Injektiver Modul/Einführung/Textabschnitt


Es sei ein kommutativer Ring. Ein -Modul heißt injektiv, wenn es für jeden -Modul , jeden Untermodul und jeden -Modul-Homomorphismus eine Fortsetzung

gibt.

Über einem Körper ist jeder Vektorraum injektiv, da jeder Untervektorraum in einem Vektorraum ein direktes Komplement besitzt, und die lineare Abbildung auf dem Komplement irgendwie fortgesetzt werden kann. Für wird die Sache schon komplizierter.


Eine kommutative Gruppe heißt divisibel, wenn es zu jedem und jedem ein mit gibt.

Die Gruppe selbst ist nicht divisibel, dagegen ist als kommutative Gruppe divisibel, da ja zu jedem die Multiplikationsabbidung

surjektiv ist (man kann durch dividieren, daher der Name divisibel).



Zu einer divisiblen Gruppe

ist auch jede Restklassengruppe divisibel.

Sei . Für jedes gibt es mit . Dann gilt auch in .



Zu jeder kommutativen Gruppe

gibt es eine divisible Gruppe mit .

Wir schreiben mit einer geeigneten Indexmenge , die ein Erzeugendensystem von indiziere. Die freie Gruppe kann man in die divisible Gruppe einbetten. Daher gibt es eine Einbettung

und letztere ist nach Fakt divisibel.



Eine kommutative Gruppe

ist genau dann divisibel, wenn sie injektiv ist.



Es sei ein injektiver Modul über einem kommutativen Ring .

Dann spaltet jede kurze exakte Sequenz

von -Moduln.

Zur Identität gibt es eine Fortsetzung . Diese vermittelt die Spaltung.



Es sei ein kommutativer Ring, eine kommutative -Algebra und ein injektiver -Modul.

Dann ist auch der -Modul injektiv.

Es seien -Moduln und

ein -Modulhomomorphismus. Dies bedeutet explizit, dass gilt. Wir betrachten und als -Moduln und wir betrachten den -Modulhomomorphismus

Aufgrund der Injektivität von als -Modul gibt es eine -lineare Fortsetzung dieser Hintereinanderschaltung. Wir behaupten, dass die Abbildung

ein -Modulhomomorphismus ist. Zunächst ist klar, dass die Abbildung

zu gehört. Die Gesamtzuordnung ist -linear aufgrund der -Modulstruktur von . Für gilt , sodass in der Tat eine Fortsetzung gegeben ist.



Zu einem -Modul über einem kommutativen Ring

gibt es einen injektiven Modul mit .

Für die kommutative Gruppe gibt es nach Fakt eine divisible Gruppe und eine Einbettung . Nach Fakt ist ein injektiver -Modul. Nach Fakt ist dann auch der -Modul injektiv. Es liegt ein kommutatives Diagramm

vor, wobei die vertikalen Abbildungen durch gegeben sind. Alle Abbildungen sind injektiv. Die linke vertikale Abbildung und die untere horizontale Abbildung sind -Modulhomomorphismen, daher liegt insgesamt ein -Untermodul vor.



Eine injektive Auflösung eines -Moduls über einem kommutativen Ring ist ein exakter Komplex

von -Moduln, wobei die , , injektive Moduln sind.



Ein -Modul über einem kommutativen Ring

besitzt eine injektive Auflösung.

Nach Fakt gibt es einen injektiven Modul mit . Für den Restklassenmodul gibt es entsprechend einen injektiven Modul mit , u.s.w.



Es seien und -Moduln über einem kommutativen Ring . Es sei

ein exakter Komplex,

eine injektive Auflösung und

ein -Modulhomomorphismus.

Dann gibt es -Modulhomomorphismen

die mit den Homomorphismen in den Komplexen kommutieren.

Die Existenz der kommutierenden Homomorphismen wird durch Induktion über bewiesen. Zum Homomorphismus gibt es wegen und der Injektivität von einen kommutierenden Homomorphismus

dies sichert den Induktionsanfang. Es sei nun die Existenz der Homomorphismen bis bereits bewiesen. Wir betrachten das kommutative Diagramm

wobei der rechte vertikale Pfeil zu konstruieren ist. Es liegt eine Injektion

vor, und wegen der Kommutativität wird insgesamt auf nach hinein abgebildet. Daher liegt ein Homomorphismus

vor und dieser besitzt eine Fortsetzung nach .


Im Allgemeinen gibt es in der vorstehenden Situation mehrere Homomomorphismen von Kettenkomplexen. Allerdings sind sie zueinander homotop.


Es sei ein -Modul über einem kommutativen Ring . Es sei

ein exakter Komplex und es sei

ein Komplex, wobei die Moduln injektiv seien. Es seien

Homomorphismen von Kettenkomplexen.

Dann sind und homotop.

Wir definieren induktiv die Homotopien

und legen

als die Nullabbildung fest ( ist aber im Allgemeinen nicht injektiv). Nehmen wir nun an, dass die Homotopien bis einschließlich schon konstruiert seien. Es liegt ein kommutatives Diagramm

vor, und es gilt

Wir betrachten den Homomorphismus von nach . Für gilt dabei

da ja die als auch die mit den Ableitungen kommutieren. Dies bedeutet, dass das Bild von auf abbildet. Wir haben also einen induzierten Homomorphismus

Da der Komplex exakt ist, liegt eine injektive Abbildung

vor, und da injektiv ist, ergibt sich eine Fortsetzung

Dabei gilt



Es sei ein kommutativer Ring und seien und Moduln über . Es sei eine injektive Auflösung von . Dann nennt man die -te Homologie des Komplexes

den -ten Extmodul zu und . Er wird mit bezeichnet.



Es sei ein kommutativer Ring und seien und Moduln über .

Dann sind die -ten Extmoduln unabhängig von der für gewählten injektiven Auflösung.

Es seien

und

injektive Auflösungen von . Dann gibt es nach Fakt Homomorphismen von Kettenkomplexen

und

Dabei sind die Hintereinanderschaltungen und nach Fakt homotop zur Identität auf bzw. auf . Dies gilt nach Fakt auch für die zugehörigen Homomorphismen auf den Komplexen bzw. . D.h. für die induzierten Homomorphismen auf den Homologien gilt, dass die Verknüpfung

die Identität ist. Somit sind die kanonische Isomorphismen.



Es sei ein injektiver Modul über dem kommutativen Ring .

Dann ist

für jeden -Modul und jedes .

Dies folgt direkt unter Verwendung der injektiven Auflösung von mit und für .