Ende gut, alles gut?

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Nach der Pensionierung war es härter als ich mir das vorgestellt hatte. Prinzipiell hätte mir das Format "Abschiedsfeier in der Eichstätter Residenz inklusive Exitus" gut gefallen. Ich wusste, dass es schwer sein würde, die Lebensintensität und -qualität meiner aktiven Zeit seit 1968 zu halten, insbesondere was das Niveau der Interaktionen und Reflexionsprozesse angeht. Etwas, was ich unterschätzt hatte und sich als grosse Erschwernis herausstellte, war die Finanzfrage. Das Ausscheiden aus dem Berufleben traf zusammen mit diversen Einbußen, so dass ich innerhalb von ein paar Monaten unser Haus in Perros-Guirec sowie die Wohnung meiner Mutter in Marly-le-Roi verkaufen, und unser Haus in Ingolstadt, wo wir zu Miete waren, gegen eine wenig repräsentative Wohnung tauschen musste. Wir konnten die ganzen Möbel aus meiner Familie, die in der Mehrheit aus dem 18. Jahrhundert stammten (Louis XV und Louis XVI) nicht unterbringen und mussten sie zu Schleuderpreisen verkaufen. Solche Möbel stellt niemand mehr in seine Wohnung.

Maslow weist den Weg

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September 2009 konnte ich anhand der Bedürfnispyramide von Maslow prüfen, dass sämliche Grundbedürfnisse mit Ausnahme der physiologischen nicht mehr befriedigt waren. Auf der Ebene der sozialen Bindungen, der sozialen Anerkennung, der Selbstverwirklichung und der Sinnstiftung wirkte sich die Pensionierung verheerend aus. Zwar hatte ich meine Mitgliedschaft bei der Grünen nach 30 Jahren Abstinenz reaktiviert (Treffen Donnerstag abend alle zwei Wochen), zwar hatte ich in der Volkshochschule das studium generale belegt (hauptsächlich für Senioren, zwei Wochenstunden), zwar fuhr ich jeden Vormittag mit dem Fahrrad ins Hallenbad (Monatskarte) und machte am Nachmittag eine Runde um den Baggersee (fünf Kilometer), aber das gab meinem Leben nicht wirklich Gehalt und Sinn. Ich hatte die Idee gehabt, das fortzusetzen, was in Schule und Universität gut angekommen war und das Bedürfnis nach Kontrolle der Adressaten entgegenkam, nämlich geschichtliche Überblicke über kulurrelevante Wissensbereiche anzubieten. Besonders sinnvoll für meine Situation schien mir die Philosophie zu sein. Ich hatte das Fach zwar nicht studiert und wusste kaum etwas darüber, aber gerade deshalb wollte ich durch das Angebot von Kursen mich so unter Druck stellen, dass ich gezwungen war, mich intensiv in die Materie einzuarbeiten.

Weiterhin viel gearbeitet

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Ich wechselte das Medium: Meine Reflexionen ab 2008 hielt ich in einem Blog fest.

Fortsetzung 16.04.2017: Konzeptualisierung als Grundbedürfnis

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Ich bin vor kurzem 74 geworden. Seit meinem ersten Eintrag sind 8 Jahre vergangen. Natürlich werde ich nicht an meinen Stil vor 8 Jahren anknüpfen können, damals war ich unbeschwerter und zum Spaß aufgelegt. Dazu kommt, dass mich zu diesem Zeitpunkt Pioniergefühl bewohnte: ich war bestimmt einer der ersten, der seine Biographie online in ein Wiki stellte. Wozu soll ich meinen Text fortsetzen? Zunächst weil Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung Grundbedürfnisse sind. Das ist eine meiner Entdeckungen. Mein Leben liefert mir permanent Informationen, die verarbeitet, geordnet und konzeptualisiert werden wollen. Und dieser Prozess des Konzeptualisierens macht glücklich (Siehe: Konzeptualisierung als Glücksquelle). Nur, dass ich der einzige bin, der das weiß. Ich analysiere Handlungsräume danach, ob sie Konzeptualisierung fördern. Das sind dann "Glückförderliche Strukturen". Das Leben in einer größeren Familie fördert Konzeptualisierung, weil permanent Probleme auftreten, die gelöst werden müssen. Dasselbe gilt für Projekte, beispielsweise im Rahmen der Willkommenkultur mit Asylbewerbern. Ich konzeptualisiere auch sehr viel in einigen Philosophie-Gesprächskreisen.