- Projektion weg von einem Punkt
Die
Abbildung
-
heißt die Projektion weg vom Punkt
.
Diese Abbildung ist ein wohldefinierter Morphismus, der außerhalb des Zentrums
der Projektion definiert ist. Jedem anderen Punkt wird derjenige Punkt des
zugeordnet, der der Geraden durch den Punkt und dem Zentrum entspricht. Daher ist die Abbildung surjektiv und jede Faser ist eine projektive Gerade ohne den Zentrumspunkt, also eine affine Gerade
(es liegt ein sogenanntes Geradenbündel über dem
vor).
Es handelt sich um die Fortsetzung der Kegelabbildung
-
auf den punktierten projektiven Raum. Die entsprechende Abbildung kann man zu jedem Zentrumspunkt definieren, siehe
Aufgabe 29.6.
- Abbildungen nach
![{\displaystyle {}{\mathbb {P} }_{K}^{1}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/a0fd2cf4f60c77247b2013aae93145a10c6de823)
Der folgende Satz liefert eine neue Version
der Noetherschen Normalisierung.
Es sei
ein Punkt, der nicht auf der Kurve liegt. Einen solchen Punkt gibt es, da der Körper insbesondere unendlich ist. Wir betrachten die
Projektion weg von
,
die insgesamt einen Morphismus
-
induziert. Die Faser dieses Morphismus über einem Punkt
(der eine Richtung in
repräsentiert)
besteht genau aus den Punkten der Kurve, die auf der durch
definierten Geraden
-
![{\displaystyle {}G=V_{+}(aX+bY+cZ)\cong {\mathbb {P} }_{K}^{1}\subset {\mathbb {P} }_{K}^{2}\,}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/ee6fb6305cc771514806fd39eee99a3eba024599)
liegen. Daher wird die Faser über
auf
beschrieben, indem man in der Kurvengleichung
mittels der Geradengleichung eine Variable eliminiert. Das Ergebnis ist ein homogenes Polynom
in zwei Variablen vom Grad
, das nicht
ist, denn sonst wäre
ein Punkt der Kurve. Da wir über einem algebraisch abgeschlossenen Körper sind, besitzt dieses Polynom
mindestens eine und höchstens
Nullstellen, die alle von
verschieden sind. Dies ergibt die Surjektivität und die Abschätzung für die Faser.
![{\displaystyle \Box }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/029b77f09ebeaf7528fc831fe57848be51f2240b)
Wir definieren zunächst auf
eine Fortsetzung
-
der rationalen Funktion
. Es sei hierzu
ein Punkt der Kurve. Bei
ist nichts zu tun, sei also
.
Da die Kurve glatt ist, ist nach
Fakt *****
der lokale Ring
der Kurve im Punkt
ein
diskreter Bewertungsring.
Daher hat der Quotient
dort eine Beschreibung als
-
![{\displaystyle {}{\frac {g}{h}}=u\pi ^{n}\,}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/579088c298a2cfd1d3978847ca3a05b4debf835e)
mit
und
(
sei eine Ortsuniformisierende).
Es gibt eine offene Umgebung
derart, dass
und
über
definiert sind und
dort eine Einheit ist. Bei
ist
und die Undefiniertheitsstelle ist also sogar als Abbildung nach
„hebbar“. Bei
ist der umgekehrte Bruch
auf
definiert als eine Abbildung nach
. Mittels der „verdrehten Einbettung“
erhält man eine Abbildung nach
.
Wir müssen zeigen, dass diese zwei Morphismen in die projektive Gerade dort, wo beide definiert sind, übereinstimmen. Das sind die Punkte
, in denen
weder eine Nullstelle noch einen Pol besitzt. Die Verträglichkeit folgt daraus, dass in einer offenen Umgebung
eine Abbildung
-
vorliegt, und dass das Diagramm
-
kommutiert. Dies ergibt einen wohldefinierten Morphismus auf dem affinen Stück
.
Für einen beliebigen Punkt der projektiven Kurve
und eine affine Umgebung
liegt die gleiche Situation vor, da
ist, und somit auf einer offenen nichtleeren Menge die rationale Funktion
(mit anderen Zählern und Nennern)
definiert ist. Damit lässt sich das vorhergehende Argument genauso anwenden.
Die Eindeutigkeit folgt daraus, dass auf jeder affinen offenen Menge
der Durchschnitt
nicht leer ist. Ein Morphismus auf einer integren Varietät in die affine Gerade
ist durch die rationale Funktion eindeutig festgelegt.
![{\displaystyle \Box }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/029b77f09ebeaf7528fc831fe57848be51f2240b)
- Parametrisierte projektive ebene Kurven
Sei eine rational parametrisierte Kurve
gegeben. Wir haben in
Satz 6.11
gesehen, dass das Bild eine algebraische Gleichung erfüllt. Dabei haben wir im dortigen Beweis schon die homogenisierte Parametrisierung verwendet, die jetzt als projektive Fortsetzung wieder auftaucht.
Es sei
-
eine rationale Parametrisierung in gekürzter
(d.h. die
haben keinen gemeinsamen Teiler)
Darstellung. Es sei
der maximale Grad der beteiligten Polynome und es seien
die
Homogenisierungen
(bezüglich der neuen Variablen
)
davon. Es seien
die Produkte dieser Homogenisierungen mit einer Potenz von
derart, dass
alle den Grad
besitzen.
Dann definieren die
einen Morphismus
-
derart, dass das Diagramm
-
kommutativ ist.
Dabei liegt das Bild unter
auf dem projektiven Abschluss der affinen Bildkurve.
Die Abbildung
ist aufgrund von
Aufgabe 29.5
wohldefiniert, und zwar auf ganz
, da
insgesamt teilerfremd sind. Zur Kommutativität muss man lediglich beachten, dass
einerseits über
auf
-
![{\displaystyle {}(H_{1}(s,1),H_{2}(s,1),H_{3}(s,1))=\left(\varphi _{1}(s),\,\varphi _{2}(s),\,\psi (s)\right)\,}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/f0e5cb26b3aa3f51bc5950084090d1aed3b16acc)
abgebildet wird und andererseits auf
-
![{\displaystyle {}{\left({\frac {\varphi _{1}(s)}{\psi (s)}},{\frac {\varphi _{2}(s)}{\psi (s)}},1\right)}=\left(\varphi _{1}(s),\,\varphi _{2}(s),\,\psi (s)\right)\,.}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/abaca9a10c210fe5771730db084d0c679981f4ea)
Für den Zusatz sei
der affine Abschluss des Bildes und
der
projektive Abschluss
davon. Wir betrachten das offene Komplement
.
Da die Abbildung stetig ist, ist das Urbild
offen in
, und es kann nur Punkte aus
enthalten. Eine endliche und offene Teilmenge der projektiven Geraden muss aber leer sein.
![{\displaystyle \Box }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/029b77f09ebeaf7528fc831fe57848be51f2240b)
Es sei
ein
algebraisch abgeschlossener Körper
und sei
ein Polynom in einer Variablen vom Grad
.
Dann wird der
projektive Abschluss
des
Graphen
durch
beschrieben, wobei
die
Homogenisierung
von
bezeichnet. Dabei gibt es in
bei
(mit
)
noch den
glatten Punkt
und bei
noch den Punkt
, der bei
singulär ist.
Bei
besitzt der Punkt im Unendlichen die
Multiplizität
.
Die Gleichung für den projektiven Abschluss folgt direkt aus
Satz 28.8.
Den Schnitt von
mit der projektiven Geraden
im Unendlichen erhält man, wenn man in der Gleichung
setzt. Bei
liegt insgesamt die Geradengleichung
vor, und der Schnitt mit
legt den einzigen Punkt
fest. Bei
liegt die Kurvengleichung
-
mit
vor. Setzt man
,
so bleibt
übrig, woraus
folgt. Dies entspricht dem einzigen unendlich fernen Punkt
.
Für die Multiplizität betrachtet man die affine Gleichung der Kurve auf
. D.h. man setzt
und erhält die affine Gleichung
-
und der Punkt ist in diesen Koordinaten der Nullpunkt. Daher ist die Multiplizität gleich
mit der einzigen durch
gegebenen Tangente. Bei
ist die Multiplizität
und daher liegt ein singulärer Punkt vor.
![{\displaystyle \Box }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/029b77f09ebeaf7528fc831fe57848be51f2240b)
Dieser Satz ist so zu verstehen, dass bei
die
-Achse
(dafür steht der Punkt
)
„asymptotisch“ zum Graphen gehört
(und auch die einzige Asymptote des Graphen ist).
Die unendlich ferne Gerade
ist die
(einzige)
Tangente an diesem Punkt. Die Normalisierung von
ist der
, und zwar ist die Normalisierungsabbildung
nach Satz 29.5,
angewendet auf die affine Parametrisierung des Graphen
-
durch
-
gegeben. Dabei geht der unendlich ferne Punkt
auf
.
Es sei
ein
algebraisch abgeschlossener Körper
und seien
Polynome in einer Variablen
vom Grad
ohne gemeinsame Nullstelle. Es sei
und sei
die zugehörige rationale Funktion. Es seien
und
die zugehörigen
Homogenisierungen
Dann wird der
projektive Abschluss
des
Graphen
von
bei
durch
-
und bei
durch
-
beschrieben.
![{\displaystyle \Box }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/029b77f09ebeaf7528fc831fe57848be51f2240b)
- Monomiale projektive Kurven
Zu einer ebenen monomialen Kurve
mit teilerfremden Exponenten
gehört nach
Satz 29.5
die monomiale projektive Kurve
-
Auf der offenen Menge
ist dies die ursprüngliche Abbildung und auf
ist dies die affine Abbildung
-
Es seien
teilerfremd.
Für die durch
-
gegebene ebene projektive
monomiale Kurve
vom Grad
gelten folgende Aussagen.
- Die Kurve wird durch die homogene Gleichung
vom Grad
beschrieben.
- Die Kurve ist
glatt
für alle Punkte
und
.
- Die Kurve hat im Punkt
die
Multiplizität
und im Punkt
die Multiplizität
.
- Bei
ist die Kurve nicht glatt.
- Die affine Gleichung ist
, und nach
Satz 28.8
wird der projektive Abschluss durch die Homogenisierung, also durch
beschrieben.
- Auf der affinen Kurve
ist nach
Satz 20.12
nur der Nullpunkt, der dem projektiven Punkt
entpricht,
(eventuell)
nicht glatt. Die Punkte auf der Kurve außerhalb von
erhält man, indem man in der Gleichung
setzt. Dies erzwingt
,
sodass es lediglich noch den Punkt
gibt.
- Die Multiplizität in einem Punkt ist eine lokale Eigenschaft. Der Punkt
entspricht dem Nullpunkt auf der affinen monomialen Kurve
, deren Multiplizität im Nullpunkt nach
Korollar 23.8
gleich dem kleineren Exponenten, also gleich
ist. Der Punkt
liegt auf
und dort ist
die affine Gleichung. Die Multiplizität ist wieder der kleinere Exponent, also gleich
.
- Folgt aus (3).
![{\displaystyle \Box }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/029b77f09ebeaf7528fc831fe57848be51f2240b)