Algebraische Zahlentheorie/Quadratischer Zahlbereich/Ganzheitsring/Textabschnitt


Ein quadratischer Zahlbereich ist der Ring der ganzen Zahlen in einem Erweiterungskörper von vom Grad .

Zu einer quadratfreien Zahl bezeichnet man den zugehörigen quadratischen Zahlbereich, also den Ring der ganzen Zahlen in , mit


Eine quadratische Körpererweiterung der rationalen Zahlen wird durch ein normiertes irreduzibles Polynom beschrieben, das man durch quadratisches Ergänzen auf die Form bringen kann. Durch Multiplikation mit einem Quadrat (siehe Aufgabe) kann man durch eine quadratfreie ganze Zahl ersetzen. Die quadratische Körpererweiterung kann man also als mit einer quadratfreien Zahl ansetzen. Ein großer Unterschied besteht je nachdem, ob positiv oder negativ ist. Im positiven Fall ist eine reelle irrationale Zahl, im negativen Fall handelt es sich um eine imaginäre Zahl. Man definiert:


Es sei quadratfrei und sei der zugehörige quadratische Zahlbereich. Dann heißt reell-quadratisch, wenn positiv ist, und imaginär-quadratisch, wenn negativ ist.


Es sei eine quadratfreie Zahl und sei die zugehörige quadratische Körpererweiterung und der zugehörige quadratische Zahlbereich. Dann wird der Automorphismus (auf , auf und auf )

als Konjugation bezeichnet.

Wir bezeichnen die Konjugation von mit .

Im imaginär-quadratischen Fall, wenn also ist, so ist mit reell. Die Konjugation schickt dies dann auf , sodass diese Konjugation mit der komplexen Konjugation übereinstimmt. Im reell-quadratischen Fall allerdings hat die Konjugation nichts mit der komplexen Konjugation zu tun.


Bei einer endlichen Körpererweiterung werden Norm und Spur eines Elementes über die Determinante und die Spur der Multiplikationsabbildung definiert. Im Fall einer quadratischen Erweiterung

sind diese beiden Invarianten einfach zu berechnen: Da und eine -Basis bilden, ist und damit ist die Multiplikationsmatrix durch

gegeben. Somit ist

und




Es sei eine quadratische Körpererweiterung und . Dann ist genau dann ganz über , wenn sowohl die Norm als auch die Spur von zu gehören.

Dies folgt aus Fakt, aus Fakt, und aus der Gestalt des Minimalpolynoms (nämlich gleich , falls ) im quadratischen Fall.


Wir kommen zur expliziten Beschreibung eines quadratischen Zahlbereiches.


Es sei eine quadratfreie Zahl und der zugehörige quadratische Zahlbereich. Dann gilt

und

Sei gegeben, , . Aus Fakt folgt

Aus der zweiten Gleichung folgt, dass mit ist. Sei mit teilerfremd, . Die erste Gleichung wird dann zu bzw. . Dies bedeutet, da und teilerfremd sind, dass von geteilt wird. Da ferner quadratfrei ist, folgt, dass oder ist. Im ersten Fall ist ein Vielfaches von (da ein Vielfaches von ist), sodass ist.

Es sei also , was zur Bedingung

führt. Wir betrachten diese Gleichung modulo . Bei und gerade ist . Die einzigen Quadrate in sind und , sodass für keine weitere Lösung existiert. Für hingegen gibt es auch noch die Lösung und , also und beide ungerade. Diese Lösungen gehören alle zu .

Die umgekehrte Inklusion ist klar, sei also . Dann ist aber

und dabei ist eine ganze Zahl, sodass dies sofort eine Ganzheitsgleichung über ergibt.


In den im vorstehenden Satz beschriebenen Fällen kann man jeweils den Ring der ganzen Zahlen durch eine Variable und eine Gleichung beschreiben. Für ist

Für setzt man häufig für den Algebra-Erzeuger. Dieser Erzeuger erfüllt die Gleichung . Wir haben also

Wir werden häufiger in beiden Fällen diese Ganzheitsbasis nennen, mit im ersten Fall und

im zweiten Fall.



Es sei eine quadratfreie Zahl und der zugehörige quadratische Zahlbereich. Dann ist die Diskriminante von gleich

und

Im Fall ist nach Fakt und daher bilden und eine Ganzheitsbasis. Die möglichen Produkte zu dieser Basis sind in Matrixschreibweise

Wendet man darauf komponentenweise die Spur an so erhält man

und die Determinante davon ist .

Im Fall ist hingegen

und eine Ganzheitsbasis ist und . Die Matrix der Basisprodukte ist dann

Wendet man darauf die Spur an (die Spur von ist ), so erhält man

und die Determinante davon ist