Kurs:Analysis (Osnabrück 2014-2016)/Teil III/Vorlesung 74/latex

\setcounter{section}{74}






\zwischenueberschrift{Die Transformationsformel für Integrale}





\inputfaktbeweis
{Diffeomorphismus/Transformationsformel/Integralformel für Quader/Fakt}
{Korollar}
{}
{

\faktsituation {Es seien \mathkor {} {G} {und} {H} {} \definitionsverweis {offene Mengen}{}{} im $\R^n$ und es sei \maabbdisp {\varphi} {G} {H } {} ein $C^1$-\definitionsverweis {Diffeomorphismus}{}{} mit der \definitionsverweis {Jacobi-Determinante}{}{}
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ (J(\varphi))(x) }
{ = }{ \det \left(D\varphi\right)_{x} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} für
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ x }
{ \in }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Es sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ Q }
{ \subseteq }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ein \definitionsverweis {kompakter}{}{} \definitionsverweis {achsenparalleler Quader}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann gilt
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{\lambda^n (\varphi(Q)) }
{ =} { \int_{ Q } \betrag { (J(\varphi))(x) } \, d \lambda^n }
{ } { }
{ } { }
{ } {}
} {}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Da $\varphi$ \definitionsverweis {stetig differenzierbar}{}{} ist, ist die Abbildung \maabbeledisp {} {G} { \R } {x} {j(x) = \betrag { (J(\varphi))(x) } = \betrag { \det \left(D\varphi\right)_{x} } } {,} \definitionsverweis {stetig}{}{} und daher nach Satz 36.10 \definitionsverweis {gleichmäßig stetig}{}{} auf dem \definitionsverweis {kompakten}{}{} Quader $Q$. D.h. zu jedem
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \epsilon }
{ > }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} gibt es ein
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \delta }
{ > }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ j( B \left( x,\delta \right)) }
{ \subseteq }{ B \left( j(x),\epsilon \right) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} für alle
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ x }
{ \in }{ Q }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Dann gibt es auch ein
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \tilde{\delta} }
{ > }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} derart, dass für alle kompakten Teilquader
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ K }
{ \subseteq }{ Q }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} mit maximaler Kantenlänge
\mathl{\leq \tilde{\delta}}{} das Bild
\mathl{j(K)}{} in einem abgeschlossenen Intervall der Länge $2 \epsilon$ liegt. Damit ist die Differenz zwischen dem Minimum und dem Maximum von
\mathl{{ \left\{ j(x) \mid x \in K \right\} }}{} maximal gleich
\mathl{2 \epsilon}{.}

Sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \epsilon }
{ > }{ 0 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} gegeben. Wir unterteilen $Q$ in
\mathl{k^n}{} kompakte Teilquader, indem wir jede Quaderkante in $k$ gleichlange Teile unterteilen, und wählen dabei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ k }
{ \in }{ \N }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} so groß, dass die entstehenden $k^n$ Teilquader die oben beschriebene Eigenschaft haben. Es sei $I$ eine Indexmenge zu dieser Unterteilung, es ist also
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ Q }
{ = }{ \bigcup_{i \in I} K_i }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und damit
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \varphi(Q) }
{ = }{ \bigcup_{i \in I} \varphi(K_i) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Diese beiden Vereinigungen sind nicht disjunkt, jedoch sind die Schnittmengen der Quader nach Lemma 66.11 und die Schnittmengen der
\mathl{\varphi(K_i)}{} als Bilder von Quaderseiten nach Korollar 73.6 \definitionsverweis {Nullmengen}{}{.} Wir wenden Lemma 73.7 auf die Teilquader $K_i$ an und erhalten
\mavergleichskettealignhandlinks
{\vergleichskettealignhandlinks
{ \sum_{i \in I} \lambda^n (K_i) \cdot {\min { \left( j(x) , x \in K_i \right) } } }
{ \leq} { \lambda^n (\varphi(Q)) }
{ =} { \sum_{i \in I} \lambda^n (\varphi(K_i)) }
{ \leq} { \sum_{i \in I} \lambda^n (K_i) \cdot {\max { \left( j(x) , x \in K_i \right) } } }
{ } { }
} {} {}{.} Dabei ist die Differenz zwischen links und rechts durch
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{\sum_{i \in I} \lambda^n(K_i) 2 \epsilon }
{ =} { 2 \epsilon \lambda^n(Q) }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} beschränkt, kann also durch
\mathl{\epsilon \rightarrow 0}{} beliebig klein gemacht werden. Die gleichen Abschätzungen gelten wegen der Monotonie des Integrals auch für das \definitionsverweis {Integral}{}{}
\mathl{\int_{ Q } j(x) \, d \lambda^n(x)}{,} sodass
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \lambda^n(\varphi(Q)) }
{ =} { \int_{ Q } j(x) \, d \lambda^n(x) }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} gilt.

}





\inputfaktbeweis
{Diffeomorphismus/Transformationsformel für Maße/Fakt}
{Satz}
{}
{

\faktsituation {Es seien \mathkor {} {G} {und} {H} {} \definitionsverweis {offene Mengen}{}{} im $\R^n$ und es sei \maabbdisp {\varphi} {G} {H } {} ein $C^1$-\definitionsverweis {Diffeomorphismus}{}{} mit der \definitionsverweis {Jacobi-Determinante}{}{}
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ (J(\varphi))(x) }
{ = }{ \det \left(D\varphi\right)_{x} }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} für
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ x }
{ \in }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Es sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ S }
{ \subseteq }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} eine \definitionsverweis {messbare Menge}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann ist
\mathl{\varphi(S)}{} ebenfalls \definitionsverweis {messbar}{}{} und es gilt
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \lambda^n (\varphi(S)) }
{ =} { \int_{ S } \betrag { J(\varphi) } \, d \lambda^n }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Ein \definitionsverweis {Diffeomorphismus}{}{} und seine \definitionsverweis {Umkehrabbildung}{}{} sind \definitionsverweis {stetig}{}{,} daher liegt eine Bijektion der \definitionsverweis {messbaren Teilmengen}{}{} von \mathkor {} {G} {und von} {H} {} vor. \teilbeweis {}{}{}
{Wir betrachten die beiden Zuordnungen \maabbeledisp {} {{\mathcal B } ( G )} { \overline{ \R } } {S} { \int_{ S } \betrag { J(\varphi) (x) } \, d \lambda^n (x) } {,} also das \definitionsverweis {Maß}{}{} auf $G$ mit der \definitionsverweis {Dichte}{}{}
\mathl{\betrag { J(\varphi) (x) }}{,} und \maabbeledisp {} {{\mathcal B } ( G )} {\overline{ \R } } {S} { \lambda^n (\varphi(S)) } {,} also das \definitionsverweis {Bildmaß}{}{} von $\lambda^n$ unter der Umkehrabbildung $\varphi^{-1}$, und müssen zeigen, dass diese beiden Maße gleich sind.}
{} \teilbeweis {}{}{}
{Nach Korollar 74.1 gilt die Gleichheit für alle kompakten achsenparallelen Quader. Aufgrund von Aufgabe 69.3 bzw. Korollar 73.6 gilt die Gleichheit auch für alle offenen bzw. \anfuehrung{nach oben halboffenen}{} achsenparallelen Quader, also Produkte von \definitionsverweis {nach oben halboffenen Intervallen}{}{.} Die Menge der endlichen disjunkten Vereinigungen von diesen zuletzt genannten Quadern bilden einen \definitionsverweis {Mengen-Präring}{}{} im $\R^n$. Diese Menge ist auch ein durchschnittsstabiles \definitionsverweis {Erzeugendensystem}{}{} für das System der \definitionsverweis {Borelmengen}{}{.} Daher müssen nach Satz 63.7 die beiden Maße generell übereinstimmen.}
{}

}


Wir kommen zur
\stichwort{Transformationsformel für Integrale}{.}




\inputfaktbeweis
{Diffeomorphismus/Transformationsformel für Integrale/Fakt}
{Satz}
{}
{

\faktsituation {Es seien \mathkor {} {G} {und} {H} {} \definitionsverweis {offene Mengen}{}{} im $\R^n$ und es sei \maabbdisp {\varphi} {G} {H } {} ein $C^1$-\definitionsverweis {Diffeomorphismus}{}{} mit der \definitionsverweis {Jacobi-Determinante}{}{}
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ (J(\varphi))(x) }
{ =} { \det \left(D\varphi\right)_{x} }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} für
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ x }
{ \in }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.} Es sei \maabbdisp {f} {H} {\R } {} eine \definitionsverweis {messbare Funktion}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann ist $f$ auf $H$ genau dann \definitionsverweis {integrierbar}{}{,} wenn die \definitionsverweis {Hintereinanderschaltung}{}{}
\mathl{f \circ \varphi}{} auf $G$ integrierbar ist. In diesem Fall gilt
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \int_{ H } f \, d \lambda^n }
{ =} { \int_{ G } (f \circ \varphi ) \betrag { J(\varphi) } \, d \lambda^n }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Die Zuordnung
\mathl{S \mapsto \lambda^n( \varphi(S ))}{} für \definitionsverweis {messbare Mengen}{}{}
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ S }
{ \subseteq }{ G }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ist ein \definitionsverweis {Maß}{}{} auf
\mathl{{\mathcal B } (G)}{} und zwar handelt es sich um das \definitionsverweis {Bildmaß}{}{}
\mathl{\varphi^{-1}_* \lambda^n}{} von $\lambda^n$ unter der Umkehrabbildung \maabbdisp {\varphi^{-1}} {H} {G } {.} Nach Satz 74.2 besitzt dieses Maß die \definitionsverweis {Dichte}{}{}
\mathl{x \mapsto \betrag { (J(\varphi))(x) }}{.} Daher gilt nach Aufgabe 73.19 und der allgemeinen Transformationsformel
\mavergleichskettealign
{\vergleichskettealign
{ \int_{ G } (f \circ \varphi) \cdot \betrag { J(\varphi) } \, d \lambda^n }
{ =} { \int_{ G } (f \circ \varphi) \, d (\varphi^{-1}_* \lambda^n) }
{ =} { \int_{ H } (f \circ \varphi \circ \varphi^{-1} ) \, d \lambda^n }
{ =} { \int_{ H } f \, d \lambda^n }
{ } { }
} {} {}{.}

}







\zwischenueberschrift{Beispiele zur Transformationsformel}

Wenn bei einem Diffeomorphismus der Betrag der Jacobi-Determinante überall $1$ ist, so ist er maßtreu. Es ist einfach, maßtreue, nichtlineare Abbildungen zu konstruieren.


\inputbeispiel{}
{

Es sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{h }
{ \in }{ \R[y] }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} ein beliebiges Polynom in der einen Variablen $y$. Dann ist die Abbildung \maabbeledisp {\varphi} {\R^2} {\R^2 } {(x,y)} { (x+h(y),y) } {} ein \definitionsverweis {flächentreuer Diffeomorphismus}{}{.} Die \definitionsverweis {Jacobi-Matrix}{}{} von $\varphi$ ist ja
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \operatorname{Jak}( \varphi )_{(x,y)} }
{ =} { \begin{pmatrix} 1 & h'(y) \\ 0 & 1 \end{pmatrix} }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{,} sodass die \definitionsverweis {Jacobi-Determinante}{}{} konstant gleich $1$ ist. Wenn man die Rollen von \mathkor {} {x} {und} {y} {} vertauscht und die Hintereinanderschaltung von solchen Abbildungen betrachtet, so erhält man flächentreue Abbildungen, denen man es nicht auf den ersten Blick ansieht. Beispielsweise ist zu
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \varphi(x,y) }
{ = }{ (x+y^2,y) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} und
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ \psi(x,y) }
{ = }{ (x,y+x^3) }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{} die Hintereinanderschaltung
\mavergleichskettealignhandlinks
{\vergleichskettealignhandlinks
{ (\psi \circ \varphi) (x,y) }
{ =} { \psi( \varphi (x,y) ) }
{ =} { \psi \left( x+y^2 , \, y \right) }
{ =} { \left( x+y^2 , \, y+ { \left( x+y^2 \right) }^3 \right) }
{ =} { \left( x+y^2 , \, y+x^3 +3x^2y^2+3xy^4+y^6 \right) }
} {} {}{.}


}





\inputfaktbeweis
{Polarkoordinaten/Transformationsformel/Fakt}
{Korollar}
{}
{

\faktsituation {Es sei \maabbeledisp {\varphi} {\R^2} {\R^2 } {(r, \theta)} { (r \cos \theta , r \sin \theta ) } {,} die \definitionsverweis {Polarkoordinatenauswertung}{}{} und es seien \mathkor {} {G} {und} {H} {} \definitionsverweis {offene Mengen}{}{,} auf denen $\varphi$ einen \definitionsverweis {Diffeomorphismus}{}{} induziert. Es sei \maabbdisp {f} {H} {\R } {} eine \definitionsverweis {integrierbare Funktion}{}{.}}
\faktfolgerung {Dann ist
\mavergleichskettedisphandlinks
{\vergleichskettedisphandlinks
{ \int_{ H } f(x,y) \, d \lambda^2(x,y) }
{ =} { \int_{ G } f(r \cos \theta ,r \sin \theta ) \cdot \betrag { r } \, d \lambda^2(r,\theta) }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.}}
\faktzusatz {Dies gilt auch dann, wenn außerhalb von Nullmengen ein Diffeomorphismus vorliegt. Insbesondere gilt bei stetigem $f$ die Formel
\mavergleichskettedisphandlinks
{\vergleichskettedisphandlinks
{ \int_{ \R^2 } f(x,y) \, d \lambda^2(x,y) }
{ =} { \int_{ 0 }^{ \infty } \int_{ 0 }^{ 2 \pi } f(r \cos \theta ,r \sin \theta ) \cdot r \, d \theta \, d r }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.}}
\faktzusatz {}

}
{

Dies folgt wegen
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \det \left(D\varphi\right)_{(r, \theta)} }
{ =} { \det \begin{pmatrix} \cos \theta & -r \sin \theta \\ \sin \theta & r \cos \theta \end{pmatrix} }
{ =} { r \cos^{ 2 } \theta + r \sin^{ 2 } \theta }
{ =} { r }
{ } { }
} {}{}{} direkt aus Satz 74.3.

}





\inputfaktbeweis
{Normalverteilung/Fehlerintegral/Fakt}
{Lemma}
{}
{

\faktsituation {}
\faktfolgerung {Es ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \int_{ -\infty }^{ +\infty } e^{- x^2 } \, d x }
{ =} {\sqrt{ \pi} }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.}}
\faktzusatz {}
\faktzusatz {}

}
{

Durch eine einfache Substitution ist die Aussage äquivalent zu
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \int_{ -\infty }^{ +\infty } { \frac{ 1 }{ \sqrt{2 \pi} } } e^{- { \frac{ t^2 }{ 2 } } } \, d t }
{ =} {1 }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Nennen wir dieses Integral $I$. Nach Korollar 73.2 ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{I^2 }
{ =} { { \left( \int_{ -\infty }^{ +\infty } { \frac{ 1 }{ \sqrt{2 \pi} } } e^{- { \frac{ t^2 }{ 2 } } } \, d t \right) } \cdot { \left( \int_{ -\infty }^{ +\infty } { \frac{ 1 }{ \sqrt{2 \pi} } } e^{- { \frac{ t^2 }{ 2 } } } \, d t \right) } }
{ =} { \int_{ \R^2 } { \frac{ 1 }{ 2 \pi } } e^{ - { \frac{ x^2+y^2 }{ 2 } } } \, d \lambda^2 }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Durch Einführung von \definitionsverweis {Polarkoordinaten}{}{} \mathkor {} {x= r \cos \theta} {und} {y= r \sin \theta} {} ist dieses Integral nach Korollar 74.5 und nach einer erneuten Anwendung von Korollar 73.2 gleich
\mavergleichskettealign
{\vergleichskettealign
{ \, }
{ =} { { \frac{ 1 }{ 2 \pi } } \int_{ [0, 2 \pi] \times \R_{\geq 0} } e^{- { \frac{ r^2 }{ 2 } } } \cdot r \, d \lambda^2(r,\theta) }
{ =} { { \frac{ 1 }{ 2 \pi } } { \left( \int_{ [0, 2 \pi] } 1 \, d \lambda^1(\theta) \right) } { \left( \int_{ \R_{\geq 0} } e^{- { \frac{ r^2 }{ 2 } } } \cdot r \, d \lambda^1(r) \right) } }
{ =} { \int_{ \R_{\geq 0} } e^{- { \frac{ r^2 }{ 2 } } } \cdot r \, d \lambda^1(r) }
{ =} { \int_{ 0 }^{ \infty } e^{- { \frac{ r^2 }{ 2 } } } \cdot r \, d r }
} {
\vergleichskettefortsetzungalign
{ =} { - e^{- { \frac{ r^2 }{ 2 } } } | _{ 0 } ^{ \infty } }
{ =} {1 }
{ } {}
{ } {}
} {}{.} Damit ist auch
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{I }
{ = }{1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{.}

}







\bild{ \begin{center}
\includegraphics[width=5.5cm]{\bildeinlesung {Hesounu-rybnik.JPG} }
\end{center}
\bildtext {} }

\bildlizenz { Hesounů rybník.JPG } {} {Juan de Vojníkov} {Commons} {CC-by-sa 3.0} {}




\inputbeispiel{}
{

Es soll eine Straße in der Ebene der Breite $2a$ asphaltiert werden. Dabei wird die Straße durch den Verlauf des Mittelstreifen vorgegeben, der durch die Kurve \maabbeledisp {} {[0,s]} {\R^2 } {t} {\psi(t) = \begin{pmatrix} f(t) \\g(t) \end{pmatrix} } {,} bestimmt ist. Dabei sei $\psi$ \definitionsverweis {zweimal stetig differenzierbar}{}{} und \definitionsverweis {bogenparametrisiert}{}{,} d.h. es sei
\mavergleichskette
{\vergleichskette
{ f'(t)^2 +g'(t)^2 }
{ = }{ 1 }
{ }{ }
{ }{ }
{ }{ }
} {}{}{,} was bedeutet, dass die Mittelstreifenkurve mit normierter Geschwindigkeit durchlaufen wird. Die Breite ist dabei senkrecht zum Mittelstreifen zu messen. Die zu asphaltierende Trasse wird dann durch die Abbildung \maabbeledisp {\varphi} {[0,s] \times [-a,a]} { \R^2 } {(t,r)} { \begin{pmatrix} f(t) \\g(t) \end{pmatrix} + r \begin{pmatrix} -g'(t) \\f'(t) \end{pmatrix} } {,} parametrisiert. Wir nehmen an, dass diese Parametrisierung injektiv ist, was erfüllt ist, wenn die Mittelstreifenabbildung $\psi$ injektiv ist und die Straße nicht zu breit werden soll.

Die Jacobi-Matrix der Parametrisierung ist
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \left(D\varphi\right)_{(t,r)} }
{ =} { \begin{pmatrix} f^{\prime} (t) - r g^{\prime \prime}(t) & - g'(t) \\ g^{\prime} (t) + r f^{\prime \prime}(t) & f'(t) \end{pmatrix} }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{.} Die Determinante davon ist
\mavergleichskettealignhandlinks
{\vergleichskettealignhandlinks
{ f'(t)f'(t) +g'(t)g'(t) - r { \left( g^{\prime \prime}(t) f'(t) - f^{\prime \prime}(t) g'(t) \right) } }
{ =} { 1- r { \left( g^{\prime \prime}(t) f'(t) - f^{\prime \prime}(t) g'(t) \right) } }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {} {}{.} Daher ist die Asphaltfläche nach der Transformationsformel gleich
\mathdisp {\int_{ [0,s] \times [-a,a] } \betrag { 1- r { \left( g^{\prime \prime}(t) f'(t) - f^{\prime \prime}(t) g'(t) \right) } } \, d \lambda^2} { . }
Wenn wir weiter annehmen, dass
\mavergleichskettedisp
{\vergleichskette
{ \betrag { g^{\prime \prime}(t) f'(t) - f^{\prime \prime}(t) g'(t) } }
{ \leq} { { \frac{ 1 }{ a } } }
{ } { }
{ } { }
{ } { }
} {}{}{} ist \zusatzklammer {was bedeutet, dass die Straßenbreite nicht allzu groß ist} {} {,} so ist dieses Integral nach Korollar 73.2 geich
\mavergleichskettealigndrucklinks
{\vergleichskettealigndrucklinks
{ \int_{ [0,s] \times [-a,a] } 1- r { \left( g^{\prime \prime}(t) f'(t) - f^{\prime \prime}(t) g'(t) \right) } \, d \lambda^2 }
{ =} { 2a s - { \left( \int_{ -a }^{ a } r \, d r \right) } { \left( \int_{ 0 }^{ s } g^{\prime \prime}(t) f'(t) - f^{\prime \prime}(t) g'(t) \, d t \right) } }
{ =} {2a s - 0 \cdot { \left( \int_{ 0 }^{ s } g^{\prime \prime}(t) f'(t) - f^{\prime \prime}(t) g'(t) \, d t \right) } }
{ =} {2as }
{ } { }
} {}{}{.} Dies bedeutet, dass die Asphaltfläche gleich der Mittelstreifenlänge mal der Straßenbreite ist.


}