Kurs:Einführung in die mathematische Logik (Osnabrück 2016)/Vorlesung 25/kontrolle
- Weitere Axiomenschemata
Durch das Reflexivitätsaxiom wird die eigene Welt bei Möglichkeitsüberlegungen mitberücksichtigt.
Durch das Autismusaxiom werden andere Welten bei Möglichkeitsüberlegungen nicht berücksichtigt, eventuell noch nicht einmal die eigene Welt. Wenn das Leerheitsaxiom gilt, so auch das Autismusaxiom.
In diesem Fall gilt auch
und damit auch
Es gilt als auch das Ideologieaxiom. Im Fatalismus wird die Realität zur Ideologie gemacht.
Die folgenden Axiomenschemata sind sinnvoller, die Bezeichnungen werden sich später erklären, wenn wir die semantische Interpretation zur Verfügung haben.
In einem modallogischen - System, in dem das Symmetrieaxiom und das euklidische Axiom gelten,
gilt auch das Transitivitätsaxiom.
Es sei das in Frage stehende System. Eine spezielle Instanz des Symmetrieaxioms liefert
Eine Umformulierung des euklidischen Axioms ist
Mit Lemma 24.5 (1) folgt daraus
und insgesamt mit dem Kettenschluss
- Paradoxe Axiome
Einen modallogischen Ausdruck nennen wir paradox, wenn er, wenn man alle darin auftretenden (und somit auch alle ) weglässt, einen aussagenlogischen Widerspruch ergibt. Ein modallogisches Axiomenschema heißt paradox, wenn es davon eine paradoxe Instanz gibt.
Wenn das Antiaxiom gilt, so ist auch
das Antiaxiom ist also ideologisch. In einer - Modallogik führt das Antiaxiom zu einem Widerspruch, da ja dann zu einer aussagenlogischen Tautologie wegen der Nezessisierungsregel auch und somit der Widerspruch gilt. Wenn man dagegen das Antiaxiom auf Aussagenvariablen beschränkt, also
betrachtet, so ergibt sich ein sinnvolles -System.
Für das Ableitungsprädikat
zu einer die Peano-Arithmetik umfassenden entscheidbaren Satzmenge gilt neben den in Bemerkung 23.7 angeführten Eigenschaften auch der Satz von Löb, nämlich
Wenn man
setzt, so kann man dies als
schreiben, es liegt also genau das Löb-Axiom vor (daher der Name des Axioms). Unter der modallogischen Beweisbarkeitslogik versteht man die - Modallogik, die durch das Löb-Axiom gegeben ist (das Transitivitätsaxiom lässt sich daraus ableiten, siehe Lemma 25.18). Es handelt sich um eine paradoxe Modallogik, in der man die Unvollständigkeit nachbbilden kann.
Es sei (gesprochen Falsum) eine Abkürzung für einen Widerspruch. Im Kontext der Beweisbarkeitslogik bedeutet dann die Nichtableitbarkeit eines Widerspruchs, also die Widerspruchsfreiheit des Systems. Aus dem Löb-Axiom (also der -Modallogik , die durch das Löbaxiom gegeben ist) lässt sich ableiten, dass diese Widerspruchsfreiheit ein Fixpunkt der Nichtableitbarkeit ist, d.h. es gilt
siehe Aufgabe 25.6. Dies bedeutet insbesondere, dass weder noch aus ableitbar ist (die Widerspruchsfreiheit des Systems ergibt sich aus Satz 26.10 (6)). Insbesondere ist dieses Ableitungssystem unvollständig, was dem ersten Gödelschen Fixpunktsatz entspricht. Darüber hinaus ist die letzte Unableitbarkeit gerade die Aussage des zweiten Gödelschen Fixpunktsatzes, den man also so modallogisch nachbilden kann (die Hauptarbeit liegt aber darin, zu zeigen, dass das arithmetische Ableitungsprädikat das Löb-Axiom erfüllt).
- Einige klassische modallogische Systeme
Das modallogische - System, in dem das Möglichkeitsaxiom gilt, heißt System.
Das modallogische - System, in dem das Reflexivitätsaxiom gilt, heißt System.
Die Kontraposition des Reflexivitätsaxioms ergibt direkt
also
Da dies für alle gilt, gilt nach Lemma 24.5 (5) auch
Der Zusatz folgt aus
Das modallogische - System, in dem das Reflexivitätsaxiom und das Symmetrieaxiom gilt, heißt System.
Das modallogische - System, in dem das Reflexivitätsaxiom und das Transitivitätsaxiom gilt, heißt System.
Das modallogische - System, in dem das Reflexivitätsaxiom, das Symmetrieaxiom und das Transitivitätsaxiom gilt, heißt System.
Für ein modallogisches - System sind folgende Aussagen äquivalent.
- Es gilt das Reflexivitätsaxiom und das euklidische Axiom
- Es gilt das Möglichkeitsaxiom, das Symmetrieaxiom und das Transitivitätsaxiom
- Es handelt sich um das - System.
Aus (1) folgt (2). Es sei das modallogische System, das durch die Gültigkeit von Reflexivitätsaxiom und euklidischem Axiom festgelegt ist. Nach Lemma 25.13 gilt mit dem Reflexivitätsaxiom auch das Möglichkeitsaxiom. Durch das Reflexivitätsaxiom gilt
und mit dem euklidischen Axiom gilt
was mit dem Kettenschluss
also die Symmetrie ergibt. Aus dem euklidischen Axiom und der Symmetrie ergibt sich nach Lemma 25.7 auch die Transitivität.
Aus (2) folgt (3). Es sei die Vereinigung aus dem Möglichkeitsaxiom, dem Symmetrieaxiom und dem Transitivitätsaxiom. Das Symmetrieaxiom ergibt
das Möglichkeitsaxiom liefert
und das Transitivitätsaxiom liefert
Der Kettenschluss darauf angewendet liefert
also das Reflexivitätsaxiom.
Aus (3) folgt (1). Aus dem Transitivitätsaxiom
ergibt sich mit Lemma 24.5 (2)
Aufgrund des Symmetrieaxioms gilt
Angewendet auf ergibt dies
Dies ist gleichwertig zum euklidischen Axiom.
In einem modallogischen - System, in dem das Löb-Axiom gilt,
gilt auch das Transitivitätsaxiom.
Wir wenden das Löb-Axiom auf den Ausdruck an und erhalten ( steht für dieses modallogische System)
Wegen Lemma 24.5 (3) ist
und
Wegen der zuletzt angeführten Ableitung erhält man
und daraus mit Lemma 24.5 (1) auch
Ein zweifacher Kettenschluss liefert
- Gerichtete Graphen
Für die Modelltheorie der Modallogik benötigen wir gerichtete Graphen. Dies ist mathematisch betrachtet einfach eine zweistellige Relation auf einer Menge.
Ein gerichteter Graph ist eine Menge versehen mit einer fixierten Relation .
Die Menge der Punkte nennt man auch die Knoten des Graphen und man sagt, dass ein Pfeil von nach geht, wenn ist. In dieser Weise werden gerichtete Graphen veranschaulicht. Ein Pfeil von einem Knoten zu sich selbst heißt Schleife.
Im Kontext von Ordnungsrelationen und Äquivalenzrelationen haben wir schon die Eigenschaften reflexiv, symmetrisch, transitiv kennengelernt. Einen symmetrischen gerichteten Graphen nennt man auch einen ungerichteten Graphen. In diesem Fall nennt man einen verbindenden Pfeil eine Kante. Wir besprechen einige weitere Begrifflichkeiten und Eigenschaften.
Ein Knoten ohne Nachfolger, also ohne abgehenden Pfeil (also auch keine Schleife), heißt Sackgasse.
Eine Relation auf einer Menge heißt euklidisch, wenn zu mit und stets gilt.