Es seien
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
und
(
N
,
B
,
ν
)
{\displaystyle {}(N,{\mathcal {B}},\nu )}
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-endliche Maßräume und
T
⊆
M
×
N
{\displaystyle {}T\subseteq M\times N}
eine messbare Teilmenge. Für jeden Punkt
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
ist
T
(
x
)
=
{
y
∈
N
∣
(
x
,
y
)
∈
T
}
.
{\displaystyle {}T(x)={\left\{y\in N\mid (x,y)\in T\right\}}\,.}
Wir erinnern an
Fakt ,
nachdem diese Mengen messbar sind. In welcher Beziehung steht
(
μ
⊗
ν
)
(
T
)
{\displaystyle {}(\mu \otimes \nu )(T)}
zur Funktion
M
⟶
R
,
x
⟼
ν
(
T
(
x
)
)
?
{\displaystyle M\longrightarrow \mathbb {R} ,\,x\longmapsto \nu (T(x))?}
Bei
N
=
R
{\displaystyle {}N=\mathbb {R} }
und wenn
T
{\displaystyle {}T}
der Subgraph zu einer nichtnegativen messbaren Funktion
f
{\displaystyle {}f}
ist, so ist
λ
1
(
T
(
x
)
)
=
f
(
x
)
{\displaystyle {}\lambda ^{1}(T(x))=f(x)}
und nach der Definition des
Integrals
gilt
(
μ
⊗
λ
1
)
(
T
)
=
∫
M
f
(
x
)
d
μ
=
∫
M
λ
1
(
T
(
x
)
)
d
μ
.
{\displaystyle {}(\mu \otimes \lambda ^{1})(T)=\int _{M}f(x)\,d\mu =\int _{M}\lambda ^{1}(T(x))\,d\mu \,.}
Der Satz von Cavalieri besagt, dass die Gleichheit zwischen links und rechts für beliebige messbare Teilmengen
T
{\displaystyle {}T}
gilt. Um diesen Satz überhaupt formulieren zu können, müssen wir zunächst sicherstellen, dass die Funktion
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T(x))}
messbar ist.
Es seien
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
und
(
N
,
B
,
ν
)
{\displaystyle {}(N,{\mathcal {B}},\nu )}
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-endliche Maßräume und sei
T
⊆
M
×
N
{\displaystyle {}T\subseteq M\times N}
eine
messbare Teilmenge .
Dann sind die Funktionen
M
⟶
R
¯
,
x
⟼
ν
(
T
(
x
)
)
,
{\displaystyle M\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,x\longmapsto \nu (T(x)),}
und
N
⟶
R
¯
,
y
⟼
μ
(
T
(
y
)
)
,
{\displaystyle N\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,y\longmapsto \mu (T(y)),}
messbar .
Wir zeigen die Messbarkeit der ersten Funktion
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T(x))}
. Dabei reduzieren wir zuerst auf die Situation in der das Maß
ν
{\displaystyle {}\nu }
auf
N
{\displaystyle {}N}
endlich
ist. Nach Voraussetzung gibt es eine
abzählbare
messbare
Ausschöpfung
N
n
↑
N
{\displaystyle {}N_{n}\uparrow N}
mit
ν
(
N
n
)
<
∞
{\displaystyle {}\nu (N_{n})<\infty }
.
Wir setzen
T
n
=
T
∩
(
M
×
N
n
)
{\displaystyle {}T_{n}=T\cap {\left(M\times N_{n}\right)}}
.
Dann ist
T
n
↑
T
{\displaystyle {}T_{n}\uparrow T}
und damit auch
T
n
(
x
)
↑
T
(
x
)
{\displaystyle {}T_{n}(x)\uparrow T(x)}
für jedes
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
.
Wenn wir für jedes
n
∈
N
{\displaystyle {}n\in \mathbb {N} }
die Messbarkeit von
x
↦
ν
(
T
n
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T_{n}(x))}
gezeigt haben, so folgt sie wegen
Fakt
auch für
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
=
lim
n
→
∞
ν
(
T
n
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T(x))=\lim _{n\rightarrow \infty }\nu (T_{n}(x))}
. Wir können also annehmen, dass
ν
(
N
)
<
∞
{\displaystyle {}\nu (N)<\infty }
ist.
Wir wollen zeigen, dass für jedes
T
⊆
M
×
N
{\displaystyle {}T\subseteq M\times N}
die Funktion
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T(x))}
messbar ist. Wie setzen
D
=
{
T
∈
A
⊗
B
∣
Die Funktion
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
ist messbar
}
{\displaystyle {\mathcal {D}}={\left\{T\in {\mathcal {A}}\otimes {\mathcal {B}}\mid {\text{Die Funktion }}x\mapsto \nu (T(x)){\text{ ist messbar}}\right\}}\,}
und müssen zeigen, dass dies die gesamte Produkt-
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-Algebra ist. Zunächst gehören die messbaren Quader
A
×
B
{\displaystyle {}A\times B}
zu
D
{\displaystyle {}{\mathcal {D}}}
. Es ist ja
(
A
×
B
)
(
x
)
=
{
B
,
falls
x
∈
A
∅
sonst
,
{\displaystyle {}(A\times B)(x)={\begin{cases}B,{\text{ falls }}x\in A\\\emptyset {\text{ sonst}}\,,\end{cases}}\,}
und damit ist
ν
(
T
(
x
)
)
=
ν
(
B
)
⋅
e
A
(
x
)
{\displaystyle {}\nu (T(x))=\nu (B)\cdot e_{A}(x)\,}
messbar. Wir zeigen, dass
D
{\displaystyle {}{\mathcal {D}}}
ein
Dynkin-System
ist. Es ist
M
×
N
∈
D
{\displaystyle {}M\times N\in {\mathcal {D}}}
.
Seien
S
⊆
T
{\displaystyle {}S\subseteq T}
Teilmengen, die zu
D
{\displaystyle {}{\mathcal {D}}}
gehören. Dann ist
(
T
∖
S
)
(
x
)
=
T
(
x
)
∖
S
(
x
)
{\displaystyle {}(T\setminus S)(x)=T(x)\setminus S(x)}
und
ν
(
(
T
∖
S
)
(
x
)
)
=
ν
(
T
(
x
)
)
−
ν
(
S
(
x
)
)
{\displaystyle {}\nu ((T\setminus S)(x))=\nu (T(x))-\nu (S(x))}
ist nach
Fakt
messbar. Für eine disjunkte abzählbare Vereinigung
T
=
⨄
i
∈
I
T
i
{\displaystyle {}T=\biguplus _{i\in I}T_{i}}
ist
T
(
x
)
=
⨄
i
∈
I
T
i
(
x
)
{\displaystyle {}T(x)=\biguplus _{i\in I}T_{i}(x)}
.
Wenn
T
i
∈
D
{\displaystyle {}T_{i}\in {\mathcal {D}}}
für alle
i
∈
I
{\displaystyle {}i\in I}
ist, so ist die Funktion
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
=
∑
i
∈
I
ν
(
T
i
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T(x))=\sum _{i\in I}\nu (T_{i}(x))}
nach
Fakt
wieder messbar.
Damit ist insgesamt
D
{\displaystyle {}{\mathcal {D}}}
ein Dynkin-System, das das durchschnittsstabile Erzeugendensystem aller Quader für die
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-Algebra
A
⊗
B
{\displaystyle {}{\mathcal {A}}\otimes {\mathcal {B}}}
enthält. Deshalb ist
D
=
A
⊗
B
{\displaystyle {}{\mathcal {D}}={\mathcal {A}}\otimes {\mathcal {B}}}
nach
Fakt .
◻
{\displaystyle \Box }
Wir werden im Folgenden die Notation
∫
M
f
(
x
)
d
μ
(
x
)
{\displaystyle {}\int _{M}f(x)\,d\mu (x)}
verwenden, die betont, dass die Funktion
f
{\displaystyle {}f}
von
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
abhängt. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn es um einen Produktraum
M
×
N
{\displaystyle {}M\times N}
geht und Verwechslungen möglich sind.
Es seien
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
und
(
N
,
B
,
ν
)
{\displaystyle {}(N,{\mathcal {B}},\nu )}
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-endliche Maßräume .
Dann gilt für alle
messbaren Teilmengen
T
⊆
M
×
N
{\displaystyle {}T\subseteq M\times N}
die Beziehung
(
μ
⊗
ν
)
(
T
)
=
∫
M
ν
(
T
(
x
)
)
d
μ
(
x
)
=
∫
N
μ
(
T
(
y
)
)
d
ν
(
y
)
.
{\displaystyle {}(\mu \otimes \nu )(T)=\int _{M}\nu (T(x))\,d\mu (x)=\int _{N}\mu (T(y))\,d\nu (y)\,.}
Wir zeigen zuerst, dass die Zuordnung
A
⊗
B
⟶
R
¯
,
T
⟼
∫
M
ν
(
T
(
x
)
)
d
μ
(
x
)
,
{\displaystyle {\mathcal {A}}\otimes {\mathcal {B}}\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,T\longmapsto \int _{M}\nu (T(x))\,d\mu (x),}
ein
Maß
auf der Produkt-
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-Algebra
ist. Es sei dazu
T
=
⨄
i
∈
I
T
i
{\displaystyle {}T=\biguplus _{i\in I}T_{i}}
eine
abzählbare Zerlegung
in
paarweise disjunkte
messbare Teilmengen .
Nach
Aufgabe
ist
∫
M
ν
(
T
(
x
)
)
d
μ
=
∫
M
ν
(
(
⨄
i
∈
I
T
i
)
(
x
)
)
d
μ
=
∫
M
ν
(
⨄
i
∈
I
T
i
(
x
)
)
d
μ
=
∫
M
∑
i
∈
I
ν
(
T
i
(
x
)
)
d
μ
=
∑
i
∈
I
∫
M
ν
(
T
i
(
x
)
)
d
μ
,
{\displaystyle {}{\begin{aligned}\int _{M}\nu (T(x))\,d\mu &=\int _{M}\nu {\left({\left(\biguplus _{i\in I}T_{i}\right)}(x)\right)}\,d\mu \\&=\int _{M}\nu {\left(\biguplus _{i\in I}T_{i}(x)\right)}\,d\mu \\&=\int _{M}\sum _{i\in I}\nu (T_{i}(x))\,d\mu \\&=\sum _{i\in I}\int _{M}\nu (T_{i}(x))\,d\mu ,\end{aligned}}}
sodass die
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-Additivität
erfüllt ist.
Für einen Quader
A
×
B
{\displaystyle {}A\times B}
ist
∫
M
ν
(
(
A
×
B
)
(
x
)
)
d
μ
=
∫
A
ν
(
B
)
d
μ
=
μ
(
A
)
⋅
ν
(
B
)
.
{\displaystyle {}\int _{M}\nu ((A\times B)(x))\,d\mu =\int _{A}\nu (B)\,d\mu =\mu (A)\cdot \nu (B)\,.}
Aufgrund des
Eindeutigkeitssatzes für das Produktmaß
muss daher das durch das Integral definierte Maß mit dem Produktmaß übereinstimmen.
◻
{\displaystyle \Box }