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Projektive Quadriken

In diesem Vortrag betrachten wir den projektiven Abschluss von Quadriken, dabei sei ein Körper mit .

Jede Hyperebene eines projektiven Raumes kann man durch eine homogene lineare Gleichung beschreiben. Nullstellenmenge quadratischer Gleichungen heißen Quadriken. Eine Quadrik ist, in Abhängigkeit von der Anzahl der Variablen, eine Kurve, Fläche oder Hyperfläche zweiter Ordnung. Ihre Gleichung entsteht durch Nullsetzen einer quadratischen Funktion.


Das Polynom heißt homogen, von Grad zwei in den unbestimmten mit Koeffizienten aus einem Körper , wenn die Darstellung

besitzt.

Ein homogenes Polynom ist also dadurch gekenzeichnet, dass alle darin vorkommenden Monome denselben Grad – im Fall eines quadratischen Polynoms also den Grad 2 – besitzen.


Das Polynom ist homogen, das Polynom jedoch nicht.


Eine Teilmenge heißt Kegel, wenn für jedes und auch gilt.

Geometrisch bedeutet dies, dass die Vereinigung von Geraden durch ist. Diese Gerade nennt man Mantellinien des Kreises. Der Kegel ist ein Gebilde im dreidimensionalen affinen Raum. Der Kreis, die Ellipse und die Parabel sind unterschiedliche Ausschnitte von gleichem Objekt. Der Kegel ist das wahre Objekt, welches eine projektive Quadrik beschreibt. Der Kegel ist ein Gebilde aus Geraden. Der Kegelschnitt ist der affine Ausschnitt.


Ist , so ist

ein Kreiskegel.


Eine Teilmenge heißt projektive Quadrik, (oder Hyperfläche zweiter Ordnung,) wenn ein homogenes Polynom vom Grad zwei existiert, so dass gilt

Hier ist zu bemerken, dass für jedes homogene Polynom die Gleichung erfüllt. Daher gilt

.

Aus diesem Grund entspricht der Nullstellenmenge eines homogenen Polynoms in auch eindeutig eine Teilmenge des projektiven Raumes , das heißt,dass die Menge

ist wohldefiniert. Dies ist für allgemeine Polynome aus nicht dem Fall. So enthält zum Beispiel die Nullstellenmenge des inhomogenen Polynoms den Punkt , aber keinen der Punkte .

Wenn man eine Gerade entfernt, dann erhält man einen affinen Raum und dann einen affinen Rest der Quadrik , der ganz davon abhängt, welche Gerade man als auszeichnet hat.

Wir wollen jetzt zeigen, dass man durch Entfernen einer geeigneten projektiven Gerade in als affinen Anteil von

  1. einen Kreis
  2. eine Hyperbel
  3. eine Parabel

erhält.

Sei die durch die Gleichung gegebene projektive Quadrik in . Die Gleichung beschreibt einen Kreiskegel in . Die affinen Anteile von lassen sich als die Summe von mit den entsprechenden projektiven Geraden veranschaulichen.

  1. Sei .Dann ist und wir betrachten die kanonische Einbettung
    .
    Dann ist
    .
    Dies ist ein Kreis. Geometrisch kann man sich diesen als Schnitt des Kreiskegels mit der Hyperfläche vorstellen.
  2. Im Fall besteht aus zwei Punkte. Wir betrachten die Affinität
    .
    Dann ist
    .
    Dies ist eine Hyperbel in , die man sich als Schnitt von mit der Hyperebene veranschaulichen kann.
  3. Sei . In diesem Fall hat ist ein Punkt, wir haben wieder eine Affinität
    .
    Wir erhalten
    .
    Dies ist eine Parabel. Im entsteht sie als Schnitt des Kegels mit der Ebene .

An den Bildern kann man sehen, wie bei Zentralprojektionen aus einem Kreis eine Hyperbel oder Parabel entstehen kann. Man stellt sich die Spitze des Kreises als Projektionszentrum und die Mantellinie als Projektionsstrahlen vor.

Die projektive Ebene besteht aus allen Geraden im affinen Raum, die durch den Nullpunkt gehen. Ein Punkt in der projektiven Ebene entspricht also einer Geraden durch den Nullpunkt im affinen Raum. Wenn man den Kegel betrachtet, dann hat man eine Menge von Geraden. Und die Menge dieser Geraden ist in der projektiven Ebene eine Teilmenge, die aussieht wie ein Kreis. Im affinen Raum wird jede Gerade in der projektiven Ebene als ein Punkt gedacht. Die Punkte in sind die Geraden in .


Ganz allgemein besteht ein enger Zusammenhang zwischen Quadriken und symmetrischen Bilinearformen. Wir werden sehen wie sich projektive Quadriken durch symmetrische Bilinearformen

beschreiben.

Es sei ein homogenes Polynom zweiten Grades mit Koeffizienten gegeben. Wir definieren dazu eine symmetrische Matrix durch

wobei ist. Dann ist eine symmetrische Matrix, definiert also eine symmetrische Bilinearform auf . Für jeden Spaltenvektor gilt

.
Zu jeder Quadrik gibt es also eine symmetrische Matrix , so dass
.
Dabei ist die Matrix nur bis auf einen Faktor eindeutig bestimmt. Umgekehrt gehört zu jeder symmetrischen Bilinearform
,
eine quadratische Form
und damit eine projektive Quadrik
.


Wir werden sehen, dass Quadriken unter Projektivitäten invariant bleiben, dass also für jede Quadrik und jede Projektivität auch eine Quadrik ist.



Sei eine Projektivität und eine Quadrik, so ist auch eine Quadrik.



Es sei

und es sei die Projektivität gegeben durch die Matrix
.

Es ist

.

Dann ist

und

,

also

und wenn man die Matrix hat, kann man wieder die Gleichung kriegen.

.

Wie wir gesehen haben, können sich die Gleichungen von Quadriken bei der Anwendung von Projektivitäten ändern. Die projektiv-geometrischen Eigenschaften bleiben aber erhalten.


Zwei Quadriken heißen projektiv äquivalent oder geometrisch äquivalent, wenn es eine Projektivität mit gibt. Bezeichnung:


Die beiden Quadriken

und
sind nicht geometrisch äquivalent, denn besteht aus zwei Geraden und enthält keine Gerade.

Bevor wir uns den Satz über die projektive Hauptachsentransformation anschauen, werden wir ein Hilfsatz benötigen.



Sei ein Körper mit , ein (endlich-dimensionaler) K-Vektorraum und eine symmetrische Bilinearform auf . Dann gibt es eine Basis von mit
.


Wir werden uns den Satz über die projektive Hauptachsentransformation anschauen. Hauptachsentransformation bedeutet in diesem Zusammenhang, eine Quadrik mittels einer Projektivität auf eine geometrisch äquivalente Quadrik abzubilden, die durch eine besonders einfache standardisierte Gleichung beschrieben wird, in der keine gemischten Variablen mehr vorkommen. Der Satz über die Hauptachsentransformation besagt, dass sich jede projektive Quadrik dergestalt auf Hauptachsen transformieren lässt. Er ermöglicht es daher, zu jeder Klasse geometrisch äquivalenter Quadriken einen eindeutigen Repräsentanten in Hauptachsenform anzugeben, was bei der Klassifikation von Quadriken eine tragende Rolle spielt. Der Satz besitzt für komplexe und reelle Quadriken jeweils eine eigene Formulierung. Genau besagt er:



  1. Zu jeder Quadrik gibt es eine geometrisch äquivalente Quadrik
    .
  2. Zu jeder Quadrik gibt es eine geometrisch äquivalente Quadrik
    .

Die äquivalente matrizentheoretische Formulierung lautet

  1. Zu jeder symmetrischen Matrix gibt es eine eindeutig bestimmte Zahl, mit und und eine invertierbare Matrix , so dass
    gilt.
  2. Zu jeder symmetrischen Matrix gibt es eine eindeutig bestimmte Zahl, und eine invertierbare Matrix mit
    gilt.