Kurs:Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)/Teil I/Vorlesung 18

Da der Wurf ziemlich groß war, und Vorli als letzte geboren wurde, bekam sie wenig Milch ab. Die prallen Zitzen waren immer schon von den Geschwistern besetzt. Eine Zeitlang stand es kritisch um sie und sie musste von Hand aufgezogen werden.




Permutationen

In dieser Vorlesung stellen wir eine weitere Beschreibung für die Determinante mit Hilfe von Permutationen vor.


Zu einer Menge nennt man die Menge

der bijektiven Selbstabbildungen die Automorphismengruppe oder die Permutationsgruppe zu .

Die Verknüpfung ist die Hintereinanderschaltung von Abbildungen und somit assoziativ, die Identität ist das neutrale Element. Das inverse Element zu einer bijektiven Abbildung ist einfach die Umkehrabbildung. Damit handelt es sich um eine Gruppe. Eine bijektive Selbstabbildung nennt man auch eine Permutation.

Für eine endliche Menge schreibt man

Eine endliche Permutation kann man beispielsweise mit einer (vollständigen) Wertetabelle oder mit einem Pfeildiagramm beschreiben.





Es sei eine endliche Menge und eine Permutation auf . Man nennt einen Zykel der Ordnung , wenn es eine -elementige Teilmenge derart gibt, dass auf die Identität ist und die Elemente aus zyklisch vertauscht. Wenn ist, so schreibt man einfach


Wir betrachten die Permutation

Man kann sie als Produkt der beiden Zykel und schreiben.


Ein Element mit nennt man Fixpunkt der Permutation. Der Wirkungsbereich einer Permutation ist die Menge der Punkte aus , die keine Fixpunkte sind. Bei einem Zykel ist der Wirkungsbereich. Jede Permutation ist ein Produkt von Zykeln, was wir hier ohne Beweis erwähnen. Eine solche Produktdarstellung heißt Zykeldarstellung.


Zu einer natürlichen Zahl nennt man die Zahl

die Fakultät von (sprich Fakultät).



Es sei eine endliche Menge mit Elementen.

Dann besitzt die Permutationsgruppe genau Elemente.

Es sei . Für die gibt es mögliche Bilder, für gibt es noch mögliche Bilder, für gibt es noch mögliche Bilder, usw. Daher gibt es insgesamt

mögliche Permutationen.



Transpositionen

Eine Transposition auf einer endlichen Menge ist eine Permutation auf , die genau zwei Elemente miteinander vertauscht und alle anderen Elemente unverändert lässt.

Eine Transposition ist also ein Zykel der Länge .



Jede Permutation auf einer endlichen Menge

kann man als Produkt von Transpositionen schreiben.

Wir beweisen die Aussage durch Induktion über die Anzahl der Menge . Für ist nichts zu zeigen, sei also . Die Identität ist das leere Produkt aus Transpositionen. Es sei also nicht die Identität, und sei . Es sei die Transposition, die und vertauscht. Dann ist ein Fixpunkt von , und man kann auffassen als eine Permutation auf . Nach Induktionsvoraussetzung gibt es dann Transpositionen auf mit auf . Dies gilt dann auch auf , und daher ist .




Das Signum einer Permutation

Es sei und sei eine Permutation auf . Dann heißt die Zahl

das Signum (oder das Vorzeichen) der Permutation .

Das Signum ist oder , da im Zähler und im Nenner die bis auf das Vorzeichen gleichen Differenzen stehen. Es gibt für das Signum also nur zwei mögliche Werte. Bei spricht man von einer geraden Permutation und bei von einer ungeraden Permutation.


Es sei und sei eine Permutation auf . Dann heißt ein Indexpaar

ein Fehlstand von , wenn ist.



Es sei und sei eine Permutation auf . Es sei die Anzahl der Fehlstände von .

Dann ist das Signum von gleich

Wir schreiben

da nach dieser Umordnung sowohl im Zähler als auch im Nenner das Produkt aller positiven Differenzen steht.



Wir betrachten die Permutation

mit der Zyklendarstellung

Die Fehlstände sind

es gibt also Stück davon. Das Signum ist also gemäß Lemma 18.10, und die Permutation ist ungerade.


Das Signum ist ein Gruppenhomomorphismus im Sinne der folgenden Definition.


Es seien und Gruppen. Eine Abbildung

heißt Gruppenhomomorphismus, wenn die Gleichheit

für alle gilt.



Die durch das Signum gegebene Zuordnung

ist ein Gruppenhomomorphismus.

Es seien zwei Permutationen und gegeben. Dann ist



Es sei und sei eine Permutation auf . Es sei

als ein Produkt von Transpositionen geschrieben.

Dann gilt für das Signum die Darstellung

Die Transposition vertausche die beiden Zahlen . Dann ist

Die letzte Gleichung ergibt sich daraus, dass im ersten und im zweiten Produkt alle Zähler und Nenner positiv sind und dass im dritten und im vierten Produkt die Zähler negativ und die Nenner positiv sind, sodass sich diese (wegen der gleichen Indexmenge) Minuszeichen wegkürzen.

Die Aussage folgt dann aus der Homomorphieeigenschaft.


Es sei eine beliebige Menge mit Elementen, die nicht geordnet sein muss, und sei eine Permutation auf . Dann kann man nicht von Fehlständen sprechen und die Definition des Signums ist nicht direkt anwendbar. Man kann sich jedoch an Lemma 18.14 orientieren, um das Signum auch in dieser leicht allgemeineren Situation zu erklären. Dazu schreibt man als Produkt von Transpositionen und definiert

Um einzusehen, dass dies wohldefiniert ist, betrachtet man eine Bijektion

Die Permutation auf definiert auf die Permutation . Sei eine Darstellung als Produkt von Transpositionen auf . Dann gilt

mit . Dies sind ebenfalls Transpositionen, sodass die Parität von durch das Signum von festgelegt ist.



Die Leibnizformel für die Determinante



Für die Determinante einer - Matrix

gilt

Wir führen Induktion über , wobei der Induktionsanfang klar ist. Es sei also . Die Menge der Permutationen kann man aufspalten, indem man nach sortiert und die bijektive Abbildung

als eine Permutation auf auffasst, indem man beide Mengen ordnungstreu mit identifiziert. Dies ergibt eine Bijektion , wobei hier die Menge der Permutationen auf bezeichnet, die auf abbilden. Zwischen den Signa besteht dabei die Beziehung

da man Transpositionen braucht, um die -te Stelle und die erste Stelle zu vertauschen. Es besteht also insgesamt eine natürliche Bijektion

Somit gilt

wobei die Streichungsmatrix zur ersten Zeile und -ten Spalte ist (und sich die Indizierung auf diese Matrix bezieht). Für die vorletzte Gleichung geht die Induktionsvoraussetzung ein und die letzte Gleichung beruht auf der Entwicklung nach der ersten Zeile.



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