einstellungsunterschiede zwischen Viel- und Wenigsehern zu unterschiedlichen Ergebnissen der Studie führten, sondern auch andere Einflussfaktoren eine Rolle spielen, wie beispielsweise Alter, Geschlecht und Beruf. (vgl. Schenk 2007: 591) In den achtziger Jahren begann die Gruppe von Georg Gerbner sich mit weiteren Aspekten der Kultiverung durch das Fernsehen auseinanderzusetzen. Im Mittelpunkt der Kulturanalyse stand nicht mehr der Fernsehkonsum und die daraus resultierende Realitätswahrnehmung, sondern „(…) die Auswirkungen des Fernsehens auf die gesellschaftliche Kultur, also die kulturellen Überzeugungen, Werte und Praktiken (…)“ (Schenk 2007: 594) Gerbner bezeichnet diesen Effekt auch als Mainstreaming(vgl. Schenk 2007: 594). Während in den früheren Untersuchungen nachgewiesen werden sollte, dass das Fernsehen die Einstellungen der Zuschauer beeinflusst, wird in dem Mainstreaming - Konzept diese Wirkung bereits vorausgesetzt. Mainstreaming bedeutet, dass ursprüngliche individuelle und auch unterschiedliche Einstellungen zu gewissen Sachverhalten durch das Medium Fernsehen aneinander angepasst werden und so gemeinsame Perspektiven kultiviert werden (vgl. Schenk 2007: 595). Letztendlich ergab sich jedoch, dass Kultivierung „(…) nicht Ergebnis eines eindimensionalen, direkten Einflusses, den das Fernsehen ausübt [darstellt], sondern Teil eines kontinuierlichen, dynamischen Interaktionsprozesses zwischen den Fernsehbotschaften und den jeweiligen Kontexten der Rezipienten [ist]“ (Schenk 2007: 600). Auch wenn Vielseher häufig ähnlich antworten, sind die Hintergründe dafür meist komplexer. Wie in so vielen Modellen der Medienwirkung ist auch bei der Kultivierung mit intervenierenden Prozessen zu rechnen (vgl. Schenk 2007: 600).

Die Kultivierung ist eine der bekanntesten Medienwirkungshypothesen geworden, aber zugleich ist sie auch eine der umstrittensten. Einer der Kritikpunkte bemängelt die Gleichförmigkeit der Fernsehbotschaften. Die Gruppe Gerbners nahm in ihrer Studie an, dass sich die Fernsehbotschaften und die unterschiedlichen Sender kaum voneinander unterscheiden. Sicherlich war die Situation in den siebziger Jahren eine andere als heute, jedoch kann diese Annahme jetzt nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden. Durch die Vielzahl von Fernsehsendern, die es heutzutage gibt, kann nicht mehr eine Gleichförmigkeit der Fernsehbotschaften vorausgesetzt werden. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das Zuschauerverhalten genauer berücksichtigt werden sollte. Gerbner teilte die Zuschauer lediglich nach dem bloßen Umfang ihres Fernsehkonsums ein, dabei wurden aber andere Fragestellungen verdeckt, wie beispielsweise: "Welche Programme werden gesehen?" oder: "Wie wirken sich Vorlieben zu bestimmten Programmen auf die Kultivierung aus?". Nutzungsmotive wie Präferenzen oder Gewohnheiten steuern die Auswahl der Programme mit und wirken auf diese Weise auch auf die Kultivierung. Kritisch betrachtet werden auch die subjektiven Angaben der Befragten über den Umfang ihres Fernsehkonsums. Derartige Angaben sind oft ungenau oder werden auch leicht unterschätzt. Diese und noch weitere Kritikpunkte an die Kultivierungsanalyse haben mehr zum Fortschritt der Medienwirkungsforschung beigetragen, als die eigentlichen Forschungsergebnisse selbst. (vgl. Schenk 2007: 604ff.) Jedoch zeigen die Untersuchungen George Gerbners, wie schwierig es ist, in der Medienwirkungsforschung ein theoretisches Konzept zu erstellen, welches empirisch prüfbar und auch messbar ist. Sicherlich ist es unumstritten, dass das Medium Fernsehen einen starken Einfluss auf viele Verhaltensbereiche der Rezipienten ausübt, jedoch ist der empirische Nachweis nur schwer zu erbringen.

Fernsehen in Italien

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Beziehen wir uns nun auf Italien und zunächst auf die dort vorherrschende Medienpolitik. Italiens Medienwelt wird von Silvio Berlusconi regiert. Der Ex-Ministerpräsident und Gründer des Medienunternehmens Mediaset besitzt die drei wichtigsten TV-Ketten des Landes, Italia Uno, Rete Quattro und Canale cinque, die fast die Hälfte des italienischen Zuschaueranteils vereinen. (vgl. Henle 1998: 58) Obwohl der Medienzar nicht mehr das Ministerpräsidentenamt innehat, ist seine Macht immer noch so groß, dass keine Medienpolitik gegen ihn ankommt. Reinhard Frauscher, der sich intensiv mit dem Thema Fernsehen in Italien auseinandergesetzt hat, erklärt, dass die Situation in Italien schon immer komplexer war als sonst wo. Nirgendwo sonst ist die Verzahnung zwischen Massenkommunikation und Politik so intensiv wie in Italien (vgl. Frauscher 1998: 107).

Die Entwicklung des italienischen Fernsehens

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Wie in vielen anderen Ländern Europas gab es auch in Italien zunächst lediglich eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt, die sogenannte RAI. Sie besaß das Monopol über das Radio und das Fernsehen. In den sibziger Jahren bildeten sich aber mit zunehmender Verbilligung der Technik schnell Privatsender (vgl. Frauscher 1998: 108). Da von der Regierung kein rechtlicher Rahmen für den aufkommenden privaten Rundfunk verabschiedet wurde, konnten sich die Privatsender im praktisch rechtsfreien Raum entwickeln (vgl. Matschke & Sauer 2012: www.mediadb.eu). Auf diese Weise schaffte es der Mailänder Bauunternehmer Silvio Berlusconi der „Beinahe-Monopolist im Privatfernsehen“ (Matschke & Sauer 2012: www.mediadb.eu) zu werden. Mit Hilfe des Politikers Bettino Craxi schuf er sein erstes privates Fernsehprogramm Milano Due, welches vorerst nur von den Bewohnern des mailändischen Stadtviertels Milano Due empfangen werden konnte. 1976 entschied der italienische Verfassungsgerichtshof das Privatfernsehen auf lokaler Ebene zu legalisieren. Plötzlich konnte offiziell ein „Medienpluralismus“ (Frauscher 1998: 109) entstehen. Berlusconi zögerte nicht lange und nutze diese Gelegenheit, um in allen Ballungszentren die Privatsender aufzukaufen. Er erreichte sogar Gebiete, vorwiegend in Süditalien, die bisher nicht einmal von der RAI mit Rundfunk versorgt wurden (vgl. Frauscher 1998: 110). Dies verschaffte ihm große Beliebtheit. Der nächste Schritt war einfach. Berlusconi setzte sich über das Gesetz des lokalen Privatfernsehens des Verfassungsgerichtshofes hinweg – schließlich hatte er nichts zu befürchten, denn er bekam Rückendeckung von seinem guten Politikerfreund Craxi – und schloss seine Senderketten zusammen. Der Durchbruch war erreicht. Das Aushängeschild seines nationalen Sendenetzes war der norditalienische Sender Telemilano, heute Canale 5. Die RAI bekam von diesem Moment an starke Konkurrenz. 1983 verfügte der Medienmogul über drei nationale Sendenetze ebenso, wie sein größter Konkurrent, das Staatsfernsehen (vgl. Frauscher 1998: 110). „Das Duopol im Fernsehen, das bis heute die Medienlandschaft Italiens prägt, war damit entstanden“ (Frauscher 1998: 110). In der Zwischenzeit wurde Craxi zum Ministerpräsidenten ernannt. Das kam auch Berlusconi zugute, denn so konnte der Regierungschef weiterhin seine schützende Hand über seinen Kumpanen halten, während dieser zum „mächtigsten Fernsehprivatmonopolist Europas“ (Frauscher 1998: 111) wurde. Neben der Unterstützung seines Freundes waren es aber auch Bestechung, Bilanzfälschung und Steuerhinterziehung, die ihm eine aufstrebende Karriere ermöglichten (vgl. Frauscher 1998: 113). Er gründete unter anderem seine eigene Werbefirma Publitalia, die seine drei TV-Sender mit Werbung versorgte. Auch der größte Zeitungs- und Buchverlag, Mondadori, ging in seinem Besitz über. Seine Macht begrenzte sich von fortan nicht mehr ausschließlich nur auf das Fernsehen, sondern auch auf weitere Sektoren. Nach dem Sturz Craxis schien auch Berlusconis Glückssträhne beendet, doch mit Hilfe seines Medienmonopols schaffte er es, sich als Retter und ehrlicher Unternehmer in der Öffentlichkeit zu präsentieren, ließ sich im Jahr 1994 zur Wahl des Ministerpräsidenten aufstellen und gewann die Wahlen. Als Staatsoberhaupt setzte er zu zunächst alles daran, seinen einzigen Konkurrenten, das Staatsfernsehens RAI zu schwächen (vgl.Frauscher 1998: 112ff.). Seine erste Amtszeit dauerte nur acht Monate, dennoch wurde er drei weitere Male zum italienischen Ministerpräsidenten gewählt. Auch wenn Berlusconi heute nicht mehr auf dem Regierungsposten sitzt, beherrscht er immer noch die Medienpolitik. Sein Imperium, umfasst drei terrestrische Sendeketten Italia 1, Rete 4 und Canale 5, die ein gutes Drittel des gesamten italienischen Werbeaufkommens in sich vereinen (vgl. Matschke & Sauer 2012: www.mediadb.eu).
Er selbst sagte dazu:

Die Zuschauer sehnten sich nach etwas anderem als dem; was die RAI bot … Sie wollten Shows sehen, die bis in die Nacht dauerten, denn das Programm der RAI endete bereits um 23 Uhr. Im Grunde war das Privatfernsehen ein Akt des Aufbegehrens, der viele Menschen anzog. Ich dachte an all die Dinge, die in die Wohnzimmer gebracht werden konnten – Spielshows, Quizshows, Information, aber auch Werbung und Konsum. (vgl. Ginsborg 2005: 34)

Umso erstaunlicher ist es, dass sich in all den Jahren die RAI trotzdem gehalten hat. Seit zehn bis zwölf Jahren teilen sich die beiden Teile des Duopols die Hälfte des Zuschaueranteils der nationalen Fernsehprogramme. Laut Untersuchungen läuft die Tendenz der Zuschauerzahlen aber zugunsten von Mediaset (vgl. Frauscher 1998: 117).

Die Rolle des Fernsehens in der italienischen Gesellschaft

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Das Fernsehen in Italien ist „der wichtigste Träger der Massenkultur“ (Frauscher 1998: 155), es spielt eine weitaus wichtigere Rolle als in anderen westlichen Ländern. Um diese Aussage begründen zu können, sollte die Kultur des Landes in Betracht gezogen werden. Der Kulturbegriff und die Bedeutung des Kulturverständnisses in einer Gesellschaft wurden in der Einleitung schon verdeutlicht. Auch im Punkt Medienwirkung wurde im Rahmen der Kultivierungsanalyse angesprochen, dass das Fernsehen Normen und Werte einer Kultur in gewisse Weise verändern kann. Jedoch bleibt die genaue Wirkung des Mediums auf den Menschen bisher noch ungeklärt. Doch wie sieht es speziell in Italien aus? Was macht die italienische Kultur aus, auch in Bezug auf Medien und Fernsehen?

Die Kultur des gesprochenen Wortes

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„In Italien dominiert die Kultur des Wortes, nicht die des Geschrieben“ (Frauscher 1998: 155). Schon zur Zeit der alten Römer hat die Kunst der Sprache alles dominiert, im Gegensatz zur germanischen Kultur. Die kulturellen Werte der lateinischen Völker, wie beispielsweise das Zusammenleben und die Art und Weise miteinander umzugehen und zu kommunizieren, blieben über die Jahre weiter erhalten und prägen die Geschichte des Landes heute noch. Italien ist weltweit als das Land der Kunst und Kultur bekannt, schon allein aufgrund der bedeutenden Bauwerke, die zur Zeit des Barocks und der Renaissance entstanden. Doch trotzdem konnte sich diese Hochkultur im eigenen Land nicht weitflächig verbreiten, denn die Mächtigen, wie die Katholische Kirche und der Adel, hatten kein Interesse daran das einfache Volk daran teilhaben zu lassen. Bis heute ist dies nicht spurlos an der Bevölkerung vorübergegangen. Um die 15 Prozent der Einwohner Süditaliens sind nahezu Analphabeten (vgl. Frauscher 1998: 155ff.). In der Tat ist auch nach Angaben des Bundesinstituts für Bau- Stadt- und Raumforschung die Arbeitslosenquote in Süditalien deutlich höher als in Norditalien. Besonders betroffenen sind die Jugendlichen in den südlichen Regionen, die durch mangelnde Bildungsmöglichkeiten keine Arbeit finden (bbsr: 2012). Italien leidet stark an diesem gewaltigen Nord-Süd-Gefälle, das sich in vielen Bereichen bemerkbar macht. Unter anderem auch in den Medien. Das Wissen um dieses kulturelle Gefälle trägt viel zum Gesamtverständnis bei, „warum das [italienische] Fernsehen so ist wie es ist“ (Frauscher 1998: 156). Zunächst sollen aber nicht das Fernsehen und die ausgestrahlten Programme im Mittelpunkt stehen, sondern das italienische Publikum und sein Medienkonsum. Wie schon erwähnt sind die Gesellschaft Italiens und somit auch sein Fernsehpublikum stark heterogen geprägt. Auf der einen Seite finden wir die Intellektuellenschicht, die „eine Art Klassendenken pflegt“ (Frauscher 1998: 157) und sich krampfhaft versucht abzukapseln und auf der anderen Seite die normale Bevölkerung, die sich stark geographisch und kulturell von der Letzteren unterscheidet. Eines ist jedoch allen gemeinsam: Die Italiener lesen statistisch gesehen nur sehr wenig. Diese Behauptung kann durch einige Zahlen über den Zeitungs- und Buchkonsum belegt werden. „Die Auflage der Zeitungen ist, umgerechnet auf die Bevölkerungszahl, die niedrigste in der Europäischen Union“(Frauscher 1998: 157). Die folgende Grafik vergleicht die europäischen Länder Deutschland, Großbritannien, Spanien, Frankreich und Italien in Bezug auf ihren Zeitungskonsum.

Ländervergleich: Der wöchentliche Zeitungskonsum (2-3-mal die Woche)

 

Italien bildet das Schlusslicht dieser Statistik, dicht gefolgt von Frankreich. Im Durchschnitt kauft sich nur jeder zehnte Italiener eine Zeitung, im Süden sogar nur jeder zwanzigste (vgl. Frauscher 1998: 158). Die Ursachen für den sehr niedrigen Zeitungskonsum sind vielfältig. Marco Travaglio, einer der prominentesten italienischen Journalisten, behauptet es sei nicht die Schuld der lesefaulen Italiener, sondern ein Problem der Medienpolitik in Italien.

[…]Die Zeitungen [verkaufen] sich nicht schlecht, weil die Leute kein Papier mögen, sondern weil das Problem die Qualität des Journalismus ist. In Italien haben wir, mit wenigen Ausnahmen, ein gelenktes und parteiisches Informationssystem, das Fakten versteckt und die Dinge nicht beim Namen nennt. [...] (Rodano & Herzer: 2011).

Es liegt also vor allem auch an den Zeitungen und den Inhalten, warum sie von nur wenigen Menschen gelesen werden. Roberto Natale, Präsident des italienischen Presseverbands FNSI hat sich auch zu diesem Thema geäußert.

Auf 1000 Einwohner [sind] 2008 landesweit nur 86 Tageszeitungen [verkauft worden], und die gedruckte Presse [befindet sich] in stetigem Niedergang. Hingegen bildeten sich nach "Censis"-Angaben fast siebzig Prozent der Bevölkerung ihre politische Meinung über das Fernsehen (bpb: 2011).

Kommen wir nun auf die vorher genannte Aussage zurück, in Italien spiele die Kultur des gesprochenen Wortes die größte Rolle. Diese lässt sich nicht nur in Bezug auf die persönlichen Verhaltensweisen der Italiener verifizieren, wie beispielsweise die Eigenschaft sehr schnell und viel zu sprechen, sondern auch auf ihr Medienverhalten. Das Fernsehen ist das gängigste und beliebteste Informationsmedium des Landes. Für die Presse ist es ein Desaster, für die großen Medienkonzerne wie Mediaset kommt es wie gerufen, denn sie verdienen jährlich Unmengen an den hohen Zuschauerzahlen. Es folgt ein Überblick der am häufigsten genutzten Informationsquellen.

Die am häufigsten genutzten Informationsquellen im Vergleich

 

televisone = Fernseher

cellulare = Handy

radio = Radio

quotidiani = Tageszeitung

settimanali = Wochenzeitung

libri = Bücher

mensili = Zeitschriften (monatlich)

internet = Internet

tv satellitare = Sateliten TV

Das Begleitmedium Fernsehen

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Der Fernseher wird aber nicht nur als Informationsquelle genutzt. Vorher haben wir schon geschildert, dass das Fernsehen in der postmodernen Gesellschaft eine sehr große Bedeutung hat, da es uns rund um die Uhr ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm anbietet, welches unseren Alltag in jeglicher Hinsicht mitgestaltet. Nun möchten wir noch konkreter werden und uns speziell auf Italien beziehen. Auch in Italien ist es der Fall, dass das Fernsehen bereits zum Begleitmedium geworden ist, wie beispielsweise auch das Radio. Bis vor zwei Jahren lag Italien im internationalen Vergleich sogar an zweiter Stelle in puncto täglicher Fernsehkonsum, kurz nach den USA.

 

Das Fernsehgerät läuft also immer, egal ob man hinsieht oder nicht und nebenbei andere Dinge erledigt. Dies belegt auch folgende Tabelle:

Auf Fahrten Während der Arbeit im Haushalt In der Arbeit Während der Coputer läuft Während des Lesens Während des Lernens
Radio 54,9 % 50,0% 25,0% 17,0% 11,7% 9,4%
Fernseher - 38,0% 6,9% 5,9% 10,7% 5,0%

Quelle: Selbstdarstellung in Anlehnung an Giancarlo Livraghi (www.gandalf.it)

Wie man aus der Tabelle entnehmen kann, läuft der Fernseher gerne nebenbei, ohne dass das Programm bewusst wahrgenommen wird. Am häufigsten läuft er während der Tätigkeiten im Haushalt, aber zum Teil sogar in der Arbeit oder während des Lesens. Auch während der Mahlzeiten ist es keine Seltenheit mehr, wenn im Hintergrund die Stimme des Fernsehmoderators erklingt. Laut einer Umfrage sind die am häufigsten genannten Gründe, warum man den Fernseher nebenher laufen lässt, Unterhaltung und Gewohnheit.

Das italienische Fernsehprogramm

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Nun ist es interessant zu erfahren, welche Programmvielfalt den ganzen Tag im italienischen Fernsehen angeboten wird. Das Fernsehprogramm, insbesondere das Programm Berlusconis, das „sich ganz nach amerikanischem Vorbild orientiert“ (Ginsborg 2005: 39), verdient eine besondere Betrachtungsweise, vor allem auf die Frage hin, ob es das kulturelle Leben Italiens verändert hat. Auffallend ist, dass das Fernsehprogramm sehr showlastig ist. Täglich werden etliche Spielshows und Diskussionen ausgestrahlt. Die Shows werden von den immer wieder gleichen Moderatoren präsentiert, die von „extrem attraktive[n] jungen[n] Frauen umgeben [sind], die mit ihren Reizen nicht geizen, dafür aber selten Bedeutendes von sich geben“ (Frauscher 1998: 161). Es wird viel gescherzt, gelacht und getanzt, dennoch ist es jeden Tag das Gleiche. Anfangs unterschieden sich die Mediaset-Sender durch solche Shows grundsätzlich von der damaligen RAI. Aber schließlich kopierte die RAI notgedrungen dieses Genre, ausschließlich um ihre Einschaltquoten zu verbessern (vgl. Ginsborg 2005: 46). Kultur- und Politikprogramme oder verschiedenste Dokumentationen wurden im italienischen Fernsehen immer mehr zur Seltenheit.

Resumée

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Ob das Fernsehen die Kultur der Menschen, in unserem Fall das Frauenbild im Land, beeinflussen kann, ist nicht mit Sicherheit zu beantworten. Es wäre falsch zu behaupten, dass durch den täglichen Fernseheinfluss Menschen bestimmte Botschaften einfach schlucken. Laut Medienforschungsansätzen ist es aber möglich, dass der Fernsehkonsum in Verbindung mit anderen bedeutenden Faktoren Normen und Werte einer Gesellschaft langfristig formen kann. Aus diesem Grund werden wir uns in den folgenden Kapiteln intensiver mit dem Bild und der Rolle der Frau in Italien und in den italienischen Medien befassen.

Die Stellung der Frau in Italien

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Bevor wir die Rolle der Frau im italienischen Fernsehen und die daraus resultierenden Folgen für das Bild der italienischen Frauen untersuchen, soll im Folgenden die Rolle der Frau in der italienischen Gesellschaft kurz beleuchtet werden. Dazu sollen die Geschichte der Gleichstellung in Italien, die heutigen politischen Gegebenheiten und Maßnahmen und die Rolle der Frau auf dem Arbeitsmarkt und in der Familie betrachtet werden.

Begriffsklärung

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Zuallererst sind in diesem Zusammenhang verschiedene Begriffe zu klären, die auf dem Gebiet der Frauenemanzipation und Gleichberechtigung wichtig sind. Im Politiklexikon der Bundeszentrale für politische Aufklärung wird Emanzipation wie folgt definiert: „Emanzipation bezeichnet einen Prozess der Befreiung aus Abhängigkeit Unmündigkeit sowie der Verwirklichung der Selbstbestimmung, einem zentralen Ziel demokratischer Gesellschaften. [...]“ (Klein&Schubert 2007: 86).Gleichberechtigung meint: „die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung verschiedener Gruppen und Individuen einer Gesellschaft, i.e.S. die Durchsetzung gleicher Rechte und Chancen für Frauen und Männer.“ (Bergmann 2002: 312). Mit Chancengleichheit ist ein Konzept gemeint, dass „[...] versucht, die divergierenden Werte Freiheit und Gleichheit kompatibel zu machen, indem allen Bürgern gleiche politische Rechte garantiert und allen Gesellschaftsmitgliedern gleiche Startchancen im ergebnisoffenen Wettbewerb um knappe Güter und Positionen eingeräumt werden.“ (Rieger 2002: 100). Auf politischer Ebene gibt es den Begriff der Gleichstellungspolitik, die die „Gesamtheit aller Maßnahmen, die darauf gerichtet sind, soziale Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen zu verringern oder ganz zu beseitigen“ umfasst.

Mit G. sollen institutionelle Rahmenbedingungen für Frauen geschaffen werden, die es ihnen ermöglichen den Männern gleiche Lebenschancen zu haben. Dies betrifft sowohl die Bildung und berufliche Ausbildung als auch die Öffnung aller Berufszweige und Karrierestufen sowie die Öffnung aller öffent. Ämter (wie z.B. polit. Ämter.) Zur G. gehören Maßnahmen wie Ge- und Verbote, materielle und immaterielle Anreize (Öff.), positive und negative Sanktionen. (Wasmuth 2002: 315).

Im Folgenden soll die italienische Situation in Bezug auf diese Konzepte analysiert werden.

Wichtige Gesetze zur Gleichstellung der Frauen seit 1945 und Einblick in die Frauenbewegung der siebziger Jahre

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Bis nach dem 2. Weltkrieg hat die Frau in Italien rechtlich gesehen eine stark untergeordnete Rolle. Zwischen 1865 und 1919 beispielsweise sind verheiratete Frauen überhaupt nicht rechtsmündig, da der Ehemann als ihr gesetzlicher Vormund gilt. Später hält auch der Faschismus traditionelle Rollenmuster und Zwänge in Bezug auf Familie und Frauen aufrecht. Erst 1945 erhalten die italienischen Frauen die volle politische Staatsbürgerschaft. Dies hängt damit zusammen, dass im zweiten Weltkrieg, beispielsweise durch das Engagement vieler Frauen im Widerstand gegen die deutsche Besatzung, Frauen nun sehr stark am öffentlichen Leben teilnehmen. Bei den Wahlen 1946 geben 89,1% der Frauen ihre Stimme ab. (vgl. Piretti 2006: 208 ff.) Die Verfassung der italienischen Republik enthält bereits sehr fortschrittliche Artikel zur Gleichberechtigung, richtig umgesetzt werden diese Gedanken allerdings erst ab den sechziger Jahren mit der Ermöglichung des Zugangs zu Berufen in öffentlichen Ämtern, einschließlich des Richteramts. (vgl. Ferrari Occhionero 2012). Etwa zur gleichen Zeit finden auch große Veränderungen in der Familienpolitik statt. Im Mittelpunkt steht hier vor allem die Gleichstellung der Ehepartner. Ab 1970 wird das Scheidungsrecht im Hinblick darauf reformiert. (vgl. Röbbel 2006: 120.) Außerdem stellen die Frauenbewegungen am Anfang der siebziger Jahre auch die Diskussion um die Abtreibung in den Mittelpunkt, mit dem Ergebnis das 1978 ein neues Gesetz zu den Regelungen der Abtreibungspraxis verabschiedet wird, das die Abtreibung grundsätzlich legalisiert. (vgl. Kroker 1994: 42). Mit dem Ende der sechziger Jahre entwickeln sich, parallel zu vielen anderen europäischen Staaten, auch in Italien neue Frauenbewegungen, die teilweise den Studentenbewegungen vorausgehen, sich aber auch mit ihnen vermischen. Gerade auch durch die zum Teil enge Verknüpfung mit politischen Vereinigungen, nehmen die Feministinnen in Italien besonders stark am politischen Geschehen teil. Die verschiedenen Frauenbewegungen vertreten teilweise sehr unterschiedliche Standpunkte, dennoch „scheint der Akzent immer auf der Besonderheit der weiblichen Erfahrung zu liegen und besonders auf der zentralen Stellung, die in ihr die Identität, die Sexualität und die Solidarität gewinnen“ (Ergas 1988: 149). Mit dem allmählichen Abflauen der Studentenbewegungen, wird es auch um die Frauenbewegungen ruhiger, dennoch stellt Ergas (1988: 150) fest, dass „[der Feminismus der siebziger Jahre] trotz allen Veränderungen die Problematik der 'Frauenfrage', ihre substantielle Nicht-Reduzierbarkeit auf eine 'einfache' Frage sexueller Diskriminierung, kontinuierlich in die Öffentlichkeit [einbringt].“ Der Grund dafür, dass der Feminismus nicht, wie der Großteil der Jugendbewegungen der siebziger Jahre, verschwand, liegt für Ergas vor allem in seiner tiefergehenden Verstrickung mit grundlegenden gesellschaftlichen Problemen und in seinen spezifischen Motivationen. (vgl. Ergas 1988: 148 ff.). Anfang der neunziger Jahre wird mit dem Gesetz „Positive Aktionen für die Verwirklichung gleicher Chancen von erwerbstätigen Männern und Frauen“ etwas verspätet einigen EG-Richtlinien Rechnung getragen. Nach diesem Gesetz können nun Arbeitgeber für eine Diskriminierung gegenüber Frauen auch strafrechtlich verfolgt werden. Außerdem sieht es eine finanzielle Förderung von „positiven Aktionen“, wie Projekten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Frauen vor. (vgl. Donno 1991: 53 f.). Im Folgenden ihres Artikel beklagt Ada Donno allerdings, dass trotz vielversprechender Entwicklung auf gesetzlicher Ebene, Frauen immer noch weniger verdienen, kaum Führungspositionen besetzen und oft an der Problematik des Zeitmangels durch Haushalt und Kinderbetreuung scheitern. (vgl. Donno 1991: 56).

Mutterschaftsurlaub, Kinderbetreuung, Kindergeld: Staatliche Hilfen für erwerbstätige Frauen

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Der italienische Staat bietet – zumindest auf institutioneller Ebene – eine Vielzahl von Hilfen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an. Zunächst ist hier der Erziehungsurlaub zu nennen, der sich aus einer Pflichtzeit, in der 80% des bisherigen Einkommens weitergezahlt werden und aus einem optionalen Zusatzurlaub, während dessen 30% des Einkommens gezahlt werden und den auch der Vater des Kindes beantragen kann. Der Mutterschaftsurlaub dauert sechs Monate, mit Beginn circa ein bis zwei Monate vor der Entbindung, der optionale Zusatzurlaub noch einmal sechs Monate. (Im Länderbericht Italien von 2012 ist hier von fünf Monaten Mutterschutz und weiteren fünf Monaten Erziehungsurlaub die Rede, vgl. Saraceno 2012: 127.) Die Dauer ist im europäischen Vergleich relativ lang. Es wird jedoch angemerkt, dass die Realität, gerade aufgrund von Schwarzarbeit oder selbständiger Tätigkeit, nicht immer den gesetzlichen Vorgaben entspricht. (vgl. Röbbel 2006: 141 f.). Der Länderbericht Italien wertet besonders die 1996 eingeführte Neuerung, dass auch der Vater den Erziehungsurlaub in Anspruch nehmen kann, als Erfolg und bezeichnet die Maßnahmen in Italien insgesamt als innovativ. Es wird allerdings auch Kritik geübt, wie beispielsweise an der Tatsache, dass der zusätzliche Erziehungsurlaub nur von abhängig Beschäftigten in Anspruch genommen werden kann, obwohl viele junge Menschen und besonders Frauen sehr häufig in verschiedenen untypischen Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind. Außerdem beziehen die Väter meist das höhere Gehalt, weshalb sich aus der Inanspruchnahme des Erziehungsurlaub bei nur 30% Lohnfortzahlung finanzielle Nachteile für die Familien ergeben. (Saraceno 2012: 127 f.) Eine weitere Maßnahme, die zur Vereinbarkeit von Karriere und Kindern beiträgt, sind die Einrichtungen zur Kinderbetreuung. Heute gibt es vier verschiedene Formen von Einrichtungen in Italien: Kinderhorte (asilo nido), Kindergärten (scuola materna / scuola d'infanzia), Grundschulen (scuola elementare) und Kindernachmittagsbetreuungen (doposcuola). Kinderhorte kümmern sich dabei um die Betreuung von Kleinkindern zwischen 3 Monaten und 3 Jahren, die Vorschule übernimmt die Zeit vor dem Eintritt in die Grundschule mit 6 Jahren. Bei beiden Formen gibt es viele staatliche Einrichtungen, die kostenfrei sind oder nur einen symbolischen Beitrag der Eltern fordern. Röbbel weißt allerdings daraufhin, dass es teilweise große regionale Unterschiede in der Zugänglichkeit und der Öffnungszeiten der Einrichtungen gibt, im Allgemeinen ist Norditalien hier besser versorgt als der Süden. (vgl. Röbbel 2006: 138 ff.) Auch Saraceno bemängelt im Länderbericht Italien der Bundeszentrale für politische Bildung die fehlenden Betreuungseinrichtungen für Kinder unter drei Jahren, besonders im Süden des Landes. (vgl. Saraceno 2012: 128 f.) Als dritte Maßnahme kann das Kindergeld (assegni familiari) genannt werden, dass in der Regel bis zum 18. Lebensjahr des Kindes abhängig von Einkommen und Anzahl der Kinder bezahlt wird. (vgl. Röbbel 2006: 142). Insgesamt kann man feststellen, dass trotz teilweiser Schwierigkeiten der Inanspruchnahme, Maßnahmen eindeutig vorhanden sind und im europäischen Vergleich nicht unbedingt zurückfallen. Hierfür spricht zum Einen der längere Mutterschaftsurlaub, zum anderen bemerkt Röbbel (2006: 140) zu den Mängeln in der Kinderbetreuung:

Im europäischen Vergleich betrachtet ist das Angebot in Italien allerdings nicht wesentlich mangelhafter als in vielen anderen Ländern. Vor allem im Vergleich zu Deutschland zeichnet sich Italien an Ganztagsverpflegungen aus.

Deutliche Unterschiede zeigen sich nur in der finanziellen Unterstützung während des Studiums, diese wird innerhalb der EU nur in Italien und den Niederlanden nicht gewährleistet. (vgl. Röbbel 2006: 142). Dies zählt jedoch kaum noch zu den Faktoren, die die Erwerbstätigkeit der Mutter einschränken, im Bezug auf die Bildungschancen ist zu bemerken, dass dies junge Männer und Frauen gleichermaßen trifft.

Gesellschaftliche Erwartungen an Frauen: Rollenverteilung in der Familie

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Auf die Familie bezogen stellt sich für Italien ein oft noch recht konservatives Rollenverständnis dar. Röbbel legt in ihrer Abhandlung zur Entwicklung der italienischen Familie im 21. Jahrhundert dar, dass die Ehe immer noch eine sehr zentrale Rolle spielt und Alleinerziehende bisher wenig gesellschaftliche Akzeptanz haben, da es einer verbreiteten Einstellung entspricht, Kinder bräuchten beide Elternteile, um glücklich aufwachsen zu können. (vgl. Röbbel 2006: 265-267). Obwohl sich die Rollenverteilung zwischen Ehemann und Ehefrau mit den gesellschaftlichen Veränderungen gewandelt haben, ist die Rollenstruktur in der Familie – zumindest in der Mentalität – recht traditionell geblieben. Eine Analyse von Umfragewerten, die Röbbel in ihrer Abhandlung anführt, ergibt das leicht paradoxe Ergebnis, dass zwar circa 80% der Italiener der Ansicht sind, Männer und Frauen sollten gemeinsam zum Einkommen der Familie beitragen, 70% auch der Meinung sind, dass die Ausübung eines Berufs ein entscheidender Faktor für die Unabhängigkeit der Frau sei, jedoch sagten auch circa 50% der Befragten aus, ein Hausfrauendasein sei gleichermaßen erfüllend. (vgl. Röbbel 2006: 277-279). Saraceno legt im Länderbericht Italien dar, dass tatsächlich immer noch die Frauen in weit größerem Maße die Arbeit in Haushalt, Erziehung und Pflege von Familienmitgliedern leisten. Unter Berufung auf verschiedene Studien des nationalen italienischen Statistikamts stellt sie fest, „dass berufstätige Frauen mit einer zusätzlichen Arbeitsbelastung in ihrer Familie, trotz kürzerer Arbeitszeiten und Transportwege, im Schnitt wöchentlich neun bis elf Stunden mehr arbeiten als Männer, wobei sich das Arbeitsaufkommen aus bezahlter Erwerbsarbeit und Arbeitszeiten im Haushalt errechnet.“ (Saraceno 2012: 126.) Auch scheint die Einstellung verbreitet zu sein, eine erwerbstätige Frau könne nicht im gleichen Maße eine Beziehung zu ihren Kindern aufbauen, wie Frauen, die zu Hause bleiben. Darüber hinaus scheinen nicht alle so recht der Überzeugung zu sein, ein Mann könne sich genauso gut um Kinder kümmern, wie eine Frau. Hier sind wieder einmal regionale Unterschiede festzustellen,der Norden scheint ein emanzipierteres Rollenverständnis zu haben.(vgl. Röbbel 2006: 279-281). Saraceno stellt fest, dass sich auch die Verhaltensweisen der Männer langsam wandeln und betont besonders die Veränderung der Einstellung zur Vaterschaft. Junge italienische Männer verbinden inzwischen mit der Vaterschaft nicht nur Verantwortung, sondern durchaus auch Freude und Bereitschaft, Zeit mit dem Nachwuchs zu verbringen. (vlg. Saraceno 2012: 127.) Dennoch bleibt der abschließende Kommentar Röbbels zu ihrer Analyse:

Diese Ausführungen zeigen, dass die weibliche Erwerbstätigkeit in Italien eine auf theoretischer Ebene anerkannte gesellschaftliche Realität ist. Wird allerdings nach der Durchführbarkeit dieser Rollenverteilung im Hinblick auf die interfamiliäre Ordnung und die Eltern-Kind-Beziehung gefragt, so wird deutlich, dass erwerbstätige Frauen eine weniger starke Anerkennung erfahren und die Kombination von Erwerbstätigkeit und Mutterschaft als schwer miteinander vereinbar angesehen wird. (Röbbel 2006: 280).

Reale Situation der Frau auf dem Arbeitsmarkt

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Grundlegend für eine Frauenemanzipation, vor allem im Bezug auf die Erwerbstätigkeit, ist natürlich zuallererst immer die Bildung. Hier ist die Entwicklung in Italien recht positiv: heute besuchen 93% der schulpflichtigen Mädchen in Italien eine weiterführende Schule, eine enorme Entwicklung, wenn man bedenkt, dass diesen Weg vor 60 Jahren nur 7% der Mädchen wählten. Auch an den Universitäten waren 1950 nur 25% der eingeschriebenen Studenten Frauen, heute liegt ihr Anteil bei über 50%. (vgl. Casula 2012: 114). Generell scheinen Frauen in Italien also die gleichen Bildungschancen zu haben wie die Männer und viele nehmen diese auch wahr. Vor diesem Hintergrund ist eine nähere Betrachtung der weiblichen Erwerbstätigkeit besonders interessant. Insgesamt folgt Italien dem europäischen Trend zu steigender Frauenerwerbstätigkeit, wobei diese trotzdem noch in allen Staaten weniger verbreitet ist, als die männliche Erwerbstätigkeit. Italien hat zwar generell eine niedrige Frauenbeschäftigungsrate (2003 waren es 42,8%), dies geht aber auch einher mit einer generell niedrigen Beschäftigungsrate und wird teilweise auch durch Schwarzarbeit oder die nicht offizielle Beteiligung an Familienunternehmen verfälscht. Insgesamt ist wieder das für Italien spezifische Nord-Süd-Gefälle, sowohl bei der allgemeinen als auch bei der Frauenbeschäftigungsrate, erkennbar. Die Frauenarbeitslosenquote war in Italien 2001 besonders hoch (12,9%), nur im Süden des Landes waren es sogar 30,4%. Bei Untersuchungen zu der Relevanz der Kinderzahl bei der Arbeitslosigkeit, ergab sich für Italien, dass die Erwerbstätigkeit ab dem zweiten Kind besonders abnimmt, bei steigender Kinderzahl verringert sich die Distanz zum europäischen Durchschnitt. Allerdings bleiben Frauen auch bei steigendem Alter des jüngsten Kindes oft ohne Arbeit. Der europäische Vergleich gestaltet sich für einige Aspekte sehr schwierig, besonders geographische Klassifizierungen sind oft nicht möglich. (vgl. Röbbel 2006: 281 ff.). In Bezug auf das Erreichen von Führungsposition stellt sich die Lage in Italien problematisch dar. Während dank dem immer höheren Bildungsgrad sich die Berufsfelder für italienische Frauen auf horizontaler Ebene ausweiteten, also Frauen auch in Berufen Fuß fassen konnten, die nicht traditionell als weibliche Berufe gelten, gibt es immer noch große Hindernisse auf der vertikalen Ebene. Häufig wird hier von einer karrierehinderlichen „Glasdecke“ gesprochen. Allerdings lassen sich langsame Fortschritte verzeichnen, sowohl im Bereich des Managements als auch in der Politik. Da sich diese Entwicklung besonders in den jungen Altersgruppen bemerkbar machen, sieht Casula Hoffnung für eine positive Entwicklung auch in der Zukunft. (vgl. Casula 2012: 114 f.).

Abschließende Beurteilung des Frauenbilds in der italienischen Gesellschaft

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Interpretiert man abschließend die vorher ausgeführten Aspekte zum Leben der Frauen in Italien, erhält man den Eindruck eines – vielleicht etwas verspäteten– aber dennoch typisch westeuropäischen Stands der weiblichen Emanzipation, bei einer eher traditionellen gesellschaftlichen Einstellung zur Rolle der Frau. Röbbel (2006: 292) bemerkt, dass sich die Chancengleichheit zwar mehr und mehr durchsetzt, allerdings die „Position der Frauen in Italien noch sehr problematisch [ist].“ Gründe hierfür sieht sie vor allem in der italienischen Mentalität, da die kulturelle Idealvorstellung der familiären Organisation die Frau „weiterhin als tragende Figur des familialen Lebens und der Pflegeaufgaben sieht.“ (Röbbel 2006: 293). Sicherlich darf man auch nicht vergessen, dass die katholische Kirche weiterhin großen Einfluss auf die italienische Gesellschaft nimmt und die Diskussion über Werte und Moral maßgeblich mitgestaltet. (vgl. Garelli 2012: 88). Unserer Meinung nach ist jedoch zu bemerken, dass viele der zentralen analysierten Punkte auch in Deutschland noch eine Rolle spielen, von dem Mangel an Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder bis zu der aktuellen Diskussion zum Betreuungsgeld, das Eltern fördern soll, die zuhause bleiben und die Kindererziehung einer Berufstätigkeit zumindest für eine Weile vorziehen. Auch Röbbel (2006: 294) erwähnt dies: „So sind es beispielsweise, entgegen der weitverbreiteten Meinung, die deutschen Frauen, die weitaus häufiger der Ansicht sind, Mütter sollten sich um ihre Kinder kümmern und die Meinung vertreten, Beruf und Familie seien nicht vereinbar.“ Auch sollte im Kontext dieser Arbeit bedacht werden, dass gerade ein sehr traditionelles Frauenbild einen paradoxen Gegensatz zu dem Frauenbild, das im italienischen Fernsehen transportiert wird und das im Folgenden analysiert werden soll, darstellt.

Frauen im italienischen Fernsehen

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[...] Ein noch größeres Problem, das der kulturellen Entwicklung der italienischen Gesellschaft in Richtung auf eine größere Gleichheit zwischen den Geschlechtern im Weg steht: Die allgegenwärtige Darstellung des weiblichen Körpers auf Kosten der Darstellung ihrer intellektuellen Fähigkeiten ist in den Medien vieler Gesellschaften an der Tagesordnung. Aber in Italien hat sie besonders weitreichende Verbreitung gefunden, vor allem über das Fernsehen.(Casula 2012: 115).

Diese Feststellung macht Clementina Casula im Zusammenhang mit der Ernennung mehrerer Frauen zu Ministerinnen durch Berlusconi, von denen sich einige eher durch gutes Aussehen, als durch eine herausragende politische Karriere auszeichnen. (vgl. Casula 2012: 115). Und in der Tat scheint eine sexualisierte, auf das Aussehen gegründete Repräsentation von Frauenbildern in Italien, vor allem im Fernsehen, an der Tagesordnung zu sein. Es ist nicht schwer vorstellbar, dass ein solch allgegenwärtiges Bild die Italiener und Italienerinnen prägt und schwere Folgen für die Gleichstellung der Frau, vor allem in der Wahrnehmung der Menschen, haben kann. Um dies nachzuvollziehen, sollen nun im Folgenden verschiedene Formate exemplarisch betrachtet werden und mit der Entwicklung der weiblichen Selbstwahrnehmung in Verbindung gebracht werden.

Überblick

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Generell ist es gerade die Verbreitung von Varietéshows, Quizsendungen und Talkshows, die die sexualisierte Rolle der Frau im italienischen Fernsehen betont. Diese Entwicklung begann bereits in den achtziger Jahren und stand in krassem Widerspruch zu der damals so starken Frauenbewegung. Allgegenwärtig in diesen Sendungen sind auch heute noch die sogenannten „Soubrettes“ oder „Veline“, meist spärlich bekleidete, hübsche junge Assistentinnen, die die Showmaster unterstützen, kleine Tänze aufführen und deren körperliche Reize sehr explizit von der Kamera aufgenommen werden. Abgesehen von der teilweise durchaus als pervers zu bezeichnenden Aufmerksamkeit auf die Körper der Frauen, stellen sie in den Sendungen auch ansonsten nicht viel mehr als eine Dekoration dar. (vgl. Ginsborg (2005): 40 ff.). Besonders Lorella Zanardo hat sich in ihrer Dokumentation „Il corpo delle donne“ (Der Körper der Frauen) mit diesem Phänomen beschäftigt. In dem gleichnamigen Buch schreibt sie über ihre ersten Eindrücke bei der Arbeit an ihrer Dokumentation: „[...] le ragazze erano ovunque, molto più di quanto avessi previsto. I corpi dominavano: corpi giovani ed esposti, ammiccanti e apparentemente sempre pronti a soddisfare il desiderio maschile“. (Zanardo 2011: 23 f.). ( „Die Mädchen waren überall, viel mehr als ich es vorausgesehen hatte. Es dominierten die Körper: Junge, zur Schau gestellte Körper, aufreizend und augenscheinlich jederzeit bereit, das männliche Begehren zu befriedigen.“). Zanardo stellt fest, dass die „Veline“ generell sehr hübsch, jung, überdurchschnittlich groß, schlank und oft blond sind. Dagegen stellt sie fest, dass die männlichen Figuren im Fernsehen augenscheinlich keines guten Aussehens bedürfen. Im Gegenteil, oft sind es kleine, leicht übergewichtige Männer mit Brille. Man könnte daraus schließen, dass gerade diese Figuren den durchschnittlichen italienischen Mann beruhigen sollen: Ein Mann muss nicht attraktiv sein, damit ihm die Frauen zu Füßen liegen. (vgl. Zanardo (2011): 31 f.). Besonders problematisch ist die Tatsache, dass die Sendungen, auch solche, die explizit sexualisierte Frauenbilder zeigen, Sendezeiten haben, zu denen auch Kinder und Jugendliche fernsehen. (vgl. Zanardo 2011: 78.) Auffällig ist auch, dass sich das Phänomen der „Velina“ soweit verbreitet hat, dass es Beispiele für gebildete junge Frauen gibt, die ganz bewusst diese Karriere wählen. Zanardo zitiert Sara Tommasi, die vier Jahre an der Universität in Mailand studierte und danach als Managerin in einer Firma tätig war. Sie begreift nun sich selbst als Produkt, dass sie selbständig im Show Business verkauft. „Oggi vediamo spesso donne intelligenti che gestiscono con piglio imprenditoriale e atteggiamento maschile un corpo iperfemminile.“ (Zanardo 2011: 35). („Heute sehen wir oft intelligente Frauen, die mit Unternehmergeist und einem männlichen Verhalten einen überweiblichen Körper führen und vermarkten.“) Und so fern scheint dieses Denken auch nicht zu liegen, denkt man an die bereits erwähnten Frauen, die unter Berlusconi in das italienische Parlament einzogen und ihre Karrieren teilweise als Pin-Up Girls begannen. Ein Beispiel dafür ist die 27-jährige Francesca Pascale, aktuell liiert mit Silvio Berlusconi, Politikerin und äußert wichtig für den aktuellen Wahlkampf in Italien. Sie begann ihre Karriere als Soubrette in der Sendung „Telecafone“. (vgl. Saninno 2012: 6). Im Folgenden soll nun ein Blick auf die beiden verschiedenen, von Zanardo analysierten, Formen von negativer Repräsentation der Frau geworfen werden. Zum einen stellt sie extrem voyeuristische, sexistische und herabwürdigende Situationen für Frauen in vielen verschiedenen Sendungen fest, zum Anderen soll die Häufigkeit von Sendungen, die sich mit der plastischen Chirurgie befassen, beleuchtet werden.

Beispiele für Voyeurismus und Demütigung von Frauen im Fernsehen

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In ihrer Dokumentation zeigt Lorella Zanardo unzählige schockierende Beispiele für eine voyeuristische und teilweise demütigende und herabwürdigende Darstellung von Frauen in verschiedenen Sendungen. Ein einfaches Mittel hierfür ist die Kameraführung, die explizit Nahaufnahmen von Brüsten zeigt oder unter den Rock der Frauen filmt. Das Element der Wendeltreppe, über die die Mädchen die Szene betreten oder verlassen, ermöglicht in vielen Shows diese Technik, so ergeben sich häufig beinahe pornographische Aufnahmen. (vgl. Zanardo 2011: 79.) Ein Beispiel ist die Showeinlage von Valeria Marini, die in einem Minirock unter einem brennenden Stab hindurch kriecht, während die Kamera zwischen ihre Beine filmt und ihre Oberschenkel und ihr roter Slip in der Nahaufnahme zu sehen sind. Einer ähnlichen Struktur folgt eine Szene der Sendung „Buona domenica“ (Schönen Sonntag) auf Kanal 5, in der zwei junge Frauen in tief ausgeschnittenen kurzen Kleidern zur Musik der Beach Boys versuchen, das Gleichgewicht auf einem sich bewegenden Surfbrett zu halten. (vgl. Zanardo 2011: 25 f.). Eine der beiden beugt sich nach vorne, ihr Ausschnitt wird gezeigt, dann dreht sich das Surfbrett und ihr Hintern kommt ins Bild. Das zweite Mädchen bittet darum, sich auf das Surfbrett legen zu dürfen. Die Männer, die hinter ihr stehen und das Spektakel aus nächster Nähe mitverfolgen, protestieren. (vgl. Zanardo 2011: 33 f.). Auch in der Sendung „Scherzi a parte“ (Scherz beiseite) tritt eine junge Frau auf, die einen Sketch vorführt. Die beiden etwa fünfzigjährigen Moderatoren begutachten sie, während sie eine Art Rede zum Umweltschutz hält, sich dabei aber entkleidet. Die Kamera zeigt eine Nahaufnahme ihres Gesäßes. Am Ende ihres Sketches hält einer der Moderatoren sie vom Gehen ab und flirtet mit ihr. Im Bild ist ein älterer Mann im Anzug und ein junges, fast nacktes Mädchen. Die Auflösung der Szene besteht in der Feststellung, dass egal wie wichtig oder interessant ein Thema auch sein mag, der Hintern des Mädchens ist in jedem Fall beeindruckender. (vgl. Zanardo 2011: 76 f.). Abgesehen von dem eindeutigen Voyeurismus der Szene, wird hier auch suggeriert, dass die körperlichen Attribute des Mädchens wichtiger seien, als das, was sie zu sagen hat. Auch die Show „Striscia la notizia“, (etwa: Streifzug durch die Nachrichten) die in Italien sehr beliebt ist, kommt ohne Showgirls nicht aus. Obwohl die Sendung teilweise sehr kritisch Probleme des Landes anspricht und gerade deshalb viel Glaubwürdigkeit bei den Italienern genießt, gibt es Szenen, wie die, in der die beiden Moderatoren reden und währenddessen die beiden „Veline“ die Szenerie gewissermaßen umrahmen, indem sie auf dem Tisch kniend in die Kamera lächeln und hin und wieder eine Aussage der Moderatoren bestätigen. (vgl. Zanardo 2011: 36.) Besonders die „Veline“ von „Striscia la notizia“ genießen in Italien einen solch prominenten Status, dass die aktuellen Assistentinnen mittels einer Castingshow gefunden wurden. In einer anderen Sendung wird sogar eine junge Frau aus dem Publikum vorgeführt. Während der Moderator das von ihm ausgewählte Mädchen auf die Bühne holt, begutachtet er sie und sagt unüberhörbar: „Le tette, a casa le hai lasciate?“ („Und deine Titten, hast du die zu Hause gelassen?“). Das Publikum lacht und applaudiert. (vgl. Zanardo 2011: 38.) Besonders krass wird die Herabwürdigung der Frau in den folgenden zwei Beispielen deutlich. In einer Show tut der Moderator so, als würde er eine Soubrette hypnotisieren und befiehlt ihr, sich Hose und BH auszuziehen. Die Kamera zeigt die Frau mit geschlossenen Augen, in Unterwäsche, die Hosen halb heruntergelassen. „C'era un compiacimento nel mostrare oltre il lecito e oltre il buongusto, c'era il piacere dello scherno, dell'umiliazione.“ (Zanardo 2011: 35). („Das war ein Gefallen, das über das Legitime und über den guten Geschmack hinausging, da war die Freude am Spott, an der Erniedrigung.“) In einem weiteren Programm hängt ein Mädchen neben einigen Schinkenstücken von der Wand herab. Ihre eingeölten Oberschenkel und ihr Gesäß sind zu sehen. Sie stellt ein Produkt wie der Schinken um sie herum da. Offenbar soll dem Mädchen hier ein Streich gespielt werden, sie wurde angerufen um an einem Werbespot teilzunehmen und weiß nicht was vor sich geht. Sie beginnt zu weinen, der Spot wird jedoch zu Ende gedreht. (vgl. Zanardo 2011: 38.) In dieser Szene wird die Gleichsetzung der Frau mit einem Objekt, gar einem Produkt, ob gewollt oder nicht, explizit und unmissverständlich bildlich dargestellt.

Das Thema der plastischen Chirurgie in Fernsehsendungen

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In ihrer Dokumentation beklagt Lorella Zanardo auch das Verschwinden des authentischen, alternden weiblichen Gesichts im Fernsehen.Tatsächlich sind die Gesichter vieler älteren Frauen im Fernsehen so deutlich von der plastischen Chirurgie verändert, dass sie maskenhaft und unecht wirken. Zanardo (2011: 80) schreibt: „Un volto vero. Le altre donne mature che fino a quel momento erano passate sullo schermo non ne avevano; o meglio, avevano un non volto, una sorta di maschera che somiglia a un volto ma che in effetti non lo è.“ („Ein echtes Gesicht. Die anderen reifen Frauen, die bis dahin auf dem Bildschirm erschienen waren hatten das nicht; oder besser gesagt hatten sie ein Nicht-Gesicht, eine Art Maske die einem Gesicht ähnelt, aber schlussendlich keines ist.“) Frauen scheinen nicht authentisch sein zu dürfen, und schon gar nicht alt. Männer dagegen müssen sich mit diesem Problem augenscheinlich nicht auseinandersetzen. In einer Folge von 2009 der Sendung „La vita in diretta“ (Das Leben live) auf dem Sender Rai Uno gibt es ein Gespräch über das Älterwerden. Ein weiblicher Gast erklärt dem Moderator, er habe das Privileg ein Mann zu sein, da Männer immer schön blieben, wohingegen sie selbst als Ex-Schönheit bezeichnet würde. (vgl. Zanardo 2011: 67.) Auch in der Sendung „L'Italia sul Due“ (Italien im Zweiten) wird über die Angst vor dem Altern diskutiert. Der Moderator behauptet, eine Frau, die Angst vor dem Alter habe, gehe automatisch zum Schönheitschirurgen, während es für einen Mann ausreichend sei, sich eine Jeans und ein weißes Hemd anzuziehen um sich jünger zu fühlen. Die weibliche, um einiges jüngere, Moderatorin lacht und pflichtet ihm bei. (vgl. Zanardo 2011: 68.) Doch nicht nur alternde Frauen werden mit der Vorstellung konfrontiert, man könne – und müsse fast – jeden Fehler chirurgisch korrigieren. Schönheitsoperationen sind ein häufig auftauchendes Thema in verschiedenen Sendungen und in diesem Zusammenhang fallen oft demütigende Kommentare von Seiten der männlichen Moderatoren. In einer Sendung berichtet eine Frau von ihrer Brustvergrößerung, die sie durchführen ließ, da sie ihr Selbstbewusstsein nach der Trennung von ihrem Mann verloren hatte. Der Moderator bemerkt, dass ihr Mann sie vielleicht nicht verlassen hätte, hätte sie sich die Brüste schon früher vergrößern lassen. (vgl. Zanardo 2011: 70.) In der Sendung „Domenica in salute“ (Gesundheit am Sonntag) sind im April 2009 auch Brustoperationen das Thema. Eine junge Frau, die kürzlich eine solche Operation durchführen hat lassen, ist eingeladen. Es wird immer wieder betont, dass die Brust des Mädchens vor der Operation schlicht zu klein war und der Mut des jungen Mädchen, eine solche Entscheidung zu treffen wird gelobt. Es wird auch erwähnt, dass die Frau vor der Operation trotz ihrer kleinen Oberweite schon einen festen Freund hatte. So wird der Eindruck vermittelt, dass es sehr ungewöhnlich sei, trotz körperlicher Mängel eine Beziehung aufbauen zu können. Zusätzlich wird immer wieder direkt die Brust der jungen Frau gefilmt, dies wirkt wie eine Werbung für das gelungene Endprodukt. (vgl. Zanardo 2011: 60.) Die Realityshow „Celebrity Bisturi“ ist eine Produktion des deutschen Senders RTL. In Deutschland hieß die Sendung „Aus alt mach neu – Brigitte Nielsen in der Promi-Beauty Klinik“. Das Format zeigte live die ästhetischen Eingriffe, die die dänische Schauspielerin an sich durchführen ließ. Lorella Zanardo findet auch hier einige sehr problematische Aussagen. So diagnostiziert beispielsweise ein Chirurg, der Frau Nielsen untersucht, sie brauche diese Operationen wirklich dringend. Zanardo wirft die Frage auf, inwieweit es vertretbar ist, im Fall eines ästhetischen Eingriffs von Notwendigkeit zu sprechen. Der Bauch der Patientin wird als „Notfall“ bezeichnet. Außerdem wird davon gesprochen, dass es der Schauspielerin nicht möglich sein wird, ohne eine weitere Brustoperation noch Erfolg im Beruf zu haben. Insgesamt wird die Frau hier als Produkt dargestellt, das verbessert werden kann und muss, um sich selbst wohl zu fühlen und um eine erfolgreiche Karriere haben zu können. (vgl. Zanardo 2011: 63 f.) In der Sendung „I fatti vostri“ (Eure Angelegenheiten) sind im September 2009 drei Frauen eingeladen, die alle Trägerinnen des Titels „Miss Schönheitsoperation“ sind. Der Moderator erklärt: „Dies sind zielgerichtete Operationen und sie dienen dazu das Selbstbewusstsein zu schaffen, das wichtig ist für eine Frau. Sie geben euch das Vertrauen in euch selbst zurück.“ Auch hier wird suggeriert, dass eine Korrektur von körperlichen Mängeln Selbstvertrauen geben kann. Darüber hinaus entsteht auch hier der Eindruck, ein solches Selbstvertrauen sei ausschließlich für Frauen wichtig. (vgl. Zanardo 2011: 69).

Die Bedeutung weiblicher Körperlichkeit in der Entwicklung von jungen Mädchen

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Die Vermutung, dass Frauen und vor allem junge Mädchen von einer bestimmten Darstellung eines weiblichen Idealbilds beeinflusst werden, liegt nahe. Karin Flaake erklärt in ihrer Abhandlung zur weiblichen Adoleszenz, dass sich Mädchen in besonderem Maße mit gesellschaftlich vorgegeben Frauenbildern auseinandersetzen müssen. Da die körperlichen Veränderungen einschneidend und deutlich sichtbar sind, ist die Frage nach dem Verhältnis zur eigenen Weiblichkeit unumgänglich. Besonders prägend sind laut Flaake Schönheitsvorstellungen, die sich auf den Körper beziehen. „Weiblichkeit ist gesellschaftlich immer noch weniger durch ein eigenes sexuelles Begehren, durch ein aktives Wünschen und Wollen, durch Lust und Potenz bestimmt, denn auf Begehrtwerden, auf Attraktivsein für das andere Geschlecht ausgerichtet.“ (Flaake 1998: 165). Flaake bemerkt, dass in den gesellschaftlichen Definitionen von Schönheit und Attraktivität bereits grundlegend eine Unerfüllbarkeit angelegt ist. Dies ist problematisch, da so das Selbstgefühl junger Frauen angegriffen wird und dadurch abhängig von männlicher Bewertung gemacht wird. (vgl. Flaake 1998: 164 f.)

Geht man also davon aus, dass Medien, wie zu Anfang der Arbeit bereits angesprochen, Menschen beeinflussen und setzt dies in Verbindung mit den eben dargestellten Annahmen, ergibt sich eine höchst problematische Situation in Italien. Die beiden Komponenten der Darstellung der Frau im italienischen Fernsehen, die Reduzierung auf ein Objekt sexuellen Begehrens einerseits und die Betonung einer fundamentalen Bedeutung von körperlicher Perfektion andererseits könnten also die Mentalität der Italienerinnen tatsächlich soweit beeinflussen, dass die Gleichstellung der Frau in Italien in Gefahr sein könnte. Nicht vergessen sollte man dabei auch, das eine solche Darstellung der Frau und insbesondere der Überlegenheit des Mannes, sicherlich auch die italienischen Männer prägt. In unserer Arbeit haben wir versucht nachzuvollziehen, inwieweit italienische Frauen verschiedener Altersgruppen von diesem Frauenbild beeinflusst sind, wie sie zu den Frauen im Fernsehen stehen und wie sie sich selbst in der Gesellschaft positionieren. Im Folgenden sollen nun unsere Interviews mit vier Probandinnen dargestellt und analysiert werden.

Leitfaden und Interviews

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Ausgehend von der vorher erarbeiteten Theorie, soll nun die Wirkung des dargestellten Frauenbildes auf die Italienerinnen untersucht werden. Zu diesem Zweck haben wir einen Leitfaden für ein Interview entworfen, in dem die Fernsehgewohnheiten und die Einstellung zu verschiedenen der behandelten Themen nachvollzogen werden sollen. Wir haben vier Probandinnen unterschiedlicher Altersstufen (13 Jahre, 25 Jahre, 49 Jahre und 76 Jahre) ausgewählt, um einen ausgewogenen Eindruck zu erhalten und um eventuelle Entwicklungen nachvollziehen zu können. Außerdem haben wir versucht, Probandinnen aus verschiedenen Regionen zu befragen. Wer über Italien forscht, muss sich des bereits angesprochenen Unterschieds zwischen den Regionen, besonders zwischen dem Norden und dem Süden, bewusst sein. Aus diesem Grund erschien es uns wichtig, auch in diesem Punkt die Heterogenität so gut wie möglich abzubilden.

Leitfaden

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1. Fragen zur Person

  • Wie alt bist du?
  • Wo wohnst du?
  • Wo bist du aufgewachsen?
  • Was machst du beruflich?

2.Fernsehgewohnheiten

  • Wie viele Stunden pro Tag schaust du Fernsehen?
  • Ist es für dich normal, dass der Fernseher während dem Essen läuft oder läuft, wenn keiner direkt davorsitzt?
  • Welche Sendungen schaust du am liebsten?
  • Warum magst du diese Sendungen?

3.Die Rolle der Frau in Italien

  • Wie würdest du die typische italienische Frau beschreiben? Optik, Charakter und Bildung.
  • Glaubst du, dass eine hübsche Frau, die sich sexy kleidet, mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat und mehr Geld verdienen kann?

(3 Fotos werden gezeigt)

Foto 1
Foto 2
Foto 3
  • Welche dieser Darstellungen gefällt dir am besten? Mit welcher kannst du dich am ehesten identifizieren?
  • Welches dieser Frauenbilder glaubst du entspricht am ehesten dem Bild der Frau in Italien? Warum?

4.Die italienischen Fernsehshows – Le Veline

  • Kennst du Le Veline?
  • Was hältst du von Shows, in denen diese Frauen auftreten?
  • Wie würdest du eine Velina in 3 Worten beschreiben?
  • Wärst du selbst gerne wie diese oder wäre es für dich okay wenn deine Tochter/Enkelin als Velina arbeiten würde?

Interviews

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Probandin 1: 13 Jahre, aus Torre Pellice, Schülerin; zum Interview mit Probandin 1

Probandin 2: 25 Jahre, aus Crotone, Studentin in Bologna; zum Interview mit Proband 2

Probandin 3: 49 Jahre, aus Pescara, Technikerin in Ancona; zum Interview mit Proband 3

Probandin 4: 76 Jahre, aus Ancona, Rentnerin; zum Interview mit Probandin 4

Analyse der Interviews

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Tabellarische Auswertung

 

Anschließend an diese Übersicht sollen nun die Auffälligkeiten, die in den Interviews zu Tage getreten sind aufgezeigt werden und die Antworten auf unsere Fragestellung hin analysiert werden.

Die Grundgedanken der persönlichen Angaben sind oben bereits kurz erläutert. Die Entscheidung Probandinnen verschiedener Altersgruppen zu wählen, erschien uns, abgesehen von einer gewünschten Heterogenität, auch wichtig, da alle Altersgruppe an der Emanzipation beteiligt und von ihr betroffen sind. Was noch erwähnt werden sollte ist, dass die Angabe des Berufs Rückschlüsse auf den Bildungsstand der Probandinnen zulässt. Während Probandin 1 noch zur Schule geht, ist bei allen anderen Probandinnen festzustellen, dass generell ein mittlerer bis hoher Bildungsgrad vorhanden ist und alle berufstätig sind, waren oder es zukünftig anstreben. Dies sollte bei der Betrachtung der Antworten nicht vergessen werden.

Im zweiten Abschnitt des Leitfadeninterviews haben wir uns mit den Fernsehgewohnheiten der Probandinnen beschäftigt. Interessant ist das Ergebnis, dass relativ wenig Fernsehen geguckt wird (bei Probandin 1 bis 3 nur circa ein bis zwei Stunden pro Tag), was nicht dem von Studien suggerierten Bild entspricht. Weiterhin widersprechen sie auch den Forschungsergebnissen, indem sie angeben, der Fernseher laufe generell nicht während Nebentätigkeiten. So sagt Probandin 1, beim Essen würde so gut wie nie Fernsehen geguckt und wenn keiner bewusst guckt, sei der Fernseher generell aus. („No no, duranti i pasti, poche volte. Quando è tardi. Però se non c'è nessuno che la guarda, la spegniamo.”) Auch Probandin 2 und 3 geben an, höchstens alleine beim Essen fernzusehen, in Gesellschaft aber nicht. (Probandin 2: „Dipende.. Se sei solo va bene che sia accesa a pranzo e cena, ma se sei in compagnia preferisco che sia spenta.“ ; Probandin 3: „No no. Se sono sola forse si, mentre mangio guardo o il telegiornale o qualcosa cosi. Altrimenti no. In compagnia no.”) Lediglich Probandin 4 gibt an während des Essens fernzusehen, geht aber nicht näher auf Nebentätigkeiten ein. (“Durante i pasti si, per sentire il telegiornale e le cose importanti.”) Man sollte allerdings beachten, dass solche Angaben generell vorsichtig bewertet werden sollten. Dies war, wie oben erwähnt, auch ein wichtiger Kritikpunkt an der Kultivierungsanalyse von Gerbner, da viele Menschen sich schwer tun, das eigene Fernsehverhalten einzuschätzen.

Viel interessanter in dem Zusammenhang dieser Arbeit ist jedoch, welche Art von Sendungen gesehen wird. Hier zeichnet sich bei den Probandinnen ein klarer Altersunterschied ab. Während die beiden jüngeren Probandinnen tendenziell eher Realityshows sehen, scheinen die beiden älteren Frauen eher seriöse Kultur-und Informationssendungen zu bevorzugen. Dies kann natürlich einerseits ganz einfach an dem Altersunterschied liegen, man könnte allerdings auch vermuten, dass Probandin 3 und 4 auch deshalb ein anderes Verhalten haben, da sie weniger von der aktuellen Fernsehlandschaft geprägt sind. Sie sind noch mit einem anderen Fernsehen, dem früheren kulturlastigen Staatsfernsehen RAI, aufgewachsen. Man kann also daraus schließen, dass die sich verändernden Schwerpunkte in den Fernsehprogrammen auch Einfluss auf die Fernsehgewohnheiten nehmen. Besonders interessant im Zusammenhang mit dem Frauenbild sind die Gründe, die die jüngeren Probandinnen für die Wahl ihrer Lieblingssendungen angeben. Probandin 1 sieht gerne Talentshows “Ehm, perché mi piace vedere gli altri, che...cosa fanno.“ („Weil es mir gefällt, zu sehen, was die anderen machen.“) Noch auffälliger ist die Begründung von Probandin 2, die bevorzugt Sendungen über Übergewichtige sieht, die versuchen abzunehmen. „Guardandoli mi viene voglia di mangiare meglio ed evitare di ingrassare a quei livelli, ma dall'altra parte mi fanno pensare che se riescono a dimagrire gli obesi posso farcela anche io :P“. („Wenn ich das sehe, bekomme ich Lust, mich besser zu ernähren und es zu vermeiden derart zuzunehmen. Andererseits geben sie mir das Gefühl, dass wenn Übergewichtige es schaffen, abzunehmen, ich das auch kann.“) Es ist zu beobachten, dass beide sich am Verhalten der Personen im Fernsehen orientieren und sich dafür interessieren, was „reale“ Menschen im Fernsehen tun. In der Antwort von Probandin 2 lässt sich auch eine Orientierung an einem schlanken Schönheitsideal feststellen. Sie guckt Sendungen über Übergewichtige, um sich selbst zu motivieren, abzunehmen. Bemerkenswert ist dabei, dass die betreffende Probandin eine vollkommen normale, schlanke Figur hat. Zusätzlich ist zu diesem Punkt zu bemerken, dass Probandin 1 angibt, Disney Channel auf Sky zu gucken. Die Möglichkeit dem italienischen Fernsehen durch die Anschaffung von Pay TV zu entgehen ist ein Punkt, der sicherlich in den nächsten Jahren sehr wichtig werden kann.

Im Folgenden wurden die Probandinnen zu der Rolle der Frau in der Gesellschaft befragt. In der ersten Frage sollten sie die typische, italienische Frau beschreiben. Auch hier fällt auf, dass die beiden jüngeren Probandinnen zunächst auf das Aussehen der Frauen eingehen, während diese Aspekte bei den älteren Probandinnen keine Rolle zu spielen scheinen. Dies könnte auch wieder auf eine wichtige Bedeutung des Äußeren für jüngere Frauen und Mädchen hindeuten. Probandin 2 beschreibt die typische Frau als „non molto alta, capelli e occhi scuri, generalmente formosa“ („nicht sehr groß, dunkle Haare und Augen, generell eine eher weibliche Figur“).

In besonderem Maße auffällig sind allerdings die Äußerungen der jüngsten Probandin, die die italienischen Frauen als „alta“ und „un po‘ viziata“ („groß“ und „ein bisschen verwöhnt/verzogen/trotzig“) bezeichnet. Diese doch etwas seltsam anmutende Definition lässt einige interessante Schlüsse zu. Obwohl viele Frauen aus dem näheren Umfeld der Probandin besonders klein sind, scheint sie das gängige Frauenbild als groß wahrzunehmen. Dies könnte man in Zusammenhang bringen mit dem allgegenwärtigen Bild der Frauen im Fernsehen, die tatsächlich beinahe durch die Bank mindesten 1,75m groß sind und „verwöhnt“ in einer glitzernden Show-Welt als strahlende Schönheiten auftreten und dadurch zu Stars werden. In krassem Gegenstand hierzu stehen die charakterlichen Attribute, die den Frauen von den drei anderen Probandinnen zugeschrieben werden: „decisa“ („entschlossen“), „con una buona educazione („gebildet“) (Probandin 2); „sicura“ („selbstsicher“), „dinamica“ („dynamisch“) (Probandin 3) oder auch „individua“ („individuell“) und „intelligente“ („intelligent“) (Probandin 4). Probandin 3 geht auch noch darauf ein, dass viele Frauen sowohl Arbeit als auch Familie haben und so sehr aktiv sind. „la tipica donna italiana secondo me è una donna che ha molti impegni, quindi si deve dividere tra lavoro, famiglia e affetti famigliari, quindi é molto impegnata. (...). Però anche molto legata comunque alla famiglia”. (“Die typische italienische Frau hat meiner Meinung nach viele Aufgaben, sie muss Familie und Beruf miteinander vereinen, deshalb hat sie sehr viel zu tun. (...) Aber dennoch ist sie auch sehr familienverbunden.”)

Dies führt uns auch zur nächsten Frage nach den Möglichkeiten der Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Speziell wollten wir wissen, ob die Probandinnen die Chancen einer besonders hübschen und sexy gekleideten Frau als höher einschätzten als die anderer Frauen. Generell beantworteten alle Probandinnen diese Frage positiv, relativierten ihre Antworten aber auf verschiedene Arten. Probandin 1 denkt, es hänge auch vom angestrebten Beruf ab. “Ma, sì. O magari, cioè, se invece è un lavoro di logica, così, magari scelgono anche la più intelligente.“ („Naja, schon. Oder vielleicht wenn es um eine logische Arbeit geht, nehmen sie auch die Intelligenteste.“) Probandin 2 und 3 betonen beide, dass das Aussehen wichtig für einen guten ersten Eindruck ist, denken aber, dass eine Frau nicht „sexy“ sein muss, um Erfolg zu haben. (Probandin 2: „L'aspetto fisico è una parte importante per quanto riguarda il primo impatto.. Non dico che dev'essere per forza bella o sexy, ma vestita nel modo giusto in base all'ambito in cui vuole lavorare.” ; Probandin 3: “. L'aspetto conta fino a un certo punto. Cioè, un bell'aspetto non deve essere per forza sexy. L'importante è che una persona ha un bell'aspetto. Non è strettamente legato al fatto di essere sexy. Però non c’è dubbio che un bell'aspetto di sicuro fa una bella impressione.”). Probandin 4 meint, dass bei gleicher Intelligenz durchaus eine schönere Frau größere Chancen hat, wenn der intellektuelle Unterschied zu groß ist, könnte ihr ihre Schönheit aber eventuell nicht weiterhelfen. (“Ha molta piu probalità. Purché lei non si venda. L’altra potrebbe essere brutta ma potrebbe avere un intelligenza doppia di questa. Però questa bella, bellissima, se l’intelligenza è poca si potrebbe anche rovesciare la medaglia.”).

Bei den drei Bildern, die den Probandinnen gezeigt wurden, wählten sie zunächst das Bild aus, das ihnen am besten gefällt. Bei den Probandinnen 1, 3 und 4 ist dies die Mutter, bei Probandin 2 die Karrierefrau. Dies zeigt, dass italienische Frauen sich doch noch in starkem Maße von dem traditionellen Bild der Frau angesprochen fühlen. Lediglich die Studentin, die eine berufliche Karriere anstrebt, identifiziert sich mit dem Bild der Karrierefrauen.

Als typisches Bild der Gesellschaft wählen die Probandinnen 2, 3 und 4 wieder das Bild der Mutter. Probandin 2 und 3 geben als Grund dafür die emotionale Bindung der Italienerinnen an die Familien an. Auch Probandin 4 sieht in der Mutter noch immer die Repräsentation der italienischen Frau, merkt aber an, dass sich dies geändert hat und inzwischen auch das Bild der Karrierefrau zunimmt. (“... All’epoca mia invece era molto per la famiglia, perché le donne lavoravano poco. Lavorava l’uomo e la donna faceva la famiglia, i figli, marito, la accudizione di tutta la casa, la spesa. Però adesso le donne cercano di lavorare tutte e la famiglia si è un po’ diminuita.”.) Es ist erwähneswert., dass auch Probandin 3 das Bild der Mutter wählt, obwohl sie selbst keine Kinder hat und Karriere, sogar in einem eher männlich dominierten Beruf, gemacht hat. Das Bild der Frau als Mutter scheint in der Mentalität der Italienerinnen tief verwurzelt zu sein. Probandin 3 geht auch auf Gründe ein, warum sie weder das Bild der Veline, noch das Bild der Karrierefrau gewählt hat. Sie glaubt nicht, dass die Veline repräsentativ für die italienischen Frauen sind, merkt aber an, dass diese sicherlich die junge Generation stark beeinflussen. (“Si ok, diciamo che ultimamente è stato dato molto spazio a questo aspetto esteriore… (prende la terza foto, le Veline) Peró penso che la donna italiana non è cosí. O per lo meno quello che riguarda la mia fascia dell’età. Sicuramente la nuova generazione è influenzata un po' di più da queste.”) Zum Bild der Karrierefrau erläutert sie, dass Frauen immer den Männern gegenüber benachteiligt sind. (“Questa qui invece (prende la prima foto con le donne business) secondo me non corrisponde all'imagine della donna italiana perche le donne sono un po' penalizate per il lavoro. Si, credo che ci sia proprio un dislivello tra un uomo e una donna. Cioé un uomo fa piú facilitá a fare carriera.”) Extrem fällt auf, dass Probandin 1, die Jüngste, als repräsentatives Bild für die Gesellschaft das Bild mit den Veline auswählt. Als Grund gibt sie an, zu glauben, dass es mehr sexy Frauen gibt, als solche die arbeiten gehen. (“Non so, perché, ehm, secondo me ci sono più ragazze, secondo me, donne in Italia, che, cioè sono come la foto delle veline che invece per esempio più come la foto della segretaria.”). Die Beeinflussung durch das im Fernsehen vermittelte Frauenbild ist hier wieder deutlich zu bemerken. Die Probandin scheint die Allgegenwart der sexy Frauen im Fernsehen stärker wahrzunehmen als beispielsweise arbeitende Frauen in ihrem Umfeld, die sie vorher im Interview sogar erwähnt.

Auffällig ist bei dieser Frage auch, dass die ausführlicheren Antworten von den älteren Probandinnen stammen, die auf dem Arbeitsmarkt bereits Erfahrung gesammelt haben.

Kommen wir nun zur Analyse des letzten Fragenblocks, der sich direkt auf die Veline und die Shows im italienischen Fernsehen bezieht.

Zunächst ist zu bemerken, dass alle Probandinnen die Veline und die Shows, in denen sie auftreten, kennen. Dies ist angesichts ihrer Allgegewärtigkeit zwar nicht verwunderlich, soll jedoch dennoch registriert werden. Zunächst gehen hier fast alle Probandinnen, mit Ausnahme von Probandin 3, auf die äußerlichen Attribute der Veline ein und bewerten sie als positiv. Es sticht heraus, dass besonders Probandin 3 die Shows sehr negativ bewertet, sie bezeichnet sie als “spazzatura” (“Müll/Dreck”). Sie beklagt, dass der Markt den Mädchen die Möglichkeit gibt, sich in dieser Weise darzustellen. Auch Probandin 2 sieht die Shows sehr kritisch, sie erkennt, dass die Frauen hier als Objekt dargestellt werden, bemerkt aber relativierend, dass diese Shows nicht schlimm wären, wären die Mädchen angemessen bekleidet. Auch Probandin 1 mag keine zu vulgären Shows, findet es aber in Ordnung, wenn es um Schönheit geht. Probandin 4 gibt an, die Shows würden sie nicht stören, auch wenn sie vielleicht nicht unbedingt notwendig die Veline bräuchten.

Die Probandinnen sollten nun die Veline in drei Worten beschreiben. Probandin 1 wählt die Adjektive “Alta. Sexy. Ehm... E bella“ („Groß. Sexy. Und schön.) Hier ist auffällig, dass die Beschreibung ausschließlich körperliche Merkmale miteinbezieht. Außerdem ist das erste Adjektiv dasselbe, das vorher auch für die typische italienische Frau als Erstes genannt wurde. Probandin 2 beschreibt die Veline als „Finta ballerina, un po' scema, ma bella“ („künstliche Tänzerin, ein bisschen dumm, aber schön.) Sie kritisiert also die Oberflächlichkeit der Veline, erkennt das Schönheitsideal aber an. Probandin 3 beschreibt die Veline als naiv-opportunistisch, sagt dass diese Geld verdienen wollen und ihren Weg dazu leichter finden, als beispielsweise einen Bürojob zu machen. Hier kommt das Aussehen überhaupt nicht zur Sprache, vielmehr ist es beinahe ein Versuch, nachzuvollziehen, warum die jungen Frauen sich so präsentieren lassen. Probandin 4 bezeichnet die Veline als „molto bella, giovane e anche brava” (“sehr hübsch, jung und auch gut (in dem, was sie tun). Hier ist keine Kritik, sondern eher eine neutrale Haltung spürbar, die die Veline innerhalb ihres Arbeitsfeldes durchaus als positiv bewertet.

Auf die Frage, ob sie gerne wie eine Velina wären, antworten die beiden jüngeren Probandinnen beide, sie hätten gerne die körperlichen Merkmale einer Velina. Eine Karriere als Velina lehnen jedoch beide ab. Hier ist erneut die große Akzeptanz des durch die Veline transportieren Schönheitsideals zu erkennen, auch wenn ihre Tätigkeit nicht unbedingt als positiv wahrgenommen wird. Die beiden älteren Probandinnen beziehen diese Frage eher auf die mögliche Karriere einer Tochter oder Enkelin als Velina. Beide betonen, sie würden sich in eine solche Entscheidung nicht bestimmend einmischen. Probandin 3 würde eine solche Berufswahl aber generell eher ablehnen, während Probandin 4 diese Betätigung als künstlerischen Beruf einschätzt und – wenn eine gewisse Würde bewahrt wird und wirkliches Können vorhanden sind – kein Problem sieht.

Auffällig ist, dass Probandin 3 sich nicht vehementer dagegen ausspricht, obwohl sie die Veline und die Shows vorher so stark kritisiert. Bei Probandin 4 wirkt der Hinweis auf Können und Würde etwas paradox, wenn man an die teilweise herabwürdigenden und inhaltsleeren Shows denkt.

Aufbauend auf dieser Analyse soll nun beurteilt werden, ob die Darstellung der Frauen im Fernsehen tatsächlich der Emanzipation entgegenwirkt.

Dagegen spricht zum Einen, dass das dominierende Frauenbild immer noch stark durch das Bild der Mutter geprägt ist. Bei allen Probandinnen taucht dieses Bild immer wieder auf und die Bindung an die Familie wird mehrmals betont. Dies bestätigt, dass die Familie in Italien einen besonderen Status innehat und die Werte der Gesellschaft entscheidend prägt. Man kann daraus schließen, dass die Familie in diesem Fall auch einen stärkeren Einfluss auf die Wertebildung zu haben scheint, als das Fernsehen. Allerdings muss bemerkt werden, dass ein traditionelles Frauenbild auch nicht unbedingt zu einer fortschreitenden Emanzipation beiträgt. Es steht jedoch sicherlich einer Sexualisierung entgegen.

Zudem wird aber auch immer wieder das Bild der arbeitenden Frau bestätigt. Probandin 4 stellt fest, dass die weibliche Berufstätigkeit mittlerweile zu einer finanziellen Notwendigkeit für viele Familien geworden ist. Dies trägt sicherlich zu einer Verschiebung der Rollenverteilung innerhalb der Familien bei und wirkt in Richtung einer Selbständigkeit der Frauen. Die junge Studentin identifiziert sich selbst auch mit dem Bild der Karrierefrau, sie entspricht also einem modernen Frauenbild, gebildet und mit Ambitionen auf einen erfolgreichen Beruf. Dies ist sicherlich eine Tendenz, die in Richtung größerer Gleichstellung zwischen den Geschlechtern wirkt, auch wenn diese noch nicht erreicht ist.

Man kann hier auch anbringen, dass auch in anderen eurpäischen Staaten, wie beispielsweise Deutschland, trotz einer völlig anderen Darstellung der Frau im Fernsehen, noch keine vollkommene Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt erreicht ist. In diesem Bereich scheint das Fernsehen also keine Wirkung zu haben.

Als dritter Punkt ist anzubringen, dass die Shows mit den Veline auch von den Probandinnen generell als eher negativ bewertet werden.

Man muss allerdings sagen, dass die Shows zwar kritisch gesehen werden, aber dennoch akzeptiert zu sein scheinen. Probandin 1 mag sie nur dann nicht, wenn sie “zu vulgär” werden, Probandin 2 fände sie in Ordnung, wenn die Frauen nicht in solchem Maße als Sexobjekt dargestellt wären und Probandin 4 stören sie überhaupt nicht. Auch Probandin 3, die sich vehement gegen die Shows ausspricht, würde ihre Tochter eine Karriere als Velina einschlagen lassen. Die Shows sind also in solchem Maße Teil der Realität, dass nicht direkt ihre Abschaffung von den Probandinnen gefordert wird und der Job der Velina, vor allem bei Probandin 4, einfach als Job gesehen wird. Zudem kritisiert auch keine der Probandinnen, die Darstellung der Frau als dumm und als dekoratives Element, Anstoß findet lediglich die Sexualisierung.

Ein zweites Argument, das für eine Wirkung des Fernsehens gegen die Emanzipation spricht, ist die Verfälschung der Wirklichkeit durch das Frauenbild in den Fernsehsendungen, das auch bereits im Punkt der Medienwirkung angeprochen wurde. Dies ließ sich eindeutig bei Probandin 1, der jüngsten der Befragten, feststellen. Ihr Bild der typischen italienischen Frau überschneidet sich stark mit dem der Velina, obwohl sie auch von anderen Vorbildern umgeben ist. Sie geht davon aus, es gebe mehr sexy gekleidete Showgirls als berufstätige Frauen und stuft die Veline als repräsentativ für die italienische Frau in der Gesellschaft ein. Sie überschätzt hier den Anteil der Frauen, die auf diese Weise Karriere machen, sicherlich aufgrund der Omnipräsenz dieser Frauen in den Medien. Auch wenn man bedenken muss, dass die Probandin erst 13 ist und sich ihre Wahrnehmung möglicherweise noch drastisch ändern kann, ist dieser Aspekt sehr kritisch zu sehen. Gerade junge Mädchen, die noch in einem Sozialisationsprozess stecken, werden augenscheinlich besonders stark vom Fernsehen beeinflusst. Wenn man davon ausgeht, dass junge Menschen auch aus dem Fernsehen Vorbilder auswählen, könnte dies sehr problematische Folgen für ihr Selbstverständnis als Frauen und die Emanzipation in Italien haben.

Es ist außerdem unzweifelhaft festzustellen, dass das Frauenbild des Fernsehens ein Schönheitsideal vermittelt, das allgemein akzeptiert wird. Besonders deutlich wird dies wieder bei den jüngeren Probandinnen, die dieses Ideal angenommen haben und es anstreben. Dies wird an mehreren Stellen in den Interwievs deutlich, wie beispielsweise der Wunsch nach einem schönen Körper und einem Aussehen, das dem Bild der Veline entspricht. Außerdem ist auch aus den Antworten eine starke Konzentration auf äußerliche Werte abzulesen. Dies kann zwar durch das Thema bedingt sein, die Veline zeichnen sich nun einmal wirklich vor allem durch gutes Aussehen aus, allerdings ist diese Tendenz in den Antworten der älteren Frauen weniger stark spürbar. Gerade diese Betonung auf äußerliche Werte ist als kritisch für eine Gleichstellung zu sehen, da sie impliziert, das Aussehen sei bei einer Frau von größerer Bedeutung als ihre anderen Qualitäten. Der Zwang, gut auszusehen, stellt Frauen somit vor ein Problem, das Männer in diesem Maße nicht zu haben scheinen.

Abschließend kann man also sagen, dass das vom Fernsehen propagierte Frauenbild auf jeden Fall Einfluss auf die Wahrnehmung der Italienerinnen hat. Man kann nicht mit Sicherheit sagen, wie weit dieser Einfluss reicht und zu einer erfolgreichen Emanzipation tragen auch viele andere Faktoren bei. Zum Beispiel ist nicht mit Sicherheit abzusehen, inwieweit die Möglichkeiten neuer Techniken und Medienangebote, wie Pay TV oder Internetfernsehen, in Zukunft die Wirkung des nationalen Fernsehprogramms einschränken könnten. Außerdem wurde bereits erwähnt, dass es sehr schwierig ist, die Beeinflussung der Gesellschaft durch die Medien empirisch nachzuweisen. Allerdings kann doch festgestellt werden, dass die Darstellung der Frau im Fernsehen die Emanzipation in Italien zwar nicht in allen Bereichen beeinträchtigt oder gar zum Stillstand bringt, einige Faktoren stellen aber doch in solchem Maße eine Gefahr für das gesellschaftliche Frauenbild dar, dass dies durchaus als eine gegenläufige Wirkung bezeichnet werden kann. Diese läuft parallel zu gesellschaftlichen Entwicklungen ab. Die Emanzipation wird sich also sicherlich weiter entwickeln, das Fernsehen hat aber eine hemmende Wirkung und könnte einige Bereiche einer erfolgreichen Gleichstellung negativ beeinflussen. Daher betrachten wir unsere Hypothese, die sich auf die gegenläufige Wirkung des Fernsehens zur Emanzipation bezieht, als verifiziert.

Quellenangaben

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Literatur

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