Kurs:Mathematik für Anwender I/1/Klausur mit Lösungen

Aufgabe * (4 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Die komplexe Konjugation.
  2. Die lineare Unabhängigkeit von Vektoren in einem -Vektorraum .
  3. Eine lineare Abbildung

    zwischen den -Vektorräumen und .

  4. Eine Cauchy-Folge in .
  5. Die Exponentialreihe für .
  6. Die Stetigkeit einer Abbildung

    in einem Punkt .

  7. Eine Treppenfunktion

    auf einem beschränkten reellen Intervall .

  8. Eine gewöhnliche Differentialgleichung mit getrennten Variablen.

Lösung

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Die komplexe Konjugation.
  2. Die lineare Unabhängigkeit von Vektoren in einem -Vektorraum .
  3. Eine lineare Abbildung

    zwischen den -Vektorräumen und .

  4. Eine Cauchy-Folge in .
  5. Die Exponentialreihe für .
  6. Die Stetigkeit einer Abbildung

    in einem Punkt .

  7. Eine Treppenfunktion

    auf einem beschränkten reellen Intervall .

  8. Eine gewöhnliche Differentialgleichung mit getrennten Variablen.


 

Aufgabe * (4 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Die Dimensionsformel für lineare Abbildungen.
  2. Das Quetschkriterium für reelle Folgen.
  3. Der Zwischenwertsatz für stetige Funktionen.
  4. Der Mittelwertsatz der Differentialrechnung.

Lösung

  1. Es sei ein Körper, und seien - Vektorräume und

    sei eine - lineare Abbildung und sei endlichdimensional.

    Dann gilt

  2. Es seien und reelle Folgen. Es gelte

    und

    und konvergieren beide gegen den gleichen Grenzwert .

    Dann konvergiert auch gegen .

  3. Es seien reelle Zahlen und sei eine stetige Funktion. Es sei eine reelle Zahl zwischen und .

    Dann gibt es ein mit .

  4. Es sei und sei

    eine stetige, auf differenzierbare Funktion.

    Dann gibt es ein mit


 

Aufgabe * (4 Punkte)

Zeige durch vollständige Induktion, dass für jedes die Zahl

ein Vielfaches von ist.

Lösung

Induktionsanfang. Für ist

ein Vielfaches von . Induktionsschritt. Es sei nun die Aussage für bewiesen und betrachten wir den Ausdruck für . Dieser ist

wobei im vorletzten Schritt die Induktionsvoraussetzung verwendet wurde (nämlich die Eigenschaft, dass ein Vielfaches von ist). Daher ist diese Zahl ein Vielfaches von .


 

Aufgabe * (3 Punkte)

Drücke in den Vektor

als Linearkombination der Vektoren

aus.

Lösung

Es geht darum, das lineare Gleichungssystem

zu lösen. Wir eliminieren mit Hilfe der dritten Gleichung die Variable aus der ersten Gleichung. Das resultierende System ist ()

Wir eliminieren nun aus mittels die Variable , das ergibt ()

Wir können jetzt dieses System lösen. Es ist

und

Also ist


 

Aufgabe * (4 Punkte)

Bestimme den Kern der linearen Abbildung

Lösung

Es geht darum, das lineare Gleichungssystem

zu lösen. Wir eliminieren mit Hilfe der ersten Gleichung die Variable . Das resultierende System ist (, )

Wir eliminieren nun aus mittels die Variable , das ergibt

()

Wir können jetzt dieses System lösen, wobei die anderen Variablen eindeutig festlegt. Es sei . Dann ist . Damit ist

Schließlich ist

Die Lösungsmenge, also der Kern, ist somit


 

Aufgabe * (3 Punkte)

Bestimme, für welche die Matrix

invertierbar ist.

Lösung

Eine Matrix ist genau dann invertierbar, wenn ihre Determinante ist. Die Determinante der Matrix ist

Dies ist gleich bei oder bei . Diese quadratische Gleichung ist äquivalent zu bzw. zu

Also ist

und damit

Die einzigen komplexen Zahlen, bei denen die Matrix nicht invertierbar ist, sind also


 

Aufgabe * (8 Punkte)

Es sei ein Vektorraum und

eine Familie von Vektoren in . Zeige, dass die Familie genau dann eine Basis von bildet, wenn es sich um ein minimales Erzeugendensystem handelt (d.h. sobald man einen Vektor weglässt, liegt kein Erzeugendensystem mehr vor).

Lösung

Die Familie sei zunächst eine Basis. Dann ist sie insbesondere ein Erzeugendensystem. Nehmen wir einen Vektor, sagen wir , aus der Familie heraus. Wir müssen zeigen, dass dann die verbleibende Familie, also kein Erzeugendensystem mehr ist. Wenn sie ein Erzeugendensystem wäre, so wäre insbesondere als Linearkombination der Vektoren darstellbar, d.h. man hätte

Dann ist aber

eine nichttriviale Darstellung der , im Widerspruch zur linearen Unabhängigkeit der Familie.

Es sei nun die Familie ein minimales Erzeugendensystem. Um zu zeigen, dass eine Basis vorliegt, muss also lediglich gezeigt werden, dass die Familie linear unabhängig ist. Nehmen wir an, sie sei nicht linear unabhängig. Dann gibt es eine Darstellung

wobei mindestens ein Koeffizient ist. Wir behaupten, dass dann auch die um reduzierte Familie noch ein Erzeugendensystem ist im Widerspruch zur Minimalität. Dazu sei ein beliebiger Vektor, den man als

schreiben kann. Wir können schreiben als

Damit ist

woraus ablesbar ist, dass man auch als Linearkombination der darstellen kann.


 

Aufgabe * (3 Punkte)

Entscheide, ob die Folge

in konvergiert und bestimme gegebenenfalls den Grenzwert.

Lösung

Für kann man die Folge (durch Erweiterung mit ) als

schreiben. Folgen vom Typ und sind Nullfolgen. Aufgrund der Summenregel für konvergente Folgen konvergiert der Zähler gegen und der Nenner gegen , so dass nach der Quotientenregel die Folge insgesamt gegen konvergiert.


 

Aufgabe * (4 Punkte)

Zeige, dass die Reihe

konvergiert.

Lösung

Wir zeigen, dass die Reihe absolut konvergiert, woraus nach Fakt ***** die Konvergenz folgt. Wegen

ist

Die Reihe konvergiert nach Beispiel *****, so dass nach dem Majorantenkriterium konvergiert.


 

Aufgabe * (6 (4+2) Punkte)

Wir betrachten die Funktion

a) Zeige, dass eine stetige Bijektion zwischen und definiert.

b) Bestimme das Urbild von unter sowie und . Fertige eine grobe Skizze für die Umkehrfunktion an.

Lösung

a) Die Funktion ist differenzierbar und die Ableitung ist

Für sind diese beiden Summanden positiv, so dass die Ableitung stets positiv ist und daher streng wachsend ist. Daher ist die Abbildung injektiv. Die Funktion ist stetig, da sie differenzierbar ist. Daher genügt es für die Surjektivität, aufgrund des Zwischenwertsatzes, nachzuweisen, dass beliebig große und beliebig kleine Werte angenommen werden.

Für ist und daher

Da der Logarithmus für beliebig kleine Werte annimmt, gilt das auch für .

Für ist und daher

Da der Logarithmus für beliebig große Werte annimmt, gilt das auch für .

b) Durch Einsetzen ergibt sich , also ist das Urbild von . Aufgrund der Berechnung der Ableitung oben ist . Aufgrund der Regel für die Ableitung der Umkehrfunktion gilt daher


 

Aufgabe * (5 Punkte)

Betrachte die Funktion

Bestimme die Nullstellen und die lokalen (globalen) Extrema von . Fertige eine grobe Skizze für den Funktionsverlauf an.

Lösung

Da die Exponentialfunktion keine Nullstelle besitzt, liegt nur bei , also bei eine Nullstelle vor. Unterhalb davon ist die Funktion negativ, oberhalb davon positiv.

Zur Bestimmung der lokalen Extrema leiten wir ab, was zu

führt. Die Nullstellenbestimmung der Ableitung führt auf

Quadratisches Ergänzen führt zu

bzw.

Also ist

und somit

Für ist die Ableitung negativ, für mit ist sie positiv und für wieder negativ. Daher ist die Funktion unterhalb von streng fallend, zwischen und streng wachsend und oberhalb von wieder streng fallend. Daher liegt in ein isoliertes lokales Minimum und in ein isoliertes lokales Maximum vor. Da es sonst keine lokalen Extrema gibt, und die Funktion für wächst, aber negativ bleibt, und für fällt, aber positiv bleibt, sind dies auch globale Extrema.


 

Aufgabe * (4 Punkte)

Bestimme das Taylor-Polynom der Funktion im Entwicklungspunkt der Ordnung .

Lösung

Die erste Ableitung ist

Die zweite Ableitung ist

Die dritte Ableitung ist

Die vierte Ableitung ist

Das Taylor-Polynom vom Grad ist demnach

bzw.


 

Aufgabe * (5 Punkte)

Es seien

zwei differenzierbare Funktionen. Es sei . Es gelte

Zeige, dass

Lösung

Wir betrachten die Hilfsfunktion

Nach den Voraussetzungen ist differenzierbar, es ist und es ist für alle . Wir müssen zeigen, dass für alle ist. Nehmen wir also an, dass es ein mit gibt. Aufgrund des Mittelwertsatzes gibt es ein mit

Da diese Zahl negativ ist, ergibt sich ein Widerspruch.


 

Aufgabe * (2 Punkte)

Berechne das bestimmte Integral zur Funktion

über .

Lösung

Eine Stammfunktion ist

Daher ist das bestimmte Integral gleich


 

Aufgabe * (5 Punkte)

Finde eine Lösung für die gewöhnliche Differentialgleichung

mit und .

Lösung

Es liegt eine Differentialgleichung mit getrennten Variablen vor. Wir setzen

davon ist

eine Stammfunktion. Die Umkehrfunktion davon ist ebenfalls

Wir setzen weiter

Wir machen den Ansatz für die Partialbruchzerlegung, also

Daraus ergibt sich die Bedingung

und daraus

Also ist

eine Stammfunktion von . Daher ist

eine Lösung, die für definiert ist und für die gilt.


 

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