Kurs:Numerik I/Normen und Fehlerabschätzungen
Einführung
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Ziel
BearbeitenIn diesem Kapitel werden die Begriffe einer Vektor- und Matrixnorm bereit gestellt und wird in Vorbereitung auf die numerische Lösung linearer Gleichungssysteme der Einfluss von Störungen der Matrix und des Vektors auf die Lösung des linearen Gleichungssystems untersucht. Im Hinblick auf weitere Anwendungen werden wir dabei zunächst Vektoren aus und Matrizen aus zulassen, wobei oder ist.
Fehlerabschätzung in reellen Zahlen
BearbeitenSei ein exakter Wert (Sollwert) (z.B. ) und ( ) ein Näherungswert des exakten Wertes, so dass
Absoluter Fehler
Bearbeitenheißt absoluter Fehler (im Beispiel: ).[1]. Der absolute Fehler besitzt im Beispiel ein negatives Vorzeichen. Das bedeutet, dass der Näherungswert zu klein ist im Vergleich zum Sollwert.
Relativer Fehler
Bearbeiten- heißt im Falle relativer Fehler.
Fehlerschranke
Bearbeiten- Wenn ist, so heißt absolute Fehlerschranke.
- Wenn gilt, so heißt relative Fehlerschranke.
Abschätzung der Fehlerschranke
BearbeitenFür die relative Fehlerschranke gilt folgende Abschätzung:
Absolu
Fehlerabschätzung in normierten Räumen
BearbeitenAnalog kann man die Fehlerabschätzung auf normierte Räume übertragen. Die Norm dient dazu, um die Abweichung von Sollwert und Näherungswert zu messen.
Beispiel
BearbeitenSei die exakte vektorielle Darstellung (Sollvektor). Als Beispiel wird der Vektor verwendet. Wenn man als näherungsweise Darstellung von in Berechnungen verwendet, so kann man z.B. als den Vektor, der näherungsweise den exakten Vektor darstellt (d.h. ).
Fehler
BearbeitenAnalog zu den reellen Zahlen versucht man nun die Fehler als Abstand zwischen dem Sollvektor und der näherungsweisen Darstellung mathematisch zu beschreiben. Die Norm berechnet dabei die Länge von Vektoren und liefert damit ein Maß für den Fehler. Gilt , so ist die Darstellung exakt.
Normen - Fehlerabschätzung 1
BearbeitenIm Folgenden sei ein beliebiger Vektorraum über . Mit der Definition von Normen hat man ein Messinstrument in dem Vektorraum zur Verfügung, mit dem Abstände zwischen Vektoren und über die Metrik Längen von einem Vektor über die Norm messen kann.
Normen - Fehlerabschätzung 2
BearbeitenDie über die Abbildung Norm ist dabei verträglich mit den Vektorraumoperationen. Repräsentiert der Vektor einen Fehler:
- (N1) - Fehlervektor - Nullvektor
- (N2) - Streckung/Stauchung von Fehlervektoren,
- (N3) - Dreiecksungleichung zur Fehlerabschätzung.
Vektornorm - Matrixnorm
BearbeitenEine Norm wird auch Vektornorm und entsprechend eine Norm auch Matrixnorm genannt.
Fehler in Summen
BearbeitenSeien die exakten Vektoren und die numerische Näherung von bzw. . Mit der Dreiecksungleichung zur Fehlerabschätzung kann man den Summenfehler wie folgt nach oben abschätzen:
Fehler bei skalaren Vielfachen eine Vektor
BearbeitenSei der exakte Vektor und die numerische Näherung von . Mit der Homogenität der Norm kann man den Fehler des skalierten Vektorswie folgt nach oben berechnen:
- .
Der Fehler vervielfacht somit um bei der Multiplikation mit Skalaren.
Fehlerschranken in normierten Räumen
BearbeitenSei ein normierter Raum und dann kann man mit der Norm die Länge des Fehlervektors bestimmen.
- Wenn ist, so heißt absolute Fehlerschranke für den Fehlervektor .
- Wenn gilt, so heißt relative Fehlerschranke.
Abschätzung der Fehlerschranke in normierten Räumen
BearbeitenFür die relative Fehlerschranke gilt in einem normierten Raum folgende Abschätzung:
Lemma - umgekehrte Dreiecksungleichung
BearbeitenFür eine Norm gilt die umgekehrte Dreiecksungleichung
Beweis - umgekehrte Dreiecksungleichung
BearbeitenEs seien . Dann gilt
Beweis 1
BearbeitenDamit erhält man durch Umformung
- (UDG1)
Nun betrachten wir
- (UDG1)
Beweis 2
BearbeitenDas Vertauschen von und liefert analog folgende Abschätzung
Die Ungleichungen (UDG1) und (UDG2) zusammen liefern die Behauptung.
Fehler bei Differenzen
BearbeitenSeien die exakten Vektoren und die numerische Näherung von bzw. . Mit der obigen Fehlerabschätzung kann man den Summenfehler wie folgt nach oben abschätzen:
Man kann also den Betrag der Differenz der Einzelfehler nach oben gegen Norm des Subtraktionsfehlers abschätzen.
Fehler bei Differenzen - Abschätzung nach oben
BearbeitenDen Fehler der Differenz kann man oben gegen die Summe der Einzelfehler abschätzen und nicht gegen die Differenz der Einzelfehler.
Vektorraum - Norm - Fehlermaße
BearbeitenEinen Vektorraum , auf dem eine Norm definiert ist, bezeichnet man als einen normierten Vektorraum. Man kennzeichnet ihn auch durch . Auf endlich dimensionalen Vektorräumen sind die Normen äquivalent bzgl. Konvergenz, allerdings kommt es in der Numerik bei der Fehlerabschätzung auf Fehlerschranken an und diese hängen von der konkreten Wahl der Norm ab.
Konvergenz im normierten Raum
BearbeitenMit numerischen Interationsverfahren versucht man beispielsweise einen Fehler zu minimieren bzw. die Ausgabe einer funktionalen Darstellung zum Zeitpunkt an Sollwerte mit wachsendem Zeitindex/Interationindex anzupassen. Der mit einer Norm gemessene Abstand zwischen Soll- und Ist-Wert bestimmt dabei den Fehler des Verfahrens zum Zeitpunkt. Für eine solche Mathematisierung benötigt man den Konvergenzbegriff auf normierten Räumen.
Definition - Konvergenz im normierten Raum
BearbeitenEs sei ein normierter Vektorraum. Eine Folge von Elementen konvergiert gegen , kurz
wenn gilt:
Korollar - Stetigkeit der Normabbildung
BearbeitenEine Norm ist stetig, d. h., es gilt
Beispiele von Normen
BearbeitenEs sei . Beispiele für Vektornomen sind
- (1) (Euklidische oder -Norm),
- (2) (Summen- oder -Norm),
- (3) (Maximum- oder -Norm).
Aufgaben - Normeigenschaften
Bearbeiten- Beweisen Sie, dass die Maximumnormen tatsächlich die Normeigenschaften erfüllen.
- Beweisen Sie, dass die Summennormen tatsächlich die Normeigenschaften erfüllen.
Beweis 1 - Euklidische Norm
BearbeitenFür die Euklidische Norm folgt die Dreiecksungleichung mit der Cauchy-Schwarzschen Ungleichung. Und zwar schließt man mit
für
Beweis 2 - Euklidische Norm
BearbeitenDamit erhält man folgende Abschätzung:
für alle gilt, wobei den Realteil von bezeichnet.
Dreicksungleichung für lp-Normen
BearbeitenAllgemeiner ist, wie man zeigen kann, für jedes durch
- ( -Norm)
eine Norm definiert,
lp-Normen und Maximumsnorm
BearbeitenEs gilt folgende Konvergenzaussage:
Normenäquivalenzsatz
BearbeitenMan kann mit dem Normenäquivalenzsatz zeigen, dass je zwei auf einem endlich-dimensionalen Vektorraum definierte Normen und äquivalent sind, d. h., dass es Konstanten gibt, so dass gilt:
Fehlerschranken
BearbeitenWenn man in einem konkreten Problem Fehlerschranken hat, die nicht überschritten werden dürfen, muss man bei dem Übergang von einer Norm zu einem äquivalenten Norm die Fehlerschranken anpassen. Dies ist leicht erkennbar, wenn man eine Norm durch eine äquivalente Norm ersetzt.
Abschätzungen der Normen
BearbeitenBei den oben genannten Beispielnormen auf gelten die folgenden Abschätzungen:
- (A1)
- (A2)
- (A3)
Aufgaben
BearbeitenBeweisen Sie die beiden ersten Abschätzungen (A1) und (A2) als Übung.
Nachweis der Abschätzung (A3)
BearbeitenDie erste Abschätzung in (A3) folgt aus
Die zweite mit der Cauchy-Schwarzschen Ungleichung aus
wobei der Vektor ist, der in jeder Komponenten ist.
Bemerkung - Abschätzung (A3)
BearbeitenFür große sind allerdings die jeweils zweiten Abschätzungen in (A3) aufgrund der Größe der auftretenden Konstanten numerisch bedeutungslos.
Beispiele - Matrixnormen
BearbeitenDie folgenden Normen sind Matrixnormen für Matrizen :
- (M1) (Frobenius-Norm),
- (M2) (Zeilensummennorm),
- (M3) (Spaltensummennorm).
Aufgabe - Normeigenschaften
BearbeitenBeweisen Sie, dass die Zeilen- und Spaltensummennorm tatsächlich die Normeigenschaften erfüllen,
Identifikation Matrizen mit Vektoren
BearbeitenJede Matrix lässt sich als Vektor der Länge auffassen und die Frobenius-Norm fällt dann mit der Euklidischen Vektornorm zusammen. Somit genügt die Frobenius-Norm auch den Normeigenschaften.
Definition - Submultiplikativität
BearbeitenEine Matrixnorm nennt man submultiplikativ, falls
Definition - Verträglichkeit Matrixnorm Vektorrnorm
BearbeitenEine Matrixnorm nennt man mit einer gegebenen Vektornorm verträglich, falls folgende Abschätzung gilt:
Zusammenhang Stetigkeitssatz für lineare Abbildungen
BearbeitenMan kann eine quadratische Matrix als lineare Abbildung von dem auffassen. Die obige Abschätzung hängt mit dem Stetigkeitssatz für lineare Abbildungen zusammen, da stetige lineare Operatoren eine endliche Operatornorm besitzen.
Definition - Induzierte Matrixnorm
BearbeitenSei eine Vektornorm. Dann heißt die durch
definierte Norm die durch die Vektornorm induzierte Matrixnorm (oder auch Operatornorm von ).
Bemerkung
BearbeitenMan beachte, dass wegen der Kompaktheit der Menge und der Stetigkeit der Vektornorm das Maximum in der Definition von tatsächlich angenommen wird. Offenbar gilt für die Indentität (Einheitsmatrix) .
Satz - Induzierten Matrixnorm
BearbeitenDie durch eine Vektornorm induzierte Matrixnorm
- (IM1) beistzt die in Normeigenschaften (N1), (N2), (N3) angegebenen Normeigenschaften,
- (IM2) bezüglich der zugrunde liegenden Vektornorm verträglich und
- (IM3) submultiplikativ
Beweis - Induzierten Matrixnorm
BearbeitenEs seien die Vektornorm und die induzierte Matrixnorm.
(IM1) Normeigenschaften
BearbeitenDie Normeigenschaften der Vektornorm liefern die Normeigenschaften der induzierten Matrixnorm unmittelbar.
(IM2) Verträglichkeit
BearbeitenIhre Verträglichkeit mit der Vektornorm folgt aus
für .
(IM3) Submultiplikativität - 1
BearbeitenWeiter gilt für und mit
(IM4) Submultiplikativität - 2
BearbeitenIm Fall gilt dann
Somit folgt auch die Submultiplikativität der induzierten Matrixnorm.
Siehe auch
BearbeitenQuellennachweise
Bearbeiten- ↑ Bronstein-Semendjajew, Taschenbuch der Mathematik, 19. Aufl. 1979, S. 151.
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