Kurs:Algebraische Zahlentheorie (Osnabrück 2020-2021)/Vorlesung 27/latex

\setcounter{section}{27}






\zwischenueberschrift{Einheitswurzeln in Zahlbereichen}

Eine Einheitswurzel in einem kommutativen Ring $R$ ist das gleiche wie eine Torsionseinheit, also ein Element
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{x }
{ \in }{R }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{x^n }
{ = }{1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} für ein
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ \in }{\N_+ }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Die Menge aller Einheitswurzeln bilden eine Untergruppe der Einheitengruppe $R^{\times}$. Wir bezeichnen sie mit
\mathl{\mu_{ } { \left( R \right) }}{.} Ebenso bildet die Menge aller $n$-ten Einheitswurzeln eine Untergruppe, die wir mit
\mathl{\mu_{ n } { \left( R \right) }}{} bezeichnen. Da eine $n$-te Einheitswurzel eine Nullstelle des Polynoms $X^n-1$ ist, gibt es über einem Körper und damit auch über einem Integritätsbereich nach Korollar 19.9 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) maximal $n$ Nullstellen. Für einen Integritätsbereich ist also
\mathl{\mu_{ n } { \left( R \right) }}{} eine endliche Gruppe mit höchstens $n$ Elementen. Nach Satz 9.5 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) handelt es sich um eine zyklische Gruppe. Wenn sie die Ordnung $n$ besitzt, so nennt man einen Erzeuger eine \stichwort {primitive Einheitswurzel} {.} Für die abstrakte multiplikative geschrieben zyklische Gruppe mit $n$ Elementen schreiben wir $\mu_n$ und die Eigenschaft, dass ein Körper $K$ $n$ $n$-te Einheitswurzeln besitzt schreiben wir kurz als
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\mu_n }
{ \subseteq }{K }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}





\inputfaktbeweis
{Normaler Integritätsbereich/Quotientenkörper/Einheitswurzeln/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Es sei $R$ ein \definitionsverweis {normaler Integritätsbereich}{}{} mit \definitionsverweis {Quotientenkörper}{}{} $Q(R)$.}
\faktfolgerung {Dann ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \mu_{ } { \left( R \right) } }
{ = }{ \mu_{ } { \left( Q(R) \right) } }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Die Inklusion
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \mu_{ } { \left( R \right) } }
{ \subseteq }{ \mu_{ } { \left( Q(R) \right) } }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist klar. Sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{q }
{ \in }{\mu_{ } { \left( Q(R) \right) } }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} sagen wir
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{q^n }
{ = }{1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Da $q$ die \definitionsverweis {Ganzheitsgleichung}{}{}
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{X^n-1 }
{ =} { 0 }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} erfüllt, folgt aus der Normalität direkt, dass
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{q }
{ \in }{R }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} gehört.

}


Diese Beobachtung kann man für Zahlbereiche anwenden. Wir werden im Folgenden die Aussagen für die Zahlbereiche formulieren, wobei die Argumente teilweise über die Quotientenkörper, also über endliche Erweiterungen von $\Q$, gehen, teilweise über den Zahlbereich selbst. Ohne die Voraussetzung normal ist die Aussage nicht richtig, wie das folgende Beispiel zeigt.




\inputbeispiel{}
{

Wir betrachten den Ring
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{R }
{ =} { \Z[2 { \mathrm i} ] }
{ \subseteq} { \Z[ { \mathrm i} ] }
{ \subseteq} { \Q[ { \mathrm i} ] }
{ =} {K }
} {}{}{.} Der Quotientenkörper von $R$ ist $\Q[ { \mathrm i}]$, $R$ ist nicht \definitionsverweis {normal}{}{.} In $R$ gibt es nur die Einheitswurzeln \mathkor {} {1} {und} {-1} {,} im Quotientenkörper gibt es dagegen die Einheitswurzeln
\mathl{1,-1,{ \mathrm i},-{ \mathrm i}}{.}


}





\inputfaktbeweis
{Zahlbereich/Reelle Einbettung/Einheitswurzeln/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Es sei $R$ ein \definitionsverweis {Zahlbereich}{}{,}}
\faktvoraussetzung {für den es zumindest eine reelle Einbettung gebe.}
\faktfolgerung {Dann ist die Gruppe der \definitionsverweis {Einheitswurzeln}{}{}
\mathl{\mu_{ } { \left( R \right) }}{} gleich $\{ 1,-1\}$.}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Dies folgt direkt aus einer Inklusion
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{R }
{ \subseteq }{ Q(R) }
{ \subseteq }{ \R }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} da es in $\R$ nur die beiden Einheitswurzeln \mathkor {} {1} {und} {-1} {} gibt und da Einheitswurzeln unter einem \definitionsverweis {Ringhomomorphismus}{}{} auf Einheitswurzeln abgebildet werden.

}


In den komplexen Zahlen gibt es alle Einheitswurzeln. Die Kreisteilungskörper und Kreisteilungsringe zeigen, dass man Einheitswurzeln in endlichen Erweiterungen von $\Q$ bzw. $\Z$ realisieren lassen. Die folgenden Aussagen zeigen, dass die Kreisteilungskörper im Wesentlichen durch ihre enthaltenen Einheitswurzeln bestimmt sind.




\inputfaktbeweis
{Körper/Charakteristik 0/Einheitswurzeln/Kreisteilungskörper/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Es sei $K$ ein \definitionsverweis {Körper}{}{} der \definitionsverweis {Charakteristik}{}{} $0$ und sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ \in }{\N }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann enthält $K$ genau dann eine \definitionsverweis {primitive}{}{} $n$-te \definitionsverweis {Einheitswurzel}{}{,} wenn für den $n$-ten \definitionsverweis {Kreisteilungskörper}{}{}
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ K_n }
{ \subseteq }{ K }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} gilt.}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Die eine Richtung ist klar. Für die Rückrichtung sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\zeta }
{ \in }{K }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} eine primitive $n$-te Einheitswurzel. Dies definiert einen \definitionsverweis {Einsetzungshomomorphismus}{}{} \maabbeledisp {} { \Q[X]/(X^n-1) } { K } {X} { \zeta } {.} Somit gibt es nach Lemma 19.9 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) einen induzierten Ringhomomorphismus \maabbdisp {} { \Q[X]/ { \left( \Phi_{d} \right) } } { K } {} mit einem Teiler $d$ von $n$. Doch dann gibt es auch einen Ringhomomorphismus \maabbeledisp {} { \Q[X]/(X^d-1) } { K } {X} { \zeta } {.} Bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{d }
{ < }{n }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist dies ein Widerspruch zur Ordnung von $\zeta$. Also ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{d }
{ = }{n }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und es gibt einen Ringhomomorphismus \maabbdisp {} { K_n = \Q[X]/ { \left( \Phi_{n} \right) } } { K } {.}

}





\inputfaktbeweis
{Kreisteilungskörper/Einheitswurzeln/Gleichheit/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Die \definitionsverweis {Einheitswurzelgruppe}{}{} des $n$-ten \definitionsverweis {Kreisteilungskörpers}{}{} $K_n$ ist}
\faktfolgerung {
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \mu_{ } { \left( K_n \right) } }
{ =} { \mu_n }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} bei $n$ gerade und
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \mu_{ } { \left( K_n \right) } }
{ =} { \mu_{2n} }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} bei $n$ ungerade.}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Nach Konstruktion der Kreisteilungskörper ist klar, dass $K_n$ die $n$-ten Einheitswurzeln enthält. Wenn $n$ ungerade und $\zeta$ eine primitive $n$-te Einheitswurzel ist, so ist $- \zeta$ eine primitive $2n$-te Einheitswurzel und somit sind die Inklusionen $\supseteq$ klar. Es ist also noch zu zeigen, dass die Kreisteilungskörper keine weiteren Einheitswurzeln enthält. Dazu können wir annehmen, dass $n$ gerade ist. Es sei $\xi$ eine zusätzliche Einheitswurzel der Ordnung $m$. Wir können annehmen, dass $m$ gerade und ein echtes Vielfaches von $n$ ist, da die von $\xi$ und einer primitiven $n$-ten Einheitswurzel $\zeta$ erzeugte Untergruppe wieder endlich und zyklisch und ihre \definitionsverweis {Ordnung}{}{} ein Vielfaches der beiden Ordnungen sein muss. Aus
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \mu_m }
{ \subseteq }{K_n }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} folgt
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{K_m }
{ \subseteq }{ K_n }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} nach Lemma 27.4. Es ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{m }
{ = }{2^r p_1^{r_1} \cdots p_k^{r_k} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{n }
{ = }{2^s p_1^{s_1} \cdots p_k^{s_k} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{r }
{ \geq }{s }
{ \geq }{1 }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{r_j }
{ \geq }{s_j }
{ \geq }{1 }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Da ein Exponent echt größer ist, ergibt sich ein Widerspruch zu Satz 17.10.

}





\inputfaktbeweis
{Zahlbereich/Einheitswurzeln/Endlich/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Es sei $R$ ein \definitionsverweis {Zahlbereich}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann ist
\mathl{\mu_{ } { \left( R \right) }}{} endlich und \definitionsverweis {zyklisch}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Wir argumentieren in der endlichen Erweiterung
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\Q }
{ \subseteq }{ K }
{ = }{Q(R) }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} die den Grad $d$ habe. Wir behaupten zunächst, dass die \definitionsverweis {Ordnungen}{}{} in $\mu_{ } { \left( K \right) }$ beschränkt ist. Nehmen wir an, dass dies nicht der Fall ist, und sei
\mathbed {r_n} {}
{n \in \N} {}
{} {} {} {,} eine streng wachsende \zusatzklammer {und damit unbeschränkte} {} {} Folge von natürlichen Zahlen, die als Ordnungen von Elementen aus $\mu_{ } { \left( K \right) }$ vorkommen. Dann gilt nach Lemma 27.4 für die \definitionsverweis {Kreisteilungskörper}{}{}
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ K_{ r_n } }
{ \subseteq} {K }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Für der Grad $d$ gilt dann unter Verwendung von Satz 17.10
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ d }
{ \geq} { \operatorname{grad}_{ \Q} K_{ r_n } }
{ =} { {\varphi (r_n)} }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Wenn in den Primfaktorzerlegungen der Folgenglieder $r_n$ unendlich viele Primzahlen $p_m$ vorkommen, so ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{d }
{ \geq} {p_m-1 }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Wenn hingegen in den Primfaktorzerlegungen nur endlich viele Primzahlen vorkommen, so gibt es darin eine Teilfolge mit Primzahlpotenzen
\mathl{p^{s_k}}{} als Teiler mit
\mathl{s_k \rightarrow \infty}{.} In diesem Fall ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{d }
{ \geq }{(p-1) p^{s_k-1} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} In beiden Fällen ergibt sich ein Widerspruch zur Endlichkeit von $d$. Die Endlichkeit der Gruppe folgt daher mit Korollar 19.9 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)). Die Zyklizität folgt aus Satz 9.5 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)).

}





\inputfaktbeweis
{Quadratischer Zahlbereich/Imaginär/Einheitswurzeln/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Es sei $R$ der \definitionsverweis {imaginär-quadratische Zahlbereich}{}{} mit \definitionsverweis {Diskriminante}{}{} $\triangle$.}
\faktfolgerung {Dann stimmt die \definitionsverweis {Einheitengruppe}{}{} $R^{\times}$ mit der Einheitswurzelgruppe
\mathl{\mu_{ } { \left( R \right) }}{} überein. Für diese gibt es die folgenden drei Möglichkeiten. \aufzaehlungdrei{Bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\triangle }
{ = }{-3 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \mu_{ } { \left( R \right) } }
{ \cong }{ \Z/(6) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} }{Bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\triangle }
{ = }{-4 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \mu_{ } { \left( R \right) } }
{ \cong }{ \Z/(4) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} }{Bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\triangle }
{ \leq }{-5 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \mu_{ } { \left( R \right) } }
{ = }{ \{1,-1\} }
{ \cong }{ \Z/(2) }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} }}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Wegen der expliziten Gestalt der Norm und Lemma 10.1 ist die Einheitengruppe endlich, stimmt also mit der Einheitswurzelgruppe überein. Es sei $A$ der quadratische Zahlbereich zur quadratfreien Zahl
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{D }
{ \leq }{ -1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{D }
{ = }{-1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist $A$ der Ring der Gaußschen Zahlen und es gibt die vier Einheiten
\mathl{1,-1,{ \mathrm i},-{ \mathrm i}}{,} und es ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\triangle }
{ = }{-4 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} nach Lemma 9.9. Dies ist der einzige quadratische Zahlbereich mit Diskriminante $-4$. Bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{D }
{ = }{\triangle }
{ = }{-3 }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} liegt der Ring der Eisensteinzahlen vor, siehe Beispiel 7.4. Er ist zugleich der dritte und der sechste Kreisteilungsring und seine Einheitswurzelgruppe ist nach Lemma 27.5 gleich $\Z/(6)$. Es sei also die Diskriminante $\leq -5$. Die Norm von
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ a+b \sqrt{D} }
{ \in }{ \Q[ \sqrt{D}] }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} \zusatzklammer {mit
\mavergleichskettek
{\vergleichskettek
{a,b }
{ \in }{\Q }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{}} {} {} ist durch
\mathl{a^2+ b^2 \betrag { D }}{} gegeben. Wenn das Element zum Ganzheitsring gehört, so sind bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{D }
{ = }{2,3 \mod 4 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} nach Satz 9.8 die Koeffizienten $a,b$ ganzzahlig und aus
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \betrag { D } }
{ \geq }{2 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} folgt
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{b }
{ = }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und aus Lemma 10.1 folgt
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{a }
{ = }{ \pm 1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Bei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{D }
{ = }{1 \mod 4 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} sind ebenfalls nach Satz 9.8 die Koeffizienten $a,b$ ganzzahlige Vielfache von $1/2$ und aus
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \betrag { D } }
{ \geq }{7 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} folgt wieder
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{b }
{ = }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{a }
{ = }{ \pm 1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}

}


Zu einer \definitionsverweis {kommutativen Gruppe}{}{} $H$ bezeichnen wir die Menge der \definitionsverweis {Automorphismen}{}{} mit $\operatorname{Aut} (H)$. Dies ist selbst eine Gruppe mit der Hintereinanderschaltung als Verknüpfung. Für die kommutative Gruppe $\Z/(n)$ ist ein Gruppenhomomorphismus in sich durch das Bild des Erzeugers festgelegt, und ein Automorphismus liegt genau dann vor, wenn der Erzeuger auf einen Erzeuger abgebildet wird. Deshalb ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \operatorname{Aut} { \left( \Z/(n) \right) } }
{ \cong} { { \left( \Z/(n) \right) }^{\times} }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{,} einer Einheit $a$ rechts entspricht der Gruppenhomomorphismus
\mathl{x \mapsto ax}{.} Für $\mu_n$, die multiplikativ geschriebene zyklische Gruppe der Ordnung $n$, gilt entsprechend
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \operatorname{Aut} { \left( \mu_n \right) } }
{ \cong} { { \left( \Z/(n) \right) }^{\times} }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{,} und der Einheit $a$ entspricht das Potenzieren
\mathl{x \mapsto x^a}{.} Die Beschreibung der Galoisgruppe für Kreisteilungskörper aus Satz 17.11 kann man somit als einen Gruppenisomorphismus
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \operatorname{Gal}\, ( K_n {{|}} \Q ) }
{ \cong} { \operatorname{Aut} ( \mu_n ) }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} verstehen. Zwischen diesen beiden Gruppen besteht nun stets der folgende Zusammenhang.





\inputfaktbeweis
{Zahlkörper/Galoissch/Wirkung auf Einheitswurzeln/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {Es sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\Q }
{ \subseteq }{K }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} eine \definitionsverweis {endliche Körpererweiterung}{}{} mit der \definitionsverweis {Galoisgruppe}{}{} $G$ und es sei
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \mu_{ } { \left( K \right) } }
{ =} {\mu_n }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} die \definitionsverweis {Einheitswurzelgruppe}{}{} zu $K$.}
\faktfolgerung {Dann \definitionsverweis {operiert}{}{} $G$ in natürlicher Weise auf $\mu_{ } { \left( K \right) }$, d.h. es gibt einen \definitionsverweis {Gruppenhomomorphismus}{}{} \maabbeledisp {} {G} { \operatorname{Aut} ( \mu_{ } { \left( K \right) } ) = { \left( \Z/(n) \right) }^{\times} } {\sigma} { (\zeta \mapsto \sigma (\zeta) ) } {.} Wenn eine \definitionsverweis {Galoiserweiterung}{}{} vorliegt, so ist diese Abbildung surjektiv.}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Nach Voraussetzung enthält $K$ die $n$-ten Einheitswurzeln und damit ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{K_n }
{ \subseteq }{K }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} nach Lemma 27.4. Insbesondere ist
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \mu_{ } { \left( K \right) } }
{ = }{ \mu_{ } { \left( K_n \right) } }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Die Abbildung \maabbdisp {} { \operatorname{Gal}\, ( K_n {{|}} \Q ) } { \operatorname{Aut} ( \mu_{ } { \left( K \right) } ) \cong { \left( \Z/(n) \right) }^{\times} } {} ist nach Satz 17.11 ein \definitionsverweis {Isomorphismus}{}{.} Wenn
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{\Q }
{ \subseteq }{K }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} galoissch ist, so ist $K$ nach Korollar 16.7 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) auch galoissch über $K_n$ und die $\Q$-Automorphismen lassen sich wegen Korollar 15.8 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) nach $K$ fortsetzen.

}