FRIDA Methoden
FRIDA--Methoden im Unterricht
Didaktische Operationalisierung demokratiefördernder Lehr-Lern-Formate in Hochschulen und Schulen
Gemeinsam mit Lehrkräften an Schulen und Hochschulen erarbeiten wir in unserem Teilprojekt FRIDA im Forschungs- und Umsetzungsverbundprojekt "Demokratiefähigkeit bilden", gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, achtsamkeits- und mitgefühlsbasierte Lehr-Lern-Formate für interessierte Lehrkräfte an Hochschulen und Schulen. FRIDA steht für Friedensfähigkeit, Innere Demokratisierung und Achtsamkeit. Hier verlinkt findest du Alltagsexperimente zum Spielen mit deinen eigenen inneren pro-demokratischen und autoritären Selbst-Anteilen.
Mit der Einladung zum Blick nach innen, in die eigene Persönlichkeit der Lehrkraft und mit Angeboten zur Kultivierung persönlicher pro-demoktatischer Haltungen und Verhaltensweisen vertreten wir eine verkörperungsbasierte relationale Didaktik der Demokratiebildung. Dabei beziehen wir Aspekte des Seins (Onthologie), des Denkens (Epistemologie), der bewussten und wertebasierten Beziehungsgestaltung (Relationalität), der Partizipation und Co-Kreation sowie des gemeinsamen Handelns in die Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen ein.
Motiviert durch 24 Jahre mind-body-medizinischer Therapieforschung und Lehre in der Klinik für Integrative Medizin der Kliniken Essen-Mitte, an der Harvard Medical School und an europäischen Universitäten sowie inspiriert durch acht Jahre achtsamkeitsbasierter Bildungs-Aktionsforschung in Kindergärten, Schulen und Hochschulen fragen wir: Können wir Lehrkräfte durch achtsam-mitfühlende und selbstreflexive Selbstbildung die Anteile unserer Persönlichkeit transformieren, uns selbst und Andere kolonisieren, abwerten oder ausgrenzen? Stärken wir durch innere De-Kolonialisierung unsere Fähigkeiten für die bewusste Gestaltung pro-demokratischer Lehr-Lern Kulturen?
Viele Weisheits-Traditionen behaupten das und zeigen Wege dafür auf.
be the change, you want to see in the world (Gandhi)
oder
wer Gutes will, der sei erst gut (Goethe)
Verkörpert relationale und transformative Bildung
BearbeitenInteressiert dich, wie du durch dein "leibhaftig" verkörpertes Sein, Sprechen, Beziehungs-Handeln und Unterrichten auf deine SchülerInnen und Studierenden wirkst?
Was denkst du, können die folgenden Themen und Formate in deinem Unterricht zum persönlichen und zum gemeinsamen Entwickeln und Wachsen deiner Lernenden und dir selbst beitragen? Was entsteht daraus für dich, für deine Zielgruppe und für eure Bildungs-Kultur? Tragt ihr damit zu Demokratieförderung, Gemeinwohlorientierung und regenerativer, lebensgemäßer Gesellschaftsgestaltung bei?
Was möchtest du ergänzen?
Über dein Feedback auf der Diskussionsseite hier links oben oder an altner at ash-berlin.eu freue ich mich sehr, vielen Dank!
Interesse an den Teilnehmenden
Was möchtest du über die Lernenden in deinen Kursen erfahren? Was interessiert dich an ihnen? Magst du sie (taktvoll!) fragen? Wie und was antworten sie? x
Interesse am Stoff
Was interessiert dich am Lernstoff, den du vermittelst? Wie wäre es, wenn du deine (Er)Kenntnisse, deine Überzeugungen, deine Fragen, deine Begeisterung, aber auch deine Kritik und Zweifel den Lernenden auf Augenhöhe offen, authentisch und ehrlich mitteiltest?
Dich Zeigen
Möchtest du dich als Lehrkraft im Lehr-Lern-Geschehen immer wieder als Mensch zeigen mit einem verletzlichen Körper, mit wechselnden und z.T. auch starken Gefühlen, mit deinen Werten und Fragen, mit deiner Haltung, aber auch mit Zweifeln und Wünschen?
Deine (ethische) Haltung verkörpern
Vermittelst du explizit oder implizit in deinem Unterricht ethische Werte? Versuchst du, diese auch selbst zu leben und zu verkörpern? Was unterstützt dich dabei? Und was spiegeln dir deine Lernenden dazu wieder?
Ausatmen-Einatmen?
Wenn du im Lehr-Lern-Geschehen an deine Grenzen kommst, außer dir gerätst, wütend, erschöpft oder genervt bist, welche Mittel und Wege findest du dann, um dich zu fassen, zu regulieren und zu stärken? Hast du den Mut, die Lernenden, an deinen Regulationsschritten teilhaben zu lassen?
Entschuldige bitte!
Wenn du im Unterrichtsgeschehen etwas sagst oder tust, das dir hinterher leid tut, kannst du dich dann angemessen bei den betreffenden Personen entschuldigen?
Wie kannst du die Lernenden so ansprechen und fördern, dass sie den Stoff passend zu ihren unterschiedlich veranlagten und ausgeprägten Sinnen und Intelligenzen aufnehmen und integrieren können? Howard Gardner unterscheidet die sprachlich-linguistische, die musikalisch-rhythmische, die logisch-mathematische, die bildlich-räumliche, die körperlich-kinästhetische, die interpersonale, die intrapersonale oder emotionale Intelligenz und die naturalistische Intelligenz. Hast du Lust, deinen Stoff vielfältig sinnenbezogen und lebendig zu vermitteln, um deine Lernenden möglichst gemäß ihrer Begabungen und Potenziale anzusprechen? Was macht dir Freude dabei? Und wie können wir mit unserem sinnlichem Wissen zur Gestaltung einer de-kolonialisierten, demokratischen und lebensfreundlichen Welt beitragen?
partizipative Textarbeit & sinnliches Wissen
Wie kann es gelingen, die vertiefte Auseinandersetzung mit Lektüre so zu gestalten, dass die Lernenden sich als ernstgenommene Bildungsakteure gemeint fühlen und sie die gelesenen Inhalte nachhaltig mit ihren Erfahrungen, Fragen, Kenntnissen, Wünschen und Zielen verbinden?
Findest du Wege, wie die Lernenden in deinen Kursen Interesse an Forschungsfragen finden und sich dann eigenständig mit deiner Unterstützung auf die Suche nach Antworten begeben und dabei ihre Forschungs- und Lernfähigkeiten entwickeln?
Möchtest du deine Lernenden bei ihrer Forschung einladen, auch sich selbst mit in den Blick zu nehmen? Z.B. könnten sie untersuchen, wie ihre eigenen Vorannahmen, ihre Aufmerksamkeit, ihre Stimmung, ihre Kooperation oder ihre Konkurrenz ihre Wahrnehmung, ihre Suchbewegungen und ihre Ergebnisse beeinflussen. Daraus ergibt sich dann natürlich die Frage, ob und wie sie Einfluss auf ihre Bewusstseinsprozesse nehmen können? Hier beginnt der spannende Selbstbildungsprozess des sokratischen "ERKENNE DICH SELBST".
Safer Space
Was kannst du tun und was lassen, damit alle Beteiligten an deinen Kursen sich sicher und von dir gewertschätzt fühlen? Was fördert diese Qualitäten unter den Lernenden?
Freiwillige Teilnahme
Kannst du dir vorstellen, wie es wäre, wenn die Lernenden von dir, wenn möglich, immer wieder v.a. über unerwartete Lernformen und Inhalte, wie Stille, Introspektion, Körperarbeit, Bewegung, vertrauensvollen Austausch, partizipative Mitgestaltung etc. informiert werden, bevor du sie umsetzt? Idealerweise könnten sie dann wählen, ob sie an deiner Lehrveranstaltung teilnehmen wollen. Und wie wäre es, wenn auch die Beteiligung an jeder einzelnen Übung freiwillig erfolgte und jederzeit pausiert oder beendet werden kann?
achtsame Körperarbeit
Magst du in deinen Unterricht körperbezogene Angebote integrieren? Das können Formate zur Belebung, Spannungsregulation, Berührung und Begegnung sein oder auch Methoden der verkörperten Wissensaneignung und -vermittlung in Präsentationen, Dialogen oder szenischen Darstellungen. Wie lassen sich z.B. Lernprozesse des Begreifens, Behandelns, des Vor-, Über-, Durch- und Nachdenkens, des Wiederkauens und Verdauens, des Verstehens, Mitteilens, Einsetzens, Eintretens oder Durchsetzens körperlich äußern und kultivieren?
Mitgestaltung
Wie wäre es, wenn du als Lehrkraft die Lernenden an Entscheidungen zum Inhalt und Verlauf der Lehrveranstaltung beteiligtest? Wenn das sinnvoll erscheint, machst du deine mikrodidaktischen Entscheidungsprozesse transparent? Z.B. bei der Frage, ob du jetzt eine Einzel- oder Gruppenarbeit anbietest. Kannst du dir vorstellen, die Lernenden einzuladen, den Verlauf des Lehr-Lern-Geschehens nach ihren Bedürfnissen mitzugestalten?
Sprachgestaltung
Welche Rolle spielt deine Stimme beim Unterrichten für dich? (Wie) pflegst du sie? Und wie setzt du sie ein? (Wann)entgleitet sie dir? Wie findest du sie wieder? Wählst du bewusst deine Begriffe, Sprachbilder, Beispiele?
Was leitet dich dabei?
Kannst du dir vorstellen, dass in einer von allen Beteiligten als sicher und komfortabel empfundenen Stille das im Lehr-Lern-Raum vorhandene Machtgefälle pausiert? Wie sich das wohl für dich und für die Lernenden anfühlen mag?
Stille, Stimmen und Körper
Erlebst du in der gemeinsamen Stille der Lehr-Lerngruppe, dass dominierende, leise oder stumme Personen alle gleichwertig und gleichwürdig körperlich im stillen Raum präsent sind? Und wie ist das mit deinen eigenen unterschiedlich lauten inneren Stimmen und deinem Körper? Kann die Stille den Raum für das gleichwürdige Da-Sein der inneren und äußeren Stimmen eröffnen? Und tragen diese Erfahrungen zur Inneren Demokratie bei?
transparente Bewertungskriterien
Wissen die Lernenden vor Erbringung einer von dir bewerteten Leistung, welche Kriterien du dafür anlegst? Können sie mitentscheiden, mit welchem Aufwand sie welche Note erlangen wollen? Und (wie) kann ihre Selbstbewertung mit in die Note einfließen? Hier findest du eine Community für zeitgemäße Prüfungskultur.
Selbsteinschätzung des Lernstandes
Wie wäre es, wenn du die Lernenden regelmäßig einlüdest, ihren eigenen Lernstand oder auch die Qualität ihrer Leistung selbst einzuschätzen? Was brauchen sie dafür von dir? Der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie identifiziert die "Einschätzung des eigenen Leistungsniveaues" durch die Lernenden als den mit Abstand wirkungsvollsten Einflussfaktor auf den Lernerfolg.
eröffnen Prüfungen Lernmöglichkeiten?
Kannst du in Prüfungen den Prüflingen Gelegenheit geben, auf Feedback zu ihrer Leistung zu reagieren, z.B. auf eine Präsentation? (Wie) kann die Qualität ihrer Selbstreflexion auf dieses Feedback mit in der Note berücksichtigt werden?
digitale Autonomie
Nach einer Übung zur digital autonomen Alltagsgestaltung sagte eine junge Frau, dass sie dabei seit Jahren zum ersten Mal ohne Musik in den Ohren oder Screenkonsum sich selbst eine Zeitlang gespürt hat. Alltagspraktische und freudvolle Anregungen dazu geben z.B. die Karten von mindovertech.com
Make a difference!
Entstehen in und durch deinen Unterricht Veränderungen und Entwicklungen, die deinen Teilnehmenden, dir und dem Gemeinwohl dienen? Welche sind das? Hast du Lust, gemeinsam mit deinen Lernenden und KollegInnen eure Bildungsorganisation gemeinwohlorientiert zu gestalten? Die Gemeinwohlmatrix schlägt dafür die Bereiche MENSCHENWÜRDE, SOLIDARITÄT & GERECHTIGKEIT, ÖKOLOGISCHE NACHHALTIGKEIT sowie TRANSPARENZ & MITENTSCHEIDUNG vor und unterstützt die der Bilanzierung der Umsetzung.
innere Entwicklung für Gesellschaftsgestaltung
Fragst du dich manchmal, wie deine pädagogische Arbeit zur Entwicklung der Persönlichkeit deiner Lernenden beiträgt? Was ist dir dabei wichtig und wie wirkt das vom ICH zum WIR aufs große GANZE? Die Inner Development Goals unterscheiden Entwicklungen im SEIN, DENKEN, in BEZIEHUNGEN, ZUSAMMENARBEIT und HANDELN. Interessiert dich das?
bürgerschaftliches Engagement
Hast du Lust, mit den Lernenden gemeinsam euren Lernort zu verschönern, ökologisch nachhaltiger mit Strom und Heizung zu versorgen, ein Beet oder einen Garten anzulegen, eure Verpflegung sozialer, gesünder und regenerativer zu gestalten? Geben euch die Sustainable Develoment Goals der UN dafür Anregungen?
Unsere Vorträge und Veröffentlichungen zu den Themen des Projekts FRIDA - Friedensfähigkeit, Innere Demokratisierung und Achtsamkeit finden sich hier.
Siehe auch
BearbeitenFRIDA - Friedensfähigkeit, Innere Demokratisierung und Achtsamkeit in der Bildung
Spiel-Ideen zur Ent-Wicklung pro-demokratischer Haltungen an Hochschulen und Schulen
Delll: Methodensammlung Demokratie lebendig lehren & lernen
FRIDA-Methoden im Unterricht: Operationalisierung demokratiefördernder Lehr-Lern-Formate
Inner Development Goals - Ziele der inneren Entwicklung
Schattenarbeit und Innere De-Kolonialisierung
Code of democratic Ethics in der Bildung