Ebene kubische Kurven/Projektiv/Glatt/Wendepunkt/Textabschnitt

Eine projektive kubische Kurve ist von der Form

mit einem homogenen Polynom vom Grad . Als solches ist

und daher ist durch die zehn Koeffizienten festgelegt. Die Nullstellenmenge ändert sich nicht bei Multiplikation mit einem Skalar . Durch Variablentransformationen und Normierungen kann man hier die Darstellung vereinfachen. Für einen Teil der Vereinfachungen muss man die Charakteristiken ausschließen und voraussetzen, dass der Körper gewisse Wurzeln besitzt, was über einem algebraisch abgeschlossenen Körper stets gegeben ist. Die Vereinfachungsmöglichkeiten hängen auch davon ab, ob die Kurve glatt ist oder nicht.

Eine ebene projektive Kurve vom Grad schneidet eine projektive Gerade, die nicht ganz auf liegt, in Punkten, wenn man die Multiplizitäten mitzählt. Die Schnittpunkte ergeben sich einfach dadurch, dass man die Geradengleichung nach einer Variable auflöst und diese in der Kurvengleichung ersetzt. Dabei entsteht ein homogenes Polynom vom Grad in zwei Variablen. Über einem algebraisch abgeschlossenen Körper zerfällt dieses in homogene Linearfaktoren, und diese beschreiben die Schnittpunkte mit der Geraden. Unter der Schnittmultiplizität des Schnittpunktes versteht man den Exponenten des zugehörigen Linearfaktors. Multiplizität bedeutet transversaler Schnitt. Die (projektive) Tangente an einen glatten Punkt der Kurve, die durch

gegeben ist, schneidet die Kurve in dem Punkt mit Multiplizität .

Unter einem Wendepunkt einer algebraischen Kurve versteht man einen glatten Punkt der Kurve, in dem die Schnittmultiplizität der Kurve mit ihrer Tangente in dem Punkt ist. Für eine kubische Kurve bedeutet dies, dass die Tangente die Kurve in keinem weiteren Punkt schneidet.


Es sei eine glatte projektive Kurve von Grad über einem Körper der Charakteristik . Es sei ein -Punkt der Kurve, in dem die Determinante der Hesse-Matrix von verschwindet.

Dann ist ein Wendepunkt der Kurve.

Durch eine lineare Transformation können wir erreichen, dass ist und dass die Tangente der Kurve durch diesen Punkt durch gegeben ist. Da die Tangente durch die Gleichung

beschrieben wird, folgt

Dies bedeutet wiederum, dass die Monome und nicht in vorkommen. Die Hesse-Matrix hat somit im gegebenen Punkt die Form

Diese Hesse-Matrix ist nach Voraussetzung nicht invertierbar, es sei ein Element des Kernes. Wir betrachten zuerst den Fall, wo ist. Aus der dritten Zeile folgt

Daher kommt in nicht vor. Dies bedeutet, dass in die Variable höchstens in der ersten Potenz vorkommt. Doch in diesem Fall ist die Kurve nach Aufgabe nicht glatt.

Wir betrachten nun den Fall, wo ist, sagen wir . Bei erhält man mit der zweiten Zeile wie soeben eine nichtglatte Kurve. Es sei also . Da und zusammen mit die gleiche projektive Gerade definieren, können wir nach einer weiteren linearen Transformation, die die Koordinaten des Punktes und die Tangentengleichung nicht ändert, annehmen. Daraus ergibt sich

was wiederum bedeutet, dass die Monome und in nicht vorkommen. Somit besitzt die Form

mit einem homogenen Polynom vom Grad in und . Da die Kurve irreduzibel ist, muss in vorkommen. Wenn man die so gegebene Kurve mit der Tangente, also mit der Bedingung schneidet, so muss und also sein, es gibt also genau einen Schnittpunkt mit der Tangente.



Es sei eine glatte projektive Kurve von Grad über einem algebraisch abgeschlossenen Körper der Charakteristik .

Dann besitzt die Kurve zumindest einen Wendepunkt.

In der Hesse-Matrix zu kommen ausschließlich lineare Terme vor. Die Determinante davon ergibt also eine Kurvengleichung vom Grad . Diese Kurve schneidet nach Fakt die Ausgangskurve in zumindest einem Punkt. Auf einen solchen Punkt können wir Fakt anwenden und erhalten so einen Wendepunkt.


Da die elliptische Kurve und ebenso die Determinante der Hesse-Matrix den Grad besitzen, gibt es nach dem Satz von Bezout (mit Multiplizitäten gezählt) insgesamt Wendepunkte.