Josefine G.

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IPK im WS 2011/12

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Einleitung

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Im Rahmen der Globalisierung rücken die Völker der Welt immer näher zusammen. Reisen in ferne Länder sind heute nichts Ungewöhnliches mehr. Auch die weltweite Migration nimmt immer weiter zu (vgl. http://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/handbuch_texte/pdf_Muenz_Internationale_Migration_09.pdf). Daher ist es nicht erstaunlich, dass auch die Zahl der Ehen und Beziehungen, die zwischen Angehöriger verschiedener Kulturkreise geführt werden, stetig ansteigt (vgl. http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/Publikationen/STATmagazin/2010/Bevoelkerung2010__10,templateId=renderPrint.psml__nnn=true). Derartige Partnerschaften bringen häufig Probleme mit sich. Ungleiche Ansichten und Meinungen können jedoch das Zusammenleben belasten. Da die Normen und Wertvorstellungen während des kulturell geprägten Sozialisations- und Enkulturationsprozesses vermittelt werden, liegt an dieser Stelle der Ursprung für einen enormen Konfliktherd in interkulturellen Partnerschaften.

Hypothese

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Es kommt zu Problemen im Alltag durch das Feiern religiöser Feste in gemischtkulturellen Beziehungen.

1. Kultur

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Kaum ein Begriff wird je nach Kontext und Aussageabsicht unterschiedlicher gebraucht als der Kulturbegriff. Die sogenannte traditionelle Verwendung dieses Ausdrucks versteht Kultur „als ein Teilbereich der Gesellschaft verstanden, der […] die ‚höheren‘, ‚feineren‘ und ‚sinnhaften‘ Bereiche Kunst und Musik, Philosophie und Lebensart, Sitten und Werte umfasst“ (Oesterdiekhoff 2006: 150) und nimmt damit zugleich eine Abgrenzung sowie eine Abwertung gegenüber ‚niedrigeren‘ Schaffens- und Denkweisen vor.

In der Sozialwissenschaft ist jedoch ein anderer Kulturbegriff geläufig:

„Kultur meint […] die auf eine konkrete Lebensgemeinschaft gemünzte spezifische Art und Weise der ökonomischen, technischen, sozialen, politischen und künstlerischen Praxis. Kulturelle Formen erfahren eine individuelle Prägung und Ausdifferenzierung, die sich abwärts von Kulturregionen (Europa, Indien, China), Land, Region, raum-zeitlich fixierte Gesellschaft, Stamm, Dorf, Familie und Individuum stufenförmig verästelt und konkretisiert.“ (Oesterdiekhoff 2006: 153)

Im Gegensatz zum traditionellen Kulturbegriff wird hierbei auf eine Beurteilung verzichtet. Stattdessen wird dieser als Lebensweise beschrieben, die sich sowohl lokal als auch temporal verändert.

Fuchs-Heinritz betont in seiner Kulturdefinition den Aspekt, dass die Regeln des Zusammenlebens innerhalb einer Kultur vom Menschen und nicht von der Natur bestimmt werden. Darüber hinaus bringt er den Gedanken ein, dass diese Grundsätze von einer Generation an die nächste weitergegeben wird, was meist mit dem Phänomen der Enkulturation beschrieben wird. (vgl. Fuchs-Heinritz 2007: 374)

2. Enkulturation

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Unter dem Begriff der Enkulturation wird der „Prozess, durch den der Mensch von Geburt an die kulturellen Überlieferungen seiner Gruppe erlernt und somit ein ‚Mitglied‘ dieser Kultur wird“ (Klima 2007: 162) verstanden. Der Enkulturationsvorgang wird in der Fachliteratur meist als Teil der Sozialisation, also der „Eingliederung eines Individuums in eine soziale Gruppe“ (Klima 2007: 606) betrachtet und bezieht sich dabei auf den Aspekt der Vermittlung der Kultur.

Wie die gesamte Sozialisation erfolgt auch die Enkulturation durch verschiedene soziale Kontexte, die als Sozialisationsinstanzen bezeichnet werden. Diese werden nach der Abfolge, in der sie normalerweise im Leben eines Menschen eine Rolle spielen, bezeichnet. Das schließt jedoch nicht aus, dass beispielsweise die primäre Sozialisationsinstanz, die Familie, auch mit fortschreitendem Kindesalter eine fundamentale Rolle in der Sozialisation spielen kann.

Enkulturation erfolgt nicht immer bewusst, sowohl Vermittlung als auch Übernahme von kulturellen Aspekten werden oftmals implizit vorgenommen. Dieses für den Heranwachsenden neue Wissen über die Kultur, in der er lebt, wird von ihm im Laufe des Enkulturationsprozesses durch zahlreiche Wiederholungen immer weiter verinnerlicht, bis es schließlich Teil seiner Identität wird.

Die Enkulturation basiert auf der Vermittlung von Kulturtechniken und Kulturstandards, wobei erstere definieren, wie und wann durch den Enkulturationsprozess vermittelte Handlungen ausgeführt werden. Kulturstandards hingegen beziehen sich eher auf das Denken und Fühlen eines Menschen. Sie legen beispielsweise fest, welche Normen und Werte innerhalb einer Kultur gelten oder welche Verhaltensweisen das Individuum vom jeweiligen Interaktionspartner erwartet.

2.1. Rituale

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Das Erlernen der Kulturtechnik der Rituale, also der „fest gefügten Modelle und Spielregeln des sozialen Verhaltens“ (Fuchs-Heinritz 2007: 606) ist ein wichtiger Teilbereich der Enkulturation.

Rituale sind symbolische Handlungen, haben also für die praktische Alltagsbewältigung nur eingeschränkten Nutzen. Obwohl sie nach außen klar sichtbar sind, besteht der Nutzen von Ritualen vor allem darin, dass sie dem Individuum dabei helfen, äußere Einflüsse zu verarbeiten. Darüber hinaus legen Rituale genau fest, wie sich der Einzelne in einer konkreten Situation zu verhalten hat und bieten damit eine gewisse Sicherheit. Dadurch, dass das gemeinsame Begehen eines Rituals als Bestätigung einer gemeinsamen Haltung angesehen werden kann, fördert es außerdem das Gemeinschaftsgefühl einer Gruppe. (vgl. Weis 2006: 239f.)

2.2. Die fünf Komponenten von Ritualen

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Der Sozialwissenschaftler Alex Michaels geht in seinem bekannten Aufsatz „‚Le rituel pour le rituel‘ oder wie sinnlos sind Rituale?“ auf die nicht immer einfache Unterscheidung zwischen nicht-ritualisierten oder ritualisierten Handlungen von tatsächlichen Ritualen ein. Er nennt darin fünf Komponenten, anhand derer sich sein Urteil manifestiert. Diese sollen in den folgenden Abschnitten näher betrachtet werden.

2.2.1. Ursächliche Veränderung

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= causa transitionis

Jedes Ritual steht im Zusammenhang mit Veränderung, auch wenn nicht jede Veränderung eine rituelle Handlung mit sich bringt. Rituale finden häufig am Übergang zwischen zwei Abschnitten des Lebens statt und symbolisieren den Wechsel zwischen Gegensätzen (beispielsweise alt-neu, lebendig-tot). Psychisch dienen Rituale der Reaktion auf diese Veränderungen und ihrer inneren Verarbeitung.

2.2.2. Förmlicher Beschluss

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= solemnis intentio

Unerlässlich, so Michaels, für die Einordnung eines Rituals ist es, dass das Begehen desselben förmilich beschlossen worden ist. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig sprachlich zum Ausdruck gebracht werden, vielmehr kann es auch eine Art „stille Übereinkunft“ geben. Von Bedeutung ist aber, dass das Ritual während der Handlung selbst als solches für alle Beteiligten bewusst und benennbar ist. Fast alle Handlungen, die während einesRituals ausgeführt werden, kommen auch im nichtrituellen Alltag vor, durch den förmlichen Beschluss werden sie erst zu Ritualhandlungen.

2.2.3. Formale Handlungskriterien

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=actiones formaliter ritorum

Unter diesem Gesichtspunkt fasst Michaels vier Aspekte zusammen, von denen mit Ausnahme der Limialität jeder allen Ritualen gemeinsam ist.

Zum einen werden Förmlichkeit, Stereotyphaftigkeit und Repetitivität, also Wiederholbarkeit, genannt. Darüber hinaus kommt es außerdem darauf an, dass Rituale öffentlich und somit gemeinschaftlich erlebt sind. Sie festigen soziale Bindungen. Allerdings ist es nicht so, dass jedes Ritual für jeden Interessenten beobachtbar wäre, eine Vielzahl ritueller Handlungen sind einem ausgewählten Personenkreis vorenthalten.

Rituale sind stets unwiderruflich, können also nicht rückgängig gemacht werden.

Die bereits angesprochene Limialität meint, dass rituelle Handlungen teilweise paradox oder gar absurd sein können.

2.2.4. Modale Handlungskriterien

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= actiones modaliter ritorum

Die modalen Handlungskriterien geben Auskunft darüber, wie ein Ritual ausgeführt werden muss. Michaels unterscheidet dabei zwischen „societas“, also einem Bezug auf die Gemeinschaft, „religio“, dem Bezug auf eine höhere Welt, und gegebenenfalls „impressio“, dem Bezug auf den einzelnen Teilnehmer.

2.2.5. Veränderungen von Identität, Rolle, Status, Kompetenz

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= novae classificationes, transitio vitae

Wie bereits beschrieben, stehen Rituale immer im Zusammenhang mit Veränderung und Wechsel. Dies muss sich jedoch nach Abhalten der rituellen Handlung auch im Verhalten der betroffenen Personen widerspiegeln. So kann es beispielsweise eine Änderung des sozialen Status geben, der anschließend durch ein geändertes Benehmen der Mitmenschen auch für Nichtbeteiligte zum Ausdruck kommt.

3. Akkulturation

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Im Laufe seines Lebens kommt ein Mensch fast zwangsläufig in Kontakt mit fremden Kulturen, wodurch ihm neue Lebens- und Denkweisen, die sich von den ihm in der Phase der Sozialisation vermittelten unterscheiden, aufgezeigt werden können. Entscheidet sich das Individuum, Elemente dessen in sein Leben zu integrieren, spricht man von Akkulturation.

Das Phänomen „der Übernahme von Elementen einer bis dahin fremden Kultur“ (Esser 2006: 9) ist jedoch nicht auf Einzelpersonen beschränkt, es kann sogar ganze Gesellschaften betreffen.

Der Prozess der Akkulturation wird oft mit der Enkulturation verglichen, denn bei beiden werden vorgegebene Denk- und Handlungsweisen von anderen Personen übernommen. Ein wichtiger Unterschied zwischen den Vorgängen besteht jedoch im Zeitpunkt dieser Aneignung. Während die Enkulturation in der Phase der Kindheit stattfindet, setzt die Akkulturation diesen Prozess voraus. Eine Akkulturation erfolgt somit nur nach der Kindheit. Dies hat unter anderem zur Folge, dass Lebens- und Denkweisen, die während der Akkulturation übernommen wurden, weniger stark internalisiert werden, da „die Prägung der Personen bei der Akkulturation grundsätzlich weniger stark [ist] als bei der Enkulturation“ (ebd.)

Akkulturation ist kein Vorgang, der stets auf dieselbe Weise und mit denselben Folgen abläuft. In der Soziologie unterscheidet man beispielsweise zwischen einer unilateralen, also einseitigen, und einer reziproken, also beidseitigen, Übernahme kultureller Muster. Darüber hinaus sind die Ergebnisse des Akkulturationsprozesses nicht homogen. Kommt es zu einer teilweisen Übernahme der fremden Kultur, ist von partieller Akkulturation die Rede, wird jedoch die Gesamtheit der Denk- und Handlungsweisen in das eigene Leben integriert, spricht man von vollständiger Akkulturation. Ein weites Resultat eines Akkulturationsprozesses kann ein Synkretismus sein. Dabei vermischen sich Aspekte der ursprünglichen Lebens- und Denkweisen beider am Akkulturationsprozess beteiligter Parteien mit bisher unbekannten Kulturelementen zu einer neuen Lebensweise.

4. Praxisrelevanz: Der Ramadan und das Fest des Fastenbrechens

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Je unterschiedlicher die Kultur zweier Menschen, umso unterschiedlicher sind wahrscheinlich auch ihre Normen und Wertvorstellungen. Das Konfliktpotenzial, das sich hinter diesem Fakt verbirgt, liegt auf der Hand. Zusätzlich Spannungen entstehen durch die große emotionale Nähe einer Liebesbeziehung.

Kommt es in einem solchen Fall nicht zur Akkulturation der Partner aneinander, hat dies Schwierigkeiten in beinahe allen Belangen des alltäglichen Zusammenlebens zur Folge. Eine Gelegenheit, bei der diese zutage treten können, ist das Feiern religiöser Feste. Dabei kann es dazu kommen, dass Werte, die durch diese Feste zelebriert und vermittelt werden sollen, nicht von beiden Partnern geteilt werden und somit zu Konflikten führen.

Im Folgenden möchte ich diese These anhand zweier muslimischer Bräuche untersuchen, dem Fastenmonat Ramadan sowie dem Fest des Fastenbrechens. Der Ramadan, der im neunten Monat des muslimischen Kalenders begangen wird, umfasst insgesamt 30 Tage. Da sich der islamische Kalender an den Mondphasen orientiert, ist für diesen das Jahr etwas kürzer als für den Gregorianischen Kalender. Dies hat zur Folge, dass sich die Zeitspanne, in der der Ramadan gefeiert wird, im Gregorianischen Kalender jedes Jahr um einige Tage verschiebt. Während des Monats verzichten Gläubige von Beginn der Morgendämmerung bis zum Einbruch der Nacht sowohl auf Speisen als auch auf Getränke. Der Koran nimmt davon jedoch Reisende, Kinder und Kranke aus. Zu letzterer Kategorie zählen auch Schwangere. Ausgenommen der Kinder sind jedoch alle Gläubigen aufgefordert, versäumte Fastentage unabhängig vom Ramadan nachzuholen.

Für Muslime schließen die 30 Tage des Fastens mit einer dreitägigen Feier ab, das nach der türkischen Bezeichnung „Şeker Bayramı“ umgangssprachlich auch häufig als „Zuckerfest“ betitelt wird. Dieses Fest des Fastenbrechens beinhaltet traditionell den Besuch von Moschee und Friedhof. Im Anschluss daran trifft man sich für gewöhnlich mit Verwandten und überreicht sich Geschenke. Es folgt ein üppiges gemeinsames Essen, das aufgrund seiner süßen Komponenten der Feier ihren Namen gegeben hat.

5. Fragen für die Leitfadeninterviews

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1. Wie alt bist du? Wo bist du geboren? (Seit wann lebst du in Deutschland?)

2. Wie würdest du deinen Lebensstil bezeichnen? Eher deutsch oder eher …?

3. Welche Rolle spielt der Islam in deinem Leben?

4. Wie lang seid ihr schon zusammen?

5. Wohnt ihr zusammen?

6. Spielt der Islam in eurer Beziehung eine Rolle? Welche? Wie bewertet ihr das?

7. Haltet ihr Ramadan? Warum?

8. (an den deutschen Gesprächspartner): Wie bewertest du, dass ihr Ramadan feiert? Wie sieht euer Alltag während des Ramadan aus?

9. Feiert ihr das Fest des Fastenbrechens? Warum? (Wie feiert ihr dieses Fest?)

10. (an den deutschen Gesprächspartner): Wie bewertest du, dass ihr dieses Fest feiert?

6. Die Interviews

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Interview A

Interview B

W = weiblicher Gesprächspartner

M= männlicher Gesprächspartner

7. Fazit

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Während der geführten Interviews wurde die von mir zuvor aufgestellte Forschungshypothese, religiöse Feste führten zu Problemen in gemischtkulturellen Beziehungen, widerlegt. Keines der Paare, mit denen ich mich unterhalte habe, berichtete von derartigen Schwierigkeiten.


Obwohl die Beziehung der am ersten Interview Beteiligten noch nicht lang genug bestand, um von praktischen Erfahrungen aus dem Alltag während solcher Feierlichkeiten zu berichten, zeigten sich beide Gesprächspartner grundsätzlich offen, die islamischen Feiertage in Zukunft gemeinsam zu begehen. Besonders die Neugier der nicht-muslimischen Interviewteilnehmerin trug dazu bei, dass potenzielle Konfliktherde keine größeren Meinungsverschieden in Bezug auf dieses Thema nach sich zogen. („Da haben wir zwar noch nie genau drüber geredet, aber ich würde das spannend finden.“) Sie berichtete darüber hinaus, in ihrem Leben vor der derzeitigen Partnerschaft eher selten mit anderen Religionen in Kontakt gekommen zu sein. Zudem sei sie häufig mit Vorurteilen konfrontiert gewesen („Da hieß es eigentlich immer nur: ‚Alle Frauen müssen ein Kopftuch tragen und ihrem Mann gehorchen.‘ So ganz geglaubt hab ich da nie, aber auch nie hinterfragt.“)

Ihr Partner dagegen zeigte sich in Bezug auf religiöse Themen eher traditionell eingestellt. An mehreren Stellen unseres Gespräches wurde deutlich, dass ihm sein Glaube und die ihm im Zuge des Sozialisationsprozesses vermittelte Kultur sehr am Herzen zu liegen scheinen. Die Akzeptanz dessen setzte er sogar mit der Akzeptanz seiner eigenen Person gleich („Wenn sie den Islam nicht akzeptiert, dann akzeptiert sie mich nicht.“) Weitere Untersuchungen darüber, wie es sich in solchen Fällen mit der Integration in eine neue Gesellschaft oder der Anerkennung der Religion des Partners verhält, wären an dieser Stelle sicherlich äußerst interessant.


Das zweite Interviewpaar zeigte sich grundsätzlich weniger interessiert am Begehen von Feiertagen mit religiösem Hintergrund. Beide betrachteten diese eher als familiären Brauch denn als Teil ihres kulturellen Erbes. Diejenigen Feste, die sie trotzdem begehen, Weihnachten und das Fest des Fastenbrechens, verbringt der jeweilige Gesprächspartner stets bei seiner Familie. („An d[ies]en Tagen sehen wir uns eigentlich auch nicht, sondern sind zu Hause.“) Auf diese Weise ist es möglich, religiöse Themen und Fragestellungen weitgehend aus der Partnerschaft auszuklammern und die Zahl potentieller Konfliktsituationen zu verringern.

Während des Gespräches wurde jedoch auch deutlich, dass religionsbezogene Fragestellungen dennoch als Bedrohung für die Beziehung eingeschätzt werden. Dies sei insofern der Fall, als dass sie den jeweils anderen Partner in seinen Lebensgewohnheiten stören und einschränken könnten. („Solange B. mich damit nicht stört, kann er machen, was er mag.“)


Aus beiden Interviews wird, wie bereit beschrieben, deutlich, dass religiöse Themen in den vorgestellten Fällen eher weniger Konfliktpotenzial bergen. Dies könnte zum einen daran liegen, dass derartige Aspekte weitestgehend aus der Partnerschaft ausgeklammert werden. Wie das erste Gespräch zeigt, trägt jedoch auch eine gewisse Offenheit und Toleranzbereitschaft dazu bei, religionsbasierte Konflikte zu vermeiden beziehungsweise souverän zu meistern.

An dieser Stelle sind jedoch weitere Untersuchungen nötig. Interessant wäre es unter anderem, zu erfahren, an welchem Punkt in einer Partnerschaft die Thematik der Religiosität und der gemeinsame Umgang damit ausgelotet werden und inwiefern eine unterschiedliche Auffassung der beteiligten Partner in diesem Bereich das Zustandekommen einer festen Beziehung erschwert oder gar verhindert.

Literatur

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Esser, H: Akkulturation. In: Schäfers, B., Kopp, J.: Grundbegriffe der Soziologie, 9. Aufl., Wiesbaden: 2006, S. 9-12.

Fuchs-Heinritz, W.: Kultur. In: Fuchs-Heinritz u.a. (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie, 4. Aufl., Wiesbaden: 2007, S. 374.

Fuchs-Heinritz, W.: Ritual. In: Fuchs-Heinritz u.a. (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie, 4. Aufl., Wiesbaden: 2007, S. 560.

Klima, R.: Enkulturation. In: Fuchs-Heinritz u.a. (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie, 4. Aufl., Wiesbaden: 2007, S. 162.

Michaels, A.: „Le rituel pour le rituel“ oder wie sinnlos sind Rituale? In: Caduff, C.; Pfaff-Czarnecka, J. (Hrsg.): Rituale heute. Theorien – Konversen – Entwürfe. Berlin: 1999, S. 23-47.

Münz, R.: Internationale Migration (http://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/handbuch_texte/pdf_Muenz_Internationale_Migration_09.pdf) Stand: 12.1.2012.

Oesterdiekhoff, G.W.: Kultur und Zivilisation. In: Schäfers, B., Kopp, J.: Grundbegriffe der Soziologie, 9. Aufl., Wiesbaden: 2006, S. 149-157.

Weinmann, J.; Rübenach, S.: Paare in Deutschland: Gleich und gleich gesellt sich gern (http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/Publikationen/STATmagazin/2010/Bevoelkerung2010__10,templateId=renderPrint.psml__nnn=true) Stand: 12.1.2012.

Weis, K.: Ritual. In: Schäfers, B., Kopp, J.: Grundbegriffe der Soziologie, 9. Aufl., Wiesbaden: 2006, S. 239-241.

Wittig, E.: Akkulturation. In: Fuchs-Heinritz u.a. (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie, 4. Aufl., Wiesbaden: 2007, S. 24.

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