Kompakte riemannsche Fläche/Abel-Jacobi/Einführung/Textabschnitt


Es sei eine kompakte zusammenhängende riemannsche Fläche und sei die Divisorengruppe auf vom Grad . Es sei die Jacobische Varietät zu . Dann nennt man die Abbildung

die Abel-Jacobi-Abbildung. Dabei ist jeweils ein stetiger Weg von nach zu wählen.



Es sei eine kompakte zusammenhängende riemannsche Fläche.

Dann ist die Abel-Jacobi-Abbildung

von der Gruppe der Weildivisoren auf vom Grad in die Jacobische Varietät ein wohldefinierter Gruppenhomomorphismus.

Zunächst ist zu zeigen, dass das Ergebnis unabhängig von dem gewählten Weg von nach ist. Wenn zwei solche Wege sind, so ist eine geschlossener Weg mit als Auf- und Endpunkt und es gilt

für alle holomorphen Differentialformen . Da die Abbildung zum Periodengitter gehört, stimmen die Auswertungen zu und zu in überein.

Es ist ferner zu zeigen, dass die Abbildung unabhängig davon ist, welchen positiven Punkt des Weildivisors man mit welchem negativen Punkt zusammenordnet. Es seien dazu Punkte gegeben und sei ein stetiger Weg von nach , ein stetiger Weg von nach und ein stetiger Weg von nach . Dann ist, da man mit beliebigen verbindenden Wegen arbeiten kann,

Die Homomorphismuseigenschaft ist klar.



Es sei eine kompakte zusammenhängende riemannsche Fläche.

Dann induziert die Abel-Jacobi-Abbildung einen Gruppenhomomorphismus

von der Divisorenklassengruppe von vom Grad in die Jacobische Varietät .

Nach Fakt liegt ein Gruppenhomomorphismus

vor. Nach Fakt gehört zu jedem Hauptdivisor und jeder globalen holomorphen Differentialform der Ausdruck zur Periodengruppe . Ferner zeigt der Beweis zu Fakt, dass die Zugehörigkeit zur Periodengruppe auf der Existenz von Wegen beruht, die unabhängig von der Differentialform sind. Daher gehört die Auswertung zum Periodengitter, siehe Aufgabe. Deshalb faktorisiert die Abel-Jacobi-Abbildung durch die Restklassengruppe modulo der Hauptdivisoren, also durch die Divisorenklassengruppe.


Diese Abbildung nennt man ebenfalls Abel-Jacobi-Abbildung. Wir möchten zeigen, dass diese Abbildung ein Isomorphismus ist, dies ist der Inhalt des Satzes von Abel-Jacobi. Aus der Exponentialsequenz (siehe Beispiel und Fakt) erhält man eine exakte Sequenz

Die hintere Abbildung ist dabei die Gradabbildung und somit liegt eine kurze exakte Sequenz

vor. Über die Abel-Jacobi-Abbildung ist die Gruppe rechts mit der jacobischen Varietät verbunden. Es liegt die Situation

vor, wobei die untere Zeile die jacobische Varietät definiert und wobei wir die vertikalen Abbildungen links und in der Mitte noch nicht festgelegt haben.



Es sei eine kompakte zusammenhängende riemannsche Fläche.

Dann kommutiert das Diagramm

Dabei steht links der Isomorphismus der Serre-Dualität und rechts die Abel-Jacobi-Abbildung.

Die horizontalen Abbildungen sind surjektiv. Da alle Abbildungen Gruppenhomomorphismen sind, genügt es, die Aussage für das Erzeugendensystem zu von und ein irgendwie gewähltes Urbild zu zeigen. Es sei ein stetiger Weg von nach . Die Divisorklasse wird unter der Abel-Jacobi-Abbildung auf die Auswertung für und die Kohomologieklasse wird unter der Residuenabbildung auf die Linearform abgebildet. Es ist also

in zu zeigen. Wir überdecken den Weg mit Kreisscheiben und wählen Übergangspunkte. Wegen der Additivität der Abbildungen können wir annehmen, dass die beiden Punkte in einer offenen Kreisscheibe liegen. Da die Wegintegrale nur von der Homotopieklasse des Weges abhängen, kann man im Kartenbild durch den direkten linearen Weg von nach ersetzen. Es sei

Damit sind wir in der Situation von Beispiel, d.h. die auf

definierte holomorphe Funktion

repräsentiert eine Kohomologieklasse , die auf abbildet. Wir möchten diese Kohomologieklasse im Sinne von Fakt repräsentieren. Dazu seien

offenen Scheibenumgebungen mit unterschiedlichen Radien (im Kartenbild). Wir können durch die entsprechende Funktion auf bzw. ersetzen. Wir wählen eine -differenzierbare Funktion die auf den Wert und außerhalb von den Wert besitzt (siehe Fakt). Diese können wir durch auf ganz fortsetzen. Die offenen Mengen und bilden nach wie vor eine offene Überdeckung von und die Funktion auf und auf bilden eine -Realisierung der Kohomologieklasse, da die Differenz auf dem Durchschnitt

gleich ist. Sei auf . Es ist dann gleich auf , da holomorph ist, und damit ist ein globales Element von , das ein Urbild der Kohomologieklasse ist. Nach Fakt wird diese Form unter dem durch eine holomorphe Differentialform definierten Homomorphismus auf in abgebildet. Dieses repräsentiert das Bild der Kohomologieklasse

wobei der Abschluss von sei und wobei die letzte Umformung statthaft ist, da ja außerhalb von gleich ist. Es sei der einfach durchlaufene Rand von . Nach Stokes ist dieses Integral gleich



Es sei eine kompakte zusammenhängende riemannsche Fläche.

Dann ist die Abel-Jacobi-Abbildung

von der Divisorenklassengruppe auf vom Grad in die Jacobische Varietät ein Gruppenisomorphismus.

Die Abbildung ist nach Fakt ein wohldefinierter Gruppenhomomorphismus. Aus Fakt folgt, dass er surjektiv ist.