Binäre polyedrische Gruppen/Realisierung in SL2C/Invariantenringe/Textabschnitt


Wir wollen den Invariantenring zur binären Tetraedergruppe berechnen, die auf dem Polynomring operiert. Wir verwenden den Normalteiler . Der Invariantenring wird nach Beispiel von

erzeugt mit der Relation

Auf diesem Invariantenring wirkt die Restklassengruppe , wobei das nichttriviale Element (die ) durch

repräsentiert wird. Diese Matrix schickt auf und auf . Daher ist

und

und damit

Ferner wird auf

geschickt. Das Element wird auf

also auf sich selbst geschickt. Neben

sind, wie man direkt nachrechnet, auch

und

invariant. Wegen

einerseits und

andererseits haben wir zwischen diesen Invarianten die Relation

Mit und liegt also die Relation

vor.

Wir müssen noch zeigen, dass damit alle Invarianten erfasst sind, dass also der Invariantenring von erzeugt wird. Dazu lassen wir uns davon leiten, dass eine Operation der vorliegt, die von einer -Graduierung herrühren muss. Nach Fakt ist der Invariantenring gleich dem Ring der neutralen Stufe, der häufig einfacher zu bestimmen ist. Wie oben berechnet, wirkt der Erzeuger der Gruppe durch und . Durch Diagonalisierung dieser Matrix erhält man, dass

und

Eigenvektoren zu den Eigenwerten bzw. sind, die dritte Einheitswurzeln sind. Wegen

und

kann man die definierende Gleichung (des Invariantenringes zu ) in den Variablen als

Wir können also davon ausgehen, dass der Ring

vorliegt, der -graduiert ist, wobei den Grad , den Grad und den Grad bekommt. Die definierende Gleichung besitzt den Grad . Der Ring der nullten Stufe wird offenbar von erzeugt. Für die oben gefundenen invarianten Polynome gilt

und

Mit Hilfe der Relation kann man (und ) als Linearkombination von ausdrücken. Daher sind dies Algebraerzeuger des Invariantenrings und dieser ist zu

isomorph. Man spricht von der -Singularität.



Zur Berechnung des Invariantenringes zur Operation der binären Oktaedergruppe auf benutzen wir die Normalteilerbeziehung (mit der Restklassengruppe ), Fakt und Beispiel. Das Element , wobei eine achte primitive Einheitswurzel ist, wirkt durch und . Somit wird in der Darstellung

das Polynom auf

auf und auf geschickt. Auf dem isomorphen Ring ist dies einfach die Operation, die auf sich und auf ihr Negatives abbildet. Wir arbeiten mit der -Graduierung, bei der den Grad und den Grad besitzen. Nach Fakt ist der Invariantenring gleich der neutralen Stufe in der Graduierung. Diese Stufe wird neben von und erzeugt (wegen kann man auf verzichten). Zwischen besteht die Relation

Nach Umbenennung der Variablen ist also der Invariantenring zur binären Oktaedergruppe isomorph zu



Mit Hilfe von Fakt und Fakt kann man direkt invariante Polynome für die binäre Ikosaedergruppe angeben. Ein Ikosaeder hat Ecken, Flächen und Kanten, wobei die Ecken, die Flächenmittelpunkte und die Kantenmittelpunkte die Halbachsenklassen bilden. Daher gibt es invariante Polynome vom Grad und . Diese kann man mit einigem Rechenaufwand explizit ausrechnen, indem man explizit die Halbachsenklassen der reellen Ikosaedergruppe angibt (also beispielsweise alle zwölf Eckpunkte), diese ins Komplexe übersetzt und die zugehörigen Linearformen multipliziert. Unabhängig davon, ob diese Polynome explizit oder nicht vorliegen, kann man zeigen, dass diese den Invarianenring erzeugen, dass also gilt. Es sei dazu invariant, das wir als homogen annehmen dürfen. Wir führen Induktion über den Grad, wobei der Grad der (triviale) Induktionsbeginn ist. Es sei homogen von positivem Grad und es sei

die Faktorzerlegung in Linearfaktoren. Nach Fakt  (3) enthält die (nichtleere) Indexmenge eine volle Bahn der Operation der reellen Ikosaedergruppe auf bzw. . Wenn diese Bahn eine Halbachsenklasse ist, so ist

mit oder . Wegen der Invarianz von und ist auch invariant. Nach Induktionsvoraussetzung ist also . Wenn dagegen die Indexmenge keine Halbachsenklasse enthält, so enthält sie eine Bahn mit sechzig Elementen (aus für folgt, dass ein Halbachsenpunkt ist). Also ist

und ist invariant vom Grad . Nach Fakt ist der Raum der invarianten Polynome vom Grad zweidimensional. Die Polynome erzeugen diesen Raum, da sie paarweise linear unabhängig sind, was daraus folgt, dass sie (in ) aus unterschiedlichen Linearfaktoren zusammengesetzt sind. Daher ist und dies gilt nach Induktionsvoraussetzung auch für .

Weiterhin folgt aus der Zweidimensionalität der sechzigsten Stufe des Invariantenringes, dass eine Relation der Form

mit vorliegen muss, was den Isomorphietyp des Ringes bereits bestimmt.

Wir geben noch die invarianten Polynome zu den Halbachsen an, und zwar geben wir homogene invariante Polynome vom Grad an, wobei wir die Invarianz nur exemplarisch überprüfen. Wir setzen

und

Wenn man nachweist, dass diese Polynome invariant sind, so muss wegen und aus Gradgründen (bis auf Skalierung) , und , gelten. Die erzeugenden Matrizen

(wobei eine primitive -te komplexe Einheitswurzel sei) der binären Ikosaedergruppe wirken durch

bzw.

Es ist

und (mit einer aufwändigen Rechnung)

Zwischen diesen invarianten Polynomen besteht, wie eine aufwändige Rechnung zeigt, die Beziehung

Dies überprüft man, indem man die Koeffizienten zu den Monomen , , berechnet. Da diese Relation irreduzibel ist, liegt die Isomorphie

vor. Nach Umbenennung und Streckung der Variablen ist dieser Ring isomorph zu .