Eleonora Miller Bearbeiten

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  • Studium: Universität Augsburg;Bachelor
  1. DaF/DaZ (3. Semester)
  2. Kunstpädagogik (3.Semester)
  3. Materialwissenschaften (5.Semester)


IPK im WS 2010/2011 Bearbeiten

Café IPK

Name Studiengang vhb Wiki Thema Forschungsland Homepage Video abgeschlossen
Kursleiterin Eva Sondershaus, M.A. Eva Sondershaus [IPK-Zentrale]
Aneta Misheska ANIS Aneta Mazedonien X
Anna Sapronenko BA Germanistik Anna Siebenbürgen X
Erika Barabas DaF,BaC Erika Süd Amerika
Cordula Menacher BA DaF/DaZ Cordula Südliches Afrika X
Albena Staykova BA DaF Benita30 Chile,Italien X
Sarina Grauer LA GS/Erweiterung DaZ Sarina Chile
Katharina Gempel LA GS/Erweiterung DaZ Katharina USA X
Susanne Judenhahn LA Gymnasium:Engl/Span/DaZ Susanne USA X
Eleonora Miller BA DaF/DaZ Eleonora Serbien X



Der ethnische Konflikt auf dem Balkan Bearbeiten

Einleitung Bearbeiten

Im Fokus dieser Projektarbeit steht der ethnische Konflikt auf dem Balkan. Da natürlich nicht der gesamte Umfang in diesem Rahmen untersucht werden kann, wurde ein Ausschnitt zur exemplarischen Darstellung herausgenommen. Dabei soll der Schwerpunkt zunächst einmal auf die serbische Perspektive gelegt werden und hierbei nur auf die der jungen Erwachsenen, die zwar als Kleinkinder den Krieg und die Ausmaße des Konflikts miterlebt haben, aber dennoch nicht aktiv beteiligt waren. Beispielhaft sollen dazu zwei junge Erwachsenen im Alter von … und … befragt werden. Es soll untersucht werden, wie sie ihre eigene ethnische Identität definieren und welche Haltung sie gegenüber den Gruppen der Kroaten und Bosnier einnehmen.

Aus Erfahrungen des alltäglichen Lebens bildete sich bei mir die Meinung, dass der ethnische Konflikt zwischen jungen Serben, Kroaten und Bosniern in Serbien selbst zum jetzigen Zeitpunkt abgeflaut ist, in Deutschland hingegen immer noch präsent ist.

Deshalb sollen im Vergleich auch zwei in Deutschland lebenden Serben zum selben Sachverhalt befragt werden und die Aussagen anschließen verglichen werden.

Es ist offensichtlich, dass diese Vorgehensweise keine verallgemeinernde Folgerung zulässt und rein beispielhaften Zwecken dienen soll.

Hypothese Bearbeiten

Der ethnische Konflikt zwischen Serben, Kroaten und Bosniern ist heute in Serbien unter den jungen Erwachsenen weniger präsent als unter den jungen Serben in Deutschland.

Begriffsklärungen Bearbeiten

Um mit den verschiedenen Begriffen wie Ethnie, Ethnizität, Ethnozentrismus, ethnischer Identität und ethnischer Konflikt besser umgehen zu können, soll zunächst einmal geklärt werden was man unter den einzelnen Begriffen versteht. Dies ist wichtig für das Verständnis der Geschehnisse auf dem Balkan.

Ethnie Bearbeiten

Anne Katrin Flohr versteht unter Ethnien „Gruppen von Menschen, die sich durch Sprache, Kultur, historische Erfahrungen, phänotypische Unterschiede, Religion, den Glauben an eine gemeinsame Abstammung oder einfach nur das jeweilige Wir-Gefühl voneinander unterscheiden.“ (Flohr 1994, S.20) Anders als die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe ist die Zugehörigkeit zu einer Ethnie nicht frei wählbar, sondern durch die Geburt determiniert. Zu Kennzeichnung einer Ethnie genügt nicht nur ein einzelnes Merkmal, sondern es müssen immer mehrere herangezogen werden. So führt Flohr als besonders markante Merkmale einer Ethnie auf:

  • soziokulturelle Gemeinsamkeiten (Sprache, Verhaltensmuster, Einstellung und andere)
  • gemeinsame historische Erfahrung
  • der Glaube an eine gemeinsame Abstammung
  • Zusammengehörigkeitsgefühl und kollektive Identität, die aus Selbstschätzung der eigenen und Abgrenzung von anderen Gruppen basieren,
  • soziale und räumliche Segregation

Als wichtigstes Merkmal benennt sie den Glauben an die gemeinsame Abstammung, welches aber wiederum selbstverständlich nicht als einziges kennzeichnendes Kriterium herangezogen werden kann.

Rainer Schnell zitiert in seinem Artikel „Dimensionen ethnischer Identität“ Max Weber, der als Kriterien zur Abgrenzung von Ethnien die Merkmale „die in die Augen fallenden Unterscheide in der Lebensführung des Alltags“, „wirklich starken Differenzen der ökonomischen Lebensführung“, „Unterschiede der typischen Kleidung, der typischen Wohn- und Ernährungsweise, der üblichen Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern“, „Sprachgemeinschaft“ und „die durch ähnliche religiöse Vorstellungen bedingte Gleichartigkeit der rituellen Lebensreglementierung“ heranzieht.(Schnell 1990) Ethnien sind grundsätzlich auch von Volk oder Nation zu unterscheiden, denn diese Bezeichnungen meinen Personen, die die selbe Staatsangehörigkeit gemein haben. (Salzborn 2006)

Ethnizität Bearbeiten

In der Literatur werden hierzu drei Ansätze beschrieben, der Ansatz der Primordialisten, der der Konstruktivisten und der genealogische Ansatz. Diese versuchen die Entstehung von Ethnizität zu beschreiben.

Die Primordialisten Bearbeiten

Die Primordialisten gehen von einer natürlichen Neigung des Menschen sich zu Gruppen zusammen zu finden aus. Ethnizität ist also ein natürlicher Effekt, bei dem man allerdings zwei Varianten unterscheiden kann, eine anthropologische und eine sozialbiologische. Erstere geht davon aus, dass sich ethnische Gruppen aus sozio-kulturellen Gründen zusammenfinden, welche mindestens genauso wichtig sind wie Kultur, Sprache und Arbeit. Die sozialbiologische Variante beschreibt ethnische Gruppen als „genetisch biologische Reproduktion“ , was bedeutet, dass diese davon ausgeht, dass sich eine ethnische Gruppe aus einer sich „über Zeit und Raum ausgeweitete Gruppe von verwandten Familien“ zusammensetzt.

Die Primordialisten finden vor allem deshalb großen Zuspruch, weil sie das Selbstverständnis ethnischer Gruppen treffen.

Die Konstruktivisten Bearbeiten

Die Konstruktivisten hingegen sehen ethnische Gruppen als „im Prozeß sozialen Handelns“ konstruierte Gruppen, welche einem ständigen Wandel unterliegen. Sie werden künstlich erstellt und sind somit keine realen, sondern imaginierte Gruppen. Zudem dienen sie oft einem Machtinteresse und können auch als ideologisches Phänomen aufgefasst werden.

Der genealogische Ansatz Bearbeiten

Der genealogische Ansatz entwickelte sich vor allen deshalb, da sich die Vorstellung von einer künstlich fabrizierten Gruppe nicht halten konnte, da ethnische Phänomene oft sehr langlebig und auch ausdauernd sind und sich zudem oft über viele Generationen hinweg im Gedächtnis der Gruppe verankern. Dieser Ansatz geht wieder von einer Vorstellung gemeinsamer Herkunft aus, was zu einer kollektiven Identität führt. (Heckmann 1997)

Weitere Erklärungsansätze Bearbeiten

Salzborn gibt in seinem Artikel folgende Definition von Heckmann bezüglich Ethnizität wider: „Ethnizität als allgemeines soziologisches Konzept bezeichnet die für individuelles und kollektives Handeln bedeutsame Tatsache, daß eine relativ große Gruppe von Menschen durch den Glauben an eine gemeinsame Herkunft, durch Gemeinsamkeiten von Kultur und Geschichte verbunden sind und ein bestimmtes Zusammengehörigkeitsbewußtsein besitzen. Ethnizität konstituiert ethnische Kollektive; ethnische Kollektive sind zum einen soziale Beziehungsstrukturen; zum anderen sind sie >soziale Kategorien<, die für Chancen zum gemeinsamen Handeln zwischen Menschen stehen.“ (Salzborn 2006, S.105)

Eine weitere Definition gibt Andrea Hermann wieder: „Ethnicity is a social boundary that partitions a population with distinction about membership (by the group/or by others) that are based on one or more of the following criteria: (a) characteristics presumed to be based upon shared genealogy, (b) cultural traits, including language, religion, dress, custom, or assumed shared history, and (c) nationality or regional origin.“
Diese Definition stammt von Olzak.

Abschließend ist zu bemerken, dass in der Literatur immer wieder nicht scharf zwischen den Begriffen Ethnie, ethnische Gruppe und Ethnizität unterschieden wird.

Ethnozentrismus Bearbeiten

Grundsätzlich bezieht sich der Begriff Ethnozentrismus auf Mitglieder verschiedener Ethnien. Der Soziologe William Graham Sumner definierte schon 1906 Ethnozentrismus wie folgt: „Ethnocentrism is the technical name for this view of things in which ones´s own group is the center of everything, and all others are scaled and valued with reference to it.“ (vgl. Hermann 2001, S.26)
Im Mittelpunkt steht die eigene Gruppe und deren kulturellen Merkmale. Dies Gruppe lehnt und wertet hierbei alles, was nicht zu ihrer eigenen zugehörig ist, ab. (Flohr, 1994)

Im Wörterbuch der Soziologie findet sich eine weitere Definition von Hartfiel und Hillmann wider. Diese besagt, dass Ethnozentrismus eine „Einstellung oder Lehre, die das eigene ,Volk` (die Gruppe, Rasse, Schicht u.a.) in den Mittelpunkt stellt und es gleichzeitig gegenüber anderen als höherwertig, überlegen interpretiert“,ist. (vgl. Hermann 2001, S.26)

Ethnozentrismus beinhaltet also Vorstellungen über die eigene Ethnie, aber auch über die anderen Ethnien, die in der Regel allerdings eher Verallgemeinerungen, Vereinfachungen oder Klischees darstellen und sich oft hartnäckig halten, auch wenn andersartige Informationen zur Verfügung stehen. Flohr folgert hieraus, dass Ethnozentrismus im kognitiven Bereich angesiedelt ist. Er verfestigt sich aber auch im affektiven Bereich und verbindet so diese Vorstellungen mit Gefühlen. Grundsätzlich ist beim Ethnozentrismus ein starkes Gruppenzugehörigkeitsgefühl zu beobachten, was sich auch in einer strengen Trennung der Ingroup/Outgroup- Konstellation widerspiegelt. Mitglieder der Ingroup werden dabei bedingungslos akzeptiert , wohingegen Mitglieder der Outgroup grundsätzlich abgelehnt werden. Die Eigengruppe wird also überbewertet und die Fremdgruppe abgewertet. (Hermann, 2001)

Der Zusammenhalt in solch einer Eigengruppe oder Wir-Gruppe kann nach Salzborn durch einen äußeren Leidensdruck noch verstärkt werden. Auch das Gefühl in einer „Gesellschaft zu kurz zu kommen“, kann zu ethnozentristischen Einstellungen führen. Ethnozentrismus dient also auch der Eigengruppenstabilisierung.


Ursachen? > Mikro/Makroebene

Ethnische Identität Bearbeiten

Ethnische Identität kann auf verschiedene Art und Weisen ausgebildet werden. Einerseits können Verhaltensweisen, die zunächst selbstverständlich waren, aber zur Zeit einer Krise in den Mittelpunkt des Interesses geraten, indem andere Personen diese benennen, als ethnisch gekennzeichnet werden. Anderseits kann sie entstehen, wenn „ethnische Kriterien als mögliches Abgrenzungskriterium gegenüber anderen Gruppen durch einen expliziten Lernprozeß übernommen werden.“ (Schnell 1990, S.10)

Ethnische Identität gründet sich auf bewusste und unbewusste Prozesse, die dem Streben nach Sicherheit und Kontinuität dienen. Die gemeinsame Sprache bildet hier ein wichtiges Kriterium

Ethnischer Konflikt Bearbeiten

Als ethnischen Konflikt bezeichnet man eine Krise oder kriegerische Auseinandersetzung zwischen Mitgliedern verschiedener Ethnien. (Flohr 1994) Ursachen für einen solchen Konflikt können zum einen ökonomische, aber auch kulturelle Faktoren sein. Ersteres beinhaltet eine Auseinandersetzung um die Verteilung gesellschaftlicher Positionen oder Ressourcen, zweitere rücken eine Differenz in der Vorstellung von Werten und kultureller Identität in den Vordergrund. Ethnische Konflikte sind oft von einer starken Emotionalität und Leidenschaft geprägt. (Hermann 2001)

Der ethnische Konflikt auf dem Balkan Bearbeiten

Es ist zu beachten, dass hier nicht die Fülle an Ereignissen wiedergegeben werden kann und diese Zusammenfassung keine Anspruch auf Vollständigkeit besitzt. Es sollen lediglich in knapper Version die Geschehnisse aus der Sicht Serbiens wiedergegeben werden, um den Sachverhalt des Balkankriegs verstehen zu können.

Die Balkanhalbinsel erhält ihren Namen vom gleichnamigen Gebirge, dass sich über das komplette Gebiet erstreckt. Sie grenzt zur einen Seite an Europa und zur anderen an das ehemalige osmanische Reich, was zu einer gewissen Isolierung dieses Gebiets im Laufe der Zeit führte. Folgen der Isolierung sind eine Durchmischung der Völker und somit eine ethnische und kulturelle Fragmentierung. Diese ethnischen Einheiten blieben meistens klein und schwach. Somit entwickelte sich er Balkan zu einer Minderheitenregion und wenn man den Versuch unternimmt nationale Grenzen zu ziehen, ist das nicht möglich ohne zugleich neue ethnische Minderheiten zu schaffen. (Geiss/Intemann 1995)

Es herrschte also ein ethnisch-kultureller Pluralismus in den verschiedenen Gebieten des Balkans vor. Diese Vielfalt war aber noch stärker gebunden an kulturelle und religiöse Faktoren, als das in Europa zu beobachten ist.(Mappes-Niediek 2005)

Dennoch war folgendes zu beobachten: „Geographische Fragmentierung, ethnisch-kulturelle Zersplitterung, das Schwanken zwischen langer imperialer Fremdbestimmung und kurzer Selbstbestimmung bis zu euphorischer Hochstimmung hegemonialer Herrschaft über andere Völker produzieren unvermeidlich psychische Zerrissenheit im Kollektiv-Gemüt der Balkanvölker, also ihrer nationalen Identitäten.“ (Geiss/Intemann 1995, S.14)

Dem lateinischen Norden war es möglich sich nach und nach zu entwickeln, was er vor allem seiner Nähe zu Deutschland und Ungarn zuzuschreiben hat. Der Süden war eher durch direkte und indirekte Vorherrschaften geprägt und wurde in der Entwicklung oftmals gehemmt.

Norbert Mappes-Niediek vertritt dennoch die Meinung, dass zwischen den Völkern eher die Toleranz gegenüber den anderen an Stelle von Hass dominiert. Denn „nicht kulturelle oder soziale Unterschiede brachten die Volksgruppen gegeneinander auf, sondern gerade das System des gemeinsamen Staates, das sie doch eigentlich alle drei hätte gleichermaßen zufriedenstellen sollen.“ (Mappes-Niediek 2005)

Die drei ethnischen Gruppen der Serben, Kroaten und Bosnier unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Religion. Erstere gehören der orthodoxen, die zweiten der katholischen und die dritten der muslimischen Gemeinschaft an. Im kommunistischen Jugoslawien wurde der Versuch unternommen die drei ethnischen Gruppen gleichberechtigt zu behandeln, was dazu führte, dass alles streng duchquotiert wurde. Beispielsweise wurden Arbeitsstellen in einer großen Firma anhand der Zusammensetzung der ethnischen Gruppen in ihrer Region prozentual aufgeteilt.

Dennoch könnte diese Gleichberechtigung natürlich nicht die Gegensätze auflösen, die zwischen diesen Völkern herrschte, wobei Mappes-Niediek die Ansicht vertritt, dass dieser Gegensatz lediglich aus einer Konkurrenz zwischen diesen besteht. Er sieht zudem das Scheitern des Vielvölkerstaats darin, dass sich Demokratie und ethnisches Gleichgewicht nicht vereinbaren lassen, denn „Mehrheitsentscheidungen nämlich lässt das Prinzip der ethnischen Balance prinzipiell nicht zu.“ (Mappes-Niediek 2005)

Flohr sieht als Hauptursache für den Jugoslawienkrieg den ethnischen Konflikt, der als „die furchtbare Konsequenz einer allzu idealistischen Vorstellung von der „Machbarkeit“ friedlichen Miteinanders ethnischer Gruppen“ (Flohr 1994 S.48) hervorging. Dieser konnte auch trotz des langjährigen Bemühens von Seiten Titos ein „jugoslawisches Nationalbewusstsein“ zu schaffen, nicht überwunden werden.

Im folgenden sollen kurz wichtige Charakteristika bestimmter Zeitspannen dargestellt werden:

1945-1948

  • der Kroate Josip Broz Tito fordert „Brüderlichkeit und Einheit“
  • ein neuer kommunistischer Staat soll dafür sorgen, dass die historischen Gegebenheiten aufgehoben werden
  • Gründung einer föderativen Volksrepublik
  • historische Grenzen blieben gewahrt
  • Serbien wurde verkleinert, da Vojvodina und der Kosovo herausgelöst wurden → nur schwaches Serbien ermöglicht ein starkes Jugoslawien
  • Serbien wurde aber entschädigt, indem sie das traditionelle Übergewicht beispielsweise in Partei, Armee und Verwaltung behielten
  • aber auch die kleineren Minderheiten erhielten Freiräume zur Betätigung ihrer eigenen kulturellen Identität

1948-1980

  • an Stelle des Stalinismus trat Titoismus
  • Inflation, Wirtschaftskrisen und Bürgerkireg
  • altes Problem der unterschiedlichen ökonomischer Entwicklungsstände trat wieder in den Vordergrund

1980-1989

  • 1980: Titos Tod →letzte Klammer des Vielvölkerstaats fällt weg und führt zu neuen Spannungen zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden

1991-1995

  • Hauptkonflikt: Auseinandersetzung zwischen Serben und Kroaten und dazwischen Bosnien-Herzegovina, die zwischen die Fronten gerieten
  • Territorialkämpfe
  • Methoden der ethnischen Säuberung wurden von beiden Seiten angewandt : „Methoden der „ethnischen Säuberung“ umfassen laut UNO-Bericht „Einschüchterung, Diskriminierung, Prügel, Folter, Vergewaltigung, Massenexekutionen, Vertreibung, Bombardierungen von zivilen Wohngegenden (civilian population centers), Zwangsumsiedlung, Konfiskation von Eigentum und Zerstörung von Häusern sowie religiösen Stätten und kulturellen Einrichtungen“.“ (Geiss/Intemann 1995)

An dieser Stelle soll noch ein Zitat von Geiss und Intemann angeführt werden, die versuchen die Konfliktstruktur zu erörtern:
„Jugoslawien zerbrach entlang der Sollbruchstelle der ethnisch-religiösen Grenzen, weil das labile Gleichgewicht, das Tito an der Schnittstelle der östlichen und der westlichen Weltkultur über Jahrzehnte mit einer komplizierten innen- wie außenpolitischen Konstruktion zwischen orthodoxen Serben und römisch-katholischen Kroaten als den beiden größten „Nationen“ Jugoslawiens sowie zwischen den Machtblöcken installiert hatte, verlorenging.“ (Geiss/Intemann 1995)
Noch unter Tito wurden ethnische Konflikte unterdrückt und versucht unter Kontrolle zu bringen. Ivan Bernik und Brina Malnar führen zudem den engen kausalen Zusammenhang zwischen ethnischen Konflikten und Ethnozentrismus auf. Machtinhaber nutzen das Schüren ethnozentrischer Gefühle zu ihren Zwecken aus, um ihre Ziele zu erreichen.

Die aktuellen Entwicklungen in Serbien Bearbeiten

Auch heute noch leben in Serbien viele verschiedene ethnische Gruppen zusammen, dabei stellen die Serben den größten Anteil dar. Aus einer Volkszählung von 2002 hervor, dass ein kleiner Anteil auch von den Ungarn, den Bosniern, den Roma und auch Jugoslawen gebildet wird. Einige weitere ethnische Minderheiten treten zudem in den verschiedenen Regionen Serbiens auf. Auch sind nach wie vor die drei Religionsgemeinschaften der orthodoxen und katholischen Christen wie auch der Muslime zu finden. In der Verfassung von 2006 wurde festgelegt, dass die Gebiete Vojvodina und Kosovo ihre politische Selbstständigkeit innerhalb Serbiens zurück erhielten.

Das Land strebt eine Annäherung an die Europäische Union an,allerdings traten 2008 nach der Unabhängigkeitserklärung Kosovos einige Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Parlaments auf. Dieses und ein nach wie vor anhaltender Grenzstreit mit Kroatien sind Konflikte, die aktuell von Interesse sind.

Projektvorhaben Bearbeiten

Um festzustellen, ob ein ethnozentrisches Weltbild unter den jungen Serben noch immer vorhanden ist, sollen hierzu exemplarische zwei junge erwachsene Serben befragt werden. Zudem soll herausgefiltert werden, wie sie ihre eigene ethnische Identität einschätzen und ob sie sich bewusst oder unbewusst von den anderen zwei großen ethnischen Gruppen der Kroaten und Bosnier abgrenzen. Auch die Bereitschaft zur Kontaktaufnahme mit diesen, also auch das vorhandene Wissen bzw. die persönliche Meinung bezüglich des ethnischen Konflikts soll analysiert werden.

Des Weiteren wird die Behauptung aufgestellt, dass sich die Einstellung der in Serbien lebenden jungen Erwachsenen von der der in Deutschland lebenden Serben unterscheidet. Es wird davon ausgegangen, dass unter den Serben in Deutschland der ethnische Konflikt noch präsenter ist, was möglicherweise an einer verlangsamten Art und Weise der Aufarbeitung der Geschehnisse liegen könnte. Hierzu werden weitere zwei Personen befragt.

Fragenkatalog Bearbeiten

Englische Version

  1. Wie alt bist du und wo bist du geboren? Welcher Religion gehörst du an?
  2. Zu welcher ethnischen Gruppe fühlst du dich zugehörig?
  3. Fühlst du dich deinem Herkunftsland zugehörig?
  4. Welche Fußballmannschaft unterstützt du bei einer Weltmeisterschaft?
  5. Wie serbisch fühlst du dich auf einer Skala von 1-10?
  6. Ist Religion von Bedeutung für dich?
  7. Gibt es typische Unterscheide in der Gestaltung des Alltags zwischen Serben, Kroaten und Bosniern? Wenn ja welche?
  8. Gibt es Unterschiede in den kulturellen Gewohnheiten wie Nahrungsmittelzubereitung, Kleidung oder Musik?
  9. Gibt in deinem Freundeskreis auch Kroaten und Bosnier? Kannst du mir erläutern, ob es in der freundschaftlichen Beziehung zu diesen einen Unterschied gibt im Vergleich zu Freundschaften zu Serben?
  10. Nimmst du persönlich eine Distanz zwischen dir und Kroaten oder Bosniern wahr?
  11. Wie groß würdest du deine Bereitschaft zur Kontaktaufnahme mit diesen beschreiben?
  12. Was war deiner Meinung nach Auslöser für den Balkankrieg?
  13. Ist der ethnische Konflikt zwischen Serben, Kroaten und Bosniern ein Gesprächsthema in deinem Freundeskreis? Wenn ja, eher in Bezug auf Politik oder zwischenmenschlichen Beziehungen?
  14. Kennst du einen Witz über Kroaten oder Bosnier? Wenn ja, kannst du ihn mir erzählen?
  15. Was ist deine persönliche Meinung zu diesem Witz?

Interviews Bearbeiten

Die Interviews wurde alle aufgrund er räumlichen Trennung mit „skype“ oder mit einem Telefon durchgeführt und mit einem Handy aufgezeichnet. Anschließend wurden diese transkribiert um sie analysieren zu können. Im nachfolgenden sind die Auswertungen der einzelnen Interviews angeführt und mit einer Verlinkung zu den Transkriptionen versehen.

Person 1 Bearbeiten

Transkription Interview Person 1

Person 1 ist weiblich, 23 Jahre alt, in Smederevo in Serbien geboren und gehört keiner Religion an. Mittlerweile lebt sie in Deutschland.

Sie bezeichnet sich als Jugoslawin, fühlt sich aber ihrem Herkunftsland Serbien durchaus zugehörig. Religion hat in ihrem Leben keine Bedeutung.

Des Weiteren erkennt sie in der Gestaltung des Alltags von Serben, Kroaten und Bosnier nur sprachliche Unterschiede und auch kulturell unterscheiden sich diese in ihren Augen kaum. Lediglich bei der Zubereitung des Essens benennt sie regionale Nuancen.

Sie pflegt auch freundschaftliche Beziehungen zu Kroaten und Bosniern, welche sich nicht zu denen zu Serben unterscheiden. Auch nimmt sie keine persönliche Distanz zu Kroaten und Bosniern wahr. Auslöser für den Balkankrieg war ihrer Meinung nach Propaganda, die sowohl von Seiten des Westens als auch von Seiten Jugoslawiens betrieben wurde.

Die ethnischen Konflikte, die dort zu beobachten waren, sind für sie und ihren Freundeskreis allerdings heute kein Gesprächsthema mehr, da sie in gewisser Weise bereits damit abgeschlossen haben.

Im weiteren Gesprächsverlauf, der noch über den Fragenkatalog hinaus ging, erklärt sie zudem, dass sie persönlich schon sehr weit entfernt ist von dieser Thematik und sie auch nicht nachvollziehen kann wie es zu diesem Konflikt kommen konnte, da sie selbst bezüglich Religion sehr tolerant ist. Der Aufarbeitung wird auch in naher Zukunft nicht abgeschlossen sein, da die Auswirkungen des Krieges noch in den Köpfen der Leute präsent sind und die Erlebnisse auch in die Folgegenerationen weiter gegeben werden.

Trotzdem ist für sie nicht die Ethnie entscheidend, sondern der Charakter einer Person.

Person 2 Bearbeiten

Person 3 Bearbeiten

Person 4 Bearbeiten

Fazit/Resümee Bearbeiten

Literaturliste Bearbeiten