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Forschendes Lernen und Beteiligung von Studierenden an Forschung bzw. Gestaltung in den OERlabs Bearbeiten

Wie kann ich mich als StudentIn an Forschung und an der Gestaltung von Schule und Hochschule beteiligen? Eine mögliche Antwort auf diese Frage bietet das Forschende Lernen. Dieses findet nach Reinmann (2009) immer dann statt, „wenn Studierende eine eigene Forschungsarbeit durchführen […], wenn sie durch Übernahme einer einzelnen Aufgabe an einem Forschungsprojekt mitwirken […], wenn sie angeleitet und übend Forschung praktizieren […] oder wenn sie einen Forschungsprozess zumindest nachvollziehen können (genetisches Lernen)“ (Reinmann 2009, S.8[1]).

All dies geschieht dabei in einer sozialen Gemeinschaft und als sozialer Prozess (vgl. Huber 2007, S. 32[2]). Bei allen, von Reinmann (2009) zusammengefassten, Varianten forschenden Lernens werden Studierende aktiv in wissenschaftliches Handeln mit eingebunden und die Lernenden selbst als Forschende tätig (vgl. Reinmann 2009, S.9[3]). Beispiele für die Umsetzung dieses Prinzips finden sich auch in den unterschiedlichen Settings der OERlabs.

Doch was bewirkt Forschendes Lernen bei Studierenden und inwieweit kann dieses Prinzip zu einer verstärkten studentischen Beteiligung an Forschung und an der Gestaltung von Hochschule beitragen?

Diese Fragen werde ich, basierend auf meinen Erfahrungen von dem Seminar „Gestaltung und Produktion digitalen Lernmaterials“, versuchen im Folgenden darzustellen. Ein entscheidender Aspekt sind hier zunächst die vielen Freiheiten, die den Studierenden, u.a. in Form der freien Themen- und Gruppenwahl geboten, werden. Auf diese Weise kann den individuellen Interessen und Schwerpunkten gefolgt und die jeweils unterschiedlichen Stärken und Vorkenntnisse der Teilnehmenden können mit eingebracht werden. Obwohl die Studierenden nach wie vor Input, Unterstützung und bestimmte Zeitvorgaben erhalten, müssen sie, durch die ansonsten sehr offene Gestaltung, lernen mit der damit verbundenen Eigenständigkeit umzugehen. So besteht beispielsweise die Schwierigkeit sich auf eine geeignete Fragestellung/ ein geeignetes Thema zu fokussieren und sich während des Arbeitsprozesses nicht zu verzetteln. Ebenso lernen die Studierenden unterschiedliche Ansichten und Meinungen angemessen zu verhandeln und mit Kritik und Änderungen umzugehen. Dieser Austausch findet dabei nicht nur innerhalb der eigenen Projektgruppe, sondern auch regelmäßig mit allen Seminarteilnehmern und der Lehrperson statt. Dadurch erhalten die Studierenden nicht nur individuelle Rückmeldungen und Anregungen aus unterschiedlichsten Perspektiven, sondern ebenso die Möglichkeit die Arbeiten anderer Kommilitonen einzusehen. Gerade solche Beispiele wissenschaftlicher Arbeiten, die aus der Gruppe der eigenen Peers stammen, sind dabei Hofhues, Reinmann und Wagensommer (2008[4]) zufolge wichtig für Studierende, um ihre eigenen Arbeiten einschätzen und reflektieren zu können.

Diese unterscheiden sich dabei insofern von bestandenen Klausuren, dass es sich hierbei nicht um die bloße Wiedergabe vorgegebener Inhalte, sondern um die Produktion von etwas Eigenem, Individuellem und möglicherweise in der Form bisher noch nicht Existierendem handelt, ganz gleich ob theoretisch oder praktisch. Dadurch erweitern die Studierenden gewissermaßen die Rolle der Lernenden, werden selbst zu Produzenten und Autoren und damit auch Teil von Wissenschaft und Forschung.

Dieser Gedanke, Studierende in Forschung zu integrieren, wurde auch in der Präsentation der Ergebnisse aufgegriffen, indem zusätzlich zu den Seminarteilnehmern eine Jury aus verschiedenen Experten eingeladen wurde. Als Student*in erhält man so die Chance Feedback, auch von außerhalb des bisherigen Seminar Kontextes, zu erhalten und sein Projekt in einem ersten Schritt nach „außen“ in die Welt zu tragen. Gerade im Zusammenhang mit OER werden die Studierenden jedoch bereits von Beginn des Seminars an, ermutigt ihre Projekte so aufzubereiten, dass sie später online teilbar sind und unter einer Creative Commons Lizenz verbreitet werden können. Auf diese Weise können Studierende direkten Einfluss auf die Gestaltung von Schule und Hochschule nehmen, können bisherige Schwachstellen aufzeigen, Lösungen/ Verbesserungen anbieten und ihre Ideen eines guten Unterrichts oder guter Materialien mit anderen teilen. Durch diese Öffnung des universitären Kontextes in die „reale Welt“ spüren die Studierenden, aus eigener Erfahrung, auch einen stärkeren Anwendungs- und Berufsbezug und fühlen sich in ihren Projekten ernster genommen, als wenn es nur um ein bloßes Bestehen oder eine abstrakte Note geht.

Dieses Prinzip, Studierende ernst zu nehmen und sie an Forschung und an der Gestaltung von Hochschule direkt zu beteiligen, wurde von den OERlabs auch in den Multistakeholder-Dialogen aufgegriffen und bewusst Studierende als gleichwertige Stakeholder eingeladen. Solche Veranstaltungen und Räume, die einen solchen Austausch aller Hochschulangehörige ermöglicht, indem gemeinsam, aus unterschiedlichen Perspektiven, Probleme, Fragestellungen und Themen verhandelt werden, sind dabei nicht nur für die Studierenden, sondern für alle Beteiligten sehr produktiv und sollten im Hinblick auf die studentische Beteiligung weiter gefördert werden.

Quellen Bearbeiten

  1. Reinmann, G. (2009, Preprint) Wie praktisch ist die Universität? Vom situierten zum forschenden Lernen mit digitalen Medien. Erscheint in: M. Schulz & A. Neusius (Hrsg.): Tagungsband zum 6. Fernausbildungskongress der Bundeswehr. (Preprint). Online verfügbar unter: https://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2009/08/Artikel_Forschendes_situiertes_Lernen09.pdf, zuletzt abgerufen am 09.10.2018.
  2. Huber, L. (2004) Forschendes Lernen.: 10 Thesen zum Verhältnis von Forschung und Lehre aus der Perspektive des Studiums. Die hochschule. journal für wissenschaft und bildung, 2, S.29-49.
  3. Reinmann, G. (2009, Preprint) Wie praktisch ist die Universität? Vom situierten zum forschenden Lernen mit digitalen Medien. Erscheint in: M. Schulz & A. Neusius (Hrsg.): Tagungsband zum 6. Fernausbildungskongress der Bundeswehr. (Preprint). Online verfügbar unter: https://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2009/08/Artikel_Forschendes_situiertes_Lernen09.pdf, zuletzt abgerufen am 09.10.2018.
  4. Hofhues, S., Reinmann, G. & Wagensommer, V. (2008). w.e.b.Square – ein Modell zwischen Studium und freier Bildungsressource. In S. Zauchner; P. Baumgartner & A. Weissenbäck (Hrsg.): Offener Bildungsraum Hochschule: Freiheiten und Notwendigkeiten (S. 28-38). Münster (u.a.): Waxmann.

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