Die Holomorphie (von gr. ὅλος holos, „ganz“ und μορφή morphe, „Form“) als Eigenschaft von bestimmten komplexwertigen Funktionen besitzt äquivalente Bedingungen, wie z.B. in reellen Analysis nicht gelten. Die Lernressource dient dazu, die in der Funktionentheorie als Teilgebiet der Mathematik mit einzelnen Aufgaben zu behandeln und die Unterschiede zu reellen Analysis aufzuzeigen. Wir betrachten dazu allgemein eine Funktion mit einer offenen Menge , die nach unten angegebener Definition holomorph ist. Holomorphie ist keine punktuelle Eigenschaft in einem Punkt , sondern eine Eigenschaft einer Umgebung von , nämlich in jedem Punkt der Umgebung von komplex differenzierbar zu sein.

Ein rechteckiges Gitter wird mit der holomorphen Funktion f in sein Abbild überführt.

Auch wenn die Definition analog zur reellen Differenzierbarkeit ist, zeigt sich in der Funktionentheorie, dass die Holomorphie eine sehr starke Eigenschaft ist. Sie produziert nämlich eine Vielzahl von Phänomenen, die im Reellen kein Pendant besitzen. Beispielsweise ist jede holomorphe Funktion beliebig oft (stetig) differenzierbar und lässt sich lokal in jedem Punkt in eine Potenzreihe entwickeln.[1]

Definitionen

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Es sei   eine offene Teilmenge der komplexen Ebene und   ein Punkt dieser Teilmenge. Eine Funktion   heißt komplex differenzierbar im Punkt  , falls der Grenzwert

 

mit   existiert. Man bezeichnet ihn dann als  .

Die Funktion   heißt holomorph im Punkt  , falls eine Umgebung von   existiert, in der   komplex differenzierbar ist. Ist   auf ganz   holomorph, so nennt man   holomorph. Ist weiter  , so nennt man   eine ganze Funktion.

Holomorphiekriterien

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In einer Umgebung einer komplexen Zahl   sind folgende Eigenschaften komplexer Funktionen äquivalent:

  1. Die Funktion   ist einmal komplex differenzierbar auf  .
  2. Die Funktion   ist beliebig oft komplex differenzierbar auf  .
  3. Real- und Imaginärteil erfüllen die Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen und sind zumindest einmal stetig reell-differenzierbar auf  .
  4. Die Funktion lässt sich lokal auf   in eine komplexe Potenzreihe entwickeln.
  5. Die Funktion   ist stetig und das Wegintegral der Funktion über einen beliebigen geschlossenen zusammenziehbaren Weg verschwindet (d.h. Umlaufzahl des Wegintegrals für alle Punkte aus dem Komplement von   ist 0).
  6. Die Funktionswerte im Inneren einer Kreisscheibe lassen sich aus den Funktionswerten am Rand mit Hilfe der cauchyschen Integralformel ermitteln.
  7. f ist reell differenzierbar und es gilt
     
    wobei   der Cauchy-Riemann-Operator ist, der durch   definiert ist.

Aufgaben

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  • Seinen   beliebig gewählt, es gelte  . Entwickeln Sie nun den Funktion   für   in eine Potenzreihe um   und zeigen Sie, dass folgende Aussage gilt:
 
  • Berechnen Sie den Konvergenzradius der Potenzreihe! Erläutern Sie, warum der Konvergenzradius in der berechneten Weise von   abhängt und nicht größer sein kann!
  • Dass aus der einmaligen Differenzierbarkeit der holomorphen Funktion   auch folgt, dass   unendlich oft differenzierbar ist, gilt in der reellen Analysis nicht. Betrachten Sie die auf ganz   definierte Funktion  .
  • Erläutern Sie, mit welchen zentralen Satz der Funktionaltheorie aus dem Kriterium 1 das Kriterium 2 folgt!

Siehe auch

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  1. „Holomorphe Funktion“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. April 2018, 16:16 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Holomorphe_Funktion&oldid=176709493 (Abgerufen: 26. Juli 2018, 09:15 UTC)