Kurs:Zahlentheorie (Osnabrück 2008)/Vorlesung 8
Im nächsten Lemma verwenden wir folgende Notation:
Zu einer ungeraden Primzahl und einer Zahl sei
Es sei eine ungerade Primzahl und kein Vielfaches von . Dann gelten folgende Aussagen.
- Es ist , wobei wie im Gaußsches Vorzeichenlemma definiert ist.
- Es ist .
- Ist ungerade, so ist .
- Wir schreiben
Damit ist gerade genau dann, wenn ist. Dies bedeutet , was wiederum zu
äquivalent ist. Der Term ist der Rest von bei Division durch . Nach Definition ist genau dann , wenn dieser Rest ist.
- Aus Teil (1) und
dem Gaußschen Vorzeichenlemma
folgt wegen
(mit )
die Behauptung.
- Sei nun ungerade. Dann ist eine ganze Zahl. Unter Verwendung von Teil (2) erhält man
Für den Exponenten rechts gilt
Wegen folgt nach dem zweiten Ergänzungssatz die Identität
Man kann daher in der Gesamtgleichungskette
kürzen und erhält die Aussage.
Es seien und verschiedene ungerade Primzahlen. Dann gilt:
Es sei und . Nach Lemma 7.8 (3) gilt , sodass also zu zeigen ist. Betrachte
Diese Menge besitzt Elemente, und , da ja und teilerfremd sind. Es seien die negativen Elemente aus und die positiven Elemente aus . Es ist genau dann, wenn
ist, was genau für der Fall ist. Zu jedem , , gibt es also genau Elemente in . Damit hat genau
Elemente. Die entsprechende Überlegung liefert, dass genau Elemente besitzt, woraus
folgt.
Das quadratische Reziprozitätsgesetz kann man auch so formulieren:
Sind und zwei verschiedene ungerade Primzahlen, so gilt:
Damit kann man die Berechnung von auf die Berechnung von zurückführen. Darauf beruht der folgende Algorithmus.
Es seien und ungerade verschiedene Primzahlen, und man möchte berechnen, also herausfinden, ob ein quadratischer Rest modulo ist oder nicht. Ist , so berechnet man zuerst den Rest , und ersetzt durch den kleineren Rest, der natürlich keine Primzahl sein muss. Ist hingegen , so berechnet man die Reste von und modulo und kann dann mittels dem quadratischen Reziprozitätsgesetz auf zurückführen. In beiden Fällen kommt man also auf eine Situation, wo zu berechnen ist, wo eine ungerade Primzahl ist und beliebig.
Es sei die Primfaktorzerlegung von . Dann ist nach der Multiplikativität des Legendre-Symbols
Jetzt kann nach dem zweiten Ergänzungsgesetz berechnet und die können für nach dem gleichen Verfahren auf die Berechnung von zurückgeführt werden (von den Exponenten kommt es nur auf die Parität an). Bei diesem Verfahren werden natürlich die Nenner (und damit auch die Zähler) in den Legendre-Symbolen kleiner, sodass man schließlich das Resultat erhält.
Man möchte entscheiden, ob die Gleichung
eine Lösung besitzt. Dazu berechnet man
Der erste Faktor
lässt sich mit Hilfe des zweiten Ergänzungssatzes zu bestimmen, weil und ergibt das Vorzeichen .
Um den zweiten Faktor zu berechnen, wendet man das Reziprozitätsgesetz an:
weil gilt (der Rest braucht gar nicht mehr berechnet zu werden, da es ausreicht, dass hier oder modulo den Rest lässt, damit das Vorzeichen ist). Jetzt nutzt man aus, dass ist. Man schreibt:
Wiederum wendet man hier das Quadratische Reziprozitätsgesetz an: Es ist
da ist und da kein Quadrat modulo ist.
Setzt man nun beide Faktoren zusammen, so ergibt sich folgendes Resultat:
Damit weiß man, dass die obige Gleichung eine Lösung besitzt (die beiden Lösungen lauten und .). Auf dieses Ergebnis kommt man leider nur durch Probieren. Hat man aber eine Lösung, z.B. die , so berechnet man die zweite Lösung, indem man das additive Inverse im Körper bestimmt ()
Man möchte entscheiden, ob die Gleichung
eine Lösung besitzt. Dazu berechnet man
und kann wie oben die beiden Faktoren mit dem Reziprozitätsgesetz weiter vereinfachen:
und
Setzt man alles zusammen, so ergibt sich
und damit die Erkenntnis, dass die obige Gleichung keine Lösung besitzt.
Zur Berechnung des Legendre-Symbols muss man die Primfaktorzerlegung der beteiligten Zahlen kennen, was für große Zahlen ein erheblicher Rechenaufwand darstellen kann. Die Einführung des Jacobi-Symbols erlaubt es, zu entscheiden, ob eine Zahl quadratischer Rest ist oder nicht, ohne Primfaktorzerlegungen zu kennen.
Für eine ungerade Zahl und eine ganze Zahl definiert man das Jacobi-Symbol, geschrieben ( nach ), wie folgt. Es sei die Primfaktorzerlegung von . Dann setzt man
Im Fall eine ungerade Primzahl ist das Jacobi-Symbol nichts anderes als das Legendre-Symbol. Das Jacobi-Symbol ist also eine Verallgemeinerung des Legendre-Symbols. Es ist aber zu beachten, dass die inhaltliche Definition des Legendre-Symbols sich im allgemeinen nicht auf das Jacobi-Symbol überträgt. Das Jacobi-Symbol ist nicht genau dann , wenn ein Quadrat modulo ist.
Es seien ganze Zahlen und seien ungerade positive Zahlen. Dann gelten folgende Aussagen.
- Das Jacobi-Symbol hängt nur vom Rest ab.
- Es ist .
- Es ist .
Diese Aussagen folgen sofort aus der Definition des Jacobi-Symbols bzw. aus der Multiplikativität des Legendre-Symbols im Zähler.
Für das Jacobi-Symbol gilt das quadratische Reziprozitäts mitsamt den Ergänzungssätzen.
Es seien und ungerade verschiedene Zahlen, und man möchte das Jacobi-Symbol berechnen (man berechnet im Allgemeinen nicht, ob ein quadratischer Rest modulo ist, dies ist nur dann der Fall, wenn eine Primzahl ist). Durch die Restberechnung können wir sofort annehmen, dass ist. Wir schreiben
wobei ungerade sei. Dann gilt nach Lemma 8.7
Hier kann, nach dem quadratischen Reziprozitätsgesetz für das Jacobi-Symbol (und der Ergänzungssätze), berechnet werden und kann auf zurückgeführt werden. Bei diesem Verfahren werden natürlich die Nenner (und damit auch die Zähler) in den Jacobi-Symbolen kleiner, sodass man schließlich das Resultat erhält.