Dedekindbereich/Gebrochene Ideale/Bezug zu Divisoren/Einführung/Textabschnitt
In Fakt haben wir eine Bijektion zwischen effektiven Divisoren und von verschiedenen Idealen (und von effektiven Hauptdivisoren mit von verschiedenen Hauptidealen) gestiftet. Von daher liegt die Frage nahe, welche „Ideal-ähnlichen“ Objekte den Divisoren entsprechen. Wir wollen also wissen, durch welche Objekte wir das Fragezeichen im folgenden Diagramm ersetzen müssen.
Da wir einen Divisor stets als mit effektiven Divisoren und schreiben können, liegt die Vermutung nahe, nach etwas wie dem Inversen (bezüglich der Multiplikation) eines Ideals zu suchen. Im Fall eines faktoriellen Dedekindbereichs entsprechen sich (bis auf die Einheiten) Elemente und Hauptdivisoren, und zwar sowohl auf der Ringebene (siehe Bemerkung) als auch auf der Ebene des Quotientenkörpers. Zu einer rationale Funktion bzw. dem Hauptdivisor gehört in diesem Fall einfach der von erzeugte -Untermodul des Quotientenkörpers . Im Fall der rationalen Zahlen sind dies Untergruppen der Form oder . Für allgemeine Dedekindbereiche führt die folgende Definition zum Ziel.
Es sei ein Dedekindbereich mit Quotientenkörper . Dann nennt man einen endlich erzeugten -Untermodul des -Moduls ein gebrochenes Ideal.
Es sei ein Dedekindbereich mit Quotientenkörper und sei eine Teilmenge. Dann sind folgende Aussagen äquivalent.
- ist ein gebrochenes Ideal.
- Es gibt ein
Ideal
in und ein Element
,
derart, dass
gilt.
Es sei zunächst ein gebrochenes Ideal. Dann ist
Nach Übergang zu einem Hauptnenner kann man annehmen, dass ist. Dann hat man mit dem Ideal eine Beschreibung der gewünschten Art. Ist umgekehrt , so ist dies natürlich ein endlich erzeugter -Untermodul von .
Wie für Ideale spielen diejenigen gebrochenen Ideale, die von einem Element erzeugt sind, eine besondere Rolle.
Es sei ein Dedekindbereich mit Quotientenkörper . Dann nennt man ein gebrochenes Ideal der Form mit ein gebrochenes Hauptideal.
Aus Fakt ergibt sich sofort, dass für einen Hauptidealbereich jedes gebrochene Ideal ein gebrochenes Hauptideal ist.
Es sei ein Dedekindbereich mit Quotientenkörper . Dann definiert man für gebrochene Ideale und das Produkt als den von allen Produkten erzeugten -Untermodul von , also
wobei die Produkte in zu nehmen sind.
Wird das gebrochene Ideal als -Modul von erzeugt und wird das gebrochene Ideal von erzeugt, so wird das Produkt von den Produkten , , , erzeugt. Also ist das Produkt in der Tat wieder endlich erzeugt und damit ein gebrochenes Ideal. Für Ideale stimmt natürlich das Idealprodukt mit dem hier definierten Produkt von gebrochenen Idealen überein. Das Produkt von gebrochenen Hauptidealen ist wieder ein gebrochenes Hauptideal. Man kann direkt zeigen, oder aber den Bijektionssatz weiter unten benutzen, dass die Menge der von verschiedenen gebrochenen Ideale eine Gruppe bilden, und die von verschiedenen gebrochenen Hauptideale darin eine Untergruppe.
Zu einem gebrochenen Ideal in einem Dedekindbereich nennt man
das zugehörige inverse gebrochene Ideal. Es ist klar, dass dies ein von verschiedener -Untermodul von ist, die endliche Erzeugtheit ist etwas schwieriger zu zeigen. Zunächst beachte man, dass zu zwei gebrochenen Idealen mit der Beziehung mit für die inversen Ideale die Beziehung gilt. Wenn nun durch erzeugt wird, so ist mit und besitzt ein Erzeugendensystem der Form mit . Die Bedingung
impliziert . Daher ist das inverse gebrochene Ideal selbst ein Ideal, also endlich erzeugt.
Für das Produkt ist offenbar
es ist aber nicht unmittelbar klar, dass hier sogar Gleichheit gilt. Dies folgt daraus, dass man die Gleichheit lokal testen kann, die Produktbildung lokal ist und die Lokalisierungen diskrete Bewertungsringe sind.
Wir betrachten im quadratischen Zahlbereich das Ideal
Aufgrund der Gleichung
ist
Wir behaupten, dass das inverse gebrochene Ideal gleich
ist, wobei sich die Inklusion aus der vorstehenden Zeile ergibt. Andererseits gilt wegen
für das Produkt
und dies impliziert nach Aufgabe die Gleichheit .
Ein gebrochenes Ideal in einem Dedekinsbereich ist ein sogenannter invertierbarer Modul. D.h. es ist lokal isomorph zum Ring selbst. Mit diesen Formulierungen ist folgendes gemeint: Für ein maximales Ideal (also für ein von verschiedenes Primideal) ist (dies ist die Lokalisierung eines Moduls an einem Primideal) ein endlich erzeugter -Modul , der zugleich im Quotientenkörper liegt. Solche Moduln sind isomorph zu . Siehe Aufgabe.
Es sei ein Dedekindbereich und
ein Divisor (wobei durch die Menge der Primideale läuft). Dann nennt man
das gebrochene Ideal zum Divisor . Es wird mit bezeichnet.
Das folgende Lemma zeigt, dass man in der Tat ein gebrochenes Ideal erhält, und dass diese Definition mit der früheren Definition verträglich ist.
Es sei ein Dedekindbereich und ein Divisor.
Dann ist die Menge ein gebrochenes Ideal.
Ist ein effektiver Divisor, dann ist das so definierte gebrochene Ideal ein Ideal und stimmt mit dem Ideal überein, das einem effektiven Divisor gemäß der Definition zugeordnet wird.
Es sei . Gemäß der Konvention, dass zu interpretieren ist, ist . Für Elemente mit gilt nach Fakt
und
für , da ja effektiv ist. Also liegt in der Tat ein -Modul vor.
Bevor wir die endliche Erzeugtheit nachweisen, betrachten wir die zweite Aussage. Es sei also ein effektiver Divisor. Wir haben zu zeigen, dass
ist, wobei die Inklusion klar ist. Die andere Inklusion folgt aus Fakt (3).
Zum Nachweis der endlichen Erzeugtheit bemerken wir, dass es nach Fakt (4) zu jedem Divisor ein derart gibt, dass effektiv ist. Das zu gehörige gebrochene Ideal ist dann ein Ideal, also endlich erzeugt, und dies überträgt sich auf das gebrochene Ideal zu .
Es sei ein Dedekindbereich und ein von verschiedenes gebrochenes Ideal. Dann nennt man den Divisor
mit
den Divisor zum gebrochenen Ideal .
Da das gebrochene Ideal nach Definition endlich erzeugt ist, muss man das Minimum nur über eine endliche Menge nehmen. Insbesondere ist der zugehörige Divisor wohldefiniert. Für ein Ideal stimmt diese Definition offensichtlich mit der alten überein.
Es sei ein Dedekindbereich. Dann gelten folgende Aussagen.
- Es sei ein
gebrochenes Ideal
mit einer Darstellung
mit
und einem Ideal
.
Dann ist
- Zu einem
Divisor
mit
effektiv
ist
Beweis
Auch die Einzelheiten des Beweises des folgenden Satzes überlassen wir dem Leser, siehe
Aufgabe.
Es sei ein Dedekindbereich. Dann sind die Zuordnungen
zueinander inverse Abbildungen zwischen der Menge der von verschiedenen gebrochenen Ideale und der Menge der Divisoren. Diese Bijektion ist ein Isomorphismus von Gruppen.
Wir haben zu zeigen, dass die hintereinandergeschalteten Abbildungen jeweils die Identität ergeben. Dies kann man mittels Fakt auf den effektiven Fall zurückführen. Die Zuordnung führt die Multiplikation von gebrochenen Idealen in die Addition von Divisoren über, da dies an jedem diskreten Bewertungsring gilt. Wegen der Bijektivität liegt dann auch links eine Gruppe vor und die Abbildungen sind Gruppenisomorphismen.