Kurs:Funktionentheorie (Osnabrück 2023-2024)/Vorlesung 28



Eisensteinreihen

Es sei ein Gitter und . Dann heißt

die Eisensteinreihe zum Gitter und zum Gewicht .



Es sei ein Gitter und . Dann erfüllen die Eisensteinreihen folgende Eigenschaften.

  1. Die Eisensteinreihen sind für absolut konvergent.
  2. Bei ist
  3. Für ungerades ist
  4. Für ist
  1. Dies ist ein Spezialfall von Lemma 27.7.
  2. Das ist klar.
  3. Es sei ungerade. Auf ist durch die Punktsymmetrie eine Äquivalenzrelation gegeben, bei der jedes mit sich und mit äquivalent ist. Wir summieren gemäß diesen Äquivalenzklassen und erhalten
  4. Es ist


Die Eisensteinreihen sind Invarianten, die den Gittern zugeordnet sind. Allerdings haben streckungsäquivalente Gitter nicht die gleichen Werte für die Eisensteinreihen, sondern es liegt das in Lemma 28.2  (4) beschriebene Transformationsverhalten vor. Für ein Gitter mit einer Basis der Form mit ist

insofern kann man eine Eisensteinreihe auch als abhängig vom Parameter und damit als Funktion auf auffassen.



Die -Invariante

Es sei ein Gitter. Ausgehend von den Eisensteinreihen legt man weitere Invarianten zu fest. Die Wahl der Normierungen durch relativ große Zahlen scheint zunächst willkürlich, wird aber einsichtig(er), wenn man die algebraische Gleichung für den zugehörigen komplexen Torus (siehe Satz 12.14 (Elliptische Kurven (Osnabrück 2021-2022))) berücksichtigt.


Es sei ein Gitter. Wir setzen

und

wobei und die Werte der Eisensteinreihen sind.


Es sei ein Gitter. Wir setzen

und nennen dies die Diskriminante des Gitters .


Es sei ein Gitter. Man nennt

die absolute Invariante oder die -Invariante des Gitters .

Statt von der absoluten Invarianten spricht man auch von der -Invarianten oder der universellen Invarianten.

Für ein Gitter der Form setzt man , , und .




Für ein Gitter und gelten die folgenden Regeln.

  1. Es ist
  2. Es ist
  3. Es ist
  4. Es ist

Die ersten beiden Aussagen folgen direkt aus Lemma 28.2  (4). Daraus ergeben sich auch die beiden anderen Aussagen.


Die Eigenschaft Lemma 28.7  (4) besagt, dass die -Invariante von streckungsäquivalenten Gittern gleich ist.


Wir betrachten das Gitter , für das die Multiplikation mit das Gitter bijektiv in sich selbst überführt. Wir wenden Lemma 28.7  (2) auf an und erhalten

Daraus folgt .



Wir betrachten das Gitter , für das die Multiplikation mit das Gitter bijektiv in sich selbst überführt. Wir wenden Lemma 28.7  (1) auf an und erhalten

Daraus folgt .




Die Differentialgleichung für die Weierstraßfunktion

Mit Hilfe der Eisensteinreihen können wir die Laurent-Entwicklung der Weierstraßschen Funktion beschreiben.


Die Laurent-Entwicklung der Weierstraßschen -Funktion im Nullpunkt ist

Für die Summanden in der Weierstraßschen -Funktion gilt unter der Bedingung nach der Ableitung von Satz 7.3 die Gleichung

Somit gilt für alle , die betragsmäßig kleiner als alle Gitterpunkte sind, die Beschreibung

da nach Lemma 28.2  (2) die Eisenstein-Werte zu ungeradem Index sind.



Es sei ein Gitter.

Dann besitzt der Körper der elliptischen Funktionen die Beschreibung

mit dem kubischen Polynom

in der Weierstraßschen -Funktion, wobei und die Werte der Eisensteinreihen für bezeichnen.

Es wurde bereits in Lemma 27.13 gezeigt, dass der Körper der elliptischen Funktionen von und erzeugt wird. Die Weierstraßsche Funktion ist definitiv nicht konstant, somit ist . Wenn wir die angesprochene algebraische Relation zwischen und etabliert haben, so folgt, da diese irreduzibel ist, die Beschreibung des Körpers.

Nach Lemma 28.10 ist

Daraus ergibt sich

und

und

wobei die weggelassenen höheren Terme holomorph sind. Wir betrachten die zusammengesetzte Funktion

die als polynomiale Kombination von elliptischen Funktionen wieder elliptisch ist, und allenfalls in den Gitterpunkten Pole besitzt. Die Laurent-Entwicklung dieser Funktion im Nullpunkt ist

Da sich hier die Polstellenterme wegheben, ist dies eine holomorphe elliptische Funktion, die im Nullpunkt den Wert besitzt. Daher ist die Funktion nach Lemma 27.3 konstant gleich und beschreibt eine algebraische Relation zwischen und .


Die Differentialgleichung

aus Satz 28.11 heißt Differentialgleichung für die Weierstraßsche Funktion . Dies sieht schon ziemlich stark wie die Gleichung einer elliptischen Kurve in kurzer Weierstraßform aus.

Wir betrachten die Faktorisierung

mit komplexen Zahlen . Wenn das Gitter ist, so sind nach Aufgabe 27.8 die Halbierungspunkte die Nullstellen von und damit auch der rechten Seite der obigen Gleichung. Man hat also , wenn man setzt, und die werden unter nur von diesen Halbierungspunkten aus einer halboffenen Fundamentalmasche getroffen. Nach Lemma 27.11 wird auf der halboffenen Fundamentalmasche jeder Wert von zweifach (mit Vielfachheiten gezählt) angenommen. Wenn ist, so auch . Dies wenden wir auf an, wo wir ein Urbild, nämlich schon kennen. Das andere Urbild stimmt aber, in die Fundamentalmasche verschoben, wieder mit überein. Daher sind die verschieden, was nach Lemma 4.8 (Elliptische Kurven (Osnabrück 2021-2022)) die Glattheit der Kurve bedeutet.



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