Kurs:Elementare Algebra/10/Klausur mit Lösungen



Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
Punkte 3 3 0 2 2 2 4 4 3 4 0 3 3 2 3 3 6 4 4 8 63




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Der Körper der komplexen Zahlen (mit den Verknüpfungen).
  2. Ein Normalteiler in einer Gruppe .
  3. Ein Radikal in einem kommutativen Ring .
  4. Der Quotientenkörper zu einem kommutativen Ring .
  5. Ein Untervektorraum in einem -Vektorraum .
  6. Eine aus einer Teilmenge einer Ebene elementar konstruierbare Gerade .


Lösung

  1. Die Menge

    mit und , mit der komponentenweisen Addition und der durch

    definierten Multiplikation nennt man Körper der komplexen Zahlen.

  2. Ein Untergruppe ist ein Normalteiler, wenn

    für alle ist.

  3. Ein Ideal in einem kommutativen Ring heißt Radikal, wenn folgendes gilt: Falls ist für ein , so ist bereits .
  4. Zu einem Integritätsbereich ist der Quotientenkörper als die Menge der formalen Brüche

    mit natürlichen Identifizierungen und Operationen definiert.

  5. Die Teilmenge heißt Untervektorraum, wenn die folgenden Eigenschaften gelten.
    1. .
    2. Mit ist auch .
    3. Mit und ist auch .
  6. Die Gerade heißt aus elementar konstruierbar, wenn es zwei verschiedene Punkte derart gibt, dass die Verbindungsgerade dieser Punkte ist.


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Das Lemma von Bezout für zwei Elemente in einem Hauptidealbereich.
  2. Der Satz über die Faktorisierung für einen Ringhomomorphismus.
  3. Der Basisaustauschsatz.


Lösung

  1. Es sei ein Hauptidealbereich und seien zwei teilerfremde Elemente. Dann kann man die als Linearkombination von und darstellen, d.h. es gibt Elemente mit .
  2. Es seien und kommutative Ringe und es sei

    ein Ringhomomorphismus. Dann gibt es eine kanonische Faktorisierung

    wobei die kanonische Projektion, ein Ringisomorphismus und die kanonische Inklusion des Bildes ist.
  3. Es sei ein Körper und ein -Vektorraum mit einer Basis

    Ferner sei

    eine Familie von linear unabhängigen Vektoren in . Dann gibt es eine Teilmenge derart, dass die Familie

    eine Basis von ist.


Aufgabe (0 Punkte)


Lösung /Aufgabe/Lösung


Aufgabe (2 Punkte)

Beweise den Satz über die Lösbarkeit von Gleichungen in einer Gruppe .


Lösung

Wir betrachten die linke Gleichung. Aus beidseitiger Multiplikation mit (bzw. mit ) von links folgt, dass nur

als Lösung in Frage kommt. Wenn man dies einsetzt, so sieht man, dass es sich in der Tat um eine Lösung handelt.


Aufgabe (2 Punkte)

Berechne


Lösung

Es ist


Aufgabe (2 Punkte)

Es sei ein nichtkonstantes Polynom. Zeige, dass die Abbildung

surjektiv ist.


Lösung

Es sei vorgegeben. Da nicht konstant ist, ist auch nicht konstant und besitzt nach dem Fundamentalsatz der Algebra eine Nullstelle. Also gibt es ein mit

also


Aufgabe (4 Punkte)

Beweise das Lemma von Bezout für einen Hauptidealbereich.


Lösung

Es sei das von den Elementen erzeugte Ideal. Da wir in einem Hauptidealring sind, handelt es sich um ein Hauptideal; es gibt also ein Element mit . Wir behaupten, dass ein größter gemeinsamer Teiler der ist. Die Inklusionen zeigen, dass es sich um einen gemeinsamen Teiler handelt. Es sei ein weiterer gemeinsamer Teiler der . Dann ist wieder , was wiederum bedeutet. Die Darstellungsaussage folgt unmittelbar aus .

Im teilerfremden Fall ist .


Aufgabe (4 Punkte)

Bestimme in mit Hilfe des euklidischen Algorithmus den größten gemeinsamen Teiler von und .


Lösung

Es ist offenbar ein gemeinsamer Teiler der beiden Zahlen, deshalb bestimmen wir den größten gemeinsamen Teiler von und . Der Euklidische Algorithmus liefert:

Daher sind die beiden um gekürzten Zahlen teilerfremd und der größte gemeinsame Teiler der beiden Ausgangszahlen ist .


Aufgabe (3 Punkte)

Zeige, dass eine Quadratzahl stets eine ungerade Anzahl an Teilern besitzt.


Lösung

Es sei

und

die Primfaktorzerlegung von (mit verschiedenen Primfaktoren). Dann ist

Die Teiler von haben die Form

mit

für alle . Somit gibt es

Teiler von , und dies ist als ein Produkt von ungeraden Zahlen wieder ungerade.


Aufgabe (4 Punkte)

Beweise das Kernkriterium für die Injektivität eines Gruppenhomomorphismus


Lösung

Wenn injektiv ist, so darf auf jedes Element höchstens ein Element aus gehen. Da auf geschickt wird, darf kein weiteres Element auf gehen, d.h. . Es sei umgekehrt dies der Fall und sei angenommen, dass beide auf geschickt werden. Dann ist

und damit ist , also nach Voraussetzung und damit .


Aufgabe (0 Punkte)


Lösung /Aufgabe/Lösung


Aufgabe (3 (1+1+0.5+0.5) Punkte)

Wir betrachten in der Gruppe die Untergruppe

und die zugehörige Äquivalenzrelation.

a) Skizziere die Punkte (eine sinnvolle Auswahl) aus (als Punkte in ) mit einer Farbe.

b) Skizziere mit verschiedenen Farben die verschiedenen Äquivalenzklassen (Nebenklassen).

c) Wie viele Äquivalenzklassen gibt es? Beschreibe ein Repräsentantensystem.

d) Erstelle eine Verknüpfungstabelle für die Farben. Welche Farben sind zueinander invers?


Lösung Zweidimensionales Gitter/(1,1) und (1,-1)/Äquivalenzrelation/Farben/Restklassenaddition/Aufgabe/Lösung


Aufgabe (3 Punkte)

Es sei ein Körper. Wir betrachten die Abbildung

Welche Eigenschaften eines Ringhomomorphismus erfüllt die Abbildung , welche nicht?


Lösung

Es ist

die Abbildung ist also mit der Addition verträglich.

Es ist

die Abbildung ist also mit der Multiplikation verträglich.

Es ist

die Abbildung bildet also nicht die auf die ab. Insgesamt liegt kein Ringhomomorphismus vor.


Aufgabe (2 Punkte)

Zeige, dass es keinen Ringhomomorphismus von nach gibt.


Lösung

Angenommen, es existiert ein Ringhomomorphismus

Es sei , eine rationale Zahl. Es gilt dann

ein Widerspruch zu Fakt *****.


Aufgabe (3 Punkte)

Berechne in

das Produkt

( bezeichne die Restklasse von ).


Lösung

Es ist

und

Daher ist


Aufgabe (3 Punkte)

Berechne in .


Lösung

Der Zahl entspricht in das Paar . Das Element hat in die Ordnung . Das Element hat in wegen und die Ordnung . Die multiplikative Ordnung von ist somit . In gilt (durch abziehen von und etc.)

Daher ist die gefragte Potenz in Produktschreibweise gleich

Diesem Paar entspricht das Element .


Aufgabe (6 Punkte)

Wir betrachten die letzte Ziffer im kleinen Einmaleins (ohne die Zehnerreihe) als eine Familie von -Tupeln der Länge , also die Zeilenvektoren in der Matrix

Welche Dimension besitzt der durch diese Tupel aufgespannte Untervektorraum des ?


Lösung

Die Zeilen der Matrix seien mit bezeichnet. Es ist

und

Somit tragen die achte und die neunte Zeile nichts zur Vektorraumdimension bei, da sie in dem von den ersten sieben Zeilen erzeugten Untervektorraum liegen. Ferner zeigen diese Gleichungen, dass man die siebte Zeile durch die Zeile

und die sechste Zeile (durch und damit) durch

ersetzen kann. Wir berechnen

und bezeichnen hinfort die mit multiplizierten Vektoren mit . Es ist

In der Reihenfolge

sind diese Vektoren in oberer Dreiecksgestalt und somit ist die Dimension gleich .


Aufgabe (4 (1+1+2) Punkte)


a) Man gebe ein Beispiel für rationale Zahlen mit


b) Man gebe ein Beispiel für rationale Zahlen mit


c) Man gebe ein Beispiel für irrationale Zahlen und eine rationale Zahl mit


Lösung


a) Es ist

daher ist

und diese Zahlen sind rational und aus dem offenen Einheitsintervall.


b) Wir nehmen und und . Die Summe ist


c) Wir setzen

diese Zahl ist irrational, da irrational ist. Es gilt

Mit ist also ein Beispiel der gewünschten Art gefunden.


Aufgabe (4 Punkte)

Zeige, dass das Polynom

über irreduzibel ist.


Lösung

Nach Lemma 6.9 (Elemente der Algebra (Osnabrück 2024-2025)) genügt es zu zeigen, dass keine rationale Nullstelle besitzt. Nehmen wir an, dass

eine Nullstelle ist mit in gekürzter Darstellung. Es gilt dann

bzw.

Wenn eine Primzahl die Zahl teilt, folgt daraus, dass auch von geteilt wird, was der Gekürztheit widerspricht. Wegen ist auch . Also muss eine Einheit sein. Wenn von einer Primzahl geteilt wird, so wäre auch ein Vielfaches von . Also ist auch eine Einheit. Die verbleibenden Möglichkeiten , also , sind keine Nullstelle des Polynoms, wie Einsetzen zeigt.


Aufgabe (8 Punkte)

Es sei und es sei die Menge der -ten komplexen Einheitswurzeln. Es sei ein Polynom. Zeige, dass (d.h., dass als Polynom in geschrieben werden kann) genau dann gilt, wenn für jedes die Gleichheit

gilt.


Lösung

Es sei zunächst . Dann schreiben wir . Für ist somit

Für die Umkehrung sei

Es sei eine primitive -te Einheitswurzel, sodass man alle Einheitswurzeln eindeutig als , , schreiben kann. Es ist

Wir zeigen, dass die Koeffizienten zu , wenn kein Vielfaches von ist, gleich sind. Dies gilt dann auch für .

Es sei also kein Vielfaches von . Da primitiv ist, ist eine -te Einheitswurzel, aber nicht . Wegen der Faktorisierung

ist daher .